Das Elementarartefakt von Ireilas ================================================================================ 2. Die lang geplante Meuterei ----------------------------- Weit draußen, auf dem blau glitzernden Meer fuhr, langsam, ein großes Schiff mit grauen Segeln. Hoch am Mast wehte eine sehr gefürchtete, weiße Flagge, mit einem Schwarzen Fuchskopf. Niemand sonst auf dem Meer hatte eine weiße, statt einer schwarzen Flagge. War es, um die braven Leute abzulenken, oder zu beruhigen- niemand wusste es. Langsam trottete das vom Sturm beschädigte Schiff mehr ins blaue Gewässer ein. Die Mannschaft hatte eine lange Reise hinter sich, mussten um ihr Leben und für einen großen Schatz kämpfen. Doch schien es, als ob sie diesmal mit leeren Händen heimgekehrt wären. Wer hätte gedacht, dass die 35 Männer ihr Leben riskierten, nur um eine scheinbar kleine Schatzkarte zu erbeuten? Immer mehr Leute dachten langsam, dass ihr Kapitän zu viel saubere Luft zu atmen kriegte und nun völlig durchdrehte. Denn während sich die Mannschaft erschöpft auf Land freute, jubelte ihr Kapitän wegen seiner kleinen Schatzkarte und hatte schon das nächste Ziel vor seinem geistigen Auge. Spät am Abend gingen scheinbar nur wenige Männer am Deck umher- irgendjemand musste schließlich wach bleiben. Am buchenholzigen Geländer gelehnt, schaute der erste Maat aufs Meer hinaus. Er überlegte lange, wann die Zeit reif wäre. Denn niemand auf dem Schiff war gegen seine Meinung über den Kapitän, außerdem wurde die Mannschaft immer unruhiger. Es gab da nur ein Problem - es musste schnell geschehen. Und da es Abend war, überfressen und völlig müde vom harten Tag, war nun die beste Gelegenheit gekommen. Schon im nächsten Moment gab er den Leuten ein klares Zeichen, dass die Stunde nun da sei- sie sollten sich bereithalten. Still war es in der Kapitänskajüte. Am Schreibtisch zurückgelehnt, hielt der Kapitän seine lang gesuchte Schatzkarte gegen das flackernde Licht der Kerze. So viel Zeit und Mühe musste er aufbringen, um raus zu finden, wo dieses wertvolle Stück Papier versteckt war- und nun hielt er es in seiner Hand. Sein silbernes Haar glänzte im Licht, als er sich wieder normal hinsetzte. Keines Wegs war er alt, diese Farbe hatte er schon seit er denken konnte. Da klopfte jemand dreimal gegen seine Tür. Schnell wandte er seine gelben Fuchsaugen der Holztüre zu. Seit wann klopfte jemand um diese Stunde an die Türe des Kapitäns? „Komm nur herein.“ Sagte er ruhig und widmete sich wieder der Karte. Der Erste Maat trat ein, der die knarrende Tür einfach offen lies. Sein strenger Blick passte gut zu seinen kurzen schwarzen Haaren, um die er sich immer sehr sorgfältig kümmerte. Er hatte immer eine Brille auf, an der er leicht zu erkennen war. „Entschuldigen Sie die Störung, ich wollte noch einmal nach Ihnen sehen, bevor ich mich ausruhen gehe. Wenn ich fragen darf, haben Sie schon etwas über die Karte in Erfahrung gebracht?“ „Noch einmal nach mir sehen...?“, der Kapitän legte die Karte zur Seite. Ach herrje - hatte er etwa eine Ahnung, was sein Maat geplant hatte? Jetzt durfte er vor seinem Kapitän bloß nicht nervös werden. „Du brauchst mich doch nicht anzulügen, ich weiß schon lange, was mit dir los ist, Jaques!“, der Kapitän stand auf, „Du willst wissen, wieso ich die Karte unbedingt haben wollte, nicht war?“ So was, er ahnte nicht einmal wie erleichtert sein erster Maat in diesem Moment war. „Also, du kennst sicher die Legende vom Elementarartefakt, das sehr mächtig sein soll.“ Der Erste Maat nickte. „Natürlich. Doch niemand weis genau wie mächtig es wirklich ist, oder?“ Grinsend trat der Kapitän vor seinen Schreibtisch. „Doch, ich! Deshalb sammle ich schon seit Jahren diese alten Papierfetzen. Denn darauf steht die Überlieferung von Tausenden Jahren. Angeblich kann dieses Artefakt Leben zurückgeben, es nehmen und dem Träger Unsterblichkeit verleihen“, er nahm wieder die Schatzkarte zur Hand, „Und diese Karte… zeigt uns, wo das Artefakt versteckt ist.“ Mit immer größeren Augen lauschte ihm sein Maat. Anscheinend war der Kerl doch nicht verrückt! Aber was war nun mit dem Plan…? Der Kapitän sprach weiter: „Und weist du, was ich mit diesem Artefakt vor habe?“ Kopfschüttelnd wurde er angestarrt. „Sobald ich es finde… werde ich es zerstören! So eine unglaubliche Macht darf niemals in Menschenhände geraten- stell dir nur mal vor, was für eine Katastrophe damit ausgelöst werden würde!“ Okay, alles war wie immer. Sein Chef hatte nicht nur einen Vogel, sondern war so Richtig durchgeknallt! Und es konnte sich nur mehr um Sekunden halten, bis der Plan endlich in die Tat umgesetzt wurde. „Nun wissen Sie…“, sprach der Erste Maat, der sich räusperte, „…so eine unglaubliche Macht - wäre es keine Verschwendung, sie einfach zu zerstören?“ „Nein, im Gegenteil! Wir würden die Welt vor einer weiteren Katastrophe bewahren! Aber weist du…“, vertrauungsvoll legte der Kapitän seine Hände auf die Schultern seines viel älteren Maates, der um einen Kopf größer war als er, „…ich will nicht, dass die Crew etwas von dem Ziel erfährt… noch nicht. Also bitte ich dich - du musst versprechen, dass es ein Geheimnis bleibt, von dem nur wir Zwei wissen.“ „Aber natürlich.“, sprach er zu seinem Kapitän der ihm voll und ganz vertraute, „Ich verspreche es Ihnen, solange wir am Leben sind.“ Im Hinterkopf aber, grinste er bei den Worten nahezu heimtückisch. Plötzlich erschallte wie aus heiterem Himmel die Alarmglocke des Schiffes. „Wir werden Angegriffen!“, riefen die Männer durcheinander am Deck, „Jemand greift unser Schiff an!“ Nicht lange überlegte der Kapitän, nickte noch einmal zu seinem verräterischen Freund und schnappte seinen Mantel. Im nächsten Moment rannte er bei der Türe raus, über den Flur. Doch noch bevor er die Treppen erreichte, versperrten einige seiner Leute den Weg. Verwirrt starrte er zu seinen Männern hoch. „Was soll das? Unser Schiff hat ärger, wir haben keine Zeit zu verlieren!“ „Noch genauso dumm und naiv, wie vor Zwei Minuten.“ Schallte es von hinten, als der Erste Maat seine graue Knarre auf ihn richtete… und kalt grinsend im nächsten Moment abdrückte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)