Unwanted von Chepre (Do you fear the dark abyss?) ================================================================================ Schulden -------- Kapitel 1: Schulden Eine untergehende Sonne erhellte das Meer und gab ihr einen leichten orangenen Schimmer. Der Wind blies heftig und hier und da flogen große Vögel vorbei. Mitten in diesem endlosen Meer war ein Schiff mit schwarzen Segeln. Captain Jack Sparrow stand am Bug seines unbezahlbaren Schiffes. Endlich hatte er es wieder, endlich war er wieder Captain der Black Pearl. Das Schiff war sein Ein und Alles, und er hatte ziemlich viel auf sich genommen, um es wieder in die Finger zu kriegen, sogar alleine von einer einsamen Insel heruntergekommen, nur um endlich wieder da stehen zu können und sich den Wind der großen weiten Wind um die Nase wehen zu lassen. „Captain, da vorne ist ein großer Nebelschwaden. Sollen wir durchsegeln?“ Jack Sparrow unterbrach seine Gedanken, als er einen seiner treuen Kameraden hörte. „Ja, wir segeln durch.“, sagte er entschlossen und nach einem lauten „Ay, Captain!“ wandte er sich wieder dem Meer zu. Er suchte kurz nach seinen Kompass, um zu sehen, ob die Richtung stimmte. Denn er war auf der Suche nach etwas. Etwas, was ihm vielleicht das Leben retten konnte. Mit einen schloss er ihn wieder. Und sein Schiff segelte durch einen großen Nebelschwaden. Er war sehr dicht, sodass er kaum etwas sehen konnte. Als er endlich vorbei war, sah er wieder das offene Meer, aber nicht nur das: Da war ein zerbrochenes Schiff, was zweigeteilt auf dem Meer trieb. Um es herum schwammen tausend kleine Holzstückchen. Auf einen von diesen Teilen lag ein bewusstloser Mensch. Jack wandte sich an Gibs und den Rest seiner Crew und sagte: „Holt den da raus (Er deutete auf die Person die an den Holzstück hing) und schaut, ob er noch am Leben ist.“ Seine Crew zog ihn aus dem Wasser und trug ihn zu Jack. „Captain, das ist eindeutig kein Mann!“, sagte Gibs. Jack ging nun näher an sie heran. Er sah eine Frau mittleren Alters. Sie hatte blondes Haar mit dunklen Strähnen, die über ihren Kopf nach hinten geflochten waren. Sie trug eine vergilbtes weites Hemd, darüber ein schwarzes Korsett, eine dunkelblaue knielange Hose mit schwarzen hohen Stiefeln. Um ihren Hals glitzerte ein silbernes Medaillon. Ihre Augen waren geschlossen, doch sie amtete. „Wir behalten sie – erstmal. Wenn sie Ärger macht, können wir sie immer noch dorthin wieder zurückbringen, wo sie hergekommen ist.“ Plötzlich prustete die Frau einen Schwall Wasser aus und macht ihre Augen auf. Die Männer, die sie getragen hatten, setzte sie auf den Boden. Jack winkte mit der Hand als Zeichen, das sie sie allein lassen sollten. Er kniete sich hin und beäugte sie misstrauisch. „Bist du ein Pirat?“, fragte er. Die Frau nickte. „Gut“, sagte Jack neugierig und fragte weiter: „Von welchen Schiff kommst du?“ „Ich muss… zu einen gewissen… Mann…“ sagte sie leise, immer noch halb ohnmächtig. Ihre Erinnerung kehrte langsam zurück, sie wusste, warum sie hier war und wen sie suchte. Sie stand auf und ihr Verstand klärte sich. „Ich suche einen bestimmten Mann, den ich etwas ausrichten soll. Also schauen wir mal… (Sie musterte Jack von oben bis unten) exotische Frisur… (sie strich mit ihrer Hand durch Jacks Haar) rotes Haarband… und (sie langte in seinen Mantel und holte seinen Kompass, klappte ihn auf, warf kurz einen Blick darauf und drückte ihn Jack wieder in die Hand) einen Kompass, der nicht nach Norden zeigt. Eindeutig der, den ich suche, Jack Sparrow.“, sagte sie und stand nun hinter ihm. Sofort sagte Jack beleidigt: „CAPTAIN Jack Sparrow, wenn ich bitten darf. Und wer schickt dich?“ „Wenn ich dir sage, wer mich schickt, dann weißt du auch, was ich dir ausrichten soll. Bereit für das Unvermeidliche?“ flüsterte sie ihn ins Ohr. Jack wurde etwas blass und nickte. Die Frau bewegte sich wieder vorwärts, sodass sie direkt vor ihm stand. „Davy Jones“, sagte sie klar und deutlich. Darauf erwiderte Jack mit einem Flackern Angst in der Stimme: „Nicht gut. Gar nicht gut.“ Sofort wandte sich Jack zu seinem Steuermann und sagte hektisch: „Land! Weg hier!“ Dann drehte er sich noch mal um und sagte zu der Frau: „Und du kommst mit!“ Er zerrte sie in seine Kajüte. Jack schloss die Tür hinter ihm und sagte misstrauisch: „Wer bist du?“ Die Frau setzte sich auf sein Bett und antwortete: „Ich heiße Anetha.“ Jack fragte weiter: „Und wie kommt´s, dass gerade du hierher willst – oder eher geschwemmt wirst – und mir was von ihm ausrichten sollst?“ Anetha stand auf und sagte entschlossen: „Also wenn du so fragst, dann habe ich ihm vor genau 13 Jahren versprochen, das für ihn zu erledigen. Und in diesen 13 Jahren war ich selbst Captain eines Schiffes … bis das Schicksal entschied, das ich es nicht mehr sein sollte. Keiner von meiner Crew überlebte, außer mir. Dass ich gerade auf deinem Schiff gelandet bin, macht die Sache natürlich ungemein einfacher.“ Jack nickte und setzte sich auf den Stuhl vor den großen Tisch. Er hob einer der Flaschen an, nur um zu sehen, dass sie leer war und stellte sie wieder hin. „Ich weiß, wovon du davonläufst, Jack. Und mittlerweile haben sich auch ein paar Tatsachen geändert, sodass ich keinesfalls Davy den Gefallen tun würde, dich direkt in seine Arme zu treiben – oder besser – in die Arme seines Kraken.“, sagte sie und Jack schaute sie neugierig an, „Aber wenn wir zwei beide zusammen arbeiten würden, könnten wir dieses Schicksal umgehen. Ich weiß, dass du auf der Suche nach dem Schlüssel bist. Tja, und ich kann den Schlüssel und die Truhe ohne deine Hilfe nicht holen. Aber dafür kannst du mit diesen Sachen Davy und seinen Kraken nicht töten ohne mich. Denk darüber nach, denn viel Zeit bleibt dir nicht mehr, Jack.“ Jack überlegte eine Minute und sagte dann langsam: „Und woher soll ich wissen, dass du Wahrheit sagst, mal abgesehen davon, dass du Dinge weißt, die dich eigentlich nichts angehen und mich unerklärlicherweise vor dem Kraken retten willst?“ „Na ja“, sagte sie, unsicher, wie viel sie preisgeben konnte, „ich selbst habe noch eine Rechnung mit ihm offen. Also, bist du dabei?“ fragte sie entschlossen. Jack nickte, wenn auch ein bisschen misstrauisch. „Schon eine Idee, wo der Schlüssel sein könnte?“, fragte Jack und holte unter seinem Tisch eine Flasche Rum herauf. „Ich weiß, wo der Schlüssel ist, aber ich weiß nicht, wo sich die Truhe befindet. Ich kann aber den Schlüssel nur mit deiner Hilfe holen.“ Jack genehmigte sich einen tiefen Schluck Rum und fragte dann: „Und wie kann ich helfen?“ „Ganz einfach“, erklärte Anetha, „ich gehe zur Flying Dutchman und gebe mich als Begleichung deiner Schuld bei ihm aus. So komme an Bord. Und dann hole ich mir den Schlüssel, während du versuchst, den Aufenthaltsort der Truhe herauszufinden.“ „Klingt ganz logisch“, stellte er fest. Nachdem er die halbe Flasche leer getrunken hatte, sagte er: „Dann müssen wir die Flying Dutchman nur noch finden!“ Anetha nickte und fragte: „Und wie?“ Jack überlegte kurz und sagte nachdenklich: „Theoretisch müsste man nur ein aufgelaufenes Schiff oder so etwas in der Art suchen und dort müsste er dann früher oder später auftauchen.“ „Um die Menschen, die kurz davor sind, zu sterben, in Jenseits zu geleiten“, fügte sie hinzu, „jedenfalls sollte er das. Stattdessen überredet er sie, seiner verfluchten Crew beizutreten und ihn 100 Jahre zu dienen.“ Sie wollte gar nicht so viel erzählen, es war einfach so über sie gekommen. Sie bemerkte nicht, wie verwundert Jack sie anstarrte, während sie in Erinnerungen vertieft nach unten schaute. >>>FLASHBACK<<< „Wohin gehst du?“ „Weg von hier. Ich kann nicht mehr mit dir leben.“ „Warum? Was habe ich falsch gemacht?“ „Nichts, wir beide haben etwas falsch gemacht. Weißt du, ich bin noch nicht so weit. Ich kann dir nicht das geben, was du willst.“ „Ich kann dir Zeit lassen. Du bist die Frau, die ich liebe. Ich würde ewig auf dich warten.“ „Nein, tu das nicht. Warte nicht auf mich. Ich kehre nicht zurück.“ „Aber wie soll ich ohne dich leben?“ „Du liebst die See viel mehr als mich. Du könntest den Rest deines Lebens dort verbringen.“ „Aber mein Leben ist sinnlos, wenn ich es nicht mit dir leben kann.“ „So darfst du nicht denken. Führe dein Leben weiter, aber ohne mich.“ „Das kann ich nicht.“ „Ich denke, wir werden uns nicht wieder sehen. Leb wohl.“ >>>FLASBACK END<<< Anetha stand auf und sagte: „Gut, ich werde den Schlüssel für dich holen, wenn du die Truhe für mich holst.“ „Aber ich verstehe immer noch nicht, warum du das willst.“, sagte er und sah ihr in die Augen. „Ich will mir selbst etwas beweisen. Ich muss etwas herausfinden – über mich. Deswegen brauche ich das Herz.“, sagte sie mutig. Sie drehte sich um und verließ die Kajüte. Inzwischen war die Sonne gänzlich untergegangen und der Nachthimmel war voller leuchtender Sterne. Sie stützte sich auf die Reling und blickte zum Himmel, während ein heftiger Wind ihr durch das Haar fuhr. „Morgen werden wir uns auf die Suche machen, gleich nach Sonnenaufgang.“, hörte sie Jacks Stimme hinter ihr. Anetha strich mit ihrer Hand ihren Hals entlang und zog eine Kette hervor, die sie vor 13 Jahren bekommen hatte. Ihr silberner Anhänger glitzerte im Mondlicht. Er hatte dir Form eines Krebses mit zwei Scheren und auf seinen Rücken war das Gesicht einer Frau. Doch es gab zwei Besonderheiten an dieser Kette: Es gibt zwei von ihnen. Und es war eine Spieluhr. Anetha klappte sie auf und die Musik begann. Sie hatte sie lange nicht mehr gehört, obwohl sie sie nie vergessen konnte. Mehrere Erinnerungen durchströmten ihren Kopf, als die leisen zarten Töne der Spieluhr erklangen. Sie verlor sich in ihnen, obwohl sie ein leichtes Gefühl von Traurigkeit und auch Reue ich ihr auslösten. War es damals die richtige Entscheidung gewesen? War sie selbst Schuld daran, dass es soweit gekommen war? Sie bemerkte, dass sie es nicht erwarten konnte, auf die Flying Dutchman zu kommen und wieder zu sehen. Aber wozu? Was wollte sie von ihm? War sie überhaupt fähig, ihn nach 13 Jahren in die Augen zu schauen und zu sehen, was schließlich aus ihm geworden war? Mit einem leisen >Klapp< schloss sie das Medaillon wieder und die Musik verstummte. Sie würde es auf einen Versuch ankommen lassen. Sie würde es sehen, und vor allem, ihn endlich wieder sehen. Und dann würde sie wissen, was sie fühlte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)