Stone of memories von KakashiH ================================================================================ Die Entscheidung ---------------- Eine ganze Woche war es nun her und doch ließ es ihn einfach nicht los. Sasuke war genervt, verwirrt und so langsam hatte er keine Lust mehr. Alles hatte sich seit dem Wochenende am See für ihn verändert und nun musste er sich eingestehen, dass er vor den Scherben dessen stand, was er selbst eingefädelt hatte. Er wusste nicht weiter.   Seit einigen Tagen wohnte er nun in der Wohnung, die einst ihm und Naruto gehört hatte. Nichts hatte sich hier verändert seit diesen Tagen und an jeder Ecke lauerten die Erinnerungen. In seiner Wohnung hatte er einfach nicht bleiben können, nachdem er erkannt hatte, dass es ein unpersönlicher, kalter Ort war. Einer, wo nichts von ihm war. Seine Verlobte hatte zu sehr ihre Finger dort im Spiel gehabt.   Natürlich war alles modern, Designermöbel waren kunstvoll in Szene gerückt worden. Ein Innenarchitekt hatte Dekorationen und Farben gewählt, die scheinbar zu ihm passen sollten. Wenn er ehrlich war, hätte er das noch vor einer Woche deutlich unterstrichen. Aber nun, sah es anders aus. Nun passte die zerschlissene Couch viel besser zu ihm. Jene Couch, auf der er und Naruto einige Nächte verbracht hatten. Sei es um sich von irgendeinem Film oder einer Show berieseln zu lassen, oder um Sex zu haben. Und Sex hatten sie hier verdammt oft gehabt.   Auch die kleine Küche, mit dem alten, wackelnden Tisch passte besser zu ihm. Er war warm, vertraut und hatte ihnen an vielen frühen Morgenstunden ein Ort geboten, wo sie ihre Teller hatten abstellen können. Der Kühlschrank, in dem ihr Essen und das Wasser gelagert hatte. Sogar die beiden Schlafzimmer waren unverändert, lediglich ihre persönlichen Dinge waren daraus verschwunden. In Narutos Zimmer das schmalere Bett, in seinem eigenen das große, das er von seinem eigenen Geld gekauft hatte, als Naruto mehr oder weniger bei ihm mit eingezogen war.   Er liebte das kleine Badezimmer, in dem sie täglich geduscht hatten. Alleine, oder auch zu zweit, wie so nahezu bei jedem Raum, hatten sie auch hier Sex gehabt. Guten Sex, bei dem er nicht mehr verleugnen konnte, dass er diesen vermisste.   Nachdem er von dem See zurück gekommen war, hatte er sich natürlich sofort mit seiner zukünftigen Frau getroffen. Sie waren ausgegangen, in eines der teuren Restaurants, die sie so liebte. Sie stand gerne im Mittelpunkt und genoss es sehr, dass er ebenfalls in der Öffentlichkeit stand. Sasuke hingegen hasste das Gefühl immer mehr.   Während sie ihren Hummer verspeist hatte, hatte er sich nur gefragt, was er da eigentlich tat. Wieso saß er nun mit ihr in diesem Restaurant, anstatt sich mit einem kühlen Bier vor den Fernseher zu hauen. Natürlich war ihm bewusst, dass er das tun würde, wenn er noch mit Naruto zusammen war. Bei ihm hatte er nie viele Worte gebraucht, dennoch hatten sie nahezu immer die gleichen Gedanken gehabt. Naruto hatte nie so raus gehen wollen. Natürlich hin und wieder schon, aber er wäre auch alleine gegangen, wenn Sasuke eine Lust gehabt hatte. Seine Verlobte hingegen war damit gar nicht einverstanden.   Nach de Essen waren sie in seine Wohnung gefahren. Sasuke hatte Sex gewollt und er war sich sicher gewesen, dass er dieses Wochenende auf diese Art von sich schieben konnte. Seine Entscheidung war schließlich gefällt worden, so wie Narutos auch und es fühlte sich richtig und auch gut an. Doch als sie im Bett landeten, als er sie beglückte, empfand er nichts mehr. Vorbei war das prickelnde Feuer der vorherigen Nächte, alles was geblieben war, war eine unzufriedene Unruhe, die an seinen Nerven nagte und ihm penetrant immer wieder aufforderte, endlich es richtig zu machen. Nur was, das wusste er nicht. Dieses Mal kam er nicht. Er rollte sich von ihr runter, nachdem sie gekommen war und blieb die ganze Nacht wach neben ihr liegen.   Am Morgen fasste er dann die Entscheidung, dass er Zeit für sich brauchte. Eilig hatte er eine Tasche gepackt und ihr erzählt, dass er einige Tage beruflich verreisen musste. Eine Lüge, das wusste er, aber gerade konnte er nicht anders. Auf der Arbeit hatte er so ziemlich die gleiche Ausrede benutzt und seit dem saß er in ihrer alten Wohnung und ließ sich von einer Erinnerung nach der nächsten berauschen.   Sasuke wusste, dass er verloren hatte. Dieser eine, vollkommen unschuldige Kuss am See hatte ihn mehr befriedigt, wie der ganze Sex mit seiner Verlobten, seit sie zusammen gekommen waren. Im Grunde wusste er verdammt genau was das bedeutete, doch er weigerte sich, das einfach so anzunehmen. Sie hatten geredet und auch wenn er Naruto da genauso belogen hatte, so wusste er, dass es die richtige Entscheidung getroffen hatte. Zumindest vom Kopf her. Sein Herz hingegen protestierte lautstark und verlangte, dass auch es gefragt wurde. Aber das wollte Sasuke nicht.   Das er Naruto belogen hatte, ließ sich nicht leugnen, zumindest sich selbst gegenüber konnte er das nicht. Er hatte ihm einfach nicht die Wahrheit sagen können, seit sie getrennt waren, gab es so einige Lügen zwischen ihnen. Aber die größte war nun einmal die Trennung selbst. Was hätte er auch sagen sollen? Die Wahrheit? Natürlich war dieses eine Option gewesen, aber der Teil, dass Naruto ihn sehr verletzt hatte, war wahr gewesen. Er hatte sich gewünscht, dass dieser ihm vor der Bewerbung von seinen Plänen erzählt hätte. Alleine, damit er sich damit befassen konnte. Erst nach seiner Annahme davon zu erfahren, war kein sehr angenehmes Gefühl gewesen, er hatte sich ausgeschlossen gefühlt, als wenn er nicht wichtig genug war, damit er es erzählt bekam. Schon da hatte er eigentlich den Entschluss gefasst, wie es weiter laufen sollte.   Die Trennung jedoch, sah Naruto aus dem falschen Blickwinkel, so wie Sasuke es ja auch gewollt hatte. In Wahrheit jedoch hatte er ihre Beziehung nicht beendet, weil er verletzt worden war. Er gönnte Naruto den Studienplatz, ihm war es wichtig gewesen, dass dieser sich verwirklichte. Das war es wohl, was Liebe aus einem machte. Natürlich wusste er, dass er es selten zeigte, doch er wusste auch, dass Naruto ihn dennoch verstanden hatte und das alleine hatte sie schon perfekt gemacht.   Er hatte sich getrennt, weil er Naruto kannte. Er hätte die ersten Semester durchgehalten und dann das Handtuch geworfen, weil er es nicht mehr aushielt nur die Semesterferien bei ihm zu sein. Diese paar Tage zu haben, sich wieder nahe zu kommen, nur um dann wieder für lange Zeit zu verschwinden. Und Sasuke wusste, dass Briefe und Telefonate es nur schlimmer gemacht hätten. Er kannte Naruto, diese Entscheidung war nicht seiner selbst willen gefallen, er hatte sie gefällt, damit Naruto sein Ziel erreichte. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass er damit sie beide mehr oder weniger entsorgte. Ihm war klar gewesen, dass er Naruto damit das Herz brach, aber er wusste genauso, dass es richtig gewesen war, so wie es richtig gewesen war, Narutos Vergangenheit noch einmal aufzurollen und ihm auch da Frieden zu geben. Er konnte es nicht mehr leugnen, dass Naruto ihn verändert hatte. Dieser Chaot hatte sich als kleines Kind in sein Leben gedrängt und als Teenager hatte er ihm das Herz gestohlen und es nicht mehr hergegeben. Bis zum jetzigen Zeitpunkt gehörte es nur ihm.   Sasuke bereute nicht, wie er gehandelt hatte, aber seit sie beim See gewesen waren, konnte er auch nicht mehr aufrecht halten, was er sich mühsam nach Narutos weggehen sich aufgebaut hatte. Er war kein Schwerenöter, der jeden Tag eine neue Frau haben musste. Jedes zufällige Treffen mit Naruto hatte auch ihn deutlich berührt und der Uzumaki hatte wahrlich genug Gründe geliefert bekommen, ihn aus tiefstem Herzen zu hassen und dennoch konnte Sasuke ihm ansehen, dass Naruto ihn noch immer so stark liebte, wie am Anfang ihrer Beziehung. Er konnte nicht behaupten, dass es ihm leid tat.   Nun aber musste er einfach Entscheidungen fällen. Sasuke wusste das. Er konnte keine Frau heiraten, die er nicht einmal ansatzweise gerne hatte. Sie war nur ein Mittel gewesen, sich loszueisen. Eine Weile hatte das auch funktioniert, aber nun konnte und wollte er das nicht länger so weiter führen. Im Grunde wusste er ganz genau, was er zu tun hatte und deswegen zögerte er auch nicht, als er sich seine Jacke nahm und die Wohnung verließ. Vielleicht war es ja schon zu spät, um zurück zu bekommen, was er leichtfertig frei gegeben hatte. Aber ein Versuch war es auf jeden Fall wert.   Die Trennung von seiner Verlobten verlief natürlich nicht gesittet und ruhig. Zuerst verstand sie ihn nicht, dachte vermutlich, dass er scherzen würde, aber nachdem er ihr deutlich machte, dass er sie nicht lieben würde, sondern einen anderen Mann, begriff sie. Sie wurde laut und beschimpfte ihn, dass sie sich nicht auf diese Art bloßstellen lassen würde. Sasuke selbst jedoch blieb ruhig. Nun wo er genau wusste was er wollte, fiel es ihm erstaunlich leicht, die Fassung zu bewahren. Sie hatte jedes Recht der Welt wütend auf ihn zu sein, das wusste er. Er bedauerte auch ehrlich, sie in diese Lage gebracht zu haben, aber mehr konnte er nicht machen.   „Ich verstehe deine Wut… aber es würde dir nichts bringen, wenn ich dich heirate, aber nie dich wollen würde. Es tut mir Leid!“, sagte er schließlich und erhob sich, um in das angrenzende Schlafzimmer zu gehen. Während sie weiter schimpfte, sogar darum bat, dass sie doch an ihren Problemen arbeiten konnten, packte er weitere Sachen ein, die ihm etwas bedeuteten. „Ich gebe dir ein halbes Jahr… dann verkaufe ich diese Wohnung!“, erklärte er ruhig und ließ sie dann einfach stehen. Er hatte eine Entscheidung gefällt und er würde dazu stehen. Ihr vorerst die Wohnung zu überlassen, war nur fair. Wenn sie ihn ausnehmen wollte und die Möbel verkaufte, war ihm das auch nur recht. Er hing an keinem dieser Stücke und vielleicht half es ihr über den Schmerz hinweg, wenn sie das tat. Aber irgendwie schätzte er sie nicht so ein.   Nachdem er nun wieder Single war, war klar für ihn, wo er als nächstes hingehen musste. Noch am Morgen waren seine Gedanken wirr und belastend gewesen, nun aber wusste er verdammt genau was r wollte. Er konnte klar denken, es war, als wenn nach einem Sturm sich die Wolken verzogen hatten und ein herrlicher blauer Himmel zum Vorschein kam. Er konnte tief durchatmen, nun wo er die Lasten der Vergangenheit abgelegt hatte. Er ging auf direktem Wege zu Narutos und Itachis Wohnung, wo gleich zwei Dinge auf ihn warteten.   Itachi war es dann, der ihm die Tür öffnete. Zuerst schien dieser etwas überrascht, doch dann trat er zur Seite und ließ Sasuke so eintreten. Naruto war ganz offensichtlich nicht zu Hause, ansonsten wäre er schon längst herbeigeeilt, um zu sehen, wer sie besuchte. Auch da kannte Sasuke ihn. Naruto war schon immer ein sehr geselliger Mensch gewesen, er brauchte viele andere Menschen um sich herum, nur dann fühlte er sich rundum wohl. Was nicht bedeutete, dass er alleine mit einer anderen Person unglücklich war. „Naruto ist nicht da?“, fragte er dennoch, wunderte sich aber nicht, als Itachi verneinend den Kopf schüttelte.   „Gut… dann können wir ja reden. Kaffee?“, fragte Sasuke schließlich und ließ seine Reisetasche im Flur fallen. Er wartete nicht, sondern ging bereits vor in die Küche, wo er sich auf einen der Stühle nieder ließ. Itachi folgte ihm schweigend und begann dann auch zügig damit, einen frischen Kaffee für sie zu machen. Sasuke schwieg. Erst als sein Bruder ihnen eingeschenkt hatte und sich ihm gegenüber setzte, brach er das schweigen.   „Erzähle mir noch einmal, was damals passiert ist!“, forderte Sasuke seinen Bruder auf. Dieser stutze leicht, nickte aber dann, auch wenn er einen Moment weiter schwieg, ehe er der Forderung nach kam. „Ich war scheinbar mit ein paar Freunden unterwegs. Ich habe keine wirklichen Erinnerungen daran, Sasuke. Ich weiß nur, dass ich in einem Krankenhaus erwacht bin. Ohne Papiere, ohne eine Erinnerung wer ich bin und was ich da mache. Nur unser Familienfoto hatte ich dabei, aber ich wusste nicht, wer die Personen darauf sind… ich wusste nur, dass sie mir nicht egal sind!“   Sasuke nickte leicht. So hatte Itachi es ihm schon einmal erklärt und er begann, diese Tatsache anzunehmen. „Hast du versucht herauszufinden, wer du bist? Wer wir sind?“, fragte Sasuke ruhig weiter und starrte in seine Tasse. „Natürlich! Aber es gab keine Anhaltspunkte und keine Vermisstenanzeige, die auf mich passen würde!“, erklärte Itachi sofort.   Das stimmte. Sasuke selbst hatte kaum noch Erinnerungen an die schreckliche Zeit damals, aber nachdem er Itachi das erste Mal wieder gesehen hatte – und nachdem er sich etwas beruhigt hatte – hatte er sich selbst nach der Vermisstenanzeige erkundigt. Es hatte eine gegeben, allerdings galt sie nur in Japan, somit war sie nie nach Amerika vorgedrungen. Die Behörden dort hatten wohl auch keine internationale Anfrage gestartet, obwohl man Itachi deutlich ansah, wo er herkommen musste. Stattdessen hatte man ihm eine neue Identität gegeben und er hatte sich ein neues Leben aufgebaut.   Sasuke sagte nicht, dass es heute leichter war wie damals, aber er hatte bereits begonnen sich zu verändern. Viele Dinge die damals so unglaublich wichtig erschienen waren, waren heute vollkommen belanglos für ihn geworden und irgendwie war es auch bei der Tatsache so, dass Itachi ihn in Stich gelassen hatte. Er sagte nicht, dass er das einfach so vergessen konnte, aber er sah langsam ein, dass ihm hier eine Chance geboten wurde. Ob er sie annahm und in welchem Umfang, lag alleine bei ihm selbst und noch wusste er selbst es nicht so genau. Aber er sperrte sich nicht mehr so sehr.   „Hör zu, Itachi! Ich kann dir ehrlich sagen, dass es für mich verdammt scheiße gewesen ist, meine ganze Familie an einem Tag zu verlieren. Ich habe dich dafür gehasst, dass du mich nicht geholt hast!“, erklärte er klar und sehr hart. Er wollte nun auch nichts beschönigen. Es war nun einmal eine Tatsache, dass er genau so empfunden hatte und auch heute schüttelte er diese Empfindungen nicht einfach so ab. „Aber nun wo Ruhe eingekehrt ist, sehe ich ein, dass ich dir keinen Vorwurf daraus machen kann, dass du dich nicht erinnern konntest!“, fügte er ein klein wenig versöhnlicher hinzu. „Lass mir Zeit, ok? Vielleicht schaffen wir es, vielleicht auch nicht. Wir werden es sehen!“, schloss er leise ab.   Itachi blickte ihn zuerst ziemlich überrumpelt an, doch dann schlich sich ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht. Das war schmerzhaft, es war genau dieses Gesicht, an das er sich aus seinen Kindertagen so gut erinnern konnte. Itachi war immer da gewesen, wenn auch nicht in der für ihn dunkelsten Stunde in seinem damals noch sehr jungen Leben. Dennoch wusste Sasuke, dass er es versuchen wollte. Was er gesagt hatte, meinte er auch so. Vielleicht konnten sie sich wieder zusammen raufen und eine neue Bindung zueinander aufbauen. Vielleicht funktionierte es aber auch nicht, sie mussten sehen, wo sie am Ende landen würden, aber sie hatten massig Zeit.   „Natürlich. Ich werde dich nicht hetzen!“, erwiderte der ältere der beiden und Sasuke wusste, dass Itachi sein Wort halten würde. Schweigend tranken sie ihren Kaffee. „Gibt es eigentlich einen Grund, warum du nach Naruto gefragt hast?“, durchbrach Itachi schließlich die Stille erneut. Sasuke nickte und suchte erneut den Blick seines Bruders. „Ich habe endlich die Entscheidungen gefällt, die ich schon vor langem hätte treffen müssen!“, erklärte er. Itachi nickte verstehend, auch wenn Sasuke sich sicher war, dass dieser nicht wirklich eine Ahnung hatte. Er musste leicht schmunzeln. „Ich habe meine Verlobung aufgelöst!“, warf er die Neuigkeit in den Raum und wurde mit einem überraschten Blick belohnt. Er hatte Recht gehabt.   „Heißt das…?“ Itachi war ganz offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen und Sasuke sah keinen Sinn darin, es zu leugnen. „Ich denke, er hat dir eh alles erzählt, also was solls. Was unsere Trennung angeht, da weiß er nicht unbedingt die Wahrheit.“, erklärte er. „Ich weiß!“, warf Itachi ihm entgegen und grinste überlegen. „Naruto magst du für dumm verkaufen können, aber wir anderen haben durchaus begriffen, dass diese Trennung nur gekommen ist, weil du ihn nicht behindern wolltest!“, stellte er klipp und klar fest.   Für einen Moment war Sasuke sprachlos. Er hatte schon fast vergessen gehabt, dass Itachi nicht auf den Kopf gefallen war. Für einen Augenblick war es fast wie in ihrer Kindheit, aber natürlich ließen sich diese düsteren Wolken nicht einfach so vertreiben. Sie brauchten viel Zeit, um sich aufzulösen. „Meinst du…“, begann Sasuke dann, wurde aber unterbrochen. „Dass du eine Chance hast?“, beendete Itachi die Frage und nickte dann deutlich, während er aufstand, um seine Tasse zur Spüle zu bringen. „Sasuke, er ist vom Kopf her bereit eure Zeit hinter sich zu lassen. Aber sein Herz ist noch lange nicht so weit. Solange dieses so ist, ist es nicht aussichtslos. Wenn du weißt was du willst, solltest du ihm zeigen, wie es in dir aussieht!“, erklärte Itachi ihm und blickte dann auf die Uhr.   „Ich habe Lust, ein wenig spazieren zu gehen. Ich denke, ich werde bis zum späten Abend brauchen. Aber Naruto müsste bald zurück sein!“, erklärte er dann und verließ die Küche. Etwas verwirrt starrte Sasuke ihm nach, aber erst als er hörte, wie die Eingangstür geöffnet und wieder geschlossen wurde, begriff er, was Itachi da gerade getan hatte. Er lieferte ihm hier eine Chance, es zu richten und dafür war Sasuke sogar dankbar. Schweigend erhob auch er sich und sah sich ein wenig um. Das letzte Mal als er hier gewesen war, hatte er nicht unbedingt den Kopf dafür gehabt. Neben der Küche und dem Flur, fand er das kleine aber feine Badezimmer. Dass Naruto hier seine Hände im Spie gehabt hatte, war mehr als offensichtlich. Farbenfrohe Handtücher hingen an den Haken, die aus der Wand ragten. Vor allem das leuchtend orange zog Sasukes Aufmerksamkeit auf sich. Er konnte nicht sagen, dass er Narutos Farbengeschmack e gemocht hatte, aber wenn er ehrlich war, vermisste er sogar das.   Es gab noch zwei weitere Türen, wovon eine geschlossen war. Dass sich dahinter Itachis Zimmer verbarg, war ihm schon klar, als er einen Blick hinter die nur halb geschlossene Tür warf. Denn das war eindeutig Narutos Zimmer. Auf der linken Seite stand ein Einzelbett, natürlich nicht gemacht. Die Laken waren zerwühlt. Sasuke trat ein und griff nach dem Bild, das er von der Tür aus nicht hatte erkennen können. Unweigerlich musste er lächeln, als er das Motiv erkannte. Sie alle, als die Welt noch in Ordnung gewesen war. Vorsichtig stellte er es wieder weg.   Vor dem Bett stand ein kleiner Kleiderschrank, welcher ihn aber nicht interessierte, lieber steuerte er den kleinen Schreibtisch an, der auf der rechten Seite des Zimmers stand. Unterlagen lagen wild durcheinander, oben auf das Diplom, welches Naruto bekommen hatte. Er hatte es wirklich geschafft, seinen Traumberuf zu ergreifen. Was Sasuke am See gesagt hatte, war auch die Wahrheit gewesen. Naruto war ein Mensch, der leicht andere dazu brachte, sich zu öffnen. Sasuke wusste, wie gut dieser mit Kindern konnte und es erfüllte ihn mit Stolz, dass Naruto nun wirklich etwas bewegen konnte. In welchem Umfang wusste er zwar nicht, aber er würde es noch sehen.   Leicht unter den Unterlagen verborgen, lag ein ganzer Stapel an Bilder. Vorsichtig zog Sasuke diese hervor. Es waren Bilder von ihrer gemeinsamen Zeit, aber auch Bilder die entstanden sein mussten, als er seinem Studium nachgegangen war. Fremde Menschen lachten ihm entgegen, aber bei Naruto lachte jedes Mal das ganze Gesicht, nur die Augen nicht. Er bereute diese Tatsache durchaus, auch wenn er die Entscheidung für sich nicht bereuen konnte. Das Diplom sagte ihm, dass es richtig gewesen war.   Er hörte, wie die Tür sich öffnete und so legte er die Fotos wieder weg. „Itachi?“, rief Naruto quer durch die Wohnung, doch er kam nicht in sein Zimmer. Sasuke hörte ihn aus der Küche und so setzte auch er sich in Bewegung. Als er den Raum betrat, stand Naruto mit dem Rücken zu ihm und trank aus einer Wasserflasche.   Für einen Augenblick überlegte Sasuke, wie er es anstellen sollte, ehe er sich entscheid, es ihm einfach zu zeigen. Und so trat er hinter Naruto, als dieser die Flasche wegstellte und schlang einfach die Arme um ihn. Natürlich entging es ihm nicht, wie der ganze Körper zusammen zuckte, was nicht verwunderlich war. Naruto hatte nicht gewusst, dass jemand in der Wohnung war.   „Ich bins!“, gab er sich schließlich zu erkennen. Die Reaktion war allerdings nicht jene, die er sich erhofft hatte. Als Naruto begriff wer er war, löste er sich eilig aus der Umarmung und brachte deutlichen Abstand zwischen sie. „Was machst du hier?“, kam auch gleich die feindselige Frage. „Ich wollte dich sehen… kannst du es dir nicht denken?“, erwiderte Sasuke und ging erneut einen Schritt auf Naruto zu, doch dieser ging weiter auf Abwehr. Die blauen Augen funkelten ihn angriffslustig entgegen und Sasuke wurde bewusst, dass er scheinbar zu spät war. Das hier waren nicht die Augen, nicht der Blick, mit dem Naruto ihn sonst immer angeschaut hatte. Da war keine Zuneigung, keine Trauer… nur Ablehnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)