Zwischen Spiel und Realität von Mamitasu ================================================================================ Übung und ein wütendes Männchen ------------------------------- Voller Vorfreude fegte Hideto förmlich durchs Bad und war verschwunden, bevor Tetsu überhaupt etwas dazu sagen konnte. Fröhlich pfeifend legte der kleine Student den Weg zum Campus zurück. Kaum dass er ihn betreten hatte, spürte er bewundernde Blicke auf sich. In vollen Zügen, aber ohne es sich anmerken zu lassen, genoss er diese, legte dabei den Weg zu seinem Zielgebäude zurück. Seine Hand war in Begriff die Tür aufzustoßen, als sich schlanke Hände auf seine Augen legten. „Kana?“ Die Hände verschwanden und er drehte sich um. Kaum dass die halbe Drehung vollführt war, spürte er eine flüchtige Berührung auf seinen Lippen. Lächelnd sah er sie an und zog die Studentin anschließend hinter sich her ins Haus, einige Treppen rauf, an mehreren Türen vorbei, ehe Hideto stehen blieb und die schwarzhaarige Schönheit in seine Arme zog, um sie verlangend zu küssen. Die Zeit verging für den langhaarigen 22-jährigen recht schnell, da er sich mit Kana gut abzulenken wusste. Dadurch registrierte er nicht, wie sich der Gang mit Studenten füllte und schließlich auch der Übungsleiter erschien. „Meine Herren“, machte dieser auf sich aufmerksam. Bei der ihm bekannten Stimme zuckte Hideto leicht zusammen und ließ sich, nachdem er ganz in seiner Nähe ein Räuspern vernommen hatte, Zeit den erst vor wenigen Augenblicken begonnenen Kuss mit seiner ‚Freundin‘ zu lösen. Nach weiteren eindeutigen wortlosen Aufforderungen diese Zurschaustellung von Liebe zu beenden, entfernte sich Hideto etwas von der Studentin und verabschiedete diese mit ins Ohr geflüsterten Worte, welche der jungen Dame einen eher ungesunden Rotton auf die Wangen zauberten. Mit einem überaus freundlichen Lächeln im Gesicht wandte sich Hideto zu dem älteren Mann um. Dieser sah ihn aus wütenden Augen an. „Da nun alle ihre Aufmerksamkeit auf das Wesentliche richten, können wir mit der Übung beginnen.“ Der Dozent drehte sich der Tür zu und öffnete diese. „Meine Herren, wenn sie bitte eintreten würden.“ Als letztes reagierten Hideto und Tetsu. Langsam näherten sie sich der Tür, dabei meinte der Kleinere hinter zurückgehaltener Hand und mit einer gehörigen Portion Ironie in der Stimme: „Wie ich diesen Kerl vermisst habe.“ Leicht schüttelte der Blonde daraufhin seinen Kopf, bevor er ebenso leise antwortete: „Du warst im ersten Semester furchtbar nett zu ihm. Wenn ich dich erinnern darf?“ Bestätigend nicken wollte der Langhaarige, als er direkt hinter sich eine Stimme vernahm: „Was führt sie beide eigentlich in diese Übung?“ Mit dem besten natürlich wirkenden, obwohl gespielten, freundlichen Lächeln wandte sich Hideto um. „Wir sind für die Regie zu ständig.“ „Aha“, damit verschwand der Dozent nach vorne. „Ich nehme an, ihr wisst alle, warum ihr hier seid?“ Ein zustimmendes Raunen sowie ein synchrones Kopfnicken gingen durch die Reihen der Studenten. „Mein Name ist Taniguchi und ich bin der Übungsleiter.“ Der Dozent ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen, bevor er mit eisigen Augen Hyde fixierte. „Nun die Herren Regisseure. Wie gedenken sie Romeo & Julia, einen wahren Klassiker der Tragödie, zu inszenieren?“ Kurz räusperte sich der kleine Langhaarige, erhob sich und ging von dem immer noch eisigen Blicks Taniguchis unbeeindruckt nach vorne. Mit einer eleganten Drehung, welche genauestens, ohne dass es Gackt bewusst gewesen wäre, von eben diesem beobachtet wurde, stellte sich Hideto neben den Übungsleiter. Wesentlich unspektakulärer fand Tetsu seinen Weg nach vorne und neben seinen Kumpel. Dieser erhob gerade seine Stimme: "Nach all den Experimenten in den letzten Jahren haben wir uns vorgenommen die Tragödie im original Setting spielen zu lassen." Fragende Gesichter blickten ihnen entgegen, während sie die Texte verteilten. "Keine Angst, genaue Anweisungen bekommt ihr, wenn wir mit der Rollenverteilung fertig sind." Fast sadistisch grinsend sah Hideto die jüngeren Studenten an. "Wir beginnen mit den Frauenrollen, da die keiner freiwillig spielen will und nicht alle dafür geeignet sind", übernahm Tetsuya die Führung. "Dazu bitte ich alle Studenten nach vorne. Stellt euch am besten in eine Reihe, damit wir sehen können wie die Größenverhältnisse sind." Immer noch ohne ersichtliche Erkenntnis taten die Übungsteilnehmer, was ihnen der eine Regisseur aufgetragen hatte. Mit einem prüfenden Blick wurden sie von dem Kleineren bedacht, während Tetsu erneut sprach: "Wer von euch möchte eine Frauenrolle spielen?" Keine Regung. "Nicht so schüchtern", versuchte es der Blonde und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf. Immer noch nichts. "Sollen wir euch wirklich komplett Zwangseinteilen?" fragte Hyde wenig begeistert. Wieder tat sich nichts. "Gut", er stellte sich in die Mitte und ließ erneut einen prüfenden Blick über die Anwesenden schweifen. „Wer hat an eine Hauptrolle gedacht?“ versuchte er es auf einem anderen Wege. Ungefähr die Hälfte der Studenten machten einen Schritt nach vorn. „Zu viele“, murmelte Hideto und zog seine Stirn in leichte Falten. „Und ihr habt an Romeo gedacht?“ sprach er lauter aus und sah die jungen Männer abwartenden an. Fast alle Hände schossen in die Höhe. So kamen sie nicht weiter. Kopfschüttelnd machte Hyde einen Schritt nach hinten und sah kurz zu seinem Freund. Dieser nickte unmerklich und übernahm vorläufig das Ruder: „Wer nicht an Romeo gedacht hat, sondern der Meinung ist, dass es außer ihm nach andere interessante Rollen gibt, tritt bitte einen Schritt nach vorn.“ Eine Handvoll der Anwesenden kamen der Aufforderung nach. Und Hideto wandte sich fragend zu seinem Freund. Die nächsten Minuten brachten sie damit zu die jungen Studenten einzuteilen. Der Übungsleiter beobachtete die zwei Siebtsemestler. Die Art wie sie die Rollen verteilten war interessant und bisher auch effektiv, doch nun kamen sie zu den wichtigsten Rollen und da hatten sie wie jedes Jahr die größte Auswahl, mussten aber auch die besten Schauspielschüler finden. Und das war das Schwerste. Mit einem bösen Grinsen sah Tanaguchi zu seinem Hassschüler. Er hatte auch schon eine Idee, wie er diesem eins reinwürgen konnte. Doch noch musste er sich zurückhalten. „Kommen wir nun zu der beliebtesten Rolle. Romeo. Wer möchte diesen denn darstellen?“ fragte Hideto. Er musste keine Sekunde warten, um zusehen, wer denn alles diese Rolle wollte. Dem kleinen langhaarigen Studenten entwich ein tiefer Seufzer. „Gibt es jemanden, der die Julia spielen möchte?“ Hydes Erwartung wurde nicht enttäuscht, denn keiner traute sich die Hand zu heben. „Ich gebe euch jetzt einen Rat: Die Rolle des Romeo kann jeder spielen, aber die Julia ist die wirkliche Herausforderung. Denn eine weibliche Rolle als Mann überzeugend darzustellen ist wesentlich schwieriger. Also ich frage noch einmal: Wer möchte die Julia spielen?“ Dieses Mal meldeten sich zwei der Studenten. „Gut. Kommt ihr beiden kurz zu mir?“ Nachdem die zwei jungen Männer bei Hideto waren, reichte er diesen den Ausdruck einer Szene. Anschließend wandte er sich an die anderen. „Holt euch bitte ebenfalls die Szene bei mir ab. Denn wir haben eine Testszene vorbereitet, um den perfekten Romeo und die perfekte Julia zu finden. Denn durch die beiden Charaktere lebt und stirbt die Inszenierung“, während Hyde sprach, holten sich die Studenten die Zettel ab. „Wer von euch beiden möchte beginnen?“ dabei sah Hideto zu den zwei Julias. Der Kleinere der beiden Studenten meldete sich zaghaft und kam nach einer Aufforderung des Langhaarigen in die Mitte. Tetsu hingegen hatte einen der Romeo-Anwärter ausgewählt. So begann das Vorsprechen für Julia und Romeo. Leider mussten sie recht schnell feststellen, dass sich die beiden Kandidaten wenig für Julia eigneten. Ihnen fehlte das gewisse Etwas, abgesehen davon dass sie ihre Stimme kaum weiblich klingen lassen konnten. Beide taten sich schwer hoch zu sprechen. Also mussten die Regisseure neue Opfer suchen und sie fanden noch zwei weitere, die zumindest eine passende Größe hatten. Entnervt stöhnte Hideto auf, nachdem er die dritte Julia gehört hatte. „Habt ihr denn keine Vorstellung, wie eine Frau klingen muss? Ich meine, Julia ist jung und hat wenig Lebenserfahrung. Sie ist verwöhnt und wurde von ihren Eltern verhätschelt. Auf diesem Ball will sie sich einfach nur amüsieren, was keineswegs in einem Saufgelage oder irgendwelchen unanständigen Dingen enden würde. Demnach muss sie auch so naiv klingen, dabei darf aber nicht ihre geweckte Neugierde vergessen werden. Versuch es noch einmal“, forderte er den Studenten auf. „Romeo beginnt am Anfang der Testszene.“ Ein hochgewachsener Schauspielanfänger mit knabenhaften Gesicht stellte sich in seine Ausgangsposition. Anschließend trat er, wie in der Regieanweisung gefordert, zu Julia und sprach sie leise an: „Entweihet meine Hand verwegen dich, O Heil'genbild, so will ich's lieblich büßen. Zwei Pilger, neigen meine Lippen sich, den herben Druck im Kusse zu versüßen.“ Nun versuchte sich der Julia darstellende Student an den Anweisungen Hidetos: „Nein, Pilger, lege nichts der Hand zu Schulden für ihren sittsam-andachtsvollen Gruß. Der Heil'gen Rechte darf Berührung dulden, und Hand in Hand ist frommer Waller Kuß.[1]“ „Stopp. Versucht ihr beide es mal“, dabei deutete er auf den letzten Freiwilligen für die weibliche Hauptrolle und auf Camui, welcher neben den anderen Anwärtern für Romeo stand. Nun traten diese beiden in die Mitte der Bühne und versuchten sich an der Szene. Auch sie kamen nicht sehr weit und da mittlerweile mehr als eine Stunde vergangen war, schaltete sich Tanaguchi ein. „Was halten sie davon, wenn sie erst einmal den Romeo wählen und sich dann um die Julia kümmern?“ „Wie sollen wir den Romeo bestimmen, wenn wir ihn nicht mit einer Julia testen können. Wenn die beiden Rollen nicht zusammenpassen, ist die ganze Inszenierung keinen Pfifferling wert“, wandte sich Hyde wenig begeistert an den Übungsleiter. „Natürlich können sie auch so weiter machen und haben am Ende keine der Hauptrollen besetzt. Was ist ihnen lieber?“ 'Wie ich diesen Kerl hasse', dachte Hideto. Musste aber einsehen, dass er am Ende dieser Probe eigentlich alle Rollen inklusive Zweitrollen besetzt haben wollte. Demnach fügte er sich, wenn auch wieder willig. „Gut. Und haben sie eine Idee, wen wir vorübergehend als Julia einsetzen können?“ „Sie sind der Regisseur. Ihnen sollte etwas einfallen. Schon gar, wenn keiner ihren Anforderungen gerecht wird.“ Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck, welcher aber nur solange hielt, wie Hideto noch auf dem Weg zu Camui war, ging er in die Mitte der Bühne. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen forderte Tetsu, da er nun die Regisseurstätigkeit übernommen hatte, die beiden auf zu beginnen. „Entweihet meine Hand verwegen dich, O Heil'genbild, so will ich's lieblich büßen. Zwei Pilger, neigen meine Lippen sich, den herben Druck im Kusse zu versüßen“, sprach Camui mit einem frechen Unterton. Dies brachte den Langhaarigen jedoch keineswegs aus dem Konzept. Dafür war er schon zu sehr in die Rolle der Julia geschlüpft und sah sein Gegenüber aus neugierigen, großen Augen. „Nein, Pilger, lege nichts der Hand zu Schulden für ihren sittsam-andachtsvollen Gruß. Der Heil'gen Rechte darf Berührung dulden, und Hand in Hand ist frommer Waller Kuß.“ Die Stimme Hidetos war weich und die Unschuld glaubwürdig. „Hat nicht der Heil'ge Lippen wie der Waller?“ „Ja, doch Gebet ist die Bestimmung aller“, setzten die beiden das Geplänkel fort. „O, so vergönne, teure Heil'ge nun, daß auch die Lippen wie die Hände tun. Voll Inbrunst beten sie zu dir: erhöre, daß Glaube nicht sich in Verzweiflung kehre.“ „Du weißt, ein Heil'ger pflegt sich nicht zu regen. Auch wenn er eine Bitte zugesteht.[1]“ Alle Anwesenden sahen verblüfft zu dem kleinen und dem großen Studenten, die sich ansahen, als ob ihnen, in diesem Moment klar geworden war, dass der andere, der Einzige auf der Welt war. „Ich denke, sie haben ihren Romeo gefunden“, meinte Tanaguchi. „Dann suchen wir jetzt eine passende Julia“, stellte Tetsu fest und sah sich alle Studenten an. Mit dem ersten Wort des Übungsleiters hatte Hyde sich umgedreht und sah nun wieder wie der Musterschüler aus, den er zu gerne mimte. „Gut. Dann schauen wir mal.“ Er ging auf die am Rand stehenden Studenten zu und meinte, dass alle, die eine Rolle hatten, sich bitte von der Bühne begeben sollten. Der Aufforderung kamen diejenigen, die es betraf nach. Der Rest wurde einer erneuten Musterung unterzogen. Am Ende dieser war leider keiner übrig, so dass sowohl Tetsuya als auch Hideto aufstöhnten. Doch Tanaguchi, welchem die beiden einen kurzen Blick zu warfen, grinste siegessicher. „Wenn ich den Regisseuren einen Vorschlag machen dürfte?“ Mit einem Nicken forderte Tetsu den Älteren auf diesen zu äußern. Hyde zog es vor zu schweigen, noch zumindest. „Warum spielen nicht sie die Julia, Takarai-kun?“ Sofort wurden die Augen des Angesprochenen zu Schlitzen. „Nein. Ich bin der Regisseur, da kann ich keine Rolle übernehmen.“ „Haben sie sich nicht so. Ogawa-kun ist doch ebenfalls ein Regisseur, da können sie doch die Szenen untereinander aufteilen. Wodurch sie locker in der Lage sein dürften, sowohl das Stück zu inszenieren, als auch die Julia darzustellen. Oder ist das zu schwer für sie?“ Herausfordernd sah der Dozent zu dem Langhaarigen. „Das ist keineswegs zu schwer. Aber diese Inszenierung soll die Fähigkeiten der Neulinge unter Beweis stellen. Da würde eine Mitarbeiter als Schauspieler eines Studenten, der fast fertig ist, alles verfälschen“, begehrte Hideto auf. Dass er beim Sprechen lauter wurde, viel ihm nicht auf. Es kam zwar selten vor, aber es gab Situationen, in denen er seine Maske fallen ließ. Diese war eine davon. „Ich gebe ihnen aber das Okay. Ich kann auch gerne den Professor fragen, ob er damit ein verstanden ist. Das dürfte jedoch alles verzögern. Außerdem müssen sie doch selber einsehen, dass es keine gescheite Julia unter den Erstsemestlern gibt“, fuhr Tanaguchi ungerührt in normaler Lautstärke vor. „Ich will nicht. Damit hat es sich.“ Hideto drehte sich von dem Übungsleiter weg und sah wieder zu den Schauspielern. 'Oh je. Da ist wirklich nichts dabei', gestand er sich gedanklich ein. Doch zu geben wollte er es nicht. „Das ist nicht sehr professionell. Wollen sie wirklich, dass das ganze Stück ins Wasser fällt, nur weil sie sich weigern ein weiteres Mal die Julia zu sein?“ Ausnahmslos jeder Neuling sah überrascht zu dem kleinen Mann, der sichtlich wütend war und dem jeder aus dem Weg gehen würde. 'Warum musste dieser Vollidiot nur darauf anspielen?' fragte sich Hideto und verließ stampfenden Schrittes den Raum. „Entschuldigen sie uns kurz“, damit folgte ihm Tetsuya. Dass er einen zufrieden grinsenden Tanaguchi und immer noch verwirrte Erstsemestler zurück ließ, war ihm nicht bewusst. Lediglich sein Kumpel war in diesem Moment wichtig. Denn Hideto war ein Hitzkopf, der auch mal gerne eine Aufgabe schmiss, wenn er überhaupt nicht dazu bereit war, einen Kompromiss einzugehen. Und hier sah es danach aus. „Hyde! Warte!“ Tatsächlich blieb der kleine Student stehen, sodass Tetsu ihn einholen konnte. „Wie kommt der Idiot darauf, dass ich die Julia spielen werde?“ „Weil er dich kennt und weiß, dass du immer das beste Ergebnis willst. Und, so leid es mir auch tut, ich muss ihm recht geben. Mit dir als Julia und diesem Gackt als Romeo kann dieses Jahr die Aufführung der absolute Renner werden. Das würde uns die besten Noten einbringen. Überleg es dir bitte noch einmal“, redete der Blonde auf ihn ein. „Aber ich bin dieses Mal Regisseur und mir hat es schon im ersten Jahr nicht gefallen, die weibliche Hauptrolle zu sein“, murrte Hideto. „Und was ist mit deinem Rat gegenüber den Neuling, dass genau diese Rolle eine Herausforderung sei?“ „Ich habe sie aber schon hinter mir“, begehrte der Langhaarige weiter auf. „Dann ist ein weiteres Mal doch auch kein Problem mehr. Mach schon.“ „Hm...“ Nachdenklich blickte sich Hideto um. Was würde passieren, wenn er weiterhin stur blieb und ablehnte? Das ganze würde ein Desaster werden, wenn er an den einzig brauchbaren Kandidaten für Julia dachte. Zumal sie noch nicht bei einer Kussszene gewesen waren und er somit nicht wusste, wie sich der Student dabei anstellen würde. Es konnte gut gehen, musste aber nicht. Wenn er jedoch die weibliche Hauptrolle übernahm, würde auf jeden Fall alles gut gehen. Denn dass er die Julia spielen konnte, hatte er in seinem ersten Jahr bewiesen. Also hatte er die Wahl zwischen Risiko und Sicherheit. Was war ihm wichtiger für seine erste ernstzunehmende Arbeit als Regisseur. Er seufzte ergeben. „Okay. Ich mach es.“ Erleichtert atmete Tetsuya aus. „Unter einer Bedingung“, panisch sah der Blonde seinen kleineren Freund an, „wir besprechen vorher, wie die Szenen werden sollen. Keiner von uns macht Alleingänge. Schlag ein“, damit hielt Hideto Tetsu seine Hand hin. Dieser zögerte nicht und so gingen sie zusammen zurück. Bei den anderen angekommen, wandte sich Hyde sofort an die Studenten. Tanaguchi ignorierte er geflissentlich. „Ich werde die Julia spielen, fordere aber gleichzeitig von jedem von euch eine Darstellung, die meiner in Nichts nach steht.“ Mit einem harten Blick sah er jeden einzelnen an und nicht wenige zuckten zusammen. Zu seiner Überraschung aber, blieb der Romeo ruhig. „Meine Zweitbesetzung bist du“, dabei deutete er auf den letzten der vier, welche sich an der schwersten Rolle versucht hatten. Anschließend verteilten sie die weiteren Rollen und hatten am Ende jedem das Skript ausgehändigt. „Das lief doch gut“, meinte Tanaguchi, nachdem die Erstsemestler gegangen waren. „Wir werden eine angenehme Zeit haben.“ „Sicher“, stimmten Hideto und Tetsuya zu. „Puh. Ich mag ihn nicht“, meinte der Langhaarige, als er und der Blonde alleine waren. „Ich weiß. Es sind ja nur ein paar Wochen, dann bist du ihn wieder los und hast deine Note.“ „Das sind ein paar Wochen zu viel. Zum Glück werd ich ab der nächsten Probe zu viel zu tun haben, um mich über Tanaguchi-san aufregen zu können.“ Der Ekel in seinem Gesicht blieb erhalten. Etwas, was er sich nur vor seinem besten Freund erlaubte. „Vielleicht komm ich durch die Mitleidstour bei Kana schneller voran.“ Nun grinste Hideto wieder verschmitzt. [1] aus dem 1. Akt 5. Szene von Romeo und Julia von William Shakespeare Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)