Lover's duty von cork-tip (Mist! Er hat es bemerkt!) ================================================================================ Kapitel 8: want. ---------------- Hallo, alle zusammen!^^ Da wären wir also beim letzten Kapitel von Lover's duty. Natürlich ist die Story hier nicht zu Ende; jeder, der dieses Kapitel liest, wird sehen, dass es ein eher sinnfreier Abschluss wäre. Weiter geht's trotzdem erst in Lover's duty 2, da der Kapitel-Überschriften-Satz (tolles Wort...) hier zu Ende ist. Anlässlich dieses letzten Kapitels will ich mich auch für die ganzen lieben Kommentare bedanken. Ich freu mich natürlich, wenn euch die Story gefällt! Und wer schon die ganze Zeit über darauf gewartet hat, dass Aoi Uruha endlich seine Liebe gesteht... Naja, vielleicht schafft er's ja mal.^^ Ich will ja nichts verraten, damit's nicht langweilig wird. Mit fortschreitender Kapitelzahl, wird die Sache schon noch vollständig geklärt... Und jetzt wünsche ich euch wie immer viel Spaß beim Lesen!^^ Abends saß Kai noch lange auf dem Sofa und dachte nach. Eine Flasche Sake leistete ihm dabei Gesellschaft. Und dafür war er wirklich sehr dankbar. Denn ohne sie hätte er die seltsamen Verdächtigungen, die sein Verstand ihm aufzwang, wohl gar nicht erst beachtet, sondern gleich zum zerebralen Sondermüll gegeben. Und das wäre nicht gut gewesen. Gar nicht gut, denn je länger er sich mit den Gedanken beschäftigte, desto überzeugter war er von ihnen. Nach der Probe hatte er noch einmal versucht, Aoi endlich dazu zu bringen, Uruha seine Liebe zu gestehen, doch der hübsche Gitarrist hatte sich strikt geweigert. Im Grunde war es auch besser so. Es hatte sich schließlich keine gute Gelegenheit ergeben, da Ruki und Reita nicht auf sein wirres Gefuchtel – er hatte ihnen möglichst subtil zu verstehen geben wollen, gemeinsam mit ihm das Zimmer zu verlassen, damit Aoi und Uruha mal ein bisschen alleine sein konnten – reagiert hatten und nonstop an Leader-samas Rockzipfel geklebt waren. Bis vor kurzem hatte er noch angenommen, dass sie einfach nicht begriffen hatten, was er ihnen mitteilen wollte, aber jetzt... Jetzt war er sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob das ganze überhaupt Zufall gewesen war. Eigentlich sah das mehr nach einer vorsätzlichen, gut durchgeplanten Störaktion aus. Im Nachhinein tat es Kai leid, dass er Aoi trotz allem noch ordentlich den Kopf gewaschen hatte. Der Arme war fast wieder den Tränen nahe gewesen; dabei hatte er doch eigentlich gar keine echte Chance gehabt, sein Versprechen zu halten und mit Uruha zu reden. Er hatte Kai von dem Anruf erzählt. Dem Anruf, der Uruha abgelenkt hatte. Nun, Ruki hatte etwa zur selben Zeit sein Handy gesucht, weil er telefonieren wollte, daran erinnerte er sich noch gut. Außerdem war die Reaktion, die der kleine, blonde Sänger gezeigt hatte, als er erfahren hatte, dass Aoi in Uruha verliebt war, bei näherer Betrachtung auch recht verdächtig. Er war so blass und still geworden... Kai konnte es nicht beschwören und erst recht nicht beweisen, doch er hatte das dumme Gefühl, dass Ruki in Aoi verliebt war. Es musste ein ziemlicher Schock für ihn gewesen sein, auf diese reichlich unsanfte Art und Weise zu erfahren, dass er keine Chance hatte... Hätte Kai auch nur das Geringste von seinen Gefühlen geahnt, hätte er ihm die Angelegenheit sicher schonender beigebracht. Im Bezug auf die Liebe hatten seine Freunde anscheinend alle dieselbe schlechte Angewohnheit: Sie bekam einfach den Mund nicht beizeiten auf. Traurig aber wahr. Im Endeffekt änderte das alles jedoch nichts daran, dass Ruki ein Problem darstellte. Ein Problem, das irgendwie behoben werden musste... Was Reita anging, so musste sich Kai eingestehen, dass er aus seinem Verhalten nicht wirklich schlau wurde. Er wirkte überhaupt nicht verliebt oder sonst irgendwie mit der Situation unzufrieden. Und doch schien er Ruki aus irgendeinem mysteriösen Grund zu helfen... Schließlich war auch er permanent im Weg. Und genau das musste er zukünftig verhindern! Einer spontanen Eingebung folgend begann Kai, in dem Zettelstapel herumzuwühlen, der sich im Laufe der Zeit neben seinem Telefon aufgetürmt hatte. Zwischen all den Flyern und Werbezettelchen musste einfach etwas zu finden sein! Ein paar quälende Minuten und stapelweise Reklamezettel und Visitenkarten später hatte Kai endlich das Gesuchte zu Tage gefördert: einen aufwendig gestalteten, bunt bedruckten Flyer, der die Neueröffnung eines Ramen-Restaurants ganz in der Nähe ankündigte. Unten in der Ecke war eine Nummer vermerkt. Mit einem zufriedenen Grinsen nahm Kai sein Telefon zur Hand und wählte. Etwas missmutig warf Uruha einen Blick auf die Uhr. Zum mindestens Tausendsten Mal. So langsam fragte er sich, ob Kai sich nur einen dummen Scherz mit ihm erlaubt hatte... Erst bestellte er ihn für Punkt acht in dieses – zugegebenermaßen ganz nette – Restaurant, erklärte ihm, dass der Rest von Gazette auch kommen würde, und dass er ja pünktlich dort auftauchen sollte, weil er etwas ungeheuer wichtiges zu sagen hatte. Und jetzt war es schon fast halb neun und er saß noch immer mutterseelenallein am Tisch. Kai anzurufen machte so wie es aussah auch keinen großen Sinn. Er ging nicht ans Handy. Uruha beschloss, noch zehn Minuten zu warten. Dann würde er wieder nach Hause gehen. Schließlich hatte er keine gesteigerte Lust, den ganzen Abend alleine in einem Restaurant zu vergeuden. Er konnte ja nicht ahnen, dass er eigentlich überhaupt nicht alleine war! Aoi – pünktlich, wie es nun einmal seine Art war - war nämlich auch schon längst eingetroffen. Allerdings zog er es vor, vor dem Restaurant auf den Rest der Band zu warten, statt noch ein zweites Mal an diesem Tag mit Uruha alleine zu sein. Dazu hatte er einfach nicht mehr die Kraft... Nach guten zwanzig Minuten kam ihm die Sache dann aber doch spanisch vor, und er beschloss, sich nach dem Verbleib seiner Kollegen zu erkundigen. Nicht, dass da noch was passiert war! Man konnte schließlich nie wissen. Nachher waren sie alle synchron von der Leiter gefallen. Oder von ihren Waschmaschinen verschluckt worden. So ein Haushalt konnte durchaus eine Gefahr für Leib, Leben und Pünktlichkeit darstellen, wenn man einen schlechten Tag hatte. Und die modernen Zeiten waren bei weitem nicht so sicher, wie sie die unbedarften Erdenbürger gerne glauben machten.... Mit einem etwas sarkastisch geratenen Grinsen auf den Lippen kramte er sein Handy aus der Jackentasche und klingelte Kai an. Kai hatte ihn angerufen und herbestellt, also sollte Kai ihm jetzt auch erklären, warum er sich hier völlig sinnloserweise die Beine in den Bauch stand. Doch Aoi wurde enttäuscht. Kai ging nicht an sein Handy. Und er stand noch immer alleine an der Straßenecke. Also gut, dann eben nicht. Enttäuscht klickte er in seinem Telefonbuch herum und blieb schließlich an Reitas Nummer hängen. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis der Bassist den Anruf entgegen nahm. Aoi hätte beinahe aufgelegt. „Ja?“, fragte Reita demotiviert. „Was gibt’s?“ „Uhm...“, begann Aoi leicht perplex. Klar, er hätte von Reita keine Entschuldigung für sein Zuspätkommen erwartet, das wäre schon ein bisschen viel verlangt gewesen, aber wenn er schon eine gute halbe Stunde über der Zeit war, musste sich selbst der Bassist denken können, warum er anrief. So rücksichtslos war er nun auch wieder nicht... „Also? Ich höre!“, grummelte Reita ungeduldig und holte Aoi etwas unsanft auf den Boden ihrer Unterhaltung zurück. „Sag mal, wo steckst du eigentlich?“, fragte Aoi verunsichert. „Wo soll ich schon sein?“, kam die wenig begeisterte Antwort. „Zu Hause natürlich...“ „Was?!“, Aoi traute seinen Ohren nicht. Er stand hier blöde rum und Reita dachte nicht einmal daran seinen faulen Arsch zum Treffpunkt zu bewegen! Was sollte denn der Mist?! „Du hockst in aller Seelenruhe zu Hause rum, während Uruha und ich uns hier zu Tode warten?!“ „Äh... Wie?“ Reita verstand nur Bahnhof. „Jetzt sag nicht, du hast vergessen, dass wir uns um acht hier in diesen neu eröffneten Ramen-Restaurant treffen wollten! Das gibt’s ja wohl nicht! Kai hat mir erst noch eingeschärft, ja nicht zu spät zu kommen! Und jetzt? Jetzt ist er selber nicht da!“ Kai! So langsam ging Reita ein Licht auf. Wenn Kai seine Finger im Spiel hatte, dann konnte das nur eines bedeuten: Er versuchte schon wieder, Aoi und Uruha zusammenzubringen. Erschrocken über diese Erkenntnis vergaß Reita einen Augenblick lang, dass Aoi am anderen Ende der nicht vorhandenen Leitung weiter fröhlich vor sich hinschimpfte, ließ das Handy sinken und starrte entgeistert Ruki an, der bei ihm auf dem Sofa saß und sich seit Stunden selbst bemitleidete. Das bedeutete Arbeit für sie... „...ta! Reita! REITA!!!“ Aoi kam sich langsam aber sicher wirklich dumm vor. Erst ließ der Kerl ihn stehen, und dann hatte er doch tatsächlich die Stirn, ihn einfach so zu ignorieren. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Musste er sich das wirklich bieten lassen? „Reita, was soll der Scheiß?! Kommst du jetzt, oder kommst du nicht?“ „Äh... Ja, natürlich!“, antwortete Reita schnell. „Ich fliege!“ „Gut. Und sieh zu, dass zu Ruki mitbringst. Der fehlt ja auch noch....“ Als Aoi das Gespräch beendete, lächelte er zufrieden. Na, das klang doch schon einmal vielversprechend. Jetzt musste er nur noch Kai erreichen. Vielleicht hatte er sich ja inzwischen daran erinnert, dass Handys nicht nur ein hübscher Zimmerschmuck, sondern auch zum Telefonieren zu gebrauchen waren? Rasch wählte er die Nummer und wartete. Nur Sekunden später meldete sich Kai. „Hey, Aoi!“ „Du lässt mich warten...“ Die Stimme des hübschen Gitarristen klang nicht wenig vorwurfsvoll. „Bist du alleine?“ „Nein. Uruha ist da...“ Kai grinste stillvergnügt in sich hinein. „Und?“ „Was und?“ „Hast du’s ihm gesagt?“ „Kai, bist du verrückt?!“ Also nein. Kai fragte sich, was er eigentlich erwartet hatte. Irgendwie war es ja klar gewesen, dass Aoi wieder den Mund nicht aufbekommen würde... „Nein, du bist derjenige, der verrückt ist, wenn du so eine Chance nicht nutzt!“, erwiderte er wenig verständnisvoll. „Wer weiß, wann du das nächste mal mit ihm allein bist!“ „Aber Kai...“ „Nichts aber! Tut mir leid, dass ich zu spät bin, ich werde mich beeilen. Aber bis ich da bin, wirst du gefälligst mit Uruha reden!“ „Aber...“ „Keine Widerrede! Wehe ich komme nachher an und du hast nichts gesagt!“ „Also... Also gut“, stammelte Aoi. Irgendwie hatte er sich diese Unterredung mit Kai ein bisschen anders vorgestellt. Sollte nicht eigentlich er derjenige sein, der dem anderen Vorwürfe machte? Aber da hatte er wohl die Rechnung ohne Kai gemacht. „Dann beeil dich wenigstens. Ich halte das sonst nicht aus...“ „Ist schon gut. Ich bin fast da...“ Aois genuscheltes Danke hörte Kai nicht mehr. Er hatte aufgelegt. Aoi hatte kaum das Restaurant betreten, da hetzten auch schon Reita und Ruki um die Ecke. Beide sahen mehr tot aus als lebendig, waren sie doch das ganze Stück von der Bahnhaltestelle gerannt, um ja nicht zu spät zu kommen. „Und jetzt?“, keuchte Ruki erschöpft, als sie das Restaurant erreichten. „Was sollen wir jetzt tun?“ „Wie wärs mit reingehen?“, fragte Reita zurück. „Das ist naheliegend und stört genug.“ „Ja, aber was wird Kai dazu sagen?“, überlegte Ruki unsicher. „Wenn wir da jetzt reingehen, wird er wissen, dass wir gegen ihn arbeiten.“ „Mann, Ruki! Das klingt wie in so ‘nem billigen Spionagefilm!Jetzt reiß dich mal ein bisschen zusammen! Egal ob wir jetzt da reingehen oder nicht, Kai wird so oder so wissen, dass wir sein Vorhaben nicht unterstützen. Sonst wären wir doch gar nicht erst hergekommen... Lass uns erst mal durchs Fenster sehen, vielleicht können wir was erkennen.“ Ruki nickte resigniert und folgte Reitas Vorschlag. Irgendwie fühlte er sich ziemlich unwohl. Er hatte das eindeutige Gefühl, dass sie beide nicht hier sein sollten, und dass ihr Vorhaben falsch war. Dennoch hatte er beinahe panische Angst davor, Aoi und Uruha auch nur eine Sekunde länger alleine zu lassen. Vielleicht, ja, vielleicht hätte er einfach den Kopf eingezogen und sein Schicksal stillschweigend ertragen, wenn Reita nicht gewesen wäre. Ja, Reita. Er verstand die Motivation des Bassisten nicht so ganz. Oder um es anders zu formulieren: Er hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, warum er ihm so unbedingt helfen wollte. Und genaugenommen war das auch egal. Möglicherweise würde er irgendwann einmal ausführlicher darüber nachdenken. Wenn er Zeit dafür hatte... Durch das Fenster konnte Ruki sehen, wie Aoi sich zögerlich dem Tisch näherte, an dem Uruha saß und ungeduldig wartete. Er wirkte sehr unsicher. Und als der Leader ihn freundlich anlächelte und ihm einen Stuhl anbot, nahm seine Nervosität nur zu. Es brach Ruki fast das Herz, diese Szene beobachten zu müssen. Als sich der kleine Vocal schließlich wieder zu Reita umdrehte, hatte sich dieser bereits abgewendet und die Eingangstüre fast erreicht, ja, er bedeutete Ruki gerade, ihm zu folgen, als er plötzlich unsanft zurückgehalten wurde. Kai war unbemerkt wie ein Schatten von hinten an ihn herangetreten, hatte ihn am Kragen gepackt und somit daran gehindert, das Restaurant zu betreten. Reita zuckte erschrocken zurück. „Oh nein, das werdet ihr nicht tun!“, befahl Kai leise und eindringlich. „Ich habe die ganze Situation so schön arrangiert, das werdet ihr mir nicht kaputt machen. Nicht schon wieder.“ „Kai!“, fiepte Ruki überrascht. „Wo kommst du denn so plötzlich her?!“ „Oh, ich bin schon eine Weile da“, erklärte der Drummer ruhig. „Ich wollte Aoi beobachten, aber wie zu erwarten hat er mal wieder nichts gesagt, bis ich es ihm ausdrücklich befohlen habe.“ „Und jetzt?“, wagte Ruki schüchtern zu fragen. „Jetzt?“ Mit einem etwas zu betont sanften Lächeln drehte Kai sich zu dem Blonden um. „Ich sag euch, was wir jetzt machen: Ihr werdet brav hier draußen warten, bis ich euch eine gegenteilige Anweisung gebe. Ich gehe jetzt da rein und höre mir das ganze an.“ „Was?!“, rief Reita sauer und tippte sich ungläubig an die Stirn. „Du bist ja verrückt! Wer gibt dir das Recht uns zu verbieten, dieses Restaurant zu betreten?! Das ist ein freies Land!“ „Ja, und das ist nicht eure Verabredung“, fauchte Kai. „Und deshalb werdet ihr mir jetzt brav gehorchen oder gleich wieder nach Hause gehen!“ „Du hast doch echt nicht mehr alle Tassen im Schrank, Kai!“, beschwerte sich Reita und riss sich los. Gerade wollte er weiterschimpfen, da hob Ruki beschwichtigend die Hand. „Lass gut sein, Reita“, meinte er resigniert. Sein Gesicht hatte eine unnatürlich blasse Farbe angenommen. „Wir haben verloren. Geben wir‘s auf...“ Reita sah ihn entgeistert an. „Aber Ruki...“, begann er, doch der Vocal winkte müde ab. „Lass gut sein.“ „Na also. Geht doch“, stellte Kai zufrieden grinsend fest. „Wir sehen uns dann später...“ Dann verschwand er im Restaurant. „Ruki!“, versuchte Reita es noch einmal. „Das...“ „Das ist schon in Ordnung.“ „Bist du sicher?“ „Ja... Danke, dass du mir helfen wolltest. Auch wenn ich nicht ganz verstehe, warum...“ Ein schiefes Grinsen breitete sich auf Reitas Gesicht aus. „Das verstehst du nicht? Kannst du’s dir denn nicht denken...?“ Unbemerkt hatte sich Kai an einen Tisch in unmittelbarer Nähe von Aoi und Uruha gesetzt und verfolgte gespannt die Unterhaltung der beiden Gitarristen. Am liebsten hätte er sich selbst auf die Schulter geklopft. Sein Plan war gut. Er würde funktionieren. Vielleicht sollte er eines Tages eine Partnervermittlungsagentur aufmachen? Der Beruf würde ihm bestimmt liegen... Eine Kellnerin kam an seinen Tisch und fragte ihn, was er bestellen wolle. Mit einem selbstzufriedenen Gefühl im Magen entschied er sich ohne lange nachzudenken einfach für das erstbeste, das ihm in den Sinn kam und wandte sich dann wieder seinem Schützling zu. Aoi kaute nervös auf seinem Piercing herum. Er fragte sich, wie Kai es immer schaffte ihn zu Dingen zu überreden, die er überhaupt nicht tun wollte. Jetzt hatte er schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit versprochen, mit Uruha zu reden. Warum? „Du bist so still“, bemerkte Uruha nach einer Weile. Aoi nickte schwach. „Ja. Tut mir leid... Ich... Ich weiß auch nicht.“ Uruha lachte. „Schon gut. Ich find’s auch nicht gerade lustig, ewig hier warten zu müssen.“ Aoi nickte abermals. „Sag mal... Du wolltest doch vorher mit mir reden?“ Erschrocken hob Aoi den Kopf. Seine Hände zitterten heftig. Warum hatte er sich das nur merken müssen? Naja, es machte eigentlich keinen Unterschied... „Ja...“ „Also, was wolltest du mir sagen?“ „Ich... das ist ein bisschen schwierig...“ Aoi hätte sich schlagen können, dass er schon wieder nicht den Mut aufbringen konnte, das Geständnis schnell hinter sich zu bringen. Es war wirklich schwierig. Und Uruhas fragender Blick machte es auch nicht einfacher. „Uhm... Wie soll ich sagen? Ich... Es ist so, dass...“ Wieder verstummte er. Egal wie er versuchte, seine Gefühle in Worte zu fassen, es kam ihm einfach nur lächerlich vor... Uruha wunderte sich. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was Aoi ihm mitteilen wollte. Und warum ihm das so schwer fiel, war ein noch größeres Rätsel. Mit einem aufmunternden Lächeln griff er nach Aois Hand und drückte sie sanft. „Was?“ Die Bedienung stellte eine Schüssel Ramen vor Kai auf den Tisch, doch der Drummer machte keinerlei Anstalten, davon zu essen. Im Moment gab es wichtigeres. So wie es aussah, standen Aois Chancen nicht einmal schlecht. Die Art, wie Uruha sanft seine Hand genommen hatte, sprach für sich. Vielleicht würde es einige Zeit dauern, bis der Leader die Tatsachen akzeptieren konnte, doch über kurz oder lang würde er es tun. Dann würde Aoi wohl nicht mehr zu ihm kommen, um sich bei ihm auszuheulen... Ein unangenehmes Zittern durchlief Kai. So hatte er die Angelegenheit noch nie betrachtet. Wenn Aoi glücklich war, war er überflüssig. Kein schöner Gedanke. Wieder warf er einen Blick zu seinen Bandkollegen, doch diesmal war er weniger selbstzufrieden. Im Gegenteil. Die beiden so vertraut zu sehen schmerzte ihn auf eine höchst seltsame Art und Weise. Und das machte ihm Angst. War es das, was auch Ruki fühlte? Je länger er dort saß und unschlüssig sein Ramen anstarrte, desto bewusster wurde ihm, dass er sich mit seiner Hifsaktion sein eigenes Grab geschaufelt hatte. Wenn er auch nur zehn Minuten früher erkannt hätte, dass es keinesfalls in seinem Interesse lag, Aoi und Uruha zusammenzubringen! Wenn er doch früher erkannt hätte, dass ihm sehr viel mehr an dem Schwarzhaarigen lag, als er jemals geahnt hätte, wäre es für ihn ein leichtes gewesen, die Dinge zu seinen Gunsten zu drehen. Aoi vertraute ihm. Er hätte ihm problemlos einreden können, dass er bei Uruha keine Chance hatte. Aber jetzt war es möglicherweise schon zu spät... Etwas hilflos tippte Kai mit den Essstäbchen sein Ramen an, fast, als wollte er ihm dadurch ein Lebenszeichen abnötigen. Was konnte er tun? Wenn er Reita und Ruki doch nur nicht aufgehalten hätte! Den beiden wäre sicher etwas eingefallen... Sich einfach zu Uruha und Aoi zu setzen würde keinen Sinn ergeben. Zu verdächtig. Aoi würde sich nur wundern, warum er sein eigenes Spiel sabotierte. Nur... was blieb ihm anderes übrig? Wieder fiel sein Blick auf das dampfende Ramen vor ihm. Und da kam ihm die rettende Idee! Aoi musste sich zusammenreißen, um nicht einfach wegzulaufen. Uruha war so nett zu ihm. Würde er es auch noch sein, wenn er ihm die verhängnisvollen drei Worte endlich gesagt hatte? Er wusste es nicht. Er war sich nicht einmal sicher, ob er es überhaupt wissen wollte. „Aoi, wenn du doch lieber nicht mit mir reden willst, dann...“, begann Uruha verständnisvoll, doch Aoi unterbrach ihn. „Nein, ich... ich will es dir sagen“, brachte er mühsam hervor. „Es wird dich vielleicht schockieren, aber... ich... ich l-“ Aoi kam nicht dazu, den Satz zu vollenden. Denn genau in diesem Moment nahm Uruha eine Dusche der eher unfreiwilligen Art. Ein etwas zu schnell vorbeieilender Kellner war gestolpert, hatte sein Tablett fallen gelassen und den Inhalt der darauf befindlichen Schüsseln über den Lead-Gitarristen gekippt. Nudeln hingen wie frisch gefärbte Strähnchen in Uruhas Haaren, heiße Miso-Suppe lief ihm übers Gesicht und auf seiner Nase klebte ein bisschen Seetang. Verständlicherweise hielt sich Uruhas Begeisterung über den Vorfall in Grenzen. Nachdem der erste Schock überwunden war, wollte er sich zu besagtem Kellner umdrehen, um ihn ordentlich zur Schnecke zu machen, doch seltsamerweise war niemand zu sehen. Der Mann war wie vom Erdboden verschluckt. Dafür starrte das halbe Restaurant erschrocken Uruhas wenig attraktive Ramen-Frisur an. „Scheiße“, kommentierte Aoi nach Sekunden unangenehmen Schweigens. „Oh, du verdammte Scheiße...“ Ruki und Reita waren wie versteinert. Sie hatten das Geschehen von ihrem Beobachtungsposten vor dem Fenster aus beobachtet und konnten sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen. Erst als Kai hastig das Restaurant verließ und sich zu ihnen gesellte, fand zumindest Reita seine Sprache wieder. „W-warum hast du das getan?“, fragte er mit brüchiger Stimme. Kai sah ihn einige Zeit seltsam abwesend an. Dann zuckte er mit den Schultern. „Es musste sein“, flüsterte er. „Es musste einfach sein...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)