Verzweiflung, Trauer und ein klein wenig Hoffnung von Kyo-chi ================================================================================ Kapitel 5: Hoffnung gepaart mit ein klein wenig Glück ----------------------------------------------------- „Tooru...?“ Der Angesprochene blickte nur stumm auf die größere Person, die noch immer im Türrahmen stand, ihn verwundert musterte. Er schluckte leise, senkte seinen Blick und spielte nervös mit seinen Fingern. Jetzt, wo Dai vor ihm stand, waren all seine Worte der Entschuldigung und des Verzeihens verschwunden. Sein Kopf war wie leergefegt und er wusste nicht, was er sagen sollte. „J-ja...“, entwich es ihm jedoch zögerlich und er blickte scheu wieder zu der anderen Person, die sich nun regte und auf ihn zukam. Er versteifte sich augenblicklich, hatte Angst vor der Reaktion, die folgen würde. Hatte Angst davor, dass Dai ihn anschreien oder schlagen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Der Rotschopf setzte sich lediglich neben Tooru, legte vorsichtig eine Hand an die Wange des Jüngeren und drehte das hübsche Gesicht mit den großen, dunkelbraunen Augen, die er so sehr vermisst hatte, zu sich. Er betrachtete ihn eine Weile, versank für einen Moment in den Augen, die ihn ängstlich musterten, dann strich er durch die weichen, nun schwarzen Haare. Tooru's Herz schlug schneller, denn er wusste nicht, was er davon halten sollte. Er hatte gedacht, dass Daisuke sauer war, ihn anschrie oder derartiges. Aber damit hatte er überhaupt nicht gerechnet und erst recht nicht damit, dass der Gitarrist ihm so liebevoll durch die Haare strich. „Sie sind schwarz...“, stellte der Rotschopf nach einiger Zeit fest, streichelte dabei weiter über das weiche Haar. Warum hatte sein Freund schwarze Haare? Und warum war er nicht fähig ihn anzuschreien? Er war doch so verzweifelt und wütend gewesen. Doch jetzt kam kein Laut des Missfallens über seine Lippen, sondern er strich dem ehemals Blonden weiterhin durch die schwarze Mähne, genoss es. „J-ja...“, kam es wieder zögerlich von Tooru. Er verstand noch immer nicht, was das alles sollte. War Dai gar nicht sauer? Warum schrie er ihn nicht an oder schlug ihn? Verdient hatte er es. „Bist du denn gar nicht wütend auf mich?“ Es klang schüchtern, fast ängstlich. Daisuke lächelte leicht, löste seine Hand aus den weichen Haaren. „Bis eben schon.“ Dann lachte er leise, zog seinen Freund zu sich und umarmte ihn. „Und... jetzt nicht mehr?“ Tooru war noch immer verwirrt, verstand einfach nicht die jetzige Reaktion des Rothaarigen. Doch er erwiderte die Umarmung sanft, schlang seine Arme um den Körper des Älteren und drückte sich ein wenig an ihn. Dai schüttelte einfach den Kopf und als der Schwarzhaarige leicht nickte, wusste er, dass er es als Antwort auf die Frage angesehen hatte. Er war ihm wirklich nicht mehr böse. Auch wenn er nicht verstand warum. Im Moment war er einfach nur glücklich, wollte die Wärme, die von dem kleinen Körper ausging, nie wieder missen. Dennoch löste er sich nach einigen Minuten von Tooru, blickte ihn eingehend an. Noch immer war eine Frage unbeantwortet. Wo war er gewesen? Und das fast sechs Monate lang. „Wo warst du?“, fragte er ruhig, strich sanft durch das Gesicht des Sängers, wollte ihn ein wenig beruhigen, da er bei der Frage leicht zusammengezuckt war. Er hatte wahrscheinlich gehofft, dass Dai nicht fragte. „Beantwortest du mir danach auch eine Frage?“ Seine Stimme war leise, doch trotzdem konnte Daisuke sie deutlich vernehmen. Sie ließ ihn erschaudern und eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. So lange hatte er diese tiefe Stimme vermisst, die derartige Reaktionen bei ihm auslöste. „Ja... aber erst antwortest du.“ Es war kein Befehl, eher eine sanfte Aufforderung, der Tooru nach einem Nicken auch nachging. „Therapie“, hauchte er leise, drückte sich wieder an den Älteren und vergrub sein Gesicht in dem weiten Shirt, welches mit Dai's so unverkennbaren Geruch getränkt war. Mit dem Geruch, den er sich so sehr gewünscht hatte, ihn zu riechen. Und nun konnte er es wieder. „Therapie? Weshalb?“ Er war wirklich verwirrt. Er wusste ja, dass sein Freund unter Depressionen litt, aber dass er sich deshalb gleich therapieren ließ? Immerhin hatten sie es vorher auch immer zusammen gemeistert, allein. „Nicht nur wegen den Depressionen, auch wegen meinen Selbstverletzungen, von denen du bis jetzt nichts wusstest.“ Tooru wurde bei jedem Wort leiser und er schluchzte auf, vergrub sein Gesicht weiter in dem Stoff des Shirts, ließ seinen Tränen freien Lauf. So lange hatte er sie die letzten Monate zurückgehalten, doch jetzt wollte er weinen, allen Kummer loswerden. Dai nickte nur leicht, umschloss Tooru fester mit seinen Armen, da er die vielen Tränen bemerkte, die sich in seinem Shirt verfingen. Er musste zugeben, dass er wirklich nichts davon gemerkt hatte. Nie war ihm etwas Derartiges bei dem Sänger aufgefallen. Er musste es gut versteckt haben, immerhin hingen sie fast jeden Tag zusammen. Aber er war ihm deswegen nicht böse. Im Gegenteil. Er war eher froh, dass der Schwarzhaarige sich von allein helfen lassen wollte und das hatte er ja auch getan. Sechs Monate lang. Aber warum hatte er Daisuke nichts gesagt? „Und warum durfte ich das nicht wissen?“ Tooru schluchzte erneut, löste sich ein wenig von dem Älteren und wischte sich die Tränen fahrig aus dem Gesicht. Allerdings folgten sofort die nächsten. „Ich wollte nicht, dass du mich so siehst, so erbärmlich.“ Den letzten Teil des Satzes hatte er nur geflüstert. Er konnte ihn nicht laut aussprechen. Daisuke schüttelte leise lachend den Kopf, zog den Jüngeren auf seinen Schoß. „Ach Tooru-chan, Freunde sind doch zum helfen da.“ Er küsste ihn auf den Haarschopf, strich ihm die Tränen aus dem Gesicht und schließlich unaufhaltsam über den Rücken. Der Kleine war aber auch dumm. Sie waren doch Freunde, damit sie einander halfen, um sich gegenseitig zu beschützen und sich aufzubauen. Hatte er etwa Angst gehabt, er würde über ihn lachen, sich von ihm abwenden und einfach verschwinden? Tooru hatte wirklich eine blühende Fantasie. „Magst du mich?“, durchbrach Tooru's leise Stimme plötzlich die Stille und Dai wurde aus seinen Gedanken gerissen. Jedoch hatte er die Frage nicht ganz mitbekommen. „Wie bitte?“, fragte er freundlich, da er wollte, dass sein Freund die Frage noch einmal wiederholte. Das Einzige, was er eben verstanden hatte, waren die Worte ‚du’ und ‚mich’. „Magst du mich?“, wiederholte der Sänger die Frage noch einmal, schaute den Rotschopf dabei schüchtern an. Er versank für einen Moment in den braunen Augen des Gitarristen, löste seinen Blick jedoch wieder von ihnen, wartete weiterhin auf die Antwort. „Sicher, du bist doch mein Freund, warum-“ „Nicht in dem Sinne“, unterbrach Tooru ihn. „Ob du mich liebst...“ Er schaute ihn unsicher an und ein leichter Rotton zierte seine Wangen. Daisuke schaute ihn irritiert an, konnte noch nicht einmal antworten. Ob er ihn liebte? Warum fragte der Schwarzhaarige das gerade jetzt? Und warum wurde er rot dabei? Oh Gott, was sollte er jetzt antworten?! „Ich liebe dich...“, wurde ihm schließlich die Antwort von Tooru abgenommen. „Schon seit damals, als du mir geholfen hast...“ Er schaute wieder in Dai's Augen, sah die Verwunderung. Also empfand er nicht das Gleiche. Der Gedanke daran schmerzte und er löste sich etwas von Dai. „Tut mir leid. Ich gehe besser.“ Er wollte sich erheben, jedoch schlangen sich Daisuke's Arme fester um seinen schmalen Rücken. Der Gitarrist konnte zwar noch immer nicht fassen, was der Jüngere eben gesagt hatte, aber wenigstens taten seine Arme noch das, was sie sollten beziehungsweise wollten. Denn eigentlich hätte er noch lange nicht reagiert. Gut, dass seine Arme scheinbar ein eigenes Gehirn besaßen. Und dann, nach einigen weiteren Sekunden, in denen Tooru ihn stumm angeblickte und mit den Tränen kämpfte, kam auch wieder Leben in seinen Kopf. Es ratterte wie wild in ihm und sofort kamen einige Worte über seine Lippen. „Ich liebe dich auch.“ Danach küsste er den Sänger einfach, drückte seine Lippen gegen die weichen und samtigen seines Gegenübers. Schließlich ließ er seine Zunge leicht über die Lippen tanzen, erst über die Unterlippe, danach über die Oberlippe. Und als sich Tooru's Mund einen Spalt weit öffnete, glitt er mit seiner Zunge hinein, erkundete gierig die warme Mundhöhle, bis er seinen Gegenpart spürte und diesen leicht massierte. Danach spielte er sanft mit der anderen Zunge, saugte kurz an ihr, nur um sie wieder mit seiner eigenen Zunge zu liebkosen. Eine ganze Weile taten sie nichts anderes, als sich gegenseitig zu verwöhnen, dann lösten sich Tooru's Lippen schließlich von Dai's. Er sah ihn mit einem leichten Lächeln und einem dunkelroten Farbton im Gesicht an, doch dieser verschwand nach einigen Sekunden und das Lächeln wurde ein wenig breiter. „Dai, ich bin glücklich“, hauchte er zufrieden, küsste den Rothaarigen erneut, der sich mit einem Nicken und einem glücklichen Lächeln im Gesicht auf den Kuss einließ, dabei mit seinen Händen unter den Pullover das Kleineren fuhr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)