Harry Potter und das Medaillon der Vampire von Altron (Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix") ================================================================================ Kapitel 31: Theodors Vision --------------------------- Warnung: Es wird in diesem Kapitel einige Tote geben und ich weise an dieser Stelle noch einmal explizit darauf hin, dass die Altersempfehlung bei 16 liegt! Theodors Vision Es war meist spät am Abend, wenn Harry nach den Legilimentikstunden wieder den Gemeinschaftsraum der Slytherins betrat. In der hintersten Ecke vor den Fenstern hatte er sich einen Tisch organisiert. Seine Hausaufgaben kamen oft viel zu kurz, aber wenn er an die anstehenden Abschlussklausuren dachte, zwang er sich die Nacht durchzuarbeiten, um den vielen Lernstoff aufzuarbeiten. Dabei fiel ihm auf, wie sehr ihm Hermine fehlte. Sie selbst hatte schon vor Wochen angefangen, täglich mindestens drei Stunden zu lernen, doch durch die räumliche Distanz der verschiedenen Gemeinschaftsräume, konnte er von ihrem Lerneifer wenig profitieren. Harry saß über einen Aufsatz für Verwandlung, den er am nächsten Morgen abgeben musste. Professor McGonagall verlangte zwei Rollen Pergament über das Thema: Reversible Verwandlungen anderer Menschen in Tiere oder Gegenstände, doch schon nach den ersten zwei Sätzen musste er das Buch zu Rate ziehen. Eher lustlos blätterte Harry das Buch durch und sein Blick schweifte mehrmals durch den Gemeinschaftsraum. Viele der älteren Schüler, größtenteils die Fünft- und Siebtklässler, vertrieben sich die Zeit mit Lernen und Vorbereitungen auf die UTZ´ oder ZAG´s, die aber erst sehr viel später stattfinden würden. Die Jüngeren saßen in den Sesseln vorm Kamin und spielten Zauberschach oder Snape explodiert. Es war noch nicht sonderlich spät, die Sonne war gerade erst untergegangen, als die Steinwand zur Seite glitt und Theodor in den Gemeinschaftsraum hastete. Während dieser in einer Tasche nach etwas zu suchen schien, ging Harry zu ihm. "Sag mal, hast du…" "Harry, ich habe jetzt absolut keine Zeit, ich muss noch mal hoch in die Bibliothek. Dora wartet auf mich… Wir müssen noch das Referat mit den Ravenclaws machen." "Oh", sagte Harry, der sein Gruppenreferat mit Hermine, Ron, und Lavender längst verdrängt hatte. "Kannst du mir mal deinen Aufsatz für McGonagall geben… nur mal so zum überfliegen." "Abschreiben ist nicht!", sagte Theodor und zog sein Buch für Geschichte der Zauberei hervor. "Ich will ja nicht abschreiben, aber ich kann doch schlecht über zwanzig Seiten aus dem Buch bearbeiten… bitte!" "Na, OK, weil du es bist", meinte Theodor lächelnd und kramte wieder in seiner Tasche. "Ich fürchte, ich hab den im Schlafsaal liegen, halt das Mal." Damit drückte er Harry Tasche und Buch in die Hand und verschwand hinter dem Vorhang. Harry ließ sich unterdessen wieder an seinem Tisch nieder und wartete. Ungeduldig sah er zu der großen Uhr hoch, doch Theodor kam nicht wieder. Als der Slytherin schon zehn Minuten weg war, wollte Harry gerade aufstehen, um nach ihm zu sehen, als Claire mit ungewöhnlich blassen Gesicht auf Harry zu gerannt kam. "Harry, Harry!", schrie sie. "Schnell Theodor ist… Er… guck selbst." Sie packte Harry energisch am Ärmel und zerrte ihn hinter sich her zum Schlafsaal. "Er hat geschrieen", wisperte sie auf dem Weg. "Und… als ich nachgesehen habe… Sieh besser selbst!" Die Tür stand offen und Harry brauchte nicht sehr lange, um den wimmernd auf dem Boden sitzenden Slytherin zu entdecken. Er hatte sich in eine Ecke zwischen Bett und Truhe zusammengekauert. Mit den Händen verdeckte er seine Ohren und die Augen hatte er fest zugekniffen. Sein Oberkörper wippte vor und zurück. "Theodor?" Harry kniete sich besorgt vor ihm auf den Boden und versuchte, ihn zu beruhigen. "Nein, nein…", stammelte Theodor, bis er schließlich ohrenbetäubend aufschrie und versuchte, den Kopf gegen die Wand zu schlagen. Blut sickerte auf sein Hemd, als der Kopf ein zweites Mal mit voller Wucht gegen die Wand schlug. "Theodor, was…" Doch es schien zwecklos. Der Slytherin beruhigte sich nicht. "Claire, hol Simon, oder sonst wen… Ich… ich kann nichts machen… i-ch weiß nicht wie…" Harry hatte sich nur kurz abgewendet, um Claire den Auftrag zu erteilen, als Theodor erschrocken kreischte und seine schweißnassen Hände Harrys Arm in einem schmerzhaften Griff umklammerten. "Theodor, bitte beruhige dich doch endlich", flüsterte Harry und fuhr dem Anderen beruhigend durch das Haar, doch ohne Erfolg, "Geh Claire! Und beeil dich!" Theodor keuchte, aber sein Körper setzte sich gegen Harrys Berührungen kaum noch zur Wehr. "Theodor?" Der Angesprochene reagierte weiter nicht. Harry langte nach einem Taschentuch und versuchte das Blut ein wenig abzutupfen. Für den Bruchteil einer Sekunde öffnete Theodor, immer noch wie im Trance vor und zurückwippend, die Augen, jedoch waren sie grauenerfüllt und voller Todesangst, dass Harry zurückschrak. "Was hast du gesehen?", fragte Harry, als er sich von dem ersten Schrecken erholt hatte. Theodor schüttelte schluchzend den Kopf. "I-ich... es… es…", stotterte Theodor und zitterte immer noch am ganzen Körper. Wieder trafen sich ihre Blicke. Der Slytherin war zwar nun ansprechbar, aber der ängstliche Ausdruck auf seinem Gesicht blieb. Harrys Blick bohrte sich in die braunen Augen, hinter denen tausende Bilder rasend schnell vorbeizogen, ohne dass Harry davon eines näher wahrnehmen konnte. Er fixierte schließlich ein vorbei fliegendes Bild, da er keine Lust hatte, die innere Stimme zu suchen, wie Simon es ihm immer wieder eingetrichtert hatte. Es war dunkel, sehr dunkel. Das spärliche Licht ging von einer einsamen Fackel aus, die Harry erahnen ließ, wo er sich befand. Es war der Korridor vor dem Gemeinschaftsraum, der sonst immer großzügig beleuchtet war. Harry erblickte Claire, die den Gang hinunterhastete und zwei Slytherins, die Harry vom Sehen her kannte, kamen ihr entgegen. Theodors Erinnerung, Vision, oder was auch immer, folgte der Erstklässlerin, die zwar schnellen Schrittes den Gang hinunterlief, aber sich immer wieder erschrocken oder ängstlich umsah. Auch Harry spürte, dass etwas nicht stimmte, es schien kalt und die Schatten an den Wänden wirkten monströs und unwirklich. "Lauf Claire", flehte Harry in Gedanken, aber sie konnte ihn nicht hören, außerdem war Harry gar nicht sicher, ob, das, was er sah Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft war. Aber in Theodors Gedanken war das Bild klar, als würde er in einer Ecke stehen und dem Geschehen real beiwohnen. Claire öffnete hastig eine Tür und vor ihr lag das Zaubertranklager. "Mr. Lestrange", schrie sie fast panisch. "Sind Sie hier, Harry braucht Ihre Hilfe! Theodor hat… Mr. Lestrange?" Ein Schrei durchbrach die Stille. Harry war sich nicht sicher, ob er selbst es hörte oder Claire, die ebenfalls erschrocken zusammenfuhr. Vielleicht hörten sie es auch beide. Es war ein markerschütternder Schrei von einem Jungen. Harry unterbrach den Blickkontakt zu Theodor, um sich umzusehen, doch im Schlafsaal war es ruhig. "Hast du den Schrei auch gehört?" "Ja, sch - schon das zweite Mal. D - das war Aaron", stammelte Theodor flüsternd. Harry sprang auf und wollte aus dem Schlafsaal rennen. "Harry!", schrie Theodor verzweifelt hinterher. "Es ist zu spät. Er ist tot." Harry drehte sich um und ein zweiter grauenvoller Blick in Theodor Gedankenwelt blieb Harry nicht verschont. Für einen kurzen Moment sah er einen Jungen, eben den Jungen, der Claire entgegen kam. Unweit von ihm lag sein Freund. Beide waren blutbesudelt und regten sich nicht. Die toten Augen von Aaron starrten Harry entgegen. Harry löste sich erschrocken von dem Bild, das abgelöst wurde von Claire, die inzwischen durch die offene Tür ins Zaubertranklager vorgedrungen war. Für den Bruchteil einer Sekunde sah man eine Frau mit langem weißen Gewand, blonden Haaren, aber unmenschlichen Augen, die kalt und leer, die Erstklässlerin fixierten. Claire schrie nicht, als die Frau das Mädchen zu Boden riss und ihr mit einem Dolch die Kehle aufriss. Harry schrie panisch auf und erst ein fester Stoß, der ihn zurücktaumeln und den Blickkontakt zwischen ihm und Theodor unterbrechen ließ, ließ ihn wieder zu sich kommen. "Sie sind hier!", flüsterte Theodor. "Du hast Claire in den sicheren Tod geschickt!" "Du hast ihren Tod gesehen?", stellte Harry stammelnd fest. Theodor nickte kaum merklich und hielt sich mit der Hand die Wunde am Kopf. "Nicht nur ihren", flüsterte er erschaudernd. "Was können wir dagegen tun?", fragte Harry fassungslos. "Nichts! Es wird geschehen, wie alles andere auch", wisperte Theodor. Harry hörte ein lautes Geschrei aus dem Gemeinschaftsraum und warf Theodor einen alarmierten Blick zu. Theodor setzte noch einmal an, um etwas zu sagen, da wurde bereits die Schlafsaaltür aufgerissen und Pansy stürmte herein. "Aaron und David sind tot!", brachte sie zwischen zwei Schluchzern hervor. "Direkt vor unserm Gemeinschaftsraum. Sie … sie…" Harry und Theodor stürmten an der mit Tränen im Gesicht stehenden Pansy vorbei. Die Steinwand war weit geöffnet und ein Großteil der Slytherins stand im Kreis um die beiden toten Körper herum. Harry machte sich nicht die Mühe, sich durch die Menge zu schieben. Er brauchte sie nicht ein weiteres Mal zu sehen, um zu wissen, dass sie wirklich tot waren. "Was steht ihr hier rum?", schrie Pansy hysterisch "Macht doch endlich die Tür zu!" Einige Schüler drehten sich erschrocken zu der Siebtklässlerin um. "Was immer diese beiden Jungen getötet hat, läuft noch da draußen rum!" Keiner widersprach dem Mädchen und Harry war froh, dass niemand in Panik verfiel. Die Schüler zogen sich in den Gemeinschaftsraum zurück und die Steinwand schloss sich nahezu lautlos hinter den Schülern. "Was hat die beiden getötet?" "Habt ihr gesehen…" "Was sollen wir tun?" "Sollten wir nicht die Lehrer alarmieren?" "Ich habe Angst!" Wie im Trance drangen die leise wispernden Stimmen zu Harry durch. Egal, was passieren würde, jeder Schüler der jetzt den Gemeinschaftsraum verließ, war in höchster Lebensgefahr und alle, die die beiden toten Jungs gesehen hatten, wussten es ebenfalls. Ein weiterer Schrei drang durch die Korridore zu ihnen und es wurde augenblicklich mucksmäuschenstill im Gemeinschaftsraum. Die Schüler sahen sich ängstlich um und lauschten der gespenstigen Stille. Die Geräusche, die von weit weg zu vernehmen waren, verhießen nichts Gutes. Immer wieder war ein Schrei oder ein Poltern und Rumpeln zu hören. Harry umklammerte seinen Zauberstab fester und blickte Theodor an, der lediglich seinen Kopf schüttelte. "Harry, wo bist du?" Der Angesprochene zuckte zusammen, als er Simons gehetzte Stimme hörte. "Im Gemeinschaftsraum", antwortete er in Gedanken. "Was geschieht hier?" "Ich habe jetzt nicht die Zeit, es dir zu erklären", sagte Simon. "Bleib, wo du bist und nimm den ersten Portschlüssel weg von hier." "Was für einen Portschlüssel?", fragte Harry irritiert. "Ich bin gerade bei Dumbledore", sagte Simon. "Er wird alles Weitere in die Wege leiten." "Was ist?", fragte Theodor alarmiert, der Harrys Mine inzwischen zu deuten vermochte, doch bevor Harry antworten konnte, durchbrach Dumbledores magische Stimme die Stille. "Dies ist ein absoluter Notfall. Alle Schüler begeben sich sofort auf den Weg in den nächstgelegenen Gemeinschaftsraum. Ich bitte darum, dass auch fremde Schüler eingelassen werden, um sie möglichst schnell in Sicherheit zu bringen. Orte, wie die Große Halle und die Bibliothek sind nicht mehr sicher und können nicht ausreichend geschützt werden. In wenigen Minuten werden die Hausgeister weitere Anweisungen zum Ablauf der Evakuierung Hogwarts bekannt geben." "Sie wollen Hogwarts evakuieren?" "Wie wollen sie das tun?" "Was sollen wir machen?" "Wo sollen wir denn hin?" Die verängstigten Schüler sahen sich hilflos um und fanden auf die gewisperten Fragen ihrer Freunde keine Antworten. "Da draußen rufen irgendwelche Kinderstimmen… Sollten wir nicht mal nachgucken?", fragte ein Zweitklässler. "Wenn es keine Slytherins sind, lass sie draußen verrecken", sagte Blaise und zog den Jungen vom Eingang weg. "Die gehen uns nichts an!" "Aber Dumbledore hat gesagt, dass…", fing der Junge stammelnd an. "Ich weiß, was der alte Spinner gesagt hat", sagte Blaise. "Aber wenn wir den Eingang öffnen, geben wir unsere Sicherheit auf." "Blaise, hier wird keiner einfach so in den Tod geschickt!", mischte sich Pansy ein und öffnete die Steinwand. Die drei Jungen, ein Hufflepuff und zwei Phönixhausschüler sahen sich einen Moment verstört um, dann rannten sie in den Gemeinschaftsraum der Slytherins und die Steinwand schloss sich wieder geräuschlos. Einer von ihnen war Colin Creevey die anderen waren zwei Viertklässler, die Harry nur vom Sehen kannte. "Wo kommt ihr her?", fragte Amelaie Greengrass. "Was passiert im Schloss?" "Wir waren in der Großen Halle, als sie kamen. Sie haben Schüler angegriffen und auch die Lehrer, die da waren. … W- Wir sind einfach nur abgehauen. Ich glaube, sie haben ganz viele getötet", japste Colin noch immer außer Atem. "McGonagall hat versucht, einige Schüler mit dem Constituo Pluteum zu schützen, aber ich - ich weiß nicht… als wir unten waren, haben sie geschrieen und … und ich… ich weiß nicht…" Colin sackte weinend und zitternd auf den Boden. Einer der Phönixhausschüler kniete sich zu ihm und legte ihm beruhigend den Arm auf die Schulter. Harry fühlte sich so hilflos und erstmals dachte er an Ginny, Hermine, Ron und all die anderen. Dass er nicht wusste, ob seine Freunde in Sicherheit waren, war das Schlimmste für ihn. Was war, wenn einer von ihnen in Gefahr war? Simon hatte es ihm strengstens verboten, den Gemeinschaftsraum zu verlassen, aber die Ungewissheit quälte Harry und trieb ihn durchaus in Betracht zu ziehen, den sicheren Ort zu verlassen. "Harry, sorg dich nicht", sagte Simons Stimme "Ich weiß auch nicht, wo sie sind, aber du darfst deine Sicherheit auf keinen Fall aufgeben. Es sind zu viele, viel zu viele." "Wo bist du?" "Im dritten Stock", sagte Simon leise. "ich versuche bis zu euch durchzudringen, ist der Baron noch nicht bei euch?" "Nein", seufzte Harry. "Noch nicht!" Damit endete der kurze Wortaustausch und Harry warf einen Blick über die Schülermenge. Das Getuschel war verstummt und ihre Augen zum größten Teil ängstlich auf den Eingang des Gemeinschaftsraums gerichtet. Dann fiel sein Blick wieder auf Theodor. Der Slytherin saß nun stumm, den Oberkörper vor und zurück wippend, auf einem Sessel. Seine Augen waren auf den erloschenen Kamin gerichtet. Harry ging zögernd zu ihm. Er wusste, dass Theodor den Tod von vielen Schülern gesehen hatte, und vermied es noch einmal, ihm direkt in die angsterfüllten Augen zu blicken. Doch Harry brachte nichts hervor, was Theodor trösten konnte und so blieb er einfach schweigend neben ihm stehen. "Dora", flüsterte er und sah zu Harry auf. "Sie ist in der Bibliothek gewesen!" "Weißt du, was dort passieren wird?", fragte Harry vorsichtig. Theodor schüttelte den Kopf und schluchzte. "Nicht genau… viele sterben dort, aber ich konnte Dora nicht sehen, ich… ich weiß nicht, ob sie es irgendwie geschafft hat, sich zu verstecken oder in Sicherheit zu bringen." Theodor brach in Tränen aus. "Wenn sie überlebt, … Harry, wenn sie überlebt, versprichst du mir, dass du dich um sie kümmern wirst?" "Ich? Du bist doch ihr Freund!" "Versprich es, bitte… i-ich…", Theodor brach ab und starrte den Kamin an. "Vielleicht sollte ich sie suchen gehen", flüsterte er. "HIER sind wir nicht sicher!" "Heißt das, dass sie hier rein kommen?" Theodor nickte stumm, sagte aber nichts weiter. Es war lediglich eine Bewegung, die Harry aus dem Augenwinkel wahrnahm. Erschrocken drehte er sich um und der eisige Hauch, den der Geist schon immer mit sich gebracht hatte, erfasste ihn. Der Blutige Baron war gerade durch eine Wand in den Gemeinschaftsraum getreten. Seine Mine wirkte kalt und sein Blick wanderte prüfend durch die Schülermenge, die ihn erwartungsvoll anstarrte. "Der Schulleiter hatte ein paar Probleme, den Schutz herunterzufahren, daher die Verspätung." Die Stimme des blutigen Barons hallte an den Wänden wieder und ohne Rücksicht auf die Slytherins zu nehmen, schritt er zu der Wand neben dem Eingang, wobei er durch ein dutzend Schüler hindurchging, die vom eisigen Luftzug, der sie durchfuhr, erschrocken zusammenzuckten. "Diese Gemälde sind vorbereitete Portschlüssel. Sie werden euch direkt ins Zaubereiministerium bringen, sobald man sie mit einem einfachen Zauber aktiviert. Die Siebtklässler unter euch müssten den Zauber bereits beherrschen und da es wohl kaum ein Lehrer hier herunterschaffen sollte, müssen sie dafür garantieren, dass zuerst die Jüngeren und die Schwerverletzten in Sicherheit gebracht werden." Harry sah sich bedrückt um und versuchte auszumachen, wie viele aus seinem Jahrgang bei ihnen waren, sehr wohl im Hinterkopf behaltend, dass Simon ihm befohlen hatte, einen der ersten Schlüssel zu nehmen. Crabbe und Goyle kamen für diese verantwortungsbewusste Aufgabe kaum in Frage, denn sie hatten es in all den Unterrichtsstunden nicht geschafft, einen Portschlüssel heraufzubeschwören. Auch Theodor, der immer noch apathisch in seinem Sessel saß, konnte man diese Aufgabe schwer aufbürden. Blieben also nur er, Pansy, Blaise und Millicent für die Arbeit. Doch Harry konnte Blaise und Millicent nicht in der Schülermenge ausfindig machen. "Außerdem hat der Schulleiter befohlen, kurz Bericht zu erstatten, wie viele Schüler hier sind", fuhr der blutige Baron in seiner eintönigen Stimme fort. "Stellt euch nach Jahrgängen zusammen. Ich will namentlich wissen, wer fehlt, damit ich weiß, nach wem in den Korridoren oder anderen Gemeinschaftsräumen gesucht werden muss." Es war eine Aufforderung, die sofort alle befolgten und innerhalb von wenigen Sekunden hatten sich die Slytherins in sieben Gruppen aufgeteilt. Die drei Schüler aus den anderen Häusern ergaben eine weitere Gruppe. Allerdings blieben Blaise und Millicent weiterhin verschwunden. "Wer kümmert sich um die anderen Phönixhausschüler?", fragte einer der Phönixhausschüler ängstlich. "Sie haben keinen Hausgeist." "Oh doch", sagte der Baron mit einem grausam abwertenden Grinsen, "Dumbledore hat die maulende Myrthe zu ihnen geschickt." Der Geist wandte sich den Siebtklässlern zu. "Worauf warten Sie? Legen Sie los. Ich werde dem Schulleiter meinen Bericht zukommen lassen." Damit verschwand der Blutige Baron augenblicklich durch die Wand neben dem Kamin und ließ die Schüler, wieder auf sich allein gestellt, zurück. "Accio Bilder", rief Pansy mit zitternder Stimme und unzählige, edle Gemälde, fielen mit lautem Protest der portraitierten Hexen und Zauberern zu Boden und stapelten sich vor den Siebtklässlern aufeinander. Harry dachte schon gar nicht mehr darüber nach, was er tat. Er griff einfach nach dem obersten Bild und ging damit zu einer Gruppe Erstklässler. "Lass gefälligst die Finger von mir", schrie die Frau auf dem Portrait panisch. "Häng mich wieder auf, oder du wirst was erleben…" "Halt die Klappe", zischte Harry ihr zu und drückte das Bild den Schülern in die Hand. Er selbst ließ es los und sah einen Moment zu, wie die Frau in dem Portrait verzweifelt versuchte ihr Bild zu verlassen. Er erhob seinen Zauberstab, doch bevor er die Worte aussprach, zuckte Harry schmerzverzerrt zusammen. Seine Hand, die gerade noch den Zauberstab gehalten hatte, schlug gegen seine Stirn, während sein Stab Funken sprühend zu Boden fiel. "Harry, was …?", fragte Norman und auch die anderen Schüler wandten sich besorgt zu ihm um. "Er ist hier - in Hogwarts!" to be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)