Weil du Licht bist von june-flower (Außerhalb der Zeit) ================================================================================ Weil du Licht bist... --------------------- Weil du Licht bist... Die Sonne schien hell. Geblendet schloss die Frau ihre Augen. Wo war sie? Gerade hatte sie doch noch... Erschrocken hielt sie inne. Was hatte sie gerade getan? Wo war sie gerade gewesen? Mit wem hatte sie gesprochen? Dunkel erinnerte sie sich an einen Palast... an Angst und Sorge, aber auch an einen festen Willen, alle zu beschützen. An Traurigkeit, Verzweiflung, schwarz wie die Nacht, und dann an Stille. Stille und Dunkelheit. Und nun stand sie in einem Wald, in dessen Schatten wilde Blumen in allen Farben blühten. Stolz erhoben die Bäume ihre Kronen. Weiße Wolken zogen am Himmel dahin, dem blauen Himmel, der sich in ihren Augen spiegelte. Die Luft war erfüllt vom Duft der schlanken, weißen Birken, von Blüten und See und Frühling und Frieden. Morgentau lag auf den Blättern. Die Sonne war gerade erst aufgegangen. Zögernd machte Inoshia – ja, sie war Inoshia. Das war ihr Name... So hatte man sie genannt. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, und sie machte einige Schritte nach vorn, hinaus aus dem kühlen Schatten der Birken, hinaus auf die Lichtung. Ein Windhauch strich über sie hinweg, fuhr durch ihr langes, blondes Haar und gab ihr zum ersten Mal die Gelegenheit, sich selbst genauer anzusehen. Ein schwarzes Kleid... Ärmellos, mit hohem Kragen. Ein filigraner Gürtel aus silbernen Blüten. Keine Schuhe. Sobald ihr das bewusst wurde, spürte sie das Gras unter ihren Sohlen. Es kitzelte. Kichernd hielt sie sich ihre Hände vor ihr Gesicht. Weiße Haut, glatt und warm. Ihre Haare glänzten im Sonnenlicht. Stirnrunzelnd dachte sie nach. Sonnenlicht... Blondes Haar... Licht? Ja, Licht. Die Erkenntnis durchflutete sie erneut. Sie besaß die Heilige Kraft. Mehr noch – sie war die Königin des Lichts. Gewesen? Würde sie es sein? Sicher? Inoshia schloss die Augen und öffnete sie wieder. Leise Kinderstimmen hallten vom anderen Ende der Lichtung herüber, und lautlos seufzte sie auf. Schliesslich trat sie vollends aus dem Wald, betrachtete den Sonnenschein, der sich in ihren Händen fing. Staub tanzte im Licht. Dann wandte sie sich um um nach den Kindern zu sehen, die sie gerade gehört hatte. Das kleine Mädchen stand auf der Lichtung, ihre blonden Haare funkelten wie flüssiges Gold. Blaue Augen, gerade noch gefüllt mit Tränen, begannen zu strahlen, und überglücklich lächelte sie. Die Haare des Jungen waren schwarz, so schwarz, dass sie das Licht aufzusaugen schienen. Seine Augen ebenfalls, wie zwei tiefe, unergründliche Seen. Weiße Haut, zart und hell. Gerade hatte er noch still dagesessen und auf jemanden gewartet, der niemals zurückkehren würde, nun versuchte er, das Mädchen zu trösten. Von ihrem Lächeln schien er geblendet, und zaghaft lächelte er zurück. Nein. Inoshia taumelte. Sie kannte das Mädchen nicht, aber der Junge... Schwarze Haare, schwarze Augen, weiße Haut wie Porzellan... „Als ich ihn zum ersten Mal sah, habe ich es schon gedacht... Aber er ist... ein wirklich schöner Mann...“ Wer war das gewesen? Ärgerlich schalt sie sich selbst. Zuallererst war wichtig, diesem Mädchen zu sagen, dass der Junge, mit dem es sich gerade arglos unterhielt, der Dämonenkönig war. „Inoshia.“ Es war nicht so, dass sie mit einem Knall erschien – auf einmal war sie einfach da, in einem langen, weißen Rock, ein Band wie einen Gürtel mehrmals um die Hüften geschlungen, mit Stiefeln und einem schwarzen Oberteil. Und einem Umhang, weiß und zerfetzt, mit einem roten Auge auf dem Rücken. Perlen im langen, blonden Haar. Einsame, blaue Augen, klar und tief. Scharf holte Inoshia Luft. „Wer bist du?“ „June“, sagte die Frau, mehr nicht. „June?“ Inoshia betrachtete sie misstrauisch. „Nur June?“ Die Frau zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Was sonst? Du bist doch auch Inoshia, und nur Inoshia.“ „Woher weißt du meinen Namen?“ Das Lächeln auf dem Gesicht der Frau wurde ein klein wenig spöttisch. „Weil ich mich, im Gegensatz zu dir, erinnere. An die Geschichte der Zeit und der Sterne.“ „Wie kannst du dich an mich erinnern, wenn wir uns noch nie getroffen haben?“ „Aber wir haben uns doch getroffen. Zumindest habe ich dich gesehen, als du Königin warst, im Palast. Und schon davor.“ Inoshia runzelte ihre Stirn. „Ich kann mich nicht daran erinnern.“ Aber das war doch nichts Neues, oder? Aber dann... dann fiel ihr etwas auf. „Als ich Königin war, hast du gesagt. Heißt das, ich bin es nicht mehr?“ June schüttelte den Kopf. „Das war vor 400 Jahren.“ „Oh.“ Das wurde ja immer verrückter. „Wenn ich vor 400 Jahren Königin war – wieso lebe ich dann noch? Ich müsste längst tot sein! Und woher willst du das wissen? Du bist nicht älter als ich.“ „Ich bin die, die sich erinnert. Du bist hier ausserhalb der Zeit, Inoshia. Hier gelten andere Regeln. „Wer bist du?“ Erneut wurde das Lächeln traurig, und die Frau strich sich eine goldene Haarsträhne aus dem Gesicht. „June. Ich dachte, wenn Andere die Chance haben, alle ihre Fehler nocheinmal zu wiederholen, hast du auch das Anrecht auf eine neue Zeit. Aber wenn du schon so fragst... Ich war auch Königin des Lichts, so wie du.“ „Hör auf, in Rätseln zu sprechen! Was heißt das, du warst?“ „Du bist tot, Inoshia. Erinnerst du dich nicht? Du hast den Dämonenkönig versiegelt. Das kostet eine Menge Kraft.“ Schwarze, lange Haare, schwarze Augen. Weiße Haut... Lange, schlanke Arme und Beine. „Inoshia... Ich werde den Thron besteigen.“ Es ist keine gute Angewohnheit, mit Frauen zu spielen. Er hat weniger Manieren als Vogelkacke. „Shaoshien...“ Inoshia schlug ihre Hände vor ihr Gesicht. Sie hatte ihn versiegelt. Getötet, ihren besten Freund, ihren Gefährten, ihren Geliebten... Den König der Dämonen. „Nein...“ Durch die Spalten zwischen ihren Fingern sah sie zu Boden. „Ich habe ihn getötet...“ June hinter ihr machte keine Anstalten, sie zu trösten, aber in ihrer Stimme schwang Trost. „Du musstest es tun.“ „Ich hätte ihn beschützen sollen! Von zwei Möglichkeiten wählte ich die, die seinen Tod mit sich brachte!“ „Und die deinem Volk die Chance gab, noch 400 Jahre lang friedlich und ungestört vom Dämonenreich zu leben. Die Entscheidung war schwer, Inoshia, aber sie war die Richtige... Wahrscheinlich.“ „Tröstest du mich oder hast du vor, mich noch tiefer in Verzweiflung versinken zu lassen?“ Ironie pur. „Wenn du schon so redest, bist du nicht tödlich verletzt. Er hätte es auch so gewollt, glaub mir. Mach dir deswegen keine Sorgen.“ „Weißt du überhaupt, was du da redest?“ Wütend starrte Inoshia ihr Gegenüber an. „Das ist absoluter Mist! Woher willst du das wissen? Du weißt doch weder, was ich gedacht, noch was ich wirklich getan habe!“ „Doch, das weiß ich, schon vergessen? Ich bin die, die sich erinnert. Das hast du mir doch auferlegt.“ „Ich? Was ziehst du eigentlich für haarsträubende Thesen an den Haaren herbei? Ich kenne dich nicht einmal – ich habe dich nie gesehen! Warum sollte ich dir Dinge auferlegen?“ „Immer noch so unverschämt, Inoshia.“ „Das musst du ausgerechnet sagen? Für was hälst du dich eigentlich? Ich war eine Königin!“ „Na und? Ich auch. Und jetzt bist du in meiner Welt, in meiner Ecke der Zeit, also benimm dich!“ Mit funkelnden Augen starrten sich die beiden Frauen, die sich so ähnlich waren, an. Dann sackte Inoshia auf die Knie, als hätte alle Kraft sie verlassen. „Ich wünschte, ich hätte ihn nie kennengelernt. Warum hat er mich an jenem Tag nicht getötet?“ Blaue Augen sahen auf sie hinab. „Meinst du nicht, dass es für Reue ein bisschen zu spät ist? Und für Selbstmitleid sowieso. Außerdem hast du ihn nicht wirklich getötet, sondern nur versiegelt. Das war dir doch klar. Du hättest ihn nicht töten können, genausowenig, wie er dich nicht töten konnte.“ „Woher willst du – nein, sag nichts. Du bist die, die sich erinnert, stimmts?“ „Du lernst ja doch ziemlich schnell.“ Stille herrschte eine Weile, und June und Inooshia betrachteten die spielenden Kinder. Die Sonne stand hoch am Himmel. War die Zeit vergangen? Wenn ja, dann hatte Inoshia es nicht bemerkt. Das Mädchen hatte einen Käfer entdeckt, und so lagen die Beiden jetzt auf dem Bauch im Gras und betrachteten ihn eingehend. Das hohe Gras um sie herum rauschte leise, und die Kinder schwiegen. Tief atmete Inoshia die würzige Luft ein. Der Schmerz war heute nicht kleiner, als er früher gewesen war... Aber die Kinder im Gras und die junge Frau neben ihr, die so weise und einsam aussah, und die Stille des Waldes und das leise Wispern des Windes... Von allem ging ein seltsamer Friede aus. Es schien fast, als könne ihr Herz ein wenig – ein klein wenig – heilen... „Wo sind wir hier?“ „Du stellst viele Fragen. Außerhalb der Zeit sozusagen, das habe ich dir doch schon gesagt.“ „Hast du diesen Ort geschaffen?“ „Geschaffen? Nein, er ist real. Er existiert in der wirklichen Welt. Aber dieser Wald... Er ist ausserhalb der Zeit. Von Außen kann man nicht in ihn hineinschauen, aber aus ihm heraus. Würdest du vollends aus dem Wald treten, von der Lichtung hinunter auf die freien Felder, würdest du dich in der realen Welt wiederfinden... Was anbetracht deines Zustandes vielleicht nicht empfehlenswert wäre.“ „Danke für die Warnung. Und die Kinder?“ „Real, wie alles hier.“ „Nicht ausserhalb der Zeit?“ „...“ Die Frau im schwarzen Kleid seufzte. „Du bist komisch.“ Ohne diesen Einwurf zu beachten, setzte June sich neben sie und schlang die Arme um ihre Beine. „Wenn du willst, erzähle ich dir eine Geschichte... Eine traurige Geschichte. Siehst du dieses Mädchen da? Sie wurde unter den Birken dieses Waldes versteckt, weil sie so wichtig war. Als ihre Großmutter sie in Sicherheit glaubte, wuchs sie an diesem Ort auf, gemeinsam mit diesem Jungen dort. Sie waren immer zusammen. Die Frage „Magst du mich?“ war für sie völlig überflüssig, und so hätte es eine wunderschöne Geschichte sein können... Aber es durfte nicht sein. Das Mädchen wurde Königin des Lichts. Der Junge war Teil des Dämonenkönigs. Ihre Wege trennten sich.“ „Warum sprichst du in der Vergangenheit? Es ist doch noch nicht passiert. Sieh doch, die Zwei sind nicht einmal 10 Jahre alt.“ „Es wird geschehen. Es ist bereits geschehen. Wie Schleifenbänder wickelt sich die Zeit ineinander.“ „Also wird ihnen immer wieder das Selbe zustoßen? Sie werden sich immer wieder treffen und sich trennen müssen?“ „Ja.“ June starrte blicklos auf die Wiese hinaus. „Das Mädchen dachte, sie würde niemals zurückgehen. Dass sie niemals bereuen würde, das getan zu haben, was sie tat. Sie wollte nicht neu beginnen. Sie wollte nicht vergessen. Aber was Wertvoll war, wird erneut Wertvoll sein... Was geschah, wird erneut geschehen. Letztendlich sind ihnen nur neun Jahre zusammen erlaubt. Du musst es doch wissen, Inoshia. Du hast ihn doch erschaffen?“ Misstrauisch runzelte die die Stirn. „Was? Wen soll ich erschaffen haben?“ „Den Jungen.“ „Den Jungen? Wie erschafft man denn einen Teil des Dämonenkönigs? Und ich bin doch seit 400 Jahren tot, wenn du Recht hast. Wie sollte ich da...“ Sie stockte. „Mit einem Wort, es ist eine Sache des Herzens. Ob es das Herz eines noch nicht ausgewachsenen Dämons ist?“ „Allerdings gibt es doch Menschen, die wie Teufel sind... Es sieht so aus, als ob es auch Dämonen gibt, die das Herz eines Menschen haben.“ „...“ Weiße Haut. „Willst du mit mir kommen?“ Dunkle Augen. „Du hast mich erschaffen, und ich bin dankbar... Aber du bist nicht die Richtige. Meine Königin ist an einem weit entfernten Ort.“ Inoshia lächelte, während ihr eine Träne die Wange hinunter lief. „Wie hat das Mädchen ihn genannt?“ „Sezru.“ „Sezru...“ Die Sonne stand hoch über der Wiese. „Er hat sie also schliesslich gefunden... Seine Königin.“ „Sieht so aus.“ „Schade, dass ihnen nur neun Jahre bleiben... das ist ungerecht.“ „Ja.“ „Was wird dann geschehen?“ „Ihre Wege waren nie dazu bestimmt, zu lange nebeneinander herzulaufen. Der Dämonenkönig wird versiegelt. Der Junge verschwindet.“ „Das ist traurig...“ „Ja.“ „Und das Mädchen?“ „...“ „Versiegeln kostet Kraft. Du sagst, ich wäre dabei gestorben.“ „Stimmt, aber das Mädchen war stark. Sie hatte eine Aufgabe, bevor auch ihr erlaubt war, zu verschwinden.“ „Was musste sie tun? Was wird sie tun müssen?“ „Sie musste jemanden abholen und ihn an den Ort ihrer Vergangenheit bringen. Nein, nicht nur eine Person. Mehrere sogar.“ „Dann starb sie?“ „Ich schätze, das wird sie.“ „Eine traurige Existenz. Aber sie haben sich wiedergesehen, oder? Auch diesmal werden sie gemeinsam aufwachsen. Und vielleicht wird das Schicksal ein kleines bisschen gnädiger mit ihnen sein.“ „Das Schicksal ist niemals gnädig. Aber einige Faktoren sind diesmal anders. Vielleicht...“ „Vielleicht wiederholen sie ihre Fehler nicht noch einmal, die zu ihrer Trennung führte.“ „Ja... Vielleicht.“ „Das wäre schön.“ „Ja.“ Zwei Kinder im Gras, Kopf an Kopf. Nachmittagssonne über den Bergen. Blauer Himmel in ihren Augen, der Duft der Birken, das Rauschen des Windes, die Wärme der Sonne. Inoshia atmete tief ein. Daran wollte sie sich immer erinnern... „Sie werden es schaffen.“ „Wie wäre es, wenn du eine Zeit lang hier Wache hälst, Inoshia?“ „Hm?“ Die Frau hob die Augenbrauen. „Wie stellst du dir das vor? Soll ich hier bleiben?“ „Ja, genau das hatte ich mir gedacht... Oder hast du etwas Besseres vor?“ Inoshia überlegte, dann lachte sie leise. „In Ordnung. Das werde ich eine Zeit lang tun.“ „Gut.“ June nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet. „Und wenn du gehst... Nimm ihn mit.“ Mit einer Hand wedelte sie hinter sich, als sie aufstand, der Anderen den Rücken zukehrte und einen Schritt von ihr weg machte. Inoshia drehte sich um. Im Schatten der Bäume stand eine hochgewachsene Gestalt, das lange, schwarze Haar in einen Pferdeschwanz gebunden. Sie konnte ihr Gesicht nicht erkennen, aber beim Anblick der Silouette begann ihr Herz unwillkürlich schneller zu schlagen. „Du brauchst mir nicht zu danken“, fuhr June fort, ohne sich umzudrehen. „Irgendwofür muss diese ganze angestaute Heilige Kraft ja gut sein. Ich wusste doch, dass es gut war, dass ich so lange durch die Magieprüfungen gefallen bin, weil ich Kraft gespart hatte.“ „Du hättest mich also wirklich töten können“, sagte die dunkle Figur unter dem Baum. June zuckte die Schultern. „Warum? Nur um noch mehr Menschen unglücklich zu machen?“ Inoshias Kopf war völlig leer. „Du...“ „Sag nicht Danke. Ich mag so was nicht.“ Die schwarzgekleidete Frau suchte noch immer nach Worten. „Warum bist du so traurig?“, platzte es schliesslich aus ihr heraus. Erstaunt hob June den Kopf. „Traurig?“ Sie dachte nach. „Das liegt daran, dass ich traurig bin, nehme ich an. Aber ich bin stark. Mach dir keine Sorgen.“ „Nein.“ Inoshia schüttelte den Kopf. „Nicht deshalb. Sondern weil du Licht bist.“ „Jetzt redest du in Rätseln. Ich bin traurig, weil ich Licht bin. Aber du bist auch Königin des Lichtes gewesen, und ich wage zu behaupten, du bist momentan alles andere als traurig. Also was?“ Ihr fehlten die Worte. „Weil du Licht bist“, wiederholte sie stur. Diese Worte ergaben einen Sinn, das wusste sie. Wie anders sollte sie es auch erklären? Diese beinahe greifbare Aura aus Schmerzen, Einsamkeit und Güte, die die Andere umgab. June lächelte noch einmal. „Wenn du es sagst.“ Dann drehte sie sich um und ging davon. „Ihr könnt ruhig hier bleiben, wenn ihr wollt“, sagte sie über ihre Schulter. „Ich habe an heiliger Kraft benutzt, was ich hatte, um diesen Ort zu erschaffen. Er sollte stabil sein. Vielleicht werden die Wege der Kinder sich dieses Mal nicht trennen. Vielleicht werdet ihr beide diesmal glücklich. Ich bete für euch.“ Und diesmal verschwand sie nicht einfach, wie sie aufgetaucht war, sondern verblasste, als wäre sie nur ein Spuk gewesen. Ein Schatten der Vergangenheit, eine Erinnerung, mehr nicht. In dem Moment setzte sich das Mädchen auf der Lichtung auf und sah in den Himmel. Und dann blickte sie Inoshia direkt an, und blaue Augen bohrten sich in blaue. Völlig gebannt blieb Inoshia sitzen, bis das Mädchen den Blick wieder abwandte, als eine Stimme von oberhalb der Lichtung sie rief. „June! Sezru! Kommt nach Hause!“ Beide Kinder sprangen auf und liefen auf eine hochgewachsene Frau mit kupferrotem Haar zu, die die Arme ausstreckte und beide mühelos auffing. Hinter ihr stand eine silberhaarige Frau und lächelte das Lächeln des Mädchens. Ihr Lächeln. „Was Wertvoll war, wird wieder Wertvoll sein“, murmelte Inoshia. „Möge deine Traurigkeit durch Lachen ersetzt werden... Durch Freude und Liebe. Bis zum Ende der Zeit.“ „Was ist?“ Shaoshien trat unter den Bäumen hervor. „Brauchen Solche wie du immer so lange?“ „Reg dich nicht so auf. Zeit haben wir genug.“ „Das haben wir nur diesem Mädchen zu verdanken.“ „Ja.“ „Sie ist wirklich lästig... Genau wie du.“ „Danke.“ Stille. Dann: „Ich wusste nicht, dass deine Haare golden sind, Inoshia.“ „Du kannst Farben sehen?“ „Ja.“ Inoshia trat auf den Mann zu und musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen. „Ich habe dich vermisst, Shaoshien.“ „... Ich dich auch.“ „Dass du so etwas je sagen würdest...“ „Wir müssen dem Mädchen wirklich danken.“ „Ja.“ Für heute, für morgen, und für immer. Weil du Licht bist... June. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)