Harry Potter und das Medaillon der Vampire von Altron (Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix") ================================================================================ Kapitel 2: Der Stammbaum der Blacks ----------------------------------- I´ve seen the shadows in your eyes how could you - loose the emotion of beein alive? *** Der Stammbaum der Blacks Die Sommerferien waren noch lang und nur langsam drang die Bedeutung von Dumbledores Worten in Harrys Kopf. Er müsste im Grimmauldplatz Nummer 12 bleiben, im Haus seines verstorbenen Paten. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine Fingernägel hinterließen kleine, rote Halbmonde auf seiner Handinnenfläche. Er hatte letztes Jahr darunter gelitten, auch nur eine Nacht in diesem Haus zu bleiben und er wusste, dass er nun drei schreckliche Wochen vor sich hatte. Er war froh, endlich alleine zu sein, doch die Einsamkeit und die gespenstische Leere, die sich in seinem Kopf breit machte, ließ ihn am ganzen Leib zittern. Lethargisch starrte er gegen die Wand und bis auf das Zittern rührte er sich nicht. Harry wusste nicht, wie lange dieser Zustand angehalten hatte, aber als er aus seiner Benommenheit erwachte, war es im ganzen Haus still und dunkel. Es hatte keinen Zweck abzuhauen, aber alleine in diesem Raum würde er sicher über kurz oder lang den Verstand verlieren. Er verließ das Zimmer und schlich leise den Gang entlang und die Treppe hinunter. Die meisten Bilder, die früher die Wände geziert hatten, waren durch freundlichere Motive erneuert worden. Einzig das Bild von Sirius Mutter war noch immer in der Eingangshalle und ließ sich einfach nicht entfernen. Harry holte sich eine Flasche Butterbier aus dem Kühlschrank und ging wieder nach oben. Doch bevor er sein Zimmer wieder erreicht hatte, fiel sein Blick auf die große Tür am Ende des Ganges und Harry trat kurz entschlossen in den Salon. Auch hier hatte sich einiges verändert. Die Möbel waren größtenteils gleich geblieben, doch die Vorhänge und die Sitzgarnituren waren durch neue ersetzt worden. Hier erinnerte kaum etwas an die dunkle Vergangenheit des Hauses und die früheren Bewohner. Über dem Kamin hing ein großes Wappen, auf dem ein Phönix abgebildet war. Harry konnte sich sehr zu gut vorstellen, wie sich die Mitglieder des Ordens nach ihren Treffen hier zusammengesetzt hatten und eventuell noch die letzten Details besprachen. Harry ließ sich auf einen Sessel nieder, öffnete seine Butterbierflasche und nahm einen Schluck. Dabei fiel sein Blick auf einen großen Wandteppich. Harry verschluckte sich. Es war nicht der Wandteppich, der ihn zu dieser Reaktion getrieben hatte, sondern die Erinnerung, was sich dahinter verbarg. Vor zwei Jahren hatte er neben Sirius an genau dieser Wand gestanden und den Stammbaum der Blacks betrachtet. Harry wandte seinen Blick vom Wandteppich ab und versuchte die Erinnerungen an Sirius zu vertreiben. Er trank sein Butterbier fast in einem Zug leer und wollte dann den Raum verlassen. Zu viele unangenehme Erinnerungen waren mit diesem Ort verknüpft, doch bevor Harry die Tür erreichte, fiel sein Blick noch einmal auf die Wand. Ohne weiter darüber nachzudenken, näherte er sich und schob ihn beiseite. Der Stammbaum war noch da und Harrys Blick wanderte unruhig über die Steinwand: …Lucius Malfoy,… Draco Malfoy… und auf selber Höhe, unter den Namen Bellatrix und Rodolphus Lestrange, fand er den Namen, nach dem er gesucht hatte: Simon Lestrange. Harry starrte auf den Namen und das was unter ihm stand. Er schluckte. Und doch, je länger er die Aufschrift betrachtete, umso mehr fühlte er eine tiefe Erleichterung. Simon Lestrange war einen Tag, nachdem der dunkle Lord ihn zu seinem Anhänger gemacht hatte, gestorben. Erst nach einiger Zeit schaffte er es, seinen Blick von dem Namen abzuwenden und betrachtete nun das Sterbedatum von Regulus Black. Der, wie Harry jetzt auffiel, am selben Tag gestorben war wie seine Eltern. Doch der weiße Fleck neben Regulus ließ ihn stocken. Mit einem plötzlichen Schaudern kamen die schmerzlichen Erinnerungen an Sirius zurück. Wie in Trance ließ Harry den Teppich fallen und der Stammbaum war wieder verdeckt. Der kurze Moment, in dem er sich über Simons Tod gefreut hatte, war schneller vergangen, als er gedacht hatte. Es war an der Zeit, diesen Raum zu verlassen und wenn es sich vermeiden ließe, würde er nie wieder freiwillig hierher zurückzukehren. Er verließ den Salon und zog sich in sein Zimmer zurück. Er wusste nicht, ob er jetzt heulen, oder sein Zimmer lieber in Einzelteile zerlegen sollte. Er tat keines von beiden Möglichkeiten, sondern setzte sich auf das Bett und starrte lange auf die Wand vor sich. Sein Kopf drohte zu bersten, als viele Erinnerungen auf ihn einströmten: seine Eltern, der Orden des Phönix, Sirius Black, Simon Lestrange, Lord Voldemort,… Er brauchte sehr lange, bis er es schaffte, all diese Gedanken in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen und dann in einen fast lethargischen Zustand verfiel, in dem seine Umwelt nicht mehr wahrnehmen konnte. *** Erst als er am nächsten Morgen zum Frühstück die Küche betrat, kam er kurzfristig wieder auf andere Gedanken, als Ginny ihm mit einem laut gekreischten "Harry! Oh, Harry!" um den Hals fiel, gefolgt von Hermine, während Ron, Fred und George sich damit begnügten, ihm aufmunternd auf die Schulter zu klopfen. Charlie und Bill Weasley winkten ihm vom Frühstückstisch nur freundschaftlich zu und als dann alle beisammen saßen, begann auch schon das aufgeregte Geschnatter. Später, als Harry, Ginny, Ron und Hermine dann verteilt auf Rons und Harrys Bett saßen, wollten diese natürlich alles über den gestrigen Angriff wissen. "Was ist eigentlich genau passiert?", brach Ginny nach einer ganzen Weile wieder zuerst das Schweigen, "Mum sagte nur, dass du in Gefahr wärst und sie müssten dich da rausholen,… der ganze Orden war in Aufruhr…" Harry nickte und erklärte, was im Ligusterweg vorgefallen war. Seine fünf Zuhörer sahen ihn entsetzt an, als er erzählte, dass wahrscheinlich mehrere Muggel, unter anderem auch einige Kinder getötet worden waren. "Der dunkle Lord hat das ganze sicher nicht nur getan, um sich an dir zu rächen,…", mutmaßte Ron. "Da steckt doch mehr hinter", stimmte Hermine ihm sofort zu und sah Harry fordernd an. Dieser senkte betrübt den Kopf und starrte auf seine Füße. "Harry, sag…", forderte Hermine. "Nein, ich… ich kann noch nicht darüber reden…", stotterte Harry unruhig. Er spürte die Blicke seiner Freunde auf sich ruhen, doch er blockte jeden weiteren Gesprächsversuch einfach ab. *** Harry hatte sich die folgenden Tage extrem stark zurückgezogen und keinen Kontakt zu den anderen aufgenommen. Es war manchmal sogar so schlimm, dass er nicht einmal mehr redete, auch wenn man ihn direkt ansprach. "Was ist los mit dir?", fragte Ginny besorgt. Sie war vor einigen Minuten in sein Zimmer gekommen, doch Harry hatte sie weder angesehen, noch irgendetwas gesagt. "Es ist dieses Haus", sagte Harry fast flüsternd, "Alle unangenehmen Gedanken sind hier gebündelt, egal woran ich gerade denken muss, es gibt immer einen Bezug zu Sirius, dem Orden, meine Eltern, Simon,..." "Harry, Simon ist es nicht wert, dass du dir seinetwegen den Kopf zerbrichst." "Weißt du, dass ich bald wieder nach Slytherin muss?" fing Harry an. "Simon war der einzige, dem ich dort wirklich vertraut habe und ... Er hat mich ausgeliefert und fast getötet!!!" "Aber, du sagtest selbst, dass er tot ist" argumentierte Ginny, doch Harry reagierte darauf nicht, sondern starrte die Wand hinter Ginny an. "Ginny, ich..." fing Harry nach einer längeren Zeit des Schweigens an, brach aber sofort wieder ab. Sie seufzte und setzte sich zu ihm aufs Bett. Sanft legte sie ihre Arme um ihn und Harry ließ den Kopf auf ihre Schulter sinken. "Ich halte es nicht noch einmal ein ganzes Jahr mit diesem Haufen aus", sagte Harry fast flüsternd. Nur mit Mühe schob er die Gedanken beiseite. Ginny bei sich zu spüren, gab ihm die Wärme, die er jetzt brauchte. Er küsste sie nicht, sondern legte lediglich einen Arm um sie und schloss die Augen. Er wollte Ruhe und so wie es jetzt war, war es sehr viel besser, als wenn er alleine gegen die Wand starrte. Er schloss seine, vor Übermüdung und vom permanenten Schlafmangel überstrapazierten, Augen und schlief nur wenig später ein. Harry wachte erst am nächsten Tag wieder auf. Ginny musste irgendwann gegangen sein, ohne dass er es gemerkt hatte. Er gähnte herzhaft und zog sich um. Die Dursleys waren so freundlich gewesen, Harrys ganzes Hab und Gut in zwei große Kartons zu packen, um es an die Straße zu stellen. Nicht, dass sie vorgehabt hatten, dass alles an Harry zurückzugeben, sondern sie taten es lediglich, um es aus dem Haus zu haben. Mr. Weasley hat die Sachen sehr knapp vor den Händen der Müllabfuhr gerettet. Es dauerte eine ganze Weile, bis Harry sich mit seiner Situation abgefunden hatte. Er war im Haus seines Paten gefangen. Aber er war zum Glück nicht alleine. Wenn Ginny, Hermine und Ron nicht gewesen wären, hätte er sein Tief nie überwunden. Aber die drei drängten sich ihm gnadenlos auf und vertrieben Harry die Zeit und damit auch nach und nach, die grausamen Erinnerungen. *** Die Ferien neigten sich dem Ende entgegen und erst in der letzten Woche kam Mrs. Weasley beim Frühstück auf ihn zu, um Harrys Bücherliste zu bekommen. Sie trug bereits ihren Reiseumhang und schien ein wenig in Eile zu sein. Harry nickte und erhob sich vom Frühstückstisch, zögerte aber schließlich. "Mrs. Weasley, kann ich eventuell mitkommen?" fragte er unsicher. "Harry, das weißt du doch... Du darfst das Haus unter keinen Umständen verlassen." sagte sie und lächelte ihn aufmunternd an. "Ich weiß... aber ich ... ich brauche einen neuen Zauberstab und ..." sagte Harry, "Den können Sie mir nicht mitbringen." Mrs. Weasley seufzte und sah den mittlerweile jungen Mann fast mitleidig an. "Ich kann dich nicht mitnehmen." Harry senkte seinen Kopf. "Aber ich brauche... dringend einen Neuen", sagte Harry leise, "Ich will nicht den von Snape benutzen." "Ich rede mit Dumbledore", sagte Mrs. Weasley und strich ihn sanft durch das schwarze, ungeordnete Haar. "Da finden wir sicher eine Möglichkeit. Soll ich denn deine Bücher trotzdem schon mal mitbringen?" Harry nickte und löste sich rasch aus Mollys Umarmung, um seine Liste zu holen. Mrs. Weasley kam erst am späten Nachmittag wieder und gab jedem ein großes Paket mit Büchern. Harry hatte den ganzen Tag mit Hermine, Ron und Ginny in seinem Zimmer gesessen. Erst hatten sie mehrere Runden Zaubererschach gespielt, aber das war auf Dauer zu langweilig geworden und so hatten sie eigentlich die meiste Zeit herumgesessen und nicht gewusst, was sie anstellen sollten. Als jeder seine Bücher in Empfang genommen hatte, ließ es sich Hermine nicht nehmen, nach oben in ihr Zimmer zu gehen, um die Bücher genauer zu inspizieren. Auch Harry blätterte eine Weile lustlos in seinem Buch über Muggelkunde herum, bevor er sich seinem Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste zuwandte. Etwa zur selben Zeit vernahm Harry im Eingangsbereich mehrere Stimmen, unter anderem glaubte er die von Dumbledore zu hören, doch das Stimmengewirr wurde rasch wieder leiser und schließlich wurde eine Tür geräuschvoll geschlossen. Dumbledore kam nach dem Ordenstreffen zu ihm, um ihn darüber zu informieren dass er in wenigen Tagen mit Begleitung zu Ollivander könne, aber auch um sich von Harrys derzeitiger Verfassung zu überzeugen. Die letzte Woche der Ferien verging rasch, da alle Schüler schon mit den letzten Vorbereitungen für das kommende Schuljahr beschäftigt waren und erst zwei Tage vor Schulbeginn wurde Harry morgens in aller Frühe von Molly geweckt. In der Eingangshalle wurde er von einigen Mitgliedern des Ordens begrüßt. Moody, Tonks, Lupin Molly und Arthur Weasley warteten abfahrbereit im Flur. Tonks schien sehr viel älter als sonst zu sein. Sie hatte graue Harre und trug einen braunen, abgetragenen Mantel. Die Muggel würden sie für Harrys Oma halten, wenn man sie mit Harry zusammen sah. Arthurs Kleidung dagegen war mehr als auffällig. Es würde ein sehr heißer Tag werden und Mr. Weasley hatte eine kurze Bermudas angezogen und wirkte auf Harry wie ein Tourist auf einer Südseeinsel. Als Harry zu der Gruppe stieß, hörte er gerade noch, wie Lupin sich über Arthurs auffälliger Kleidung aufregte, doch er verstummte aber, als Harry hinzukam. Harry hatte Lupin die letzten Tage kaum gesehen und der letzte Vollmond hatte seine Spuren hinterlassen. Ohne den Wolfsbanntrank wirkte Lupin nach Vollmondnächten ausgelaugt und müde und schien sich nur langsam von seinen Verwandlungen zu erholen. Die kleine Gruppe verließ unmittelbar, nachdem Harry von Molly mit ein paar Scheiben Brot versorgt wurde, das Haus. Harry ging lustlos zwischen den Ordensmitgliedern. Moody gab ihm gelegentlich einen kleinen Schubs, wenn er seinen Schritt verlangsamte oder nach etwas gucken wollte. Als sie schließlich die Winkelgasse erreichten, zogen die Erwachsenen den Kreis um Harry noch enger und Moodys magisches Auge beobachtete sehr intensiv die nähere Umgebung. Hastig schritt die kleine Gruppe die Gasse hinunter bis sie den Laden von Ollivander erreicht hatten. Lupin zog Harry sofort in den Laden, während die anderen sich unauffällig davor aufstellten. Tonks als ältere Dame stützte sich auf ihren Gehstock und sah sich neugierig in der Gasse um. Moody zog einen Tagespropheten hervor und lehnte sich an die Fensterscheibe. Molly kramte aus ihrer Tasche ihr Strickzeug hervor und während sie sich daran machte, einen giftgrünen Pullover zu stricken, unterhielt sie sich lauthals mit Arthur über das Wetter. Harry wandte sich belustigt von den vier Personen ab und sah sich im Laden um. Es roch staubig und in all den Jahren, die er nicht hier gewesen war, schien sich nichts verändert zu haben. Lupin ließ sich müde auf einem Hocker neben einem großen Regal voller kleiner Schachteln, nieder. "Mr. Potter, dass ich Sie noch einmal in meinem Laden begrüßen darf", sagte Ollivander überrascht und kam nach vorne an die Ladentheke. "Womit kann ich dienen?" "Ich brauche einen neuen Zauberstab", sagte Harry rasch und besah sich interessiert die Auslagen an der Theke. Mr. Ollivander schien einen Moment zu überlegen, bevor er sich einem Regal zuwandte und ein paar Schachteln herauszog. Harry glaubte, dass Mr. Ollivander gerne nach seinem alten Zauberstab gefragt hätte, aber seine diskrete Höflichkeit schien dies nicht zuzulassen. Er brachte mehrere Schachteln nach vorne, nahm eine und packte den Zauberstab aus, zögerte aber plötzlich. "Nein, … den haben Sie damals schon nicht haben wollen." Ohne ihn Harry zu geben packte Ollivander ihn wieder beiseite und gab ihm einen anderen. "Versuchen Sie den hier", sagte Ollivander und hielt ihm einen sehr dunklen Stab entgegen, "Weidenholz, elfeinhalb Zoll, Drachenherzfaser." Harry nahm ihn in die Hand, doch er spürte nichts, was ihm an dem Stab zusagte und Mr. Ollivander nahm ihn zurück. "Zwölf Zoll, Einhornhaare, sehr guter Stab, ... nein … sechseinhalb Zoll, Elfenbein, ... hier ein besonderes Stück, Weißbuche mit einer Phönixfeder, ... auch nicht ..." Der Stapel mit den abgelegten Zauberstäbe wurde zusehends größer und Harry war der Verzweifelung nahe. "Sie machen es mir nicht gerade einfach, versuchen Sie den hier, elf Zoll, sehr biegsam mit einem Einhornhaar." Doch auch der war anscheinend nicht geeignet. "Und dieser? Dreizehn Zoll..." Harry schüttelte resigniert den Kopf und je mehr Zeit verstrich, umso leerer wurden die Regale. Schließlich hatte Mr. Ollivander auch den letzten Zauberstab aus dem Regal geholt. "Mr. Potter", sagte er ernst, als er auch den letzten wieder aus Harrys Hand gerissen hatte. "Ich glaube, ich muss Sie enttäuschen. Es scheint keinen zu geben, der Ihnen genauso zusagen wird, wie Ihr erster Zauberstab, aber ich könnte Mr. Gregorowitsch um eine Auswahl seiner Zauberstäbe bitten. Er hat einige sehr mächtige auf Lager..." "Ich weiß nicht...", fing Harry an und sah zweifelnd zu Lupin hinüber. "Wie lange wird das dauern, bis Sie die haben?" "Eine Woche, ... vielleicht auch länger", sagte Mr. Ollivander und begann einige Schachteln zurück in das Regal zu stellen. "Harry", sagte Lupin ruhig und kam zu ihm. "Vielleicht solltest du es dir mit dem Zauberstab noch mal überlegen. Du hast doch einen ganz guten" "Was gibt es da zu überlegen?", erwiderte der Angesprochene missmutig. "Ich will ihn nicht benutzen … Nicht nach all dem was passiert ist." "Welchen Zauberstab meinen Sie?" fragte Mr. Ollivander und hob interessiert eine Augenbraue. Harry zog Snapes Zauberstab hervor und reichte sie dem Verkäufer. "Oh, ja, an den kann ich mich auch noch gut erinnern. Mr. Snape hat ihn zu seiner Einschulung gekauft ...Ja, ein außergewöhnlicher Zauberstab, lag sehr lange auf meinem Lager. Zwölfeinhalb Zoll, Eiche, federnd, mit einer Drachenherzfaser. Ideal für die Beschwörung von magischen Gegenständen und Ritualzauber ..." Mr. Ollivander betrachtete den Zauberstab und untersuchte ihn nach möglichen Kratzern und Macken, dann gab er ihn an Harry zurück. "Ich glaube, kein Zauberstab in meinem Lager passt besser zu Ihnen als dieser. Er kann durchaus sehr mächtig sein und ist in einem tadellosen Zustand. Wenn Sie meine Meinung haben wollen: Nutzen Sie ihn." Harry steckte den Stab ein und sah nochmals zu Mr. Ollivander auf. Ein wenig enttäuscht verabschiedete er sich von dem Zauberstabmacher und ging mit den anderen wieder zurück zum Grimmauldplatz. *** "Harry, mach dir darüber keine Gedanken", sagte Ginny, als er ihr am Abend von seinem missglückten Ausflug in die Winkelgasse erzählt hatte. "Du denkst viel zu viel darüber nach... Du kannst gar nicht mehr entspannen, ständig hängst du alten Erinnerungen nach,..." Harry hatte Ginny stark vernachlässigt und ein kleiner Teil in seinem Kopf musste ihren Vorwürfen Recht geben. Er stand auf, nahm sie zärtlich in den Arm. "Ginny, ich weiß...", sagte er leise und zog sie noch näher an sich. Er streichelte über ihren Rücken und küsste sie. Ginny schob ihn sanft aufs Bett und er genoss ihre Nähe wie schon lange nicht mehr. Nach einer Weile, in der Harry lediglich Ginnys Körper an sich spüren wollte, zögerte er plötzlich und seine Augen trafen auf die Ginnys. "Danke", flüsterte er. Ginny runzelte irritiert die Stirn. "Wofür?", fragte sie leise, während ihre Hand durch sein schwarzes Haar fuhr. "Ihr habt immer zu mir gehalten, du, Hermine,... und auch Ron. Ich weiß nicht wie ich die letzten Wochen ohne euch überstanden hätte..." Ginny schob sanft ihren Zeigefinger vor seine Lippen: "Du brauchst jetzt nichts zu sagen,..." sagte sie ganz leise und presste sanft ihre Lippen auf seine. Harry schloss seine Augen und zog Ginny wieder näher an sich. "Ich liebe dich", flüsterte er ihr ins Ohr. "Bleibst du heute Nacht hier?" In ihren Augen war einen Moment etwas zu sehen, was Harry als ein nein deutete, doch sie schien noch darüber nachzudenken. "Ich mache nichts, was du nicht willst, aber bitte ... lass mich heute Nacht nicht allein... ich... ich ..." Sie nickte und zog Harry näher an sich … Es wurde sehr spät, ehe Harry einschlief. Ein Tisch stand inmitten eines fensterlosen Raumes und einige wenige Leute standen um ihn herum. Harry erkannte keine der schwarzgewandeten Gestalten, aber sicher waren es Todesser, die sich um den Tisch versammelt hatten. Eine der anwesenden Personen zog einen Gegenstand hervor und legte diesen vor dem dunklen Lord auf die Tischplatte. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte er in das blasse Gesicht von Bellatrix Lestrange sehen, bevor er den Gegenstand erkannte. Es war sein Zauberstab, den ihm die Todesserin vor den Sommerferien entwendet hatte. Harry sah, dass jemand sprach, doch er selbst konnte nichts hören. Gebannt schenkte er seine Aufmerksamkeit dem Zauberstab, der gerade in Voldemorts weißen Händen lag. Der dunkle Lord betrachtete ihn und sprach ein paar Worte. Er war hocherfreut als er Harrys Zauberstab wieder weglegte, um dann seinen eigenen zu ziehen. Harry schrak zusammen und seine Narbe brannte. Die Vision wurde schwächer. Mit aller Kraft versuchte er sich an der Vision festzuklammern, um zu erfahren, was Voldemort vorhatte, doch die Dunkelheit umfing ihn. Zurück blieb nur der brennende Schmerz auf seiner Stirn. Im selben Moment erwachte Harry aus dem Schlaf. Die Narbe brannte noch immer, doch er konnte sich an nichts erinnern. Er sammelte noch einmal seine Kräfte zusammen und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was der Feind tat, doch bis auf die Tatsache, das Voldemort sehr plötzlich, sehr wütend war, konnte er nichts weiter in Erfahrung bringen. Etwas war schief gegangen und darüber war der dunkle Lord alles andere als erfreut. Es musste noch mitten in der Nacht sein. Harry betrachtete einen Moment Ginny, die noch schlafend neben ihm lag. Harry verließ kurz darauf leise das Zimmer um sie nicht zu wecken. Er würde jetzt kaum noch zur Ruhe kommen. Er ging in die Küche, setzte sich an den Tisch und durchstöberte gelangweilt den Tagespropheten. Es war nichts passiert und die Zeitung war schnell uninteressant geworden. Harry bereute es, dass er kein Buch mitgenommen hatte und legte den Kopf auf die Tischplatte. Ohne es zu wollen, döste er vor sich hin und wurde wenig später von Mrs. Weasley geweckt, die laut scheppernd die Pfanne auf den Herd stellte, um darin das Frühstück zu zubereiten. "Guten Morgen!", sagte sie vergnügt lächelnd zu Harry, der sie verschlafen ansah. "Morgen", murmelte er und erhob sich. Sein Rücken schmerzte von der ungesunden Haltung und gähnend streckte Harry sich. "Warum hast du in der Küche geschlafen?", fragte Molly. "Stress mit Ginny gehabt?" Harry zuckte zusammen. Sie konnte doch unmöglich wissen, dass Ginny bei ihm geschlafen hatte, oder? "Nein", grummelte Harry. "Voldemort hat sich über irgendetwas geärgert", erklärte Harry schlaftrunken, woraufhin Molly erschrocken die Schachteln mit den Eiern zu Boden fallen ließ. "Was ist passiert?", fragte sie. "Weiß nicht", sagte Harry und zuckte mit den Achseln. "Er hat sich über irgendetwas geärgert, das nicht geklappt hat.", sagte Harry und nahm sich eine Flasche Kürbissaft aus dem Kühlschrank, während Mrs. Weasley mit einem Zauber die zerbrochenen Eier zusammenfügte. "Hast du nicht letztes Jahr Okklumentik gelernt?", fragte Mrs. Weasley weiter und zauberte ein paar Teller und Besteck auf den Frühstückstisch. Harry nickte, leerte sein Glas und verließ die Küche, ohne noch etwas zu sagen. Ginny schlief immer noch tief und fest in seinem Bett. Harry näherte sich ihr, legte einen Arm um sie und küsste sie wach. Als Ginny die Augen aufschlug, schenkte er ihr ein sanftes Lächeln. Ginny schrak auf, als ihr bewusst war wo sie war und löste sich rasch aus Harrys Umarmung. Harry konnte ihr lediglich noch überrascht hinterher sehen, so schnell war sie verschwunden. Mit einem Seufzer erhob er sich, nahm eine saubere Robe aus dem Schrank und zog sich um. "Ron?!", hörte er Ginny von weiter oben sagen und hielt inne. "Was ... was machst du..." "Nichts Ginny", antwortete Ron hastig. "Vergiss einfach, dass du mich gesehen hast." Daraufhin war es ruhig und Harry konnte eilige Schritte hören, die er Ron zuordnete. Auf Harrys Gesicht erschien ein Grinsen und er hatte den Verdacht, dass er nicht der einzige war, der nicht alleine in seinem Bett geschlafen hatte. Dieser Verdacht bestätigte sich nur wenig später beim Frühstück. Er hatte Hermine schon lange nicht mehr so glücklich gesehen. Genauer gesagt war es fast ein dreiviertel Jahr her, dass sie Ron mit einem offensichtlich verliebten Blick angesehen hatte. "Ist das nicht schön, dass die beiden wieder zusammen sind?", fragte Ginny und erntete unerwartet böse Blicke von Hermine und überraschte von den anderen Weasleys. "Musst du gleich alles weiter erzählen?", fragte Ron genervt und warf seiner kleinen Schwester einen bösen Blick zu. "Ich wusste ja nicht, dass ihr es geheim halten wolltet", sagte Ginny und warf einen hastigen Blick zu Harry. "Ron, es war mehr als offensichtlich,... Ich meine dass ihr verliebt seid, sieht doch ein Blinder mit 'nem Krückstock", verteidigte Harry seine Freundin schmunzelnd. "Mrs. Weasley", sagte Hermine und wandte sich, um das Thema zu wechseln, an die Mutter von Ron und Ginny. "Wie werden wir nach Kings Cross kommen?" "Mit der U-Bahn", sagte sie. "Moody und Lupin werden uns begleiten." Mrs. Weasley erhob sich und ließ mit einem Wink ihres Zauberstabs die schmutzigen Teller in der Spüle verschwinden, wo das Geschirr von Bürste und Schwamm gesäubert wurde. "Hat noch jemand Sachen, die gewaschen werden müssen?", fragte sie, worauf alle Vier mit einem Nicken reagierten und kurz darauf hastig aus der Küche wuselten. Am Abend hatte Harry einen Stapel gewaschener und fertig zusammengefalteter Hogwartsumhänge auf seinem Bett liegen. Ihn störten der grüne Saum und das Wappen mit der silbernen Schlange darauf, die auf jede Uniform genäht waren. Er hatte schon einige Tage nicht mehr daran gedacht, was genau ihn in Hogwarts erwartete: ein weiteres Jahr in Slytherin. Mit einem Seufzer packte er seine Kleidung in seinen Koffer, sperrte Hedwig in ihren Käfig und ging sehr früh schlafen. *** to be continued *** Das eine oder ander Review wäre nicht schlecht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)