Der Furcht folgt die Hoffnung von Malin-Saturn (Spem metus sequitur) ================================================================================ Kapitel 30: Verzweifelt und doch glücklich ------------------------------------------ Kapitel neunundzwanzig – Verzweifelt und doch glücklich Sonntag, 18. Januar 1998 Oliver Wood sah gerade kritisch in den Ofen, wo ein Brot schwarz wurde. Er sah sich nach Josephine um und fragte: „Muss das so dunkel sein?“ Die Hexe warf nur einen kurzen Blick zu dem Ofen und vertiefte sich wieder in das Kochbuch vor ihr. Ihr Finger fuhr über die Zeilen und sie las laut: „… bis der Teig zu Staub zerfällt. Dann die innere Schale herausholen und mit Zauber 3a Seite 2 öffnen und mit einem Tuch abseien.“ Oliver war nicht sehr überzeugt von dem ganzen Unterfangen, aber er wollte Josephine nicht reinreden, offenbar verstand sie mehr von Zaubertränken als er selber. Er wollte sich gerade setzen, als es an der Wohnungstür klopfte. Fragend sah er zu Josephine, doch die zuckte nur mit den Schultern und begann den Zauberspruch herauszusuchen. Oliver schaute mit Hilfe eines Spiegels, der neben der Wohnungstür hing, wer Einlass begehrte und stolperte, als er den Zauberer erkannte, einen Schritt zurück. Er war bleich wie eine Wand und seine Hand zitterte, als er seinen Zauberstab suchte. „Bleib in der Küche“, konnte er noch sagen, da flog die Tür auch schon auf. Der Gast war offenbar ungeduldig. „Guten Tag“, sagte der ältere Zauberer und sah zu Oliver hinab. Es war kein Lächeln zu sehen, doch wirklich feindselig sah er auch nicht aus. Viel mehr wirkte er, als musterte er den Jüngeren eingehend, wie der Vater den zukünftigen Schwiegersohn musterte. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. „Sie sind Mr. Wood“, wurde Oliver angesprochen und dieser nickte stumm. Er starrte auf die ihm dargebotene Hand und ergriff sie nach kurzem Zögern. „Rodolphus Lestrange“, stellte sich der andere vor. „Guten Tag“, kam es da von der Küchentür. Josephine sah neugierig zu dem Mann, der ihr irgendwie vertraut war. „Möchten Sie eine Tasse Tee? Er ist gerade fertig geworden.“ Sie deutete auf den Ofen, wo der Brotteig gerade zu Staub zerfiel. „Ah, Asche-Tee, eine seltene Delikatesse, da sag ich nicht nein“, entgegnete Rodolphus, ließ die Hand von Oliver los und durchschritt das Zimmer, während er seinen Umhang ablegte. Kurz zögerte er, als er vor der Hexe stehen blieb, doch dann konnte er nicht anders. Er zog sie in seine Arme und murmelte: „Entschuldige, wenn es dir ungehörig erscheint, aber es ist so lange her, meine Tochter.“ Josephine, die im ersten Moment erstarrt war, sah verblüfft auf, sah zu Oliver, dem das Kinn bis zu den Knien gefallen war und umarmte dann ihren Vater, wenn auch zögerlich. Irgendwas in ihr wusste, dass es die Wahrheit war, doch erinnern konnte sie sich noch immer nicht. *** „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, sagte Bellatrix, gerade als Mirabelle in das Büro des Direktors kam. Die junge Hexe blieb in der Tür stehen und maß die andere mit prüfenden Blicken. „Mutter“, sagte sie dann nur, zeigte sonst aber keine Regung. „Du erinnerst dich an mich.“ Bellatrix war ehrlich verblüfft. „Ich weiß, wer du bist. Für Erinnerungen bin ich zu jung. Du und Vater haben mich früh allein gelassen. Ich hatte nur Phine und Noelle.“ Nun erkannte man doch etwas wie Verbitterung im Gesicht von Mirabelle. Sie kam weiter in den Raum, blieb aber in einigem Abstand zu Bellatrix stehen. Im Hintergrund saß Dumbledore als stummer Beobachter und Mirabelle war froh darum. Auch wenn sie nicht glaubte, dass Bellatrix ihr irgendwas antun würde, wollte sie nicht mit ihr alleine in einem Raum sein. „Wo ist Vater?“, fragte sie. Sie glaubte nicht, dass er gleich um die Ecke kam, doch hoffte sie, dass er irgendwo war, nur nicht … „Bei deiner Schwester“, machte Bellatrix ihre Hoffnung zunichte. Mirabelle seufzte. „Ich hoffe, er sagt ihr nicht, wer er ist.“ „Warum sollte er es nicht tun?“ Bellatrix wurde ungeduldig, das Treffen verlief ganz anders, als sie sich erhofft hatte. „Josephine hat ihr Gedächtnis verloren und so sollte es auch bleiben. Es reicht, wenn ich mich erinnere“, sagte Mirabelle ungewollt heftig. „Wieso kommt ihr jetzt? Warum könnt ihr nicht weg bleiben?“ „Mirabelle“, sagte nun Dumbledore scharf. Er war aufgestanden, doch Bella bedeutete ihm, sich rauszuhalten. „Wie meinst du das?“, fragte sie ihre jüngste Tochter. „Ihr brecht aus dem Gefängnis aus und wir werden gejagt. Ich denke nicht, dass das ein Zufall ist.“ „Du gibst uns die Schuld?“ „Ja.“ Mirabelles Lippe zitterte vor Wut. „Es waren Death Eater, die uns töten wollte. Death Eater wie ihr es seid. Phine wäre fast gestorben und ich …“ Die junge Hexe verstummte und eine Träne ran ihre Wange hinunter, die sie wütend wegwischte. „Geh zurück in die Hölle, aus der du gekrochen bist, Mutter“, zischte sie und flüchtete regelrecht aus dem Büro. Bellatrix war so geschockt, dass sie sich nicht bewegen konnte. Sie stand nur da und starrte ihrer Tochter nach. Das Geschenk, dass sie in ihrer Hand gehalten hatte, fiel zu Boden und blieb dort liegen. Wortlos und ohne einen Blick zu Albus ging sie zum Kamin und verschwand in den grünen Flammen. *** Laureen und Lona saßen im Gemeinschaftsraum der Rawenclaws, als Mirabelle hinein und an den beiden vorbeikam. Sie hatte eine finstere Miene aufgesetzt und der Blick der Freundinnen begegnete sich kurz, dann fiel Mirabelles Finsternis in sich zusammen und sie sank schluchzend in einen Sessel. Erschrocken kamen die anderen beiden zu ihr hinüber. Hilflos sah Laureen zu Lona, die Mirabelle zögernd in ihren Arm zog. Doch dann sah sie genauso hilflos aus. *** „Hey!“ Etwas dröhnte in seinem Kopf. „Wach auf!“ Ein stechender Schmerz. „Hey!“ Verzweiflung holte ihn aus einem schwarzen Loch. „Verflucht, jetzt wach schon auf!“ Und Wut. Er schlug die Augen auf und blickte in sein Gesicht, als sähe er in einen Spiegel, doch vor ihm stand eine wahrhaftige Person, die nur aussah wie er. Sein Blick erfasste die ganze Erscheinung und wäre die Situation für ihn nicht so verzweifelt, er hätte gelacht. Dieser Fremde vor ihm gab eine ganz klägliche Version seiner selbst ab. Die Kleidung war unordentlich, die Frisur zerwühlt und die Gesichtszüge zu einer hässlichen Fratze verzerrt. Dieser Möchte-Gern-Typ hatte nicht annähernd die Klasse und Arroganz, die ihn so unverwechselbar machten. Wie konnten die anderen das nicht erkennen? „Na ausgeschlafen, Prinzessin?“, höhnte der Fremde und sah zu dem Gefesselten am Boden hinunter. Der Blick der eisblauen Augen beider traf sich. Einer warf eine blonde Strähne, die ihm ins Gesicht fiel, mit einer Kopfbewegung zurück, denn seine Hände waren unbrauchbar, gefesselt und taub. Den anderen störte die Strähne nicht. „Draco Malfoy“, griente der Fremde und sah abfällig zu eben diesem hinunter. „Dein Vater kriecht im Staub vor dem Dunklen Lord, dass es fast erbärmlich ist und du schläfst mit einem Schlammblut.“ Draco biss die Zähne zusammen, sonst hätte er etwas gesagt. „Weiß Daddy davon?“ Der Fremde beugte sich zu ihm hinunter und setzte leise nach: „Wohl nicht, oder? Dafür bist du zu feige, wie? Hast nur eine große Klappe, was?“ Draco drehte angewidert das Gesicht weg. Der Fremde richtete sich wieder auf. „Deine Freundin, dieses Schlammblut … ich war ja echt überrascht, als sie mich auf dem Quidditchturm regelrecht überfallen hat … ist ja ziemlich verknallt in dich.“ Er fuhr mit dem Daumen über seine Lippen und lächelte, als würde er sich erinnern. Draco wurde übel, er versuchte die Bilder zu verdrängen, die in seinem Kopf auftauchten, doch es gelang ihm nicht wirklich. Der Vielsafttrank verlor seine Wirkung. Die blonden Haare fielen ab und wurden zu Staub und an dessen Stelle wuchsen dunkle Strähnen. Ein unrasiertes kantiges Gesicht trat hervor. Ein Auge war etwas größer als das andere und sah ein bisschen wie bei einem Fisch aus. Er war auch etwas größer als Draco und schlaksiger und die Stimme verlor ihren melodischen Klang. Er sah zu seiner Hand hinunter und lachte. „Da werde ich wohl einen Schluck brauchen“, sagte er und riss Draco ein Büschel Haare aus, dass der vor Schmerzen aufschrie. Er erntete darauf nur ein weiteres Lachen. „Keine Sorge, deine Leiden sind bald zu Ende. Morgen stoße ich das Schlammblut vom Astronomieturm, wo sie sich doch den ausgesucht hat, um sich mit dir … nein, mir zu treffen. Und dann brauche ich dich auch nicht mehr.“ „Du mieses Stück Dreck!“, schrie Draco. „Lass deine schmierigen Finger von Hermione!“ „Tsts“, tadelte der Fremde und belegte Draco mit Silenco. „Wir wollen doch nicht, dass dich jemand findet.“ Der Fremde sah sinnierend zur steinernen Decke hinauf. „Was wohl der Dunkle Lord dazu sagen wird, dass der Sohn des treuesten Anhänger, selbst ein Death Eater, ein Verräter ist?“ Der Fremde gab eins von Dracos Haaren in eine Flasche, die anderen ließ er fallen. „Gibt kein gutes Bild auf deine Familie. Da werden die Malfoys wohl aussterben.“ Wieder lachte er und trank einen Schluck. Vor Dracos fassungslosen Augen verwandelte sich der Fremde wieder in diesen. „Na dann, Kollege. Ich werde mal deine Freundin suchen und noch etwas Spaß haben. Lass es dir nicht zu langweilig werden.“ Er wandte sich um und wollte gehen, als die Erde unter ihm erzitterte. Dracos Zorn und Hilflosigkeit war übermächtig geworden, dass sie ohne Worte den Tunnel erschütterte. Noch immer verflucht, schrie Draco stumm Hermiones Namen. Ein Stein über dem Fremden löste sich und wäre ihm fast auf den Kopf gefallen. „Lass das“, fuhr er Draco an, schwang seinen Zauberstab und schickte den Gefangenen in die Bewusstlosigkeit. *** „H E R M!!“ Mit einem Schreck fuhr Hermione auf. Sie musste sich erst einmal orientieren. Sie lag auf ihrem Bett im Schlafraum der Gryffindormädchen und war wohl über ihrem Buch eingeschlafen. Sie könnte schwören, dass jemand ihren Namen gerufen hatte, doch als sie sich umsah, stellte sie fest, dass sie alleine war. Das Kaminfeuer war fast heruntergebrannt und die Uhr stand auf fast neun. Die Tür ging auf und Parvati kam mit Lavender herein. Sie diskutierten über die letzte Arbeit in Wahrsagen. Hermione hörte nicht hin. Ihre Gedanken waren immer noch bei dem Ruf. Oder hatte sie es sich nicht eingebildet? Parvati beendete die Diskussion, indem sie Lavender stehen ließ und ins Bad ging. Lavender war es gleich. Ihr Blick fiel nun verwundert auf Hermione, die noch immer nachdenklich auf ihrem Bett saß. „Was machst du denn hier?“, fragte Lavender sie und Hermione sah fragend auf. „Du warst doch verabredet.“ Hermione sah auf die Uhr. Das war richtig, aber schon um acht. Draco hatte sicher nicht so lange gewartet. „Das habe ich wohl verschlafen“, zuckte sie mit den Schultern. Die weitere Unterhaltung erstarb, da Parvati zurück kam und nachsetzte: „Und deshalb, Lavender, lügen die Karten nicht.“ „Na, wenn du meinst“, gab diese gleichmütig zurück und ging sich selber bettfertig machen. Parvati schlüpfte unter ihre Decke und sah dann zu Hermione. „Wo warst du eigentlich gestern? Ich habe dich in Hogsmead gar nicht gesehen.“ Hermione winkte ab, murmelte etwas von Hausaufgaben und Lernen und hoffte, dass ihre glühenden Wangen sie nicht verrieten. Montag, 19. Januar 1998 Hermione zog Draco beiseite, als dieser aus der Bibliothek kam. Hastig schob sie sich mit ihm hinter ein Portrait, in eine Nische, die in einen Geheimgang führte. „Ich kann nicht“, sagte sie leise. „Wie, du kannst nicht?“, hakte er nach. „Heute Abend?“ „Wir haben zu viele Hausaufgaben, ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll.“ „Hermione“, flüsterte er eindringlich. „Tut mir Leid.“ Damit ließ sie ihn stehen und kletterte wieder auf den Gang. Das Gesicht des Slytherin verzog sie zu einer Grimasse des Zorns. Er ballte die Hand zu einer Faust und schlug gegen die Wand. Er hatte Mühe, sich wieder zu beruhigen. Dann nahm er eine Flasche aus seiner Tasche, setzte sie an die Lippen und nahm einen großen Schluck. Dienstag, 20.Januar 1998 „Vergiss die Handschuhe nicht“, sagte Marcus gerade, sprang aber schließlich selber vom Bett und brachte sie Charlie, der sie ihm abnahm. „Kommst du zum Mittag oder muss ich wieder mit Mary Sue vorlieb nehmen?“, fragte Marcus und pflückte geistesabwesend ein Haar von Charlies Schultern. Dieser stopfte sich seine Handschuhe in den Gürtel und zog seinen Umhang an. „Hört sich an, als würdest du ihre Gesellschaft nicht schätzen?“, spottete er leise und Marcus sah ihn direkt an, als er sagte: „Sie ist schon in Ordnung, dich mag ich nur lieber.“ Er grinste. Charlies Mund verzog sich zu einem schiefen, unsicheren Lächeln. „Spinner“, murmelte er und tastete nach seinem Zauberstab. Wo hatte er den denn jetzt hingetan? Irgendwie waren am Abend zuvor seine ganzen Sachen durcheinander geraten und er fragte sich, wie das passieren konnte. Er konnte sich nicht erinnern. Mit flinken Fingern zog Marcus den Zauberstab unter einem Stapel Bücher hervor und fand dort auch das T-Shirt von Charlie, das er am Morgen gesucht hatte. Er reichte dem Älteren den Stab und richtete dessen Kragen des Umhangs. „Was ist nun mit Mittag?“, fragte Marcus. Charlie war jedoch schon wieder ganz woanders. Er tastete seine Taschen ab, ob er alles hatte. „Ich werde mal sehen, wie der Kleine sich macht.“ Nachdenklich sah er sich in seinem kleinen Haus um. „Wo ist mein Seil?“ „Welches?“ „Das reißfeste.“ Marcus drehte sich auf dem Absatz um und war kurz drauf beim Bett. Er schlang ein rotes Seil von einem der Pfosten und kam zurück, während er es aufwickelt. „Was zur Hölle hatte es denn da gemacht?“, kratzte sich Charlie am Kinn. Hatte er einen Blackout? Marcus übergab es kommentarlos, aber mit einem Lächeln. Vor dem Eingang rief jemand seinen Namen. „Ich bin spät.“ Charlie stopfte auch das Seil in seine Tasche und sagte: „Bis in ein paar Stunden.“ Ehe er wusste, was er tat, hatte er sich vorgebeugt und Marcus einen Kuss auf die Lippen gedrückt. So als wäre das vollkommen normal. Erst als er sich wieder aufgerichtet hatte, stutzten sie beide. „’tschuldige“, stammelte Charlie. Noch immer verwirrt, ging er schließlich. Marcus blieb zurück. Seine Augen wanderten durch den Raum, als würde er dort eine Antwort finden. Doch kam er nicht umhin zu lächeln, wenn er dennoch nervös grübelte, ob er auch genug gelöscht hatte. Seine Augen erfassten eine Bonbontüte. Einer der orangefarbenen fehlte. Charlie hatte ihn gegessen ohne zu wissen, was sie für eine Reaktion nach sich zogen. Marcus hatte es auch nicht gewusst, jedenfalls nicht im ersten Moment. Die darauf folgende Stunde jedoch kam er in den vollen Genuss der Wirkung. Er griff die Tüte und warf sie nach einem Moment des Überlegens ins Feuer. Charlie war recht schnell eingeschlafen, während der Jüngere noch lange wach gelegen und überlegt hatte, was eigentlich gerade passiert war. Dass es auf einer magischen Manipulation beruhte, war ihm recht schnell klar und er hatte Charlie am Anfang auch versucht zur Vernunft zu bringen, aber das war schlichtweg zu anstrengend gewesen. Wer immer diesen Liebestrank gebraut hatte, wusste ganz genau, wie man das anstellte. Ein Teufelszeug. Schließlich hatte Marcus sich in den nächtlichen Stunden entschlossen, Charlie die Erinnerung zu nehmen. Er wusste, es würde dem Älteren nur peinlich sein, und dass er noch nicht so weit war, sich seiner Gefühle gegenüber dem Jüngeren klar zu sein. Aber, und das gab Marcus Hoffnung, im Halbschlaf hatte Charlie gemurmelte: „Ich liebe dich, Marcus.“ Sich daran erinnernd, seufzte dieser nun und sank in einen der Korbstühle. Wahrscheinlich war der Kuss heute Morgen nur eine Nachwirkung von letzter Nacht gewesen. Marcus nagte auf seiner Unterlippe. Wann würde er wohl den nächsten bekommen? Er sah sich um und beschloss, dass er ganz dringend aufräumen musste. Am Morgen hatte Charlie die Unordnung nur halb registriert, sie waren zu spät wach geworden und er musste sich beeilen. Doch wenn er am Abend, oder wie Marcus hoffte, zum Mittag zurück kam, würde er mehr Ruhe und Zeit haben, sich alles zu betrachten. Gelöschte Erinnerungen waren gut als solche zu halten, aber eben nicht mit aller Macht, jedenfalls nicht mit dem Zauber, den er angewendet hatte. Einen aus der Sparte der Schwarzmagie hatte er sich mit einem fremden Zauberstab, Charlies, nicht zugetraut, der konnte, wenn er daneben ging, sehr großen Schaden anrichten. Da er noch immer keinen eigenen besaß, würde er wohl wie die Muggel aufräumen müssen, dachte er sich und erhob sich. Besser er fing gleich an. Einige Möbelstücke mussten auch wieder an Ort und Stelle gerückt werden. *** „Lange Nacht gehabt?“, wurde Charlie grinsend begrüßt, als er und Mary Sue bei dem Drachengehege ankamen, nachdem sie bei dem ‚Kleinen’, dem fünf Meter hohen Erdwühler Sternchen gewesen waren. Charlie sah irritiert zu dem Russen, der wahrscheinlich schon am längsten in diesem Lager arbeitete und, wenn der Chef nicht da war, die Leitung übernahm. „Irgendwie habe ich verschlafen“, sagte er langsam. Wieso grinste der andere so? Er zog sich die Handschuhe über und murmelte: „Haben wir gestern irgendwas gefeiert?“ „Nun, wir nicht, aber du, hä?“ Und wieder dieses Grinsen. Charlie ignorierte es jetzt einfach, denn er verstand es nicht. „Keine Ahnung. Ich kann mich an nichts erinnern.“ „Gedächtnis verloren?“ Mary Sue sah ihn nun prüfend an. Ihr war das Lachen nun vergangen. Charlie sah wirklich so aus, als wüsste er gar nichts. Der Drachenwächter konzentrierte sich auf das Tier vor sich und die anderen beiden wechselten verstohlen einen Blick, sagten aber nichts mehr. Hoch oben in den Bäumen saß Todd, nicht weit vom ihm verborgen dessen Bruder Jason und beide gähnten, rieben sich die Augen, um die Müdigkeit zu vertreiben und richteten ihre Aufmerksamkeit auf ihr Beobachtungsopfer. Für Todd war es Charlie, für Jason Todd. *** „Was hast du getan?!“, fragte eine finstere Stimme, als Marcus gerade überlegte, ob er einen tiefen oder einen flachen Teller wählen sollte. Er drehte sich verwundert um. „Mary Sue, dann kommt Charlie nicht?“ „Nein, der kommt nicht.“ Die Hexe kam weiter hinein und stellte einen Korb ab. „Eigentlich wollte ich auch nicht kommen, das war ja wohl das Mieseste, was ich je erlebt habe.“ Marcus verstand nicht. Er nahm eine Schüssel und kam zu ihr hinüber. Er setzte sich, noch immer mit fragender Miene. Mary Sue baute sich vor ihm auf und stemmte die Hände in die Seite. „Du hast sein Gedächtnis gelöscht? Darf ich auch mal fragen, wieso?“ Sie funkelte ihn nun an und zischte: „Er sagte, dass seine Sachen im ganzen Raum verstreut gewesen waren und das unreißbare Seile um den Bettpfosten gewunden war.“ Mary Sue streckte ihren Finger zu eben diesem aus und Marcus folgte dem unwillkürlich. Er verstand noch immer nicht, bis Mary Sue zischte: „Death Eater oder nicht, dafür werde ich dich höchstpersönlich wieder nach Azkaban bringen.“ Marcus starrte sie an, als er verstand. „Ich habe ihn nicht vergewaltigt und ihm dann die Erinnerung genommen“, stammelte er. „Er hatte irgendwie einen Liebestrank abbekommen.“ „Natürlich, das hätte ich mir denken können.“ Ihr Ton war sehr sarkastisch. „Nicht von mir, die waren in Bonbons von seinen Brüdern.“ Junge, machte die ihm Angst. „Die will ich sehen.“ Marcus sah betreten zum Kamin. Die gab es nicht mehr und genau das sagte er auch. „Wie überaus praktisch für dich“, knurrte Mary Sue und zog ihren Zauberstab. Sie hielt ihn Marcus direkt an die Kehle und er schluckt. Abwehrend hob er die Hände und stammelte: „Wirklich, ehrlich wahr.“ Ernst sah er auf und sagte mit steinerner Miene: „Ich würde Charlie niemals etwas antun. Ich bin für ihn nach Azkaban gegangen.“ Mary Sue ließ den Zauberstab sinken und sagte: „Stimmt.“ Donnerstag, 22. Januar 1998 „Du bist zu spät“, stellte Draco fest und Hermione sah ihn mit großen braunen Augen an. „Es tut mir Leid.“ Sie kam dicht an ihn, schlang beide Arme um seinen Hals und flüsterte nun fast: „Ich habe mich in den Büchern vergessen. Verzeih.“ Der Slytherin musterte sie eingehend, nickte dann kaum merklich und sagte: „Ein letztes Mal. Wenn ich einen Wunsch dafür frei habe.“ „Jeden“, sagte Herm schnell zu und die Augenbrauen des Zauberers wanderten nach oben. „Jeden?“, hakte er nach. „Ja.“ „Auch wenn ich dich bitten würde, zum Dunklen Lord mitzukommen?“ Hermione schrak zusammen und entfernte sich etwas von ihrem Freund. Sie war sichtlich irritiert, als dieser sie schon wieder in seine Arme zog und hastig versicherte: „Das war doch nur ein Scherz.“ „Kein gelungener“, murmelte sie und erntete dafür ein leises Lachen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Fast hätte sie es als Furcht interpretiert, doch dann wandelte es sich in wohlige Schauer, als seine Lippen ihren Hals hinauf zu ihren Lippen wanderten. Ein Räuspern unterbrach sie beide und Hermione sah erschrocken zu Harry, der neben ihnen stand und sie anstarrte. Nervös blickte sie zu Draco, doch der schien gelassener als vermutet. „Was willst du, Potter?“, fragte er verärgert und Harry blinzelte ebenfalls etwas verwundert. Kein Verfluchen? Schien, als wäre Draco nicht so kindisch wie er und Herm vermutet, ja befürchtet hatten. Wenigstens ein fluchendes Wort hatte sie erwartet, doch das blieb auch aus. „Ich brauche Hermione“, sagte er ruhig und schob seinen Zauberstab unauffällig wieder zurück in seine Tasche. „Wozu?“ „Das geht dich nichts an, Malfoy“, schoss Harry zurück und nun sprühten doch ein paar Funken der alten Feindseligkeit. Hermione atmete etwas auf. Irgendwie hatte sie das Gefühl beschlichen, dass mit Draco etwas nicht stimmte. „Muss ich wirklich?“, versuchte sie einen kleinen Protest. Doch niemand schenkte ihr Aufmerksamkeit. Die beiden Zauberer standen sich gegenüber und musterten sich noch immer, als wären sie Duellgegner. „Verschieben wir es auf morgen“, sagte Hermione leise zu Draco, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und ging. Dieser nickte, ohne auch jetzt einen Blick für sie zu haben, wandte sich dann um und ging den Flur entlang. „Erwachsener als ich dachte“, sagte Harry und Hermione zuckte mit den Schultern. „In Slytherin wissen fast alle, dass wir zusammen sind. Es war abzusehen, dass es auch ihr herausbekommt. Das wird er gewusst haben.“ Als der Slytherin aus dem Blickfeld war, sah Harry nun die Freundin an und sagte: „Du hast einen Brief bekommen. Ich dachte, du willst ihn gleich haben.“ „Von wem?“ „Weiß ich nicht, war kein Absender drauf. Die Mädchen hatten ihn schon am Wickel und wollten ihn öffnen. Ron hatte ihn ihnen abgenommen.“ „Ehrenwerter Ron“, murmelte Hermione. „Der ist auch irgendwie anders, findest du nicht?“ Sie hatten sich in Bewegung gesetzt und gingen in ihren Turm. „Na ja“, begann Harry und sah irgendwie verlegen grinsend zur Decke. „Ich vermute ja was.“ „Ah, ja?“, hakte Hermione nun neugierig nach. „Entweder nimmt er seine Aufgabe als Schulsprecher endlich ernst, oder…“ „Oder?“ Hermione konnte sich ein erwartungsvolles Grinsen nicht verkneifen. „Wen, glaubst du?“ „Er verbringt viel Zeit mit Pancy, aber das ist ausgeschlossen“, führte Harry laut seine Überlegungen fort. „Parkinson?“ Hermione blieb die Luft weg. „Sie ist `ne Slytherin.“ „Malfoy doch auch.“ Darauf wusste Hermione nichts zu sagen. Der Brief war von ihrer Schwester. Hermione hatte auch nichts anderes erwartet. Das übliche Blabla, aber Hermione war über jede belanglose Zeile froh, wusste sie damit doch, dass Antaia noch am Leben war. Freitag, 23. Januar 1998 Harry klopfte sich den unsichtbaren Staub von seinem Umhang und zog ihn zurecht. Wie immer wartete Laureen auf ihn. Diesmal jedoch kam sie dicht zu ihm, fasste seine Hand und küsste ihn sacht. Wie lange hatte sie darauf gewartet? Der Kamin hinter ihnen verschwand hinter einer unscheinbaren Wand und nichts als blanker Stein blieb zurück, doch das bemerkten die beiden nicht. „Da ist er doch“, sagte eine Stimme plötzlich und die beiden Schüler wichen auseinander. Verwundert blickten sie zu Albus Dumbledore, Sirius und jemandem, den sie gar nicht erwartet hätten. Laureen runzelte die Stirn, trat leicht hinter Harry und fasste seine Hand fester. Sirius und der andere Zauberer traten ein. Dumbledore schloss die Tür und Harrys Blick wanderte von einem zum anderen. Was war hier los? „Es wird Zeit, deinen Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu vertiefen, Harry“, begann der Direktor und Harry blinzelte verwirrt. „Und dafür bringen Sie ausgerechnete den mit?“ „Wer, wenn nicht Antonin, weiß besser über die Dunkle Magie Bescheid? Er ist Heiler.“ „Und ein Death Eater“, zischte Laureen leise und aller Aufmerksamkeit richtete sich auf die Hexe. Antonin lächelte dünn. „Sie haben doch sicher Schulaufgaben, Missy“, sagte er und Laureen sah ihn fast finster an, als sie zischte: „Ich werde Harry nicht alleine lassen.“ Nun lachte Antonin leise: „Stehst du unter dem Schutz deiner Freundin?“ Im Reflex hätte er fast geantwortet, ‚Sie ist nicht meine Freundin’, doch er kniff lediglich die Lippen aufeinander. Erstens ging es Dolohov nichts an und zweitens stimmte es ja nun nicht mehr. Es war Dumbledore, der nun sagte: „Miss Johnson, Sie müssen sich nicht um Harry sorgen. Antonin ist nicht hier, um ihm Unterricht zu geben. Mein Enkel wollte lediglich den Raum der Wünsche sehen und dann eigentlich wieder gehen.“ „Enkel“, sagte Laureen tonlos und sah zu Harry hinauf, der leicht nickte. Sirius hatte bis dahin gar nichts gesagt, stimmte aber Albus nun zu und Laureen ging. „Und diesem Raum kann es nicht schaden, wenn man einen Fluch gegen die Wand schießt?“, fragte Antonin und seine Hand fuhr über den glatten Stein. „Nein“, antwortete Harry, denn die anderen blieben stumm. Antonin warf ihm einen kurzen Blick zu, sah dann aber zu Sirius und grinste: „Wie wäre es, Sirius? Um der alten Zeiten willen. Ein kleines Duell.“ Sirius gab das Grinsen zurück und erwiderte: „Ein Duell mit dir ist nie klein.“ „Ich werde dich schon nicht zu sehr zerpflücken“, versprach Antonin großmütig und nun lachte Sirius sichtlich amüsiert. „Größenwahnsinnig warst du schon immer, Toni. Schon als Achtjähriger.“ Er hatte seinen Zauberstab gezogen, im selben Moment hatte auch Antonin seinen in der Hand. So schnell hatte Harry gar nicht gucken können. Da standen sich die beiden alten Freunde aus Kindertagen und nun so lange verfeindet, dass die einzige Freundschaft schon gar nicht mehr wahr war, gegenüber und schätzten den Gegner ab. Albus zog Harry zurück und der fragte leise: „Wollen Sie nichts unternehmen, Professor?“ „Nein“, schüttelte Albus den Kopf. „Irgendwann musste es so kommen. Habe ich dir schon einmal erzählt, warum mein Enkel auf Durmstrang zur Schule ging?“ Harry schüttelte den Kopf. Interessierte es ihn? Eigentlich nicht. Albus erzählte trotzdem. „Antonin und Sirius waren unzertrennlich und wir hatten die Befürchtung, würden sie auf eine Schule gehen, wäre das für alle Beteiligten früher oder später die reinste Hölle. Als Neunjährige hatten sie schon mehr angestellt als jeder andere. So wurde beschlossen, dass die beiden auf jeden Fall getrennt werden mussten. Und du siehst, was daraus geworden ist. Beide kehrten sich von der Familie ab und standen sie sich am Ende der Schule als Feinde gegenüber.“ Da flammte der erste Fluch von Antonin auf, doch Sirius wich aus, und gab einen ebensolchen zurück, während er zur Seite lief. Das, was nun begann, war kein Duell, das war eine Schlacht. Sie schenken sich nichts. Nie hatte Harry etwas Ähnliches gesehen und langsam bekam er eine Ahnung, was eigentlich wirklich auf ihn zukam. Er brauchte einen Stuhl, seine Knie gaben unter ihm nach. *** Hermione kicherte leise und biss die Lippen aufeinander. Sie zwang die Laute zurück in den Hals und schaute sich vorsichtig um. „Hör auf“, warnte sie ihren Freund leise, aber nicht sehr nachdrücklich. Wieder musste sie ein Kichern hinunterschlucken, als ein Kribbeln an ihrem Hals, durch seine Zähne ausgelöst, ein Lachen verursachte. Sie zog seinen Kopf zurück und sah in die wässrigen blauen Augen. Im Moment funkelten sie und man meinte den Schalk dahinter zu sehen. „So bekommt es ja jeder mit, dass wir…“ Was auch immer sie sagen wollte, ihre Lippen wurden mit einem stürmischen Kuss verschlossen und Hermione gab den Protest erst mal auf. Sie waren hier in einem leeren Zimmer. Wer sollte schon hereingestürmt kommen? „Draco, warte. Nicht so stürmisch“, keuchte Hermione, strafte ihre Worte der Zurückhaltung aber Lüge, als sie auf einen der Tische rutschte und den Zauberer mit beiden Beinen an sich zog. „Warte“, presste sie hervor und zwang sich, sich selber aufzurichten und den anderen zurückzuschieben. „Was?“, fragte dieser ungeduldig. „Niemand stört uns und du hast mich zweimal versetzt“, moserte er nun und Hermione musste nun doch grinsen, rief sich aber zur Vernunft, was ihr sehr schwer fiel und sagte: „Lass uns einen anderen Raum suchen. Hier könnte jeden Moment jemand rein geplatzt kommen.“ „Und?“ „Draco, bitte.“ Die blauen Augen verdrehten sich genervt, dann schien er zu überlegen, schnappte sich Hermiones Hand und zog sie hinter sich her. „Dann in den Turm“, murmelte er und riss die Tür schon auf, wollte davon stürmen, als Hermione ihn zurück hielt. „Nicht so hastig“, kicherte sie. „Uns darf keiner zusammen sehen.“ Er drehte sich noch einmal um, küsste sie und sagte: „Ich geh vor, du kommst in zehn Minuten nach.“ Dann war er auch schon auf dem Gang, schneller als Hermione ihre Hand aus seinen Haaren ziehen konnte. Es ziepte leicht. Sie hatte ihm tatsächlich ein paar ausgezupft, doch das schien ihn nicht zu stören. Hermione grinste immer noch und sah versonnen auf ihre Hand. Es war fast eine Strähne. Sie wollte sie gerade fallen lassen, als sie jäh stoppte. Die blonden Haare verfärbten sich in dunkles Braun. Hermione runzelte die Stirn. Wieso denn das? Sie sah wieder den Gang entlang, der vollkommen leer da lag. Ohne auf die vereinbarte Zeit zu achten, rannte sie los, nahm eine Abkürzung über einen der Geheimgänge und kam tatsächlich vor ihrem Freund im Astronomieturm an. Warum, wusste sie nicht, aber sie war froh, dass es so war. Dass er nicht damit rechnete, dass sie hier war. Irgendwas in ihrem Kopf drängte sich an die Oberfläche. Sie hatte schon seit einiger Zeit das Gefühl, als verheimlichte Draco etwas vor ihr. Da kam er auch schon auf die Tür zu. Hermione versteckte sich hinter einem Pfeiler. Sie presste sich gegen den kalten Stein und kam sich in dem Moment töricht vor. So ein Unsinn, du leidest ja unter Verfolgungswahn, schalt sie sich selber und kam wieder hervor, so als wollte sie Draco erschrecken. Der stand mit dem Rücken zu ihr und hatte sie noch gar nicht bemerkt, als er eine Flasche hervorholte und einen tiefen Schluck nahm. Während er das Gefäß wieder zuschraubte und verstaute, legte sich ein seltsames Lächeln auf seine Lippen und verzerrte das Gesicht zu einer Grimasse, die Hermione das Blut in den Adern gefrieren ließ, als er sich umwandte und sie ansah. Er war einen Moment verwundert, dann ordnete er blitzschnell die Gesichtszüge und das typische Malfoygrinsen fand seinen Platz, doch Hermione hatte ihren Zauberstab gezogen und ehe sie nachgedacht hatte, sank der Slytherin mit einem Aufschrei aus Schmerz in sich zusammen und blieb zu Hermiones Füßen liegen. Da setzten bei Hermione wieder die Überlegungen ein und sie schrak heftigst über sich zusammen. Sie hatte ihren Freund verflucht, dachte sie. War sie noch bei Sinnen? Mit nur einem Schritt war sie bei der Gestalt und drehte das Gesicht zu sich, als ihr ein Schreckenschrei entfuhr. Das war nicht Draco. Nun raste ihr Herz. Was hatte sie getan? Wen hatte sie hier verflucht und wo… Ja, WO war Draco? Eine spöttische Stimme über ihr ließ sie herumwirbeln. Peeves war aufgetaucht und lästerte: „Hat die kleine Hexe es endlich bemerkt? Hat aber lange gedauert, bis du es bemerkt hast. Lässt sich von dem Fremden anfassen und das tagelang, ohne zu merken, dass es ein anderer ist.“ Der Geist kam dicht vor ihr Gesicht und sagte mit fast ernster Miene: „Er wollte dich töten, Missy.“ Dann sauste er davon und verschwand in einer Wand. Hermione war weiß wie eine Wand und sie hatte das Gefühl, sie müsste sich übergeben. Sie wünschte, sie würde ohnmächtig. Wieso wurde sie nie ohnmächtig, wie in den Filmen? Nervös nagte sie auf ihrer Unterlippe. Was sollte sie tun? Ihn hier liegen lassen? Das ging auf keinen Fall. Was, wenn er aufstand und weglief. Da kam ihr ein anderer Gedanke. Was, wenn sie ihn umgebracht hatte? Er sah so tot aus. War er es? Hermione suchte nach so etwas wie einem Puls und ihre Panik stieg, als sie am Hals keinen finden konnte. Sie zwang sich zur Ruhe. Puls, Hals, irgendwas war doch da. Richtig. Es war möglich, dass er am Hals nicht fühlbar war. Ihre Finger tasteten nach den Handgelenken, doch auch da spürte sie nichts. Nun traten ihr doch Tränen in die Augen. Sie saß bis zum Hals in Schwierigkeiten. Was, wenn sie hier einen Auror getötet hatte. Nein, das war Unsinn, schalt sie sich selber. Und was, wenn es ein Death Eater war? Ein Spion des Dunklen? Nun sprang sie auf und versuchte möglichst viel Raum zwischen sich und den Fremden zu bringen. Mit angstvoll aufgerissen Augen starrte sie zu dem Körper hinab. Ja, was wenn… Das ergab Sinn. Wie lange sie dastand, wusste sie nicht. Erst als sie Schritte von der Treppe aus hörte, kam wieder Leben in sie. Sie musste hier weg. Sie musste sich verstecken, dachte sie verzweifelt. Sie musste diesen Fremden verstecken. Doch außer dass sie sich hektisch umsah, tat sie nichts Sinnvolles, als der Kopf von Antonin in ihrem Blickfeld auftauchte, gefolgt von dem von Sirius. Beide Zauberer sahen erst sie an, dann den scheinbar Leblosen auf dem Boden. „Herm“, begann Sirius. „Was hast du getan?“, fragte Antonin. „Er hat“, begann Hermione und erkannte plötzlich, was Peeves gesagt hatte. Eine Welle des Ekels überrollte sie regelrecht und sie übergab sich. *** „Und?“, fragte Sirius leise den Heiler, der zum Fenster getreten war und hinaus auf das Gelände starrte. Sie waren im Krankenflügel. Der Fremde war in eines der Betten gelegt worden. Auf einem anderen saß Hermione. Neben ihr Harry, etwas hilflos, da er noch immer nicht recht wusste, was überhaupt passiert war. Dumbledore hatte Madam Pomfrey hinausgeschickt, ohne dass sie erfahren hatte, worum es ging. Nun waren nur noch er, Sirius, Antonin, Harry, Hermione und der Fremde in dem Krankenflügel. Sorgevoll sah er zu der Gryffindor. Er hatte sie nie so fassungslos erlebt. Er verstand auch nicht, warum der Fremde die Kleider von Draco Malfoy trug und noch weniger, was der vermeintliche Draco und Hermione im Astronomieturm gewollt hatten. Bedächtig ging er zu Sirius und Antonin hinüber, als der Animagus gerade am Ausflippen war. „Du hast es gewusst?“, fauchte er den Heiler an, sich mühend, laut zu flüstern. Antonins Augen sahen ihn gleichmütig an. „Sicher“, gab er gelassen zurück und setzte sehr leise hinzu. „Herm gehört schließlich zu meiner Familie.“ „Das“, begehrte Sirius gerade auf, stoppte dann aber. Das stimmte ja. Wütend kniff er die Lippen zusammen. Er hatte keine Ahnung gehabt. „Soll ich dem Ganzen entnehmen, dass Miss Granger und Mister Malfoy befreundet waren?“, fragte Albus höflich und Antonin grinste breit, als er erwiderte: „Befreundet ist sehr diplomatisch ausgedrückt. Sie sind mehr als befreundet. Lucius wird tot umfallen, wenn er von der Liaison seines einzigen Sohnes erfährt.“ Albus hob erstaunt beide Augenbrauen und sah zu Hermione hinüber, die fast wütend zu Antonin schaute. Offenbar hatte sie alles gehört und ihre Augen schienen zu sagen: „Schrei doch noch lauter.“ Harry stand nun auf und der Blick von Hermione zu ihren Schwager wurde weniger vertraulich. Sie musste wenigstens diese Fassade aufrecht erhalten, mahnte sie sich. Harry wusste nichts von der Hochzeit ihrer Schwester. Dass der durch Francis Nott und Lucius Malfoy bestens im Bilde war, ahnte ja niemand in der Runde. Offenbar war das tatsächlich die einzige Verbindung von der niemand wusste. „Wer ist das?“, fragte er laut und durchbrach damit die Stille. Harry deutete auf den Reglosen und Antonin ging mit schweren Schritten zu dem Bett. Er zog den linken Ärmel hoch und das Dunkle Mal kam zum Vorschein. Überflüssigerweise sagte Antonin: „Das ist ein Death Eater. Mehr kann ich nicht sagen, da ich ihn nicht kenne. Es sind so viele geworden, dass man leicht den Überblick verliert. Was er von“, er machte eine kleine Pause, sah zu Hermione hinüber und sagte: „Miss Granger wollte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber mit Sicherheit Informationen. Hoffen Sie“ Er betonte das ‚Sie’ als hatte er sich dazu zwingen müssen, „dass er noch nichts dem Dunklen Lord erzählt hat. Denn wenn“, nun sah er zu Albus und Sirius, „habt ihr hier Malfoy senior schneller auf der Matte stehen, als euch lieb ist.“ Harry sah nachdenklich zu Boden. Hatte Lucius heute irgendwas angedeutete, das er etwas von Herm und Draco wusste? Selbst wenn nicht, hatte das kaum etwas zu bedeuten. Der Dunkle Lord konnte bereits durchaus im Bilde sein. Unwillkürlich drückte er Hermione die Hand, als wollte er signalisieren, dass alles bester Ordnung war. „Fragen wir ihn“, rief Sirius, sich mühsam zusammen reißend. „Es gibt genug Methoden, um die Wahrheit herauszubringen, auch aus einem Death Eater.“ „Leider nicht möglich. Er wird dir nicht mehr antworten können“, schüttelte Antonin den Kopf. „Tot?“, fragte Albus und Hermiones Knie sackten zusammen. Harry hielt sie aufrecht. „So gut wie.“ Antonin wandte sich zu seiner Schwägerin. Den Fluch hatte er ihr nicht beigebracht. Draco vielleicht? Seine Gedanken verweilten einen Augenblick bei dem Slytherin und Harry sprach aus, was er eben dachte: „Wenn Draco nicht hier ist, wo ist er dann?“ *** In der Redaktion: Saturn: Ja, wo ist der gute Draco? Blue: Gute Frage, nächste Frage. Morwie: Nun, jedenfalls in Hogwarts. Gleda: Dann holt die Karte des Rumtreibers. Knacksi: Ja, holt die … Moment. *sieht zu Saturn* Saturn: *ganz breit grins* Gloomy: Wenn es so einfach wäre … Chanti: Wäre Saturn nicht die Autorin. Saturn: *zufrieden nick* Ganz genau. Also, im nächsten Kapitel geht die große Sucherei los. Man kann nur hoffen, dass man Draco schnell findet. So ohne Wasser und Brot… *hält bedeutungsschwer inne* Moonlily: Punkt eins: Man wird ihn schnell finden, denn du könntest ihn nie töten. Saturn: Sagt wer? Moonlily: Das bringt mich zu Punkt zwei: Sev würde DICH töten, würdest du Draco umbringen. Saturn: Würde Severusschatz nie tun. *zu Sev schau* Sev: *knöchelknack* Doch, würde ich. Saturn: *schreck* A~aalso nächstes Kapitel heißt: Zwischen Bangen und Hoffen. *schluck* Babyate: Hoffen wir mal, dass Saturn das überlebt. Saturn: Da werde ich wohl das Skript ändern müssen. *stürzt auf den Rechner und löscht ein ganzes Kapitel* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)