Meine wilden Jahre von Eris_the-discord (Für alle C18 Fans) ================================================================================ Kapitel 5: Mein Pyrrhussieg --------------------------- Nachdem C18 von ihrem Bruder mit Gülle überschüttet wurde, war der erste Gedanke der in ihrem Kopf herumspukte: „Wo ist der nächste Waffenladen?!“ Der zweite Gedanke war: „Der dicke Stein auf dem Boden tut’s auch!“ Zwei Sekunden später hatte sie ihrem Bruder einen dreckigen Steinklumpen gegen den Kopf geworfen und das war noch nicht alles! Als C17 daraufhin mit einem wütenden Schmerzensschrei vom Dach des Gemeindeschuppens fiel, stürzte sich C18 sofort auf ihn und sie verpasste ihm die Trachtprügel seines Lebens. Natürlich musste sie dabei auch einiges einstecken, doch in ihrer Raserei bekam sie nicht einmal ihre aufgeschürften Wangen und Lippen mit. Um die kämpfenden Zwillinge hatte sich nach kürzester Zeit eine Meute sensationsgeiler Sektenmitglieder gesammelt, die tuschelnd und kichernd auf die beiden Kinder zeigten. Ob man es glaubte oder nicht: Einige Leute beneideten die Eltern der Zwillinge um ihre Stellung in der Sekte und so war dieses absolute Fehlverhalten, der beiden Sprösslinge, ein gefundenes Fressen für sie. Es verging nicht viel Zeit und das Treiben vor dem Schuppen wurde auch im Inneren des schäbigen Bauwerkes registriert. Selbst die Mutter der Zwillinge, die wie verbissen versuchte sich auf die Predigt ihres geliebten Eduard Gülle zu konzentrieren, wurde sofort aufmerksam, als der Name ihrer Kinder von den hinteren Rängen in die vorderen geflüstert wurde. Irritiert blickte sie zu ihrem Mann, der weit hinten in einer Ecke des Raumes stand und sich versuchte, durch die Menschenmenge ins Freie zu drängen. Währenddessen erreichte das Gerangel draußen ein höheres Niveau. Plötzlich flogen nicht nur die Fäuste zwischen den Zwillingen sondern alles, was sie zwischen ihre Finger bekamen. Zwei Minuten später fand der erste Stein, der nur knapp C18 verfehlte, seinen Weg durch die Glasscheiben des Gemeindeschuppens ins Innere des Gebäudes. C18 wollte gerade den Eimer, den C17 benutzt hatte um sie mit Gülle zu überschütten, nach ihrem Bruder schmeißen, als jemand grob ihren Arm festhielt, was zur Folge hatte, dass C17 die Gelegenheit nutzte um ihr eine Ladung Dreck ins Gesicht zu werfen. „Was zum Teufel der kapitalistischen Märkte ist hier los?!“, donnerte der Vater der Zwillinge. Sofort sprudelten beide Kinder mit ihren Beschuldigungen los. „Er hat mich mit Gülle überschüttet!“ „Sie hat mir Senf in mein Essen gemischt!“ „Er hat meine Puppe gespendet!“ „Sie hat mir einen Stein gegen den Kopf geworfen!“ Jeder Vater der in einer solchen Situation war, müsste wissen wie unangenehm es ist, so etwas vor den Augen der Öffentlichkeit zu klären. Deswegen wäre es in einem solchen Moment wichtig, die richtige Lösung für ein derartiges Problem zu finden. Allerdings hätte C18s Vater nie ahnen können, was eine falsche Entscheidung für fatale Folgen hatte – und er traf die Falsche! „Tochter! Du bist ein Mädchen und solltest dich den Regeln unserer Sekte entsprechend verhalten.“ C17 gab ein siegreiches Lachen von sich und streckte ihr die Zunge heraus und in diesem Moment geschah das, was wohl irgendwann hätte kommen müssen… „Was ist passiert???“, hakte Marron aufgeregt nach und stopfte sich einen Keks in den Mund. Seid dem Anfang der Erzählungen ihrer Mutter war der Küchentisch zu einer Müllhalde herangereift. C18 hatte sich mittlerweile eine Tasse warmes Wasser abgeschöpft und tunkte mehrmals einen Teebeutel hinein. „Na was denn wohl? Ich bin total ausgeflippt! Ich habe meinen Vater vor versammelter Mannschaft angebrüllt.“ „Was hast du ihm gesagt?“ „Oh vieles, “ meinte C18 und nippte an ihrer Tasse. „Vieles was ich zuvor schon viel früher hätte sagen sollen! Ich machte ihn fertig. Es gab keine Tabuthemen mehr! Ich sagte ihm, dass er und Mutter als Eltern versagt hatten. Das sie all die Jahre, viel mehr damit beschäftigt gewesen waren, sich in Selbstmitleid zu baden und Geborgenheit in einer blöden Sekte nach der anderen zu suchen, statt ihre Kinder angemessen zu behandeln. Ich räumte ein, dass ich gehört hatte, was mein Vater und meine Mutter im Badezimmer besprochen hatten. Du hättest mal die geschockten Uh-Ausrufe der Menge hören sollen, als ich an die Stelle mit meiner Mutter kam. Mein Bruder hatte daraufhin auch ziemlich verwirrt dreingeschaut. Ich weiß nicht ob es wegen der Aussicht auf Nachwuchs war oder weil es ihn entsetzte, dass meine Mutter zugegeben hatte, dass sie uns nicht lieben könne, weil wir ihr lästig seien.“ „Hat Opa nichts gesagt?“, fragte Marron erstaunt und wieder wanderte ein Keks in ihren Rachen. „Er hatte gar keine Chance dazu. Ich ließ natürlich meinen Bruder auch nicht als Unschuldslamm stehen. C17 hatte einige Male vor mir gesagt, was er von meinen Eltern dachte. Das sie Schwachköpfe seien…. Er auch gut auf sie verzichten könne und so weiter… Aber was ich vor allem Dingen ansprach und das löste wirklich ein wütendes Tohuwabohu um mich herum aus, war was ich von Eduard Gülle und seiner blöden Sekte hielt. Ich gab offen zu, dass ich ihn für einen raffgierigen Scharlatan hielt, deutete auf seine protzige Limousine und sagte, dass für mich ein Leben ohne materielle Werte anders aussah und nur Idioten so dumm wären diesem Mann zu trauen. Um dem ganzen noch das I-Tüpfelchen zu verpassen, schmiss ich am Ende meiner Rede, den Eimer gegen die Frontscheibe des protzigen Gefährtes…“ „Wow Mama!“, Marron klatschte begeistert Beifall. „Wie alt warst du damals? Neuneinhalb? Und du konntest schon damals so genial auf die Pauke hauen?“ C18 grinste. Sie war später selbst überrascht gewesen, wie sie mit dem Wortschatz einer Neunjährigen, so gut die Erwachsenenwelt zum Schweigen bringen konnte. So einige Leute hatten ihr so eine standhafte Meinung nicht zugetraut, allem voran C17, der damals nur verblüfft eine Kiefernstarre bekommen hatte. „Nach dieser Sache muss sich doch einiges geändert haben bei euch zuhause, oder?“ Abrupt verschwand das Grinsen aus C18s Gesicht und ihre Stimmung wurde wieder Ernst. Plötzlich war jeglicher Stolz von ihrer Tat, aus ihrem Gesicht verschwunden und machte einem verbitterten Ausdruck Platz. „Geändert hat sich tatsächlich einiges.“ C18 nippte an ihrem Tee und Marron bemerkte ein leichtes Zittern an ihren Händen. Als ihre Mutter die Tasse ablegte, sah sie etwas verloren in den Inhalt und fuhr fort. „Das ich meinem Vater die Meinung nach all den Jahren ins Gesicht gesagt habe, ist etwas das ich nie bereuen werde. Nur der Augenblick… Der hätte wahrlich besser sein können. Ich hatte mich so hineingeredet, so gesteigert in meine Wut, dass ich nicht bemerkt hatte das Eduard Gülle und meine Mutter auch hinausgetreten waren. Beide hatten mit angehört, was ich gesagt hatte und ich glaube so viel Schande an einem Tag… dass war für meine schwangere Mutter zuviel.“ Nach dem Vorfall bei der Messe war C18s Mutter in Ohnmacht gefallen. Der Krankenwagen musste die schwangere Frau holen und ihr kreidebleicher Vater, hatte den beiden Zwillingen aufgetragen nachhause zu gehen, bevor er in das Gefährt dazu stieg. C18 hatte zwar nicht mehr vor, sich weiterhin noch etwas von ihrem Vater sagen zu lassen, doch angesichts der Umstände, lenkte sie ein und folgte der Aufforderung. Sie wollte sowieso aus den schmutzigen Klamotten raus. Zuhause angekommen war das Erste was sie tat, sich von dem stinkenden Kleid zu befreien und unter die Dusche zu springen, wo sie sich mit so viel Schaum einseifte wie möglich. Den Rest des Tages verbrachte C18 damit ihrem Bruder aus dem Weg zu gehen oder sich etwas zu Essen zu machen. Nach vier Stunden waren ihre Eltern nicht zurückgekommen und weitere Stunden vergingen, in denen C18 zum Zeitvertreib aus dem Wohnzimmerfenster starrte. Dabei ignorierte C18 bewusst ihren Bruder der ab und zu hinter ihrem Rücken umher schlich. Es verstrichen weitere Stunden und die Dämmerung brach herein, doch die Eltern der beiden Zwillinge blieben immer noch fern, was C18 doch etwas beunruhigte. Sie wusste das ihr Verhalten Konsequenzen mit sich bringen würde, doch obwohl sie noch so jung war, brachte sie etwas auf, dass manche Erwachsene ihr Leben lang nicht schafften – den Mut einer Sache ins Auge zu blicken. Plötzlich spürte C18 eine Regung neben sich. Kurz blickte sie zu ihrer Rechten, wo ihr Bruder sich neben sie an die Wand gelehnt hatte. „Die Alten bleiben ja ziemlich lange weg.“ C18 gab nur ein kurzes Nicken von sich, ging aber nicht weiter auf ihn ein. Stattdessen fuhr sie fort ihren Bruder zu ignorieren und weiterhin aus dem Fenster zu starren, obwohl das einzige interessante draußen nur ein Streuner, der gegen eine Laterne pinkelte, war. Das dieser Idiot überhaupt noch die Nerven besaß sie anzusprechen, ließ wieder Wut in ihr aufkommen und sie hätte ihm zu gerne einen Ziegelstein gegen den Kopf gescheuert. Doch stattdessen sprach C17 weiter: „Du glaubst doch nicht allen Ernst, dass die beiden dein Geplapper von vorhin auf die leichte Schulter nehmen?“ Hörten diese Sticheleien denn nie auf? „Stell dir vor, dass ist mir durchaus klar, “ fauchte C18. „Aber im Gegensatz zu dir, habe ich wenigstens genug Mumm in den Knochen, um mich zu wehren, während du Feigling kneifst.“ Mit einer wohligen Genugtuung registrierte sie, die aufsteigende Zornesröte im Gesicht ihres Bruders und fuhr fort. „Das Einzige das dich doch ankotzt, ist das ich Mama und Papa auch gesagt habe, was du für eine hinterhältige Ratte bist…“ „Diese hinterhältige Ratte wird bald ein Einzelkind sein, wenn du so weiter machst!“ „Überall ist es besser als in diesem miefigen Kabuff!“ C18 machte eine ausladende Bewegung in den Raum. „Sie dir dieses Rattenloch an! Zu dir passt es vielleicht, aber ich will nicht mein Leben lang in so einer billigen Absteige verbringen… „ „Glaubst du allen ernstes ich will das!!!“, schrie C17 sie plötzlich an, was C18 doch erstaunt eine Augenbraue in die Höhe schießen ließ. Ihr Bruder sah sie mit einem wütenden Funkeln in den Augen an und vielleicht hätte C18 erfahren, dass sie beide in dieser Hinsicht mehr gemeinsam hatten, als sie dachten, wäre nicht die Tür zur Wohnung aufgeschlossen worden. Herein trat ihr Vater mit einem teilnahmslosen Gesicht und stumpfen Blick. Schon in diesem Augenblick wusste C18, dass etwas Schlimmes passiert war. Keines der beiden Kinder traute sich etwas zusagen, geschweige denn sich zu rühren, stattdessen beobachteten sie wie ihr Vater in die Küche trat und sich ein Glas Wasser die Kehle runterspülte. C18 wusste nicht, ob sie es sich einbildete, doch ihr Vater hatte einen starken Geruch von Alkohol mit in die Wohnung gebracht und auch C17 schien das nicht entgangen zu sein, denn er sah skeptisch zu ihm hinüber. Vorsichtig näherten sich die beiden Kinder der Küchentür und spähten zu ihrem Vater, der sich das kühle Glas an die Stirn setzte. „Wie geht es Mama?“, fragte C18. „Sie wird die nächsten Wochen im Krankenhaus bleiben“, kam es von ihrem Vater. „Warum? Was hat sie denn?“, wollte C17 wissen. Plötzlich knallte ihr Vater das Glas so hart auf den Küchentresen, das es dabei zu Bruch ging und er sich die Hand aufschnitt. Fluchend ging er zur Spüle, drehte den Wasserhahn auf und hielt die Verletzung unter den Wasserstrahl. Da C18 wusste wie hilflos ihr Vater in der Küche war, wenn er ein Handtuch in den Schubladen suchte, kramte sie ihm eines heraus und reichte es ihm. Mit einer ernsten Miene riss er es aus ihrer Hand, band es sich um seine Verletzung und fuhr C17 an: „Was deine Mutter hat? Das fragst du noch so blöd?! Deine Mutter war schwanger! Weißt du überhaupt was das ist? Nicht der Storch bringt die Kinder, wenn Mama und Papa Sex haben, dadurch kommen die Kinder!“ C18 wurde unruhig. Ihr Vater plapperte so schnell und in einem Ton, den sie nicht gewohnt war – aggressiv und streitlustig. „Und wenn die Frau schwanger ist dann ist das Baby in ihrem Bauch und wächst! So seid ihr tollen Produkte auch auf die Welt gekommen!“, meinte ihr Vater in einem sarkastischen Tonfall. C17 zog die Augenbrauen tief ins Gesicht. Man sah ihm an, dass es ihm nicht gefiel, als „Produkt“ bezeichnet zu werden. „Und warum ist Mama jetzt im Krankenhaus?“, presste er hervor. „Kommt das Baby etwa schon?“ „Sie hat das Baby verloren!!!“, brüllte ihr Vater und die Zwillinge fuhren erschrocken zurück. Das Gesicht ihres Erzeugers war eine Fratze der Wut. Nichts schien mehr an den streudoofen Mann von zuvor zu erinnern. C18 hatte sich immer gewünscht, dass ihr Vater sie nicht wie ein dummes Kleinkind behandelte. Bisher schien bei ihren Eltern immer das Motto zu herrschen: „Kinder soll man sehen, nicht hören!“ Doch auf einmal beantwortete er ihre Fragen, redete mit ihnen – aber schrie sie dabei auch noch an! Plötzlich war sie sich nicht sicher, ob es ihr zuvor doch nicht besser ergangen war. Zornesröte lag in seinem Gesicht, als ihr Vater sich an den Scherbenhaufen machte und ihn wegräumte. „Aber nein! Das ist ja nicht genug… “ murmelte er vor sich her. „Ihr musstet uns vor Eduard Gülle und der ehrwürdigen Gemeinde blamieren. Kurz nachdem eure Mutter das Kind verloren hat, kam eines der Gemeindemitglieder ins Krankenzimmer und teilte uns mit, dass wir fristlos aus unserem Posten enthoben und wir nicht länger bei den Messen erwünscht sind.“ „So wie ich euch beide kenne werdet ihr wieder auf die nächstbeste Sekte reinfallen. Also Schwamm drüber, “ gab C17 giftig von sich und lehnte sich an den Türrahmen. „Eduard Gülle war ein Idiot. Da muss ich meiner dummen Schwester leider Recht geben. Früher oder später hätte er diese Familie in den Ruin getrieben…“ „… falls man uns als Familie bezeichnen kann“, beendete C18 den Satz in ihrem Kopf. Was sie nicht wusste war, dass auch ihr Vater diesen Gedanken hatte. Er warf die Scherben vom Küchentresen in den Mülleimer, klatschte sich nach getaner Arbeit in die Hände und drehte sich anschließend zu den Zwillingen um. Kurze Zeit herrschte Stille als er beide musterte, dann zog er seine Augenbrauen tief ins Gesicht und sagte: „Ihr beide seid fast zehn Jahre alt. Ich denke ihr werdet alleine zurechtkommen, wenn ihr eure Eltern für solche Idioten haltet.“ Stille. Beide Kinder sahen zu ihrem Vater, dann zueinander und schließlich wieder zurück. „Wie meinst du das Papa?“ fragte C18. „Ich will euch in zehn Minuten aus meinem Haus haben! Und wagt es nie wieder eurer Mutter und mir unter die Augen zu kommen...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)