Der 5. Hohe Rat der Bruderschaft von SweeneyLestrange ================================================================================ Kapitel 6: Der 5. Hohe Rat der Bruderschaft beginnt --------------------------------------------------- Annes Traum begann wirr und handelte von Fin und John die ‚Hoist the Colours’ grölten. Sie befanden sich wieder an Bord der Black Pearl. Doch als Anne auf die beiden zu gehen wollte, musste sie feststellen, dass es nicht ging. Sie konnte sich nicht bewegen. Hilflos musste das Mädchen mit ansehen, wie John plötzlich verschwand, sich in Luft auflöste. Doch das schien keiner zu bemerken. Sie rief Fin und versuchte voller Panik auf sich aufmerksam zu machen, doch er bemerkte sie nicht. Nur einmal sah er kurz in ihre Richtung und schaute dann wieder aufs Meer. Um Anne herum fing das hektische Treiben an, was an Bord der Black Pearl herrschte, sich langsam aufzulösen. Schließlich waren nur noch Fin und sie selbst übrig. Dann drehte sich Fin zu ihr um. Anne glaubte, er schaue ihr in die Augen und wollte gerade erleichtert zu einem Satz ansetzen, als ihr seine ausdruckslose Mimik bewusst wurde. Sie meinte Trauer in seinen grünen Augen zu erkennen. Diese war aber so schnell wieder verschwunden, dass Anne glaubte, sie hätte sich die Trauer nur eingebildet. Als sie sich wieder auf Fin konzentrierte, keuchte sie erschrocken auf. Seine teilnahmslose Mine war einem grausamen Lächeln gewichen und in seinen Augen spiegelte sich nur noch Hass und Verachtung wider. Nein, dachte Anne, nein! Das ist nicht Fin! Bevor sie aber irgendetwas tun konnte, war auch Fin wie die anderen zuvor verschwunden. Jetzt war sie ganz allein auf der Pearl auf dem weiten blauen Meer. Aber auch das war nur von kurzer Dauer. Ehe es sich Anne versah, fingen die Farben an zu zerfallen und unter ihren Füßen breitete sich bodenlose Dunkelheit aus. Schreiend fiel sie in diese hinein. Um sie herum herrschte undurchdringliche Dunkelheit und eine schwerlastende Stille. Irgendwie kam Anne diese Situation vertraut vor. Nach kurzem Überlegen wusste sie auch woher. Die gleiche Situation hatte sie schon einmal erlebt. Nämlich kurz bevor sie John getroffen hatte. Damals war da diese seltsame Frau gewesen, die ihr etwas über das Schicksal erzählt hatte. Würde sie es wieder tun? Würde sie überhaupt kommen? Und warum hatte sie bis jetzt noch nicht dieses Prickeln verspürt? Fragen über Fragen kamen Anne auf einmal in den Sinn bis sie schließlich rief: „Wer immer Ihr auch gewesen seid, zeigt Euch bitte!“ Kaum waren die Worte in der Stille verklungen, tauchte vor ihr der Umriss der Frau auf. Wieder lag das Gesicht im Gegensatz zum restlichen Körper im Schatten. „Anne, deine Zeit ist nun gekommen“, sagte die Frau. „Heute Abend beim Rat der Hohen Bruderschaft wirst du einen Teil deiner Aufgabe vollbringen können.“ Schon wieder so rätselhafte Worte! Was meinte sie nur damit? „Und warum sollte ich das tun?“, fragte Anne trotzig. Sie wusste ja schließlich noch nicht einmal mit wem sie da überhaupt sprach und warum sollte sie für irgendeine Unbekannte Aufgaben erfüllen? „Weil du keine andere Wahl hast“, erwiderte die Frau. Was sollte das denn nun schon wieder heißen? Anne wurde langsam verärgert. Sie wollte nicht zu irgendeinem Spielball werden, der das tat, wie es andere geplant oder befohlen hatten. Deshalb meinte Anne: „Egal was das ist, was ich erfüllen soll, Ihr werdet sehen, dass ich es nicht tun werde!“ „Ach Anne…“, seufzte die Stimme. Anne konnte dieses mal Verständnis heraushören und auch wenn das Gesicht im Schatten lag, war sie sich sicher, dass die Frau lächelte. Dann auf einmal verschwand die geheimnisvolle Frau wieder, so wie sie aufgetaucht war. Doch bevor Anne irgendetwas tun konnte, wurde sie bewusstlos. „Anne! Anne! Alles in Ordnung?“ Benommen schlug Anne die Augen auf. Sie lag auf einem Holzboden, der sanft schaukelte und ihr linker Ellebogen schmerzte unangenehm. „Was ist los?“, fragte sie verwundert und guckte sich um. Neben ihr stand John, der sie besorgt ansah und über ihr schaukelte eine leere Hängematte, in der sie sonst immer schlief. „Du hast geschrieen und dich in deiner Hängematte solange herumgewälzt, bis du rausfielst. Aber selbst dann bist du noch nicht aufgewacht. Du hast nur verkrampft auf dem Boden gelegen und alles Rufen und Schütteln an dir war zwecklos. Aber jetzt bist du ja zum Glück aufgewacht und gerade richtig. Der Hohe Rat der Bruderschaft beginnt nämlich in wenigen Minuten“, erklärte ihr John. Schlagartig sprang Anne auf. „Was? Dann sollten wir uns aber beeilen“, rief sie völlig hektisch. „Und danke, dass du versucht hast mich zu wecken, John.“ Dann rannte sie mit John an Deck der Black Pearl, wo Elizabeth auf sie wartete. Im Hintergrund standen Jack und Barbossa, die auf Elizabeth zu warten schienen. Während Jack so tat als würde er interessiert die Umgebung im Dunkeln mustern, schien Barbossa sichtlich ungeduldig zu sein und kraulte hin und wieder sein Kapuzineräffchen oder spielte mit seiner Pistole rum. Dann kamen Anne und John endlich an Deck. „Da seid ihr ja“, empfing Elizabeth die beiden und bedeutete ihnen ihr zu folgen. „Ich verstehe immer noch nicht warum ihr auf dieses Mädchen gewartet habt“, grummelte Barbossa verärgert über die Verspätung und übernahm die Führung. Unten am Steg trafen sie auf Pintel, Ragetti, Tai Huang und Fin, die dort auf die fünf gewartet hatten. Fin lief direkt zu Anne und fragte mit einem Lächeln auf den Lippen: „Hast du gut geschlafen?“ „Nein eigentlich nicht“, murmelte Anne bedrückt. „Ich hatte einen Alptraum und als John mich versucht hatte zu wecken, bin ich trotzdem nicht aufgewacht, selbst als ich dann schließlich im Schlaf aus der Hängematte fiel.“ Fin zog verwundert eine Augenbraue hoch. Nach einigem Überlegen sagte er dann: „Hmm das ist schon merkwürdig, aber das war ja zum Glück nur ein Traum.“ „Ja du sagst es“, stimmte Anne ihm zu und verdrängte diesen Alptraum in den hintersten Winkel ihres Verstandes. Sie hatte ihm den Inhalt ihres Alptraumes mit Absicht verschwiegen, da sie nicht wollte, dass er sich darüber unnötig Gedanken machte. Nach einem verwirrenden Marsch durch das Gebilde bestehend aus Schiffwracken, bei dem Anne schon nach kurzer Zeit die Orientierung verloren hatte und es erging nicht nur ihr so, hielt Barbossa an. Sie standen vor einer Tür, die der Pirat mit dem Affen auf der Schulter kurzerhand öffnete. Ohne zu Zögern trat Barbossa ein gefolgt von den anderen. Anne hatte bisher keine Vorstellungen gehabt, wie sie sich den Raum vorstellen sollte, in dem der fünfte Hohe Rat der Bruderschaft stattfinden sollte, doch was sie jetzt sah, ließ sie erstaunen. Sie befanden sich in einem alten Schiffsrumpf, dessen Planken zum Teil löcherig waren und an manchen Stellen fehlten schon einige Teile. Umgeben von den gekrümmten Teilen des Wracks stand in der Mitte ein großer uralter Tisch, um den sich die übrigen Piratenlords mit ihrer Gefolgschaft versammelt hatten. Als nun die fehlenden Piratenlords den Raum oder besser gesagt das Wrack betraten, wurden ihnen teils neugierige teils aber auch ungeduldige Blicke zugeworfen. Nachdem Jack, Barbossa und auch Elizebath jeweils ihren Säbel in einen alten Globus, in dem schon sechs Säbel steckten, gerammt hatten, nahmen sie am vorderen Ende des Tisches Platz. „Das mit dem Globus ist eine der Traditionen beim Hohen Rat“, flüsterte Fin Anne zu, da er vermutete, dass sie so wie bei vielen Dingen auch nicht wusste, was das zu bedeuten hatte. Ehe Anne aber etwas erwidern konnte, verkündete Barbossa mit lauter und feierlich klingender Stimme: „Liebe Piratenlords und liebe Piraten, der fünfte Hohe Rat der Bruderschaft kann nun beginnen!“ Sofort fing jeder an zu sprechen, wodurch ein Höllenlärm entstand. Doch Barbossa klopfte mit einer Kanonenkugel ziemlich kräftig auf den uralten Tisch, auf dem sich auch schon einige Dellen befanden, die wohl durch dieses Klopfen stammen mussten. Das Klopfen war nicht zu überhören und es kehrte schlagartig wieder Ruhe ein. Alle Augenpaare waren auf Barbossa gerichtet. Dieser fing auch gleich an zu sprechen: „Ich denke wir wissen alle warum wir hier sind. Nämlich genau aus dem Grund, weswegen wir uns hier vor zehn Jahren eingefunden haben. Es geht um die East India Trading Company.“ Leises Raunen erhob sich bei diesen Worten im Raum. „Wer ist denn East India Trading Company?“, wollte Anne von Fin wissen. „Das weißt du nicht?“, kam es von ihm erstaunt zurück. Doch als er ihr ratloses Gesicht sah, erklärte er: „Die East India Trading Company ist eine Gemeinschaft von verschiedenen Ländern, die Handel auf der ganzen Welt betreiben. Und damit die Meere wieder sicher sind, wollen sie uns Piraten vernichten. Vormehr als zehn Jahren haben sie eine Armada in Richtung Schiffbruchbay geschickt, auf ihrer Seite war - auch wenn eher unfreiwillig - die gefürchtete Flying Dutchman. Doch wir haben damals den Kampf gewonnen und hatten einige Zeit lang Ruhe. Wie es aber aussieht, will die East India Trading Company ihr Vorhaben von vor zehn Jahren wiederholen.“ „Aha“, murmelte Anne nachdenklich. Schon wieder wurde dieser rätselhafte Kampf erwähnt. Auch wenn Fin etwas genauer als John gewesen war, so hatte er ihr doch nicht alles erzählt. Vor allem wollte sie endlich wissen wer dieser ehemalige Captain der Flying Dutchman war, von dem John einmal so abweisend gesprochen hatte, denn wie es aussah hatte die Flying Dutchman in diesem Kampf eine große Rolle gespielt, genauso wie ihr Captain es getan haben muss. Deshalb fragte Anne Fin neugierig danach, doch dieser Winkte ab, da Barbossa wieder zu einer Rede anhob. „Wie es aussieht, werden wir bald wieder eine Schlacht bestreiten müssen, aber hört selbst“, verkündete Barbossa und deutete dann mit einer Handbewegung auf Tai Huang. Dieser ging etwas nach vorne. Alle Aufmerksamkeit lag nun auf ihm. „Auf Befehl von Barbossa hin haben meine Männer und ich vor zwei Jahren die East India Trading Company ausspioniert“, fing Tai Huang an. „Wir schafften es unentdeckt zu bleiben, bis sie uns schließlich vor einem Monat enttarnen konnten. In einer ziemlich erstaunlichen Fluch, die leider auch ein paar Opfer verlangte konnten wir fliehen. Wir hatten aber genug Zeit, um alles Wichtige zu erfahren. Ich kann Barbossas Aussage nur bestätigen, dass die East India Trading Company erneut eine Armada rüstet, doch dieses mal ist sie noch größer als beim letzten Mal.“ Erschrockene Ausrufe wurden geäußert, aus denen Anne schloss, dass die Armada damals schien riesig gewesen sein musste. „Wahrscheinlich“, fuhr der Asiate unbeirrt fort, „wollen sie damit die Flying Dutchman ausgleichen, die sie dieses mal nicht auf ihrer Seite haben werden. Aber das war noch gar nicht die schlimmste Nachricht.“ Tai Huang legte eine Kunstpause ein, in der ihn jeder nur noch entsetzt und neugierig anstarrte. „Was ist denn noch schlimmer, als eine Armada, die uns bevorsteht?“, hörte Anne jemanden sich leise fragen. Doch auch der Aisate hatte dies mitbekommen und erklärte dann kurz und schlicht: „Beckett ist zurück.“ Jetzt konnte keiner mehr an sich halten und ein lautes Stimmengewirr brach los. Einzig und allein Anne wusste nicht was los ist und fragte Fin deshalb: „Wer ist denn dieser Beckett?“ „Du weißt nicht wer Beckett ist?“, wollte er ungläubig wissen. Anne schüttelte nur stumm den Kopf. „Weißt du überhaupt, was vor zehn Jahren passiert ist?“ Wieder schüttelte Anne nur den Kopf. „Ich frage mich langsam wo du her kommst, Anne“, meinte Fin mit einem schwachen Lächeln im Gesicht. „Denn wie es scheint, weißt du ja wirklich kaum etwas über die Geschehen der letzten Jahre. Aber wie wäre es, wenn ich dir alles nach dem Hohen Rat erzähle? Ich glaube das wäre am besten.“ Dieser Vorschlag gefiel ihr und sie nahm in dankend an. Barbossa ließ sich Zeit, bis er mit der Kanonenkugel auf den Tisch donnerte. Auch er schien, wie die anderen sichtlich beunruhigt zu sein, was die Rückkehr dieses Becketts betraf. „Also wenn jemand eine Vorschlag hat, bitte ich ihn darum diesen zu äußern“, rief er dann. Eine chinesische Piratin erhob sich. Sie war seltsam geschminkt und wirkte steif. Fin flüsterte Anne zu, dass dies Mistress Ching sei, eine der Hohen Lords. „Ich schlage vor das wir hier bleiben und uns mit so vielen Vorräten ausstatten wie nur möglich.“ Wieder fing ein Stimmengewirr an. „Das ist eine hervorragende Idee“, rief Capitaine Chevalle mit einem französischen Akzent. Er war ebenfalls einer der neun Piratenlords, jedoch sah er in Annes Augen unglaublich hässlich aus. Er war stark geschminkt und trug eine gelblich braune locken Perücke. „Ist es nicht!“, wurde ihm von Vallenueva widersprochen. Dieser war auch einer der neun Piratenlords und kam aus Spanien. „Wir müssen kämpfen!“ Als er dies sagte, bemerkte Anne wie Elizabeth bei dieser Bemerkung zustimmend nickte. „Ach ja müssen wir das?“, fragte der Piratenlord mit dem französischen Akzent Vallenueva herausfordernd. Ehe die beiden eine Prügelei anfangen konnten, ging Barbossa dazwischen in dem er laut brüllte: „RUHE!!! Ich würde vorschlagen, wir sollten das mit unserer Königin besprechen.“ Wobei er das Wort Königin extra betonte. Augenblicklich kehrte Stille ein und finstere Blicke wurden Elizabeth zugeworfen. Diese stützte sich auf dem Tisch ab und sagte: „Wir müssen kämpfen! Wir können uns nicht einfach feige in unserer Festung verkriechen und hoffen, dass die East India Trading Company irgendwann die Lust verliert und sich anderem widmet. Nein, wir werden kämpfen und unsere Festung verteidigen. Dieses mal haben sie keine Hilfe von der Flying Dutchman und verschaffen uns dadurch einen großen Vorteil. Denn auch wenn sie die Flying Dutchman mit hundert anderen Schiffen ausgleichen wollen, so werden wir uns dieses mal ebenfalls vorbereiten. Wie mir Tai Huang berichtet hat, bleibt uns noch etwas Zeit und diese werden wir nutzen! Jeder soll alle Piraten, die er je kennen gelernt hat aufrufen, hier her zukommen! Dann wird der Sieg unser sein!“ Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum. Dann stellte Elizabeth klar: „Auch wenn ich die Königin bin, würde ich gerne von jedem Lord wissen, was er davon hält.“ Fragend guckte sie Ammand den Korsar an. Dieser nickte nur, schien aber nicht sehr begeistert von Elizabeths Plan zu sein. Dann war Capitaine Chevalle an der Reihe. „Ich halte nichts von dieser Idee“, erklärte dieser hochmütig, wohingegen sein Sitznachbar Vallenueva sehr viel davon hielt. Der Inder Sri Sumbhajee ließ durch seinen Sprecher verkünden, dass er ganz Elizabeths Meinung sei und Mistress Ching hielt immer noch mehr von ihrem Plan, als von dem der Piratenkönigin. Auch Gentleman Jocard ein Afrikaner, hielt mehr vom Plan der chinesischen Piraten. Barbossa wiederum stimmte Elizabeth zu und war ganz ihrer Meinung. Schließlich musste nur noch Jack sagen, wie er den Plan findet. „Meine Meinung ist“, erklärte er, „dass ich mich fröhlich davon mache, während ihr von mir aus gegen die East India Trading Company kämpft.“ Barbossa verdrehte bei dieser Aussage genervt die Augen und warf Johns Mutter einen vielsagenden Blick zu. „Hast du, Jack, vor mehr als zehn Jahren nicht selbst gesagt >Wir müssen kämpfen…um davonzulaufen