Difference Between Us von flyingAngel (Kann Liebe alle Grenzen überwinden? -Abgeschlossen-) ================================================================================ Kapitel 30: All we are ---------------------- Huhu! Zu diesem Kapitel möchte ich nur sagen, dass besonders Sasukes Gedanken schwer darzustellen waren, aber ich hoffe, ich habe es dennoch einigermaßen hinbekommen. Ob man nun mit dem Schluss zufrieden ist oder nicht, kann jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke, es werden sich vermutlich die Meinungen teilen;) Aber schaut selbst, wozu sich unser lieber Sasuke im Endeffekt entscheidet- für sein Erbe oder für Sakura? Das Kapitel heißt deswegen ‚All we are‘, weil ich beim Schreiben ständig das gleichnamige Lied von One Republic gehört habe!;) Viel Spaß beim Lesen! Eure flyingAngel ~ Stille umfing Sakura, sodass sie sogar ihren eigenen Atem und ihren Herzschlag laut und deutlich hören konnte. Von einer Sekunde auf die andere schlug ihr Herz doppelt so schnell und die Aufgeregtheit von vorhin war mit voller Wucht zurück. Sie fühlte sich, als wäre sie mit unglaublicher Geschwindigkeit gegen eine Mauer gerannt. Gleich würde sie Sasuke gegenüberstehen. Würde ihm endlich die Worte sagen können, die sie ihm schon lange hätte sagen müssen und es dennoch nie getan hatte. Wie er wohl reagieren würde? Am besten dachte sie gar nicht darüber nach, sonst würde sie womöglich wirklich vor Aufregung umfallen. Um sich ein wenig abzulenken, sah sie sich in dem Raum um, in dem Naruto sie gelassen hatte. Anscheinend war es eine Art Abstellraum. Das Zimmer war von relativ normaler Zimmergröße, ungefähr so groß wie ihr Wohnzimmer. Helles Licht fiel durch die Fenster und beschien die aufgestapelten Tische und Stühle an den Wänden. Direkt neben ihr standen ein Kühlschrank und zwei weitere Schränke sowie ein kleiner Rollwagen. Ein leiser Seufzer entwich ihrer Kehle. Sie war nicht nur ein Pechvogel, sie war das alles auch noch selber Schuld. Nicht nur, dass sie das Unglück beinahe magisch anzuziehen schien, sie schien es auch noch herbeizuführen. Eigentlich konnte kaum etwas Gutes hierbei herauskommen, denn sie glaubte kaum, dass Sasuke vor ihr niederknien und seinerseits Liebesschwüre aussprechen würde. Aber das war egal, denn sie würde es endlich tun. Und das zählte. Sakura sah sich weiter in ihrer Umgebung um und machte ein paar Schritte nach vorne. Leicht skeptisch fuhr sie mit einem Finger über einen Tisch neben den Schränken, den man von der Tür aus kaum erkennen konnte. Die Staubschicht darauf war noch zu ertragen, weswegen sie sich kurzerhand darauf niederließ und krampfhaft versuchte, nicht um den Schrank neben sich zu spähen und die Tür anzustarren. Sie war noch nie besonders geduldig gewesen, obwohl ihr Vater zu ihr immer „Geduld ist eine Tugend, Sakura“ gesagt hatte. Aber jetzt war ihr Geduldsfaden wie nie zuvor gespannt. Immer wieder strich sie sich durch ihre Haare und bearbeitete ihre Fingernägel, während sie versuchte Ruhe zu bewahren. Wie sie Warten hasste! Ihre Nerven sahen gerade vermutlich aus, als wäre eine Horde Bullen darüber getrampelt. Wie lange brauchte Naruto denn auch, um Sasuke zu holen? War etwa etwas dazwischen gekommen? Vielleicht hatte jemand sie gesehen? Oder Naruto hatte Sasuke erzählt, was ihn erwartete und er weigerte sich zu ihr zu kommen? Oh Gott, nein. Sie durfte nicht so viel nachdenken. Als sie schon dachte gleich auszurasten, wurde plötzlich die Tür aufgemacht. Sakuras Herz blieb für eine Sekunde stehen und ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Automatisch drückte sie sich sofort an die Wand hinter sich, damit man sie nicht sofort beim Betreten des Raumes sehen konnte. Sie wagte es nicht, um den Schrank herum zu der Tür zu sehen. „Was wolltest du mir denn so dringendes hier zeigen?“, hörte sie Sasukes kühle Stimme ein wenig gereizt fragen und jetzt war wohl der Zeitpunkt gekommen, an dem ihr Herz ihr beinahe aus der Brust springen wollte. Ein leises Keuchen entwich ihrer Kehle, alle Gefühle strömten angesichts seiner Stimme auf sie ein. Für einen Augenblick raubte es ihr den Atem und sie schloss die Augen. Oh Gott, er war wirklich hier. Ihre Nackenhaare richteten sich wie Antennen auf. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, spürte sie seine Präsenz überdeutlich. Als sie sich, am ganzen Körper zitternd, schließlich von dem Tisch gleiten ließ und in Sasukes Blickrichtung trat, war sie kurz vor einer Ohnmacht. Vorsichtig hob sie ihren Blick und sah geradewegs in Sasukes rabenschwarze Augen. Der Uchiha schien wie vor eine unsichtbare Wand gestoßen. Er konnte seine Überraschung nicht verstecken, seine Augen weiteten sich bei ihrem Anblick. Für Sakura blieb die Welt stehen, während sie ihm in die Augen sah. Sie nahm nichts anderes mehr wahr, auch nicht, wie Naruto die Tür hinter sich schloss und beide alleine in dem Raum zurückließ. Anscheinend hatte Sasuke seinen Atem angehalten, jedenfalls hörte man nach einer Weile wie er geräuschvoll ausatmete. „Sakura“, sagte er monoton und starrte sie weiterhin unverwandt an. Sie nickte. Es war so vertraut und doch so fremd . Eine merkwürdige Distanz herrschte zwischen ihnen und Sakura hielt Abstand, weil sie fürchtete, ihn nicht mehr loslassen zu können, wenn sie ihn auch nur ein Mal anfasste. Dennoch war der Drang danach ihn zu berühren beinahe übermächtig. „Du siehst gut aus“, meinte er schließlich. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Die Frage, wie es ihr ging, sparte er sich anscheinend. Das wussten sie wohl beide. „Du lügst. Ich sehe grauenhaft aus“, erwiderte sie und tatsächlich zuckten seine Mundwinkel verdächtig, als wollte er sie zu einem Lächeln heben. „Du siehst allerdings auch nicht besonders…ausgeschlafen aus.“ Es stimmte. Zwar hatte er wie immer einen schicken Anzug an, die Haare saßen und alles schien perfekt, aber die Schatten unter seinen Augen waren nicht zu verleugnen. Seine Haltung verriet wie immer nichts von seiner anscheinenden Anspannung, aber Sakura glaubte ihn gut genug zu kennen, um zu sehen, dass ihn ihre Worte trafen. Aber wenn sie ehrlich war, erfüllte sie der Gedanke, er hätte in den letzten Tagen wegen ihr weniger geschlafen und genauso gelitten wie sie, mit einer wohligen Wärme. Konnte es sein, dass sie ihm tatsächlich nicht so egal war, wie sie in manchen schlechten und einsamen Momenten der letzten Woche geglaubt hatte? Der Uchiha zuckte leicht mit den Schultern, mehr hatte er dazu wohl nicht zu sagen. „Entschuldigung, dass ich nicht auf dich gehört und dich nicht in Ruhe gelassen habe“, sagte die Rosahaarige plötzlich leise und senkte ihren Blick wieder. „Die Anrufe mit unterdrückter Nummer waren also von dir?“,hörte sie Sasuke fragen, aber er klang nicht anklagend oder wütend. Ein wenig zögerlich nickte sie. „Das habe ich mir schon gedacht. Du hast immer sofort aufgelegt.“ Es war öfters gewesen, als Sakura hätte zugeben wollen, dass sie der Versuchung nicht widerstanden und ihn angerufen hatte. Eigentlich hatte sie nie gewusst, warum sie es tat und was sie von ihm zu hören erwartete , wenn sie ihn erst einmal angerufen hatte, aber das hatte sie nicht davon abgehalten. Der Drang seine Stimme zu hören war zu stark gewesen- als er sich dann jedoch mit seinem Namen gemeldet hatte, war ihr Finger sofort zu dem roten Auflege-Knopf gewandert. Feige. Sie schwiegen sich eine Weile an. Zwar wollte die Haruno endlich etwas sagen, aber sie konnte nicht. Die Angst und die Aufregung schnürten ihre Kehle zu. „Also, Sakura. Was machst du hier?“, fragte Sasuke schließlich leise. „Wolltest du mich nur sehen? Dann würde ich nämlich sagen, dass du dir einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht hast.“ Als wenn sie das nicht selber wüsste. „Das wollte ich auch, aber ich…eigentlich bin ich hier um dir etwas Wichtiges zu sagen“, nur schwer brachte sie diese Worte heraus. Ihre Hand suchte nach einem Halt und fand das Brett des Schranks neben ihr. Sie stützte sich daran ab und rammte ihre Fingernägel schmerzhaft in das harte Holz. Ihre Augen blickten noch immer zu Boden und ihr Kopf wollte ihr nicht die nächsten Worte formulieren. Sasuke schien zu ahnen, in welche Richtung ihr Geständnis gehen sollte. „Denkst du wirklich, dass das jetzt noch von Belang ist?“, fragte er und versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben, aber sie zitterte verdächtig unsicher. „Das ist es immer.“ Hatte er etwa Angst vor dem, was sie ihm sagen könnte? Aber warum? Das es nicht großartig etwas ändern würde, war ihre ohnehin klar. Deswegen wusste sie auch nicht, ob es sie beruhigen oder beunruhigen sollte, dass er ebenso unsicher und vermutlich aufgeregt war wie sie. Beruhigen konnte es sie aber nicht, selbst wenn sie versuchte es sich einzureden- wahrscheinlich hätte das nichts in diesem Augenblick tun können. Da tat es sie schon eher beunruhigen… Aber im Prinzip war es sowieso egal. Sie durfte ihre Zweifel jetzt nicht überhand gewinnen lassen. Schließlich war sie jetzt hier und stand vor ihm und wusste, dass sie es tun musste. Darüber hatte sie sich vorher doch genug Gedanken gemacht. Was er dazu sagen würde, durfte für sie keine Rolle mehr spielen. Es gab kein Zurück mehr. Ein letztes Mal holte sie tief Luft, bevor sie aufblickte und in die rabenschwarzen Augen vor sich sah. Alle nebensächlichen Gedanken verdrängend machte sie einen Schritt auf ihn zu. „Sasuke…ich…weiß, vermutlich willst du das nicht hören, aber ich…ich…“, stotterte sie unbeholfen, rang um Worte. Zum Schluss hauchte sie die letzten nur noch vor sich hin: „...liebe dich.“ Zwar hatte sie leise gesprochen, sodass Sasuke sie vielleicht gar nicht hätte hören können. Es reichte allerdings ein Blick in sein geschocktes Gesicht, um ihr zu zeigen, dass er sie sehr wohl verstanden hatte. Und das er nicht einmal im Ansatz dazu fähig war seine Gefühle zu verstecken, zeigte ihr, wie fassungslos er war. „Die Verlobung und die spätere Heirat mit Hinata spielen dabei keine Rolle für mich. Sie werden nie etwas daran ändern können“, mit jedem Wort wurde ihre Stimme kräftiger, ihre Entschlossenheit stärker. Bis schließlich alles förmlich aus ihrem Mund sprudelte. „Glaub mir, ich wünschte auch, es wäre anders. Ich wünschte, ich könnte jemand anderen lieben und dich für immer vergessen, sodass wir beide glücklich werden können. Aber das kann ich nicht. Ich kann mich nicht ‚entlieben‘. Ich kann dich nicht vergessen. Und ich kann auch nicht ohne dich glücklich werden. Es geht einfach nicht und war es mir nicht schon längst klar gewesen, dann ist es mir in der letzten Woche endgültig klar geworden.“ Sasukes Gesichtsausdruck änderte sich nicht, obwohl er versuchte seine Gefühle wieder hinter den Schleier der Gleichgültigkeit verschwinden zu lassen. Sakura konnte ihn verstehen. Zuerst tauchte sie wie aus dem Nichts ausgerechnet hier auf und dann sagte sie ihm noch all das, was sie für ihn empfand. Das, was sie in all den Monaten des Zusammenseins nicht gesagt hatte. Erst jetzt, wo ihre Beziehung scheinbar endgültig aus zu sein schien. Eine Zeit lang schwiegen sie, in der der Uchiha sowie Sakura zuvor nach Worten suchte. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, brachte er schließlich heraus und strich sich aufgelöst durch das schwarze Haar. Unbewusst war er ein wenig zurückgewichen. „Es tut mir Leid, aber das…das ist einfach zu viel für mich.“ Wenn Sasuke Uchiha das zugab, dann musste wirklich etwas geschehen sein. Die Rosahaarige nickte nur und sagte traurig lächelnd: „Ist okay. Das verstehe ich.“ Ein ‚Ich liebe dich auch‘ hatte sie ohnehin nicht erwartet. Dennoch traf es sie mehr, als sie zugeben wollte, dass er rein gar nichts dazu zu sagen hatte. Aber der Herr Uchiha war noch nie ein Herr vieler Worte gewesen, dass hatte sie gewusst. Wieso fraß sich dann langsam der Schmerz der Enttäuschung und Zurückweisung, wie sie es vorausgesehen hatte, in ihr Innerstes? Plötzlich jedoch streckte der Schwarzhaarige etwas zögerlich seine Hand nach ihr aus. Ohne weiter darüber nachzudenken machte die Haruno einen weiteren Schritt auf ihn zu, sodass sie ihm nun nah gegenüber stand. Langsam hob er seine Hand und legte sie schließlich wie selbstverständlich auf ihre gerötete Wange. Sie spürte, wie ein Zittern durch seinen Körper fuhr. Oder war es ihrer? Obwohl seine Hand kühl war, wurde ihr unglaublich warm. Ihre Augen verfingen sich wie so oft in den seinen und sie glaubte, nein, sie wusste, das Worte nicht nötig waren für das, was er ihr sagen wollte. Es war ein Geheimnis zwischen ihnen, was sie allein in seinen Augen lesen, an seinem Verhalten erkennen konnte. „Wieso machst du mir das alles so verdammt schwer?“, flüsterte er leise. Sakura setzte zum Sprechen an, konnte ihm aber nicht antworten. Aber das hätte er wohl auch nicht erwartet. Schließlich wussten sie beide, dass sie das nicht tat, um es ihm schwer zu machen. Denn im Endeffekt würde sie diejenige sein, die es schwerer haben würde, wenn er sich wieder auf sie einließ. In dem Moment, in dem Sakura ihm tatsächlich eine Antwort geben wollte, wurde die Tür geöffnet und sie und Sasuke stoben auseinander. Allerdings war es nur Naruto, der gehetzt seinen Kopf in den Raum reinsteckte. Ein Funken Neugier brannte in seinen Augen, aber er redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Sasuke, sie suchen nach dir. Dein Vater will eine Rede halten. Den Gästen noch einmal für ihre Spenden danken, seine Autos preisen und so weiter...“ Was das ‚und so weiter‘ hieß, wussten alle Anwesenden. Sasukes Vater sah den Zeitpunkt gekommen, an dem sein Sohn endlich seine Verlobung bekannt geben sollte. „Ich komme“, sagte Sasuke nach einigen Sekunden Stille und griff bereits nach der Türklinke. Jedoch drehte er sich noch einmal zu der erstarrten Sakura um. Ein ernster und flehender Ausdruck trat in seine Augen, den sie vorher noch nie an ihm gesehen hatte. „Bitte, geh nach Hause.“ Seine Bitte war klar und deutlich, aber in seinem Blick lag noch etwas ganz anderes. Nämlich eine brennende Frage, auf die Sakura ihm aber keine unparteiische Antwort geben konnte. Was soll ich tun? ~ Noch nie war Sasuke unglaublich gut darin gewesen seine Gefühle jemandem zu sagen, geschweige denn sie in irgendeiner Art und Weise auszudrücken. Auch in diesem Moment konnte er seinen Gemütszustand nicht besser beschreiben: Fassungslos. Einfach nur fassungslos. Fast fühlte der Schwarzhaarige sich, als sei er von einem Hurrikane davon gerissen und stundenlang in der Luft umher gewirbelt worden. Das Gefühl der Taubheit in seinem gesamten Körper und die Übelkeit machten es ihm dabei nicht unbedingt leichter seine Fassung zu wahren. Denn nur mit Mühe und Not konnte er es sich verkneifen laut schreiend loszulaufen. Weg von dieser Menge, die so erwartungsvoll zu ihm aufsah, Naruto mit eingeschlossen. Weg von den vielen Journalisten und Fotografen, die sich mit gezückter Kamera und Stift gierig bereit machten. Weg von seinem Vater, der neben ihm stand und für ihn in diesem Augenblick völlig unverständliches Zeugs redete. Einfach weg von dieser Bühne, auf der er wie ein Präsentierteller stand und fast glaubte, jeder würde ihm ansehen, was er gerade dachte, obwohl seine gewohnte, kühle Maske auf seinem Gesicht lag. Und vor allem weg von Sakura, die trotz seiner Bitte ganz hinten im Publikum stand. Heiße Wut und Machtlosigkeit packten Sasuke bei dem Anblick der Rosahaarigen. Nie hörte diese verdammte Frau auf ihn. Nicht ein einiges Mal! Immer musste sie ihren Dickkopf durchsetzen und dabei schien es ihr völlig egal zu sein, was sie damit anrichtete- was sie in ihm anrichtete. Zuerst hielt sie sich nicht an das, was er gesagt hatte und brach den Kontakt zu ihm völlig ab. Um ihrer selbst Willen hätte sie schließlich alles von ihm löschen können, mit eingeschlossen seine Handynummer. Natürlich hatte er gewusst, dass sie diejenige gewesen war, die ständig mit unterdrückter Nummer bei ihm angerufen hatte und dennoch hatte er abgenommen. Schlicht und ergreifend hatte er dem Drang danach, ihre Stimme zu hören, nicht widerstehen können. Hätte sie ihn jedoch nicht in Versuchung geführt, dann wäre es erst gar nicht dazu gekommen. Denn viele mochten meinen, dass ihm die letzte Woche nicht viel Kopfzerbrechen bereitet hatte- und daran war er auch nicht ganz unschuldig- jedoch lagen sie damit völlig daneben. Niemandem hatte er etwas von seinen Gedanken oder Gefühlen offenbart und keiner, bis auf Naruto und Hinata, hatte vermutlich bemerkt, wie dreckig es ihm ergangen war. Schlaflose Nächte. Ständiges Harren mit sich selbst. Die Sehnsucht nach ihr, die er immer vor sich selbst leugnete. Nein, bei Gott. Gut war es ihm in dieser Woche wirklich nicht ergangen, aber er hatte sich nicht beschwert. Schließlich war er derjenige gewesen, der es beendet hatte. Immer wieder hatte er sich eingeredet, dass es richtig für sie beide war. Das er sich schon lange entschieden und es dazu hatte kommen müssen. Sakura hatte gewusst, worauf sie sich einließ. Damals hatte er nicht geahnt, wie viel ihm das Ganze ausmachen würde und das war eigentlich das Problem. Am Anfang, nach der Trennung, war es mehr als schwer für ihn gewesen, weil ihm ständig Zweifel an seiner Entscheidung gekommen waren. Besonders nachts, wenn er zwar neben Hinata im Bett lag, aber sich dennoch mehr als alleine fühlte. Würde das ewig so sein, selbst wenn sie verheiratet waren? Und war er selbst Schuld daran? Hatte er sich selbst in sein Unglück getrieben, nur für ‚irgendeine‘ Firma? Aber er wäre nicht Sasuke Uchiha, wenn er nicht unangenehme Gedanken- besonders unangenehme Gefühle- schön reden oder ausblenden könnte. Er hatte sich immer wieder zugeredet, dass er das nicht für ‚irgendeine‘ Firma tat. Es würde bald die Seine sein, für die er rechtmäßig hart und lange gearbeitet hatte. Und das Argument hatte tatsächlich gewirkt. Von Tag zu Tag war ihm alles leichter gefallen, das Handy hatte er einfach öfters beiseite gelegt, um gar nicht erst in Versuchung zu geraten und bis auf die letzte Nacht hatte er sogar drei Tage lang mehr als fünf Stunden schlafen können. Hörte sich doch alles ganz in Ordnung an, oder? Doch war da tatsächlich mal so etwas wie endgültige Entschlossenheit gewesen, dann war sie so eben mit einem Schlag zerstört worden. Sie warf ihm einfach diesen ‚Ich liebe dich‘-Brocken hin und dann war es seine Sache, ob er ihn aß? Nur wussten sie beide, wenn er von dieser verbotenen Frucht abermals kosten würde, bestand für ihn die Gefahr daran zu ersticken. Ein kaum hörbares Seufzen entglitt dem Uchiha, während seine Augen wieder zu Sakura huschten. Dachte sie denn, er wüsste nicht, wie angespannt sie momentan war? Vermutlich war sie kurz vor einem Zusammenbruch und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass das alles nur ein Albtraum war. Schnell wandte er seinen Blick wieder von ihr ab. Genau das war der Grund gewesen. Natürlich hätte er trotz seiner nun bald öffentlichen Verlobung weiterhin eine Affäre mit ihr führen können…Aber so funktionierte das nicht. Er hatte sie nie wieder so sehen wollen. Die Menschen, die ihn nicht kannten, hielten ihn für gefühlskalt. Aber ganz der Wahrheit entsprach es nicht- zumal er weder dumm noch blind war. Umso näher die Bekanntmachung der Verlobung gerückt war, umso mehr hatte er Sakuras Leiden gesehen. Und umso größer der Schmerz in ihren Augen geworden war, umso weniger hatte er dort hinein sehen können, weil er sich jedes Mal selbst dafür hasste. Bis zu dem besagten Tag vor einer Woche hatte er das Ausmaß der Situation nicht sehen wollen. Hatte es immer wieder verdrängt, weil er eigentlich ganz genau selbst gewusst hatte, was er würde tun müssen. Und als sie ihm dann auch noch diese Worte an den Kopf geschmissen hatte, war es vorbei gewesen. Ja, sie hatte es in ihrer Wut gesagt, aber hinter den Worten hatte dennoch die Wahrheit gesteckt. Deswegen hatte er mit ihr Schluss gemacht, genau aus den Gründen, die er ihr genannt hatte. Er wollte sie nicht mehr leiden sehen. Eigentlich hätte er auch nicht zurückgehen sollen, um es noch einmal endgültig abzuschließen. Und was am Ende geschehen war…darüber wollte er gar nicht erst nachdenken. Er wusste ja selbst nicht, wieso er es getan hatte. Sasuke schielte neben sich und sah Hinata stocksteif neben sich stehen. Die Blauhaarige starrte stur geradeaus und er meinte beinahe selbst zu spüren, wie sehr sie zitterte. Die Hyuga war diejenige gewesen, die ihm gestern eine Erklärung für sein Verhalten gegeben hatte. Zögernd hatte er ihr die Details des Abends geschildert und ihr diesmal sogar erzählt, wozu es am Ende geführt hatte. Bisher hatte er das verschwiegen, weil er gedacht hatte, dass sie es nicht verstehen und entsetzt sein würde, aber zu seiner großen Überraschung war das Gegenteil eingetreten. „Ich verstehe dich, Sasuke“, kamen ihm ihre Worte wieder in den Sinn. „Wahrscheinlich wirst du es selber kaum so bewusst wahrgenommen haben, aber ich denke, du hast mit ihr geschlafen, weil das die einzige Zeit für euch war, in der du ganz ihr und sie ganz dir gehören konnte.“ Die Worte hatten ihn sprachlos gemacht. Er hatte das weibliche Einfühlvermögen eindeutig unterschätzt. Hinata war nach ihrem Gespräch mit ihm zu Naruto gegangen- und erst am nächsten Morgen zurückgekehrt. Der Uchiha wusste, was das zu bedeuten hatte, aber es machte ihm nichts aus. Es würde ihm nie etwas ausmachen. Hinata war in seinen Augen eine tolle Frau und eine gute Freundin, aber mehr würde sie nie sein. Die Einsicht schmerzte, dass sie nie so sein konnte, wie Sakura es für ihn war. Es war wirklich unglaublich, wie diese Frau es geschafft hatte, ihm in keinem ganzen Jahr dermaßen den Kopf zu verdrehen! Für ihn war es unbegreiflich, wie sie das hinbekommen hatte. Denn bevor er sie getroffen hatte, hatte er nicht eine Sekunde an der Verlobung gezweifelt. Es war wie das Studium einfach eine Bedingung seines Vaters gewesen, um Uchiha Motors und Hyuga Vehicles erben zu können. Ihm hatte sich nie Frage gestellt, ob es richtig war, sich derart an Hinata zu binden und somit ausschließ je eine andere Frau haben zu dürfen. Und auch sein Vater schien nie einen Gedanken daran verschwendet zu haben. Wenn Sasuke es sich recht überlegte, hatte sich sein Vater allgemein nie viel Gedanken darum gemacht, was sein Sohn wollte und was nicht. Hätte Sasuke bestimmen können, wer wusste schon, ob er dann wirklich so lange Zeit im Ausland geblieben wäre? Plötzlich stieg ein völlig neuartiges Gefühl in dem Schwarzhaarigen hoch. Ein Gefühl, als würden ihm schwere Ketten angelegt, die es ihm unmöglich machten, sich frei zu bewegen. Seine Lippen hart aufeinander pressend versuchte er weiter ruhig zu bleiben. Es war spät, aber nicht zu spät, um eine Entscheidung zu fällen. Eine Entscheidung, von der er gedacht hätte, sie schon längt gefällt zu haben. Aber Sakuras Auftreten hatte seine Gefühle und Gedanken wieder völlig durcheinander geworfen. Im Prinzip hieß die Frage nur: Sein Erbe, seine Familie- besonders sein Vater- oder Sakura, seine Freiheit und sogar das Glück Hinatas und Narutos? Verdammt! Er sah zu seinem Bruder, der neben seinem Vater stand. Das erste Mal in seinem Leben beneidete der Jüngere seinen älteren Bruder. Vermutlich hatte dieser das Richtige getan und das schon früh genug. Er hatte sich gegen das Erbe und für seine Freiheit entschieden und anscheinend war er glücklich damit. Zumindest musste er sich nicht mehr mit dieser Entscheidung rumplagen! Sein Kopf schwirrte ihm von den vielen Gedanken. Er wusste ganz genau, was sein Kopf von ihm verlangte. Schließlich war er ihm jahrelang gefolgt. Sein Erbe war alles, was zählte und dafür tat er alles, was in seiner Macht stand. Würde er Hinata heiraten, hätte er sein Ziel erreicht. Die Folgen waren ein Leben als mächtiger Geschäftsführer, er würde in seinem Element sein und der Welt zeigen, was er konnte. Seinem Vater beweisen, was in ihm steckte. Auf der anderen Seite war da Hinata, seine Vorzeigefrau und Naruto, der Mann, den sie liebte. Es war klar, dass die beiden leiden würden. Über Sakura wollte er gar nicht erst nachdenken. Ein Leben ohne sie…Wollte er das? Oder konnte er das überhaupt noch? Es war keine Frage mehr, was sein Herz wollte. Würde er auf das hören, was er sonst immer ignoriert hatte, würde er mit Sakura zusammen sein. Wer wusste schon, ob für immer. Aber sie würden zusammen sein. Er würde er selbst sein können, wie bei sonst keinem. Er würde sich ständig mit ihr streiten können, so gut, wie er es mit sonst keinem konnte. Er würde sie sehen können, wann und wo er wollte. Die Vorstellung war erschreckend schön. Ziemlich erschreckend schön sogar. „Abschließend möchte ich mich noch bei Ihnen allen für die zahlreichen Spenden bedanken“, drang plötzlich die Stimme seines Vaters an sein Ohr Sofort wurde er hellhörig. War es etwa soweit? Wollte er jetzt…? Oh Gott, er war noch nicht so weit! „ Ich bin sicher, dass sie etwas bewegen werden, wenn es auch nur ein wenig ist. Meiner Meinung nach, sollte wir alles tun, was in unserer Macht steht, um anderen Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht wie uns. Wir könnten schließlich an ihrer statt sein und würde uns sicher über eine kleine Gabe freuen. In diesem Sinne danke ich Ihnen herzlich, dass sie diese Meinung scheinbar mit mir teilen.“ Die Menge klatschte laut und auf Katsumi Uchihas Gesicht legte sich ein selten gesehenes Lächeln. „Wenn sie dann noch Geld übrig haben, dürfen sie es natürlich dennoch gerne für Dinge ausgeben, die Ihnen sicherlich viel Freude bereiten dürften. Ich darf nur noch einmal auf das neueste Model von Uchiha Motors hinweisen, UM707K7“, er zwinkerte und die Menge lachte. Sasuke drehte sich der Magen um. Als sich die Menge wieder soweit beruhigt hatte, wurde Katsumis Lächeln größer. „Und jetzt möchte ich noch durch meinen Sohn, Sasuke, eine Ankündigung machen, die mich mit großem Stolz erfüllt.“ Mit einem Schlag war es still in dem Saal und Sasuke hörte seinen Herzschlag überdeutlich, fast bekam er keine Luft mehr. Er brachte keinen Ton heraus, er konnte das jetzt nicht. „Wie sie vielleicht wissen, studiert mein Sohn BWL und wird demnächst höchst erfolgreich sein B.A. Studium abschließen, um es dann in einem Magisterkurs weiterzuführen.“ Der Ältere sah seinen Sohn an, der blass zurückstarrte. „Doch nicht nur das wird sein Leben grundlegend verändern. Von dem anderen Ereignis sollte er ihnen jedoch selber erzählen.“ Kurz nickte er seinem Sohn zu, was ihm bedeutete, dass er nun an der Reihe war. Sein Vater trat einen minimalen Schritt zurück und sofort spürte Sasuke, wie sich alle Augen auf ihn richteten. Leises Getuschel war zwischen den Reihen zu hören. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte der Schwarzhaarige tatsächlich den Entschluss gefasst, einfach wegzulaufen. Aber seine Beine wollten sich nicht bewegen und würde er jetzt einen Ton sagen, würde nichts aus seinem Hals herauskommen. Schnell. Jetzt galt es sich zu beruhigen, um es dann hinter sich zu bringen. Nur was er sagen wollte, war ihm immer noch nicht klar. ‚Oh Gott, hilf mir‘, dachte der Schwarzhaarige panisch. Ganz automatisch sah er zu Sakura. Sie hatte ihre Lippen fest aufeinander gepresst und ihre Arme schützend vor ihrem Körper verschränkt. Naruto stand neben ihr, mit versteinertem Gesicht, und hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt. Aber in diesem Augenblick konnte er kaum auf seinen besten Freund achten, sein ganzes Augenmerk lag auf Sakuras Gesicht. Auf ihren Augen, in die er schon tausend Mal gesehen hatte und jedes Mal wieder von ihnen fasziniert war. Ein Leben ohne je wieder in dieses Grün sehen zu können, ohne je wieder ihre Stimme zu hören. Ein Leben ohne sie. Das erwartete ihn, wenn er die Worte aussprach, die sein Vater von ihm erwartete. Sein Mund öffnete sich ganz von alleine, er konnte nichts mehr dagegen tun. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte er seine Worte nicht ändern können. „Mein Vater hat Recht, mein Leben wird sich grundlegend ändern“, hörte er sich selber sagen und betete inständig, dass er das Richtige tat. „Doch das hat es schon vor einiger Zeit getan und zwar mehr, als ich es je für möglich gehalten hätte.“ Er schwieg einen Moment und sah, wie sich Sakuras Augen weiteten. „Meine Damen und Herren, die von meinem Vater bereits erwähnte Ankündigung betrifft eine Verlobung. Meine Verlobung mit Sakura Haruno.“ In dem Moment, in dem er die Worte ausgesprochen hatte, brach um ihn herum die Hölle los. Alles rief durcheinander, bombardierte ihn mit Fragen und er spürte neben sich mehr als einen fassungslosen Blick. Er jedoch sah weiterhin Sakura an, die zurückstarrte und plötzlich mit einem dumpfen Aufprall zu Boden sank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)