Aussichtslos von DJ (Eine Sammlung einzelner Oneshots) ================================================================================ Kapitel 2: Wenn du Gerechtigkeit willst... ------------------------------------------ Es war genug. Einfach nur genug! Jahrelang hatte er mich getriezt, beleidigt, verprügelt, gedemütigt, gequält... Ich wollte einfach nur sehen, ob er ohne seine Clique auch so „tapfer“ war, das reiche Muttersöhnchen! Gehegt hatte ich diese Gedanken schon lange... Seit über zehn Jahren, seit mein Martyrium begonnen hatte. Ich war durch die Hölle gegangen und sah jedes Mal sein grinsendes Gesicht über mir. Ich hatte anfangs versucht, es zu ignorieren, dann mich zu wehren, gab aber irgendwann kleinbei und ließ es über mich geschehen... Doch er sollte büßen, sie alle sollten büßen! Es war genug. Die Zeit der Rache und Vergeltung schien endlich gekommen, bald würde ich frei sein, hätte es allen gezeigt. Die Null, Flasche, der Bettnässer und das Arschloch, das sich doch ins Knie ficken sollte, würde es ihnen zeigen. Ich würde ihnen zeigen, was ich im Stande war zu tun... Meine Füße trugen mich fast wie von selbst zum Marktplatz – lachende Kinder, sich amüsierende Pärchen, die Stände des Wochenmarktes und den Geruch von Gewürzen und Bratwurst. Doch das nahm ich in meiner Rage nicht wahr. Er konnte nicht weit sein, und ich wusste irgendwie, wo ich suchen musste. Hatte ihn bald gefunden. Sofort stach mir sein weißblonder Haarschopf ins Auge. Es war mir nur Recht, dass er mit dem Rücken zu mir stand... Und, dass er allein war. Nur sein Anblick genügte, und mein Körper wurde von blankem Hass durchflutet. Ertränkt. Mein Blick trübte sich, Erinnerungen kamen wieder hoch, jede einzelne... Es war genug. Ich beschleunigte meine Schritte, fest entschlossen. Ignorierte fragende Blicke und entsetzte Rufe, umklammerte das Messer in meiner Hand nur noch fester. Stach auf seinen Rücken ein. Ruckartig drehte er sich halb fallend zu mir um, schrie etwas, doch es war mir egal, ich hörte es nicht. Weiterstechen, einfach weiter, immer weiter... Meine Augen waren nur noch auf das blutende Etwas unter mir gerichtet, wohlig floss das warme Blut zwischen meinen Fingern hindurch. Seine Schmerzensschreie klangen wie die reinste Erlösung für mich. Musik, eine Sinfonie, die ich mit meinem Messer komponierte und mit seinem Blut für die Ewigkeit festhielt... Jetzt konnte er am eigenen Leib spüren, wie sehr mich meine Seele schmerzte. Wegen ihm. Immer und immer wieder hob ich das Messer und versenkte es in seinem Oberkörper. Die Blutspritzer in meinem Gesicht schienen wie warmer Sommerregen. Er verstummte. Ich stach weiter. Hände packten mich. Ich wehrte mich. Doch es war genug. Kaltes Metall umschloss meine Hände. Meine Umgebung kehrte wieder in mein Bewusstsein ein. Ich blickte mich zitternd um. Starrte in die entsetzten Gesichter der Zeugen, manche noch Kinder. Spürte den festen Griff eines Polizeibeamten an meinem Oberarm und die Kälte meiner blutnassen Kleidung. War ruhig. Gelassen. Gleichgültig. ... Friedvoll. Mein Martyrium hatte ein Ende. Es war endlich alles genug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)