Der Schnee, der zu mir kam von Ryuko ================================================================================ Kapitel 1: Der Schnee, der zu mir kam ------------------------------------- „Shinyo! Ich muss dir unbedingt was erzählen!“, rief ich hysterisch, während ich zu meinem besten Freund lief, der mich gleich schief anschaute. Es war der Morgen des 19. Dezembers, der letzte Schultag hier in Japan und dann würden die lang ersehnten Winterferien anfangen. „Seit Tagen bist du irgendwie… seltsam drauf…“, murmelte er, aber noch laut genug um es zu verstehen. Ich kannte Shinyo vom Fußball Club. Seitdem waren wie die engsten Kumpel, jedoch erzählen würde ich ihm auch nicht alles. „Tut mir Leid, bin vielleicht etwas aufgeregt wegen den Ferien.“, antwortete ich. Skeptisch sah er mich an, ging aber nicht weiter drauf ein, worüber ich sehr froh war. Ich konnte ihm ja schlecht erzählen, dass ich seit Tagen von einem Engel träumte. Immer wenn ich mir den Engel noch mal ins Gedächtnis rief, dachte ich gelegentlich vielleicht den Verstand verloren zu haben. Ich schüttelte den Kopf, einerseits um Klarheit in meinen Gedanken zu schaffen, andererseits um bei der Kälte den Durchblick zu behalten. Wie immer mussten wir uns am letzten Schultag in der Schulhalle versammeln. Einige Lehrer hielten lange Reden und ich konnte ehrlich sagen, es war alles andere als Interessant. Besonders nachdem die Schüler geehrt wurden, die beispielsweise an besonderes Sportaktivitäten teilgenommen hatten oder diejenigen, die bei Wettbewerben einen Preis gewonnen hatten. Davon bekam ich nicht viel mit, denn ich nickte kurz ein. Im nächsten Augenblick wurde ich wieder hellwach als jemand meinen Namen aufrief und die Schüler daraufhin tobten. Vor Schreck sprang ich hoch und schaute verwirrt umher, was zumindest keiner bemerkte, denn ein paar Schüler schoben mich aus der Reihe und ich ging ohne weiteres und überrascht nach vorne zum Direktor. „Ryu Kurokawa ist ein herausragender Sportler, der unsere Schule schon oft zum Sieg verholfen hat!“, schallte es in meinen Ohren. Langsam begriff ich, was hier gerade passierte. Mir wurden Urkunden und Auszeichnungen überreicht und die Schüler jubelten mir zu. Im nächsten Augenblick war ich wie ein anderer Mensch. Ich bedankte mich beim Direktor und bei den Schülern, die daraufhin noch mehr tobten und klatschten. Ich lächelte, für andere sah ich vermutlich glücklich aus, dabei wurde mir zum ersten Mal bewusst, freute ich mich wirklich darüber? Nach der Schule hatte ich Training auf dem großen Sportplatz. Bei der Kälte war es mir recht denn ich hatte das Verlangen mich ablenken zu müssen und fing an meine Aufwärmrunden zu laufen. Seit es mit den Träumen und den Engel begonnen hatte, fiel mir auf, wie viel ich über mich und mein Leben nachdachte. Ich wusste nicht wieso, denn davor hatte es mich wenig gekümmert. Mir war nur wichtig dass ich ausgezeichnet in der Schule und im Sport war, meinen guten Ruf behielt und ein einwandfreies Leben führte. Nur hatte ich keinen mit dem ich dies teilen konnte, das wurde mir jetzt klar. Ein lauter Pfiff riss mich aus meinen Gedanken und ich dachte, so etwas wird nicht mehr vorkommen. Solche Gedanken wollte ich nicht mehr. Wie ich später feststellte, hatte ich mich geirrt. „Los, Leute! Alle zu mir rüber! Wir fangen an!“, brüllte der Trainer. Wir gingen zu ihm und mussten uns seine Predigt anhören über das Trainieren und fit halten auch in den Ferien. Den Rest bekam ich nicht mehr mit. Diesmal nickte ich nicht kurz ein, nein, es war was ganz anderes. Mir wurde schwindelig, meine Beine wollten mich nicht mehr tragen und ich konnte nicht mehr aufrecht stehen. Ich wankte hin und her, meine Team-Kameraden schauten mich verwundert an, mein Trainer sprach oder rief mir etwas zu, doch ich hörte nichts. Schließlich spürte ich nur noch den kalten Boden unter meinen Körper und dann… was passierte dann...? Langsam konnte ich die Umrisse um mich herum erkennen. Ich war scheinbar in einem Park und es sah so aus als hätte man ihn mit einer weißen Schicht aus Schnee bedeckt. Mitten drin stand ich mit meinen kurzen Hosen und dennoch war mir nicht Kalt. War ich etwa Tod? War dies mein Ende? „Ryu…“ Sofort drehte ich mich in die Richtung aus der die Stimme kam. Zwischen den Bäumen stand sie da, von gleißenden Licht umhüllt, der Engel, der in meinen Träumen erschien und mir seit Tagen den Kopf verdrehte. Als ich ihr näher kam, bemerkte ich die Tränen in ihren Augen, die langsam über ihre Wange liefen. Ich wusste nicht wieso, aber es schmerzte mich, dies zu sehen. „Es tut mir Leid…“, hörte ich sie wispern. Ich wollte zu ihr und sie fragen, was los sei, doch ich verlor das Gleichgewicht und es war so, als würde ich in die Tiefe der Finsternis stürzen… „Er kommt wieder zu sich!“ Ich war zu benommen um klar zu denken. „Ryu! Wie fühlst du dich?!“ Langsam kehrten meine Sinne zurück. Verschwommen erkannte ich meine Mutter, sie hielt meine Hand fest und ich glaube sie weinte. Dann sah ich meinen Vater, der hinter ihr stand. Es wunderte mich, denn seit ich denken kann, hat er sich nie um mich gekümmert sondern war stets auf seine Arbeit fixiert. Mit der Zeit nahm ich auch die Umgebung wahr. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken als ich erkannte, dass ich in einem Krankenzimmer und somit im Krankenhaus war. Ich konnte Krankenhäuser noch nie leiden. „Ryu…“, begann meine Mutter besorgt, „Wie geht es dir?“, und drückte dabei meine Hand fester. Wie sollte es mir schon gehen, so benommen wie ich war. Ich versuchte ihr etwas sagen, doch es kam kein Laut heraus, so sehr ich mich anstrengte. Und im nächsten Augenblick blickte ich wieder in die endlose Finsternis hinein. Als ich wieder aufwachte, war ich alleine. Ich schaute aus dem Fenster und glaubte, Schnee zu sehen. Wie sehr wünschte ich mir jetzt einfach raus laufen zu können und mal nicht auf mein Leben, meinen Ruf achten zu müssen, einfach alles hinter mir lassen zu können. Es würde mir auch reichen, wenn ich ans Fenster gehen könnte, aber ich konnte mich nicht bewegen. Jetzt begriff ich was es heißt sich zu Tode zu langweilen. Immer wieder musste ich an diesen Engel denken. Wieso träumte ich erst jetzt von ihr? Warum machte ich mir plötzlich Gedanken über mein Leben, über mich? Ich erinnerte mich noch genau daran, wie ich letzte Woche mit meiner Mutter zu Abend aß und ihr zeigte, dass ich eine Eins in Mathe geschrieben hatte und das sie sagte, sie sei stolz auf mich. Ich erinnerte mich daran, wie ich mit meinen Team beim Fußball gewann, weil ich drei Tore geschossen hatte. Zu dieser Zeit hatte ich mir nie Gedanken über das gemacht, was mein Leben betraf. Und in der nächsten Sekunde war es so, als hätte jemand mein ganzes Leben auf dem Kopf gestellt. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, aber inzwischen konnte ich mich schon aufrichten. Ein Arzt kam rein und untersuchte mich. Ich hatte viele Fragen die ich ihm stellen wollte, aber aus irgendeinem Grund lies ich es sein. Ohne etwas zu sagen ging er wieder. Wie ich hörte redeten meine Eltern draußen laut miteinander, allerdings konnte ich nicht ein Wort verstehen. An einem Kalender, der im Zimmer hing, konnte ich sehen, dass wir heute den 21. Dezember hatten. Was wohl in der Zwischenzeit passiert war? Meine Gedanken verstrichen als der Arzt zum zweiten Mal rein kam und mir mitteilte, wieder nach Hause gehen zu können. Trotzdem sollte ich am morgigen Tag noch mal mit meinen Eltern wiederkommen. Während der Fahrt nach Hause herrschte bedrückende Stille. Mein Vater hielt das Steuerrad verkrampft fest und meine Mutter saß nur da. Ihr Blick war endlos leer und zugleich voller Traurigkeit. Als wir zu Hause waren, schien es, als sei nichts geschehen. „Ein Glück, das es dir wieder besser geht!“, lächelte meine Mutter mich an. „Was ist passiert?“, fragte ich zögernd. Mein Vater fasste mir auf die Schulter und zeigte mir ein sonst so seltenes Lächeln. „Der Arzt sagte, er wolle es dir morgen sagen.“ Ich ahnte nichts Gutes. „Bin ich irgendwie Krank?“ Bevor sie antworten konnten, wurde mir wieder Schwindelig. „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte Vater. „Ja…“, stotterte ich, „Es geht mir gut. Kommt wohl von den Medikamenten, die der Arzt mir verabreicht hat.“ Beide schauten mich besorgt an. „Ich gehe mich ausruhen.“, sagte ich und meine Mutter erwiderte: „Mach das.“ Beide lächelten mich an. Das mein Vater mich anlächelte jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Während ich die Treppe herauf ging, dachte ich mir, wie unecht das Lächeln gewesen war. Es war ein gezwungenes. In ihren Augen konnte ich Sorgen und Kummer erkennen. Am frühen Morgen fuhren wir zum Arzt. Meine Eltern spielten mir wieder mal was vor wie beim letzten Gespräch. Ich spielte einfach mit, mir ging es aber wirklich wieder gut, deshalb verstand ich nicht, warum ich noch mal kommen sollte. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, irgendwie Krank zu werden und ich war es auch kaum. Früher oder später würde ich erfahren dass es nichts war. Dort angekommen saßen wir bei dem Arzt zusammen. „Und wie geht es dir, Ryu?“, fragte er lächelnd. So fingen die Ärzte immer an, es war ätzend. „Es geht mir blendend.“, sagte ich genervt. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Du willst, dass ich gleich zur Sache komme?“ Ich nickte drängend. „Auf dem Sportplatz hattest du einen Herzinfarkt, aber wir konnten dich wieder beleben. Nun… Der Herzinfarkt wurde wahrscheinlich von einem Herzfehler ausgelöst.“, erklärte er und schwieg einen Moment. Fassungslos sah ich ihn an. „Das ist nicht ihr ernst!“, sagte mein Vater erschüttert als hätte er meine Gedanken gelesen. „Können sie ihn nicht helfen!?“, schluchzte meine Mutter verzweifelt. Der Arzt schüttelte den Kopf und fuhr fort: „Der Herzfehler wurde zu spät erkannt, wir können nichts für ihn machen. Beim nächsten Herzinfarkt stirbt er vielleicht.“ Schlagartig stand ich auf. Ich konnte immer noch nicht glauben, was ich hörte. Meine Mutter weinte, mein Vater schaute bedrückt. „Es tut mir Leid. Mindestens kann ich ihnen durch Testergebnisse sagen, wie lange er noch zu leben…“, weiter kam er nicht, den in der nächsten Sekunde rannte ich schon nach draußen und hörte nur noch wie meine Mutter nach mir rief. Ich wollte es nicht hören, ich wollte nicht wissen, wie lange und wann ich… Draußen rannte ich Shinyo über den Weg. „Hey! Ryu!“, fing er mich ab, „Was ist los!?“ Ich schaute nicht zu ihm hoch. Der Gedanke bald sterben zu müssen schmerzte mich zu sehr. Ich werde ihn, mein ganzes Team, meine Familie nie wieder sehen können. „Ryu…?“, begann er erneut, doch ich schrie: „Verdammt noch mal! Ich sterbe!“ Erschüttert sah er mich an. Mit Tränen in den Augen lief von ihm weg. Obwohl ich erst eine kurze Strecke lief, bekam ich kaum Luft. Während ich anhielt entdeckte ich, dass kein Schnee auf dem Boden lag. Langsam ging ich nach Hause und kam erst am späten Nachmittag an. Meine Nachbarn, die draußen standen, starrten mich an. Shinyo hatte sich wohl bei meinen Eltern erkundigt und es hatte sich dann herum gesprochen. In der Zwischenzeit machte ich mir Gedanken darüber, wie es weiter gehen würde. Dann dachte ich daran, dass in zwei Tagen Heilig Abend war. Zu Hause nahm mich meine Mutter in die Arme. Sie erzählte mir, mein Vater hätte sich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen. Arbeitete er wieder oder war es wegen mir? Ich machte mir keine Gedanken mehr darüber und ging in mein Zimmer. „Endlich fertig…“, seufzte ich erleichtert. Es war am Mittag des 24. Dezembers, heute war Heilig Abend. Seit ich vom Arzt zurück war, verbrachte ich meine freie Zeit in meinem Zimmer. Meine Mutter machte sich schon Sorgen, das war aber nicht nötig. Ich hatte Geschenke eingepackt und Karten gemacht, da ich so wieso nichts anderes zu tun hatte. Mit den Geschenken in einer Tüte rannte ich nach unten ins Wohnzimmer, wo der Weihnachtsbaum stand. „Ryu, ist was passiert?“, fragte meine Mutter besorgt aus der Küche. „Nein, alles okay!“, rief ich. Ich holte zwei Geschenke heraus und stellte sie unter dem Baum. Danach ging ich zur Tür und zog meine Schuhe an. Meine Mutter kam um nach mir zu sehen. „Wohin gehst du?“ Ich hielt die Tüte hoch und grinste: „Ein paar Geschenke und Karten verteilen.“ „Du kommst heute Abend wieder, oder?“, fuhr sie fort. „Ja, klar. Ich will ja deine Kekse nicht verpassen! Also Tschüß!“, versprach ich ihr, sie lächelte. Als ich mich zur Tür umdrehen wollte, sah ich meinen Vater an der Treppe stehen. Ich zögerte, winkte ihm aber dann zu. Er winkte zurück und das machte mich zum ersten Mal wirklich glücklich. An Heilig Abend hatte ich immer schon Karten an meine Freunde verteilt, jedoch war es heute etwas Besonderes. Zuletzt war ich bei Shinyo und ich hatte meinen plötzlichen Wunsch nachgegeben bei ihm zu klingeln. Sprachlos schaute er mich an als er aufmachte. Es vergingen einige Sekunden bis er einen Laut von sich gab. „Hey Ryu… Wie geht es dir?“, begann er. „Gut, wie immer halt.“, lachte ich und gab ihm sein Geschenk. Er seufzte: „Ich wusste, das du wieder vorbei kommen würdest…“, und gab mir ebenfalls ein Geschenk. „Danke!“ Ich hatte mich wirklich gefreut. „Sehen wir uns morgen? Beim Fußball?“, fragte er. „Klar, versprochen. Also bis dann!“ „Ja, bis dann…“ Ich sah in seinen Augen, dass auch er sich Sorgen machte. Es fing an zu schneien… Es wurde langsam dunkel und ich machte mich schnell auf den Weg nach Hause und ging als Abkürzung durch den Park. „Ryu…“, hörte ich eine sanfte Stimme hinter mir flüstern. Ich schaute mich um und erkannte den Ort aus meinen Traum wieder, auch wenn der Schnee noch nicht alles verdeckt hatte. Ein komisches Gefühl breitete sich in mir aus und ich wollte schnellstmöglich weiter, als ich auf einmal einen schmerzhaften Stich in meiner Brust spürte und zusammen brach. Ich konnte nur noch schwer atmen und fiel zu Boden. Mir schossen alle Erinnerungen und Gedanken durch den Kopf. Meine Eltern - ich wollte doch zu Abend bei ihnen sein und Shinyo – ich hatte ihm versprochen mit ihm Fußball zu spielen. Mein Team, meine Freunde – an alle musste ich denken. Erst jetzt wurde mir klar, wie leer mein Leben war, bevor dies alles anfing. Ich war nur auf das Lernen, den Sport und meinen Ruf fixiert. Klar, natürlich war das wichtig, aber nicht so wichtig, dass man dafür sein ganzes Leben hinschmiss. Ich hatte es für meine Eltern und meinen Freunden gemacht, damit sie stolz auf mich waren, aber ich hatte noch nie etwas wirklich für mich gemacht. Wenn ich sterben würde, würden alle nur an Ryu, den exzellenten Schüler zurück denken. Keiner kannte mein wahres Ich. Mir kamen die Tränen. Dann sah ich etwas weiter neben mir das Geschenk von Shinyo, meinen besten Freund. Ich fragte mich, ob er wirklich mein bester Freund sei. Mit letzter Kraft richtete ich mich auf, griff nach dem Geschenk und fiel dann mit den Rücken zu Boden. Was ich auch versuchte, ich war nicht mehr in der Lage es zu öffnen. Ich war einfach zu Schwach und hatte keine Kraft mehr. Dann kam sie, der Engel. Sie setzte sich zu mir. „Soll ich dir helfen?“ Ich nickte kurz und sie öffnete es für mich. „Hier.“ Sie lächelte und reichte mir das geöffnete Geschenk. Verwundert schaute ich sie an: „Danke…“ Sie schüttelte nur den Kopf. Trotz ihrer Tränen fiel mir auf wie verdammt hübsch sie doch war. „Wer bist du...?“, ich musste mich wirklich anstrengen um zu sprechen. „Dein Schutzengel…“ „Wieso… weinst du?“ „Weil ich dich nicht retten konnte.“ Sie lächelte mich traurig an. „Ach… so…“ Ich lächelte zurück. Dann fiel mir das Geschenk ein und ich schaute es mir langsam an. Es war ein Bilderrahmen mit einem Foto von Shinyo und mir. Beim Anblick musste ich einfach grinsen. Der Engel zeigte hinter das Bild: „Schau, da hinter steht was.“ Nachdem ich es umgedreht hatte, konnte ich sehen was da stand: „Fröhliche Weihnachten! Sei nicht immer so verkrampf und lass dein echtes Ich mal raus! Das wird schon nicht schaden. Shinyo. P.S.: Lass dich nicht unterkriegen! Du packst das!“ Ich legte das Bild weg und musste lachen, was meine Brust noch mehr schmerzen lies. Er war ein wahrer Freund, wie konnte ich an ihm zweifeln. Und ich war froh, das noch vor meinen Tod erkannt zu haben. „Ryu… Ich muss gehen…“, schluchzte sie. Sofort wendete ich mich zu dem Engel. „Werde ich dich wieder sehen?“, wollte ich hastig wissen, sie schüttelte den Kopf. Es hörte auf zu schneien und der Schnee hatte mittlerweile den ganzen Park verdeckt. Einige Sonnenstrahlen kamen durch die Wolken und es kam mir so vor, als würden sie nur hier rein scheinen. Wie in meinen Traum. „Dann… werde ich sterben.“, stellte ich nüchtern fest und schloss die Augen. „Nein!“, ich sah in ihr Gesicht und sie stammelte: „Lass dich nicht unterkriegen… Deine Eltern warten auf dich… Und Shinyo auch! Du hast ihnen etwas versprochen! Und ich werde dann auch weiterhin auf dich achten und an deiner Seite sein…“ Weinend nahm sie meine Hand und ich lächelte ihr zu. „Ich werde… bis an mein Ende kämpfen… und meinen Leben einen Sinn geben!“ versprach ich ihr. „Hast du einen Namen?“ fragte ich sie. „Yuki…“ antwortete sie lächelnd. „Schnee also…“ murmelte ich. Sie nickte und verschwand spurlos. „Ich habe ihn! Da ist er!“, hörte ich es schallen. Dann erblickte ich Shinyos Gesicht und kurze Zeit später auch die meiner Eltern. Als hätten sie meine Gedanken gelesen und wären sofort gekommen. Meine Mutter weinte, mein Vater hämmerte deprimiert in den Boden hinein und Shinyo, den sah ich zum ersten Mal Tränen vergießen. „Verdammt noch mal, Ryu! Das kannst du uns nicht antun!“, fluchte Shinyo. Ich wollte ihm etwas sagen, aber ich hatte keine Kraft mehr und auch keine mehr zum kämpfen. Ich schaute nach oben und sah den Engel, Tränen liefen ihr übers Gesicht. Wieder fing es an zu schneien. Lächelnd blickte ich ein letztes Mal in die Gesichter meiner Eltern und Shinyo. Langsam schloss ich meine Augen und verfiel für immer der Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)