Der Furcht folgt die Hoffnung von Malin-Saturn (Spem metus sequitur) ================================================================================ Kapitel 23: Vaterfreuden ------------------------ Kapitel zweiundzwanzig - Vaterfreuden Sonntag, 28. Dezember1997 Diana öffnete die Tür, da es geklingelt hatte. Vor ihr stand Draco und sie bat ihn herein, schloss die Tür wieder und Delia, die neugierig herankam, rief die Treppe hinauf: „Tante Herm, Onkel Draco ist wieder da~haa!“ Das ‚Wieder’ ist irgendwie bezeichnend, dachte David hinter seiner Zeitung. Keine Sekunde später hörte man es eine Etage höher poltern und schon flog eine siebzehnjährige Hexe regelrecht die Treppe hinunter direkt in die Arme von dem Besuch, der sie sofort an sich zog. „Da bist du ja wieder“, strahlte sie und er lächelte: „Jetzt wo ich dich endlich habe.“ Diana ging und zog die kleine Nichte mit sich, da waren Herm und Draco schon in einem Kuss versunken. Diana schloss die Tür vor Davids misstrauischen Augen und kurz darauf hörte man, wie Hermione und Draco hinauf in ihr Zimmer gingen. David wollte etwas sagen, doch Diana sah ihn streng an und so ließ der Vater es. „Sie sollten nicht alleine in einem Zimmer sein“, knurrte er dennoch leise und Delia sah ihren Großvater fragend an. „Wieso? Mom und Dad sind auch alleine in einem Zimmer“, erklärte sie und Diana tätschelte ihr den Kopf und sagte: „Das verstehst du noch nicht.“ „Was?“ Die Augen der Jüngsten richteten sich wieder auf den Großvater, der erklärte: „Das kannst du deinen neuen Vater fragen.“ „Sie kann mich was fragen?“, kam es da hinter ihnen. Antonin trat in den Raum. „Die Sache mit den Blumen und den Bienen“, wich Diana aus. „Aha. Ist sie nicht etwas jung dafür?“ Antonin musterte die kleine Hexe, die inzwischen vor ihm stand. „Was machst du hier?“, fragte Diana ihn. „Ich wollte Hermione ein Buch bringen. Sie will doch Heilerin werden.“ „Hat sie das gesagt?“, fragte David verblüfft, das hatte er wohl irgendwie verpasst. „Ja, hat sie. Wo ist sie denn?“, winkte Antonin ab. „In ihrem Zimmer, mit ihrem Freund“, knurrte David und blickte zur Decke. Antonin sah überrascht aus und fragte: „Hat also Draco endlich den Mut gefunden und sie ihre Klappe gehalten.“ Nun sahen die Eltern fragend auf. „Endlich?“, hakte David nach. „Nun, wir warten schon einige Wochen darauf, dass sie ihre Augen auch zum Gucken benutzen. Ich lasse das Buch hier, ihr könnt es ihr ja geben, wenn Draco wieder weg ist.“ „Dieser Draco…“, begann David und Antonin verstand. „Wenn er ihr irgendwas antut, werde ich ihn persönlich verfluchen.“ „Sehr schön“, nickte David und Diana sah ihren Mann entrüstet an. Das war ja eine ganz neue Seite an ihm. Delia schob ihre Hand in die von Antonin und er sah zur der Kleinen hinunter. „Ich weiß jetzt, wie ich das weiße und das braune Kaninchen nenne“, verkündete sie. „Na?“ „Draco und Hermione.“ „Da werden die beiden sich aber freuen“, lächelte Diana und Antonin grinste: „Vor allem, wo Hermione Babys bekommt.“ Delias Augen leuchteten auf. „Wirklich?“ „Ich bin ganz sicher.“ Er drückte dem Mädchen einen Kuss auf die Haare und ging wieder. Draco wollte er nicht unbedingt hier begegnen. „Ich bring ihr mal das Buch“, sagte David und Diana rief: „Das wirst du nicht tun.“ „Und ob ich das werde.“ David stieg die Stufen entschlossen empor. *** Draco drehte leicht den Kopf, wobei sich seine Lippen zwangsläufig von Hermiones entfernten, auch sie horchte auf. „Da kommt jemand“, sagte er leise und Hermione kletterte von seinem Schoß und hatte sich gerade aufgerichtet, als unmittelbar nach dem Klopfen auch schon die Tür aufgerissen wurde und David, den Türrahmen ausfüllend, beide musterte. Er registrierte sofort die verrutschte Kleidung, die zerwühlten Haare, das schlechte Gewissen in Hermiones Augen, nicht jedoch in denen von Draco und war im Bilde. „Dad“, sagte Hermione, was Besseres fiel ihr nicht ein. Sie sah an ihm vorbei zu ihrer Mutter und bedeutete ihr mit nur einem Blick, dass sie dafür zu sorgen hatte, dass ihr Vater sie nicht blamierte. Draco war inzwischen aufgestanden. Er konnte David ja durchaus verstehen, er würde sich an dessen Stelle auch nicht über den Weg trauen, doch nerven tat es ihn trotzdem, dass er so plötzlich unterbrochen wurde. „Ich bringe dir ein Buch“, begann David und hielt seiner Tochter eben dieses entgegen. Sie nahm es, was hätte sie auch sonst tun sollen? Es war ein Buch für Heiler in Ausbildung. Offenbar war Antonin gerade da gewesen. Sie legte es auf ihren Nachttisch und sah abwartend zu ihrem Vater, doch der wollte sie wohl nicht wieder alleine lassen und so seufzte sie tonlos und fragte: „Kann Draco zum Essen bleiben?“ Das würde für diesen nicht angenehm werden, aber irgendwie mussten sie das Misstrauen von ihrem Vater abbauen. Immerhin schien Diana auf ihrer Seite zu sein und auch Delia mochte Draco wohl gerne. Ehe David irgendwas sagen konnte, fiel Diana ein und sagte: „Aber natürlich kann er bleiben. Willst du deinen Eltern Bescheid sagen?“ Sie sah Draco freundlich an und der winkte ab: „Nicht nötig.“ Denn dann müsste er ja sagen, wo er war und sein Vater würde ihn in der Luft zerreißen, wenn er davon erfuhr. „Gut, wir rufen euch, wenn alles fertig ist“, nickte Diana und wollte ihren Mann mit sich ziehen, doch der ließ sich nicht beirren und wies Hermione auf ein Versprechen hin, das diese vor Weihnachten gegeben hatte. „Herm wollte Pudding kochen. Jetzt wäre doch ein ausgezeichneter Moment dafür, wo doch ihr Freund da ist.“ Ein besonders bedeutungsvoller Blick wurde zu Draco geworfen. David durchbohrte den Zauberer, als wollte er alles auf der Stelle wissen. Hermione sah zu ihrer Mutter, die entschuldigend mit dem Schultern zuckte. Draco kam dieser zur Hilfe und fragte Herm: „Du kannst kochen?“ „Ich habe zu einigem Talent“, gab sie zurück und folgte der Mutter in die Küche. Draco wurde von David zurückgehalten. Er sah den jungen Zauberer ernst an und Draco versuchte ebenso ernst zu bleiben, doch irgendwie war die ganze Situation einfach nur lächerlich. David sagte: „Unterschätz uns nicht, nur weil wir nicht zaubern können. Wir haben Beziehungen, Junge!“ „Natürlich, Sir“, murmelte Draco. War er im falschen Film? Was sollte diese Drohung? Und von was für Beziehungen sprach der Mann? Als es ihm einfiel. Es ging das Gerücht, dass Antaia, Herms Schwester, noch lebte. Nun, so eine Aurorin konnte schon gefährlich werden. „Wenn du Hermione irgendwas antust, werde ich dich finden und dich dafür zu Rechenschaft ziehen.“ „Natürlich, Sir“, gab Draco erneut von sich. „Gut“, nickte David und gab den Weg frei, dass der Jüngere an ihm vorbei und vor ihm die Treppe hinunterlaufen musste. Draco hatte das Gefühl, als würde er von hinten bedroht. Er fragte sich, was Hermiones Vater erst sagen würde, wenn er erfuhr, was zu Silvester aus ihm gemacht wurde. Er mochte einen Schwarzmagier als den Freund seiner Tochter ja gerade so akzeptieren, doch niemals einen Death Eater, da war sich Draco sicher. Diana und vor allem David durften davon niemals erfahren. *** Das Essen stand dampfend vor ihnen und die Teller waren gefüllt. „Das sieht sehr gut aus, Mrs Granger“, sagte Draco und diese nickte dankend. „Die Möhren habe ich geschnitten“, wies Delia auf ihre Leistung hin. Draco tat, als wäre ihm das vollkommen neu. Dass er die ganze Zeit in der Küche war, ganz einfach, weil Herm sich dort aufgehalten hatte, hatte Delia wohl vergessen. „Und weißt du was“, fuhr das Mädchen fort, „Hermione bekommt Babys.“ Was?! Dracos Kopf fuhr zu seiner Freundin, die vollkommen irritiert war. „Delia hat zwei Kaninchen, von denen das eine Hermione heißt“, klärte Diana schnell auf und die beiden Siebzehnjährigen atmeten auf. „Das braune“, nickte Delia bekräftigend. „Das Weiße heißt Draco.“ Sie grinste breit und zeigte eine große Zahnlücke. „Das wird der Vater sein“, erklärte Diana weiter. „Schnupple, das dritte Kaninchen, ist kastriert.“ Draco schluckte. Das waren mehr Informationen, als er wollte. Er fühlte einen bohrenden Blick und sah zu David, der nun, da er offenbar die Aufmerksamkeit des Jüngeren hatte, fragte: „Warum warst du so erschrocken, als Delia von dem Kaninchen erzählt hat?“ „Die Namensähnlichkeit“, konterte Draco hastig. „So.“ „David!“ Dianas Stimme war schärfer als gewohnt und Hermiones Vater sah seine Frau fragend an, die nun lächelte: „Gib mir doch bitte noch ein paar Kartoffeln.“ Hermione sah vorsichtig zu Draco und flehte stumm um Entschuldigung. Er gab den Blick zurück und sie wusste, was er sagen wollte. Ja, dafür schuldete sie ihm wirklich was. Sie hatte ihren Vater noch nie so seltsam misstrauisch erlebt. *** „Hermione hat einen Freund“, war das Erste, was Antonin sagte, sobald er wieder zu Hause war. Antaia küsste ihn und fragte: „Was halten Mom und Dad von Draco?“ „Deine Mutter gibt ihm immerhin eine Chance. Dein Vater wird ihn erstmal durch die Hölle schicken.“ Antaia nickte verstehend. Hermione war schon immer Davids Liebling gewesen. Auch wenn er es die Töchter nie spüren ließ, so wusste Antaia, dass David die Jüngere wie seinen Augapfel schützte. Antaia hatte, im Gegensatz zu Hermione, schon immer die größere Klappe und vor allem die schnelleren Fäuste der Schwestern gehabt. Bellatrix kam in den Raum und sah Antonin und seine Frau an. „Was ist mit deiner Schwester?“, nahm sie die Information, die nicht für sie bestimmt gewesen war, auf und sagte an Antaia gewandt: „Ich hoffe, sie weiß sich zu wehren. Wenn ein Malfoy erst einmal Blut geleckt hat, beißen sie sich fest und lassen ihre Beute nicht mehr los.“ Antaia riss bei dem Vergleich entsetzt die Augen auf. „Wer sagt, dass Hermione und Draco zusammen sind“, warf Antonin ein. „Ich habe das bei meiner Schwester und Lucius miterlebt“, fuhr Bella unbeirrt fort. „Erst vier Jahre lang gar nichts und dann waren sie nicht mehr auseinander zu kriegen.“ Sie hielt kurz inne und sagte zu sich selber: „Ich schreibe meinem Neffen einen Brief.“ Und damit verließ sie wieder den Raum. „Armer Draco. Er tut mir leid“, murmelte Antaia, doch Antonin winkte ab: „Das muss er abkönnen. Gegen die nächsten Wochen wird das das reinste Zuckerschlecken sein. Ich finde es jedoch beunruhigend, dass Bellatrix offenbar Bescheid weiß.“ *** Narzissa sah verwirrt zu ihrem Sohn. Sie hatte ihn schon vermisst und fragte nun: „Wo kommst du her? Und mit wem hast du dich eingelassen, du siehst fertig aus.“ „Mir geht es bestens, Mom“, winkte Draco ab und ging zur Treppe. In seinem Zimmer erwartete ihn ein Brief. Verwirrt erkannte er die Handschrift seiner Tante und er hatte noch nicht einmal angefangen zu lesen, als er sich schon fragte, woher sie nun schon wieder alles wusste. Es stand nicht wirklich viel drin. Zusammengefasst drohte sie ihm lediglich, dass er sich anständig benehmen sollte, sonst würde ihn der Schrecken der Familie heimsuchen. Was immer das auch war. *** Rodolphus wartete. Es war Schlafenszeit, er und seine Frau waren wieder in ihrem Haus und Bellatrix schloss sorgfältig die Tür zu dem gemeinsamen Schlafzimmer. „Du hast unserem Neffen nicht wirklich einen Brief geschrieben“, begann er und Bella sah fragend auf. „Einen Brief?“, echote sie. Rodolphus wartete, bis sie sich neben ihn gesetzt und ihre Decke über sich ausgebreitet hatte. „Bellatrix, ich sage es dir jetzt einmal. Du wirst zukünftige Paar in Ruhe lassen und nicht von jedem gleich eine Verlobung verlangen. Das ist in den heutigen Zeiten absolut überholt.“ „Sonst was?“, fragte sie. „Sonst werde ich unsere Geschichte ganz genau erzählen.“ Sie musterte ihn misstrauisch und sagte: „Das würdest du nicht tun.“ „Und ob ich das werde.“ Er löschte das Licht, legte sich hin und drehte ihr seinen Rücken zu. Bella starrte ihn ein paar Sekunden an und legte sich dann ebenfalls zum Schlafen. Sie schwieg etwa eine halbe Stunde und fragte dann: „Würdest du das wirklich tun?“ „Ja.“ Montag, 29. Dezember 1997 „Guck mal, wir bekommen neue Nachbarn“, sagte Timothy und zeigte auf einen großen Umzugswagen auf dem Nachbargrundstück. Theodor sah eher gelangweilt hinaus, als er stutzte, seinen kleinen Bruder beiseite schob und das Fenster aufriss. Kalter Wind fegte in das Zimmer, doch das störte den Slytherin nicht. Er beugte sich weit hinaus und wäre gefallen, hätte Timothy ihn nicht festgehalten. „Hey, Parvati!“, rief er und zwei Mädchen drehten sich um. Die eine erwiderte das enthusiastische Winken, die andere seufzte genervt: „Verdammt!“ „Kennst du diesen Jungen, Parvati?“, fragte Mr Patil und Padma antwortete anstatt ihrer Schwester: „Das ist Theodor Nott aus unserer Klasse. Er ist Parvatis Freund.“ Man hörte deutlich, dass ihr das ganz und gar nicht gefiel und ihr Zwilling schielte zu ihr hinüber. Sie überlegte nicht lange, sondern zeigte zu dem Fenster, wo neben Theodor nun noch jemand stand und sagte bedeutungsvoll: „Und da ist auch Timothy. Theodors fünfzehnjähriger Bruder!“ Sie sah Padma eindringlich an und Mr Patil musterte die Brüder misstrauisch. *** „Los, wir gehen runter“, sagte Theodor, schnappte sich seinen Besen und kletterte auf das Fensterbrett. Timothy, gar nicht müde, folgte seinem Bruder und kurz darauf standen sie vor den Zwillingen und deren Eltern und stellten sich vor, wie es sich für gut erzogene Zauberer gehörte. Francis sah im Vorbeigehen aus dem Fenster seiner Küche und blieb blinzelnd stehen. „Lilien!“, rief er und seine Frau kam herbei. „Mit wem reden unsere Söhne da?“ „Das sind die Patils, die ziehen dort ein“, gab seine Frau Auskunft. „Das wird nicht leicht für Theodor, wenn sie direkt nebenan wohnen.“ Francis nickte kurz und vertiefte sich wieder in den Brief in seinen Händen. Er hielt jedoch wieder inne und sah erneut hinaus. „Wieso haben die nichts an?“ Lilien sah verwirrt hinaus. Wer hatte nichts an? Doch da war Francis schon auf dem Weg in den Flur, griff nach Umhang und Schal der Söhne und spazierte hinaus in die kalte Luft. Lilien ihm nach, die Winterkleidung ihres Mannes in den Händen. Immerhin, sie hatte an ihre gedacht. *** „Guten Tag“, grüßte Francis Mr Patil schon von Weiten, war kurz darauf heran und wickelte Timothy seinen Schal um den Hals und nötigte Theodor einen dicken Umhang auf. Lilien tat das gleiche bei Francis und kaum war die Familie Nott vernünftig gekleidet, als Lilien vorschlug: „Wie wäre es mit einem Tee, es ist doch sehr kalt hier draußen.“ „Sehr gerne“, nahm Mrs Patil dankend an. Sie drehte sich zum Umzugswagen und zauberte ein bisschen. Kurz darauf war der Wagen leer, das Haus voll gestopft, die Tür verriegelt und alle acht auf dem Weg in das Haus der Notts. Padma folgte als Letzte und war missmutig. Parvatis Hand hatte sich in die von Theodor verschlungen und die beiden redeten leise miteinander. Die Eltern unterhielten sich sehr angeregt und es war Timothy, der auf Padma wartete, sie freundlich anlächelte und fragte: „Warum kannst du meinen Bruder nicht leiden? Weil er ein Nott ist?“ Sie überlegte kurz, schüttelte dann den Kopf und antwortete: „Weil er Parvati unglücklich machen wird.“ Timothys Lächeln verschwand und er seufzte: „Sicher nicht mit Absicht.“ Padma sah ihn von der Seite an. Sie waren zurückgeblieben, die anderen hatten das Haus schon erreicht, und sie sagte: „Und dennoch wird er es tun. Sie hat den falschen Bruder gewählt. Du würdest sie nicht im Stich lassen.“ Timothy lächelte, sah auf den Boden, sagte aber nichts. Sie gingen weiter Richtung Haus und kurz bevor sie eintraten, sagte er: „Mich hätte sie aber nicht bekommen.“ „Wieso?“ Er beugte sich vor und flüsterte nur für sie hörbar: „Weil ich ihre Schwester wähle.“ Er ging ins Haus und Padma errötete leicht. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie ja glatt sagen… Er ist ein Nott, rief sie sich ins Gedächtnis. Kurz bevor Padma die Tür schloss, flatterte etwas Weißes an ihr vorbei und donnerte Theodor gegen den Kopf. „Das ist ja Hedwig“, rief Parvati, Harrys Schneeeule sofort erkennend. Francis zuckte leicht zusammen. War Harry wahnsinnig? Was machte das Tier hier, dachte er, doch atmete er auf, da der Brief offenbar für Theodor bestimmt war. Die Eule platzierte sich auf dessen Schulter und ließ sich in das warme Kaminzimmer tragen. Dort knüpfte er den Brief vom Bein und Hedwig hopste auf den Tisch, wo sie wartete. „Was will Harry denn? Und wieso schreibt der dir?“ „Harry?“, hakte Mr Patil ein und Lilien erklärte: „Harry Potter. Er geht mit Ihren Töchtern und Theodor in dieselbe Klasse.“ Mr Patil nickte verstehend. Harry Potter war ihm ein Begriff und so verflüchtigte sich auch der Rest seines Misstrauens den Nottsöhnen gegenüber. Freunden von Mister Harry Potter, dem Jungen, der überlebt hatte, konnte man wohl vertrauen. „Das weiß ich doch schon“, murmelte Theodor den Brief lesend und Timothy fragte: „Was?“ „Dass wir neue Nachbarn haben. Ich soll euch schöne Grüße ausrichten.“ Er gab den Brief Parvati, die ihn rasch überflog. Padma beugte sich neugierig zu ihr über und fragte: „Woher weiß er das?“ „Bestimmt von Professor Black.“ „Hä?“ „Der ist doch mit Professor Dolohov zusammen“, fuhr Parvati fort. „Und die hat bestimmt noch Beziehungen zum Ministerium.“ „Ja, das ist richtig“, nickte Francis und sah zu Timothy, der den Kopf einzog. Padma sah das und fragte sich, was der junge Squib nun wieder angestellt hat. Wurde er nicht erst vor wenigen Wochen ins Ministerium geladen? Was musste man als Squib in einem Muggelinternat aushecken, dass das Zauberministerium auf einen aufmerksam wurde? War es klug, sich mit Timothy anzufreunden? Offenbar war er noch schlimmer als sein Bruder. *** Blaise saß in dem Kaminzimmer der Goylevilla, die jetzt, da seine Mutter geheiratet hatte, auch sein zu Hause war, und starrte in das Feuer vom Kamin. Gregory und Millicent kamen gerade von draußen herein. Ihre Nasen waren ganz rot von der Kälte und sie klopften sich den Schnee von den Stiefeln, doch das bekam Blaise nicht mit. Er war in tiefen Gedanken. „Hey, Stiefbruder!“, holte Gregory den anderen aus den Gedanken und ließ sich auf die Couch neben Blaise fallen. „Wir haben dir was mitgebracht.“ Blaise sah ihn an. Er hatte gar nicht zugehört und fragte: „Was?“ „Was ist denn mit dir los?“, entgegnete Gregory. Auch Millicent sah verwundert zu Blaise. So abwesend hatte sie ihn noch nie erlebt. Blaise überlegte kurz und sagte dann ausdruckslos: „Lavender ist schwanger.“ Die beiden anderen waren sprachlos. Millicent fand als Erste die Worte wieder und fragte: „Ist sie sicher?“ „Ja. Wir waren gerade im St. Mungo.“ Blaise sah wieder in das Feuer und auch die anderen beiden starrten zum Kamin. Na, das war ja mal eine Neuigkeit. *** Mrs Brown musste die Nachricht, dass sie Oma wurde, erstmal verdauen. Lavender sah fast ängstlich zu ihrer Mutter und fragte leise: „Bist du jetzt wütend? Oder enttäuscht?“ Ihre Mutter sah sie seufzend an, schüttelte dann aber den Kopf und winkte ihre Tochter zu sich. Diese setzte sich neben sie und ließ sich in die Arme nehmen. „Ich bin nicht wütend, nur enttäuscht, dass du mir deinen Freund noch nicht mal vorgestellt hast.“ „Na ja, das hatte ich zu Silvester vor“, gestand Lavender. „Warst du bei einem Heiler?“ „Ja.“ Sie schwiegen eine Weile, dann fragte Mrs Brown: „Und wann kommt das Baby?“ „Ende Juli.“ Wieder herrschte eine Weile Stille, dann schlug die Mutter vor: „Wir werden das alte Arbeitszimmer von deinem Vater in ein Kinderzimmer umräumen.“ Lavender richtete sich auf und sah ihre Mutter ernst an. Seit zwei Jahren war ihr Dad nun schon tot und ihre Mutter hatte seitdem nicht ein Blatt von seinem abgestammten Platz bewegt. Sie lächelte nun, wenn auch etwas traurig, und sagte: „Ich wünschte, dein Vater wäre hier, um sein erstes Enkelkind in die Arme nehmen zu können.“ Nun war es Lavender, die sie in die Arme schloss und leise sagte: „Ich liebe dich, Mom. Ich danke dir.“ „Wofür?“, fragte diese und Lavender sagte: „Dass du bist, wie du bist.“ Sie drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wangen und sah sie an. „Nein, ich danke dir, du schenkst mir ein Enkelkind.“ Dann wurde sie ernst. „Es wird schwierig, die Schule zu beenden. Und ich will den Vater von dem Baby kennenlernen.“ „Das wirst du. Er wartet nur darauf, dass ich ihm Bescheid sage, dass er kommen kann.“ Lavender stand auf, ging zum Kamin und streute Flohpulver hinein. Mrs Brown zuckte leicht zusammen, als sie den Namen Goyle vernahm, doch schob sie alle Gedanken beiseite. Kurz drauf trat Blaise aus den Flammen und stellte sich der Mutter vor. *** „Der Babyshop ist drei Straßen weiter“, wurde Antony Goyle angesprochen und er drehte sich fragend zu dem Heiler Antonin Dolohov um. Er war verwirrt. Babyshop? Hatte Nehalennia ihm irgendwas verschwiegen? „Ich versteh nicht“, begann er. „Dann reden dein neuer Sohn und du nicht sehr viel. Entschuldige, ich wollte nicht vorweg greifen, dich dachte, du wüsstest es schon.“ Antony war sich nicht sicher, ob das nun Antonins Ernst war, oder nur eine fadenscheinige Ausrede. „Miss Brown ist schwanger?“, hakte er noch mal nach und Antonin nickte: „Soweit ich gehört habe. Ich habe sie zufällig im St. Mungo gesehen und habe eine bisschen nachgefragt.“ Antony nickte kurz, drehte sich um und steuerte den Tropfenden Kessel an. Armer Mr Zabini, dachte der Heiler. In Wirklichkeit war es Katie gewesen, die es ihm erzählt hatte. Sie hatte der untersuchenden Heilerin assistiert und konnte diese unglaubliche Neuigkeit einfach nicht für sich behalten. So viel zur Schweigepflicht. *** Blaise kam nach Hause und klopfte sich den Schnee von den Schuhen und legte Schal und Umhang ab. Mrs Brown war sehr nett zu ihm gewesen. Was nicht verwunderlich war, da Lavender nach ihrer Mutter kam. Sie hatte ihnen versichert, sich solange um das Baby mitzukümmern, bis sie beide die Schule beendet und eine Ausbildung abgeschlossen hatten. Sie hatte auch nicht, wie Blaise befürchtet hatte, darauf bestanden, dass er und Lavender heirateten. Er würde sie sicher irgendwann heiraten, doch wollte er es selber festlegen können und Lavender sah das genauso. Es würde sicher nicht einfach werden, doch Blaise war nun sehr viel zuversichtlicher. Sein richtiger Vater hatte ihm etwas Geld vererbt, das bis jetzt unangerührt in Gringotts lag. Damit würden sie zwei oder drei Jahre gut auskommen, wenn sie sparsam waren und was dann war, würde sich zeigen. Jetzt gab es vorerst noch eine einzige Hürde und die hieß ‚Mom’ und zwangsläufig auch ‚Antony’. Er trat in den Raum und erstarrte. Vor ihm stand Antony Goyle mit verschränkten Armen und sah ihn ernst an. In einem Sessel neben ihm saß seine Mutter, ebenso ernst dreinblickend. Millicent und Gregory saßen weiter hinten im Raum auf Stühlen und blickten entschuldigend hinüber. Blaise war sofort klar, dass seine Mutter und ihr Ehemann im Bilde waren. Dass er seiner Mutter einiges erklären musste, war ihm durchaus bewusst, doch Antony gegenüber fühlte er sich keiner Rechtfertigung verpflichtet. „Wir haben nichts gesagt“, wehrte Gregory sofort den drohenden Blick von Blaise ab. Nicht? Wer dann, fragte sich dieser. Überlegte kurz und schüttelte bei dem neuen Gedanken jedoch innerlich den Kopf. Ihm fiel nur St. Mungo und in dem Zusammenhang Katie Schrägstrich Antonin Dolohov ein. Doch es wäre schon purer Zufall, wenn ausgerechnet der Antony oder seiner Mutter begegnen sollte, um ihnen alles brühwarm zu berichten. London war nicht unbedingt eine Kleinstadt und er selber wusste es doch auch erst seit ein paar Stunden. „Ich habe Antonin Dolohov in der Stadt getroffen“, begann Antony. Also doch, dachte Blaise, tat aber ungerührt. Er sah den Älteren ausdruckslos an, er schien die Ruhe selbst, äußerlich. In den Augen konnte der Death Eater jedoch Panik erkennen. „Dir bin ich keine Rechenschaft schuldig. Davon abgesehen ist alles geklärt.“ Blaise wollte damit aus dem Raum in sein Zimmer gehen, doch Antony hielt ihn zurück. „Wage es nicht, jetzt einfach so zu verschwinden.“ Gregroy sah mitleidig zu dem Freund und auch Millicent zog den Kopf ein. Blaise jedoch schien noch immer gelassen. Er kam zurück, setzte sich in einen der Sessel und sah zu seiner Mutter. Antony ignorierte er bewusst. „Das Kind kommt Ende Juli. Wenn Lavender es schafft, wird sie die Schule dieses Jahr noch beenden, ansonsten nächstes Jahr. Ich habe das Geld von Dad, das ich erst einmal nehmen werde. Du hast also keine Kosten. Lavender und das Baby bleiben bei ihrer Mutter und ich suche nach der Schule eine Ausbildung. In drei oder vier Jahren sollten wir es geschafft haben. Wir suchen uns eine Wohnung und werden dann vermutlich auch heiraten.“ Blaise verstummte, wartete kurz, stand dann auf und ging. Nehalennia sah ihm bitter nach. Sie hatte die Zähne aufeinander gepresst, sonst hätte sie ihren Sohn angeschrien und das wollte sie nicht. Antonys Hand lag auf ihrer Schulter und man wusste nicht, ob er sich damit selber beruhigen wollte oder seine Frau. Gregory und Mill schlichen sich über die Terrasse in den Garten hinaus und gingen zu den Gewächshäusern, wo Nehalennia sich ein kleines behagliches Hinterzimmer eingerichtet hatte. „Blaise akzeptiert deinen Vater nicht als Familienoberhaupt, oder?“, fragte Mill leise, als Gregory ihr Kekse und ein Glas Wasser hinüber schob. „Nicht wirklich und ich weiß nicht, wie lange Dad das noch hinnehmen wird.“ „Was ist mit dir? Was ist Nehalennia für dich?“ Gregory dachte kurz nach und lächelte schief: „Die neue Frau von meinem Vater.“ „Meinst du, Blaise bekommt noch richtig Ärger?“ „Wegen Lavender?“ Gregory zuckte mit den Schultern, biss in einen Keks und nuschelte: „Keine Ahnung.“ Millicent verabschiedete sich noch vor dem Abendessen, das in der Villa der Goyles schweigend eingenommen wurde. Gregory verzog sich bald darauf in sein Zimmer und auch Blaise zog es vor, sich zu verziehen. Er konnte den verletzten Blick seiner Mutter nicht vertragen und auch nicht den anklagenden von Antony und schon gar nicht den mitleidigen von Gregory. Kaum waren die Eheleute allein, sank Nehalennia regelrecht in sich zusammen. Sie legte langsam und mit großer Sorgfalt das Besteck ab und fragte ohne aufzusehen: „Bin ich eine so schlechte Mutter, dass er mich lediglich in seine Pläne mitteilt, in denen ich aber keine Rolle spielen soll?“ Sie sah Antony an und fast anklagend setzte sie nach: „Er hat mich nicht einmal gefragt, ob ich mich freue, dass ich Großmutter werde. Er hat mich lediglich zur Kenntnis nehmen lassen…“ Sie brach ab und stand heftig auf. „Fein!“, sagte sie nun wütend. „Dann soll er sehen, wie er klar kommt.“ „Lenna“, sagte Antony leise, doch sie wehrte ab: „Nein er will meine Hilfe nicht, dann bekommt er sie auch nicht.“ Damit ging auch sie und Antony war nun wirklich zornig auf Blaise. Er hatte gewusst, dass es schwierig würde, die neue Familie zusammenzubringen, aber dass Blaise gleich mit einer solchen Herausforderung aufwartete, hatte ja keiner ahnen können. *** „Das ist wirklich unfassbar“, schüttelte Antaia den Kopf. Sie kämpfte erneut mit den Stricknadeln. Immerhin hatte man ihr inzwischen gesagt, dass sie für Socken fünf Nadeln brauchte. Antonin rieb sich müde die Augen und setzte sich neben seine Frau. Sie saßen im Kaminzimmer im Hauptteil des Hauses. Schnuppel, Hermione und Draco grasten Heuhalme vom Teppich, die Delia dort verloren hatte. „Wir sollten die Tiere in einen Käfig packen“, sagte Antonin und Antaia nickte. „Dann versuch dein Glück. Den Gefleckten kann man noch fangen, aber die beiden jungen Kaninchen sind schnell wie der Wind.“ Antonin zog seinen Zauberstab und Antaia sagte, ohne aufzusehen: „Wenn Hermione ihre Babys verliert, wirst du das deiner Tochter erklären.“ Antonin seufzte und schob den Stab zurück. In dem Moment kam eine müde Delia hinein. Sie kletterte auf Antonins Schoß, schloss die Augen und schlief, gegen ihn gelehnt, ein. Die Kaninchen erkannten das Mädchen und hoppelten zur Couch hinüber. Vertrauensvoll schmiegten sie sich an Antonins Beine und er seufzte. Flehend sah er zu Antaia, doch sie mühte sich mit der Socke und achtete nicht auf ihn. Nun kam auch Istave herein. Mit einem schnellen Griff packte er Hermione und Draco am Fell und hob sie hoch. Er stopfte sie in einen Käfig, fing auch das Gefleckte, steckte es zu den anderen und schloss den Käfig wieder. „Wheely hat einen Teil der Gewächshäuser für die Tiere umgebaut. Da werden sie jetzt wohnen“, entschied Istave und Antonin nickte. Er hob Delia hoch, die nicht aufwachte, und trug sie in ihr Bett. Antaia sah kurz zu Istave auf und fragte dann: „Hast du schon gehört? Zwei Mitschüler von Hermione werden Eltern.“ „Wirklich?“ Istave setzte sich und zog sich eine Schachtel Auroras Pralines heran. „Wer denn?“, fragte er. „Zabini und Brown“, antwortete Antaia und seufzte. In einem plötzlichen Anfall riss sie die Wolle von ihrem Finger und warf das seltsame Stück ins Feuer. „Wer muss schon stricken können wie die Muggel?“, fragte sie und Istave grinste: „Das sagen wir dir schon die ganze Zeit.“ Antaia stimmte ihm zu und suchte sich auch eine Praline heraus, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. Istave verfolgte das verwundert und lächelte wissend, als Antaia zehn Minuten später gähnte und dem Älteren eine Gute Nacht wünschte. Dienstag, 30. Dezember 1997 „Hast du schon gehört?“, fragte Parvati, als sie ins Zimmer ihrer Schwester platzte und diese aus verwirrenden Träumen riss. „Was?“, gähnte Padma und musste sich zwingen, die Augen zu öffnen. „Lavender ist schwanger.“ „Aha“, brummte die andere und versenkte ihr Gesicht wieder ins Kissen. „Woher weißt du das?“, fragte sie dumpf aus dem Federding und bekam auch prompt die erwartete Antwort. Theodor, natürlich. Nott war dafür bekannt, dass er immer als erstes über Informationen verfügte und sie auch stets bereitwillig weiter gab. Fragte sich nur, woher der das wusste. Parvati ignorierte, dass ihre Schwester offenbar weiterschlafen wollte und setzte sich auf deren Bett. Padma versuchte trotzdem an dem Traum festzuhalten. Was war doch gleich gewesen, währenddessen plapperte Parvati weiter. „Theodor will sich nachher mit mir treffen. Was für ein Glück, dass wir nun nebeneinander wohnen, findest du nicht?“ „Mhmm“, grummelte Padma. Theodor hier, Theodor da, dachte sie frustriert. Es nervte sie. So verliebt konnte man doch nicht sein. „Sieh mal, was er mir zu Weihnachten geschenkt hat.“ Parvati flüsterte nun verschwörerisch. „Der kann nicht zählen“, spottete Padma. Sie gab es auf, Parvati würde sie ja doch nicht mehr schlafen lassen. „Was meinst du damit?“, fragte ihr Zwilling und Padma gähnte: „Heute ist der Dreißigste, Weihnachten war vor vier Tagen.“ „Genau genommen hat er es mir gestern Abend gegeben“, warf Parvati ein. Padma setzte sich nun auf und sah ihre Schwester nachdenklich an. „Wie spät ist es eigentlich, draußen ist es ja noch dunkel.“ „Kurz nach acht“, sagte Parvati und nun musterte Padma sie sehr misstrauisch. „Wieso bist du nicht nur wach, sondern redest die ganz Zeit von Theodor und da fällt mir ein, du warst gestern sehr früh verschwunden.“ Padma riss die Augen auf, sprang hoch und starrte auf ihren Zwilling hinunter. „Du warst die Nacht über bei Theod… mhmmm.“ Parvati war auch aufgesprungen und hielt der Schwester erschrocken den Mund zu. Sie konnten das Gleichgewicht nicht halten und fielen, erst auf die Matratze, dann auf den Boden. Sie sahen beide zur Tür, doch niemand kam herbeigelaufen und so rappelten sich die Mädchen wieder auf. Parvati seufzte, der Welt vollkommen entrückt, während Padma sie fassungslos ansah. „Ihr habt doch nicht…“, stotterte sie. „Du hast doch gesagt, dass ihr nicht…“ Sie zeigte mit dem Finger auf Parvati und sie grinste: „Das hat sich letzte Nacht geändert.“ Parvati ließ sich auf das Bett fallen und sank in die Kissen von Padma. „Am Anfang war es komisch, irgendwie…“ „Ich will es nicht wissen, hörst du“, fiel ihr Padma ins Wort. Sie sah wieder erschrocken zur Tür, doch ihre Eltern waren entweder taub oder sie ignorierten es. Padma kniete sich neben ihre Schwester auf das Bett und sah sie nachdenklich an, als sie fragte: „Und er will immer noch mit dir zusammen sein?“ Parvati drehte den Kopf, ihr Lächeln verschwand und sie sah Padma verwirrt an. „Ja, wieso fragst du das?“ „Er ist ein Slytherin. Die entscheiden sich nicht für nur ein Mädchen.“ „Das ist doch Unsinn. Sieh dir Lavender und Blaise an.“ „Lavender ist irgendwie auch keine wirkliche Gryffindor“, warf Padma ein. Zumindest nicht mehr, seit sie sich mit Blaise eingelassen hatte, setzte sie im Stillen nach. „Wieso musst du alles kaputt machen?“ Parvati setzte sich auf. Ihre gute Laune war dahin und das tat Padma leid, war sie doch schuld daran. Sie schlang beide Arme um ihre Schwester und drückte sie entschuldigend. „Du hast Recht und ich werde nicht mehr schlecht über Theodor reden“, versprach sie. Parvati löste sich aus der Umarmung und winkte ab: „Schon gut.“ Sie war noch immer beleidigt und so fragte Padma nach dem Geschenk, auch wenn es sie in keinster Weise interessierte. Parvati zog etwas aus ihrer Frisur und hielt es Padma entgegen. „Das ist ein Schmetterling“, erklärte sie, als wenn man es der Haarspange nicht ansehen würde. Padma fand sie sehr schön, sagte das auch und der Zwilling war wieder zufrieden. Da fiel Padma ein, warum sie geweckt worden war. „Lavender ist schwanger?“ Mittwoch, 31. Dezember 1997 Draco war nicht wirklich überrascht, als sein Vater ihn darauf hinwies, dass er pünktlich um sechs Uhr abends zu Hause zu sein hatte. Istave hatte ihn ja schon vorbereitet, doch man konnte nicht gerade sagen, dass Draco glücklich war. Am liebsten würde er sich weigern. Wie ein stumpfer Stachel bohrte es in ihm, die Tatsche, dass er heute Nacht ein Death Eater werden würde. Wollte er das? Sicher nicht. Irgendwie musste er es aber schaffen, sich nichts anmerken zu lassen. Nicht vor seinem Vater, aber schon gar nicht vor Voldemort. Plötzlich kam ihm ein eigenartiger Gedanke. Es konnte durchaus sein, dass er irgendwann seinem Vater als Feind gegenüber stand. Er sah zu Narzissa und fragte sich, auf wessen Seite sie sich schlagen würde. Auf die Seite seines Vater, die des Dunklen Lords oder auf seine? Was, wenn er beide Eltern gegen sich hätte? Draco sah wieder auf seinen Teller. Er hatte keinen Hunger mehr. So entschuldigte er sich und ging. Kurz darauf saß er auf seinem Besen und flog zu seiner Freundin, das Einzige, das ihn derzeit aufmunterte. „Er ist schon wieder weg“, stellte Lucius fest und Narzissa nickte. „Wo fliegt er immer hin? Hat er eine Freundin, von der er uns noch nichts erzählt hat?“ Narzissa lächelte, stand auf und strich ihren Rock glatt, bevor sie antwortete: „Ich weiß es nicht. Aber wenn, dann wird er sie uns schon noch vorstellen.“ Das war keine zufriedenstellende Antwort. Lucius stand ebenfalls auf und verließ das Haus. Da fiel Narzissas krampfhaft aufrechterhaltene Fassade in sich zusammen. Verzweiflung packte sie. Sie wünschte, sie könnte mit irgendjemand reden. Als erstes fiel ihr Lilien Nott ein, war sie doch auch in ihrer Situation, doch war auch bekannt, dass Francis ein ebenso treuer Anhänger war wie ihr eigener Mann. Narzissa war nicht sicher, wie Lilien reagieren würde, wenn sie ihr sagte, dass sie nicht wollte, dass ihr einziges Kind ein Death Eater wurde. Bellatrix war in der Hinsicht erst recht die falsche Adresse und so ging die Jüngste von drei Schwestern mit schweren Schritten in ihr Zimmer. Dort starrte sie eine ganze Weile in ihr blasses Gesicht, bis sie einen ungewöhnlichen Entschluss fasste. Sie beauftragte Poo, einen Kuchen zu backen, zog ihr schlichtestes Kleid an und warf einen ebenso einfachen Umhang über. Der Hauself kam gerade mit dem noch heißen Backwerk, als Narzissa bereit zum Aufbruch war. Möglicherweise machte sie sich gleich lächerlich, doch sie musste mit irgendjemand reden und die Einzige, der sie in der Hinsicht vertraute, war ihre zweite Schwester Andromeda. *** „Man sollte meinen, der Junge hat kein Zuhause“, flüsterte David leise und sah noch einmal durch den Rückspiegel des Autos zum Haus zurück. Sie waren gerade im Begriff, Delia zurück zu ihren Eltern zu fahren und saßen alle drei bereits im Auto, doch David startete den Wagen nicht. Es gefiel ihm nicht, Draco mit seiner kleinen Tochter alleine zurück zu lassen. „Hermione ist eine vernünftige erwachsene junge Dame“, sagte Diana entschieden. „Und Draco ist…“ Sie stockte und David sah geradezu triumphierend hinüber. „Ganz genau. Wir kennen ihn gar nicht.“ Diana winkte jedoch unwirsch ab. „Ich finde ihn sehr sympathisch und wenn Hermione ihn mag, so werde ich ihn auch mögen. Gib ihm eine Chance. Bei Antaia hast du dich nicht so angestellt.“ „Allan war auch durchschaubarer als dieser Draco“, murrte David. „Ich rede nicht von Delias Vater“, sagte Diana leise. „Und jetzt fahr los.“ David drehte den Schlüssel, ließ die Kupplung kommen, trat das Gas durch und fuhr mit quietschenden Reifen an. Hermione hatte das, am Fenster stehend, beobachtet und grinste. Draco stand hinter ihr, die Arme um seine Freundin geschlungen, fest an sich gedrückt und das Kinn auf ihre Schultern gestützt. „Er ist misstrauisch“, murmelte er und sie wandte leicht den Kopf, dass ihre Haare seine Wange streiften. Sie grinste: „Das wärst du auch an seiner Stelle.“ „Kann sein“, gab er nach einer Weile zu. „Wegen heute Abend“, begann er dann und Hermione drehte sich ganz zu ihm um. „Du gibst mir jetzt doch nicht einen Korb? Ich habe Ron abgesagt.“ „Du wolltest mit Weasley Silvester feiern?“ „Er ist ganz alleine im Fuchsbau. Harry ist ja zu einem Quidditchspiel.“ Draco verzog neidvoll das Gesicht. Da hatte er auch hingewollt, aber es gab keine Karten mehr. Selbst sein Vater konnte keine mehr auftreiben und der bekam immer welche. Er hatte ohnehin anderes zu tun. „Ich muss um sechs zu Hause sein.“ Hermione sah ihn fragend an, verstand dann aber. „Es ist also unausweichlich“, sagte sie leise. Es war keine Frage, nur die traurige Tatsache, die sie aussprach. „Wen trifft es denn noch?“ „Theodor, Gregory, Vincent und Michael McNair, soweit ich weiß.“ „Blaise nicht?“ Draco brummte genervt und machte sich von Hermione los. Er durchquerte das Zimmer und erklärte: „Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber er nicht. Ist auch besser so, schon wegen Lavender.“ Er zog ein Buch heraus, das er schon gelesen hatte und blätterte darin herum. Hermione hatte sich gegen das Fenster gelehnt und fragte: „Was ist mit Lavender?“ Draco sah auf und grinste: „Das weißt du noch nicht? Sie ist schwanger.“ „Was?“ Das haute Hermione um, obwohl, so wirklich überraschend kam es wohl nicht. Nach einer kurzen Weile des Schweigens stieß Herm sich vom Fensterbrett ab und schob sich wieder in die Arme von Draco. Sie sah ihn ernst an und fragte dann: „Aber du läufst mir doch nicht wieder weg, oder?“ Er sah sie nachdenklich an und sagte dann: „Ich bin nicht sicher, was du davon hältst. Du bist eine Muggelgeborene und von der Auffassung des Dunklen Lords her“, begann er, doch Hermione schnitt ihm das Wort ab. „Erst einmal bin ich keine Muggelgeborene. Mein richtiger Vater war ein Zauberer und hieß Darren Grey. Er war ein Weißmagier und Mom sagt, ich habe seine Augen. Und davon mal abgesehen, interessiert es mich nicht, was Voldemort sagt.“ Sie merkte, wie Draco bei dem Namen des Dunklen zusammenzuckte, wenn auch kaum merklich, und sie sah ihn eindringlich an. „Was denkst du?“ Draco warf das Buch auf das Bett und legte beide Hände auf ihren Rücken. „Ich habe mehr Angst, dich wieder zu verlieren, als ein Death Eater zu werden.“ „Doch das musst du?“, fragte sie leise. Draco runzelte die Stirn. Finster blickte er auf die Tür hinter ihr und sagte: „Ja. Es geht nicht anders. Es wäre glatter Selbstmord, es nicht zu tun.“ Plötzlich machte er sich von ihr los und trat einen Schritt zurück. „Denk darüber nach. Treffen wir uns eine Stunde vor Mitternacht. Ich habe dir von dem Haus im Wald erzählt. Meinst du, du findest dort hin?“ „Ja.“ Er küsste sie noch kurz und sagte: „Denk darüber nach. Ich warte dort auf dich bis eine Stunde nach Mitternacht.“ Dann verließ er das Haus. Hermione hörte, wie die Tür zuschlug. Sie musste nicht nachdenken, sie wusste auch so, sie würde da sein. Sie sah sich im Haus um. Es war so still, so leer. Kurz entschlossen ging sie zum Kamin. Sie musste ihre Schwester sehen und traf dort, zu Davids Verblüffen, drei Stunden vor ihren Eltern ein. *** Francis war außer Haus, wohin auch immer, und Timothy hatte sich im Keller vergraben. Er suchte ein paar Zutaten zusammen, für Experimente, die er im neuen Jahr bei den Weasleyzwillingen ausprobieren würde. Die drei versuchten einen Trank zu brauen, um der neuen Angestellten der Zwillinge das Gedächtnis zurückzugeben. Die Arme wusste bis auf ihren Namen gar nichts. Timothy mochte sie. Auch ihren Freund Oliver Wood, der sie ab und zu abholte. Josephine arbeitete fast nur am Samstag, dann wenn die Zwillinge und Timothy die Kessel anheizten. Da nahm Lilien ihren ältesten Sohn beiseite. „Du musst dich von Parvati trennen“, sagte sie und Theodor starrte sie an, als wäre sie verrückt geworden. „Das werde ich nicht tun“, sagte er gerade heraus. „Doch. Wenn du nicht willst, dass ihr etwas passiert, wirst du dich von ihr trennen müssen. Du weißt, was heute für ein Tag ist.“ „Silvester“, zuckte er mit den Schultern und da fiel ihm ein, dass er sich mit Parvati um Mitternacht verabredet hatte. „Du wirst heute ein Death Eater. Der Krieg wird kommen und Parvati gehört nun einmal zu den Freunden von Harry Potter.“ Ich auch, dachte Theodor, verschwieg es aber lieber. Er verstand noch immer nicht. Lilien sah ihn eindringlich an. „Tim ist ein Squib, das ist dir doch wohl klar. Der Dunkle Lord ist ohnehin misstrauisch und es ist einzig deinem Vater zu verdanken, dass du noch einen kleinen Bruder hast. Du trennst dich von Parvati. Das ist das Beste für dich und für sie.“ Theodor sah seine Mutter bitter an und zischte: „Wie es das Beste ist, dass ich ein Death Eater werde?“ „Ja.“ „Das wird nicht passieren“, prophezeite Theodor und Lilien sah ihn mitleidig lächelnd an. „Doch, das wird passieren. Wenn du wirklich Zweifel hast, sieh dir an, was mit dem jungen McNair passieren wird.“ „Michael McNair?“, fragte Theodor nach. Er kannte den Zauberer aus Durmstrang flüchtig. „Er weigert sich und jetzt versteckt er sich wie eine Ratte. Er ist auf der Flucht und seine Familie hat das Misstrauen des Dunklen Lords erweckt.“ Theodor verschränkte die Arme und sah seine Mutter herausfordernd an: „Dann werde ich auch ein Verräter. Ich werde diesem … nicht zu Diensten sein.“ „Mach das, solange du ein Death Eater bist und nicht seine Aufmerksamkeit auf dich ziehst“, sagte Lilien zu Theodors Überraschung. „Doch dafür musst du dich von Parvati trennen.“ „Das werde ich nicht tun“, sagte er stur und verließ den Raum. „Doch, das wirst du“, setzte Lilien leise, für ihn nicht mehr hörbar, nach und seufzte. *** „Sind die Babys von Herm und Draco schon da?“, war das Erste, was Delia rief, als sie quer durch das Haus lief. Bellatrix zuckte so heftig zusammen, dass ihr Tee überschwappte. Sie sah dem Kind, das sie nur flüchtig begrüßte und dann zur Tür hinaus zu den Gewächshäusern rannte, nach. „Hermione und mein Neffe werden Eltern?“, stammelte sie. Antonin lachte auf. „Nein. Delias Kaninchen. Sie hat ihnen nur die Namen der beiden gegeben.“ „Warum?“ Antonin zuckte mit den Schultern, während er Delia genau beobachtete. „Hermione ist ihre Tante, die sie vergöttert und in Draco sieht sie wohl eine Art Onkel.“ „Dieses Kind ist seltsam“, murmelte Bellatrix und schlürfte weiter den Rest von ihrem Tee. Delia kam nun wieder zurückgelaufen. Sie schien enttäuscht. „Sie sind noch nicht da“, sagte sie traurig und Antonin stricht ihr tröstend über den Kopf. „Das dauert eine Weile.“ Delia sah zu Bellatrix und begrüßte diese nun höflich, aber sehr distanziert. Diese lächelte und sah die Jüngste der Familie an, als diese ihre Aufmerksamkeit schon jemand anderem geschenkt hatte. Ihre Großeltern verabschiedeten sich gerade und Delia lief zu ihnen, als sie Hermione neben ihrer Mutter sah. „Tante Herm“, rief sie und setzte nach: „Ist Onkel Draco auch da?“ „Nein“, sagte Hermione und blickte ins Kaminzimmer, aus dem Antonin nun auf sie zukam. An diesen Anblick hatte sie sich halbwegs gewöhnt. Doch im Hintergrund sah sie auch Bellatrix und Rodolphus, Tee trinkend und Kekse knabbernd. An diesen Anblick hatte sie sich noch nicht gewöhnt und sie war schon fast gewillt, mit ihren Eltern zu fahren, als Antaia sagte, dass sie ihrer Schwester noch etwas geben wollte. David und Diana fuhren und Antaia wollte ihre Schwester mit sich ziehen, als hinter ihnen Bellatrix sagte: „Ich möchte mit Ihnen reden, Miss Granger.“ „Mit mir?“, fragte diese leicht erschrocken und unwillkürlich huschte ihr Blick zu Antonin und Antaia. „Ja, reden, mit Ihnen. Keine Sorge, ich werde keinen Fluch auf Sie hetzten.“ Soll mich das jetzt beruhigen, dachte Hermione, folgte dann aber, ohne die Hand von Antaia loszulassen. Sie sah sich um. Es waren eindeutig zu viele Death Eater in diesem Raum. Schon ein seltsamer Gedanke, wenn sie sich bewusst wurde, dass Draco das auch werden würde in, sie schielte zur Uhr, nicht mal fünf Stunden. „Sie wissen, was heute um sieben sein wird?“, begann Bellatrix und Hermione nickte. „Und dennoch wollen Sie mit meinem Neffen zusammen bleiben?“ Diesmal holte Hermione tief Luft und sagte mit fester Stimme: „Ja.“ Was dagegen? Bellatrix lächelte und sah triumphierend zu Rodolphus. „Und du sagst, ich bilde mir etwas ein. Ich habe es doch gewusst und Narzissa weiß nichts davon.“ Hermione war verwirrt. Sie sah zu Antaia und ihrem Mann, der den Blick leicht kopfschüttelnd zurückgab und erklärte: „Bis jetzt hatte sie nur einen Verdacht, nun hat sie Gewissheit.“ Hermione sah Bellatrix an und fragte: „Sie wollten mich nur aushorchen?“ „Foltern darf ich dich ja nicht, aber das muss man auch nicht, wenn man weiß, wie es geht.“ Die Ältere grinste zufrieden und Hermione geriet leicht in Panik. „Sie werden es doch nicht Dracos Eltern erzählen, oder?“ „Nein, das wird sie nicht“, mischte sich nun Istave ein und Bella sah ihn verblüfft an. Würde sie nicht? Doch, sie wollte es eigentlich. Sie wollte Narzissas und vor allem Lucius’ Gesicht sehen, wenn sie erfuhren, wen Draco da ins Haus schleppte. Von Antaia durfte sie ja niemanden erzählen, Antonin und leider auch Istave und Rabastan waren da unerbittlich und mit allen dreien legte sie sich nicht an. Davon abgesehen, dass es ihr selber nicht mehr sehr gut bekommen würde, wenn jemand von der Ehe erfuhr, von der sie nun schon so lange wusste. „Was sollte mich davon abhalten?“ „Nun, erst einmal ich“, begann Antaia, doch Istave bedeutete ihr zu schweigen und lächelte freundlich: „Wenn du keine Geheimnise für dich behalten kannst, werde ich dir zeigen, wie es geht. Erzähl du irgendwas von dem, was in dieser Familie vor sich geht, und deine Töchter werden nicht so schnell nach Hause kommen.“ „Du erpresst mich?“, zischte Bellatrix und wurde nun wütend. „Ja. Wir kennen übrigens einen, der sie angegriffen hat. Möchtest du es erfahren?“ „Für was? Dass ich Narzissa und Lucius nichts sage?“ „Zum Beispiel.“ Bellatrix sah wieder zu Hermione und sagte: „Darf ich dabei sein, wenn sie es erfahren?“ „Ja, das darfst du“, mischte sich Istave erneut ein und Bellatrix nickte kurz. „Gut. Wer war es?“ „Everett.“ „Der ist tot“, sagte Bellatrix sofort und diesmal hielt Rodolphus sie fest. „Und wieder reagierst du übereilt, meine Liebe. Wie würdest du den Mord rechtfertigen?“ Bellatrix überlegte und Hermione war sprachlos. Die redeten hier von einem Mord und überlegten lediglich, wie sie ihn vor Voldemort rechtfertigen konnten? War sie im falschen Film? Antaia zog sie sanft mit sich. Sie konnte die Irritation ihrer Schwester verstehen, hatte sie doch dasselbe anfangs auch gedacht. *** Hermione wartete, bis Antaia die Tür zu ihrem Zimmer geschlossen hatte, und sagte dann, was sie sich die ganze Zeit schon verkniff. „Wie schaffst du es, mit solchen Leuten zusammen zu leben?“ „Soll das jetzt ein Vorwurf sein?“ Antaia runzelte verärgert die Stirn. „Nein, es ist eine schlichte Frage“, wehrte Hermione ab. Die Tür ging auf und Antonin kam herein. Er musterte die Schwestern kurz und seufzte innerlich. Schon wieder Beziehungsprobleme? Wie war das möglich? „So dumm kann Draco doch nicht sein“, murmelte er und Hermione sah verwirrt auf. „Draco ist ein Schatz“, versicherte sie. Oh ho. Antonin blinzelte irritiert: „Wieso dann diese finstere Miene?“ „Er wird heute ein Death Eater“, sagte Hermione düster. „Und wenn ich die dort unten so sehe, frage ich mich, wie ich damit klar kommen soll.“ „Indem du dich auf alles andere konzentrierst. In erster Linie ist er Draco. Immerhin ist es doch schon beachtlich, dass du gar nicht erst in Erwägung ziehst, dich von ihm zu trennen.“ „Natürlich nicht“, fuhr Hermione auf, blickte dann verlegen zu Antonin, der verhalten grinste. Diese Jugend. War er auch so gewesen? Er konnte sich nicht erinnern. Antaia ließ sich auf die Couch fallen. „Ich erzähle dir eine Geschichte und glaub mir, danach wirst du Bellatrix und Rodolphus in einem etwas anderen Licht sehen.“ „Das willst du wirklich tun?“, fragte Antonin skeptisch. „Wenn das die beiden erfahren, hatte ich mal eine Frau.“ „Sie müssen es ja nicht erfahren. Hermione kann die Geschichte genauso gut von Draco erfahren haben. Schließlich ist sie den Malfoys genauso gut bekannt, wie du weißt, dass Draco die ersten drei Jahre in einem rosa Zimmer gewohnt hat.“ Hermione riss die Augen auf. „Er hat was?“, fragte sie, doch Antaia winkte ab. „Das erzähle ich dir ein anderes Mal. Die Geschichte von Dracos Eltern ist eigentlich noch amüsanter, aber so viel Zeit haben wir jetzt nicht.“ Antaia grinste und ihre Augen funkelten vergnügt, als sie sagte: „Bist du bereit?“ Hermione nickte, auch wenn sie nicht so recht wusste, was dieses ‚Bist du bereit?’ zu bedeuten hatte und Antaia wollte beginnen, doch am Ende war es Antonin, der erzählte. *** Die Geschichte von Bellatrix und Rodolphus *** Rückblende: 26. Dezember 1968 Druella Black sah mit verkniffener Miene zu ihrer Tochter. Bellatrix war gerade siebzehn Jahre geworden und starrte ihre Eltern wütend an. „Das könnt ihr nicht machen!“, fauchte sie. Druella und Cygnus waren mit ihren drei Töchtern Bellatrix, Andromeda und Narzissa bei Walburga und Orion Black. Es war Weihnachten und zwischen Entenbraten und Nachtisch hatte Druella ihrer Ältesten gesagt, dass diese am Ende des Schuljahres einen gewissen Rodolphus Lestrange heiraten würde. Es war keine Frage oder gar Vorschlag gewesen. Es war eine einfache Feststellung. „Niemals!“ Bellatrix war nun aufgesprungen und die anderen Kinder sahen vorsichtig zu der Hexe hinüber. Sirius und Regulus, die Söhne des Hauses, acht und sieben Jahre alt, verfolgten das Geschehen mit Verwunderung. Andromeda sah mitleidig zu ihrer Schwester, während Narzissa genervt schien. Sie verstand ihre Schwester nicht. Es war doch immer schon klar gewesen, dass sie sich ihre Ehemänner nicht selber aussuchen durften. Sie selbst zum Beispiel wusste schon seit einem Jahr, dass sie einmal Lucius Malfoy heiraten würde. Das hatte sie erfahren, als sie ihre Eltern einmal zufällig belauscht hatte. Und damals hatte sie sich schon vorgenommen, was sie tun würde. Heiraten, das war wohl unumgänglich, aber die Malfoys waren reich, sie würde in dem zukünftigen Haus also durchaus ein eigenes Zimmer bekommen und das würde sie sorgsam abschließen. Jede Nacht. Sie hatte diesen Lucius in Augenschein genommen und ihm auch recht schnell klar gemacht, auf was die Ehe hinauslaufen würde. Insgeheim hoffte Narzissa, dass Lucius mit irgendeinem Mädchen durchbrennen würde und sie so aus dem Schneider war und Lucius sah das ähnlich und tat seit einem Jahr sein Bestes. Bellatrix rannte aus dem Zimmer und Narzissa wurde aus den Gedanken gerissen. Sirius warf sein Besteck hin und lief der Cousine nach. Regulus verharrte und kaute nachdenklich weiter, bis auch er das Besteck auf den Tisch legte und dem Bruder hinterher rannte. Sie fanden Bellatrix im verschneiten Garten, wo sie Flüche auf kleine Spatzen schoss. Sie traf nicht und die Brüder waren auch nicht sicher, ob das überhaupt ihre Absicht war. „Willst du einen Schokofrosch?“, fragte Sirius und hielt der Cousine, die er zu diesem Zeitpunkt noch sehr mochte, einen solchen entgegen. Bellatrix hielt inne und schniefte. Sie musterte die beiden Zauberer und nahm das Schokostück. Die Karte gab sie Regulus, der sie sofort in seiner Jacke verstaute. Sie grinste Sirius schief an und sagte: „Lass nicht zu, dass man dich mit einem wildfremden Mädchen verkuppelt.“ „Niemals“, schüttelte Sirius den Kopf und zog die Nase kraus. Im Moment konnte er mit Mädchen nichts anfangen und fragte sich, wie die Erwachsenen auf die Idee kamen, ein Mann und eine Frau in ein Zimmer zu sperren. „Beleg doch deine Tür mit einem Fluch, dann kann Lestrange nicht in dein Zimmer“, schlug Sirius vor und Bellatrix lachte auf, stockte dann aber und begann darüber nachzudenken. „Weißt du, Sirius. Du hast wirklich gute Einfälle.“ Sie wuschelte ihm durch die Haare und aß den Frosch mit einem Bissen, wischte sich dann mit dem Ärmel über den Mund und zielte erneut auf einen Spatz. Diesmal traf sie und der Vogel fiel tot um. *** „Du hast bitte was getan?“ Rodolphus starrte seinen Vater fassungslos an. „Soll ich mich darüber etwa freuen?“ Istaves Miene war undurchdringlich. „Du wirst dich damit arrangieren“, wies er jeden weiteren Protest von sich. Rodolphus wandte sich an seine Mutter. „Mom!“, wandte er sich an Camille, doch diese hob abwehrend die Hände. „Es ist beschlossen“, sagte sie. Verschwieg jedoch, dass sie dagegen gewesen war. Das würde sie nicht vor ihren Söhnen zugeben. Rabastan, sieben Jahre alt, hatte sich hinter einem Buch verkrochen. Er schielte zu seiner Mutter und erkannte, dass diese ganz und gar nicht glücklich über die Entscheidung war. Es klopfte und Rabastan eilte, um zu öffnen. „Hallo, Tante Louise und Onkel Nikolai“, begrüßte er die neuen Gäste. Er wartete bis auch Antonin, acht Jahre alt, hineinkam. Camille kam, um ihren Zwilling zu begrüßen. „Ich habe gar nicht mit euch gerechnet.“ „Wir wollten dich überraschen“, lachte Louise und Camille fand, dass ihre Schwester irgendwie anders war. Sie setzten sich und ließen sich Tee bringen. Louise musterte Rodolphus, der wütend in den Garten starrte. „Was ist los?“, fragte sie. Niemand antwortete und so zischte Rodolphus: „Meine Eltern haben mich verhökert. Ich bin der Preis bei einem Brautwettbewerb.“ „Jetzt übertreib nicht. Bellatrix Black ist ein sehr hübsches und intelligentes Mädchen“, fuhr Istave ihn unwirsch an. „Und sie kommt aus einer sehr guten Familie.“ „Und wenn ich eine andere heiraten möchte?“, fuhr Rodolphus ihn an. „Willst du?“ In Camilles Stimme schwang Hoffnung mit. Louise hörte es heraus, Rodolphus nicht. Er funkelte nun auch seine Mutter an und zischte: „Würde es etwas ändern?“ „Nein. Die Ehe ist arrangiert. Die Blacks kommen zu Silvester her, da kannst du Bellatrix kennen lernen.“ Istave war unerbittlich und Rodolphus fauchte: „Fein!“ Er stürmte hinaus und warf die Tür laut ins Schloss. Die anderen, bis auf Istave, zuckten zusammen und ein peinliches Schweigen entstand, bis Camille sich an Louise wandte und fragte: „Also, was führt euch her?“ Die Dolohovs sahen sich betreten an, als Antonin verkündete: „Ich werde ein großer Bruder.“ Er strahlte über das ganze Gesicht. Offenbar konnte er es kaum erwarten. „Wirklich? Ich gratuliere.“ Camille stand auf und umarmte ihre Schwester und dicht, nur für diese hörbar flüsterte sie: „Tu deinen Kindern eine gezwungene Ehe nicht an.“ Louise reichte ein Blick, um der anderen zu verstehen zu geben, dass dem Kind das erspart blieb. Camille wusste es aber auch so. Nikolai mochte aus einer Schwarzmagierfamilie kommen, doch er legte wenig Wert auf Tradition und Familienabstammung. Er war weniger konservativ in dieser Hinsicht und wollte nur, dass seine Kinder glücklich werden. 31. Dezember 1968 Sergej Dolohov klopfte an die Tür. Neben ihm stand sein ältester Sohn Nikolai, selber schon Vater von einem Sohn, dem achtjährigen Antonin, und dessen Frau Louise. Seine Schwiegertochter war mit dem zweiten Kind schwanger, was Sergej etwas über die Trauer seiner kürzlich verstorbenen Frau hinweghalf. An seine Hand klammerte sich die vierzehnjährige Alice. Sie sah ihren Vater fast ängstlich an und er tätschelte ihr beruhigend den Kopf. „Walden wird da sein“, sagte er. „Den magst du doch.“ Alice nickte, doch tröstete sie es nicht darüber hinweg. Sie mochte Walden McNair, das stimmte, sie gingen in eine Klasse, doch es waren auch viele andere Kinder dort. Antonin zupfte seiner Tante an den Zöpfen und Alice schimpfte: „Blödmann!“ Da wurde die Tür geöffnet. Antonin sah sich in dem großen Raum um. Er entdeckte die Schwestern Narzissa, Andromeda und Bellatrix nahe der Terrassentür. Auch deren Cousins Sirius und Regulus waren schon da. Diese unterhielten sich mit Rabastan. Antonin übergab seine Sachen einem Hauselfen und ging zu den Jungs hinüber. Er musterte unterdessen die anderen Gäste und fragte: „Wer ist das denn?“ Er deutete zu einem blonden vierzehnjährigen Zauberer hinüber, der bei zwei anderen stand. „Lucius Malfoy“, gab Sirius Auskunft und kaute auf einem Hühnerbein herum. „Die anderen sind Antony Goyle und Walther Crabbe. Tun sich unglaublich wichtig.“ Antonin krauste die Nase. Er verstand schon. Die Älteren, vor allem die, die schon in der Zauberschule waren, sahen meist mit arrogantem Blick auf die Jüngeren herab. Walden McNair und seine Eltern trafen als nächstes ein. Alice Dolohov atmete auf. Sie kam mit den anderen Hexen zurecht, wenn es sein musste, doch sie waren nicht wirklich befreundet. Narzissa war ihr zu hochnäsig und Bellatrix zu grausam. Andromeda hatte ihrer Meinung nach kein wirkliches Selbstvertrauen und so lief Alice Walden entgegen, um ihn zu begrüßen. Sie kannten sich seit der ersten Klasse und hatten sich auf Abhieb verstanden. Sie hingen immer zusammen und Sergej sah in dem vierzehnjährigen Durmstrangschüler bereits seinen zukünftigen Schwiegersohn. Er sollte Recht behalten, denn Alice heiratete Walden kaum, dass sie die Schule verlassen hatte und sie hatten drei Söhne, die er alle sehr mochte. Antonin schlürfte geräuschvoll an einer Limonade, während er nach seinen Cousins Rodolphus und Rabastan Ausschau hielt. Doch die waren nicht da. Er ging zu seiner Tante Camille, zupfte an deren Robe, denn er hatte noch immer den Strohhalm im Mund, um sein Trinken nicht zu unterbrechen und nuschelte: „Wo sind denn Rabastan und Rodolphus?“ Camille sah zu dem Achtjährigen hinunter und unter dem tadelnden Blick hörte Antonin mit dem Trinken auf und fragte noch einmal. „Rabastan ist in der Küche und wo Rodolphus ist, weiß ich gar nicht“, antwortete da seine Tante und Antonin begab sich in die Küche. Rabastan arbeitete sich gerade durch eine große Torte und Antonin fand, dass er ihm unbedingt helfen musste. „Ihr werdet Bauchschmerzen bekommen“, sagte da Sergej Dolohov, der in der Küchentür stehen geblieben waren. Die beiden Jungs sahen auf und schüttelten synchron die Köpfe. „Kuchen!“, rief Regulus begeistert und setzte sich neben Rabastan. Natürlich war Sirius nicht weit und so futterten sich vier kleine Zauberer vom Rand in die Mitte vor. Sergej grinste nur und sah sich nach seiner Tochter um. Alice hatte sich mit Walden in eine Ecke gesetzt und beredete etwas äußerst Wichtiges. Da er sie nicht weiter stören wollte, ging er durch den Raum und blieb vor Eleonore Black stehen. Sie war eine äußerst interessante Frau, wie Sergej fand. Und sie hatte ein Faible für Quadrate. Gerade an diesem Abend trug die Großtante von Sirius ein Kleid, das wie ein Schachbrett aussah. Antonin redete mit vollem Mund auf Sirius ein, der genau zuhörte, nur die Hälfte verstand, aber wissend nickte, als Lucius, Walter und Antony in der Küche auftauchten. „Seht sie euch an“, spottete Lucius. „Verstecken sich in der Küche wie die Hauselfen.“ Die vier Jüngeren sahen auf. Ihre Augen verschmälerten sich leicht, nur Antonin grinste und sagte: „Nur zu, Malfoy. Das sage ich alles Grandpa.“ Lucius warf dem zukünftigen Heiler giftige Blicke zu und verschwand. „Was wird Onkel Sergej denn tun?“, wollte Sirius wissen. Antonin stopfte ein weiteres Stück Kuchen in sich und nuschelte: „Nicht Großvater Sergej, mein anderer Großvater.“ Sirius nickte weise, auch wenn er keine Ahnung hatte, wen Antonin meinte und niemand klärte ihn auf. „Und, habt ihr alles geschafft?“, lachte Camille, als sie die vier vor der leeren Kuchenplatte sah. „Ja!“, grinste Antonin stolz und rutschte vom Stuhl. Die anderen drei folgten ihm und mischten sich wieder unter die anderen Gäste. Regulus gähnte. Er war müde, doch wollte er auf keinen Fall schon ins Bett. Zu groß war die Angst, er könnte etwas verpassen. Von den Blackschwestern waren nur noch Andromeda und Narzissa im Raum. Andromeda blickte hinaus in den Garten, wo Bella hin verschwunden war, um ihren Verlobten, den sie bis dahin noch nicht kennen gelernt hatte, aus dem Weg zu gehen. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Lucius an ihnen vorbei ging und Narzissa ein „Penner“, zischte, das Lucius mit einem „Zicke“, quittierte. Andromeda verstand ihre kleine Schwester nicht. Ihr war schon in Hogwarts aufgefallen, dass sie äußerst feindselig mit dem Jungen namens Malfoy umging, er sie aber nicht minder unhöflich behandelte. Sie sah wieder in den Garten. Ihr Blick verweilte kurz bei Alice und Walden, die beide irgendwie verlegen aussahen. Sie lächelte und schielte zu Alices älterem Bruder Nikolai, doch der war in ein tiefes Gespräch mit Istave vertieft. Der große Bruder war beschäftigt, dachte Andromeda und blickte zu Sergej. Und der Vater auch. In dem Moment schob Alice ihre Hand in die von Walden und Andromeda lächelte wehmütig. Sie wünschte auch, sie könnte sich ihren Zukünftigen selber aussuchen. Mit diesem Gedanken sah sie sich wieder im Raum um. Sie fragte sich, wo dieser Rodolphus war. Der jüngere Bruder, Rabastan, hatte sich an die Antonin-Sirius-Clique dran gehängt. Regulus tat alles, was sein Bruder und Antonin sagten, es war also nicht verwunderlich, dass auch Rabastan die beiden Älteren als die Anführer akzeptierte. Ja, mit acht waren Antonin und Sirius noch unzertrennlich, mit dreizehn zerstritten sie sich so sehr, dass sie kein vernünftiges Wort miteinander wechselten. *** Bellatrix hackte mit der Schuhspitze in den gefrorenen Boden. Ihr war entsetzlich kalt. Sie hatte ihren Umhang hochgeschlossen, den Schal bis über die Nase gezogen und die Kapuze tief über die Augen. Ihre Hände hatte sie in die Taschen gestopft und so stand die Siebzehnjährige draußen in der Kälte und bei Dunkelheit und brütete düster vor sich hin. Jemand kam auf sie zu. Der Schnee knirschte unter den schweren Schritten, doch Bellatrix sah nicht auf. „Es ist kalt hier draußen“, wurde sie angesprochen. „Ich friere gern“, sagte sie. „Besser als da drin zu sein, bei diesen Heuchlern, die sich Familie nennen.“ Der junge Mann blieb vor ihr stehen, blickte aber zum Haus hinüber und nickte. „Das stimmt“, pflichtete er ihr bei und Bellatrix sah auf. Der Zauberer mochte wenig älter sein als sie. Er hatte schwarze Haare, war großgewachsen und man konnte sagen, dass er sehr gut aussah. Mit Sicherheit hatte er mehr als eine Verehrerin in der Schule gehabt. Doch so richtig konnte sie es nicht erkennen. Auch sie blickte nun zum Haus und murmelte etwas in ihren Schal, was er nicht verstand, als es in seinen Augen aufblitzte. „Du willst nicht hier sein, nehme ich an“, begann er und sie nickte, ohne ihn anzusehen. Sie wischte sich eine Strähne aus der Stirn, als diese Hand ergriffen wurde und er sagte: „Dann lass uns woanders hingehen. Kannst du apparieren?“ „Seit zwei Wochen sogar offiziell“, grinste sie und er erwiderte: „Komm mit.“ Bella warf einen letzen Blick zum Haus, winkte Andromeda kurz zu, die ihr verwirrt zurück winkte, dann wurde Bellatrix auch schon fortgezogen. *** Bellatrix wartete auf ihren Begleiter und fuhr mit dem Finger durch die Kerzenflamme, die leise knisterte. „Du spielst mit dem Feuer“, sagte der junge Zauberer, als er sich setzte und Bella betrachtete sich ihn nun genauer. Er erinnerte sie an jemanden, doch sie kam nicht drauf und sie wollte auch nicht darüber nachdenken. Er schob ihr ein Glas Wein hin und sie nippte daran. Sie schielte über den Rand hinweg und fragte: „Hast du eine Freundin?“ Er lächelte: „Würde es dich stören?“ Sie stellte das Glas ab und beugte sich weiter zu ihm hinüber und sagte leise: „Nein, nicht im Geringsten.“ Sie küsste ihn leicht und er dachte, was für ein Biest. Aber die Nacht fing vielversprechend an. „Erst das Hauptgericht oder willst du gleich zum Nachtisch übergehen?“, fragte er und sie hob die Augenbrauen und grinste: „Kommt auf den Nachtisch an.“ Er richtete sich auf und schob demonstrativ die Karte zwischen sich und die Hexe. Diese nahm sie, wenn auch mit verblüfftem Ausdruck, und sah sie sich an. „Ich würde das Schokoladeneis mit Sahne empfehlen.“ Bellatrix nickte zustimmend und bestellte. „Ich nehme doch an, nachdem du mich schon einfach so mitgenommen hast, dass du mich einlädst“, sagte sie, nachdem die Bestellung aufgenommen worden war. Er drehte das Weinglas mit den Fingern und grinste: „Aber natürlich, ich bin sicher, ich bekomme alles wieder.“ Bellatrix gab den vielsagenden Blick zurück und stützte ihren Kopf auf eine Hand. „Wie wäre es, wenn du, während wir hier warten, schon mal ein Zimmer mietest.“ Nun sah er wirklich verblüfft auf. „Ist das dein Ernst?“, fragte er und sie nickte entschlossen. „Du könntest der letzte Mann sein“, sagte sie und er stand auf. Bellatrix setzte in Gedanken hinzu, der letzte, mit dem ich vor meiner Hochzeit zusammen bin. Das Eis wurde gerade gebracht, als Rodolphus sich wieder setzte. Er legte den Schlüssel zwischen sich und Bellatrix. Er war das unausgesprochene Versprechen und Bella überlegte, ob sie nicht etwas voreilig war. Sie hatte natürlich Freunde in der Schule gehabt, doch war sie nie so weit gegangen, wie sie es dem ihr Fremden gerade eben versprochen hatte. Dann dachte sie an ihre Eltern und Wut stieg in ihr auf. Sie stieß den Löffel heftiger in das Eis, als sie gewollt hatte und begann zu essen. Ihr Gegenüber sah ihr stumm dabei zu. Kaum war sie fertig, bezahlte er und sah sie fragend an. „Wir können auch zurückgehen“, schlug er vor. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Die Hexe wirkte so wütend. „Nein“, sagte Bellatrix entschlossen und griff den Schlüssel. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich, die Treppe hinauf in das Zimmer. Kaum war die Tür zu, als er noch einmal sagte: „Du solltest nichts tun, was du morgen bereust.“ „Das bereu ich mit Sicherheit nicht“, versicherte sie und schloss ihn in ihre Arme und küsste ihn, dass er alle Bedenken über Bord warf. Sie war attraktiv, sie küsste fantastisch und er wollte so gerne der Realität entfliehen und wo konnte man das besser als in den Armen einer schönen Frau? Davon abgesehen wusste er nun, wer sie war. 1. Januar 1969 „Wo warst du, Bellatrix Black?“ Die angesprochene Hexe sah auf und in die wütenden Augen ihrer Mutter. „Ich habe mit einem Fremden geschlafen, bevor ich verkauft werde, Mutter?“, sagte sie gelangweilt und kassierte eine schallende Ohrfeige. Fassungslos startete sie ihre Mutter an. Noch nie hatte Druella ihre Töchter geschlagen. Andromeda und Narzissa, die das gehört hatten, zuckten zusammen und gingen von der Tür weg, hinter der sie gelauscht hatten. Bellatrix lachte nun böse. „Habe ich es also geschafft, dich zu schockieren, dann hat sich die Nacht ja doppelt gelohnt.“ Dann ging sie in ihr Zimmer, packte ihre Sachen zusammen und kam mit dem Koffer wieder hinunter. „Wo willst du hin?“, wollte Druella wissen. „Ich gehe nach Hogwarts.“ „Das wirst du nicht tun.“ „Halt mich doch auf“, sagte Bellatrix tonlos und wandte sich zur Tür, doch Druella zog sie zurück. „Geh in dein Zimmer. Für die Lüge wirst du später betraft.“ Bellatrix war verwundert, bis sie begriff. Ihre Mutter glaubte ihr nicht, dass sie mit einem Mann geschlafen hatte und so lachte sie laut auf. Ließ den Koffer stehen und ging tatsächlich in ihr Zimmer. Sie hatte die Tür kaum geschlossen, als es klopfte. Cygnus, ihr Vater, kam herein und sah sie traurig an. Sie gab den Blick zurück und kniff die Lippen zusammen. „Hast du das wirklich getan?“, fragte er und sie sagte: „Ja!“ „Warum? Um deiner Mutter und mir eine auszuwischen? Letztendlich hast du dich nur selber verletzt.“ „Eigentlich nicht“, gab sie biestig zurück. „Wenn ich wählen müsste, ich würde ihn wählen und dabei weiß ich noch nicht einmal seinen Namen.“ „Bellatrix“, seufzte Cygnus und wollte auf sie zugehen, doch sie wich zurück. „Lass es, Daddy. Es ist passiert und was soll’s? Ich werde ihn nicht wiedersehen sondern gehorsam diesen Lestrange heiraten.“ Der Vater nickte traurig und ging wieder. Kurz darauf schlichen Andromeda und Narzissa hinein. Sie sahen fast ehrfürchtig zu ihrer großen Schwester. „Verschwindet“, fauchte diese und scheuchte ihre Schwestern wieder hinaus. Sie verriegelte ihre Tür, warf sich auf ihr Bett und begann zu weinen. Das war so ungerecht. Wie konnten ihre Eltern ihr das antun? Ihre Gedanken wanderten zurück zum Morgen, als sie neben dem Zauberer aufgewacht war. Er hatte noch geschlafen, als sie aufgestanden, sich angezogen und gegangen war. Sie wollte gar nicht wissen wer er war. Sie fürchtete sonst, zu versuchen ihn wieder zu finden. Mit Sicherheit gab es eine Freundin oder gar Verlobte und das würde sie nicht wissen wollen. Das nahm ihr die romantische Vorstellung, dass er nur für sie da war. Nur für diese eine Nacht. Bellatrix seufzte, als etwas gegen die Scheibe flatterte. Es war eine Eule und Bella machte dem Tier auf. Es hüpfte auf das Bett und wartete geduldig, bis sie den Brief abgeknüpft hatte, dann flatterte es wieder davon. Offenbar wollte der Schreiber keine Antwort haben. Sie schloss das Fenster wieder und setzte sich, rollte es auseinander und las. Meine liebe Bellatrix, so werde ich dir Briefe wohl in Zukunft beginnen, wenn ich dir denn schreibe. Da wir uns gestern nicht wie vorgesehen vorgestellt wurden, möchte ich das nun nachholen. Mein Name ist Rodolphus Lestrange und es ist wohl so, dass unsere Eltern eine Ehe zwischen uns beschlossen haben. Ich bedaure sehr, dass du es offenbar vorgezogen hast zu gehen, ohne dich zu verabschieden. Dennoch hoffe ich, dass dir meine zukünftige Gesellschaft nicht als Last vorkommen wird. Hochachtungsvoll dein Verlobter, Rodolphus Bellatrix knüllte das Papier zusammen und warf es in die Flammen des Kamins. Doch die größte Überraschung sollte sie erst noch erhalten. Beim Abendbrot verkündete Druella ihr, dass die Hochzeit noch in den Weihnachtsferien stattfinden würde. Die Lestranges waren damit einverstanden und Bellatrix verließ ohne Essen den Raum und sprach bis zur Hochzeit kein Wort mehr mit ihren Eltern. 4. Januar 1969 „Ich fasse es nicht“, schimpfte Bellatrix vor sich hin. Sie starrte in das Spiegelbild vor sich. Da stand sie, die Haare kunstvoll aufgesteckt, ein dichter Schleier würde ihr Gesicht verbergen und eine kunstvoll bestickte Robe hüllte ihren Körper ein. Als ihre Mutter vor drei Tagen gesagt hatte, sie würde noch in den Ferien heiraten, hatte sie es für einen üblen Scherz gehalten und nun stand sie hier, geschmückt wie eine Braut, wahrscheinlich, weil sie eine solche war, und starrte sich aus tiefliegenden Augen an. Vor zwei Wochen war sie aus Hogwarts gekommen und hatte nicht einmal im Traum dran gedacht, mit einem anderen Nachnamen zurückzukehren. „Bellatrix Lestrange“, sagte sie laut. Es klang seltsam in ihren Ohren. Am liebsten hätte sie geheult. Sie hatte diesen Rodolphus noch immer nicht gesehen. Was, wenn er hässlich war? Ein buckliges Wesen, mit dem sie sich nicht auf die Straße trauen würde. Obwohl das eher unwahrscheinlich war, sie hatte Istave kennen gelernt und die Mutter war sicher nicht hässlich. Gut aussehende Männer hatten keine hässlichen Frauen. Bellatrix hatte gehört, dass es eine Tochter von Albus Dumbledore war. Sie zog den Schleier über das Gesicht und wandte sich um, als es leise klopfte. Die Tür wurde geöffnet und die vierzehnjährige Alice Dolohov sah sie aufmunternd an. „Sie warten auf dich“, sagte sie. Bellatrix nickte, griff nach den Blumen und folgte dem Mädchen. „Hast du einen Freund?“, fragte sie Alice, als sie den Flur entlang gingen. „Ja“, lächelte Alice und sah verlegen auf den Boden. Sie dachte an Walden McNair. „Das ist schön.“ Die Braut schritt weiter aus und Alice sah sie prüfend an, doch der Schleier verbarg ihr Gesicht, sie konnte die zusammengekniffenen Lippen nicht sehen. An der Tür blieb sie stehen, ihr Vater nahm sie am Arm und während Alice auf ihren Platz huschte, führte Cygnus seine Tochter zum Altar. Da sitzen sie alle, diese Heuchler, dachte Bella verbittert. Sind hergekommen, um sich an meinem Unglück zu weiden. Sie schritt weiter den Gang entlang. Es war erstaunlich, wie schnell die ganze Zeremonie und Feier organisiert worden war. Geld ist eben alles und die Lestranges hatten genügend davon. Bellatrix wusste, warum sie so schnell heiraten sollte. Druella wollte verhindern, das ihre Älteste noch einmal eine Dummheit beging. Die zukünftige Mrs Lestrange sah nun nach vorne und zu dem großgewachsenen Zauberer, der noch mit dem Rücken zu ihr stand. Es ist kein buckliges Wesen, dachte sie erleichtert, als Cygnus ihre Hand nahm und sie in die von Rodolphus legte. Bellatrix verfolgte das wie in Trance, als wäre sie gar nicht selber anwesend, als sie doch den Blick hob und durch das dichte Geflecht des Schleiers das Gesicht ihres Bräutigams musterte. Ihr stockte der Atem und ihre Finger gruben sich fest in seine Hand, als könnte sie einen Sturz damit verhindern, denn um sie drehte sich die Welt. Vor ihr stand der Fremde, mit dem sie die Neujahrsnacht verbracht hatte und plötzlich bekam der Brief von Rodolphus einen doppelten Sinn, denn sie hatte sich tatsächlich nicht von ihm verabschiedet. Am Morgen danach. Hatte er sie in der Nacht erkannt? Sie konzentrierte sich auf seine Gesichtszüge und schnellte in die Gegenwart zurück. Er hatte es gewusst. Er hatte es genau gewusst, das Grinsen mochte unauffällig sein, doch das erkannte sie wieder. Genauso hatte er gelächelt, kurz bevor er sie ein zweites Mal verführt hatte. „Bastard“, zischte sie leise und Rodolphus strich ihr unauffällig über die Hand, als wollte er sie beruhigen. *** Gegenwart: Mittwoch, 31. Dezember 1997 Hermione nickte nachdenklich und sah Antonin an. „Du warst mit Sirius befreundet?“ „Das ist lange her und damals wusste ich es nicht besser“, winkte dieser ab. „Wir wurden auf verschiedene Schulen geschickt und damit war diese lächerliche Freundschaft beendet.“ Hermione beließ es dabei und sah wieder zu ihrer Schwester. „Aber wieso ist Bellatrix dann immer so entrüstet, wenn kein Eheversprechen vorliegt? Sie war ja wohl viel schlimmer, und dass sie ausgerechnet Rodolphus abgeschleppt hatte, ein purer Zufall. Es hätte genauso gut ein Massenmörder sein können.“ Hermione stockte. „Vergiss, was ich gesagt habe.“ Antaia grinste traurig und erklärte: „Das hat mit der Schande zu tun, die Lilien fast über ihre Familie gebracht hätte. Sie und Mr Nott wurden verheiratet, weil Mrs Nott mit siebzehn schwanger wurde. Bellatrix will das wohl verhindern.“ Hermione nickte verstehend und sah dann auf ihre Uhr. Wenn sie sich noch zurechtmachen wollte, musste sie jetzt los. „Das musst du mir das nächste Mal erzählen und dann“, sie hielt inne und sah zu Antonin, „würde ich auch gerne etwas von dem neuen Teil meiner Familie hören.“ Sie meinte ohne Zweifel Antonin. Er wusste es. Hermione wusste es. Antaia wusste es und dennoch fragte Antonin: „Um die Geschichte von Dracos Eltern zu hören, musst du schon mehr Zeit mitbringen.“ Hermione wurde leicht rot und verabschiedete sich hastig. „Ach, Herm“, hielt Antaia ihre Schwester zurück und fragte leise: „Um noch mal auf Lilien und Francis zurückzukommen. Du und Draco…“ „Nein, nein“, fuhr Hermione dazwischen und wurde nun richtig rot. Sie schielte zu Antonin hinüber, der sich höflich abgewandt hatte und vorgab, nichts zu hören. „Daddy hat ein ausgeklügeltes System der Überwachung entwickelt. Er lässt uns keine zwei Minuten alleine“, flüsterte Herm. „Verstehe. Aber wenn…“ „Ich bin aufgeklärt, Schwesterchen. Keine Sorge.“ Dann verabschiedete sie sich hastig und floh regelrecht durch das Flohnetzwerk. Sie war noch rot, als sie im Wasser der Badewanne versank. Ihre Eltern würden erst in drei Stunden zurück kommen. Doch da wollte sie schon aus dem Haus sein. *** In der Redaktion: Saturn: *grummel* Severus ist immer noch weg. Habe jetzt ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Blue: Wie jedes Mal. Sag mal. Es fängt gleich an zu regnen, wir sollten ein neues Haus finden. Rest: *nick* Derweil Sev: *ganz weit weg ist* Tja, wenn man apparieren kann. … *murmel* Wieso bin ich nicht gleich drauf gekommen? Harry: Das fragen wir uns allerdings auch. Sev: Nun, da ihr ja nichts für die Blödheit der Autorin könnt und ich im Grunde ein netter Mensch bin… Harry: Seit wann? Sev: Das nächste Kapitel. Sollte eigentlich der Prolog werden. Seid froh, dass ich Saturn überzeugen konnte, es nicht zu tun, ihr hättet gar nichts verstanden. Harry: Wieso ist der so freundlich? Draco: Die Muggelredaktion hat ihn weich gemacht. Sev: Das nächste Kapitel heißt: ‚Von Alpträumen und Wünschen’ und spielt ausschließlich in der Silvesternacht. Eigentlich sollte es heißen: ‚Die Nacht, in der alles passierte’. Ihr wisst schon, das ME~Ega lange Kapitel. Draco: Na ja, so~oo viel passiert ist ja nun auch nicht. Harry: Marcus bricht aus. Theo trennt sich von Parvati. Padma und Timothy kommen sich näher. Gregory wird verlassen. Ihr werdet Death Eater. Ginny hat eine folgenschwere Begegnung mit einem Death Eater. Todd fällt eine grundlegende Entscheidung. Ron und Pancy schlafen in einem Bett. Ich denke schon, dass da so einiges passiert. *weiter aufzähle* Ich verliere meinen Besen und du … Draco: Wieso musst du eigentlich immer alles besser wissen? Sev: Was zur Hölle tut ihr überhaupt hier? Draco/Harry: Es gibt ein Kopfgeld auf dich und wir sind pleite. *schnappen sich Severus und schleppen ihn zurück zur Redaktion* Saturn: Sie sind eben doch meine beiden Schätzchen. Was haltet ihr eigentlich davon, Umbridge umzubringen? Wer ist dafür? Alle: *Hand heb* Saturn: Nie waren wir uns so einig … Babyate: Eine Frage. Saturn: Schieß los. Babyate: Sirius war der beste Freund von Antonin? Saturn: Ja. Babyate: Und da hat er nicht gewusst, mit wem der Junge verwandt ist? Saturn: Sie trafen sich doch nur bei großen Festen und da sind ne Menge Erwachsene, die Kinder gerne mal ignorieren und… Knacksi: Merkst du es, sie kommt ins straucheln. Saturn: Kritik? Nur immer her damit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)