Everywhere is Shady von In-Genius (white Rap-Icon meets One Piece) ================================================================================ Kapitel 6: Rapping Out All Big Fuck-Ups --------------------------------------- Irgendwann schloss er auch die Augen und lehnte sich zurück. Er war erschöpft, nicht so sehr körperlich, aber vor allen Dingen seelisch. Gerade diese Schübe von Trauer und Schmerz, die über ihm zusammenbrachen, zehrten an seinen Kräften. So fiel sein Kopf langsam gegen Zoros Schulter, während er leise schlief und ruhig atmete. Der grünhaarige Pirat blickte nur kurz zu ihm, schmunzelte leicht und trank dann einfach von dem Rum, den er ihnen geholt hatte. Er hatte schon bemerkt, dass er gewisse innere Spannungen mit sich herumtrug. Eine gute Mütze voll Schlaf konnte manchmal Wunder bewirken. Die Sonne hüllte das Schiff mit ihren tiefroten Strahlen ein und kündete die kommende Nacht an, die sich mit großen Schritten näherte und sich über das Meer legte. Bald war alles dunkel und schwarz, nur der Mond schien schwach und die Sterne blitzten auf sie herab. Roronoa Zoro war für die Nachtwache eingeteilt worden, als saß er mit einer Flasche Rum im Krähennest, wie der Aussichtskorb genannt wurde, und blickte in den verdunkelten Himmel. "Und schlaf nicht wieder ein!", rief Nami zu ihm hoch. "Jaja", brummte er zurück. Währenddessen hörte man so manches Fußgetrappel der Kameraden, die zu Bett gingen. Sanji verschloss den Kühlschrank mit einer starken Kette und musste selbst in diesem Akt Ruffy von dem Essen fernhalten. Er schüttelte leicht den Kopf, als er das beobachtete. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so viel essen? Der Magen dieses Jungen musste unglaubliche Kräfte haben, selbst wenn Ruffy kein Mensch wäre. So ganz sicher war er sich da noch immer nicht. Wahrscheinlich würde das niemals jemand aufklären. Auch wenn Ruffy eine ausgesprochen menschliche Körperform aufwies, die meiste Zeit über zumindest. Teufelsfrucht… Das klang schon so fantastisch, dass man es nicht ganz für voll nehmen konnte. Wie bitte sollte man einseitige Superkräfte bekommen, wenn man eine dämliche Frucht aß, und konnte dann aber nicht mehr schwimmen. Dass es sie auch nur einmal geben soll, war auch nicht wirklich einleuchtender. Ein Baum produziert doch mehr Früchte von einer Sorte. Oder wuchsen an einem Baum alle Teufelsfrüchte? Warum waren sie dann aber nicht alle von der gleichen Sorte sondern sehr verschiedene? Und warum sollte er sie nur einmal produzieren. Vor allem: einmal in der gesamten Zeit an sich oder nur einmal im Leben dieses Baumes – gab es nur einen oder mehrere? – oder nur einmal in einem bestimmten Zyklus oder was genau? Gab es denn ein System, Ursachen, warum eine bestimmte Frucht mit einer bestimmten Kraft ausgebildet wurde oder war das rein zufällig? Obwohl er Zufall ja nie die einfachste Antwort war. Wodurch wurden überhaupt diese Kräfte ausgelöst? Konnte man an den Früchten erkennen, welche Kraft sie beherbergten? Und was passierte mit den Kräften dieser Fürchte, die vielleicht nicht gegessen wurden und normal verwesten? Verwesten diese Früchte überhaupt normal? Denn Teufelsfrüchte waren offensichtlich alles andere als normal. "Hey!", rief es da, "Lass das gefälligst!" Überrascht und erschrocken drehte er sich in alle Richtungen um und schließlich nach oben und sah Zoro aus dem Krähennest lehnen. "Was?", fragte er hoch. "Du störst meinen Schlaf. Leg dich hin und schlaf oder zähl Schäfchen oder was weiß ich – aber sei ruhig." Er hatte gar nicht wahrgenommen, dass er über das Deck wanderte, von einem Ende zum anderen, und die Sonne schon längst vollständig untergegangen war. Es schien auch sonst keiner von den anderen mehr wach zu sein. "'Tschuldige, kann nicht schlafen", rief er wieder hinauf. Zoro nickte leicht: "Hab ich gemerkt." Noch unschlüssig stand er unter dem Krähennest am Mast und sah sich fragend um. Er suchte nach Dingen, die er tun könnte, oder nach Orten, an denen er sich niederlassen könnte. Aber eigentlich wollte er auch nicht alleine sein. "Jetzt mach endlich", rief Zoro ihm zu und tauchte wieder im Ausguck unter. Kurz sah er noch nach oben, eher er den Mast hochkletterte und sich schließlich zu Zoro gesellte. Er setzte sich neben ihn und blickte zum Himmel hinauf. Duster hier. Er spürte Zoros Blick auf sich und wandte seinen Kopf zu dem Möchtegern-Piraten. "…?", und hob leicht eine Augenbraue. Hatte er was an der Nase? Er schaffte es kurz zu einem kleinen Lächeln. Er unterstellte Zoro erst einmal nichts Böses, im Gegenteil erschien er ihm sehr nett zu sein; auf seine ganz eigene Art und Weise. "Was machst du denn hier?", fragte der Grünhaarige brummig. Er zuckte mit den Schultern: "Sitzen?" Er wusste noch nicht recht, was er hier wollte. Er wollte nur eben nicht voll-kommen allein sein, besonders wenn er schon nicht schlafen konnte. Das machte ihn immer seltsam und dieses Erlebnis hier, dieser Traum war schon seltsam und merkwürdig genug. "Was machst du hier eigentlich so?", fragte er nach einem kurzen Moment der Stille, in der Zoro ihn bloß mit gehobener Augenbraue gemustert hatte. Irgendwie wäre es ihm zu blöd, hier stumm und still mit dem Schwertkämpfer einfach nur zu sitzen und nichts zu tun. Das konnte ja auch nicht Sinn der Sache sein. "Sitzen?", fragte Zoro einfach nur zweifelnd zurück. Er verdrehte die Augen: "Das hab ich nicht gemeint. Ich meine sonst so, allgemein so. Ruffy ist ja der Kapitän oder will es zumindest sein, Sanji ist der Smutje; Nami als Navigator und so weiter – und was bist du?" "Ich bin Schwertkämpfer", erklärte Zoro, beantwortete damit aber auch nicht wirklich die Frage. Er sah ihn noch einen Moment an. "Hast du keine spezifische Aufgabe hier an Bord? So wie die anderen eben?" Zoro schüttelte den Kopf: "Nein, warum denn?" Er zuckte mit den Schultern: "Weiß nicht, weil alle was machen?" "Robin ist auch bloß hier ständig am Lesen. Was auch immer die macht", brummte der Schwertkämpfer, "Und Lysop bastelt nur ständig an irgendwelchen Dingen rum." Er nickte verstehend: "Hab ich schon gemerkt… Nicht immer der erfolgreichste dabei, hm." Zumindest sicher nicht, wenn seine Erfindung wirklich so häufig explodierten, wie man ihm gesagt hatte. Aber wahrscheinliche gehörte das zum Erfinden dazu. Doch davon hatte er eigentlich keine Ahnung und nahm es deshalb einfach als gegeben hin. Lysop würde schon wissen, was er da tat, nahm er an. "Und woher kennt ihr euch? Wolltet ihr schon immer eine Piratenbande aufmachen?" Wenn er so darüber nachdachte, kam es ihm immer noch komisch vor, dass ein Hirsch oder Elch oder Dachshund dabei war, oder was auch immer dieser Chopper mit dem Hut war. Zoro schüttelte den Kopf: "Eigentlich will ich immer nur der beste Schwertkämpfer der Welt werden. Ruffy hab ich irgendwann getroffen, so wie wir alle, und irgendwie bleiben wir alle bei ihm." "Und wie hast du ihn getroffen?", fragte er weiter. "Er hat mir das Leben gerettet", erklärte der Grünhaarige und große blaue Augen sahen ihn an. "Ich war vorher kein Pirat und hatte auch keiner werden wollen, aber das Leben läuft nicht immer so, wie man sich das wünscht. Bei den anderen war es ähnlich." "Seit ihr oft in Lebensgefahr?", fragte er weiter. Zoro wiegte leicht mit dem Kopf: "Schon häufiger. Eigentlich ständig. Ruffy ist so ziemlich das, was man einen bunten Hund nennt. Er zieht Ärger einfach an, wie Scheiße die Fliegen." Dann grinste er: "So hat er dich ja auch hierher gebracht." "Stimmt", gab er ihm überrascht Recht, "Dann bin ich wohl nur eine weitere Bestätigung für die Regel." Das war interessant. Zoro trank von einer weiteren Flasche Rum, die er sich schon wohlweißlich mit in den Aussichtskorb genommen hatte. Bot auch ihm etwas davon an, doch er schüttelte den Kopf. Besser, er trank nicht schon wieder. Er hatte doch die letzte Feier noch nicht einmal richtig verdaut und dabei gab es hier nicht einmal solch tolle Pillen wie Aspirin oder seine sonstigen Lieblinge. Er spürte hier zwar nicht den körperlichen Drang nach diesen Mitteln, doch eine psychische Belastung war es sehr wohl. Er fragte sich, wie lange dieser Traum wohl noch anhalten würde. Ob er sich das immer in seinen Träumen fragte? Er konnte sich nach dem Aufwachen so gut wie nie an sie erinnern, aber das hieß ja nicht, dass er sie währenddessen nicht in solchen und allen anderen Details wahrnehmen würde. Es wäre trotzdem schade, wenn er sich hieran nicht mehr erinnern würde. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn der Traum so lange währte, dann könnte die Chance wachsen, dass er sich an diese Menschen und alles, was noch käme, erinnerte, sobald dies hier zu Ende war. Zumindest hoffte er das doch stark. Besonders Zoro sollte ihm gerne auch später noch gegenwärtig sein. Er war ein interessanter Mensch. Deshalb fragte er auch weiter: "Aber ist er als Käpt'n wirklich so gut geeignet? Ich mein, Nami und Sanji und Chopper wissen ja, was sie da tun in ihrem Job." "Naja", dachte Zoro einen kurzen Augenblick nach, "Jeder macht das, worin er am besten ist, und Ruffy ist eben das. Außerdem will er Piratenkönig werden, das wird man nicht als Handlanger." "Gut, das ist ein Argument. Aber wenn er so viel Blödsinn macht und sich ständig in Gefahr begibt?" "Dann lebt er wie ein Pirat. Das wichtige ist, dass er seine Grundsätze hat und an ihnen festhält. So oft er uns ein neues, gefährliches Abenteuer auf den Hals hetzt, so sehr kämpft er auch jedes Mal wieder um uns. Wenn es darauf ankommt, ist er eine Führungspersönlichkeit und im Endeffekt sind wir alle aus freien Stücken hier, und das wären wir nicht, wenn wir ihn nicht respektieren und ihm nicht vertrauen würden." Er nickte: "Wahrscheinlich." Er verstand, worauf Zoro hinaus wollte. Ruffy war ein einnehmender Charakter und obwohl er eigentlich noch solch ein Kind war, schlummerte so einiges in ihm. Das meiste hatte er allerdings noch nicht gesehen. Er war sich jedoch sicher, dass würde er ganz bestimmt bald nachholen können. "Ihr setzt euch aber keine kleinen Ziele, hm", stellte er fest. Zoro grinste und schüttelte den Kopf: "Das wäre doch langweilig. Außerdem, warum sollte man sich Ziele setzen, wenn sie nicht auch groß und zu erkämpfen sind? Wenn sie klein und leicht zu erreichen sind, sind sie doch keine Herausforderungen mehr. Was hat das dann noch für einen Sinn?" "Klingt logisch…", murmelte er und nickte leicht. "Habt ihr alle so große Träume?" Der Schwertkämpfer nickte: "Jeder von uns hat einen Traum und in dieser Mannschaft sind wir der Erfüllung so nah, wie sonst niemals." "Und was haben die anderen so für Träume und Ziele?" "Frag sie doch selber", murrte Zoro langsam angenervt, "Solltest du nicht schlafen oder so etwas?" Er zuckte mit den Schultern: "Ich bin irgendwie nicht müde." "Das merk ich", brummte Zoro und trank wieder von seinem Rum. "Und du musst Nachtwache halten?" Das hatte er zumindest vorhin aus Namis Rufen herausgehört. Wechselten sie sich dabei immer ab? Oder machte es immer derselbe oder immer dieselben zwei? Er blickte zu Zoro, dieser lehnte an der hölzernen Wand des Aussichtskorbes, den Kopf in den Nacken gelegt und hielt die Augen geschlossen. Einen Moment lang machte er nicht den Eindruck, als wollte er noch antworten. Dann brummte er zustimmend. "Hältst du immer Nachtwache?" "Wir wechseln uns ab." "Wirklich? Geht das alphabetisch? Oder wer gerade am Wachesten ist?", fragte er weiter, "Werft ihr 'ne Münze? Oder knobelt ihr? Nami organisiert das meistens, hm", stellte er diese vage These in den Raum. Zoro seufzte leise und sagte knapp: "Nami bestimmt." "Ja, dacht' ich mir", nickte er leicht, "Sie ist zwar nett, aber ein wenig herrisch, nicht." Zoro schnaubte: "Ein wenig herrisch? Das ist 'ne Hexe, geldgeil und cholerisch." "So schlimm?" "Schlimmer", antwortete er nur trocken. Er blickte ihn nachdenklich an und sah dann selbst in den Himmel: "Na du musst es ja wissen." Ihm war die rotblonde junge Frau zu Anfang sympathisch gewesen, aber mittlerweile war auch ihm aufgefallen, dass sie nicht so einfach war. Vielleicht würde er auch so wie Zoro denken, wenn er länger als ein paar Tage auf diesem Schiff wäre und sie besser kennen lernte. Obwohl Sanji, der blonde Koch, Nami zu vergöttern schien, so wie er auch Nico Robin verbal auf Händen trug. "Sanji sieht das wohl nicht so?", hackte er also nach. "Er hat sie nicht mehr alle", stellte Zoro nur fest und nahm noch einen kräftigen Zug aus seiner Rumflasche, die sicherlich fast schon wieder leer war. Entsprechend abschätzig musterte er auch das dunkelgefärbte Glas und brummte. "Hm, er übertreibt es mit dem Flirten ein bisschen", stimmte er dem Schwertkämpfer zu, aber meistens fand er es aus seiner Position heraus noch amüsant. Trotzdem konnte er sich natürlich auch vorstellen, dass es einem mit der Zeit auf die Nerven ging, doch er hatte schon bemerkt, dass Zoro ein ganz besonderes Verhältnis dazu hatte. "War er schon immer so?" "Seit ich ihn kenne." "Ist das lang?" "Es reicht." Er nickte leicht, "Hm", und konnte nur wieder feststellen, wie maulfaul Zoro offenbar war. "Warum hast du denn nicht mit Freunden aus deiner Stadt so 'ne Bande gegründet? Oder Ruffy?" Das würde doch mehr Sinn machen, immerhin kannte man sich dann schon. "Nö", sagte Zoro schlicht. Er blinzelte ihn an. Irgendwie hatte er jetzt doch mehr als Antwort erwartet. Darauf hatte seine Frage doch auch abgezielt, damit sie vielleicht ein Gesprächsthema fanden. Ihm war doch langweilig und nur hier stumm rumsitzen war auch doof. Er schien das wohl alleine so zu sehen. Also musste er sich selbst beschäftigen, nahm den Zettel und den Stift aus seiner Tasche und blickte an, was er am Tag zuvor irgendwann mal geschrieben hatte, murmelte es leise vor sich her: "Er fragt sich, ob er das hier langsam spucken muss: Nein verdammt! Sie ham schon so lange auf Pinocchio gewartet, dass er seine Nase wieder zurück in das Spiel packt, und sie wissen, Rap wird nie wieder so sein wie damals. Er verprügelt die Hirne dieser Schlampen und etabliert den Namen, wenn er geht. Die Leidenschaft und die Flamme sind entzündet, du kannst sie nicht ausmachen, wenn wir erst damit anfangen. Dieser Scheiß ist verdammt genau das, wovon ich rede, wenn wir randalieren, schlägst du dich mit 'n paar richtigen Verbrechern rum, die in der Zelle stehen und Wahrheit verschütten und echte Gefühle spucken, bis unsere Zahnfüllungen aus unseren Mündern fliegen. Spul nochmal zurück!" Das Tempo war schnell und seine Hand wippte den Stift im Takt. Zoro blickte ihn interessiert an und beobachtete ihn sorgfältig während der paar Zeilen. "Was ist das eigentlich?", fragte er dann. "Rap", erklärte er. Das war für ihn die selbstverständlichste Sache der Welt. "Rap?", hackte Zoro nach, "Was is'n das? … Diese Musik, die du da bei der Party gemacht hast?" Er erinnerte sich dunkel. Er nicke: "Ja, das war auch Rap. Weißt du, Rap ist nur ein kleiner Teil von etwas so viel Größerem. Das ist unglaub-lich." "Aha?" Zoro hatte nicht wirklich eine Ahnung, wovon er da sprach, und machte auch keinen Hehl daraus. Trotzdem schien er ein gewisses Interesse daran zu haben und sah ihn neugierig an. Er lächelte schmal: "Hip Hop ist mein Leben, auch wenn es nicht immer einfach damit ist." "Das Leben ist nie einfach", erklärte Zoro weise. Er nickte zustimmend. "Ist es hier auch hart?", fragte er. Ein Leben als Pirat war in Filmen und Geschichten nicht einfach aber voll abenteuerlichem Vergnügen, irgendwie schafften die guten Piraten es immer. "Ach, wir haben schon so unsere Probleme und Gefahren zu meistern, doch es lohnt sich", nickte Zoro, "Aber zurück zu diesem Hip Hop-Dingens." "Hm?" "Was ist das nun wieder? Scheint ja was ganz Tolles zu sein, wenn ich mir dich so angucke", mutmaßte er. "Hip Hop?" Zoro nickte und blickte ihn fragend an. "Nun, Hip Hop ist…", wie beschrieb man das am besten jemandem, der offensichtlich nicht den Hauch einer Ahnung hatte; nicht von Hip Hop oder Rap natürlich, aber auch nicht von anderer Musik, Szenen oder Subkulturen und sicher auch nicht von Richtungen und Bewegungen in und für diese oder auch gegen den Strom und vielleicht nicht einmal, wie es war, davon ein Teil zu sein. "Hip Hop ist…", fing er noch einmal an, "Es ist eine Lebenseinstellung. Ja, im Grunde ist es das", er nickte sich selbst leicht zu, "Es ist eine junge Art zu leben und Musik zu machen und wird auch von jungen Menschen gelebt, natürlich. Es ist eine neue Art der Rebellion und gibt dort Vertrauen, Zuversicht und Lebensmut, wo Familie und Staat versagen. Als Musikrichtung begann es zwischen Partys und Battles und feierte seine ersten großen Erfolge mit politischen Inhalten. Heute ist praktisch alles möglich und genau das wird immer reizvoller." Zoro blickte ihn interessiert an und nickte leicht, verstehend: "Und du hast auch diese Einstellung?" "Ja, ich bin damit aufgewachsen und im Endeffekt ist es auch das Einzige, was ich kann." "Das Einzige, was du kannst?", hackte Zoro nach, "Wieso das denn?" Er zuckte leicht mit den Schultern: "Naja, ich verdien' mit dieser Musik mein Geld und bin damit ziemlich erfolg-reich… Zumindest war ich das." "Du warst?" "Hmhm", nickte er und blickte auf seine Füße. Das traurige Ziehen in seiner Brust war wieder stärker. "Ich wollte eigentlich nur eine kleine Pause machen, mich auf meine Töchter konzentrieren und mehr andere Musiker unters-tützen. Hip Hop ist eben etwas Junges und man kann nicht ewig dabei bleiben. Aber vor kurzem ist mein bester Freund… gestorben." Tiefer Schmerz durchzog ihn plötzlich, viel heftiger als das sonst stetige Pochen. Schwer und hart war diese Erfahrung, diese Tatsache laut auszusprechen und zuhören, in seiner eigenen Stimme zu hören. "Das tut mir leid", klang Zoro teilnehmend und mitfühlend, "Das ist hart." Er nickte. "Kennst du das?", fragte er mit leichtem Hoffen. Er wusste schon lange nicht mehr, wie er damit umgehen sollte. Er konnte es einfach nicht ertragen, dass Proof tot war. Gerade hier erschein es ihm so weit weg, wie ein anderes Leben. Zoro nickte: "Als ich Kind war, starb meine beste Freundin… Eine schwere Zeit." "Und… wie kommst du damit zurecht?", fragte er leise und blickte wieder zu dem Schwertkämpfer. "Zeit", sagte Zoro bloß und für einen Moment war es alles, was er antwortete. "Ich habe ich versprochen, der beste Schwertkämpfer der Welt zu werden. Mit der Zeit verblasst das ständige Ziehen und der heftige Schmerz und legt sich als neue Kraft und Antrieb um das Herz." Nachdenklich nickte er leicht und blickte wieder auf seine Füße, wippte ein wenig mit ihnen und ließ Zoros Worte auf sich wirken. Es war ein schöner Gedanke, wenn die Trauer und der Schmerz zu etwas anderem wurden und etwas Positives entwickelten. Obwohl er sich noch nicht vorstellen konnte, dass dieses Gefühl in seiner Brust sich ändern könnte. Es erschien ihm so stark und dauerhaft. "Hoffentlich hast du Recht", murmelte er leise. "Bei mir ist es so. Wenn ich der beste Schwertkämpfer geworden bin, wird mein Name zu ihr in den Himmel strahlen und darauf trainiere ich hin. Wenn es bei dir anders ist, ist das sicher auch gut." "Es soll nur endlich aufhören, weh zu tun", wisperte er leise und seine Stimme verriet den unerträglichen Zustand seines Inneren, das Brechen, Weinen und Verzweifeln in seinem Herzen. Freundschaftlich legte Zoro einen Arm um seine Schulter und drückte ihn sanft an sich. "Du bist nicht allein, wir teilen gerne mit dir und helfen dir." "Danke… ich weiß." Zoro nickte noch leicht, blickte ihn einen weiteren Moment nachdenklich an und sah dann hoch zu den Sternen. Seinen Arm ließ er um seine Schulter, so dass er sich an ihn lehnen konnte und er leise seufzte. Es war überraschend schön mit jemandem über diesen Verlust zu reden, ihn zu teilen und nur einen verständnisvollen Rat zu hören, statt diese besserwisserischen Vorträge. Er wollte doch gar nicht hören, dass es ohne DeShaun weiterging, er trotzdem lebte. Das sah und fühlte er doch und es schmerzte so sehr, dass es ihm alles raubte. Doch Zoro gab ihm mit wenigen Worten Hoffnung, dass er trotz und mit allem ein Leben führen könnte und er vielleicht sogar daraus etwas erschaffen könnte. Eines Tages. Aber in diesem Moment würde er einfach hier sitzen bleiben, sich an den anderen lehnen und diese Ruhe genießen, die langsam auch sein Inneres erreichte. Er schloss die Augen und genoss noch einen Moment, dann summte er leise. Er war kein ruhiger Geist und zumindest in seinen Gedanken tat er immer etwas, und sei es nur an seinen Texten und Melodien schreiben. So tat er das auch jetzt, wo er sich hier wohl fühlte und auch über diese nagenden Dinge reden und schreiben konnte. "Manchmal fühle ich mich so allein, keine Ahnung, es fühlt sich an, als wäre ich diesen Weg schon einmal gegan'n. So allein und kalt. Es ist, als würde mich etwas fremdsteuern sobald ich nach Hause komm' und die Tür schließe. Fühlt sich an wie ein Déjà Vu. Ich will von diesem Ort fort, ich will wirklich, aber ich kann nicht und ich sage nicht, dass ich es versuche, denn ich weiß, das wäre eine Lüge, weil ich es nicht tue und ich weiß einfach nicht warum", sagte er leise in einer sanften Melodie. Fügte noch trauriger an: "Die Tage sind kalt ohne mit dir zu leben. Die Nächte sind länger, ich werde älter. Ich vermisse die Tage einsam, denke dabei an dich. Du bist vielleicht gegangen, aber du bist niemals vorbei." Er seufzte leise. "Also Gott helf mir hier raus, während ich mich durch diese Trauer kämpfe. Zu versuchen mit diesem Verlust klarzukommen macht mich widerlich. Aber diese Depressionen werden mich nicht als Geiseln nehmen… Du hattest immer Vertrauen in mich…" Er wollte wieder nach Hause, zu einem Zuhause mit Proof. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)