Der 5. Hohe Rat der Bruderschaft von SweeneyLestrange ================================================================================ Kapitel 14: Trauer ------------------ Die Sonne kam Anne unglaublich hell vor, nachdem sich ihre Augen an die beklemmende Düsternis im Totenreich gewöhnt hatten. Erst als sie sich blinzelnd mit zusammengekniffenen Augen umguckte, erschien ihr das Sonnenlicht nicht mehr allzu hell und sie konnte den frischen Wind in vollen Zügen genießen. Leider währte der glückliche Moment nicht ewig und viel zu schnell bahnten sich die schrecklichen Ereignisse, die im Totenreich geschehen waren, einen Weg in ihre Gedanken und mit ihnen die Taubheit hinter der sich all die Trauer und der Schrecken sicher verbargen. Plötzlich hörte Anne ein Schluchzen. Verwundert guckte sie sich um und sah John der Rotz und Wasser heulte. Siedend heiß fiel ihr ein, was das zu bedeuten hatte und auch wenn sie die Turner, abgesehen von Elizabeth, nicht sehr mochte, wollte sie doch wissen, ob Stiefelriemen Bill tatsächlich gestorben war. Eilig kletterte sie wieder aus der Takelage an Deck, wo sie langsam zu den Turnern ging. Eigentlich sagte Johns herzzerreißendes Schluchzen alles, aber irgendwie musste Anne sich selbst vergewissern. Warum wusste sie nicht und später verwünschte sie sich, dies getan zu haben. Der leblose Körper des alten Mannes war an den Mast gelehnt, der Mund stand leicht offen, als wäre Bill bei seinem Tod überrascht gewesen. Will schloss seinem toten Vater, gerade als Anne ankam, die ins Leere starrenden Augen. Er schien wie sein Sohn das Bedürfnis zu haben, weinen zu müssen, doch wollte er es sich nicht anmerken lassen und blickte betrübt zu Boden. Tröstend umarmte Elizabeth ihren Mann, auch sie trauerte über Stiefelriemen Bills Tod. All das die Leiche von Stiefelriemen Bill, Johns verheultes Gesicht, über dem unablässig die Tränen liefen und seine Eltern, die sich tröstend umarmt hatten und nun versuchten John zu trösten, all das war zu viel für Anne. Von Natur aus war sie immer ein sehr sensibler Mensch gewesen und nun, als sie das sah, bekam sie einen Kloß im Hals, den sie beim besten Willen nicht hinunterschlucken konnte. Ihre Betäubtheit, mit der sie sich vor den einstürmenden Gefühlen geschützt hatte, nachdem sie erfahren musste, was es bedeutete ein Crewmitglied der Flying Dutchman zu sein, bröckelte, wich den Gefühlen, die sie verzweifelt versucht hatte, zu verbergen. Unwillkürlich presste Anne ihre Hand auf den Mund, als ein erstickter Laut ihrer Kehle entrang. Sie konnte das ganze Elend, was sie nun in kürzester Zeit miterlebt hatte, nicht mehr länger unterdrücken, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ausgerechnet in dem Moment bemerkte John sie. „Anne“, brachte er mit erstickter Stimme hervor. Dann sah er, wie das Mädchen verzweifelt versuchte, die Tränen zu unterdrücken. „Du w-…“, fing er an. Doch den Rest konnte Anne nicht mehr hören. Sie ertrug es einfach nicht, jetzt auch noch von ihm Bemerkungen zu ihren Gefühlen zu hören, die er selbst wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen konnte. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie eigentlich tat, stürmte sie an Will und Elizabeth, die ihr überrascht nachsahen, vorbei unter Deck. Dort verlangsamte sie ihre Schritte etwas. Sie dachte nicht nach, wohin sie lief. Sie achtete auch nicht auf ihre Umgebung. Sie versuchte nur sich in Gedanken zu trösten und an schöne Dinge zu denken, die sie vielleicht noch erwarten könnten. Auf einmal hörte sie Johns helle Stimme an Deck nach ihr rufen. Da Anne sich noch nicht in der Lage fühlte, mit ihm oder jemand anderem zu sprechen, beschleunigte sie ihre Schritte wieder. Im Laufen wischte sie mit dem Ärmel die Tränen vom Gesicht und holte tief Luft. Genau in diesem, als Anne dies tat, achtete sie nicht auf ihre Umgebung und ehe sie überhaupt wusste, wie ihr geschah, prallte sie plötzlich mit jemandem zusammen und wurde unsanft zu Boden gestoßen. Sie fiel genau auf ihr Steißbein, was sie vor Schmerz zusammenzucken ließ. Doch dieser ebenso wie ihre Trauer war schnell vergessen, als sie sah, mit wem sie da zusammengestoßen war. Vor Entsetzen wich Anne alle Farbe aus dem Gesicht, als sie hoch ins Antlitz Davy Jones starrte und ein kalter Schauder lief ihr den Rücken hinunter. Beunruhigt rappelte sie sich hastig auf ohne recht zu wissen, was sie nun tun sollte. Verstohlen guckte Anne zu Davy Jones, der sie verächtlich musterte und ihr wurde bewusst, dass ihre geröteten Augen alles aussagten. „Aus welchem Grund läufst du durchs Schiff und bist nicht bei der Arbeit?“, fragte ihr Captain sie. „V-verzeihung, Captain“, murmelte Anne mit gesenktem Kopf, wobei ihre Antwort zweideutig war. „I-ich…mir wurde noch keine Aufgabe zugeteilt und…und ich wusste nicht, was ich tun sollte.“ „Dann wende dich an meinen ersten Maat, bei dem wirst du deine Aufgabe bekommen“, befahl Davy Jones und fügte noch kalt hinzu: „Crewmitglieder, die nicht ihrer Arbeit nachgehen, werden ausgepeitscht.“ Nachdem er weitergegangen war atmete Anne erleichtert auf. Ihr war diese Situation nicht nur unangenehm gewesen, sondern sie hatte auch furchtbare Angst gehabt. Denn was konnte einem alles erwarten, wenn man in seinen Captain hinein rannte, der als Teufel der Meere gefürchtet war? Doch wie es schien hatte er Besseres zu tun gehabt, als seine Zeit mit irgendeinem Mädchen zu vergeuden, was kurz zuvor noch geweint hatte. Lediglich wusste Anne nun, dass sie ausgepeitscht werden würde, wenn sie das nächste Mal beim Nichtstun entdeckt wurde. Keine Angenehme Vorstellung… Und um von der Peitsche verschont zu bleiben, hatte Anne gar keine andere Wahl, als den ersten Maat aufzusuchen. Doch wer war der erste Maat? Und wo sollte sie ihn finden? Wieder stieg Angst in ihr hoch. Dieses Mal fürchtete Anne ausgepeitscht zu werden, wenn sie diesen ersten Maat nicht rechtzeitig fand. Dies brachte sie dazu, dass sie immer hektischer durchs Schiff lief und immer wenn sie unter Deck auf einen Fischmenschen traf, fehlte ihr doch der Mut diesen anzusprechen. So ging es eine Zeit lang weiter, bis sie auf einmal Johns helle Stimme „Anne!“ rufen hörte, der sie nun endlich gefunden hatte. „John?“ Anne drehte sich gedankenverloren in die Richtung, aus der sie ihn gehört hatte und er ihr nun freudig entgegenlief. „Warum bist du vorhin einfach weggelaufen?“, wollte der kleine Junge neugierig wissen. Anne jedoch war in Gedanken viel zu beschäftigt, als dass sie die Frage wirklich gehört hatte. Stattdessen murmelte sie vor sich hin: „Ich muss den ersten Maat finde, ich muss den ersten Maat finden! Ah, wo zum Teufel soll dieser erste Maat nur sein?“ „Du suchst den ersten Maat?“, versicherte sich der kleine Junge vorsichtig. Anne nickte, weshalb sich ein Lächeln auf Johns Gesicht ausbreitete. „Ich weiß, wie du ihn finden kannst!“, rief er aufgeregt. Hoffnung breitete sich in Anne aus und sie fragte kurz angebunden: „Wie?“ „Mein Vater war doch lange Zeit Captain der Flying Dutchman. Er müsste jeden aus der Crew kennen.“ Da hatte John allerdings Recht, das musste sie zugeben, auch wenn ihr eine andere Lösung lieber gewesen wäre. Während Anne ihm folgte wollte sie wissen: „Warum hast du eigentlich nach mir gesucht?“ „Weil du ja…ähm…also…und ich, ich meine wir…“, John verhaspelte sich, bis er es schaffte, einen verständlichen Satz herauszubringen: „Du hast ebenfalls gesehen, dass mein Großvater gestorben ist und wir wollen ihn nun beerdigen, wie man es auf See tut und da dachte ich mir, dass du vielleicht dabei sein willst.“ Anne wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Nur nichts zu sagen, kam ihr auch nicht richtig vor, weshalb sie meinte: „Das ist sehr nett von dir, John, dass du an mich gedacht hast.“ Sie hatte mit diesen Worten genau das richtige gesagt, denn der kleine Junge wirkte sehr erfreut darüber. Als sie schließlich an Deck kamen, sah Anne wie sich Will traurig über ein, in eine Hängematte eingewickeltes Etwas beugte und Elizabeth bedrückt daneben stand. Sie ahnte sofort, was es mit dem eingewickeltem Etwas auf sich hatte. „Da bist du ja, Anne“, empfing Johns Mutter das Mädchen freundlich. „Es ist schön, dass du dabei bist.“ Anne war sich bewusst, dass man in so einer Situation meist Worte des Beileids aussprach oder den Betroffenen seine Trauer mitteilte. Doch war sie nie gute darin gewesen, die richtigen Worte zu finde, um ihre Gefühle auszudrücken, so auch dieses Mal. „Ich-…also e-es tut mir sehr Leid“, brachte sie am Ende hilflos zustande an alle drei Turner gewandt. Elizabeth schenkte ihr ein verständnisvolles Lächeln und Will nickte leicht mit dem Kopf. Während die drei zum letzten Mal traurig von Stiefelriemen Bill abschied nahmen, zog sich Anne in den Hintergrund zurück und beobachtete alles stumm. Es war ein seltsamer Anblick für sie. Wie sie wusste, wurde bei einer Beerdigung meist von einem Pfarrer eine Rede gehalten oder auf einem Schiff von dem Captain. Doch war es in diesem Fall eine merkwürdige Vorstellung für Anne, wenn der Captain dieses Schiffes zur Beerdigung erscheinen und voller Anteilnahme ergriffen eine Rede halten würde. Nein, dergleichen würde nie geschehen. Nun war es soweit. Will und Elizabeth hoben den in eine Hängematte eingenähten Leichnam von Stiefelriemen Bill hoch und warfen ihn über die Reling. Etwas entsetzt starrte Anne dem Leichnam hinterher. Sie war nie davon ausgegangen, dass man Tote über Bord warf, bis ihr die Frage in den Sinn, was man sonst mit den Verstorbenen tun sollte. Letztendlich war dies wohl die beste Lösung. John schaute dem Leichnam noch lange hinterher. Tränen kullerten über seine Wangen und seine Augen waren vom vielen Weinen wieder gerötet. Seine Eltern starrten wie ihr Sohn jeder den eigenen Gedanken nachhängend aufs Meer hinaus. Schließlich, als Anne glaubte, dass genügend Zeit verstrichen war, wagte sie vorsichtig ihre Frage an Will zu stellen: „Verzeiht Mr Turner, aber ich habe eine Frage an Euch.“ Der angesprochene schaute sie abwartend an und schien nicht verärgert darüber zu sein, dass sie ihn aus einem Moment der Trauer gerissen hatte. „John sagte mir, Ihr könntet mir bei meiner Suche helfen, den ersten Maat dieses Schiffes zu finden, in dem Ihr mir sagt, wer der erste Maat ist und wo ich ihn finden kann“, fuhr Anne schnell fort. „Hmm du meinst wahrscheinlich Maccus“, überlegte Will laut und rieb sich nachdenklich übers Kinn. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber Maccus müsste der sein, dessen Kopf einem Hammerhai ähnelt. Ich glaube zuletzt habe ich ihn auf dem Achterdeck gesehen.“ „Vielen Dank, Ihr habt mir damit sehr geholfen“, murmelte Anne und ging in Richtung Achterdeck. Je näher sie ihrem Ziel kam, desto mulmiger wurde ihr zumute. Schon der bloße Gedanke den ersten Maat anzusprechen, machte sie nervös, was daran lag, dass sie der Anblick der Crew einschüchterte und sie keine klaren Sätze aussprechen ließ. Sie konnte nur hoffen, dass sich ihre Nervosität mit der Zeit legte. Als Anne jedoch die Treppe zum Achterdeck hinauf stieg, stockte ihr der Atem. Sie sah den ersten Maat wie ihn ihr Will beschrieben hatte, doch Maccus stand zu ihrem Entsetzen mit niemand anderem als Davy Jones zusammen und schien etwas mit seinem Captain zu besprechen. Bevor sie von den beiden entdeckt werden konnte, duckte sich Anne und schlich die Treppe wieder hinunter. Sie hatte Angst davor, von ihrem Captain entdeckt zu werden, ehe sie nicht, wie er es ihr befohlen hatte, mit dem ersten Maat gesprochen hatte. Dann kam ihr der Gedanke, dass Davy Jones sich bei Maccus nach ihr erkundigte. Sie schluckte und wartete ab, bis ihr schließlich einfiel, wie unwahrscheinlich es war, dass sich ihr Captain nach etwas so belanglosem wie sie erkundigen würde. Wenige Minuten später hörte Anne Schritte. Als sie aufs Achterdeck spähte, sah sie wie sich Maccus langsam von Davy Jones entfernte und in ihre Richtung ging. Schnell lief Anne zur Reling und tat, als würde sie jemanden suchen. Um dies noch etwas glaubwürdiger erscheinen zu lassen, schritt sie umher und als sie Maccus die Treppe hinunter gehen sah, versuchte das Mädchen es so aussehen zu lassen, als hätte es die die ganze Zeit nach dem ersten Maat gesucht und ihn nun endlich gefunden. Trotzdem näherte sich Anne Maccus zurückhaltend, wobei sie versuchte ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. „V-Verzeiht, aber … seid Ihr der erste Maat?“, stammelte Anne mit gesenktem Kopf. Argwöhnisch starrte der angesprochene sie an. Dann erkannte er sie und ein spöttischer Zug machte sich in seiner entstellten Fratze breit. „Ja, der bin ich“, antwortete er, da er nun wusste was das Mädchen von ihm wollte. Erleichtert atmete sie auf und fuhr immer noch unsicher fort: „Der Captain schickt mich … ich soll bei Euch … nach Arbeit für mich fragen.“ Der erste Maat brauchte nicht lange nachzudenken, um zu wissen, welche Aufgabe er ihr erteilen würde. „Du kannst das Zwischendeck schrubben. Alles, was du dazu brauchst, wirst du dort finden.“ Mit einem leise gemurmelten „Danke“ ging Anne schnell unter Deck zum Zwischendeck. Nach längerem Suchen fand sie sogar einen Putzlappen sowie einen Eimer und sie begann sich wortlos an die Arbeit zu machen. Es war eine langwierige Arbeit und die Zeit wollte nicht vergehen, so glaubte Anne zumindest. Und während sie weiter trübsinnig immer wieder die gleiche Bewegung mit dem Putzlappen machte, bemerkte sie gar nicht, wie sich ihr jemand näherte. Erst als die Person ganz dicht neben ihr stand, sah sie auf und sah Calypso vor ihr stehen. Im ersten Moment war Anne erstaunt und überrascht zugleich, doch dann wallte Ärger in ihr hoch. Sie fragte sich aus welchem Grund die Göttin zu ihr gekommen war und ob dies wieder verheerende Folgen für sie selbst mit sich bringen würde. Nichts der gleichen war jedoch der Fall. Anne meinte sogar einen Anflug von Trauer in Calypsos Gesicht zu erkennen. Dies konnte aber ihren Ärger auf die Göttin nicht mindern und bevor Calypso etwas sagen konnte, fragte Anne: „Aus welchem Grund seid ihr hier?“ Calypso senkte den Blick und hüllte sich in ein geheimnisvolles Schweigen. „Wollt Ihr mir noch mehr Verderben bringen, als ihr es ohnehin schon getan habt“, fuhr Anne fort, ohne sich auch nur im Entferntesten die Mühe zu machen, ihren Ärger zu verbergen. „Oder wollt Ihr Euch jetzt doch bei mir für das, was Ihr mir angetan habt, entschuldigen.“ Sie hätte nie geglaubt einmal so mit einer Göttin zu reden, was allein an ihrer großen Schüchternheit und Zurückhaltung lag. Jetzt aber war ihr das alles egal. Einzig und allein der Gedanke ‚Was kann mir jetzt noch schlimmeres passieren?’ zählte in dieser Situation. „Anne“, setze Calypso an. Täuschte sich das Mädchen oder lag wirklich etwas wie Trauer in ihrer Stimme? „Es fiel mir selbst schwer, dir dies anzutun. Du musst wissen, dass das leider unausweichlich für dein späteres Schicksal sein wird und es wird der Tag kommen, an dem du die Wahrheit erfahren sollst.“ Diese Worte beruhigten Anne keineswegs. Für sie waren es nur noch leere Worte, die man sagte, um sie zu beschwichtigen. „Es ist mir gleichgültig wie Ihr darüber denkt“, erwiderte Anne kühl. Sie konnte ihre Wut auf Calypso nur mit Mühe zurückhalten. „Sagt mir lieber, was Euch zu mir geführt hat.“ „Ich will dir helfen, Anne“, erklärte die heidnische Göttin. Fassungslos starrte das Mädchen sie an. „Mir … helfen?“ Man konnte ihr ihre Verblüffung deutlich anmerken, doch war auch leichtes Misstrauen dabei. „Wieso?“, wollte sie dann wissen. „Weil“, sagte Calypso und schaute Anne mit einem leichten Lächeln an, „ich es dir schuldig bin.“ Anne verstand die Welt nicht mehr. Verwirrt ließ sie sich auf die Planken fallen und ignorierte die Nässe, die ihre Leinenhose dabei aufsog. „Ich verstehe das alles nicht mehr“, brachte sie dann heraus. Mitfühlend sah Calypso auf das Mädchen hinunter. „Ich kann dich verstehen. Und ich hoffe, du wirst mich irgendwann verstehen können…“ Sie starrte gedankenverloren ins Leere und dachte an längst vergangene Zeiten auf diesem Schiff. „Dann sagt mir bitte, wie Ihr mir helfen wollt“, seufzte Anne resignierend. Sie hatte beschlossen, ihren Ärger auf Calypso zu verdrängen, da ihr bewusst geworden war, dass sie in ihrer derzeitigen Situation jede Hilfe gebrauchen konnte. „Ich will dir helfen, dich auf diesem Schiff zurecht zu finden“, erklärte die heidnische Göttin. Es war zwar nicht ganz die Hilfe, die sich Anne erhofft hatte, jedoch war das Angebot besser, als am Ende von einem dieser Fischmenschen Hilfe erbitten zu müssen. Deshalb warf sie Calypso einen dankbaren Blick entgegen und stand wieder auf. „Der eigentlich Grund aus dem ich zu dir gekommen bin“, fing die Göttin an, „ist, dass ich dir bescheid sagen wollte, dass die Nacht hereingebrochen ist und du nun mit deiner Arbeit aufhören kannst, Anne. Dann soll ich dir von Elizabeth ausrichten, dass sie dich fragen möchte, ob du mit ihnen zusammen speisen willst.“ Die Einladung zum Essen war Musik für Annes Ohren. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und war froh, dies nun nachholen zu können, auch wenn sie seltsamerweise kaum Hunger verspürte. Da sie sich auf dem Schiff jedoch kaum auskannte bat sie Calypso, sie zu den Turnern hinzuführen. Kurz bevor sie jedoch angekommen waren, ließ die Göttin Anne allein. Elizabeth empfing das Mädchen sehr herzlich und führte sie zu John und Will, welche es sich in einer kleinen Kajüte, die von niemandem gebraucht wurde, gemütlich gemacht hatten. Vor ihnen waren einfach Speisen wie Zwieback, Brot und Fisch auf einem Tisch ausgebreitet. Teller dazu gab es keine, was jedoch nicht weiter störte. Während des Essens schilderte John noch einmal sehr detailliert und auch etwas abgeändert sein und Annes Abenteuer im Totenreich. Hin und wieder nickte Anne zustimmend, wenn er sie fragend ansah oder fügte noch eine Kleinigkeit hinzu. Ansonsten blieb sie ziemlich ruhig, knabberte lustlos an einem Kanten Brot und lauschte Johns Erzählung. Nach dem Essen wünschte sie den anderen dankend eine Gute Nacht und traf sich wie verabredet mit Calypso an Deck. Dort versuchte sie dem Mädchen zu erklären, wer aus der Mannschaft welche Aufgabe hatte. Etwas verwundert fragte Anne: „Warum erzählt Ihr mir nur von den Aufgaben der verschiedenen Crewmitglieder?“ „Damit du weißt, an wen du dich wenden musst, wenn du Hilfe brauchst“, erwiderte Calypso. Zwar hätte Anne lieber etwas über das Schiff selbst und die Aufgaben an Bord erfahren, doch ihr war jedes Wissen recht. Den Rest, so glaubte sie, würde sie sich auch ohne Hilfe erfahren können. Es fiel Anne schwer sich das alles zu merken, doch als sie glaubte, die wichtigen Dinge zu wissen, konnte sie sich kaum mehr auf den Beinen halten vor Müdigkeit. Mit einem Gähnen wandte sie sich an die Göttin und sagte: „Ich danke Euch dafür, dass Ihr mir all die verschiedenen Dinge erklärt habt, Calypso. Ich bitte Euch deshalb mir nur noch einen kleinen Gefallen zu tun, in dem ihr mir zeigt, wo ich schlafen kann.“ Mit einem verständnisvollen Lächeln führte Calypso Anne wieder unter Deck in einen Raum, wo die Crewmitglieder schliefen. Dort suchte sich das Mädchen eine Hängematte, die nicht allzu sehr mit Meeresgetier bewachsen war und legte sich, nachdem sie Calypso noch einmal für ihre Hilfe gedankt hatte, schlafen. Am Morgen des nächsten Tages machte Anne sich, sowie sie aufgestanden war, sofort daran, das Deck zu schrubben. Es war ein trostloser Tag. Im Gegensatz zu dem davor bekam sie Calypso kein einziges Mal zu Gesicht, nur John leistete ihr hin und wieder Gesellschaft und versuchte sie aufzuheitern. Doch es nützte nichts. Einzig und allein der Gedanke an den kommenden Tag konnte Anne aufheitern, da sie sich erhoffte beim Hohen Rat der Bruderschaft auf Fin zu treffen. Zudem waren ihr Calypsos Worte eingefallen, als sie ihr versprach, sie werde Anne nach dem Hohen Rat endlich die Wahrheit erzählen. So blieb an diesem Tag dem Mädchen nichts anderes mehr übrig, als auf das Ende des Tages zu warten. Und dann nach einer Ewigkeit kam endlich John und verkündete, dass die Nacht eingebrochen war und er fragte sie, ob sie wieder mit ihnen speisen wolle. Das Abendessen verlief recht schweigsam. Anne verspürte jedoch wie am Tag zuvor kaum Hunger und konnte sich aus diesem Grund auch schnell wieder unter dem Vorwand schlafen zu müssen verabschieden. Tatsächlich ging sie gleich zu ihrer Hängematte und versuchte vergeblich einzuschlafen. Ihr Gedanken waren ein einziges Chaos und drehten sich um den morgigen Tag sowie ihr derzeitiges Leben auf der Flying Dutchman. Bis jetzt war es noch nicht so schlimm, wie es sich Anne vorgestellt hatte, aber trostlos. Trostlos und langweilig. Vor allem würde es schlimm für sie werden, wenn auch die Turner und Calypso nicht mehr an Bord sein würden. Mit diesen Gedanken schlief sie schließlich ein. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hier ist das 14. Kapitel und wie es aussieht, habe ich all meine Kommentatoren und wahrscheinlich auch Leser verloren -_- Ich frag mich jetzt nur, woran das liegt. Es könnte an der ENS Liste liegen, die ich ja jetzt nicht mehr brauchen werde, dem Benutzernamenwechsel oder am letzten Kapitel. Egal erfahren, werde ich das wahrscheinlich nicht.... So aber nun mal zum Kapitel. Hm ist irgendwie noch nicht ganz so spannend. Aber das kommt noch (irgendwann). Zumindest hat Anne schon einmal ein klitzekleinen Einblick ins Leben an Bord der Dutchman bekommen. Und zudem weiß sie jetzt, was die verschiedenen Leute (z. B. Maat, Navigator etc.) für eine Aufgabe an Bord des Schiffes haben. Wen es interessiert, die haben diese Beerdigungen wie bei Stiefelriemen Bill wirklich gemacht. Gut, falls das jemand hier wirklich noch liest: Ich würde mich über ein Kommi freuen^^ -Hakura Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)