Kalter Winter... von _Qhuinn_ ================================================================================ Kapitel 6: Noch lange nicht vergessen ------------------------------------- // Montag, Dezember 05 Auf dem Tivoli traf ich auf Sascha und Nico, der ihm gerade von der jungen Stute erzählte, die wir am Morgen eingefangen hatten. Wir zogen uns um und ich erzählte den Beiden, dass Piazza jetzt Fußball spielen konnte... Zumindest so halb. Beim Training war ich allerdings nicht richtig bei der Sache. Mir ging der Brief nicht aus dem Kopf, den Nickie mir noch gegeben hatte, als ich gerade zum Tivoli wollte. Nardo hatte mir geschrieben... Ich war schon so lange nicht mehr bei ihm in Spanien gewesen. „Was ist los..?“, fragte Nico mich, als wir gerade Elfmeterschießen trainierten. Klitze hatte seinen Elfer soeben verschossen, aber Fielo traf jetzt. „Woran denkst du?“ „Ach,... An nichts“, meinte ich und schaute zu dem Ball, den ich vor meinen Füßen hin und her kullern ließ. „Dumbo..?“ Ich schaute nun doch auf und sah in seine blauen Augen. „Ich erzähl es dir nachher, okay?“ „Ist OK.“, meinte er lächelnd und klaute mir den Ball, um seine Elfer zu schießen. Er traf bei beiden Schüssen. Meinen ersten Elfer hielt Kristian Nickt, aber beim zweiten Versuch traf ich. Was ich nicht bemerkte, war Sascha, der uns schon die ganze Zeit etwas eifersüchtig beobachtete. Als ich etwa zwei Stunden später mit Nico auf der Weide unter einem Apfelbaum saß, suchte ich den Brief aus meiner Tasche. Meine Nachbarn, die Besitzer von Kiowa, Stjaja-Svaboda und Diao, waren für drei Tage mit ihren Pferden auf irgendwelchen Reitkursen oder so. Jedenfalls hatte Nickie gemeint, dann wir die große Weide bis Donnerstag Morgen für uns hätten. Piazza nutzte das mit Begeisterung aus und raste dauernd die Weide rauf und runter oder tobte mit dem kleinen Tasci herum. Snygga lief fleißig mit den Jungpferden um die Wette, entschied sich schließlich aber doch lieber dazu, sich am Graß der Weide satt zu futtern. Im Laufe das Tages hatte es getaut und auf der Weide und in den Offenställen lag kaum noch Schnee. Ich gab Nico den Brief und schaute zu Piazza, die fröhlich zu uns getrabt kam. Während er den Brief las, spielte Pizza neugierig am Reisverschluss meiner Tasche herum. Sie nahm ihn ins Maul und zog ihn auf und wieder zu... und wieder auf. Verdutzt legte sie ihr Köpfchen schief und schaute mich mit ihren großen, braunen Kulleraugen an. Ich schmunzelte und kraulte durch ihre flauschige Mähne. Nico gab mir den Brief zurück. „Darüber hast du die ganze Zeit nachgedacht..? Wer ist denn Nardo?“, fragte er mich. Ich nickte. „Nickies Bruder... Ein Freund von mir. Er ist halb Spanier und leb auf einer Ranch in der Nähe von Madrid.“, antwortete ich. „Ich war mal mit ihm zusammen...“, fügte ich dann leise hinzu. Nun sah Nico mich doch etwas überrascht an. „Bist du...“ „Schwul?“, beendete ich seinen Satz. Er nickte. „Hm.. Denke schon..“, meinte ich und schaute verlegen zur Seite. Ich war mir etwas unsicher, wie er darauf reagieren würde. Einen Moment schwiegen wir beide. „Er hat mir Piazza geschenkt.“, sagte ich schließlich. Nico lächelte. „Und, willst du ihn in Spanien besuchen?“, fragte er. Ich schaute noch immer verlegen zu meinen Füßen und zupfte ein paar Graßhalme aus dem Boden. „Ihr seid doch noch ganz gut befreundet, oder? Warum habt ihr euch denn dann getrennt..?“ Ich schaute nun mit leicht roten Wangen zu ihm. „Naja.. Er lebt in Spanien und ich hier, wir konnten uns viel zu selten sehen. Nardo hat auf der Ranch viel zu tun und ich spiel hier Fußball. Das ging irgendwann einfach nicht mehr...“ „Achso..“, meinte er und nickte. „Ich denke, ich werde ihn in der Sommerpause mal in Spanien besuchen. Jetzt hatte ich mit dem Umzug und Vereinswechsel zu viel zu tun.“ Wir saßen schweigend auf der Weide, als Pizza plötzlich mein Trikot aus der Tasche zog und damit triumphieren in der Luft herumwedelte. „Hey!“ Lachend sprang ich auf und wollte ihr mein schwarzgelbes Trikot wegnehmen, aber sie sprang zuerst ein paar Schritte zurück und stand dann etwas unschlüssig da. Sollte sie jetzt weglaufen... oder nicht? Nickie nahm ihr die Entscheidung ab, als sie uns sah und zu uns auf die Weide kam. „Ich weiß jetzt, wo die Stute herkommt!“, rief sie uns zu und deutete auf das goldfarbene Pferd, das noch immer in Piazzas Offenstall stand. Die kleine Rotschimmelstute ließ augenblicklich mein Trikot fallen und hüpfte nun um Nickie herum. Ich schmunzelte, hob es auf und steckte es zusammen mit dem Brief in meine Tasche zurück. „Die Stute heißt Laxxy und ist eine Araber/Achal-Tekkiner Kreuzung. Sie kommt hier ganz aus der Nähe, aber die Besitzer scheinen sich kaum um sie zu kümmern.“, erzählte sie. „Total undankbar.. Naja, sie wollen Laxxy irgendwann abholen.“, sagte sie und schaute zu der Stute rüber. Mir war schon längst aufgefallen, dass ihr das Pferd sehr gut gefiel. In den nächsten Tagen passierte nichts besonderes mehr. Snygga genoss die Tage auf der großen Weide, bis am Donnerstag unsere Nachbarn mit ihren Pferden wiederkamen, Tasci erschrak sich jedes Mal fürchterlich, wenn von einem Ast eine Ladung Schnee auf ihn herabfiel und Piazza machte die Zäune kaputt, ärgerte die Haflingerstute unserer Nachbarn oder stellte irgendetwas anderes an. Ich war fiel mit Nickie bei den Pferden, da wir Piazze diesen Sommer einreiten wollten, oder beim Training am Tivoli. Am Freitag sollten wir mit der ganzen Mannschaft in ein Trainingslager fahren. Es sollte für eine Weile an die Ostsee gehen und wir trafen uns schon früh morgens am Stadion. Ich musste Fielo recht geben, dass es noch Zeit zum schlafen war, aber wir mussten ja auch lange fahren. Trotzdem schlief ich im Bus sofort ein und lag halb auf Nicos Schoß, als ich wieder aufwachte. Der blonde Abwehrspieler grinste und wuschelte mir durch die Locken. „Du bist süß“, schmunzelte er. „Immer pennst du ein, im Bus.“ Ich lächelte verlegen und wurde etwas rot. Als ich auf die Uhr schaute, war es schon fast Mittag. „Hab ich denn die ganze Zeit geschlafen?“, fragte ich überrascht und Nico nickte grinsend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)