Schattenjagd von Carcajou (ehemals Kage no Kurayami) ================================================================================ Kapitel 4: Erschöpft -------------------- Leider wieder etwas kurz geraten- und auch etwas ruhiger…^^° Hm, Shahi ist tatsächlich nicht unbedingt die Sanftmut in Person. Aber wie ihr schon erkannt habt, hätte sie von sich aus keinen Kampf angefangen. Man erntet, was man gesäht hat… das haben die Menschen jetzt auf die harte Tour lernen müssen. Aber auch Shahi kommt nicht ganz so ungeschoren davon, wie es vielleicht aussieht. Und nun haben auch endlich Inuyasha und seine Freunde ihren ersten Auftritt und ich kann mit ruhigem Gewissen von einer Inuyasha- FF sprechen…°^^* Begriffe: Neko- Youkai - Katzendämon Houshi - Buddhistischer Mönch mittleren Ranges Kitsune - Fuchsdämon/- Geist Youki - Dämon. Energie Hiraikotsu - beinahe Mannshoher Bumerang aus Youkaiknochen, Sangos Waffe Osuwari - „Sitz!“ Baka - Idiot Gomen - Entschuldigung 4. Kapitel: Erschöpft Einen Tag später und einige Tagesreisen entfernt lachte eine strahlende Nachmittags- Sonne auf ein ganz anderes Bild herunter. Ein warmer Wind strich über eine weitläufige, mit Blumen übersäte Wiese, auf der es sich eine kleine, ungewöhnliche Gemeinschaft gemütlich gemacht hatte und sich genüsslich der wohlverdienten und dringend benötigten Erholung hingab. Langsam ziehende Wolken warfen lichte Schatten und tauchten das wogende Gras in einen verzaubernden Wechsel aus leuchtendem Grün und sanftem Dunkel. Vögel sangen, irgendwo in dem klaren, blauen Himmel ertönte der helle Ruf eines Falken. Die Landschaft verströmte Frieden und eine träge Heiterkeit, der Duft des kommenden Sommers lag schwer und süß in der Luft. Es hätte perfekt sein können, wenn da nicht… Shippou öffnete unwillig ein Auge. Auf seinem Bauch maunzte Kirara ungehalten. Konnten die nicht einmal Ruhe geben? „Kannst du mir verraten, was an dieser Schule wichtiger sein soll als das Juwel? Wieso willst du denn schon wieder zurück- HE, BLEIB GEFÄLLIGST STEHEN!!“ „Wieso sollte ich? Du hörst ja eh nicht zu, du IDIOT!!“ „Immer die selbe Leier.“ murmelte Miroku, ohne sich zu rühren. „Warum sollte ich? Du erzählst doch immer nur den gleichen blöden Mist von wegen Prüfungen und Tests. Wie soll uns dieser bescheuerte Kram gegen Naraku helfen, häh?“ „Wir suchen die Gegend jetzt seit einer geschlagenen Woche ab. Wir sind kreuz und quer durch das Land gehetzt, sind vorher schon bald einen Monat lang umher und beinahe bis ins Gebirge gewandert. Ich habe auch noch ein Zuhause, und das würde ich gerne ab und zu mal wieder sehen- Verdammt, solange habe ich fast noch nie an einem Stück in der Schule gefehlt! Außerdem will ich auch mal meine Familie wieder sehen, DU HOLZKOPF!!“ Sango kuschelte sich noch etwas fester ins weiche Gras. Das leise Rauschen, wenn der laue Wind durch die Halme streifte, das verstohlene Rascheln von Insekten und das fröhliche Zwitschern von Vögeln in den Ohren, die Wärme der Sonne im Gesicht… „Das Juwel ist wichtiger, du dumme Kuh!“ „Lass mich endlich in Ruhe. Jedes Mal machst du dasselbe Theater! BAKA! Geh mir bloß aus dem Weg!“ „Sie werden immer zärtlicher mit ihren Bezeichnungen, meint Ihr nicht auch, Sango?“ Die Dämonenjägerin seufzte resigniert. Konnten sie nicht mal einen Tag einfach entspannen, die Sonne genießen und ihre wunden Füße kühlen? War ein Tag Ruhe etwa zuviel verlangt? „Das könnte dir wohl so passen! Dann verschwindest du doch einfach wieder für eine Ewigkeit. Und was machen wir dann so lange?!“ „Wie wär’s mal mit ausruhen?“ Der Mönch hatte sich nun doch aufgerichtet. Ignorieren brachte nichts, das zeigte einfach die Erfahrung. „Das hätten wir alle bitter nötig- und du auch, Inuyasha!“ Der Hanyou drehte ihm vor Wut schnaubend das Gesicht zu. „BLÖDSINN!! Ich muss mich nicht ausruhen. Und wir haben nicht die geringste Spur von diesem Mistkerl!“ „EBEN!“ brüllte Kagome, vor Zorn mittlerweile hochrot im Gesicht. Inuyasha fuhr wieder herum, den silberweißen Pony angriffslustig gesträubt, die Ohren flach an den Kopf gelegt. „GENAU, EBEN!! Wie kannst du auch nur daran denken, jetzt zurück zugehen?! Nicht auszudenken, was dieser… dieser SCHEIßKERL in der Zwischenzeit anstellen könnte, während du unsere Zeit in dieser Schule verplemperst!“ Kagome schwoll an wie ein zu schnell aufgeblasener Luftballon. Miroku ließ sich entnervt zurückfallen. Wie immer brachte es auch nichts, sich da einzumischen. Dabei waren es noch gut zwei Tagesmärsche bis zum Brunnen. Und das würde nun die ganze Zeit so gehen… Miroku überdachte ernsthaft den Einsatz von Bannzetteln. Es wäre sicherlich weniger anstrengend, einen gelähmten, stummen Hanyou zu tragen, als sich die nächsten Tage dieses Gezeter und Geschrei anzuhören… Sango bedachte währenddessen Hiraikotsu mit liebevollen Blicken, sich mit dem Houshi gedanklich auf ganz ähnlicher Ebene bewegend. Shippou hatte sich auf die Seite gedreht, noch immer den Neko- Youkai in den Armen. Beide betrachteten aus halbgeschlossenen Augen einen großen, braunen Käfer, der sich Kopfüber unter einem gebogenen Grashalm entlang hangelte. „Inuyasha… OSUWARI!!“ Der Käfer verlor den Halt und plumpste auf den Rücken, wo er mit wild umherrudernden Beinen liegen blieb. Eine Weile sah der Kitsune den verzweifelten Bemühungen des Insekts zu, dann drehte er ihn vorsichtig wieder um. „OSUWARI, OSUWARI, OSUWARI, OSUWARIIII!!!“ Erschrocken stob ein Schwarm Vögel aus dem nahe gelegenen Gesträuch auf und ein Hase ergriff hastig die Flucht. Etwas weiter entfernt schlossen ein paar Bauern ergeben die Augen. Die Götter sandten die Erdbeben, wie es ihnen gefiel. Hoffentlich würden sie sich diesmal mit diesen noch verhältnismäßig leichten Erschütterungen begnügen… Der Vorsteher entschloss sich, dem Schrein mal wieder einen Besuch abzustatten. Wer weiß, was noch passieren würde, sollte er seine Gebete weiter vernachlässigen. Kagome stapfte wutschnaubend an dem Krater vorbei, den der Hanyou in den Boden gedrückt hatte. „Du bist so ein IDIOT!“ Inuyasha antwortete nicht. Konnte er auch gar nicht. Er hatte zu viel Erde im Mund. Miroku rückte etwas zur Seite, als Kagome sich grollend neben ihn auf den Boden fallen ließ. „Manchmal könnte ich ihn wirklich…“ Der Houshi seufzte ergeben. „Regt euch nicht auf, Kagome- Sama. Hattet Ihr etwa eine andere Reaktion erwartet? Warum musstet ihr überhaupt erwähnen, das ihr in eure Zeit zurückkehren wollt?“ Das Mädchen betrachtete unglücklich ihre Schuhspitzen. „Es ist mir so rausgerutscht. Gomen, jetzt benimmt er sich wieder absolut unmöglich!“ Aus den Tiefen des Erdlochs heraus ertönte ein protestierendes Knurren. Es wurde ganz allgemein ignoriert. Es würde noch eine Weile dauern, bis sich der Bann löste und sich der Hanyou von dieser heftigen Attacke erholt haben würde. So lange würden sie einfach die Ruhe genießen. „Ich glaube nicht, dass Ihr euch für seine schlechten Manieren entschuldigen müsst. Es wäre ausgesprochen ungewöhnlich, würde er sich anders verhalten.“ Erwiderte Miroku. Er hatte ihr keine Vorwürfe machen wollen. „Und eine Ruhepause können wir alle nur zu gut gebrauchen.“ Er warf einen Blick zu dem Krater und wurde etwas lauter. „UND DAMIT MEINE ICH UNS ALLE!!!“ Sango klopfte bezeichnend auf ihren Bumerang. „Der Meinung bin ich ebenso. Und ich bin durchaus bereit, sie mit allen Mitteln durchzusetzen.“ Kagome musste unwillkürlich schmunzeln. Naraku war immer noch wie vom Erdboden verschluckt. Die Spuren, denen sie gefolgt waren, hatten sie bis weit in den Norden geführt, fast bis in das Herrschaftsgebiet der Hyoneko hinein. Zwar hatte Touran Inuyasha und Sesshoumaru nach dem Kampf gegen den wiedererweckten Herrscher der Pantherdämonen eigentlich ein Friedensversprechen gemacht, aber man traute dem Braten nicht so ganz und war demzufolge äußerst froh gewesen, das Ende der Geruchsspur kurz vor den Grenzen erreicht zu haben. Leider stellte sich „Naraku“ lediglich als ein weiterer entflohener Abkömmling heraus, für dessen Beseitigung Inuyasha noch nicht mal sein Kaze no Kizu benötigte. Die erste Vermutung, dass der tückische Hanyou sie wieder einmal in eine Falle gelockt haben könnte, verwarfen sie wieder, als keine direkten Folgen zu spüren waren. Wahrscheinlicher war, dass sie schlicht einem Zufall zum Opfer gefallen waren, oder dass Naraku sie einfach an der Nase herum geführt hatte. Ein Spielchen, nur dafür gedacht, sie zu ermüden und zu zermürben. Vermutlich lachte sich Naraku gerade halb tot über diesen gelungenen Spaß. Kagome schnaubte unwillkürlich. Die Spur hatte sie durch die unwegsamsten Landstriche weit und breit geführt und jeder Youkai in weitem Umkreis hatte sich auf sie gestürzt. Keiner von denen hatte der Gruppe wirklich gefährlich werden können, die Attacken hatten jedoch den vermuteten Zweck, sie nicht zur Ruhe kommen zu lassen, hervorragend erfüllt. Und es waren doch ungewöhnlich viele gewesen! Sie alle hassten es, wenn dieser Hanyou sie immer und immer wieder austrickste. Mittlerweile regten sie sich allerdings kaum noch darüber auf. Sie hatten stillschweigend beschlossen, dass sie diesem Mistkerl damit zuviel der Ehre antaten. Eines jedoch hatte ihr Gegner wirklich erreicht. Sie waren müde. Unglaublich müde. Und sie waren mit den Nerven am Ende. Zwei Wochen in die eine, zwei Wochen in die andere Richtung… und zu guter Letzt noch dieser Schlenker, weil sie geglaubt hatte, einen Juwelensplitter zu spüren. Das Ganze als frustrierend zu bezeichnen, war die Untertreibung des Jahrhunderts! Kagome vermisste ihr weiches Bett und ihre Badewanne beinahe schmerzlich. Wieder einmal zur Schule gehen können, mit ihren Freundinnen gemeinsam Essen gehen, lästern, lachen- all diese ganz stinknormalen Tätigkeiten, denen eine gewöhnliche fünfzehnjährige üblicherweise nachging. Einfach mal für ein paar Tage Naraku, die Jagd nach den Juwelensplittern und diesen ganzen Wahnsinn verdrängen können… Nur ein paar Tage, bevor ein gewisser cholerischer Hanyou wieder mit dem Getöse und der Zerstörungskraft eines Tornados durch den Schrein toben würde.. Kagome ließ den Kopf ächzend auf die Knie fallen. Nur ein paar Tage… War das denn zu viel verlangt? Anscheinend schon. Miroku musterte sie mitfühlend. Er spürte ebenfalls jeden einzelnen seiner Knochen mehr als nachdrücklich. Und auch er war mit seiner Geduld am Ende. Inuyasha war unausstehlich geworden, seitdem sich auch noch die Spur mit dem Juwelensplitter als kalt herausgestellt hatte. Und als dann gestern noch diese junge Schönheit aufgetaucht war und von dieser Gegend und dem Frieden hier geschwärmt hatte, war das Tagesziel eigentlich schon eine beschlossene Sache gewesen. Sie waren von einem Bauern äußerst gastfreundlich aufgenommen worden, waren aber nun, aus welchem Grund auch immer, beinahe müder als zuvor. Vielleicht das gute Essen, mutmaßte der Houshi. Oder dieser vorzügliche Sake, den der freundliche Alte aus seinem Vorrat hervorgezaubert hatte. Und die Tochter erst… Reflexartig rieb er sich den Hinterkopf. Sango handhabte diesen Riesenbumerang, als wäre er ein Kinderspielzeug. Er hatte wie immer gar nicht so schnell reagieren können, wie sie ihm das Ding über den Kopf gezogen hatte. Dabei hatte er doch nur SEHR aufmerksam den Erzählungen von den merkwürdigen Geschehnissen hier und den verschwundenen Youkai gelauscht. Was konnte er dafür, wenn sich das Mädchen dabei so nah an ihn heranwagte, das er einfach in ihren Ausschnitt starren MUSSTE? Über ihnen zogen strahlend weiße Wolken lautlos dahin, wattig und weich wie cremiger Schaum. Ein Schmetterling setzte sich auf Sangos Fußspitze und faltete langsam seine Schwingen zusammen. Dieses Bild gab für Miroku den Ausschlag. Egal, was Inuyasha dazu sagen würde- und welche Mittel er würde anwenden müssen, um diesen Hitzkopf ruhig zu stellen. „Wenn ihr nichts dagegen habt, schlage ich vor, dass wir heute nicht mehr weiter reisen. Die Gegend ist friedlich und es gibt ein Gewässer in der Nähe. Wir sollten den Rest des Tages ausruhen und morgen mit neuen Kräften weiterziehen. Es sind nur noch mindestens zwei Tage bis zum Dorf. Und es hat keinen Sinn, sich über Dinge aufzuregen, an denen wir nichts ändern können. Wir sollten die Gelegenheit nutzen. Wer weiß, wann sie sich uns wieder bietet.“ Ein erstickter Wutschrei erklang hinter ihnen, man hörte das Scharren von Krallen auf fester Erde. Kagome drehte sich nicht einmal um. „OSUWARI!! - Ich glaube nicht, das einer von uns etwas dagegen hätte, Miroku- sama.“ Shippou streckte sich, gähnte und zeigte dabei seine kleinen Fangzähne. „Ausruhen. Das fänd’ ich toll. Bin soo müde…“ Kirara machte einen Schmusebuckel und schmiegte sich an Sango, um sich dort gleich wieder genüsslich zusammen zu rollen und demonstrativ die Augen zu schließen. Der Schmetterling ließ sich nicht stören. Sango kraulte der Neko- Youkai zärtlich den Nacken. „Ich wäre ebenfalls einverstanden, Houshi- Sama. In diesem Zustand sind wir eh zu nichts zu gebrauchen.“ Miroku schloss zufrieden die Augen. „Dann wäre es entschieden. Und, Inuyasha… wenn wir noch EINEN Ton von dir hören sollten, vergesse ich mich!!“ „Wir sollten allerdings nicht gleich hier bleiben.“ Sango nickte zu dem ausgedehnten Wald hinüber, der sich nicht weit entfernt an die offene Graslandschaft anschloss. „Wir brauchen schließlich Feuerholz. Und außerdem finden wir dort vielleicht noch eine kleine Beilage für Abendbrot und Frühstück.“ Kagome stimmte erleichtert zu. „Eine Nacht in einem friedlichen Wald ist das Beste, wenn wir schon unter freiem Himmel schlafen müssen. Ich kann hier wirklich weit und breit kein Youki spüren, auch nicht aus der Richtung des Waldes.“ Sie seufzte. „Es ist wirklich so unglaublich friedlich hier. Wir werden noch früh genug wieder auf Youkai treffen. Wir sollten das einfach genießen.“ Inuyasha spuckte Erde aus und grollte. Das konnte doch echt nicht wahr sein… Wutentbrannt stemmte er die Klauen in den Boden und riss mit einem Ruck seinen Kopf hoch. „Sagt mal, das kann doch nicht euer Ernst…“ Er wich hastig Hiraikotsu aus, der sich mit beängstigender Wucht genau in den Fleck Gras bohrte, auf dem er gerade noch gestanden hatte. Dann sah er sich einem wahren Hagel aus Bannzetteln gegenüber. Allen konnte er einfach nicht ausweichen. ~~ Unbemerkt von der nun aufbrechenden Gruppe hockte eine kleine Gestalt unter einem Busch und wischte sich einmal mehr den Angstschweiß von der Stirn. Den Göttern sei’s gedankt, es hatte geklappt! Mit einem mulmigen Gefühl sah er zu, wie sie den gelähmten Halbdämon auf die Feuerkatze luden. Die waren ja fürchterlich brutal! Allein schon gestern, wie die Taijiya dem Houshi ihre Waffe über den Schädel gezogen hatte! Gingen die etwa immer so miteinander um? Was taten sie dann bloß erst mit ihren Feinden? Glücklicherweise hatte er noch die magischen Kräuter gehabt, die ihnen halfen, ihr Youki zu überdecken. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn…Das war das letzte Mal, dass er seinem Vetter einen Gefallen tat, das schwor er sich. Sollte der seinen fetten Hintern das nächste Mal selbst aus seinem gemütlichen Baum und aus der Stadt hervor bewegen, anstatt ihn und seine Familie da mit hinein zu ziehen. Und ihm noch nicht mal zu sagen, WARUM er sie aufhalten und in diesen Wald locken sollte… Der Tanuki wartete, bis sie weit genug weg waren und hüpfte dann auf allen Vieren davon. Wenigstens war das Saufgelage mit dem Mönch ganz amüsant gewesen. Aber den Sake würde er sich ersetzten lassen. Dafür würde sein lieber Verwandter bluten! ~°~ Langsam versank der glühende Sonnenball hinter den westlichen Bergen. Ihre Strahlen tauchten den Himmel und die Wipfel der Bäume in blutiges Rot. Immer länger werdende Schatten krochen über die Lichtung, hüllten sie in weiches Dämmerlicht. Eine Krähe saß auf dem höchsten Ast eines schlanken Ginko- Baumes und genoss die letzten wärmenden Strahlen, blinzelte zufrieden, als sie sich wohlig aufplusterte und den Staub und Schmutz des Tages aus ihrem Gefieder schüttelte. Ein scharfer Schmerzenslaut ließ sie erschrocken aufflattern. Shahi unterdrückte einen weiteren Aufschrei, als die scharfen Fänge erneut versuchten, den Pfeil aus ihrem Fleisch frei zu beißen. Der Gestank von verschmorendem Fell und Haut lag in der Luft. „Samûn…“ Sie sank aufatmend zurück, als der Pferde-Dämon seinen Griff mit einem frustrierten Knurren löste und den Kopf hastig von ihrer Wunde zurückzog. Noch immer konnte sie es kaum fassen. In ihren kühnsten Träumen hätte sie sich nicht vorstellen können, dass Menschen jemals dazu in der Lage sein würden, ihr derartige Schmerzen zu zufügen. Seit sie auf dieser Lichtung gestrandet waren, hatte sich ihr Zustand kontinuierlich verschlimmert. Was zwar ziemlich schmerzlich, aber noch relativ harmlos begonnen hatte, war ganz allmählich und schleichend zu einer lebensbedrohlichen Situation geworden. Ihr gesamtes Fühlen bestand aus brennender Qual, die selbst den Fesselbann des Abtes aus Edo beinahe übertraf. Sie konnte nicht einmal mehr schreien, ihr fehlte einfach die Kraft dazu. Die Schmerzen nahmen ihr den Atem, umklammerten ihren Verstand und ließen sie langsam in lähmender Agonie versinken. Von dem Pfeil ausgehend durchzogen Heißglühende Adern aus sengender Pein ihren Körper. Die Haut um die Eintrittswunde herum war angeschwollen und hatte sich schwarzrot verfärbt, offene Risse und Krusten ausgebildet. Es knisterte und zischte leise, immer noch stieg dieser feine Qualm aus der Wunde auf. Die heilige Kraft des Geschosses hatte nicht nachgelassen, es verbrannte sie förmlich von innen, sog förmlich das Youki aus ihr heraus. Und je weniger sie noch entgegen zusetzten hatte, desto höllischer brannte der Pfeil. Shahi keuchte, als sie versuchte, sich etwas an dem Stamm herauf zu schieben, den Oberkörper aufzurichten. Sie hatte das verdammte Ding nicht einmal unmittelbar nach dem Kampf aus ihrem Bein herausziehen können. Diese Miko war sehr mächtig gewesen, und ihre Macht wirkte noch über ihren Tod hinaus. Aber das war es nicht alleine! Der Fesselbann, ihre eigene Youki- Attacke und vor allem der gewaltsame Durchbruch der Bannkreise um Edo hatte sie und den Pferde- Dämon zuviel ihrer Energie gekostet. Samûn hatte nicht nur sich, sondern auch sie vor der immensen Macht der Barriere schützen müssen, Shahi selbst hatte einfach nicht mehr genügend Kraft dazu gehabt. Der Aufeinanderprall der beiden Energien und die darauf folgende Druckwelle hatte sie beide beinahe zerrissen und nochmals großen Schaden an dem nahe liegenden Teil der Stadt verursacht. Die Bewohner von Edo würden den gestrigen Tag so schnell wohl nicht vergessen. Shahi schloss gequält die Augen. Gestern? Es war bald zweifelhaft, ob sie überhaupt noch lang genug leben würde, um das alles zu vergessen. Der Pfeil läuterte sie nicht nur quälend langsam, sondern machte es ihr auch unmöglich, ihre anderen Verletzungen zu heilen. Noch immer floss Blut aus den unzähligen Wunden auf Armen, Beinen, am Hals und Körper, hatte eine dunkle, zähflüssige Lache um sie herum gebildet. Ihre Kleidung hatte sich bereits voll gesogen, das Blut war teilweise geronnen und getrocknet, machte den Stoff steif und kratzig, verklebte ihr Fell zu stacheligen Borsten. Der penetrante Gestank malträtierte ihre immer noch angegriffene Nase und überdeckte alle anderen Witterungen, selbst Samûn entfernte sich von ihr, wenn er ihre Umgebung prüfte. Samûn. Er hätte es nicht tun müssen, sie nicht schützen müssen. Diese zusätzliche Belastung hatte selbst ihn beinahe überfordert. Und sogar jetzt noch setzte er seine Energie ein, um ihrer beiden Auren zu unterdrücken und sie vor Entdeckung zu schützen, anstatt sich zurück zu ziehen und sich auf seine Regeneration zu konzentrieren. Shahi verdankte ihm ihr Leben. Nur war es sehr ungewiss, ob sie diese Schuld jemals würde begleichen können. Sie machte sich keine Illusionen über ihre Situation. Die Menschen würden die Toten und die Zerstörungen nicht auf sich beruhen lassen. Shahi wusste nicht wirklich, wie weit sie von der Stadt entfernt gewesen waren, als Samûn die Kräfte endgültig verlassen hatten. Aber es konnte nicht allzu weit gewesen sein… wenn sie bedachte, wie lange sie schon hilflos hier herum lag, mussten die Jäger sie bald eingeholt haben. Denn das man sie verfolgen würde, stand außer Frage. So kurz vor dem Ziel… Eine erneute Schmerzwelle ließ sie aufstöhnen. Sofort stand der Pferde- Dämon wieder bei ihr, näherte sich dem Pfeil. Er schien bereit, es noch mal zu versuchen. Die Dämonin blickte auf sein Maul, sah die hässlichen, schwärenden Brandwunden auf seinen Lippen. Sie mussten auch ihm heftige Schmerzen bereiten. Müde schüttelte sie den Kopf. Es reichte, wenn dieser verfluchte Pfeil einen von ihnen verunstalten würde. Und Samûns Bemühungen würden wieder vergeblich sein. Solange der Pfeil noch voller läuternder Kraft war, würde kein Youkai in der Lage sein, auch nur das verbrannte Fleisch um ihn herum zu berühren, geschweige denn, ihn heraus zu ziehen. Und sollte er in ihrem Bein stecken bleiben, würde er sie töten, sie den nächsten Morgen bereits nicht mehr erleben. Shahi blickte erschöpft nach Westen. Gerade verschwand die Sonne endgültig hinter den Bergen. Die Gipfel leuchteten auf wie lodernde Glut. Wie der Schein eines riesigen Feuers. Wie der eines brennenden Schlosses vor zweihundert Jahren… Sie konnte noch nicht sterben. Nicht, bevor sie diese eine Schuld beglichen hatte- völlig gleich, was sie es kosten würde! Mühsam griff sie nach ihren Schwertern, zog eines aus der Scheide. Nachdenklich betrachtete sie die silbrig glänzende Schneide. Zwei weitere Meisterwerke, Toutousai... Ein Windhauch trieb ein welkes Blatt vorüber. Mit einer sanften, geradezu vorsichtigen Bewegung brachte Shahi die Klinge vor das Blatt, beobachtete verträumt, wie es sauber und glatt von der Waffe gespalten wurde, tänzelnd weiterflog, ohne seine Bahn zu verändern. Sie fühlte den dunklen Blick Samûns auf ihrer Seele. Seine Trauer umspülte sie wie eine warme Woge, als er verstand. Shahi erwiderte seinen Blick. „Du wirst mich wohl häufiger tragen müssen, mein Freund…“ Seufzend atmete er aus. Die einzige Möglichkeit, ihr Leben zu retten… Er trat näher, stellte sich neben sie, um notfalls ihr Bein fixieren zu können. Shahi betrachtete noch einmal mit dumpfer Wut ihr verletztes Bein. Zur Hölle mit diesen verfluchten, dummen Kreaturen!! Hätte sie doch die gesamte elende Stadt dem Erdboden gleichgemacht! Wilder, urtümlicher Zorn stieg in ihr auf, verdrängte die Schmerzen, als sie die Klinge mit der rechten Hand über den Kopf hob, um sie mit letzter Kraft durch ihren Oberschenkel zu schlagen. ~°~ Und? *schwitz* Inu und Co.’s erster Auftritt. Hab ich sie getroffen? *Ängstlich dreinschau* Man will die Charaktere ja möglichst so darstellen, wie man sie kennt und liebt. Ich hoffe, es ist mir einigermaßen gelungen. Mordsmäßiges Lampenfieber hab ich ja vor SEINEM Auftritt…!!! (Denke, ihr ahnt schon, wen ich meine…Das ist auch der Grund, warum eben so viele Seiten in die Tonne gewandert sind!!! ^^° Diese Aktion ist auch der Grund, weswegen hier schon wieder ein Cliffhanger steht- das was so echt nicht geplant, Indianerehrenwort!!) Und noch eine Frage zum Schluss: Mögt ihr lieber etwas kürzere Kapitel, dafür aber in einigermaßen regelmäßigen Monatsabständen (und dann wohl oder übel auch mit weiteren Cliffhangern), oder lieber längere- die dann aber auch noch länger auf sich warten lassen? Leider kann ich nicht so locker von der Hand runterschreiben, ich feile ständig daran rum und muss auch noch in der Stimmung dazu sein- außerdem wäre da noch die Arbeit, Haushalt etc usw…die ganzen großen und kleinen Probleme des Alltags><* Deswegen zieht sich das leider immer etwas hin, und ich wüsste gerne, was euch lieber ist- dann richte ich mich da nach euch. Noch mal vielen Dank für eure wahnsinnig lieben Kommentare und eure Geduld! Carcajou Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)