Harry Potter und das Medaillon der Vampire von Altron (Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix") ================================================================================ Kapitel 20: Der "Unbekannte" ---------------------------- Mit blutbeschmierten Händen Mit einer Träne im Gesicht Einem Lächeln auf dem Lippen Und der Hoffnung tief im Blick *** Der 'Unbekannte' Harrys Blick fixierte sofort die Person in dem schwarzen Gewand hinter einem großen Kupferkessel und das Medaillon in dessen Hand. Doch es wirkte weder dreckig noch war seine Farbe undefinierbar. Es strahlte golden in Simons weißen, schmalen Händen, wie er es in der flachen Hand über den Kessel hielt. Er schien viel zu konzentriert auf den Trank zu sein, als dass er die plötzlichen Eindringlinge bemerkte. "Rück das Medaillon wieder raus!", stieß Ron drohend hervor und richtete seinen Zauberstab auf Simon, während er unerschrocken näher trat, "oder ich werde..." "Ich würde das lassen!" Die Stimme Dumbledores ließ Harry erstarren. Er hatte wie die anderen seinen Blick nur auf Simon gerichtet und der restlichen Umgebung keine Aufmerksamkeit geschenkt. Der Schulleiter trat ruhig zwischen Simon und die drei Schüler. Er wies sie lediglich mit einer Geste an, die Zauberstäbe sinken zu lassen und doch hatte Harry das Gefühl, sich nicht dagegen wehren zu können. Er ließ, wie die anderen, widerwillig und kraftlos seinen Arm nieder, so dass der Zauberstab nur lose in seiner Hand baumelte. "Mr. Lestrange braucht noch für ein paar Minuten volle Konzentration und hatte anscheinend gespürt, dass ihr kommen würdet. Setzt euch!" Es war wieder keine Bitte, sondern eine Aufforderung. Harry wollte sich dagegen wehren, doch irgendwie fehlte die Kraft etwas gegen die Macht des Schulleiters zu unternehmen. Er ließ sich schweigend an dem Eichentisch nieder und sah interessiert zu Simon hinüber. Das Medaillon war in dem Zaubertrank verschwunden und Simon hielt seine Hände über den nun orangefarbenen Trank. Es schien eine Art Ritual zu sein, denn der ehemalige Slytherin wisperte leise und unverständlich immer wieder Worte in einer fremden Sprache. Seine Augen waren fest geschlossen. Harry starrte gebannt auf Simon und den Trank wie dieser sich langsam aber stetig veränderte. Seine Farbe wurde heller und er brodelte immer heftiger, sodass die Flüssigkeit überzuschwappen drohte. Simon ließ sich jedoch nicht davon beirren, sondern blieb angespannt stehen und murmelte weiter seinen Text. Harry wusste nicht, wie lange er den ehemaligen Slytherin beobachtet hatte, doch irgendwann ballte Simon die Hände zusammen, wobei er aber nicht aufhörte permanent zu Murmeln. Der Trank schwappte über und brachte das purpurne Feuer laut zum Zischen. Das Medaillon wurde mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit aus dem Trank katapultiert, das Harry zurückschreckte. Simon rührte sich dagegen kaum von seinem Platz. Er wirkte erleichtert, als das Medaillon mit einem metallischen Klang neben ihn auf dem Boden aufschlug. Es dampfte noch und leuchtete in einem kräftigen Gold. Beides ließ geschwind ab und Simon bückte sich um es wieder an sich zu nehmen. Dann löschte er mit einem Wink seines Zauberstabs das magische Feuer und begutachtete interessiert das Ergebnis im Kessel. Harry musste zugeben, dass es ein durchaus interessantes Spektakel gewesen war. Erst dann wandte er sich zu den anderen, die ihn schweigend anstarrten. "Wie schätzen Sie Ihren Erfolg ein?" fragte Dumbledore und wies den jungen Mann an, sich ebenfalls an den Tisch zu setzen. Simons Blick glitt unschlüssig über die drei Schüler, dann ließ er sich neben dem Schulleiter auf einem Stuhl nieder. "Ich weiß nicht" sagte Simon leise, "Es ist nur ein Versuch… Ich werde ihn morgen früh probieren, dann sehe ich weiter." Damit wandte er sich von Dumbledore ab und sah nun zu den anderen hinüber. "Du hast es dir anders überlegt?" fragte Simon an Hermine gewandt, die aber lediglich den Kopf schüttelte. "ÜBERLEGT?", schrie Ron, "Ich weiß nicht was du mit ihr angestellt hat, aber ich glaube kaum, dass sie dir das Medaillon aus freien Stücken gegeben hat." "Da irrst du dich!", sagte Simon kühl, "Sie stand auf einmal vor meiner Tür … was also sollte ich tun?" "Das fragst du noch?" Ron sprang auf und zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf Simon. "Ron, bitte…" wisperte Hermine und zog an seiner Robe, "Du hast es doch gerade selbst gesehen… er…" sie warf vorsichtig einen Blick zu dem ehemaligen Slytherin, bevor sie weiter sprach, "Er ist ein Vampir!" "Der und Vampir? Hast du nun völlig den Verstand verloren? Er will es Voldemort geben und damit basta!" "Ich würde es an deiner Stelle nicht herausfordern" zischte Simon und seine blauen Augen fixierten die des Phönixhausschülers, "Oder du wirst es am eigenen Leibe erfahren." "Mr. Lestrange, Mr. Weasley, Ich muss doch sehr bitten", intervenierte Dumbledore, "Nur ein Vampir kann die Macht des Medaillons nutzen." "Und Sie haben einen Vampir, dem man nicht einmal trauen kann als Aushilfe eingestellt", gab Ron missgelaunt zurück. Dumbledore bestätigte die Anschuldigung mit einem Nicken: "Habe ich, denn ich traue ihm." "Warum?" fragte Harry leise. Der Slytherin war beeindruckt von dem Ritual, aber seit Simon bei ihnen am Tisch saß, hatte ihn die Furcht wieder im Griff. "Das ist nicht einfach zu erklären, aber Du selbst, Harry, hast gesagt, dass der ‚Unbekannte' in Lebensgefahr sei." "Und Simon ist der ‚Unbekannte'", erklärte Hermine. "Er hat die Todesser getötet, obwohl ich nicht weiß warum, aber die Prophezeiung sagte doch dass etwas passieren würde und…" "Miss Granger, du bist wirklich eine der klügsten Hexen, die Hogwarts je gesehen hat", lobte Dumbledore, "Die Prophezeiung spielt sicher eine große Rolle, auch wenn sie keine Gründe für das Verhalten von Mr. Lestrange darstellt, wohl aber, was passieren würde." "Welche Prophezeiung?" fragte nun Simon und sah den Schulleiter scharf an, der sich aber dem Blick des Legilimentikers geschickt entzog. Dumbledore erklärte grob den Sachverhalt, bevor er ins Detail ging. "Die Prophezeiung besagt, dass sich zwei Männer, die sich sehr vertraut sind, sich durch einen Verrat bekämpfen. Einer, Ihr Patenonkel, würde sterben, doch Sie würden daraus noch stärker hervor gehen … und…" Dumbledore zögerte. "Aber das stimmt nicht; Ich bin nicht stärker geworden, vielmehr habe ich verloren." "Nein, Mr. Lestrange, der wahre Wert ihrer Verwandlung wird sich sicher noch zeigen, aber vorerst genügen die Tatsachen, dass es um Sie und Severus ging, dass sie sich in einen Vampir verwandeln würden und dass Ihre Verbündeten Ihre Todfeinde werden würden." "Sie haben alles vorher gewusst?" fragte der junge Mann erstaunt. "Nein, nicht alles", sagte Dumbledore, schenkte Simon aber keine weitere Beachtung, sondern wandte sich an die anderen: "Ihr versteht hoffentlich, dass ich euch das nicht sagen konnte, als Mr. Malfoy dabei war. Er weiß nicht, wer seinen Vater ermordet hat und es sollte wenn möglich auch so bleiben. Das würde uns weitere Probleme ersparen." Darauf folgte ein ausgedehntes Schweigen. Harry rang um Fassung, doch obwohl er sich mit Simon nicht im Klaren war und die Hoffnung hatte, dass er doch der Unbekannte war, wollte sein Verstand es immer noch nicht begreifen. Er sah hilflos zu den beiden andern, doch weder Hermine noch Ron sagten etwas. "Warum?" fragte Harry und zwang sich Simon ins Gesicht zu sehen. Es war egal, was der Legilimentiker aus seinen Gedanken ziehen konnte, doch der Angesprochene senkte lediglich den Kopf. Der Schulleiter erhob sich. "Ich denke, alles Weitere können Sie untereinander klären. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Bitte entschuldigen Sie mich." Simon nickte, machte zwar Anstalten sich ebenfalls zu erheben, wurde aber mit einem Blick von Dumbledore darauf verwiesen sitzen zu bleiben. Harry schaute zu den beiden anderen. Hermine und Ron machten nicht den Eindruck gehen zu wollen und so blieb er sitzen. "Professor Dumbledore besteht darauf dass ihr erfahrt, warum es so gekommen ist", fing Simon zögernd an, nachdem die Tür hinter dem Schulleiter hörbar ins Schloss gefallen war, "es ist nicht einfach…" Simon brach erneut ab. In seiner Stimme lag Verbitterung und er stand rasch auf. Er trat ein paar Schritte zurück und sah aus dem Fenster. Es war eine sternenklare Nacht. Harry starrte Simon, dessen blasses Gesicht im Mondlicht beinahe weiß wirkte, unverblümt an. Dabei ließ er die letzten Tage, Wochen und Monate Revue passieren. Er hätte darauf kommen müssen. Nachdem Hermine herausgefunden hatte, dass Snape ein Vampir gewesen war, hätte er es irgendwie wissen müssen. Er dachte an den Brief, den er letztens an Lupin geschickt hatte. Er könnte wetten, dass Simons Todestag immer noch darauf verzeichnet war, oder, wenn das alles stimmte, musste Simon inzwischen ganz von dem Stammbaum verschwunden sein. "Die oberen Zirkel des dunklen Lords sind immer sehr klar strukturiert gewesen…", fing Simon leise an, "Nur erlesene Todesser dürfen hinein. Doch der Lord hat schon länger eine zweite Elite zusammengerufen, die weit wertvoller und grausamer ist… Ich sollte nach meiner Verwandlung zu ihnen gehören und nicht nur das. Ich sollte einen hohen Stellenwert einnehmen, doch die Fürstin hat mich nicht angenommen." "Du meinst Morticia?" fragte Hermine in die entstandene Pause. Simon drehte sich zu ihr um. Auf seinem Gesicht zeigte sich kurz sein Erschrecken, nickte aber knapp und kam wieder an den Tisch. "Severus war ein Ausgestoßener und damit hat man mich nicht wirklich mit offenen Armen empfangen… genauer gesagt: sie haben mich regelrecht abgestoßen, fast umgebracht … und so bin ich nach Malfoy Manor zurückgekehrt. Ich hatte den Lord enttäuschen müssen und seine Vision zerplatzte, doch seine enge Kooperation mit den Vampiren beendete er nicht, was wiederum zu Uneinigkeit in den obersten Zirkeln der Todesser führte. Einige fühlten sich vom Lord degradiert, weil er den Vampiren in vielem den Vorzug gab." Simon legte erneut eine Pause ein und starrte stumm auf den Tisch. Harrys Neugier war geweckt, doch er wartete ungeduldig darauf, dass Simon weiter sprach. Die Stille und Anspannung die er fühlte war zum Zerreißen gespannt und zur Ablenkung wagte er einen Blick zu Ron. Der Rothaarige hatte zwar bisher kommentarlos zugehört, aber Harry war überzeugt, dass er Simon nie glauben schenken würde. "…und die Todesser haben dich ausgegrenzt, weil du ein Vampir warst?", schlussfolgerte Hermine nach einer Weile. Simon sah auf und lächelte. Es wirkte ehrlich, aber seine Miene verfinsterte sich augenblicklich bevor er wieder ansetzte. "Nicht alle, aber viele. Der Konflikt unter den Todessern verhärtete sich und ich als Vampir gehörte nicht mehr zu ihnen. Sie grenzten mich aus und nur wenige blieben auf meiner Seite. Hauptsächlich waren es Lucius und meine Eltern, die zu mir standen. Alle anderen hatten sich schnell von mir abgewandt. Sie redeten schlecht von mir und hofften dass der Lord mich ebenfalls abweisen würde. Zu dem Zeitpunkt habe ich mein Vampirdasein verflucht und keinen Sinn mehr gesehen. Alles wofür ich das ganze vorangegangene Jahr gekämpft hatte, war mit dem einen Vampirbiss zugrunde gegangen. … Ich war unausgeglichen, aggressiv und wünschte Einsamkeit. Ich suchte eine Begründung, einen Sinn in meinem Leiden, aber es wurde immer schlimmer. … Es gab Nächte in denen ich einfach nur Sterben wollte, aber ich habe nie den Mut dazu aufbringen können und dann … kam es zu dem verhängnisvollen Treffen mit Lucius." Simon senkte den Kopf. Seine Hände zitterten kaum merklich. Harry schauderte es bei dem Anblick. Der ehemalige Slytherin hatte noch nie zuvor einen derart kümmerlichen, verzweifelten Eindruck gemacht. Das was vor ihm saß, war nicht der Simon den er kannte, sondern das was von ihm übrig war; ein Häufchen Elend und Harry verspürte erstmals wirkliches Mitleid mit dem jungen Mann. "Was ist passiert?", fragte Ron. Harry warf dem Phönixhausschüler einen feindseligen Blick zu, der sagen sollte, dass er Simon doch in Ruhe lassen sollte, damit dieser sich erst mal wieder beruhigen konnte, doch Simon winkte ab. ‚Keine Sorge mich bringt so schnell nichts um', hörte er Simons Stimme in seinem Kopf. Harry zuckte erschrocken zusammen und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Harry konnte Simons wahre Gefühle nicht wahrnehmen. Nicht einmal ein Hauch der gerade verspürten Verbitterung, die Harry so stark mitgenommen hatte, war in diesen Augen zu erkennen. Simon unterbrach den Blickkontakt als erster und wandte sich den beiden anderen zu. "Lucius hat mir seine Erinnerungen zugespielt. Nicht absichtlich, ich habe sie mehr oder weniger ein wenig näher erforscht", sagte Simon ruhig, "Sie offenbarten mir tiefe Abgründe in das Denken der Todesser und ihren teuflischen Plan Severus zu einem Vampir zu machen." ***** Rückblende ***** Malfoy Manor war gänzlich in Dunkelheit gehüllt. Simon verbrachte einen Großteil der wohl letzten, lauen Septembernächte sitzend auf einer Bank auf dem großen Anwesen. Als Kind hatte er diesen verwunschenen Garten geliebt, doch selbst diese Mystik, die der Garten umfing vermochte es nicht, ihm die Schönheit der Nacht erkennen zu lassen. Zwar konnte sein geschärftes Auge, die Konturen der Bäume und Sträucher mit einer ungewohnten Schärfe darstellen, doch sein von Verzweifelung und Wut geplagter Verstand vermochte die Bilder nicht zu verarbeiten. Er hatte die Ablehnung seiner vertrauten Todesser gespürt. Sie hatten nicht einmal versucht dies vor ihm zu verbergen. Zwei Monate zuvor hatten sie ihn herzlich in ihrer Runde willkommen geheißen, aber seitdem wandelte sich sein Schicksal immer weiter zum Schlechteren und ein Ende war noch nicht abzusehen. Er erwartete in absehbarer Zeit eine weitere Verschärfung des Konflikts. Er hatte versucht zu ihnen zu gehören, doch weder bei den Vampiren noch bei den Todessern hatte er nach seiner Verwandlung richtig Fuß fassen können. Vieles hatte er seit dem verhängnisvollen Tag in Erfahrung gebracht, doch seine Fragen hatte noch keiner beantworten können oder wollen. Es war beinahe unheimlich, dass er all die Jahre, die er mit seinem Patenonkel verbracht hatte, nicht wusste, dass dieser ein Vampir gewesen war. Es war, als hätte seine Legilimentik bei Snape versagt. Er wusste von ihm einiges, doch es stellten sich immer neue Fragen auf die er keine Antwort fand und obwohl sie beide auf verschiedenen Seiten gekämpft hatten, vermisste er ihn. Um alles in der Welt wünschte er sich mit ihm zu reden, ihm die Fragen zu stellen, die ihn quälten und die stille Hoffnung, dass er ihm helfen konnte mit seinem Vampirdasein klar zu kommen. "Hier bist du…" seufzte Lucius Malfoy und trat auf die Lichtung. Simon schrak auf. Er hätte ihn hören oder in anderer Form wahrnehmen müssen, doch auf seine Sinne konnte er sich in einem solchen Moment nicht verlassen. "Du hast mich gesucht?" fragte Simon tonlos zurück, sah aber nicht zu seinem Onkel auf. "Ich mache mir ernsthaft Sorgen um dich." Lucius trat noch näher heran und ließ sich schließlich neben Simon auf der Bank nieder. "Du hast dich schon seit Ewigkeiten nicht mehr blicken lassen. Es ist so, als würdest du dich vor uns verstecken wollen." "Ich weiß", seufzte Simon, "aber es ist so schwer zu verstehen… ich…" "Hey, das geht vorbei", versuchte Lucius ihn aufzumuntern, "du wirst schon sehen." Simon sah zu seinem Onkel auf und seine blassblauen Augen fixierten die seines Gegenübers. "Der dunkle Lord ist nicht gerade für seine Geduld bekannt und die Fürstin weigert sich mich aufzunehmen… Ich gehöre einfach nirgends wirklich hin… und…" "Die anderen werden dich irgendwann akzeptieren, glaub mir, gib ihnen Zeit", sagte Lucius, doch seine Augen verrieten dem jungen Vampir etwas ganz anderes. ‚Morticia hat handfeste Gründe dich nicht zu akzeptieren. Was dein Schöpfer sich geleistet hat, wird sie nie verzeihen, auch nicht seiner Brut!' "Was ist damals geschehen?" Lucius sah Simon irritiert, vielleicht auch erschrocken, an. Simon nutzte diese Tür zu Lucius Erinnerungen. Es war für den Legilimentiker nicht schwer hineinzugelangen, doch die Flut der Bilder, die auf ihn einströmten, war zu verwirrend um sie genau zuordnen zu können. Eine Gruppe Todesser versammelte sich an einem Tisch um etwas zu besprechen. Lucius sprach mit Snape, sie schienen sich zu streiten. In einem anderen Bild waren die beiden bei Lord Voldemort. Er war zornig und schien Snape wegen etwas zu beschuldigen. Lucius war auf einem Feld unweit von Malfoy Manor und sprach mit einem Mann. Snape wurde von einem ‚Schatten' eingehüllt. Sein Gesicht war Schmerzverzerrt und Blut lief ihm aus einer Wunde am Hals, als er wieder alleine war. Ein paar in schwarze Kutten gehüllte Todesser standen in einem Raum versammelt. Snape wirkte blass und verzweifelt, wie er vor Voldemort kniete.' "Genau kann ich dir das nicht sagen", sagte Lucius und unterbrach den Blickkontakt. Die Bilder rissen ab. "Ich weiß nicht, was passiert ist." "Warum lügst du?" In Simon stieg die wohlbekannte Wut auf, die ihn in letzter Zeit so oft gepackt hatte. Er sprang auf und wandte sich direkt seinem Onkel zu und zwang diesen ihm ins Gesicht zu sehen. Die blaugrauen Augen von Lucius verrieten die Angst, die dahinter lag und doch wollte er nichts preisgeben. "Es ist besser du erfährst es nicht" "VERDAMMT NOCHMAL!" schrie Simon, "Lucius, ich will endlich wissen was geschehen ist, Warum war Severus ein Vampir? … Warum, zum Teufel, hat er die Seiten gewechselt? Ich werde den Verdacht nicht los, dass damals irgendetwas furchtbar schief gelaufen ist." "Das - das…, bitte Simon, du… tust mir weh…", keuchte Lucius, doch Simon lockerte den Griff, mit dem er seinen Onkel zwang ihn anzusehen, nicht. Stattdessen suchte er in Lucius Erinnerungen weiter nach Informationen. *** "Wir müssen alle Opfer bringen" sagte der dunkle Lord und fixierte Snape mit seinen Furcht einflößenden Blick, "Auch du, … vielleicht gerade du." "Aber, my Lord…" stammelte Snape, "Ich- ich weiß, dass die Idee…" "Severus, Du wurdest vermehrt mit diesen Schlammblütern gesehen." Die Stimme des Lords war eiskalt, "Es ist an der Zeit deine Loyalität erneut auf die Probe zu stellen. Du wirst den Auftrag annehmen!" "Aber, my Lord, ihre Legilimentik, sie wird mich doch sofort durchschauen!" "Darüber mach dir keine Sorgen… Lucius hat sich um dieses Problem bereits gekümmert!" * Der Vollmond stand hoch am Himmel. Ansonsten gab es keinerlei Lichtquellen, die diesen Ort erhellten. Selbst die Umrisse von Malfoy Manor waren kaum zu erkennen. Lucius stand neben einem Mann, dessen Antlitz von einer Kapuze bedeckt war, sodass das Gesicht nicht zu erkennen war. "Dann sind wir uns endlich einig?" fragte Lucius den Fremden. "Die Fürstin hat gestern Abend ihre Zustimmung gegeben. Sie wird sich mit dem dunklen Lord in den nächsten Tagen wegen der versprochenen Gegenleistung in Verbindung setzen." "Sehr gut. Folgen Sie mir!" * "Severus!" sagte Lucius mit einem kühlen Lächeln auf den Lippen, als er, gefolgt von der schattenhaften Gestalt, die nie scharf in Lucius Gedanken zu sehen war, in die Küche von Snapes Haus trat. Severus sah zu ihm auf und seine schwarzen Augen musterten die Gestalt hinter Lucius argwöhnisch. Sein Gesichtsausdruck war kühl und doch war die tiefe Verbitterung in seinen schwarzen Augen zu entdecken. "Du hast hier nichts zu suchen", erwiderte Severus unfreundlich und deutete dem Todesser an, sich schnellstmöglich zu verziehen. "Nana, Du wirst doch den Lord nicht enttäuschen wollen!" sagte Lucius spöttisch, "Vor dir steht die Lösung unseres Problems." "Was zum…" fing Severus an. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen und er wurde ganz plötzlich von dem Fremden mit voller Wucht zu Boden geschleudert. "Das kann nicht dein Ernst sein", brachte Severus mühsam hervor, während er sich gegen den ungleich stärkeren Gegner zur Wehr setzte. "Oh doch!" Lucius lachte kalt, während sich die Reißzähne des Vampirs in Severus Hals bohrten. Es dauerte nicht lange, bis der Schatten sich wieder von Severus löste. Schwerfällig setzte Severus sich auf und betastete vorsichtig die Wunde am Hals, dann warf er Lucius einen bösen Blick zu. "Das wirst du büßen, Du Bastard!" zischte Severus, doch erntete er wieder nur kaltes Lachen. "Der Lord will dich sehen, sobald deine Verwandlung abgeschlossen ist", sagte Lucius, "Und ich würde dir raten es nicht zu vergessen." Er nickte Severus noch einmal zu, dann verließ er mit der schattenhaften Gestalt das Haus. *** "Du warst das?" Simon war vollkommen perplex, löste seinen Griff aber dennoch nicht, "Das war alles geplant, alles euer verfluchter Plan!" "Wir hatten keine andere Wahl an die Poweread heranzukommen, ohne dass sie von unseren Plänen erfuhr!" Er ließ Lucius nicht die Zeit zum antworten, denn er ahnte, dass dieser nur Ausflüchte und Lügen zur Gegenwehr hatte: "Und deshalb habt ihr einen Unschuldigen ins Verderben getrieben!" "Severus und unschuldig? Es war ein Verräter und es war seine letzte Chance!" krächzte Lucius, "Simon es waren schwierige Zeiten… und … jeder musste seinen Teil beitragen." Simon lockerte seinen Griff ein wenig, aber nur soweit, dass sein Onkel genügend Luft bekam, "Auch jetzt werden keine Alleingänge geduldet… Du musst eingestehen, dass so kurz …" "Lenk nicht ab", zischte Simon kalt, "Warum ausgerechnet Severus?" "Weil ich es so wollte… Glaubst du ich habe es toleriert, ständig nur zweiter zu sein?" *** Der Raum war abgedunkelt. Simon konnte mehrere Todesser erkennen. Unter ihnen seine Mutter, seinen Vater und Lucius. "Du glaubst doch nicht, dass Severus den Auftrag freiwillig annehmen wird!" warf Rabastan Lestrange ein, "Jeder weiß wie sehr er diese Kreaturen hasst." "Aber überlegt mal", mischte sich Bellatrix ein, "Derjenige muss mit dem Medaillon umgehen können und wer könnte die Tränke dafür besser zubereiten als Severus?" "Keiner, und genau deshalb wird er es tun, ob er will oder nicht", sagte Lucius mit einem eiskalten Grinsen, "Notfalls haben wir endlich einen Grund, uns seiner Schlampe und diesem Bastard zu entledigen! Jetzt müssen wir nur noch den dunklen Lord davon überzeugen." *** Simon ließ Lucius erschrocken los und trat einen Schritt zurück: "Das ist nicht dein Ernst!" schrie er, "Ihr habt ihn geradezu gezwungen, die Seiten zu wechseln." " Ich versteh nicht weshalb du dich so aufregst", versuchte Lucius beschwichtigend, "Er war ein Verräter und er hat dich getötet!" Was sich in Simon rührte war grenzenloser Hass, der sich in ihm aufgestaut hatte. Er konnte in Lucius keinen Funken von Reue für sein Vorgehen entdecken. Es war, als würde dieser Hass Simons Denken vollkommen ausschalten, als er Lucius erneut fest mit seiner Hand an die Kehle griff. Diesmal aber nicht um diesen weiter auszuquetschen, sondern um sich zu rächen. "Es wäre nichts von all dem Geschehen, wenn ihr damals anders gehandelt hättet!" Es war nur ein Gedanke; der letzte an den er sich erinnerte, bevor sich sein rationales Denken ausschaltete und es seinen Onkel mit einem Biss in die Kehle zu Boden zwang. Es war nur ein kurzer Moment der Befriedigung, als er sich von dem leblosen Körper seines Onkels löste. Er spürte keine Reue, aber die Kraft des Lebens, die sich in ihm ausbreitete. Er saß noch eine ganze Weile neben der Leiche und starrte sie fassungslos an. In Lucius war kein Tropfen Blut verblieben und in seiner blinden Wut hatte er ihn ziemlich übel zugerichtet. Wie in Trance, wischte er sich das Blut von den Lippen und erhob sich taumelnd. Mit seinen blutbeschmierten Händen suchte er Halt an einer Bank. Nur langsam kam das Begreifen zu dem, was er gerade getan hatte. Panisch sah er sich um, doch es war ruhig. Niemand hatte seine Tat gesehen, doch wie lange würde sie unbemerkt bleiben? Mit einem Wink seines Zauberstabs reinigte er sich von dem Blut, dann ließ er die Leiche verschwinden, bevor er ins Riddlehaus apparierte. ***** Ende der Rückblende ***** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)