Der Rhythmus Deiner Seele von Nyn ================================================================================ Kapitel 3: Zoro --------------- Vielen Dank wieder für Eure lieben Kommentare - das motiviert tatsächlich sehr und ich hoffe, es gefällt Euch weiterhin! Bitte verzeiht, daß die Einführung so lange dauert, ab dem 4. Kapitel gibt's dann hoffentlich ein bisschen mehr Action ;) --- Hatte er eben nicht noch gesagt, es sei ihm scheißegal, was den Kochlöffel so aus dem Gleichgewicht brachte? So war es auch. Unter anderen Umständen hätte er den dämlichen Suppentopf einfach ins Wasser fallen lassen und sich wieder seinem Vor-dem-Abendessen-Schläfchen gewidmet. Aber Luffy war ihm so auf die Nerven gegangen, daß er nun nichts weiter wollte, als den Koch in die Küche zu schaffen und sich dann noch ein Nickerchen zu gönnen. Also hatte er sich auf die Suche nach dem Smutje gemacht. Den zu finden war nicht schwer gewesen, denn er zog schon seit drei Tagen in jeder freien Minute wie ein unruhiger Geist von einem Ende der Going Merry zum anderen und schien dabei abwechselnd das Meer, den Himmel und sich selbst zu verfluchen. Dabei rauchte er unablässig – Zoro war sich sicher, daß er inzwischen eine ganze Tabakplantage verqualmt haben mußte. Der Schwertkämpfer verzog das Gesicht. Der ewige Qualm ging ihm auch auf die Nerven! Und so beobachtete er mit einer gewissen Genugtuung, wie der Blonde vergebens in seine Hosentasche griff. Er mußte grinsen, als er Sanji fluchen hörte und in einem seltenen Anflug von Gutmütigkeit brummte er dem Kochlöffel nur zu, anstatt ihn wie üblich, anzublaffen. Umso mehr erstaunte ihn die heftige Reaktion des Kochs. War denn das zu fassen?! Da wollte er mal freundlich sein und wurde dafür mit einem Tritt belohnt? Und mit einem so miserablen noch dazu?! Sein Blick verfinsterte sich noch mehr, weil der Blonde sich so dämlich anstellte. Wollte der ihn etwa mit diesem stümperhaften Angriff beleidigen? Mißbilligend schüttelte Zoro den Kopf. Wenn es etwas gab, was er nicht entschuldigen konnte, dann war das Schwäche! Aber merkwürdig war das schon. Man mochte ja über den Löffelschwinger sagen was man wollte – und Zoro fiel auf Anhieb ohne große Anstrengung eine Menge wenig Schmeichelhaftes ein - aber schwächlich war er nicht. Und auch, wenn er ihn nicht sonderlich leiden konnte, das respektierte der Schwertkämpfer. Gut, ging es ihm durch den Kopf, es sei denn, sein blondes Hirn übergibt die Kontrolle beim Anblick eines x-beliebigen Rocks einfach an einen anderen Körperteil... Wieder schüttelte Zoro verständnislos den Kopf, da bemerkte er, daß der bescheuerte Koch sich selbst über Bord manövriert hatte. Er hatte noch Zeit irritiert zu seufzen bevor er blitzschnell zupackte und den Blonden gerade noch rechtzeitig erwischte um ihn wieder an Bord zu hieven. Verdammt nochmal, mit dem Suppentopf hatte man immer nur Ärger! Warum konnte er nicht einfach seinen Job machen, damit hart arbeitende Leute ihre wohlverdiente Ruhe finden konnten, anstatt hier Kindermädchen für einen verkappten Clown spielen zu müssen! Gereizt registrierte er, daß sein Gegenüber ihm noch nichtmal richtig die Augen sehen konnte. Was war denn auf einmal los?! Und ehe Zoro sich’s versah war er schon dabei, dem Smutje ordentlich die Leviten zu lesen. Er hatte sich so in Rage geredet, daß er leicht aus dem Konzept gebracht wurde, als jetzt auch noch das erwartete Gezeter ausblieb und Sanji nur zahm nickte. Zugegeben, sein Blick war irgendwie komisch, aber diese ungewöhnliche Sanftmut ließ Zoro innehalten. Hier stimmte doch was nicht, und zwar ganz gewaltig! Einen Moment lang sah er den Kochlöffel prüfend an. Was ging nur in dessen Matschbirne vor? Pah! Warum interessierte ihn das überhaupt? Noch bevor er diesen Gedanken zuende gedacht hatte überraschte er sich selbst, als er sich dem Blonden näherte und ihn nach der verdammten Zeitung fragte. Und dann überraschte er sich ein zweites Mal: Es wollte es wirklich wissen! Fing er jetzt auch schon an zu spinnen? Zoro spürte, wie es langsam in seinem Kopf zu pochen begann. Was für ein verkorkster Mist! Spielte er, der große Schwertkämpfer, jetzt auch noch den Schiffspsychologen? Von diesen Dingen verstanden Nami, Luffy und sogar Usopp viel mehr als er. Nicht, daß ihn sowas wirklich je interessiert hätte. Seine Welt war so schön einfach: Sie bestand aus Leuten, die man besiegen mußte und solchen, die entweder uninteressant oder Nakama waren. Nakama... Luffy hatte diesem Wort eine ganz neue Bedeutung gegeben, es mit Leben gefüllt, das Zoro niemals vermutet – oder erhofft – hätte... Er war nicht gut mit Worten und würde dem Captain nie sagen können, wie dankbar er war, Teil seiner Crew geworden zu sein. Aber es war selbstverständlich für ihn, dies durch unverbrüchliche Loyalität zu beweisen. Und wenn das bedeutete, daß der blonde Koch zur Kategorie der Nakama gehörten sollte, dann sei’s drum. „...nicht, was Du meinst...Grünspan.“ Sanji’s Murmeln riß Zoro aus seiner Reverie. „Was war das?“ Zoro begriff schlagartig, daß er immer dicht an den Koch gedrängt stand. Ihre Oberkörper berührten sich und ihre Wangen waren nur eine Haaresbreite voneinander entfernt. Widerwillig bemerkte er den Geruch des anderen in seiner Nase. Riecht gar nicht mal so schlecht...irgendwie... Nach Meer und frisch gebackenem Brot...und Tabak. Zoro kräuselte mißbilligend die Nase. „.. weiß nicht, ... ... meinst, Marimo!“ Diesmal war die Stimme etwas lauter, aber immer noch seltsam schwer zu verstehen. Zoro trat einen Schritt zurück und rüttelte die schmalen Schultern des Kochs mit seinen kräftigen Händen, so daß dieser ihm zögerlich ins Gesicht sah. Wäre Zoro etwas aufmerksamer gewesen, hätte er in den geweiteten blauen Augen nicht nur den gehetzten Blick eines in die Enge getriebenen Beutetiers, sondern auch ein verzweifeltes Verlangen entdecken können. Aber so packte er nur noch kräftiger zu und rüttelte den Blonden heftiger und grollte: „Jetzt reiß Dich mal zusammen, Mann! Diese Rückgratlosigkeit ist ja nicht zum Aushalten!“ In diesem Moment ging die Sonne ganz unter und ein Schatten legte sich über Sanjis Augen. Er stand ganz still, als er tonlos sagte: „Laß mich los!“ „Nicht, bevor Du mir nicht sagst, welchen Film Du hier fährst, Kochlöffel!“ „Wüßte nicht, daß Dich das was angeht, Schwertheini!“ erklang es trotzig. Zoro wurde langsam wütend. „Falls es Dir noch nicht aufgefallen ist, wir leben hier auf einem Schiff, einem verdammt kleinen Schiff noch dazu. Und wenn hier auf einmal einer am verdammten Rad dreht, dann geht das, verdammt nochmal, uns alle was an, ob’s Dir gefällt oder nicht, Kochlöffel! Und jetzt sag mir was–in–der–VERDAMMTEN–Zeitung-stand ... Verdammt!“ Zoro spürte, wie Sanji sich hin und her wand, aber sein Griff um die schmalen Schultern blieb eisern. Er wußte, daß er auf der richtigen Spur war! Seit dem Tag, als der Zeitungsbote abstürzte hatte er sein psychisches Training mal mehr mal weniger erfolgreich, aber doch unablässig aufrechterhalten, so daß er den Rhythmus seiner Nakama wann immer er wollte unterschwellig spüren konnte: An jenem Tag hatte er bemerkt, wie Luffys Atem sich beschleunigte bei dem Gedanken an einen unverhofften Geflügelsnack und wie Choppers Atem ruhiger wurde, als er mit der Autorität des Schiffsarztes an die Arbeit ging und kühle Wickel und eine Stärkungskur für den Vogel vorbereitete. Und ebensowenig war ihm entgangen, wie der Smutje, der zu seiner Schicht ins Krähennest geklettert war, plötzlich stockte, den Atem eine Weile anhielt und schließlich für ein paar Minuten hektisch ein- und ausgeatmet hatte. Als er später am Abend wieder unter Deck zurückgekehrt war, war ihm äußerlich nichts anzumerken, aber die Zeitung, die er aus dem Ausguck mitgebracht hatte erschien Zoro dünner als zuvor und sein Atem ging immer noch unregelmäßig. Daran hatte sich auch bis heute nichts geändert. „Hey!“ Mit seiner linken Hand rieb Zoro seine Hüfte, die gerade in recht schmerzlichen Kontakt mit Sanjis rechtem Knie gekommen war. Der Koch konnte wirklich lästig sein! Zoro wurde es jetzt zu bunt. Auf diese Spielchen hatte er absolut keine Lust mehr. Er drängte sich mit seinem ganzen Gewicht wieder nach vorne und keilte den Schmächtigeren zwischen sich und der Reling ein, die er links und rechts von Sanjis schmalem Körper fest mit seinen großen Händen umschloß. “Laß den Quatsch!” grollte er und versuchte im Halbdunkel Sanjis Blick einzufangen. Doch was er nun sah ließ ihn erstarren. Eine einzelne Träne kullerte aus Sanjis Auge. Wie hypnotisiert folgte Zoros Blick ihrer Spur über das ansonsten regungslose Gesicht. Über die glatte Haut auf den hohen Wangenknochen weiter nach unten, bis sie sich schließlich in den feinen Haaren des Kinnbärtchen verfing. „Zoro...“ Seltsam berührt sah er dem anderen wieder in die Augen und machte sich bereit für den nächsten Entfesslungsversuch des Kochs, doch jeglicher Kampfgeist schien aus dem schmalen und doch so zähen Körper gewichen zu sein. Zoro wurde es allmählich unheimlich und das Pochen in seinem Kopf war zu einem dumpfen Hämmern angestiegen. Auf einmal war er sich nicht mehr sicher, ob er das Recht hatte, den Blonden so zu bedrängen. Warum überließ er ihn nicht einfach sich selbst. Zoro wußte schließlich besser als jeder andere, was es bedeutete, sein Innerstes vor den neugierigen Augen anderer zu schützen. Unwirsch schüttelte er den Kopf. Verdammt! Jetzt auch noch diese miesen Kopfschmerzen, die ihm das Denken so erschwerten. Er seufzte innerlich. Eigentlich wollte er doch nur seine Ruhe haben. Als er schließlich die Hände von der Reling nahm und einen Schritt zurücktrat, waren seine Gesichtszüge etwas weicher, seine Augen verschlossener geworden. Er hatte die Kontrolle zurückerlangt. Mit einer verlegenen Geste kratzte er sich am Kopf. „Ähm...Kochlöffel...“ Doch da war Sanji auch schon an ihm vorbei geschlüpft. Plötzlich erklang lautes Gebrüll und Gelächter, das nur von Luffy, Chopper und Usopp stammen konnte, welches jedoch einen Moment später mit dem Schließen der Kombüsentür abrupt wieder endete. Erst jetzt bemerkte Zoro das zusammengefaltete Stück Papier in seiner linken Hand. Verdammt, wie hat er das nun wieder hingekriegt? Einen Moment lang starrte er noch auf seine Hand, dann zuckte er mit den Schultern, faltete den Zeitungsartikel auseinander und begann im Licht des gerade aufgehenden Vollmondes zu lesen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)