Tee von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Coragon ruckelte ungeduldig auf seinem Stuhl herum. Er war immer noch angebunden und konnte sich deswegen nicht richtig bewegen… Er verdrehte den Kopf, um zu sehen wer gekommen war und ihm stockte der Atem, als er erkannt wer da in einer Umarmung an der Tür stand. „Scheiße, mein Bruder! Was macht der denn hier???“ Schnell duckte er sich, damit Fajeth ihn nicht sehen konnte. In diesem Moment fiel auch Jarvis wieder ein, dass Coragon in seiner Wohnung war. Fajeth schien glücklicherweise das Motorrad im Hof nicht gesehen zu haben. Schnell überlegte er, wie er Fajeth davor bewahren konnte, ihn erneut auf den Mond zu schießen und löste sich schweren Herzens von seinem Freund. „Komm doch erst einmal rein.“ Er schloss die Tür und führte Fajeth in die Küche. „Mach doch schon mal Tee, ich glaube wir müssen mal reden… Das kann man doch bei Tee am besten!“ Fajeth runzelte die Stirn. Seit wann redet sein Freund so einen Unsinn zusammen? Er zuckte die Achseln. Er wollte sich mit ihm nur vertragen und da sollte er nicht sofort wieder Verdacht schöpfen. „Okay.“ Sagte er und ging zu Spüle. „Ich weiß ja wo alles ist.“ Jarvis atmete auf. Sein Plan schien zu funktionieren. „Ich muss noch schnell was aufräumen… Bin sofort wieder da!“ Damit ließ er Fajeth in der Küche stehen und rannte zur Dachterrasse. „Was macht denn mein Bruder hier?“ begrüßte Coragon ihn. „Er wollte mit entgegenkommen und sich für seinen Ausraster entschuldigen… Aber das tut nichts zur Sache. Viel wichtiger ist, dass wir dich hier wegkriegen! Halt still!“ Er nestelte an den Bändern, die Coragon auf seinem Stuhl gefangen hielten. Schritte näherten sich aus der Wohnung. „Ach Scheiße!“ fluchte Jarvis und packte eine Plane, die neben dem Tisch lag. Hastig warf er sie über den Tisch und die Stühle, als auf schon Fajeth auftauchte. „Was soll denn das?“ „Also… das ist so… ähm“, Jarvis stotterte. „Weißt du. Ich wollte mir erst einmal eine Auszeit nehmen und da werde ich wohl eine ganze Weile weg sein… Ja genau! Und da sollen meine tollen Möbel nicht verkommen.“ Coragon verzog den Mund. Also wenn es um Ausreden ging, dann war Jarvis der perfekte Ansprechpartner. „Du wolltest weg?“, fragte Fajeth. „Wann sollte es denn losgehen?“ „Ähm, das ist nicht genau festgelegt. Irgendwann demnächst. Ich wollte dich eigentlich damit überraschen und dich fragen, ob du mitkommst, aber jetzt wird das wohl keine so große Überraschung mehr…“ Er schaute betont traurig. „Du bist einer…“ Fajeth lachte. Coragon traute seinen Ohren nicht. Diese Geschichte war so an den Haaren herbei gezogen und doch glaubte sein Bruder sie offensichtlich. Jarvis lächelte. „Wunderbar, dann könne wir ja rein gehen und dann erzähle ich dir alle Einzelheiten.“ Fajeth stimmte zu und Coragon war wieder alleine auf der Terrasse, an den Stuhl gefesselt und unter einer Plane versteckt. Noch einmal zog er mit aller Kraft an den Bändern, die ihn gefangen hielten, doch es half nichts. Seine Fesseln gaben keinen Zentimeter nach. Anscheinend musste er hier ausharren, bis Fajeth wieder gegangen war und das konnte dauern, so wie sich das vorhin angehört hatte. „Der Tee ist fertig!“ rief Jarvis kurze Zeit später und drehte sich schwungvoll mit dem Teekessel um. „Huch!“ rief er, denn Fajeth hatte mit zwei Tassen grinsend hinter ihm gestanden. „Bitteschön.“ Fajeth grinste noch ein wenig breiter und setzte sich an den Küchetisch. Jarvis setzte sich gegenüber und wieder einmal befand er sich in einer Situation in der sich heute schon zweimal befunden hatte… „Langsam reicht’s aber mit Tee… Nach diesem Tag werde ich dieses Getränk nie wieder anrühren!“ dachte er bei sich. Fajeth grinste immer noch, allerdings erkannte er einen unsicheren Ausdruck in seinen Augen. Er entschied, dass eine Entschuldigung angebracht wäre und fing langsam an: „Ja… ich wollte eigentlich auch noch bei dir vorbei… aber ich weiß nicht, du hast so unendlich sauer geklungen und ich hätte nie im Leben gedacht, dass du mich immer noch liebst!“ Fajeth konnte den Schmerz nicht ganz aus seiner Stimme verbannen und Jarvis senkte den Blick, als ihm das auffiel. „Jarvis, ich liebe dich und werde es auch immer tun! Du bist der erste bei dem ich mich richtig sicher fühle…“ Jarvis sah auf und seine Mundwinkel zuckten. „Du gibst mir ein Gefühl, was mir noch kein anderer vor dir gegeben hat!“ fuhr Fajeth fort. „Fajeth, du bist mein erster Freund, das weißt du. Früher dachte ich, es wäre naiv sich an jemanden zu binden… zu oft habe ich Freunde von mir brechen gesehen und diesen Fehler wollte ich nicht begehen. Doch du hast mir das Gegenteil bewiesen und es steht für mich außer Frage, ob ich mit dir mein Leben verbringen will. Nicht jeder hätte so eine verdammte Dummheit verziehen. Ich werde dich nie wieder so enttäuschen!“ Jarvis befand das, was er gesagt hatte, als total kitschig, doch alles war wahr! Fajeth dachte genauso, stand auf und umrundete den Tisch. Er setzte sich auf Jarvis Schoß und küsste seinen Freund. „Ich liebe dich!“ hauchte Jarvis noch, bevor seine Lippen verschlossen wurden. Coragon saß auf seinem Stuhl und verdrehte genervt die Augen. Gerade hatte er das geraspelte Süßholz von Jarvis anhören müssen und festgestellt, dass er Fajeth wahrscheinlich nicht so schnell wieder rausschmeißen würde. Es sah leidergottes so aus, als ob sein Bruder hier übernachten würde. „Verfluchter Mist!“ fluchte er. Er ärgerte sich über sich selbst. Wieso hatte er sich überhaupt auf solch einen Schwachsinn eingelassen. Sein Gewissen beantwortete die Frage für ihn. „Du stehst auf Jarvis, deshalb!“ Coragon gab seinem Gewissen Recht und dieses bedankte sich sofort mit einer Portion Schuldgefühlen bei ihm. Coragon fühlte sich mies. Er hatte seinen Bruder hintergangen und selbst wenn dieser es nie gemerkt hatte - Fajeth war für Coragon immer ein Vorbild gewesen. Fajeth war der Einzige gewesen, der ihn verstanden hatte, als sein erster Freund mit ihm Schluss gemacht hatte. Es war auch Fajeth gewesen, der ihn aufgenommen hatte, als seine Eltern Coragon rausgeschmissen hatten, als sie herausgefunden hatten, dass er schwul war. Fajeth wusste, wie das war. Schließlich hatte er genau das gleiche durchgemacht… Über diese Gedanken hinweg schlief er ein. Fajeth saß inzwischen auf dem Küchentisch und Jarvis stand vor ihm, küsste ihn wieder und wieder. Sanft schob er das dunkelblaue Shirt, das Fajeth trug hoch, und der Träger hob die Arme um es sich ausziehen zu lassen. Wieder fanden sich ihre Münder und wieder verflochten sich ihre Zungen. Jarvis löste sich, blickte seinem Freund tief in die Augen, um sich kurz darauf dessen Schlüsselbein zu widmen. Fajeth legten den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und genoss. Ihm schossen Bilder durch den Kopf: Ihre erste Begegnung, ihr erster Kuss, ihrer erste Nacht… Jarvis kam wieder zu seinem Gesicht hoch und sie küssten sich leidenschaftlich und noch intensiver. Er hob Fajeth hoch, der ja ein ganzes Stück kleiner war als er, und trug ihn unter ständigen Küssen des anderen ins Schlafzimmer wo er ihn auf das Bett sinken ließ. Jarvis blinzelte. Langsam steckte er den Kopf aus den Kissen und sah sich um. Er erkannte sein Schlafzimmer und merkte, dass etwas Warmes, Weiches neben ihm schlief. Er schaute genauer hin und erkannte Fajeth. Gerade wollte er sich wieder in die Kissen kuscheln, da schoss ihm ein Name durch den Kopf, der ihn auf einmal senkrecht im Bett sitzen ließ. Coragon! „Oh, der sitzt ja immer noch draußen und wartet… Scheiße!“ murmelte Jarvis und stand auf. Fajeth drehte sich um und schnarchte einmal laut. Jarvis sah ihn an, bevor er durch die Tür schlüpfte. Schnell hastete er durch die Wohnung auf die Terrasse. Kaum dort angelangt, riss er die Plane herunter. Der Anblick, der sich im bot, brachte ihn fast dazu lauthals loszulachen. Coragon saß auf dem Stuhl und schlief selig mit offenem Mund. Jarvis grinste breit und rüttelte an seiner Schulter. Coragon gab etwas Unverständliches von sich und drehte sich um. Jarvis rüttelte ein wenig heftiger an der Schulter. Coragon öffnete einen Spalt die Augen, grummelte, wurde aber langsam wach. „Coragon? Geht es dir gut?“ fragte Jarvis vorsichtig. „Bis auf dass mindestens zwei Arme eingeschlafen sind, geht es mir gut… Hättest du jetzt die Freundlichkeit, oder besser gesagt die Zeit, mich loszubinden?“ Jarvis eilte um den Stuhl herum und nestelte an den Fesseln. Zwei Minuten später war Coragon frei und streckte sich. „Man, das hättest du auch gestern noch machen können…“, meinte er im Nebensatz. Jarvis zuckte mit den Schultern und setzte einen alles sagenden Gesichtsausdruck auf. „Und, was machen wir jetzt?“ fragte Coragon. Jarvis der im Begriff stand, wieder rein zu gehen, hielt inne. Seufzend drehte er sich zu Coragon um und sagte: „Ich weiß nicht was du machen wirst, aber ich weiß, dass du von hier verschwinden musst. Fajeth darf dich nicht finden!“ Coragon stockte bei diesen Worten. Jarvis kam zu ihm zurück und legte dem kleinen Bruder seines Freundes die Hände auf die Schultern. „Es tut mir Leid. Ich habe einen Fehler begangen, doch ich bereue nicht dass ich dich geküsst habe! Bitte sei dir im Klaren darüber, was ich gestern über meine Liebe zu deinem Bruder gesagt habe…“ Coragon zitterte. Natürlich war ihm klar, dass Jarvis nicht ihn liebte, doch es schmerzte ihn. „Jarvis…“ begann er langsam. „Ich liebe dich! Ich denke du weißt es, aber ich wollte sicher gehen, dass du weißt was du mir bedeutest!“ Und während Coragon Tränen das Gesicht herunter liefen, küssten die zwei sich ein letztes Mal leidenschaftlich. Coragon setzte den Helm auf und schwang sich auf sein Motorrad. Jarvis stand neben ihm und klopfte ihm auf den Rücken. „Also, mach’s gut! Vielleicht sieht man sich ja mal…“ Coragon nickte nur und lächelte. Dann rollte er los. Zehn Monate später räkelte sich Coragon genüsslich auf einem Liegestuhl, als er den Postboten hörte, der einen Haufen Kuverts in seinen Briefkasten warf. „Soll ich hingehen oder nicht?“ fragte er sich, doch die Neugierde überwiegte. Es kam nicht oft vor, dass er so viel Post auf einmal bekam. Seit er ausgezogen war, hatte sich viel verändert. Er ging in den Flur und nahm den Briefkastenschlüssel von dem Haken an der Wand. Als er den Kasten öffnete, fiel im sogleich eine Flut aus weißem Papier entgegen. Noch im Hineingehen schaute er sich die Briefe durch und entdeckte einen, der einen unbekannten Absender trug. Er öffnete ihn und las: Lieber Coragon, ich habe gehört, dass du dein Abi mit dem Durchschnitt 1,3 abgeschlossen hast. Ich freue mich sehr, dass du es doch noch geschafft hast, deine schulischen Leistungen zu verbessern, besonders nach dem Chaos was ich in deinem Leben angerichtete habe… Wenn du dich fragst woher ich deine Adresse kenne, dein Bruder hat sie mir gegeben. Und wo wir gerade bei Thema sind: Wir werden demnächst zusammen eine Weltreise machen. Fajeth möchte dich unbedingt besuchen, deshalb schreibe uns doch bitte. Wir würden uns freuen dich mal wieder zu sehen. Als ich damals gehört habe, dass du ins Ausland gegangen bist, um zu studieren war ich ein wenig enttäuscht, weil du mir nicht Auf Wiedersehen gesagt hast, aber aus diesem Grund wird es wieder Zeit uns zu treffen! Ich wünsche dir alles Gute in Mexiko und eine schönen Gruß von deinem großen Bruder ;-) Love you Jarvis PS: Vergiss den Brief nicht! Coragon hatte angefangen zu grinsen. Er wusste zwar noch nicht, ob er wirklich wollte, dass Jarvis und Fajeth ihn besuchten, doch tief in seinem Innersten plante er bereits, was sie zusammen unternehmen konnten. Eine Gestalt legte ihre Hände von hinten auf seine Hüften. „Von wem ist denn der Brief?“ wollte der blondhaarige Mann wissen. Coragon drehte sich um und gab seinem Freund einen Kuss. „Der ist von einem sehr guten, alten Freund!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)