Das Elementarartefakt von Ireilas ================================================================================ Übung macht den Meister ----------------------- 1.Unterkapitel von Nordpol Schwach leuchtete der Mond am Horizont, er war dabei wieder zu verschwinden. Im Gegenzug erschien das erste Viertel der Morgensonne auf der anderen Seite - jedoch nicht lange, Wolken drängten sich über den Himmel, es schien ein bewölkter Tag zu werden. Auf dem Handelsschiff war noch alles still. Quarz war an der Reihe, Nachtwächter zu spielen und darauf aufzupassen, dass das Schiff nicht in die falsche Richtung fährt. Etwas gelangweilt trappelte er über das Deck, schaute zum Himmel. Zu der Wolkendecke fiel ihm nur Eines ein: Schnell die Kiste ins Trockene bringen, bevor die Schokoriegeln etwas vom kommenden Regen abkriegen! Mit wirklicher Mühe versuchte er die Kiste, die zwei Mal so groß war wie er, ins innere des Schiffes zu schieben; das war nicht so einfach, da vier Stufen hinter dem Eingang den Weg erschwerten. Als die Kiste endlich auf dem Gang stand – und den Weg so ziemlich versperrte – setzte sich das Wesen für einen kurzen Moment neben sie, um wieder zu Kräften zu kommen. Er fraß wieder einen Riegel, nebenbei schaute er nachdenklich umher: >Das ist so was von gemein. Alle dürfen schlafen, nur ich nicht…<, trocken schielte er die Türe zum Versammlungsraum an, > Und wem habe ich das zu verdanken…? Der Einteilung von meinem Kapitän! Na warte Silberfuchs, dich werde ich aus der Hängematte schmeißen!< Fies grinsend erhob sich Quarz, nahm von der Seite den Kübel mit kaltem Wasser und trat schmunzelnd in den Versammlungsraum ein. In der linken Ecke schlief Amylie, in ihrer Hängematte, gegenüber Vector. Auf der anderen Seite des Raumes hing Quarz seine Matte, daneben die von Cekiu. Leise schlich er sich an die Hängematte des Kapitäns an; die zwei anderen Crewmitglieder sollen nicht geweckt werden. Kichernd hob Quarz den Eimer – und stoppte, als er verdutzt in die leere Hängematte starrte. Kein Silberfuchs. >Mist… er ist wohl schon wach… und wo ist er?< Beleidigt verschränkte Quarz die Arme, danach überlegte er weiter: >Der Sache werde ich auf den Grund gehen!<, Quarz wusste genau, wo er nachschauen konnte. Er dachte an früher, als es nur Cekiu und ihn auf dem Handelsschiff gab. Damals war es so, dass der Kapitän nur an drei Orten sein konnte: Entweder im Versammlungsraum, am Deck, oder in seinem Zimmer. So lief Quarz den Gang hinab, bis zu seinem damaligen Zimmer – den Eimer hatte er noch immer bei sich. Leise drehte er an der Türklinke und öffnete die Tür, einen Spalt. Lange blickte er ins Zimmer. Er konnte es nicht. Quarz konnte Cekius ruhe einfach nicht stören. Friedlich schlief der Kapitän im Bett, in seinen Armen Zarill. Seufzend schloss er die Tür, ging zurück ans Deck und hielt wieder seine Nachtwache. Traurig war Quarz schon, dass er dem Kapitän nicht wecken konnte, aber irgendwie machte es ihn auch fröhlich, Cekiu so glücklich zu sehen. Beim Frühstück waren alle anwesend. Es wurde wieder gegessen, gelacht und geredet, jeder hatte seinen Spaß; es war fast wie bei einem kleinen Fest. Im Laufe des Vormittags hingegen zogen immer dichtere Wolken auf, bis es schließlich regnete. Es ging kein Sturm, weshalb man auf das Schiff hätte aufpassen müssen, somit wollte auch erst gar keiner auf das nasse Deck. Amylie hätte so gerne ein Sonnenbad genommen, Vector wollte mit Quarz und Zarill Ball spielen und Cekiu einfach an der Reling stehen. Stattdessen saßen alle am Nachmittag im inneren des Schiffes. Quarz und Vector schlichteten die alten Bücher aus dem Regal und Cekiu sah Amylie und Zarill beim Karten spielen zu. Das ganze ging an die zwei Stunden, dann fiel der Crew nichts Neues mehr ein. Gelangweilt saßen alle im Versammlungsraum und schwiegen sich gegenseitig an. Kurz unterbrach Quarz die Stille: „Ich sehe was, was du nicht siehst…“ „Der Tisch.“, so Vector. „Noch mal. Ich sehe was, was du nicht siehst…“ „Der Fleck auf der Wand.“ Ein letzter versuch von Quarz: „Ich… sehe was, was du nicht siehst…“ „Amylie.“, wieder der Priester. „Hä?“, Amylie schaute auf, „Was ist?“ „SO geht das nicht!!“, brüllte Quarz, „Mit dir kann man nicht spielen, Vector!“ Der Priester grinste nur, antworte aber nicht. Seufzend stützte Zarill ihren Kopf mit der Hand ab. Sie saß beim Tisch und ihr fiel einfach keine Idee ein. Kurz dachte sie daran, dass sie noch immer nicht ihre Wasser-Magie trainieren konnte. Klar, sie heilte einmal in Airkou Amylies Kopfverletzung, das war aber auch schon alles. „Dann trainiere sie jetzt. Einen besseren Zeitpunkt gibt es nicht.“, Vector redete einfach drauf los. Fragend schaute Amylie zu ihm rüber: „Meinst du mich…?“ Lachend schüttelte er den Kopf, „Nein, ich meine Zarill und ihre Wasser-Magie. Du könntest natürlich deine Schnelligkeit trainieren, Amylie, aber…“ „Willst du damit andeuten, dass ich ne Schnecke bin, Priester!?“, sie hob drohend die Faust, während sie ihn anschnauzte. „Amylie…“, unterbrach Cekiu das Gespräch, der auf der anderen Seite des Tisches saß, „Ich finde dass das eine gute Idee ist. Zarills Fähigkeiten sind für uns wirklich wichtig. Immerhin kann sie uns heilen, falls es mal einen Notfall gibt.“ Ein bisschen verwundert sah Zarill zu ihm rüber, dann durch die Runde. „Mag sein… aber ich kann doch nicht meine Heilmagie trainieren, wenn es nichts zum heilen gibt… oder? Vector?“ „Tja…“, er kratzte sich am Kopf, „Daran habe ich auch nicht gedacht.“ Amylie kam zu der Bürgermeistertochter rüber und klopfte ihr auf die Schulter, „Mach dir nichts draus, ich kann hier drinnen auch nicht meine Schnelligkeit trainieren…“ Unerwartet verließ Cekiu die Runde. Er ging zu einer Holzkiste, die bei der Wand stand und kramte nach etwas. Fragend beobachtete die Crew ihren Kapitän, bis Quarz wieder ein Gespräch anfing: „Ihr könntet doch draußen trainieren!“ „Bei dem Regen…?“, trocken Amylie. „Außerdem ist das bei meinem Heil-Problem nutzlos. Wasser zu kontrollieren hilft uns nicht so viel wie…“, plötzlich wurde Zarill stumm. Cekiu kam wieder in die Runde. Er hatte ein Messer dabei, im nächsten Moment legte er es an seinen Unterarm an. „NICHT!!“, schrieen Amylie, Zarill und Quarz, fast gleichzeitig, als sich der Kapitän quer einen tiefen Schnitt versetzte. Sogar Vector blickte überrascht zu ihm, obwohl er im Vorhinein hätte wissen müssen, was er tun will. „So.“, meinte Cekiu, der mit einer stark blutenden Hand im Raum stand, „Jetzt kannst du heilen.“ „Spinnst du!?“, schrie Amylie, die ihm das Messer aus der Hand riss, „Willst du dich umbringen, Silberfuchs!? Schau doch, ein paar Millimeter tiefer und du hättest deine Pulsader erwischt!“ „Oh… Mist.“, Cekiu blickte auf seine Wunde, dann lächelnd zu Amylie, „Gib noch mal her…“ „NEIN!“ Stumm kam Zarill zu den Beiden hinzu, schaute sich Cekius Schnittwunde an. Dann blickte sie ruhig zu ihm auf: „Danke.“ Lächelnd wurde sie von ihm zurück angeschaut. In diesem Moment dachte Amylie, sie sei in einem Irrenhaus gelandet. Verständnislos starrte sie zwischen den Beiden hin und her: „Danke!? In was für einem Film bin ich hier gelandet?“ „Du verstehst das nicht.“, konnte Vector nur lächeln. Währenddessen legte Zarill ihre Hände auf die Schnittwunde und konzentrierte sich. Ein bisschen schloss sich die Wunde in blauem Licht, mehr passiert aber nicht. Seufzend hob sie ihre Hände weg, schüttelte den Kopf, „Es geht nicht. Der Schnitt ist wohl zu tief.“ „Das bringt nichts.“, so auch Quarz. „Zarill…“, begann Cekiu, „Du musst es weiter versuchen. Es heißt nicht umsonnst Training. Und…“, wieder lächelte er, „Wenn du es nicht schaffst, werde ich mich noch ein paar Mal verletzen müssen, bis du endlich richtig Heilen kannst.“ „Ooooh nein, ohne dem Messer!“, meinte Amylie, während sie die Waffe hinter dem Rücken versteckte. „Ich werde was anderes finden, dazu brauche ich kein Messer.“ „Okay gut, bitte hör auf.“, Zarill versuchte es noch einmal, wieder verschwand nur ein Teil der Wunde. Interessiert versammelte sich die Crew um die Zwei, schaute bei Zarills dritten Versuch zu – bis nur noch eine Narbe zurückblieb, die nach einem weiteren Versuch ebenfalls verschwand. „Na also!“, grinste Vector, Quarz jubelte und Amylie blickte die zwei Verrückten einfach nur seufzend an. Den Rest des Nachmittages wurde wieder Karten gespielt, Bücher gelesen und geplaudert. Quarz wagte einen Blick aufs Deck, weil er wissen wollte, ob es noch regnet – doch statt sich zu ärgern, lief er überglücklich in den Versammlungsraum: „Leeeuuuuteee!! Kommt raus, das müsst ihr euch ansehen!“, er nervte solange, bis ihm die Crew folgte. Überrascht standen alle bei der Türe zum Deck und starrten umher: Schnee. „Schneeeee!“, das Wesen warf sich in die dünne Schicht und machte einen kleinen Schneeengel. Während Zarill mit einem „Wunderschön…“ in den Himmel starrte, konnte Amylie nur ein „Wow…“ von sich geben. Es war ihr erster Schnee. Klar, denn im Feuerviertel schneite es nicht. „Wunderbar.“, meinte Cekiu, „Wir sind morgen am Ziel.“ „Sicher?“, frage Vector. „Sicher.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)