Cruel, bloody Paradise von abgemeldet (Ihr heiliges Spiel um meine verdammte Seele) ================================================================================ Kapitel 1: Lasst das Spiel beginnen... -------------------------------------- Zehn Jahre später... Kapitel 1 Akt 1: Lasst das Spiel beginnen... - Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlung. Achte auf deine Handlungen, denn sie formen dein Schicksal. Achte auf dein Schicksal, denn es bestimmt dein ganzes Leben - „Elaiodora!!!“, hallte es durch die hohen, leeren Räume des finsteren Schlosses. In der Ferne knarrten Türen. Der schwarze Vorhang wehte weit in den Thronsaal hinein. „Mein Herr...“, begann ein unauffälliger, in schwarz gekleideter Mann mit einem goldenen Tablett in den Händen vorsichtig und betrat den Saal. Er sah ihn erwartungsvoll an: „Was bringst du mir schönes? Das Blut eines Sklaven? Ein Stück Menschenfleisch? Von einer knackigen Jungfrau vielleicht? Oder etwa...den Kopf eines Engels?“ „Einen...Brief...“, stotterte er und warf sich vor dem Thron auf die Knie. „Was?!“, empörte er sich und trat ihm das Tablett aus der Hand. Es schleuderte unter lautem Gepolter zu Boden. „Wachen! Vierteilt diesen Nichtsnutz!“, befahl er und deutete mit dem Zeigefinger auf den erschrockenen Mann. Sofort erschienen zwei Männer und zerrten ihn unter bittendem Klagen hinaus. „Was schreist du hier herum?“, beschwerte eine junge Frau sich und kämmte seelenruhig ihr langes, wallendes, rabenschwarzes Haar mit einer goldenen Bürste. „Wo warst du?“, erkundigte er sich noch immer wütend. Seufzend hob sie den Brief auf: „Ich habe in eurem Kerker ein wahres Festmahl genossen...“ Zähneknirschend ließ er sich auf den Thron zurück fallen. Elaiodora warf ihm den Brief in den Schoß und wendete sich wieder ihrem Haar zu. „So...so...“, murmelte er, nachdem er den Brief gelesen hatte. Interessiert sah sie ihn an. „Du rätst nie, von wem der ist...“, wandte er sich an sie, beantwortete es jedoch mit dem nächsten Atemzug, „Von der Engelkönigin persönlich...“. „Welch eine Ehre“, hohnte sie und lehnte mit den Rücken gegen die Steinwand. „Und jetzt stell dir vor, was das Vögelchen mir zwitschert“, sein Gesicht formte sich zu einer finsteren Grimasse, „Den Aufentshaltsort von Kains wiedergeborener Seele“ „Und?“, zuckte sie mit den Achseln. „Frag nicht so dämlich“, zischte er, „Die Engelkönigin scheint ein großes Problem damit zuhaben. Somit ist es auch mein Problem“ Er zerknüllte das Schreiben in der rechten Hand und hielt es in die Flammen, die aus einer hohen Schale neben dem Thron tänzelten: „Wollen wir doch mal sehen, wie unserem süssen, kleinen Dreckspatz das gefällt...Wer hätte gedacht, das ich ihn eröffnen würde? Den ersten Akt unseres Spiels...“ Der böse Waldschrad kommt bei Nacht! Was hast du in der Nacht gemacht? -Ich sucht die kleinen Kinderlein und bringt sie um im Mondenschein. Was treibst du in der Nacht allein? -Ich fange mir ein Mädelein! Und was hast du damit gemacht? -Beim Mondenschein hab ich´s zerhackt! Was jagst du noch in tiefster Nacht? -Die Knaben fein, drum gebt schön acht! Was stells du an, wenn du´s erwischt? -Gebraten kommt es auf den Tisch! Suchst du sie auch auf Wies und Feld? -Dort töt ich sie, wie´s mir gefällt! Willst du an ihrem Blut dich laben? -Ich fresse sie mit Haut und Haaren! Unartige Kinderlein lad ich gerne ein. Dort trenn ich mit einem Beil die Arme, Beine eins und zwei. Und da sie mir gar so gut munden dreh ich weiter meine Runden... „Rion?“, flüsterte eine zierliche Mädchenstimme. Zaghaft trippelte ein kleines, schwarzlockiges Mädchen mit großen, grünen, Kulleraugen durch das vertrocknete Gras. Die kleinen, kurzen Fingerchen zitterten und griffen den dünnen Stoff des weißes, bis über die Knie reichenden Nachthemds. „Rion?“, wiederholte sie immer wieder. Es war kühl und der Vollmond hauchte alles in ein unheimliches Licht. Hinter sich sah sie die fernen Lichter ihres Heimatdorfs. Immer zögerlicher setzte sie die nackten Füßchen voreinander. „Rion...warum antwortest du nicht?“, schluchzte sie und rieb sich die Augen, „Bitte...ich möchte nicht mehr spielen“ Doch es blieb still. Der Ruf eines Uhus in einem der drei uralten gespenstisch aussehenden Bäume mit den vielen, knochigen Ästen ließ sie zusammen zucken. Weinend blieb sie stehen: „Rion? Noelle? Curtis? Thobe? Wo seit ihr denn? Ich will nach Hause. Das ist ein ganz blödes Spiel!“ „Ich glaube sie heult“, kicherte ein kleiner Junge, mit roten Haaren. „Das ist gemein von euch, Curtis“, empörte ein strohblondes Mädchen mit geflochtenen Zöpfen sich. „Nur noch ein bisschen Noelle“, bat er sie, „Sie ist der Waldschrad. Der Waldschrad muss erst alle Kinder finden und töten. Erst dann ist das Spiel zu Ende“ Sie stimmte zögernd zu. „Ich lasse mich finden“, beschloss ein zierlicher, kleiner Junge mit hellen, goldblonden Haaren. „Sei kein Spielverderber“, ärgerte Curtis sich. „Es ist meine Schwester“, erinnerte er ihn, „Wenn sie das zu Hause erzählt, bringt Onkel Cyrus mich um“ „Halbschwester“, verbesserte Curtis ihn. „Tot ist tot oder?“, entgegnete er trotzig und verschwand aus dem dichten Busch. „Ich wusste, dass Rion vernünftiger ist als du Curtis“, freute Noelle sich, „Darum spielen Maddy und ich auch viel lieber mit Rion ihr als mit dir“ Wütend sah er sie an: „Du lügst! Maddy spielt am Liebsten mit mir!“ Sie schüttelte energisch den Kopf: „Außerdem will Maddy mal mit ihm heiraten“ „Du doofe Ziege“, keifte er und sprang auf, „Mit dir will ich nie wieder spielen!“ „Curtis...“, rief sie ihm nach, doch er rannte einfach davon, „Jungs sind doch blöde...“ Plötzlich zerriß ein Schei die Stille und die Kinder vor Schreck erstarren. „Das war der Waldschrad“, stammelte Thobe. „Es hörte sich aber an wie Maddy“, erkannte Noelle und nahm ihren Bruder an die Hand. Zusammen eilten sie zu ihr. Als sie sie erreicht hatten, fanden sie das Mädchen auf dem Rücken liegend im strohigen Gras. Ihr gesamter Körper war voller Blut. Vor ihr stand Rion. In der Hand hielt er ein langes, blutiges Messer. Erschrocken starrten sie das Mädchen an. „Maddy...“, murmelte Rion und blickte die Anderen hilfesuchend, mit großen Augen an, „Wir müssen den Doktor holen. Was soll ich bloß Onkel Cyrus sagen? Bitte Maddy...steh doch auf!“ Curtis stolperte aus den Büschen hervor und rief: „Du hast sie getötet!“ Verwirrt stolperten die Kinder zurück. Rion schüttelte leicht den Kopf: „Nein. Sie lag da schon...“ „Er ist der böse Waldschrad“, schloss Thobe daraus und stimmte das Lied an, „Der böse Waldschrad kommt bei Nacht! Was hast du in der Nacht gemacht? -Ich sucht die kleinen Kinderlein und bring sie um im Mondenschein. Was treibst du in der Nacht allein? -Ich fange mir ein Mädelein!“ „Nein!“, fuhr er ihn an, „Ich bin das nicht!“ Ängstlich wichen sie von ihm weg. „Bitte...Noelle...du musst mir das glauben“, bat er sie verzweifelt. Sie schluchzte und versteckte sich hinter ihrem kleinen Bruder. „Zerhackte es im Mondenschein...“, sang Thobe fröhlich weiter. „Ich gehe Papa und die anderen Großen holen!“, entschied Curtis und lief davon. Die Anderen folgten ihm so schnell sie konnten. „Das hast du davon, dass sie dich mehr lieb hatte als mich...“, murmelte Curtis. Rion wollte in ihre Richtung laufen, blieb jedoch nach ein paar Schritten stehen. „Ich bin kein böser Waldschrad“, sagte er sich selbst und beugte sich über die kleine Maddy. „Steh auf“, bat Rion sie immer wieder und schüttelte ihren leblosen Körper, „Du brauchst jetzt nicht mehr weiter spielen Maddy. Alle sind schon zu Hause. Bitte steh wieder auf. Sonst kann ich nicht zu Onkel Cyrus gehen. Bitte, bitte! Du warst eine ganz tolle Leiche, okay? Wir spielen das auch nie wieder, das verspreche ich dir. Ehrlich. Ganz großes Ehrenwort. Warum sagst du nichts? Maddy? Bitte steh auf...ich hab Angst Maddy. Hör bitte auf damit! Madelaine!!!“ Er biss sich leicht auf die schmale Unterlippe. Sein ganzer Körper begann zu zittern. Von weitem sah er die Laternen der Männer des Dorfes leuchten. „Wenn er mich findet, schlägt er mich tot...“, dachte Rion und schluckte hart, „Was mach ich jetzt Maddy?“ Schnell stand er auf und rannte in den nahen Wald hinein. Rion lief den mit Laub bedeckten Waldweg entlang, sprang über Wurzeln, kletterte über im Weg liegende Stämme. Immer tiefer in den Wald führte ihn der Weg. Die schwitzende, kleine Hand griff nach dem silbernen Anhänger, einem Ring. Er hielt ihn so fest umschlossen, dass er sich in der Haut abzeichnete. Als ein kleiner Bach seinen Weg kreuzte, warf er das blutige Messer hinein: „Bitte, lass meinen Onkel mich nicht finden“, hauchte er immer wieder, „Denn er wird mich töten...“ Er wandte das blasse Gesicht gen Himmel. Tränen rinnen die Wangen entlang. „Hilf mir...“, bat er schluchzend, „Ich hab das nicht gewollt“ Eine große Krähe, die auf einem Ast über ihm saß blickte ihn aus runden, schwarzen Augen an. Sie waren so dunkel wie tiefe Löcher. Kalte, leblose Augen. „Mörder“, hallte es in seinem Kopf. Erschrocken starrte er das Tier an. „Du bist ein Mörder Rion...“. „Nein“, hauchte er änstlich und wich ein paar Schritte zurück. „Verschwinde“, riet die unheimliche Stimme ihm, „Lauf, bevor sie dich töten...“ „Ich wollte das nicht“, stammelte er unter Tränen. „Du bist ein gottverlassenes Kind“, fuhr er fort, „Geh, denn wenn sie dich erst finden, bist du tot!“ Ängstlich schlich er unter dem Baum vorbei und sein Schritttempo ging in laufen über. So schnell er konnte rannte er durch den dichten, unheimlichen Wald voller Geräusche. Er hatte keinen klaren Gedanken er musste nur weg. Weg von zu Hause, weg von seinem strengen Onkel und weg von diesem schwarzen Vogel, der ihn mit seinen Blicken durchbohrte. Nicht einmal blickte er auf seiner Flucht zurück. „Böse Kinder müssen sterben“, schrie ihm der Vogel nach. Erst ein steiler Hang stoppte seine nächtliche Flucht. Er rutschte auf dem Laub aus und überschlug sich mehrmals. Es tat höllisch weh. Er spürte einen stechenden Schmerz in seinem Körper. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und die Welt hörte auf sich zu drehen. „Respekt Deelord“, lächelte Natalyel, deren schwacher Astralkörper ihm in seinem Schloss erschien und klatschte Beifall, „Welch wahrhaft theatralisches Schauspiel“ „Was soll das?“, wunderte er sich, „Was tust du hier?“ „Er ist wehrlos...ein schönes Opfer. Nicht wahr?“, spielte sie auf ihren Deal an. „Ich bin bereit mich an die Regeln zu halten“, beruhigte er sie und lehnte sich zurück. „Natürlich wirst du“, kicherte sie und sah ihn überlegen an, „Du hast ja auch sehr viel zu verlieren“ „Warum...“,begann er, doch sie unterbrach ihn. „Ich wollte nur sichergehen, ob du mir auch ein fähiger Gegner bist. Sonst macht mir das hier alles keinen Spaß. Seine Seele ist nun völlig allein und isoliert...aber er ist nur ein verängstigstes, dummes Kind. Ihn zu erledigen bedarf es keiner großen Sache. Warten wir noch etwas...“ „Wie du es sagst“, er machte eine ausladende Handbewegung und sie löste sich in strahlenden Rauch auf, der sich langsam verflüchtigte. „Ich hasse sie“, knurrte er und ließ die freundliche Maske fallen. Augenblicklich rutschten ihm die Mundwinkel weit nach unten: „Diese Schande wirst du mir noch büßen... Engelkönigin“ Mein grausames, blutiges Paradies... Neun Jahre später... „Es ist soweit...“, erkannte Natalyel und warf ihr bis weit über den Rücken reichendes, fast weißes Haar zurück. Ein finsteres Lächeln umspielte die vollen, dunklen Lippen, als sie majestätisch durch einen leeren, sterilen Flur schritt. Das lange, weiße fließende Gewand mit goldener Spitze wehte leicht um ihre schlanken Beine. Der Stoff schimmerte wie Seide und machte ihre fade Haut noch um einiges blasser. Die knochigen Hände stießen eine goldene Flügeltür auf. In diesem hohen, runden Raum ohne Möbel wirkte sie beinahe verloren. „Möge das Spiel beginnen“, verkündete sie feierlich und blickte herablassend in die blau schimmernde Kugel inmitten des Raumes. Sie ruhte auf einem silbernen, mit Flügeln verzierten Sokel. „Zu schade, dass du dein Versprechen nicht einhalten kannst...“, fuhr sie fort. In der Kugel erschien das Gesicht eines Mannes mit langen, weißen Haaren, die den ihren ähnelten. Sein Gesicht starrte regungslos aus kalten, grauen Augen zu ihr empor. „Nun mein Lieber...es ist Zeit für die Jagd. Er soll ein ganz besonders hübscher, großer Junge geworden sein...ist das nicht herrlich? Oh wenn Rachel das wüsste...doch leider, leider hockt sie seit sechzehn Jahren in einer winzigen Kammer und betet Tag um Tag um ihre minderwertige Seele. Allein in ihrem selbst gewählten Gefängnis. Und das ist auch noch deine Schuld... Ist das Leben nicht wundervoll?“ „Das einzig schöne in meinem Leben wäre dein Tod“, entgegnete der Mann mit glasklarer Stimme. „Pass auf was du sagst, du Wurm oder ich zerquetsche dich!“, zischte sie. „Dafür reicht deine Macht nicht, Engelkönigin...“, erinnerte er sie. „Ich weiß...“, gab sie zähneknirschend zu, „aber wie dem auch sein. Um dieses Ungeziefer zu vernichten reicht sie allemal. Hör gut zu...Wisdom. Ich werde ihm bei lebendigem Leib das Herz herausreißen und es vor deine Füße werfen. Dann zerfetze ich ihn...in tausend winzige Stücke. Ich will sein Blut trinken...seine Eingeweide verzehren...und dann...ist er auf Ewig mein“ „Ihr seit krank eure Majestät“, grinste Wisdom kopfschüttelnd. „Das wird euch beiden vergehen“, schnaubte sie, „Euch allen!“ „Verzeit Hoheit, doch erinnert euch an das letzte Mal...er ist nicht zu kontrolieren, wenn er erst einmal entfesselt wurde“, warnte er sie ruhig. „Ich will ihn zerstören, nicht kontrollieren. Er kann sich nicht ewig vor mir verstecken“, lachte sie erwartungsfreudig, „beeil dich Wisdom...doch was immer du auch versuchen willst diesen Jungen zu retten, es wird dir nicht gelingen. Stell dich mir nicht in den Weg, Wisdom. Dieses Mal verschone ich niemanden. Nicht mal Zornems Paradies...“ „Du spielst mit einer Macht, die du nicht kennst“, meinte er nicht glaubend, was er da hörte. „Es spielt keine Rolle. Alles dient nur diesem einen Ziel...und es bleibt mir einzig diese Chance... Deelord hat sein Spiel soeben begonnen“, berichtete sie besonnen. „Du verbündest dich mit den Dämonen?“, lächelte er abwertend. „Ich verbünde micht mit niemandem!“, zischte sie, „Ich nutze ihn für die Drecksarbeit...und dann, dann werde ich ihn wegwerfen“, fuhr sie fort. „Ihr habt den Verstand verloren“, seufzte er. „Es gibt kein Zurück. Ich werde nicht erneut das nachsehen haben, Wisdom... ich nicht! Dieses mal wird er fallen“, freute sie sich und zeigte ihm einen einfachen, aufgerollten, weißen Bindfaden. Mit diesem fuchtelte sie triumphierend über der Kugel herum und wandte sich lachend zum gehen. „Das wirst du bereuen...“, hauchte Wisdom und knirschte mit den Zähnen. „Du hast dein Schicksal selbst gewählt...genau wie er“, entgegnete sie, „Wenn du nicht für mich bist, dann bist du gegen mich. Du hattest die Wahl...nun trage auch die Konsequenz“ Sie eilte mit hastigen Schritten die breiten Steinstufen hinauf, die sich steil einen Turm hinauf schlangen. Vor einer Ranken bewachsenen, unauffäligen Holztür blieb sie stehen. Erwartungsvoll, wie ein kleines Mädchen öffnete sie sie und trat in die finstere Kammer. „Destinya!“, hallte ihr Echo durch den Raum. Sofort erschien die durchscheinende, geisterhafte Gestalt eines etwa fünf jährigen Mädchens. Alles an ihr war weiß und durchsichtig. Die Haut, das lange, lockige Haar, das einfache Kleid. Nur die großen, runden Augen leuchteten in gespenstischem blutrot aus der Dunkelheit hervor. „Verspinne diesen Faden mit dem goldenen Faden des Schicksals“, befahl sie ihr und warf ihn ihr zu Füßen. Wortlos hob die kleine, durchsichtige Hand ihn auf und setzte sich an das uralte Spinnrad in der linken Raumecke. Dann begann sie den schlichten Faden einzuspannen. „Ja... spinn Destinya. Spinn mein Netz aus Intrigen weiter, das ich so fein gewoben habe. Damit er sich darin verfängt... im Netz, aus dem es kein entrinnen gibt“, murmelte sie und ihr Lächeln wurde immer breiter. Es verformte das einst so schöne Gesicht zu der häßlichen Maske einer verbitterten Frau. Schon mischte der weiße Faden sich unter dem leisen surren des Spinnrades mit dem Goldenen. Zufrieden kehrte Natalyel ihr den Rücken und griff nach der Tür: „Ich werde später noch einmal nach euch sehen...“ Damit war sie verschwunden. Destinya unterbrach ihre Arbeit für einen Augenblick und ließ den so unscheinbaren Faden durch die Finger gleiten: „Wer du wohl sein magst? Bestimmt bist du sehr mächtig... aber dein Garn ist so gewöhnlich und schlicht. Sie muss dich sehr hassen, wenn du bei mir gelandet bist... mein kleiner, namenloser, weißer Bindfaden“ Schnurrstracks kehrte Natalyel in den Raum mit der Kristallkugel und Wisdom zurück. „Jetzt bezahlst du dafür, mein Geliebter. Für all das Leid. Für jede meiner Tränen sollst du unerträgliche Qualen erleiden. Allein für diese Demütigung mit dem Dämonenpack. Aber ich habe keine Wahl. Mein Gebieter scheint seine menschlichen Missgeburten gut geschützt zu haben. Aber da hat er seine Rechnung ohne mich gemacht! Ich bin schließlich die Meisterin der Manipulation...“ „Du wirst alles zerstören...“, empfing Wisdom sie warnend und unterbrach damit ihre Gedankengänge. Sie lächelte kalt von oben zu ihm herunter: „Und du kannst es nicht verhindern“ „Ich nicht!“, musste er zugeben, „Aber Er kann es“ „Das... wird er nicht wagen“, schnaubte sie und wandte den Blick von Wisdom ab. „Er kann es als einziger verhindern...und ich schwöre es dir Natalyel er wird es tun“, fuhr er fort. Sie fuhr herum und ballte die Fäuste, während das lange Haar schimmernd flog: „Ich habe ihn zu einem wehrlosen Spielzeug gemacht Wisdom! Er ist nichts als eine schöne Hülle. Wie eine Puppe, die du an ihren Platz setzt damit sie hübsch anzusehen ist und um sie zu zeigen“ „Nein“, schüttelte er lachend sein blau schimmerndes Haar und die leblosen Augen funkelten wie Kristalle, „Du hast ihn nur zu einem Menschen gemacht. Er befindet sich zwar innerhalb eines menschlichen Körpers, aber er wird sich nicht zu deinem Spielzeug machen lassen. Die Menschen sind nicht gerade dafür bekannt sich einfach mit dem ihm gegenbenen Schicksal abzufinden. Er wird sich gegen sein ihm auferlegtes Schicksal wehren“ „Was dem selben entspricht“, beharrte sie energisch und die Augen formten sich zu Schlitzen. „Unterschätz ihn ruhig Engelkönigin... dann kann ich den Sieg noch besser genießen, den er über dich haben wird“, entgegnete Wisdom im gleichgültigem Ton. Sie riss einen großen, länglichen Fetzen von ihrem Kleid und warf ihn über die Kugel: „So...jetzt bist du ruhig!“ „Das ist typisch für dich Natalyel“, amüsierte er sich, „Glaubst du wirklich nur weil du uns nicht mehr siehst sind wir nicht mehr da?“ Schlagartig riss sie die Augen auf und starrte durch den leeren Raum: „Hör auf damit Wisdom!“ „Aber was habt ihr denn, meine Teuerste? Fürchtet ihr euch?“ „Niemals!“, schnaubte sie und schritt zur Tür. „Warum geht ihr denn schon? Ihr könnt nicht vor allem fliehen, Hoheit“, hauchte Wisdom und seine Stimme hallte durch den Raum, „Ich kann euch überall sehen. Ich kann euch immer hören. Ich weiß als Einziger immer was war...was ist...und was sein wird. Das solltet ihr nie vergessen...Engelkönigin“ „Wisdom!“, mahnte sie und stützte die zittrige Hand gegen den Türramen. „Ich weiß genau, wessen Zeit wann gekommen ist...“, fügte er hinzu. „Ich verbiete dir so mit mir zu reden“, ihre Stimme trug eine kleine Unsicherheit mit sich. „Das ist das einzige, wovor ihr euch fürchtet...nicht war Natalyel“, stellte er fest. „Hör auf mich zu analysieren!“, befahl sie und schlug mit der Handfläche gegen die Tür, „Ich verbiete es dir“ „Oh...verbiete mir soviel du willst“, hohnte Wisdom, „Das ist allein das Ergebnis deines Fluchs“ „Ich will es nicht hören!“, keifte sie warf ihren Schuh nach der Kristallkugel. Unter lautem Gepolter rollte sie über den Boden „Das ändert gar nichts...“, lachte Wisdom. „Hör auf!“, mit jedem Mal da sie es schrie wurde ihre Stimme leiser. „So fühlt sich das an, wenn sich ein Fluch gegen die Person richtet, die ihn ausgesprochen hat“, belehrte er sie ruhig. Natalyel ließ ihren Körper langsam an der Tür herab sinken und hielt sich die Ohren zu. So fest sie konnte presste sie die dünnen, langen Finger gegen den Kopf. Obgleich es ihr doch bewusst war, dass er sich in ihrem Kopf befand. „Und bald wird dein Spiel um eine Menschenseele sich zu deinem schlimmsten Albtraum entwickeln...“, triumphierte er und die Kugel erlosch. „Er wird gar nichts...“, flüsterte sie in die Stille. Es waren nicht Worte gegen Wisdom. Viel mehr waren es Worte für ihre Seele...Seele! Das erinnerte sie an ihre eigentliche Mission. Wisdom wäre der Letzte, der sie davon abhalten könnte. Nicht jetzt. Nicht nach allem, was er ihr noch schuldig war. „Ja...du wirst nicht dazu kommen dich zu erinnern“, nickte sie sich selbst zu und stand auf um den Raum zu verlassen, „Und wenn die Zeit der guten, alten Zeit zu gedenken dann endlich gekommen ist...wird es für dich längst zu spät sein...mein Liebster und eines verspreche ich dir, nie ist jemand so tief gefallen wie du jetzt... .Es ist an der Zeit das Spiel einzuleiten...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)