私達は、ドイツ~来ている~! von Niwatori-san (GacktXHyde) ================================================================================ 二 - Seufzend schaute Hyde von seinen auf dem Schoß gefalteten Händen auf und guckte die Zimmertür an. Seine Füße, die auf dem Schreibtisch lagen, versperrten ihm die Sicht, aber das störte ihn wenig, denn das, was er eigentlich betrachten wollte, hing über dem Türrahmen. Seufzend betrachtete er das Bild von Gackt und ihm, ein Plakat zu Moon Child… nach einer ganzen Weile schüttelte er den Kopf. Leise lachte er dabei über sich selbst und stand hiernach von seinem Sessel auf. „Das habe ich schon oft genug angeschaut…“, meinte er zu sich selbst, obwohl er sich zeitgleich gedanklich mitteilte, dass er das Poster so lange anschauen konnte, bis er davor in sämtliche Einzelteile zerfiel, oder einfach bis Gackt ihn anrief. Allerdings dachte er gar nicht mehr weiter darüber nach, stattdessen lief er schnurstracks auf sein CD-Regal zu, welches beinahe ganze der nicht gerade kleinen Wände in seinem Zimmer ausmachte. Erst eine kleine Weile stand er davor und betrachtete das Fach mit den CDs von seinem besten Freund. Er lächelte. „Schon wieder…“, flüsterte er den CDs zu, bevor er seinen Blick über die vielen Singles und Alben des Jüngeren schweifen ließ. Kurz zögerte er bei einer Hülle, entschied sich dann aber doch für eine andere. Schmunzelnd und mit dem Crescent-Album des momentan Braunhaarigen unter dem Arm machte er kehrt und ging auf die Musikanlage hinter seinem Schreibtisch und unter dem Fenster zu. Kurzerhand haute er mit der flachten Hand auf das Gerät, als es die sich darin befindende CD nicht ausspucken wollte, bevor er feststellen durfte, dass da eigentlich gar keine mehr drin war. Kur räusperte er sich und betrachtete dabei sein Spiegelbild im Fenster vor sich, bevor er mit einem erneuten, leichten Schütteln seines Kopfes die CD in das Gerät schob. Ohne zu zögern drückte er einige Male auf den „Vorspulen“-Knopf, bis er endlich die erwartete Zahl auf dem kleinen Display vor sich sah. Noch bevor die ersten wirklichen Töne der Melodie Zeit hatten aus den Boxen herauszukommen, schaltete der Schwarzhaarige die Lautstärke um ein Vielfaches nach oben. „Leise Musik, was ist das denn…“, rechtfertigte er die Lautstärke, konnte aber das Ende seines Satzes nicht mehr verstehen, da dort bereits die ersten Klänge von Orenji no Taiyou in seine Ohren drangen, welche keinen Platz für weitere Geräusche ließen. Schnell ging er wieder zu seinem Sessel und ließ sich darauf nieder, sofort schloss er seine Auge und lauschte auf die Melodie. Er bereute es gar nicht, dass das Instrumental, vor dem er gesungen hatte, bereits ausklang, eher im Gegenteil. Hyde krallte seine Finger um die Stofflehne auf der sein Arm lag, als die Melodie leiser wurde. Mental bereitete er such auf das vor, was jetzt kommen musste – und es kam auch. Die Gänsehaut, die sich ihm heute aufzwang war einfach unglaublich. Hyde schauderte wie er es selten tat und presste seine Fingernägel in den Stoff der Lehnen. Er konnte sich nur schwer vorstellen warum es so war, aber immer wenn er Gackts Stimme in diesem Lied hörte, bekam er diese Gänsehaut, und egal was er tat, er konnte wirklich nichts dagegen unternehmen. Aber eigentlich wollte er das auch gar nicht, er wollte dass dieses Gefühl blieb, viel länger als das Lied lang war, weil es einfach so schön war… eigentlich genau wie das komische kribbeln in seiner Magengegend wenn er Gackt auch nur sah. „… boku wa mitasareru…“, sang Hyde seinen Text mit und zuckte zusammen, als er die darauf folgende Stelle hörte. „Nakanai de…“, drang die unverschämt schön klingende Stimme Gackts in seine Ohren, worauf er doch glatt gegen diese Textzeile verstieß. Ohne dass er es verhindern konnte fand eine Träne den Weg in sein Auge, welche, als er blinzelte, aus dem Augenwinkel herauslief um sich ihren Weg über die Wange des Sängers zu suchen. Hyde hob seine Hand während er weiter genauestens dem Duett lauschte und wischte die Träne weg. Noch mal rief er sich diese wunderschöne Stelle ins Gedächtnis zurück und lächelte. „Mache ich ja nicht… Ga-chan…“, flüsterte er leise, was aber auch nichts zur Sache tat, da man ihn auch nicht gehört hätte, wen er die Worte normal gesagt hätte. So laut war die Musik. Als er die Augen, welche er geschlossen hatte, kurz wieder öffnete sah er nur, dass das Licht des Telefons vor ihm blinkte, was ein Zeichen dafür war, dass ihn gerade jemand anrief. Eigentlich wollte er das Gerät klingeln lassen und weiter seinem Duett mit Gackt lauschen, doch sagte ihm irgendetwas, dass er doch abheben sollte. Rasch aber doch etwas unfreiwillig griff er nach der Fernbedienung der Musikanlage und drückte sofort auf den „Lautstärke senken“-Knopf. So lange, bis er meinte die Musik so leise gemacht zu haben, dass er sich selbst wieder verstehen konnte. Hyde griff jetzt nach dem Telefon und drückte den Abnahmeknopf, während er das Ding an sein Ohr führte. „Mushi-Mushi?“ „Haido? bist du es?“, hallte die Stimme Gackts in seinem Ohr wieder, und Hyde hatte das Gefühl als müsse er aus allen Wolken fallen. Gackt… zwar hatte er ihn erst einige Tage nicht gesehen und irgendwie auch mit einem Anruf gerechtet, aber die paar Tage reichten schon gut aus um seine gute Laune vollkommen zu verschließen und ihn nicht mehr erträglich zu machen. Aber… das war ja jetzt vorbei. „He… Haido?“, hörte er wieder die Stimme aus dem Telefonhörer. „Ignorierst du mich oder hörst du mich nicht? Wenn du das nicht tust könnt ichs ja noch verstehen… was hörst du da eigentlich so laut? Klingt wie Orenji no Taiyou.“, laberte Gackt munter weiter während Hyde noch immer nach Worten sichte und sich einredete, dass es nichts brachte, wenn man den Telefonhörer statt der Person deren Stimme daraus klang an sich zu drücken. „Ehm, hai, ich bin es…“, begann er nachdem Gackt zu reden aufgehört hatte auch einen Satz und sah währenddessen sehr glücklich aus. Sogleich drückte er noch mal auf den Lautstärkeregler und merkte so, dass er sowohl sich selbst in seinem Zimmer als auch Gackt am anderen Ende der Leitung besser verstehen konnte. „… ja, ich habe Orenji no Taiyou gehört…“, fuhr er mehr oder weniger nuschelnd fort und spielte derweil mit einem seiner Ringe auf dem Schreibtisch herum. „Du tust so als müsstest du dich dafür entschuldigen.“, kommentierte Gackt seinen herumgedrucksten Satz und ließ Hyde, der gerade Luft holte um Gackt empört anzuschreien, gar keine Zeit etwas zu sagen. „jetzt spuck schon aus mein Kleiner, warum hast du mich angerufen?“, fragte er und wollte gerade damit anfangen auf eine Antwort zu warten, fand dazu aber nicht die Möglichkeit. „BAKA!“, hatte Hyde ihm schon entgegengebrüllt und konnte förmlich sehen wie der Braunhaarige sich jetzt einen zurechtgrinsen musste, er verzichtete aber darauf, ihn drauf hinzuweisen dass er genau wusste wie er aussah. „ich wollte dich nur fragen ob du heute Abend Zeit hast!“, rief er ihm seine Meinung etwas beleidigt und reichlich direkter an den kopf als er es eigentlich beabsichtigt hatte. „Hmm…“, machte Gackt am anderen Ende der Leitung, und der Kleinere spürte schon die Enttäuschung in ihm, welche begann, sich breit zu machen. Eigentlich war es doch klar wie selten etwas anderes gewesen. Jemand wie Gackt verbrachte seinen Abend lieber mit einer Frau in irgendeinem Hotel. „… schon komisch, dass wir immer genau das gleiche denken. ich warte auf dich, in ner halben Stunde bei mir.“, erklärte Gackt die Lage während Hyde einige Kilometer weit weg völlig perplex fast das Telefon fallen ließ. „Wa…?!“, konnte er bloß herauskriegen, bevor Gackt ihm die Chance zu reden wieder nahm und selbst weiter in sein Handy sprach. „Und kein Aber, ich warte auf dich. Bis gleich, mein Süßer!“, flötete er noch in sein Handy, bevor der Angesprochene in seinem Ohr nur noch ein leises Tuten hörte. In Gedanken versunken drückte er auf den Knopf zum auflegen und stand auf. „Megumiiii!“, rief er nur wenig später, allerdings geduscht und umgezogen durch das Haus, während er nach Haustür- und Autoschlüssel griff. „Ich bin bei Gackt!“, hängte er den Grund seines Rufs gleich an und trat aus der Tür heraus ohne auf eine Antwort zu warten. Schnell rannte er den Steinweg entlang, auf sein Auto zu. Dessen Tür riss er auf als er dort ankam und ließ sich auf seinen Sitz fallen. Er schnallte sich während der Fahrt an und schloss gleichzeitig seine Tür. `¤.¸.«´¯`v´¯`».¸.¤´ Gackt lächelte und ließ das Handy wieder sinken. Das lief ja wie geschmiert… jetzt war der Tag sogar doch noch zu etwas zu gebrauchen. Pfeifend ließ er das Handy wieder in die Hosentasche gleiten und lief aus dem Flur seines Hauses herüber in Richtung seines Wohnzimmers. „Gut dass ich nicht so weit weg geparkt hab…“, murmelte er, auch wenn er den Weg von dem Platz an dem sein Auto gerade stand bis zu sich nach Hause schon wenigstens ein bisschen länger eingeschätzt hätte. Als der Sänger die Wohnzimmertür öffnete und dieses Zimmer betrete wollte hielt er sofort inne. Gerade als er auf das Chaos aus halbleeren Tellern, umher fliegenden Hemden und Hosen, Kissen, leeren Bierdosen und sonstigem Zeug starrte kam ihm die Erinnerung wieder, dass er schon seit einer ganzen zeit keine Luft mehr gehabt hat, aufzuräumen. Wenn ihn jemand hatte besuchen wollen hatte er immer abgesagt weil ihm die Verabredungen im Nachhinein doch nicht so wichtig erschienen sind. Aber heute war das ganze ein bisschen anders. Erstens hatte er Hyde zu sich eingeladen. Zweitens freute er sich darauf, mit dem Schwarzhaarigen einen schönen Abend zu verbringen. Und drittens wollte er die Verabredung von ihnen beiden nicht auf ein Restaurant verlegen weil er das unpersönlich fand. Gackt seufzte, ob wohl oder übel, jetzt war wohl der Tag des Monats gekommen, an dem er sich den höheren Mächten in sich selbst stellen musste, um sich zum aufräumen zu zwingen. Langsam trottete er im Zimmer umher und baute aus den verschiedenen Sachen, die er noch aufzuräumen hatte, einige Stapel. Was er zu erst aus dem Zimmer trug waren die leeren oder eher halbvollen Essensresten darauf, die von Curry bis Sashimi doch recht vielseitig vertreten waren. Wie ein wilder musste er vom Wohnzimmer in die Küche, von der Küche nach draußen zu den Mülleimern und von den Mülleimern wieder zurück ins Wohnzimmer laufen, wo sich die aussichtslose Lage auf Ordnung zur großen Verwunderung des Braunhaarigen allmählich besserte. Nachdem so schließlich zwanzig Minuten von dreißig die ihm zur Verfügung standen herumgegangen waren, sah Gackt sich in dem Zimmer um. Er war sehr mit sich zufrieden. Nirgendwo lagen mehr seine Hemden in den Ecken, sämtliche Teller waren verschwunden und sogar Staub gewischt hatte er noch schnell. Gackt grinste stolz ob des Werkes welches er soeben vollbracht hatte und verließ so auch gleich wieder den Raum, um die Treppe herauf zu seinem Umkleidezimmer zu gehen. Dort angekommen schaute er sich seufzend um und überlegte ob er Hyde erschrecken sollte indem er die Klamotten anzog, die er zu Mizérable getragen hatte, schüttelte dann aber den Kopf. Wahrscheinlich würde der Ältere sich so veralbert vorkommen, dass er sich gleich wieder umdrehte und nach hause fuhr. Das wollte er nicht riskieren. Und genau aus diesem Grund griff er nach einer mehr oder weniger eng anliegenden Jeans und einem weißen Stoffhemd, welches er gerade zuknöpfen wollte, als es auch schon klingelte. Wohl wissend um wen es sich handelte lief Gackt sofort los, sprang die Treppen herunter und steuerte die Haustür am anderen Ende des Flures, er eher einer Eingangshalle glich, an. Während dieses Marsches hatte er gerade mal die Zeit gefunden, vier der Knöpfe des Hemdes zu schließen, was ihn aber auch nicht störte. Es kam ja nur Hyde, der würde schon nicht gleich in Ohnmacht fallen, nur weil er einen etwas größeren Ausblick hatte als sonst. `¤.¸.«´¯`v´¯`».¸.¤´ Hyde stand noch immer vor der Tür, er kam sich so vor als sei es eine Ewigkeit her, seit er geklingelt hatte. »Ist er etwa nicht da…?«, fragte er sich in Gedanken während er nervös von einem Bein auf das andere trat. Starr sah er auf die Holztür vor sich und wünschte sich, dass sie endlich aufging und Gackt darin stand, um ihn herein zu bitten. Ganz in den schockierenden Gedanken versunken dass er noch gar nicht wusste was er sagen sollte, bemerkte er gar nicht, dass die Tür sperrangelweit offen stand und Gackt ihn schon etwas verdattert ansah, weil er sich nicht ein Stück bewegt hatte. „Gnaah…“, machte Gackt, griff den Arm des Kleineren und zog ihn mit einem Ruck zu sich in den großen Flur. Hyde spürte nur wie er etwas stolperte und fast in die Wohnung hereinfiel, dass ihn dann jedoch etwas oder besser gesagt jemand am Ärmel des T-Shirts gezogen hatte und er geradewegs gegen etwas Warmes, Weiches flog. Etwas zerknirscht ob seiner Tollpatschigkeit öffnete er die Augen, die er wegen des drohenden Sturzes geschlossen hatte, und schaute auf. Ganz wie er vermutet hatte war das warme, weiche Etwas Gackt, von dem er nur einige kurze Haare im Nacken, etwas Haut und den Kragen eines weißen Hemdes an dessen Hals sah. Hyde wollte sich wieder richtig hinstellen weil er immer noch mit seinem ganzen Gewicht an Gackt lehnte, bis ihm auffiel, dass er Jüngere nicht einfach nur Wand für ihn spielte, sondern ihn im Arm hielt. Hyde merkte wie ihm die Röte leicht ins Gesicht stieg als ihm die Situation richtig klar wurde. Einen kurzen Augenblick, der ihm aber wie eine sehr lange zeit vorkam, hielt er still weil er glaubte, dass Gackt ihn wieder loslassen würde, doch das tat er nicht. Verwundert aber auch irgendwie glücklich darüber hob er selbst auch seine Arme um sie vorsichtig um den Größeren zu legen. Die Frage die dabei in seinem Kopf umherspukte war aber trotzdem nicht die, was um Himmels Willen er da tat, sondern was Gackt mit ihm machte. Mehr auf die Tatsache dass ihm schrecklich heiß wurde als dass er ihn im Arm hielt schien sie jedoch bezogen zu sein, zumindest glaubte er das. Langsam gewöhnte er sich an die Wärme des Anderen und gerade deshalb war er umso erstaunter als Gackt ihn wieder los ließ. Etwas enttäuscht tat er selbiges und sah den Jüngeren aus leicht traurig aufblitzenden Augen an. „Ga-chan…?“, fragte er ihn leise und etwas verwirrt. Überrascht hob er eine Augenbraue, als der Größere genauso verwirrt zurückstarrte. „Ehm, Haido, alles klar bei dir?“, hörte der Angesprochene ihn fragen und wusste jetzt endgültig nicht mehr was los war. „Is’ was bei dir kaputt?“, fuhr der Braunhaarige fort, wonach Hyde entrüstet Luft holte um nach dem zu fragen was er scheinbar verpasst hatte, doch hatte er dazu keine Zeit. „Aaah, still mein Kleiner, ich denke nach… hast du Fieber?“, erkundigte sich Gackt und sah keine Reaktion außer einem weiteren tiefen Luft holen für eine Standpauke. „Na, dann nicht… aber irgendwas muss doch sein, sonst hättest du mich doch sicher wütend davon gestoßen.“, plapperte Gackt munter weiter ohne auch nur eine Pause zum Einatmen zu machen. Den Kopf hatte er zur Decke gewandt und schaute die Lampe schräg über ihnen an, bevor er aus den Augenwinkeln zu Hyde guckte. Der sah ihn jedoch nur noch finster an und drohte, ihn mit einem Blick auf der Stelle tot umfallen zu lassen. „Scherzkeks.“, meinte er nur kurz, und Gackt glaubte, in der Stimme des Schwarzhaarigen ein trauriger Unterton gewesen ist. Er senkte den Kopf wieder und wollte die Schultern des Kleineren greifen um ihn zu sich zu drehen, doch Hyde hatte sich von ihm weg gewandt und war, kaum noch wütend wie es aussah, weggestapft. An der Garderobe zog er die Schuhe aus und stellte sie ordentlich nebeneinander. Hiernach ging er zielstrebig an Gackt vorbei und auf das Wohnzimmer um die Ecke des Flurs zu. „Willst du… mir nichts zu trinken anbieten…?“, konnte gackt den anderen sprechen hören und bekam im selben Moment eine ganze Wagenladung Schuldgefühle auf seinem Rücken zu spüren. Hatte er jetzt irgendetwas falsch gemacht, oder was war los? Er hatte Hyde doch bloß ein wenig necken wollen… und nicht die ganze gute Laune die er gehabt hat zerstören wollen. Leise seufzte er und schüttelte den Kopf, während er auf die Küche zuging. „Wird schon nichts schlimmes sein…“ `¤.¸.«´¯`v´¯`».¸.¤´ Hyde saß in Gackt’s Wohnzimmer, auf der schwarzen, ledernen Couch, und sah mit starrem Blick auf den Fußboden. Irgendwie merkte er gar nicht dass er bloß auf einen weißen Fleck guckte, hätte man ihn gefragt welche Farbe der Teppich hatte, hätte er wahrscheinlich nicht mal antworten können. Er zwang sich dazu, eine Hand zu heben und wandte seinen Blick vom Teppich ab, um seine Finger anzuschauen. Er zitterte. Warum zur Hölle zitterte er? Es war doch nichts passiert, er saß bloß bei Gackt zu Hause, und wenn er vor diesem Mann Angst haben würde, würde er jetzt sofort durchs Fenster steigen und sich in der nächsten Irrenanstalt einschreiben. Gackt konnte einfach niemandem den er mochte etwas tun… und ihn mochte er. Oder etwa nicht…? Während er diesem etwas absurden Gedanken nachging senkte er seine immer noch zitternde Hand wieder und legte sie auf seinen Schoß. Danach sah er zur Tür auf, er hatte eben ein Geräusch gehört, also würde Gackt wohl gleich nachkommen. Hyde war ja eigentlich darauf vorbereitet, als er aber sah, WIE sein Freund dann den Raum betrat, oder besser betreten wollte, riss er die Augen auf. Gackt stand im Handstand im Türrahmen, das Tablett mit den zwei Wassergläsern für sich selbst und den Kleineren befand sich auf den Fußsohlen. Der Jüngere stand gerade vor dem Problem, dass seine Beine einiges zu lang waren oder der Türrahmen ein ganzes Stück zu niedrig, jedenfalls versuchte er gerade ein nicht unriskantes Manöver. Langsam versuchte er die Beine einzuknicken und die Gläser trotzdem in der Waage zu halten, damit er das Wohnzimmer ‚betreten’ konnte. Hyde beobachtete die Akrobatikübungen des Jüngeren so lange, bis er das Beine-einknick-und-mit-Wassergläsern-auf-den-Füßen-durch-den-Türrahmen-laufManöver startete. Von da an konnte er ihm einfach nicht mehr zugucken und war aufgesprungen, um zu Gackt zu laufen, damit der die Gläser von deinen Füßen herunterbekam. „Was in Gottes Namen tust du da?!“, fragte Hyde ihn und klang dabei eher wie die Mutter des Größeren, als wie sein bester Freund. „Das ist gefährlich, das weißt du doch hoffentlich? Wie hast du überhaupt die Gläser da hinauf bekommen?!“, fuhr er ihn weiter an, nachdem er die Gläser auf den Tisch gestellt hatte, und der andere genug Zeit gehabt hat, um sich wieder richtig hinzustellen. „Das willst du gar nicht wissen, glaub mir…“, nuschelte der Angesprochene bloß. „Ich habe dir etwas zu Trinken gebracht.“, kommentierte er etwas später seinen Handstand und griff gleich nach einem Glas, um einen Schluck des sich darin befindenden Wassers zu trinken. „und als angenehmen Nebeneffekt hab ich versucht, dich aufzumuntern… scheint mir aber nicht ganz gelungen zu sein.“, erklärte er mit einem etwas enttäuschten Blick auf Hyde, während er sich auf das Sofa setzte. Der Schwarzhaarige sah auf ihn herab, was ihn irgendwie grinsen ließ, weil das nicht allzu oft passierte, und setzte sich schließlich neben Gackt, welcher ihn dabei beobachtete. „Oh doch, das hat es.“, erklärte er de Anderen und lächelte nun irgendwie glücklich. „Alleine hier zu sein macht mich schon glücklich, Ga-chan. Bei Megumi halte ich es im Moment einfach nicht mehr aus, deshalb solltest du jetzt nicht hier herumsitzen wie sieben Tage Regenwetter, sondern versuchen, mich aufzumuntern. Wenn meine Laune so bleibt sie sie jetzt ist wird sie im Keller sein, wenn ich wieder zu Hause bin.“, erzählte er dem Größeren seine momentane Lage, der sich nach den Worten des Älteren nach hinten an die Lehne der Couch gelehnt hatte und Hyde einlud, das selbe zu tun. `¤.¸.«´¯`v´¯`».¸.¤´ Einige Stunden später, die Dunkelheit war schon lange vorherrschend und das einzige was das große Wohnzimmer Gackts erhellte, waren einige Kerzen, saßen die beiden Männer noch immer auf dem Sofa. Hyde lag schon mehr in die Kissen versunken als er saß und beobachtete die kleinen Flammen der Kerzen, die sich in seinen braunen Augen spiegelten. Er hörte Gackt währenddessen entweder zu und entspannte sich beim Hören seiner Stimme, oder redete sich selbst seinen Kummer von der Seele. Gackt, halb sitzend und sich mit einem Arm auf der Rückenlehne abstützend, befand sich neben ihm und schien jedem seiner Worte aufmerksam zu lauschen. Mal sah auch er in die orangefarbenen Flammen, die meiste Zeit jedoch in das angenehm warm erleuchtete Gesicht des Kleineren neben sich. „Haido, bist du dir denn wirklich sicher, dass du Megumi heiraten möchtest? Ich meine, wenn du das tust, heißt das, dass ihr beiden euch so sehr mögt, dass ihr nie wieder ohne den anderen sein wollt. Nun, auf sie trifft das ja vielleicht zu, aber was ist mit dir…?“, fragte er Hyde, der, bevor er sich traute eine Antwort auf die Frage zu geben, lieber schwieg um etwas nachzudenken. „ich weiß es nicht… Ich weiß es selbst nicht, … bin ich nicht erbärmlich, Ga-chan? ich weiß nicht mal ob ich die Frau heiraten möchte, mit der ich schon so lange zusammen bin… ich weiß ja auch nicht, ob ich sie wirklich noch liebe…“, sprach der Kleinere und griff dabei mit seinem Fingern nach etwas neben sich, wahrscheinlich einem Kissen. Er drückte es zusammen und wunderte sich gleichzeitig, warum es so hart war und der Jüngere neben ihm kurz zusammenzuckte. Etwas mühsam richtete er sich auf und stellte fest, dass das was er für ein Kissen gehalten hatte das Knie des anderen gewesen war. „Ah…“, machte er und ließ erschrocken wieder los. „Ga-chan, sag doch was, das muss wehgetan haben…“, meinte er als Entschuldigung und sah den anderen Schuldbewusst an. „Tut mir Leid…!“ „Mensch Haido.“, erwiderte Gackt auf seine Entschuldigung und schaute ihn, wie Hyde im flackernden Kerzenlicht bemerkte, sanft lächelnd an. Während er die Worte des Jüngeren hörte, spürte er, wie es in seinem Körper leicht kribbelte und ihm ein kalter aber nicht unangenehmer Schauer über den Rücken lief. Der Kleinere sah den anderen bloß erwartungsvoll an und konnte sich von einem Gedanken nicht mehr losreißen: Gackt sah so einfach unglaublich gut aus. „Als ob du dich dafür entschuldigen müsstest, hast du ja nicht mit Absicht gemacht… auch wenn es weh tat, aber das ist jetzt egal.“, fuhr er fort und griff während er sprach nach einer der vielen Bierflaschen auf den Tisch und nahm einen kleinen Schluck davon. „Du hast im Moment andere Probleme.“, fügte er leise hinzu und stellte die Flasche wieder auf den Tisch neben sich. Heute war er nicht in der Laune sich zu betrinken, auch wenn er das selbst seltsam fand. Morgen wollte er sowieso nicht zur Arbeit, ob das aber eine gute Idee war, wusste er noch nicht. „Ich werde dir allerdings dabei helfen, sie zu bewältigen, da mach dir mal keine Gedanken, mein Lieber. Du kümmerst dich einfach um nichts, während ich mal ein bisschen rum denke und dir spätestens morgen Mittag die Lösung für dein Problemchen präsentiere.“, endete er und sah Hyde an, der ihn bloß mit geweiteten Augen und scheinbar gerade unfähig zu sprechen anstarrte. Gackt konnte seine Gedanken förmlich lesen als wären sie ein Buch, beschloss aber, nicht weiter darauf einzugehen, wer wusste schon, was für Reaktionen Hyde heute noch so an den Tag legte. „…kommen wir zu etwas wichtigerem…“, meinte der Größere und konnte sehen, dass Hyde nach dieser Aussage noch ein wenig verwirrter dreinschaute als sowieso schon. „Willst du das Sofa? Du kannst auch gerne mit zu mit ins Bett, ist groß genug, außerdem hab ich es dann die Nacht etwas wärmer.“, bemerkte er wie beiläufig und besah hierbei kurz seine Fingernägel, als wären sie etwas Hochinteressantes. Zwischendurch sah er aus den Augenwinkeln zu dem Kleineren herüber, bei dem sich vor Entgeisterung auch noch die Kinnlade gesenkt hatte. „WAS?!“, schrie er mehr geschockt als zu fragen. „Ga-chan… du und ich zusammen in einem Bett? Was soll das…?“, fragte er weiter verwirrt und hatte jetzt das Gefühl, einige für den Zusammenhang wichtige Sätze verpasst zu haben. „Mensch, Haido…“, seufzte Gackt und griff dann nach Hydes Kopf, im diesen dann in Richtung der großen Wanduhr zu drehen, bevor er seine Hand wieder von dem Kinn des Anderen löste und sie auf seinen Schoß legte. „Süßer, wir haben schon 5 Uhr morgens, du willst mir doch nicht erzählen, dass du jetzt noch nach Hause fahren willst…?“, erklärte er wie beiläufig und sah den anderen nur mit scharfem Blick an. Eigentlich sollte der beobachtend wirken, aber Gackt machte sich auch nicht wie Mühe, ihn zu ändern, denn die Reaktion Hydes, die jetzt folgen musste, wollte er auf keinen Fall verpassen. Hyde blieb vorerst ruhig. Er sah auf die Zeiger der Uhr, in deren Richtung Gackt seinen Kopf gedreht hatte und verdaute was er sah. Zehn vor Fünf. Er hatte also recht gehabt. Dass der jüngere ihn schon komisch anschaute bekam er gar nicht mit, stattdessen zeigte er nun endlich eine Reaktion, oder besser: Ließ eine Reaktion hören… „Aaaaah!!! Ga-chan, sag das doch mal 3 Stunden eher, was soll ich denn jetzt machen?!“, schrie er und sah hilflos zu dem Größeren, der sich ein Grinsen verkneifen musste und stattdessen nur gespielt genervt seufzte. „Ach Schätzchen, vor 3 Stunden war es noch nicht 5 Uhr, außerdem hab ich dir doch gerade alles gesagt…“, begann er wieder und strich sich danach eine der ins Gesicht hängenden Haarsträhnen aus eben jenem heraus. „Entweder du schläfst af der Couch oder wir schlafen zusammen in meinem Bett und werfen das Kissen raus, weil es zu eng wird. Die Rolle würde ich aber freiwillig übernehmen.“, erklärte er Hyde nochmals seine Auswahlmöglichkeiten und lehnte sich zurück gegen die Kissen. Er zog ein Knie zu sich heran und legte die Arme darum, während er den Älteren weiter anguckte. „Wobei ich von der Couch abrate, die is unbequem.“, merkte er zum Schluss noch an und sah nun wieder zu dem Schwarzhaarigen, der ihn mir aufgerissenem Mond sowie weit geöffneten Augen anstarrte. „Ga-chan, ich muss nach Hause! Megumi häutet mich wenn ich nicht komme!“, rief er wie von Sinnen und sprang, um seine Worte zu unterstützen, auf. Von Gackt bekam er nur einen skeptischen Blick zugeworfen, der in ihm das Gefühl weckte, dass er doch besser hier blieb und auf das Angebot des Anderen einging, aber das wollte er aus irgendeinem Grund nicht. Er wusste nicht warum, aber ein Gefühl der Nervosität machte sich bei dem Gedanken in ihm breit, und wenn das die ganze Zeit so blieb, in der er auf Gackt’s Sofa, oder noch schlimmer: mit ihm in seinem Bett lag, würde er eh nicht schlafen können. „Ich will dich nicht aufhalten, Haido…“, hörte er die Worte des Jüngeren in seinem Ohr und sah nun leicht betreten zu ihm herab. „…also tu was du für richtig hältst, du… kannst auch liebend gern bleiben, dann muss ich mir keine Gedanken darüber machen ob du heile zu Hause ankommst…“, erklärte der Größere weiter, und sah derweil wartend auf Hyde. Der war sich nicht ganz sicher, bei dem was er tat und nickte schließlich nur leicht. Er wollte Gackt keine Sorgen bereiten, eher im Gegenteil, aber zur Last fallen wollte er ihm auch nicht. Außerdem… schlafen können würde er eh nicht, wenn er wusste, dass Gackt in seiner Nähe war. Das merkte er jetzt schon. „Ich weiß… und ich danke dir auch sehr dafür.“, sprach er und lächelte nun sanft, wenn auch etwas traurig weil er die Chance bei dem Anderen zu schlafen gerade in den Wind stieß. „Aber ich gehe lieber nach Hause.“ `¤.¸.«´¯`v´¯`».¸.¤´ Hyde stand nun draußen. Es war eine milde Frühlingsnacht, deshalb war es auch nicht kalt. Zu seiner Verwunderung war der Himmel sternenklar. Er lehnte an der Wand von Gackt’s Haus und sah in die Sterne herauf, er lächelte irgendwie glücklich aber auch etwas traurig. Das Gesicht des kleinen Sängers wurde vom Mond und den anderen Himmelskörpern in ein weißes Licht getaucht, welches ihn im Zusammenhang mit den dunklen Haaren aussehen ließ wie einen Vampir. Was aber ganz und gar nicht zu diesem Bild passte, war die kleine Träne in seinem Augenwinkel, die sich nun langsam ihren Weg über die Wange Hydes suchte. Ungläubig hob der seine hand und wischte sie weg. Wieso um alles in der Welt weinte er jetzt? Das gab es doch nicht, es tat ihm nichts weh, also hatte er auch keinen Grund zu heulen. Oder… war es nicht so, dass ihm doch etwas weh tat? Nein… das bildete er sich nur ein. Er würde zwar gern wieder hinein zu Gackt, aber jetzt konnte er den Jüngeren auch nicht mehr darum bitten. Er hatte gesagt, er fuhr nach Hause, und das tat er jetzt auch, die Tatsache seiner dauernden Hin- und Her- Gerissenheit ging ihm auf die Nerven. Nicht bei einer Sache war er sich sicher, er wusste ja nicht mal ob er die Frau die er heiraten wollte überhaupt noch liebte, und zumindest darüber sollte er sich doch im Klaren sein. Hyde seufzte. Er war wirklich ein elendes Stück Mensch. So einen Freund wie Gackt hatte er nicht verdient, er wusste überhaupt nicht mehr was er tat und wie er dem anderen je danken konnte. „Scheiße, Ga-chan, was machst du eigentlich mit mir…?“, fragte er die Sterne die er oben am Himmel anschaute. Noch immer lehnte er an der Hauswand, rutschte aber nun langsam daran herab und setzte sich auf die lauwarmen Steine des Gartenweges. Einige Momente blieb er still und unbeweglich sitzen, bis er kurz den Kopf schüttelte, aber trotzdem den Mond anschaute. „ich habe eine Frau an meiner Seite…“, erzählte er und lächelte hiernach traurig. „Warum verliebe ich mich dann verdammt noch mal in dich?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)