A Beginning von abgemeldet (Eine Jack/Ana Story) ================================================================================ Kapitel 12: Tod und Leben ------------------------- 12. Tod und Leben Mit einem Mal wurde Ana von blendend hellem Licht eingehüllt, und sie stellte fest, dass sie sich nicht mehr im Arbeitszimmer ihres Ehemanns befand. Stattdessen war sie an einem Strand. Es war etwas merkwürdig Unnatürliches an diesem Ort. Sie konnte keine Anzeichen von Zivilisation ausmachen, und sie hörte auch keine Möwen, oder andere Tiere. Sie nahm die Hand von ihrer Wunde, nur um festzustellen, dass das Blut, das den Stoff ihres Kleides besudelt hatte, verschwunden war. Sie spürte nicht einmal mehr Schmerz. Ana drehte sich im Kreis. Über Meilen hinweg war kein anderer Mensch zu sehen, und der mit Palmen gesäumte Sandstrand schien sich bis über den Horizont hinaus zu erstrecken. Sie schloss die Augen und schüttelte heftig den Kopf. Als sie sie wieder öffnete, stand die junge Frau noch immer an diesem Strand. Ana hätte fast gelacht. So hatte sie sich den Himmel nicht vorgestellt. Oder die Hölle, wenn man es so betrachtete. „Das liegt daran, dass du dich weder im Himmel noch in der Hölle befindest.“ Ana wirbelte herum, um den Ursprung dieser Stimme ausmachen zu können. Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus, als sie sich plötzlich ihrem Bruder Findley gegenüber sah. Er saß auf einem Baumstamm und lächelte sie an. Seine Uniform war sauberer, als Ana sie jemals gesehen hatte, und sein widerspenstiges blondes Haar flatterte um sein Gesicht. Er hatte dieselben, sanften blauen Augen wie Prescott und er sah aus, als sei er nicht mehr gealtert, seid er… gestorben war. „Das liegt daran, dass ich nicht gealtert bin,“ sagte er. Ana konnte fühlen, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie war erst zwölf gewesen, als Findley getötet worden war. Er war fünfzehn gewesen, und Oberfähnrich auf der HMS Jupiter. Prescott war auf demselben Schiff zweiter Offizier gewesen. Findley war in den Armen seines älteren Bruders gestorben, nachdem er während eines Kampfes von einem feindlichen Matrosen niedergestochen worden war. Er war auf See beigesetzt worden, und als Prescott zurückgekommen war, hatte er ihr das silberne Kreuz mitgebracht, das sie Findley geschenkt hatte. Sie hatte jedem ihrer Brüder eines geschenkt, damit es sie beschützen und ihnen Glück bringen konnte. „Ja, Annie, ich erinnere mich. Aber müssen wir uns jetzt mit diesem Thema befassen?“ „Woher weißt du, was ich denke?“ „Ah, sie kann zumindest wieder reden.“ Findley erhob sich und klatschte in die Hände. Er mochte noch immer aussehen als sei er fünfzehn, aber er klang irgendwie älter. „Natürlich tue ich das. Ich bin immerhin dein großer Bruder.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Lass mal sehen. Wie alt wäre ich jetzt, 25?“ Ana nickte. Sie versuchte krampfhaft, nicht das Atmen zu vergessen. „Du hast gesagt, ich wäre nicht im Himmel.“ „Das ist richtig.“ „Oder in der Hölle?“ Findley lachte. „Nein.“ Ana deutete auf ihre Umgebung. „Wo bin ich denn dann?“ Ihr Bruder lehnte sich zu ihr herüber. „Du bist in deinem Haus und blutest dich zu Tode.“ Ana starrte in die Augen ihres Bruders und konnte ihren eigenen Körper sehen, wie er auf dem Boden des Arbeitszimmers lag. „Ach ja?“ „Ja.“ „Ist das hier das Fegefeuer?“ Findley schüttelte den Kopf. „Nein, Ma’am.“ „Was ist das hier?“ „Eine zweite Chance.“ „Was?“ „Annie, ich weiß, dass dieser Verrückte dir nicht die Ohren abgeschnitten hat. Du hast mich gehört.“ Ana presste beide Hände an ihre Schläfen. Sie versuchte sich zu erklären, was hier mit ihr geschah. Sie konnte einfach nicht verstehen, wie sie in dem Arbeitszimmer liegen, und gleichzeitig mit ihrem Bruder an diesem Strand stehen konnte. Einem Bruder, der seit fast zehn Jahren tot war. „Das hier wird keinen Sinn machen, egal wie sehr du darüber grübelst.“ „Hör’ auf damit, Fin.“ Findley lachte, und machte eine entschuldigende Geste. Ana kniff die Augen zusammen. „Bist du real?“ Er streckte seine Arme aus, und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Ich bin real, Annie.“ Seine Hände waren warm und sanft, und seine blauen Augen zeigten all die Freundlichkeit, die er schon immer in seinem Herzen gehalten hatte. Gegen ihren Willen brach Ana zusammen. Sie zog ihren Bruder in eine feste Umarmung, vergrub ihr Gesicht in seinem weichen Haar und atmete seinen Geruch ein. Er hatte immer etwas nach der Seife gerochen, die ihre Muter aus Rosenblättern hergestellt hatte. „Komm schon, Annie. Das ist doch peinlich.“ Ana lachte, und löste sich wieder von ihm. „Tut mir leid, aber das war deine Schuld.“ Findley lächelte traurig, und der Anblick ließ Ana sofort wieder ernst werden. In seinen Augen stand ein seltsamer Ausdruck. „Es tut mir leid, Annie, aber du kannst nicht hier bleiben.“ Sie schluckte. Seit seinem Tod hatte sie sich viele Nächte in den Schlaf geweint, und alles was sie auf dieser Welt gewollt hatte, war, ihn nur noch ein einziges Mal wieder zu sehen. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn liebte, und wie stolz sie auf ihn war. Jetzt stand er genau vor ihr, und sie hatte noch nichts von all diesen Dingen gesagt. „Das musst du nicht. Ich habe immer gewusst, dass du mich liebst.“ „Kann ich nicht bei dir bleiben?“ Ihr Bruder hob eine Augenbraue. „Das könntest du. Aber wir beide wissen, dass du das nicht wirklich willst.“ „Anamaria?!“ Sie konnte eine Stimme hören, die nicht zu ihrem Bruder gehörte. „Ich muss zurückgehen,“ flüsterte sie mit gesenktem Kopf. „Wach auf, Anamaria.“ „Es wird alles in Ordnung kommen, Annie,“ versicherte ihr Findley. „Komm schon. Tu das nicht.“ „Ich vermisse dich, Fin.“ sagte sie sanft. „Ich weiß.“ „Bitte, wach auf.“ Ana fühlte etwas Feuchtes auf ihrem Gesicht. Sie fuhr mit der Hand über ihre Wange, und betrachtete nachdenklich die seltsame Flüssigkeit an ihren Fingern. „Was ist das?“ Findley legte seine Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, so dass sie in seine blauen Augen sah. „Jemand weint für dich.“ „Großer Gott, bitte lass sie okay sein.“ Findley grinste breit. „Tschuldigung, Schwesterchen. Das wird mit zuviel.“ Mit einem Mal fühlte Ana, dass sie fiel. Der von hellem Sonnenlicht beschienene Strand löste sich auf, und plötzlich war sie von Dunkelheit umgeben. Sie konnte etwas Warmes an ihrer Brust fühlen und irgendetwas kitzelte in ihrem Gesicht. Ein unbeschreiblicher Schmerz explodierte in ihrem Bauch und schien sich über ihren gesamten Körper ausbreiten zu wollen. Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, aber die Dunkelheit, die sie umgab, streckte ihre Hände nach ihr aus, und wollte sie wieder in den Abgrund reißen. „Es tut mir Leid, Anamaria. Es tut mir so Leid.“ Die Luft war schwer und roch nach Salz und diesem kräftigen Alkohol, den sie benutzt hatte, um Sparrows Wunden zu reinigen. Wieder versuchte sie, ihre Augen zu öffnen, und dieses Mal blinzelte sie schwach. Ein Mann hielt sie eng an sich gepresst. Die konnte den Druck auf ihrer Wunde fühlen, und seine Haut auf ihrem Gesicht. Sie lächelte trotz des Schmerzes. „Jack?“ -------------------------------------------------------- Mal wieder vielen Dank für deinen Kommentar, potti. Freut mich doch jedesmal. :-) Keine Sorge, die Geschichte geht noch weiter. Mit Kapitel 12 haben wir jetzt ziemlich genau die Hälfte. Bis bald RavannaVen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)