Cruel, bloody Paradise von abgemeldet (Ihr heiliges Spiel um meine verdammte Seele) ================================================================================ Kapitel 54: Calix von Asciae ---------------------------- Meine Story is 2 Jahre alt geworden... hat aber iwie keiner gemerkt^^ Egal! Hier ist erstmal ein neues Kappi. Viel Spaß beim Lesen! Mit sicherem Schritt verließ Rion das Haus in welchem Roen seine Verletzung auskurierte. Es war ein beruhigendes Gefühl für ihn sich mit eben diesem ausgesprochen zu haben. Schließlich war es eher unwahrscheinlich für Rion den jungen Ritter jemals wieder zu sehen. So stapfte er durch die nächtlichen Straßen hinauf zur Kapelle in der Trench bereits eine Weile auf ihn warten musste. „Junger Herr“, sprach ihn plötzlich eine starke Männerstimme an, „Ihr geht bereits?“. Rion erkannte ihn. Es war der bärtige Ritter, welcher stets an Roens Seite stand. „Ja“, nickte er ihm zu, obwohl der Bärtige dies nicht sehen konnte, „Mein Kumpel und ich ziehen weiter“. „Das ist sehr schade, junger Herr“, gestand der Mann ganz offen, „Jetzt wo Sir Roen eine Weile ausfallen wird, könnten wir einen Kämpfer wie euch sehr gut gebrauchen“. „Roen wird es schnell wieder besser gehen“, wiegelte Rion seine Bitte ab, „Ich halte die Ritter des Ordens für fähig genug. Ihr braucht mich nicht“. „Aber die Übergriffe der Dämonen nehmen immer stärker zu“, warf er ein. Rion zögerte kurz: „Ja, ich weiß… ich werde mich an anderer Stelle darum kümmern“. „Auf der Insel aus Feuer, ist es nicht so?“, fragte er offen. Rion hob die Augenbraue: „Du hast uns belauscht?“. Der Bärtige senkte ertappt den Blick: „Das ist wahr. Ich kann es nicht leugnen“. „Ich verstehe eure Angst, aber ich verspreche euch mich darum zu kümmern. Haltet noch ein wenig länger durch. Ich suche nach einer Lösung für all das. Aber zuerst muss ich dorthin gelangen um meine Freunde zu retten. Dann kümmere ich mich um die Splitter…“. „Die Splitter…“, der Ritter stockte. Es schien, als blieb ihm der Atem weg: „Von solcher Wichtigkeit ist also eure Mission hier, junger Herr? Dann geht mit dem Segen unseres Schutzgottes und dem Segen des legendären Helden. Wir werden für eure Unversehrtheit beten. Möge eure Mission schnell von Erfolg gekrönt sein“. „Wie heißt du eigentlich?“, wollte Rion mit einem Lächeln von ihm wissen. Er verbeugte sich leicht: „Mein Name ist Adamus“. „Dann wünsche ich dir und deinen Rittern viel Glück und Kraft für den Kampf mit den Dämonen, Ritter Adamus“, entgegnete Rion ihm und wandte sich zum Gehen. „Wartet“, hielt er Rion am Arm zurück. Seine Augen funkelten durch das nächtliche Grau: „Junger Herr, wie gedenkt ihr dorthin zu gelangen?“. Rion zuckte mit den Achseln und zeigte ihm den Wasserkristall: „Ich habe noch keine Ahnung. Aber das hier soll der Schlüssel sein. Ich hab nur keinen Plan für was…“. „Diese Dinge sind auch fern ab von mir“, musste Adamus zugeben, „All diese magischen, mystischen Dinge haben nach meinem Gedenken nur wenig wert. Hexenzeugs“. Um seine Ablehnung zu unterstützen, spuckte er auf den Boden neben sich. „Mag sein…“, überlegte Rion laut, „Aber ich habe nicht gerade tausend Möglichkeiten zur Auswahl. Es ist ja nicht so als könnte ich es mir aussuchen“. „Nein, da habt ihr natürlich recht“, nickte Adamus rhythmisch. Rion seufzte leise und steckte den Wasserkristall zurück. „Vielleicht habe ich trotzdem etwas für euch…“, begann Adamus nach einem Moment der Stille. Rion blickte ihn erwartungsfroh an. „Ich kann euch nicht sagen ob es ein Gerücht ist oder die Wahrheit, doch es soll tief im Nordosten des Landes, in einer Höhle nahe der Stadt Ruderis ein Wesen mit Namen -Calix von Asciae- geben, welches im Umgang mit Artefakten geübt ist. Vielleicht vermag dieser euch bei eurer gefährlichen Mission zu unterstützen?“. Rion war dankbar: „Ruderis, hm? Ich werde es mir ansehen. Danke“. So verabschiedete man sich und Rion brach zusammen mit Trench ins Ungewisse auf. Ihr Weg führte sie weit nach Nordosten. Zu jener beschriebenen Stadt mit dem fremdartigen Namen Ruderis. Endlich hatten Rion und Trench die abgelegene, gut versteckte Kleinstadt erreicht. Die unbefestigten Straßen waren Sandbedeckt und trostlos. An den Rändern der Wege verdorrte das Gras und nahm eine gelbliche Färbung an. Kein Mensch war zu sehen. Der Ort wirkte wie ausgestorben. Eine Totenstille lag über der Stadt. Die Fenster waren so staubig, das ein Blick hinein trotz darüber wischen nicht möglich war. Trotz beharrlichem Rufen gewährte man ihnen keinen Einlass. „Dieses Drecksloch hat ja noch nicht mal eine Taverne oder einen Gasthof“, erkannte Rion angenervt, nachdem sie eine nicht unbeträchtliche Zeit mit der Suche verschwendet hatten. „Das ist das Letzte was ich jetzt noch brauchen könnte“, ärgerte er sich. So verließen sie diesen Ort in Richtung der sich in den Himmel schraubenden Berge. In der Hoffnung die besagte Höhle möglichst schnell und ohne weiteren Zeitverlust zu erreichen. Die Suche erwies sich erneut als schwieriger als erhofft. So teilten die Beiden sich einvernehmlich auf, um möglichst fix zu einem Ergebnis zu kommen. Rions Augen überflogen den Boden und den Fuß des Bergmassivs, welches sich wie ein Kamm durch die Klippenlandschaft zog. Die Spitzen der Felsen waren von seinem Standpunkt aus nicht zu sehen. Sie verschwanden in den Wattebäuschen am azurblauen Himmel. Ein beinahe wunderschönes Bild, das ein Gefühl von Freiheit in ihm weckte. Trotzdem er sich so winzig klein und unbedeutend fühlte dort unten zu stehen. Er wischte den Gedanken mit einer Handbewegung hinfort, mit der er sein Blickfeld von nervigen Haarsträhnen befreite. Seine Handflächen strichen über das kalte Gestein und wischten verdorrtes Gestrüpp zur Seite. Doch es war weit und breit kein Höhleneingang zu entdecken. Rion verzog das Gesicht und setzte seine Suche fort. „Meine Fresse, wie diese scheiß Sucherei mich ankotzt…“, murrte er, während er die Klippen, welche den Kontinent umrandeten, erreicht hatte. Gereizt wanderte sein blaues Augenpaar über den Rand hinweg hinaus auf den weiten Ozean. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser und ihre wärmenden Strahlen brachen sich drin. Schwer atmend schweifte sein Blick erneut ab, den Kamm der Klippen entlang. Da bemerkte er einen extrem schmalen Pfad, der am Bergmassiv entlang führte. „Clever…“, freute Rion sich über sich selbst und drückte seinen Körper fest an die raue Felswand, um auf diesem Weg vielleicht endlich an sein vorläufiges Ziel zu gelangen. Sein Einfall entpuppte sich schnell als eine sehr dumme Idee. Die Wand war unebener als sie aussah und zudem fanden seine Stiefel auf dem brüchigen Gestein nur sehr spärlichen Halt. Es war kaum möglich sich festzuhalten. So zitterte er sich Schritt für Schritt weiter auf dem schmalen Grad. „Man, wie ich diesen Job hier hasse…“, fluchte er und mit Beendigung des Satzes, griff seine rechte Hand ins Nichts. Rion rang nach Balance, fand sie jedoch nicht. Machte beinahe einen Schritt zurück, zog ihn jedoch wieder nach vorn. Beugte den Körper vor und fiel unsanft auf den unebenen Boden. Seine Handflächen, die den Sturz abgefangen hatten, schmerzten. Deutlich waren die Abdrücke der spitzen Steine darin zu sehen. Als er den Kopf hob, hellte sich seine Mine jedoch schlagartig wieder auf. „Die Höhle!“, jubilierte er und richtete sich mit einem Satz auf. Vergessen waren die kleineren Blessuren. Eilig suchte er in dem Gewirr aus von Menschenhand geschaffenen Tunneln und Gängen. Sie schienen Teile eines uralten Mienensystems zu sein, deren Eingang vor langer Zeit eingestürzt war, denn man sah weit und breit nichts mehr davon. Erst nachdem er ein ganzes Stück Weg hinter sich gebracht hatte, vernahm er von weitem ein rhythmisches Klirren. Schnell rannte er dem Geräusch entgegen, welches tatsächlich an Intensität zunahm. Er war auf der richtigen Fährte. Doch auf der Fährte nach was eigentlich? Er wusste ja nicht mal so genau wonach er überhaupt suchen sollte. Alles was er hatte war ein Name und ein ungefährer Aufenthaltsort. Adamus hatte von einem Wesen gesprochen. Es könnte sich also auch um ein Monster handeln. Rion gebot sich selbst vorsichtiger zu sein. So verlangsamte er sein Tempo aus Sicherheitsgründen. Einem Angriff von was auch immer zum Opfer zu fallen währe eine denkbar ungünstige Taktik. Er hatte eigentlich andere Dinge geplant, die er in Zukunft tun wollte als in dieser muffigen Höhle zu verrotten. „Oh, sind wir heute wieder optimistisch…“, trat er sich ob seiner Schwarzmalerei selber in den Hintern. Als er eine Wegkreuzung erreichte, hallte das Klirren bereits in den hohen Gängen und pochte in seinem Kopf. Vorsichtig schob er sein Haupt an der Wand vorbei um einen Blick dahinter zu werfen. Ein hoher, verzehrter Schatten wurde an eine der vorderen Gangwände geworfen. Es erinnerte ihn ein wenig an sein Treffen mit dem Satyr, den er vor einiger Zeit auf Xixon getroffen hatte. Damals, als er für Kentry unterwegs war um zu beweisen was er eigentlich nie wollte. Ein Held zu sein. Damals, als er zufällig den ersten der Splitter fand. Als das Schicksal seinen Lauf nahm. Oft hatte er sich gefragt was wohl geschehen wäre, wenn er ihn einfach ignoriert hätte. Doch das hatte er nicht, darum stand er nun hier und stürzte sich in das nächste Schlammassel. Ohnehin hatte er keine Zeit sich über vergossene Milch zu ärgern. So setzte er seinen Weg fort und lugte um die darauf folgende Gabelung, hinter welcher sich das besagte Wesen befinden musste. Sein Schatten hatte ihn unlängst verraten. Doch es war kein Gerücht, soviel stand bis dahin bereits fest. Es existierte und er würde gleich herausfinden müssen wer oder was die genannte Kreatur war. Scharf war er darauf nach all den bösen Überraschungen allerdings nicht wirklich. „Der Job ist ganz eindeutig unterbezahlt“, stellte er fest und schlang seinen Körper an der Biegung entlang. Geräuschlos nährte er sich dem gedrungenen Wesen, welches kleiner war als es zuerst den Anschein hatte. Etwas enttäuscht wich die Anspannung aus seinen Gliedern, als jenes gefürchtete Ding sich als nichts als ein muskulöser, gedrungener Mann mit auffallend viel Haar herausstellte. „Viel Lärm um nichts“, murmelte Rion. Der haarige Kleine schlug seinen riesigen Hammer erbarmungslos auf sein Schmiedeeisen nieder. Im Lehmkamin loderte ein Feuer. Darin Schmiedeeisen. „Was denn? Ein Schmied?“, fühlte Rion sich verschaukelt, „Das soll ne mystische Kreatur sein? Für mich ist der klein, haarig und stinkt muffig…“. „Hey, Meister!“, lenkte er dessen Aufmerksamkeit auf sich, „Klopf, klopf. Kann ich mal stören?“. Er schien empört und funkelte ihn böse aus rötlich brauen Augen an, während er weiter das Eisen bearbeitete. „Ich verstehe ja, das so´ne Anti - Aggressionstherapie ganz cool ist, gibt ja auch schon genug gewalttätige Freaks da draußen, aber ich hab da mal ne Frage“, fuhr er fort. Sein Gegenüber tat als sei er Luft. Rion wurde leicht ungehalten: „Man, was für ein Stoffel…“. Noch immer schlug der Mann monoton auf das glühende Eisen ein. Rion hatte genug gesehen. Mit einem schnellen Zug hielt er Aura in der Hand und brachte sie blitzschnell zwischen Hammer und Gusseisen. Als der Hammer erneut hinabschnellte, gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Er brauchte einen Augenblick um seine Gedanken zu ordnen und sich zu orientieren. Eine Druckwelle hatte sowohl den gedrungenen Mann als auch ihn selbst ein Stück weit von dem Ambos hinweg geschleudert. Beide rappelten sich auf. Nun hatte er die Aufmerksamkeit die er wollte, jedoch etwas anders als geplant. Ehrfürchtig ruhten die Augen des Mannes auf Rions am Boden liegenden Schwert. Vorsichtig berührte er es, die Klinge war kalt und rostig. Es sah aus als sei sie Jahrhunderte ungenutzt geblieben. „Ist das etwa…?“, sein Mund stand weit offen. Rion rieb sich die schmerzende Schulter: „Ja, das ist es“. „Eine der legendären Waffen“, nickte der Mann sich selbst zu. Rion hob sein Schwert auf, sogleich entfaltete es wieder seine ganze Schönheit: „Aura. Und du? Bist du Calix?“. Er blickte ihn an. Seine Augen funkelten schwarz und finster unter den gräulichen Brauen: „Der bin ich. Calix von Asciae“. „Perfekt“, war er erleichtert, „Ich muss etwas von dir wissen“. „Wer sagte dir ich würde antworten? Aber frag nur…“, entgegnete er und griff erneut nach seinem Hammer. „Ich muss es aber wissen. Du bist in dieser Sache meine einzige Hoffnung. Die Ritter des Drachenordens meinten du würdest mir helfen können. Du würdest dich hier auskennen“, empörte er sich. Calix warf ihm einen kurzen Blick zu: „Das könnte ich ganz sicher. Doch warum sollte ich es wollen?“. Das geschmiedete Eisen zischte unter einer Wolke während es ins Wasser glitt und Calix fuhr fort: „Ihr Menschen habt es immer so eilig. Ich mag eure Art nicht. Was soll ich mit dieser Eile? Was soll es mir sagen? Ist die Zeit so knapp, wenn man sterblich ist?“ „Du hast gar keine Vorstellung davon wie knapp meine Zeit ist“, versicherte er ihm. „Du bist jung. Selbst für einen Menschen hast du noch sehr viel Zeit vor dir“, meinte er ruhig. „Hilfst du mir jetzt oder nicht?“, fragte Rion erneut und folgte ihm. Calix legte die vollendete Waffe ab und begann sie an einem Stein zu schleifen: „Ich weiß es noch nicht…“. „Ich kann nicht auf deine Eingebung warten“, drängte Rion. „Du willst doch etwas von mir, nicht ich von dir“, bremste er ihn. Rion schnaubte verärgert: „Was bist du eigentlich für einer?“. „Ich bin Schmied“, war die knappe Antwort, „Ich schmiede fast alle Waffen dieser Welt“. „Ach…“, murmelte Rion, „Hast du auch Aura geschmiedet? Oder Komet?“. Kaum hatte er das ausgesprochen, da legte sich Calix rußiger Handschuh über seinen Mund: „Sprich nicht davon!“. „Also nicht“, brachte er hinter dem dicken Leder hervor. „Natürlich nicht“, wandte er sich wieder seinem Schleifstein zu, „Bin ich des Wahnsinns? Sie sind aus besonders mächtigen Gesteinen geformt und mit magischen Artefakten verschmolzen. Ich vermag nicht solch mächtiges Animae mit Rohstoffen zu kombinieren. Das ist Teufelszeug“. „Magische Artefakt voller Animae…“, wiederholte Rion nachdenklich, „Du sprichst von Elementarkristallen, richtig?“. Calix starrte ihn an: „Für einen Menschen steckst du bereits sehr tief im Schlammassel, nicht wahr mein Junge?“. „Bingo, der Kandidat hat 1000 Punkte“, grinste Rion. „Was weißt du über diese Kristalle?“, wollte er wissen. „So gut wie gar nix“, gab er zu und lehnte mit der heilen Schulter an einer der Höhlenwände, „Ich weiß nur, dass ich mit der Hilfe eines Wasserkristalls rüber zur Insel aus Feuer kommen soll…angeblich“. „Es ist wahr“, seufzte Calix, „Auf Acris existieren mächtige, mit Animae voll gesogene Artefakte, welche durch die Verwendung einer mächtigen Hand ihre elementare Kraft freisetzen und Wunder geschehen lassen. Doch ihr Träger muss gefestigt sein. Mit Herz und Seele. Die Macht des Kristalls richtet sich nach ihm. Sie ist verheerend. Ob nun zum Guten oder zum Schlechten. Bedenke, dass du es nie wieder zurück nehmen kannst“. „Ja, das dachte ich mir schon…aber ich muss es riskieren“, entschloss er sich. „Ich weiß nicht ob ein Mensch dazu fähig ist… doch das Schicksal brachte ihn in deinen Besitz. Nun verfügst du darüber“, sagte der Mann mit beruhigter Stimme. „Ich habe keine andere Wahl…“, verteidigte Rion seine Entscheidung. Calix sah zu ihm herüber: „Was könnte so wichtig sein?“. „Ich muss meine Freunde retten. Ein paar Riesen haben sie verschleppt – zur Insel“, antwortete er ihm. „Du musst?“, er legte den Kopf leicht schräg. „Naja.. ich möchte wohl eher. Ich lasse sie nicht im Stich. Ich werde sie da raus holen“, versicherte er ihm. „So jung und ungestüm… so stolz und lebensmüde“, urteilte Calix kopfschüttelnd, „So sind sie wohl, die Menschen“. Rion sah ihn überrascht an: „Wenn ich nicht an mich glaube, warum sollten sie es dann tun? Wenn ich es nicht tue, dann sind sie verloren“. „Das ehrt dich“, stimmte Calix ihm zu, „Aber was dann? Warum haben die Menschen solche Angst davor allein zu sein? Einsamkeit hat Vorteile. Ich muss mich nach niemandem richten. Keine Kompromisse, keine Regeln, kein Ärger, kein Verlust“. „Du tust mir echt leid, wenn du niemanden hast den du liebst, für den du kämpfst“, entgegnete Rion ihm. „Was bist du so eitel?“, konterte Calix im nächsten Atemzug, „Bindest Menschen an dich, spinnst ein Netz aus Abhängigkeiten und bist in der Stunde deines Todes doch allein mit dem Sensenmann. All deine Leute können dich nicht retten, nicht für dich sterben und du nicht an ihrer Stelle“. „Wenn du so denkst, dann wirst du niemals merken wie schön es sein kann Freunde zu haben“, warf Rion ein. „Und ich werde niemals die Bedeutung von Verlust spüren. Ich verzichte auf eure menschlichen Gefühle. Ich war immer allein, vom Anbeginn der Zeit bis zum heutigen Tag und werde auch noch hier sein, wenn alles menschliche Leben vergangen ist“, fuhr Calix seinen Gedankengang zu Ende, „Euer Kampf und Krieg ist mein Geschäft. Ich lebte davon und ich werde es immer tun. Und wenn kein Mensch mehr da ist? Nun, dann bekämpfen auch noch andere Wesen einander“. „Ich möchte nicht mit dir tauschen“, Rion blickte ihn distanziert an. „Natürlich nicht. Weil du ein Dummkopf bist, weil du menschlich bist“, entschlüsselte er Rions Problem. „Also kannst du mir nicht helfen?“, erkannte Rion und wollte gehen. Calix hielt ihn zurück: „Nun sei nicht gleich beleidigt. Du bist doch keine Frau. Vielleicht weiß ich ja doch etwas, das für dich von Interesse sein könnte…“. Rion wandte sich noch einmal zu ihm herüber: „Schieß los“. „Ich weiß nicht warum, doch ich werde dir etwas verraten…“, begann Calix zögerlich, „Diese Insel von der du sprichst, sie existiert doppelt. Es ist eine Gegenwelt. Die Insel zu der du willst, ist die Negativwelt. Ein vulkanisches, felsiges Gebiet. Diese Ebene ist sehr gefährlich. Dorthin zu gelangen bedarf es deiner ganzen Konzentration. Richte dein Herz dem offenen Ozean zu und denke an dein festes Ziel. Lass dich nicht davon abhalten. Was auch geschieht. Das ist wichtig, hörst du?“. Rion nickte und er beendete seine Lehrstunde: „Wenn du dein Ziel klar vor Augen hast, klar formuliert und unwiderruflich, dann wird der Kristall in deiner Hand seine Macht freisetzen und aus deiner mentalen Kraft ein kleines Wunder wirken. Wie dieses aussieht ist dabei allein von dir abhängig“. „Ich verstehe, danke Calix“, verabschiedete Rion sich eilig von ihm. „Was bist du so in Hast? Geh nun deiner Wege und ich hoffe für dich, dass ein Mensch im Stande ist derartige Kräfte zu nutzen“. „Das werde ich!“, rief er ihm noch von weitem zu und suchte sich im Laufschritt einen Weg aus dem Gewirr der Gänge. Nun hatte er zumindest einen Anhaltspunkt wie er mit dem Kristall umzugehen hatte. Jetzt brauchte er nur noch Trench zu finden. „Wie froh kann ich sein kein Mensch zu sein? Auch ich würde nie tauschen. Armer Junge. Es riecht nach Verlust. Nach Schmerz. Nach Tod. Es ist nicht wie ein tödlicher Stich – eher eine schleichende Krankheit. Doch wenn die Menschen das verstehen, ist es längst zu spät sie zu retten. Hast du ihn darum für dein Spiel erwählt? Oh, welch garstiges Biest du bist…“, knurrte Calix unter dem Rhythmus seiner Hammerschläge und ärgerte sich ob seiner inneren Zerrissenheit. Doch mit den Angelegenheiten der Menschen hatte er nichts am Hut und so würde es bleiben bis in die Ewigkeit und darüber hinaus. Und für diesen Augenblick kam es ihm vor als sei es das Beste was ihm passieren konnte. Er hatte seinen kalten Stahl, den er zu bearbeiten hatte. Er war in den Jahrhunderten diesem leblosen Metall gleich geworden. Und ebenso stellte er sie sich vor. Es war nichts als ein Kreislauf. Doch trotz allem hatte dieser Mensch für einen Moment Feuer und Leben in seine Einsamkeit gebracht. Wenn auch völlig ungefragt. Fast so, wie das Schicksal selbst… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)