Far Away von abgemeldet (Weit weg... (Daniel&Vala FF)) ================================================================================ Kapitel 5: Rettung ------------------ 5. Kapitel: Erinnerungen Seufzend saß Vala in Daniel’s Büro und spielte mit den Spitzen einer ihrer beiden Zöpfe. Jetzt war sie schon seit drei Tagen zurück und trotzdem stand die Suche nach Daniel immer noch am Anfang. Jack war zu einem Anstandsbesuch zurück nach Washington, während Teal’c sich, der Bitte Bra’tac's folgend, mit seinen Jaffabrüdern und –schwestern traf. Da beide noch am gestrigen Abend abgereist waren, befanden sich nur noch sie, Sam und Cameron im Stützpunkt. Vala stand auf und lief unruhig im Raum auf und ab. Wie sie es hasste, nichts machen zu können und einfach nur auf die Rückkehr von den beiden zu warten. Sie wollte irgendetwas tun, so wie Sam etwas zu tun hatte. Kurzerhand schnappte sie sich einen Stapel Bücher, der auf Daniel’s Schreibtisch zwischen Unmengen von Unterlagen gestapelt war und wollte diesen gerade in das Regal einräumen, als ein Blatt herunterfiel, das wohl die ganze Zeit unter den Büchern gelegen hatte. Sie kniete sich mit den Büchern im Arm zu dem Blatt Papier hinunter, legte die Wälzer auf den Boden und besah sich in der Hocke das gelbe Notizblatt. „Was…?“ Verwirrt darüber, was sie da sah, starrte sie den Zettel einfach nur an. Hatte er etwa tatsächlich…? Sie erhob sich und verließ schnellen Schrittes den Raum, während sie den Zettel fest in ihrer rechten Hand hielt. Cameron beobachtete die Decke der Krankenstation. Jetzt lag er schon sechs Tage hier. Drei ohne Bewusstsein und drei mit. Und seitdem beobachtete er diese Decke. Diese... nervige... ewig... gleich aussehende... Stützpunktdecke! Er seufzte und versuchte sich aufzurichten, was ihm auch mehr oder weniger gelang. Er hatte verdammt noch mal keine Lust mehr, dauernd den gleichen Punkt anzustarren, während die anderen ihr Bestes gaben. Und er würde jetzt aufstehen und den anderen helfen, er wusste zwar noch nicht wirklich wie, aber auf jeden Fall würde er es tun. Dickköpfigkeit gehörte nun mal zu seinen Stärken und hätte er diese nicht gehabt, würde er wohl jetzt, fast drei Jahre nach der Schlacht über Antarktika, immer noch nicht wieder Laufen können. Aufgeben gehörte nicht zu seinem Wortschatz und er war sich sicher, dass es auch nie sein würde. „Was soll das werden, Colonel Mitchell?“, fragte General Landry mit einem freundlichen Lächeln, als er die Krankenstation betrat. „General“, er begrüßte ihn nickend, „ich hoffe Sie verstehen, dass ich meinen Hintern nicht weiter hier faul rumliegen lassen kann.“ Der General sah ihn mit einem teils bewundernden, teils tadelnden Blick an. „Ich verstehe durchaus, dass Ihnen hier wohl die Decke auf den Kopf fallen muss“, begann der General, als hätte er kurz vorher die Gedanken seines Colonels gelesen, „aber so verletzt wie Sie sind, werde ich wohl nicht viel mit Ihnen anfangen können. Ruhen Sie sich lieber aus.“ „War das ein Ratschlag Sir?“, fragte Cameron und sah ihn forschend an. „Nein, das war ein Befehl!“ „Und dem stimme ich als Ihre Ärztin voll und ganz zu.“, erklärte Dr. Carolyn Lam und trat zu den beiden Männern. Seufzend ließ der sich vor kurzem zum Sitzen aufgerichtete Colonel zurück auf die hochgestellte Lehne des Bettes fallen. „Na dann auf ein Neues...“ Willkommen zurück Stützpunktdecke! Als Vala an ihrem Ziel, dem Kontrollraum, angekommen war, musste sie feststellen, dass die von ihr gesuchte Person nicht an ihrem üblichen Platz war. Suchend blickte sie in den Torraum, doch außer Siler und ein paar anderen Technikern war niemand anderes zu sehen. Sie betätigte den Knopf am Mikrofon, sodass die Anwesenden im Torraum sie hören konnten. „Sergeant Siler!“ Der Gerufene drehte sich verwundert dreinschauend herum, blickte zum Kontrollraum hinauf und fiel über ein Stromkabel, das hinter ihm gespannt gewesen war. Vala konnte sich ein leises, frech grinsendes 'Ups' nicht verkneifen. „Hey Siler, wissen Sie, wo der kleine Mann mit der Brille ist, der hier eigentlich immer sitzt?“ Fragend sah er sie an. „Walter? Der wollte in die Kantine.“ „Danke!“ Vala nahm ihren Finger vom Knopf und wollte sich gerade zur Kantine aufmachen, als sie noch mal das Mikrofon betätigte. „Sorry, Siler.“, entschuldigte sie sich schließlich für den Kabelvorfall und verschwand. „Macht doch nich-“, war der tollpatschige Sergeant gerade am Murmeln, als er erneut auf dem Boden lag, da er sich beim Umdrehen, um seine Aufmerksamkeit wieder dem Tor zu widmen, erneut über das Kabel gefallen war, das er schon wieder völlig vergessen hatte... „... Gesundheitszustand.“ Sam betrat das Büro des Generals durch die bereits offen stehende Tür, genau in dem Moment als Dr. Lam zu Ende gesprochen hatte. „Sie wollten mich sprechen, Sir?“, fragte Sam, während sie General Landry dabei ansah. Er setzte sich auf seinen Platz und nickte seiner Tochter zu, die daraufhin das Wort ergriff. „Nachdem der General“, sie warf ihrem Vater einen tadelnden Blick zu, der resignierend drein sah „Colonel Mitchell gegenüber die Möglichkeit mit der Tok'ra Erinnerungstechnologie erwähnt hat, besteht der Colonel starr darauf, es zu versuchen.“ „Wie steht es denn im Moment um ihn?“ Dr. Lam, die bis dahin ihre Hände verschränkt vor der Brust hatte, ließ diese in den Taschen ihres Kittels verschwinden, während sie zu einer Antwort ansetzte. „Nun ja, seit den sechs Tagen ist seine Wunde ausgesprochen gut geheilt und sein Zustand ist dementsprechend stabil... jedoch leidet er zurzeit unter einer Dauermigräne und nach meinen Erkenntnissen wissen wir nicht, ob das Erinnerungsgerät diese Kopfschmerzen langwierig verschlimmern könnte.“ „Und weshalb haben Sie mich jetzt rufen lassen?“ „Da Sie unzählige Erfahrungen mit dieser Art von Technologie gemacht haben, wollte ich Ihren Standpunkt zu diesem Thema wissen.“, antwortete der Sitzende. „Es stimmt, ich habe schon viele Erfahrungen damit gemacht Sir. Jedoch habe ich es noch nie bei einer Kopfwunde benutzt, die mein Erinnerungsvermögen beeinflusst hat.“ Eine kleine nachdenkliche Stille legte sich über die Personen im Raum. „Aber wir könnten natürlich auch mit den Tok'ra in Verbindung treten, Sir.“, schlug Sam schließlich vor. „Das ist eine gute Idee.“ Der General stand auf und zeigte mit seiner linken ausgestreckten offenen Hand zur Tür des Briefingraums, der eine Verbindungstreppe zum Kontrollraum besaß. Vala musste nicht lange suchen, denn ihr 'Opfer' saß gleich am ersten Tisch in der Kantine und verspeiste genüsslich ein Stück Himbeerkuchen. Schnurstracks ging sie auf Walter zu, und ohne dass dieser reagieren konnte, saß sie auch schon auf der Tischplatte direkt neben seinem Teller - die beiden Beine übereinander geschlagen. Zuerst wusste Walter nicht wirklich, was er davon halten sollte. „Ähm...“, begann er zögernd und eine leichte Verwirrtheit schwang als Unterton in seiner Stimme mit „kann ich etwas für Sie tun... Ma'am?“ Statt zu antworten streckte Vala ihm den gelben Zettel wie eine Visitenkarte entgegen. Der Sergeant stutzte zuerst und nahm dann anschließenden mit seiner linken Hand den Zettel entgegen... irgendwie machte ihn die Situation, in der er sich gerade befand, ziemlich nervös. Er ließ die Gabel los, so dass diese auf dem Teller landete und begann das Notizblatt aufzuklappen... ein Mal... zwei Mal... und dann wurde ihm schlagartig klar, was Vala von ihm wollte. „Ich fand diesen Zettel in Daniel's Büro... eigentlich ist das ja nichts Ungewöhnliches... ein Zettel in Daniel's Büro meine ich...“ Während sie sprach, stützte sie sich mit der linken Hand auf dem Tisch ab und gestikulierte ab und zu mit der anderen. „Aber was mich etwas neugierig macht... ist die Tatsache, was DAS“, sie zeigte auf den beschriebenen Teil des Blattes „bei Daniel machte.“ Walter räusperte sich. „Ich habe versprochen nichts zu sagen Ma'am... dazu müsste ich erst Dr. Jackson frag-“ „Der ist leider nicht da, wie du sicherlich schon bemerkt haben dürftest.“, unterbrach Vala ihn und vergaß dabei wieder mal für einen kurzen Moment die höfliche 'Sie'-Anrede, die Daniel ihr während ihrem Aufenthalt verzweifelt versucht hatte einzuprägen. „Also Walter... kommen Sie schon, ich sag's auch keinem.“ Sie zwinkerte ihm zu und hoffte inständig ihn damit ein wenig überzeugt zu haben... Ein paar Sekunden schien der Sergeant mit sich zu ringen. „OK“, gab er schließlich doch nach „ich erzähl's Ihnen.“ Gelangweilt beobachtete Walter das Tordiagnostikprogramm, das er gerade durch den Computer laufen ließ. Seit geraumer Zeit hatten sie festgestellt, dass es immer wieder kleine Probleme bei der Stromversorgung des Tores gab und nun galt es herauszufinden wo der Fehler lag. Leider konnte dieser Fehler genau genommen überall liegen... eine lockere Schraube oder sogar nur ein kleines durchgeschmortes Drähtchen konnte die Ursache sein. „Es kann bis zu drei Wochen dauern, bis wir das Problem behoben haben, Sir.“, hatte er vorhin Sergeant Siler zum General sagen hören. Aber bevor Siler und sein Team von Technikern überhaupt anfangen konnten, war erst einmal er damit dran, im Computer nach möglichen Fehlfunktionen zu suchen, schließlich konnte eine falsch gedrückte Taste, oder ein fehlerhafter Code sehr wohl auch der Grund für die kleinen Ärgernisse sein. Vor einer halben Stunde hatten sie die letzte Toraktivierung, bei der zwar wieder das Stromproblem aufgetaucht war, er jedoch nichts Ungewöhnliches auf dem Bildschirm hatte feststellen können. „Vielleicht sollte ich Colonel Carter um Hilfe bitten.“, schoss es ihm durch den Kopf, gefolgt von dem Gedanken, dass dies wohl keine gute Idee wäre, denn seit General Landry die Abreise Vala Mal Doran's genehmigt hatte, war Colonel Carter's Laune ziemlich gedrückt. Was seit der geschehenen Abreise genannter Person vor 30 Minuten wohl für das ganze SG-1 Team galt. „Auch wenn man es bei Colonel Mitchell und Teal'c weniger bemerkt.“, gestand sich Walter in Gedanken ein, doch leider würden die beiden ihm hierbei keine große Hilfe sein. Er betrachtete weiter gelangweilt den flackernden Bildschirm vor seiner Nase, als er bemerkte, wie eine Person den Kontrollraum betrat. „Dr. Jackson?!“, begrüßte der leicht verwunderte Sergeant Daniel. „General O'Neill schien also recht gehabt zu haben“, dachte sich Walter, aber natürlich nur, wenn Daniel wegen dem hier war, was Jack angekündigt hatte. Der Angesprochene grüßte und legte dann, sich anscheinend in seiner Haut leicht unwohl fühlend, seine linke Hand in den Nacken, während die rechte in einer seiner Hosentaschen ruhte. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, fragte Walter. Daniel nahm seine Hand von seinem Nacken und steckte diese in die andere freie Hosentasche. Anscheinend nach den richtigen Worten suchend begann er zu antworten: „Ja... ähm.... Walter? Sie waren doch derjenige, der das Tor aktiviert hat, oder? Ich meine bei Vala's Abreise.“ Kaum hatte Daniel zu Ende gesprochen, da begann der Gefragte auch schon in dem Papierwirrwarr vor und um sich zu kramen. Leicht verwundert über die Reaktion seines Gesprächspartners legte Daniel seine Stirn in Falten. „Ähm... was machen Sie da?“ Der Sergeant antwortete jedoch nur mit einem ‚Hier’ und streckte Daniel einen zusammengefalteten gelben Notizblockzettel entgegen. Daniel besah den Zettel mit einem leicht misstrauischen Blick, nahm ihn dann aber entgegen und klappte ihn auf. Zuerst besah er sich das Geschriebene und dann wandte er sich wieder an Walter. „So durchschaubar?“ Er sah Walter über den Rand seiner Brillengläser an. „General O'Neill hatte mir schon mitgeteilt, dass Sie höchstwahrscheinlich kommen würden um nach der Toradresse des Planeten zu fragen. Deshalb hatte ich sie mir vorsorglich schon mal aus dem Computer heraus notiert.“ Ein leichter Seufzer - er war sich nicht ganz sicher, ob er erleichtert oder leicht entnervt sein sollte - kam über Daniel's Lippen. Typisch Jack. „Danke.“, bedankte er sich aufrichtig bei Walter und ein leichtes trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Soll ich die Adresse vielleicht anwählen?“, fragte Walter Daniel, der sich kurz vorher umgedreht hatte um den Raum zu verlassen. Einen Moment herrschte Stille und es kam Walter so vor, als würde Daniel sich gerade in einem inneren Zwiespalt befinden. „Nein, lieber nicht.“, antwortete Daniel und drehte sich schließlich wieder zu Walter. „Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn das unter uns bleiben würde...“ Der Sergeant nickte, und vernahm noch ein leises Flüstern von dem sich entfernenden Archäologen. „... ich weiß nämlich selber noch nicht, was ich davon halten soll.“ „Sam.“ „Cam.“ „Sam!“ Sam seufzte. „Ach komm schon Sam... ich werde hier sonst noch verrückt!“ Der Blick, mit dem Cameron sie ansah, war bittend, ja schon fast flehend. Die Astrophysikerin tauschte noch einmal schnell ein paar Blicke mit Dr. Lam, bevor sie schließlich resignierend nickte. „Also gut, wir haben uns schon mit den Tok'ra in Verbindung gesetzt... und eigentlich wollten wir das Gerät, mit dem sie voraussichtlich in drei Stunden hier eintreffen, erst morgen einsetzen, aber ob heute oder morgen würde ja keinen großen Unterschied machen...“ „Du sagst es, Sam!“, stimmte Cameron ihr grinsend zu. „Aber übertreib nicht.“ „Hey, du kennst mich doch.“ „Genau deshalb.“, kommentierte der weibliche Colonel mit einem schnippischen Unterton die Aussage ihres Teamkollegen. „Was gibt es Walter?“ General Landry kam gerade die Treppen vom Briefingraum herunter, da ihn die Sirenen einer außerplanmäßigen Aktivierung mitten aus einem Gespräch mit einem Regierungsbeamten gerissen hatten. „Es ist eine MALP-Übertragung“, antwortete Walter „von Teal'c.“ „Auf den Schirm damit.“ General Landry sah auf den Bildschirm und erblickte Teal'c. „Teal'c, was können Sie berichten?“ „General, wie es aussieht muss ich meine für morgen Vormittag angesetzte Rückreise auf den späten morgen Abend verschieben. Die Schwierigkeiten hier unter meinen zerstrittenen Brüdern und Schwestern sind erheblich schlimmer als ich mir unter Bra'tac's Ausführungen vorgestellt habe.“ „Das ist in Ordnung Teal'c, dein Volk braucht dich jetzt dringender, SG-1 kann warten.“ „Wie entwickelt sich die Suche nach Daniel Jackson?“ „Colonel Mitchell wird sich der Erinnerungstechnologie der Tok'ra unterziehen.“ Der General blickte auf seine Uhr und dann wieder zum Bildschirm. „Ich erwarte die Vertreter in 110 Minuten.“ Teal'c nickte und gab General Landry so zu verstehen, dass er seine kurzen knappen Ausführungen verstanden hatte. „Ich melde mich morgen Mittag noch einmal um über die Lage hier zu berichten. Wünschen Sie Colonel Mitchell viel Glück von mir.“ „Das werde ich tun Teal'c.“, versicherte der General bevor der Jaffa das Gespräch beendete und der Bildschirmschoner des Stargatecenters sich seinen alten Platz zurückeroberte. Sie verstand es nicht. Egal wie stark sie darüber nachdachte oder egal welche Überlegungen oder Möglichkeiten sie mit einbezog... es blieb bei der Unverständlichkeit, mit der sie dem vor kurzem Erfahrene gegenüberstand. Daniel Jackson, der einzige Mann, der sie immer und immer wieder abgewiesen hatte, der Mann, dessen Kälte sie immer wieder zu spüren bekommen hatte, hatte trotz der Abweisungen, die er ihr immer wieder entgegen gebracht hatte, wissen wollen wo sie war. Sie verstand es einfach nicht. Hatte er ihr nicht immer wieder gesagt, er wäre froh, wenn er wieder seine Ruhe haben könnte? Sie ihn nicht dauernd bei seiner Arbeit stören würde? Also was um alles in der Welt hatte ihn dazu getrieben, nach ihrem Standort zu fragen? Vala wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als Sam zu ihr an den Schreibtisch trat, sie hatte gar nicht mitbekommen, wann ihre Teamkollegin den Raum betreten hatte. „Stör ich?“ Vala schüttelte mit einer leichten Bewegung ihres Kopfes die wirren Gedanken beiseite die sie beherrschten und versuchte ihre Aufmerksamkeit Sam zu widmen. „Und, wie steht’s?“ „In Kürze erwarten wir die Tok'ra, ich wollte dich nur darüber in Kenntnis setzen.“, konnte Vala Sam sprechen hören, jedoch kam es ihr so vor, als würde sie sich weiter weg befinden und nicht direkt neben ihr stehen. Leicht fragend und besorgt musterte Sam den abwesenden Gesichtsausdruck ihrer Freundin, den sie nicht richtig deuten konnte. Die Astrophysikerin legte ihre Hand leicht auf den Rücken der sitzenden Frau. „Über was denkst du nach?“, fragte sie in einem leichten sanften Ton. Vala seufzte und Sam verstand. Sie nahm ihre Hand von Vala's Rücken und legte ihre linke Hand, sich leicht damit abstützend, auf den Rand des Schreibtisches. Und schon wieder legte sich die seit Tagen herrschende Stille über den Raum. Nach einem innerlichen Seufzen war es schließlich Sam, die diesen Zustand der Ruhe brach. „Nach deiner Abreise hat sich Daniel ganz auf seine Arbeit konzentriert... was ja eigentlich nichts Schlimmes gewesen wäre, wenn er sich nicht förmlich in ihr vergraben hätte…“, begann sie zu erzählen und leichte Frustration schwang in ihrer Stimme mit. Vala's Blick fiel zu dem gelben Zettel auf dem Tisch. Ob Sam gewusst hatte, dass sich Daniel die Toradresse besorgt hatte? Der weibliche Colonel folgte dem Blick der schwarzhaarigen Frau und blieb schließlich auch auf dem Zettel hängen. „Was ist das?“ Vala griff mit ihrer linken Hand nach dem Zettel und streckte ihn Sam entgegen. „Eine Toradresse?“, fragte Sam verwundert, sich nicht ganz darüber im Klaren, was das nun genau bedeuten sollte. „Genau genommen ist es die Adresse des Planeten zu dem ich vor zwei Wochen aufgebrochen bin.“ „Das heißt?“ „Daniel hat sich die Adresse kurz nach meiner Abreise von Walter besorgt.“ „Oh.“, war das einzige, was Sam dazu einfiel. Sie hatte nichts davon gewusst und war nun leicht verwundert, zwar nicht so sehr wie Vala selbst, jedoch reichlich genug. „Er hat sich Sorgen um dich gemacht.“, sprach Sam den Gedanken laut aus, der ihr schon die ganze Zeit im Kopf herumgespukt war. Vala senkte ihren Kopf so weit, dass er beinahe die Tischplatte berührte. „Siehst du, genau das verstehe ich nicht!“, begann sie „Warum holt er sich die Adresse, wenn er gar nicht vor hat, hinterher zu reisen? Er wusste wie ich dachte und dass ich nicht länger als einen Tag auf diesem Planeten sein würde. Also was brachte ihm die Erkenntnis meines vorübergehenden Standortes?“ Vala verzweifelte beinahe weil sie keine Antworten auf diese Fragen fand. Sie erhob ihren Kopf wieder und ließ sich zurück in den Stuhl fallen. Bis vor einiger Zeit hätte sie schwören können, dass sie die Männer verstand, wusste wie sie dachten. Doch Daniel hatte sie eines besseren belehrt. Mal wieder. „Vielleicht solltest du dir nicht so sehr den Kopf darüber zerbrechen, wie die Antworten lauten könnten, sondern einfach mal versuchen in Daniel's Standpunkt zu schlüpfen. Du hast ihn unvorbereitet mit deiner Abreise getroffen und wir wissen doch alle, dass du ihm weder egal noch eine Last warst, auch wenn er das immer wieder gern zu behaupten pflegte.“ Sam sah ihre Freundin an. Vala hasste komplizierte Sachen... warum konnte nicht alles auf einem einfachen leichten Weg erledigt werden? Sie seufzte. „Sam?“ „Mhm?“ „Könntest du mir einen Gefallen tun?“ Das blaue Schimmern des Ereignishorizontes verschwand und General Landry begrüßte die beiden angekommenen Tok’ra. „Es freut mich, Sie hier auf der Erde begrüßen zu dürfen.“ „Die Freude liegt ganz auf unserer Seite.“, begann die weibliche Tok’ra Selinere, die sich kurz vorher dem General vorgestellt hatte. Ihr Assistent Hul’ak stand nur beobachtungsweise neben ihr und trug die Geräte. „Seit dem Anschlag auf uns, kurz vor dem Untergang der Goa’uld, bei dem wir einen vernichtenden Verlust erlitten haben, hatten wir noch keine Zeit, uns angemessen bei Euch zu bedanken. Ich sehe es im Sinne unserer Allianz nur als selbstverständlich, Euch bei Eurer Suche zu unterstützen.“ Der General nickte dankend und ergriff dann wieder das Wort. „Ich schlage vor, wir begeben uns in den Besprechungsraum und klären dort dann alles Weitere.“ General Landry tauschte mit seiner Tochter einen kurzen Blick aus, während er darauf wartete, dass sich Selinere, die mit ihrem Assistenten rechts von ihm saß, durch die wichtigsten Punkte des ihr vorliegenden Berichts gelesen hatte. „Euren Unterlagen zufolge befindet sich die Wunde am Hinterkopf Colonel Mitchell’s. Ich sehe dies nicht als Problem an.“ „Aber wie steht es mit den Dauerkopfschmerzen, mit denen sich Colonel Mitchell auseinander setzen muss… hätte die Anwendung der Technologie irgendwelche Auswirkungen darauf?“ Selinere dachte kurz nach und antwortete dann schließlich. „Die Technologie greift keinesfalls auf Erinnerungsvermögen des Benutzers zu, das sich negativ auf seine Gesundheit ausüben könnte. Wenn dies trotzdem der Fall sein sollte, denke ich nicht, dass die Nebenwirkungen stark oder von Dauer sein würden. Es besteht also weder Gefahr für den Benutzer noch für seine Gesundheit.“ „Na das klingt doch viel versprechend.“, klinkte sich Landry in das Gespräch zwischen Selinere und Dr. Lam ein. „Das finde ich auch!“ Der General blickte zur Treppe und erblickte Jack. „Es freut mich, dass Sie wieder da sind, Jack.“, begrüßte ihn Landry und wandte sich dann wieder den Tok’ra zu, während Jack mit in Hosentaschen steckenden Händen auf das Ende der Besprechung wartete. „Ich finde wir sollten uns nun zur Krankenstation begeben.“ Er blickte zu seiner Tochter. „Dr. Lam, sie werden mit Selinere alles für die Prozedur vorbereiten.“ Dr. Lam nickte und verließ mit den beiden Tok’ra den Raum. „Langsam scheinen wir ja Fortschritte zu machen.“, kommentierte Jack optimistisch grinsend das Geschehnis. „Ja, zum Glück.“ Der General ging auf Jack zu und wies ihn mit einer Handbewegung an, den anderen in die Krankenstation zu folgen. „Es wundert mich schon ein wenig, Sie so früh wieder hier zu haben, Jack.“ „Ach, Sie kennen doch die Bürokraten. Die und ihre Unterschriften… Papierkram eben.“ „Es wird jetzt etwas weh tun.“, erklärte Selinere Cameron und drückte das kleine Erinnerungsgerät an seine rechte Schläfe. „Au!“ Cameron verzog für ein paar Sekunden das Gesicht, bis der kurzweilige stechende Schmerz vorüber war. „Wie genau funktioniert das nun?“, fragte Dr. Lam die Vertreterin der Tok’ra, da sie selbst diese Technologie noch nie erlebt hatte. „Dieses Gerät an Colonel Mitchell’s Schläfe leitet die Bilder seiner Erinnerung an diesen Bildschirm weiter. So können wir die Erinnerungen beobachten.“ „Fehlt nur noch Popkorn.“, grinste Jack ein wenig vergnügt, auch wenn er den Ernst der Lage keineswegs aus den Augen verloren hatte. Jedoch fühlte sich Jack durch seinen Einsatz doch glatt wieder 10 Jahre jünger. Man, wie er das alles hier vermisst hatte. Er konnte sich zwar wirklich einen schöneren Grund für seine Anwesenheit vorstellen, doch es zählte jetzt einfach nur, dass er hier war und die anderen unterstützte. Danach wartete wieder sein Schreibtisch in Washington auf ihn, auch das war ihm klar. Selinere stellte die Geräte per Anweisungen über die Computertastatur ein und wendete sich dann an General Landry. „Wir können nun anfangen.“ „Gut.“ Der General nickte. „Aber wir sollten noch auf Colonel Carter warten.“, fügte er noch hinzu. Genau in diesem Moment betrat Walter die Krankenstation. „Sir? Ich konnte weder Colonel Carter noch Vala auf dem Stützpunkt auffinden, sie haben ihn anscheinend verlassen.“ Kaum hatte Walter ausgesprochen, betraten die beiden gesuchten Personen auch schon den Raum. „Tut mir leid, Sir.“, begann Sam entschuldigend. „Wir hatten noch etwas zu erledigen.“ Sam fing Jack’s neugierigen Blick auf und antwortete mit einem leicht schiefen immer noch entschuldigenden Grinsen. General Landry musterte die beiden Frauen kurz, und nachdem er Walter den Befehl gegeben hatte, sich wieder in den Torraum zu begeben, konnten sie endlich anfangen. „Also gut Colonel Mitchell - konzentrieren Sie sich jetzt und denken Sie an den Morgen des Tages, an dem Ihr Team diesen Planeten besuchen sollte.“ Für Cameron war es leicht, gleich darüber zu berichten, wie der Tag begonnen hatte, schließlich hatte er sich die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht. „Ich kam gerade aus der Kantine, dort hatte ich schon Sam und Teal’c getroffen, der einzige der nicht dort gewesen war, war Jackson. Ich beschloss daher nach ihm zu sehen, da unsere Abreise in 40 Minuten geplant war…“ Während Cameron erzählte, fing der Bildschirm an, die empfangenen Bilder des Gerätes zu zeigen… Cameron ging den Flur zu Daniel’s Büro entlang. In der Kantine hatte er schon seine Astrophysikerin und seinen Jaffa getroffen, aber der einzige der sich noch nicht hatte blicken lassen, war sein Archäologe. Cameron vermutete, dass dieser mal wieder bei seiner Nachtarbeit in seinem Büro eingeschlafen war. Dies kam zur Zeit sehr oft vor und Cameron konnte sich nicht entsinnen, wann Daniel seit der Abreise Vala’s auch nur eine Nacht richtig geschlafen hätte. Er müsste unbedingt mal mit seinem Archäologen reden. Denn unausgeschlafen war man unkonzentriert und das konnte man sich in einem Team nun mal nicht leisten, wenn man nicht sich und gleichzeitig auch seine Teammitglieder in Gefahr bringen wollte. An der Tür angekommen, bot sich ihm genau das Bild, dass er erwartet hatte: Ein Archäologe, der auf seinen verschränkten Armen auf dem Tisch eingeschlafen war. Es war wirklich höchste Zeit mal mit ihm zu reden. „Jackson!“, rief Cameron laut. Und es verfehlte seine Wirkung ganz und gar nicht. Daniel schreckte hoch und sah sich erstmal leicht verwirrt um. „In 40 Minuten geht’s los, machen Sie sich gefälligst fertig!“ Er sah Daniel, der immer noch leicht konfus drein sah, nicken und ging dann weiter Richtung Kontrollraum, um noch die letzten Details zu besprechen... Auf einmal fing das Bild an zu flackern und Cameron verzog das Gesicht leicht vor Schmerz. „Cam? Alles ok?“, fragte Sam besorgt nach. „Ja… geht schon.“, antwortete Cameron und versuchte sich zusammenzureißen. „Es wäre am Besten, wenn du dich an die Stelle erinnerst, in der wir durch das Stargate auf den anderen Planeten gekommen sind.“, beriet ihn Sam. „Das ist die wichtigste.“ Cameron schloss die Augen und versuchte sich darauf zu konzentrieren, wie sie von hier aus das Tor betreten hatten… „Also gut. Sam. Jackson. Fangen Sie an.“, befahl Cameron seinen Teammitgliedern, kurz nachdem sie auf der anderen Seite des Tores angekommen waren. Daniel war schon fleißig dabei, die Inschriften an der Wand zu entziffern, während Sam mit einem Gerät, das sie locker in beiden Händen tragen konnte, die Maße und Stabilität des Raumes analysierte, denn schließlich wollten sie ja nicht in einem einsturzgefährdeten Bauwerk herumstehen. Cameron leuchtete mit seiner Taschenlampe quer durch den Raum und Teal’c beleuchtete für Daniel die Wand, an der er gerade begonnen hatte zu übersetzen. „Was glauben Sie, wie lange das dauern wird, Jackson?“, fragte Cameron ihn und setzte sich auf eine Steinstufe. „Nun ja… ich kann es jetzt nicht mit genauer Gewissheit sagen… aber in ein paar Stunden könnte ich wohl die Gebrauchsweise dieses Bauwerks und den Grund, warum hier ein Sternentor steht, herausgefunden haben.“ „Nur ein paar Stunden, ja? Na das ist ja toll.“ Keinem der Anwesenden war entgangen, dass diese Aussage nur so vor Sarkasmus strotzte und Cameron hatte auch keineswegs versucht, dies zu verschleiern. Er war nun mal kein Mensch, der gerne Forscher und Entdecker spielte. „Hier…“, flüsterte Daniel vor sich hin und drückte auf ein Zeichen, so dass der Raum hell erleuchtet wurde. Sam drehte sich um, Cameron sah verwundert nach oben und Teal’c packte auch schon seine Taschenlampe weg. „Super, Jackson. Jetzt müsste die Übersetzung doch bestimmt auch noch schneller gehen, oder?“ „Eigentlich nicht wirklich…“, antwortete Daniel leicht abwesend. Er war verdammt müde, sein Nacken tat ihm weh und Kaffee hatte er heute auch noch nicht gehabt. Der Tag konnte nicht schlimmer werden. Plötzlich ging das Licht wieder aus. „Jackson?“ „Das war ich nicht!“ Teal’c bemühte sich, schnell wieder seine Taschenlampe rauszuholen, während Cameron lieber aufstand, seine P90 erhob und mit deren Licht auf die gegenüberliegende Wand zeigte. „Entweder ist hier alles schon so alt, dass es Schrott ist oder…“ Weiter kam Cameron nicht, denn ohne Vorwarnung ging die Wand, die sich als Tür herausgestellt hatte, auf und eine Feuersalve schoss in den Raum. „Colonel Carter!“, rief Teal’c und warf Sam mit sich aus der Schusslinie, leider verhinderte das jedoch nicht, dass sie trotzdem getroffen wurden. Cameron hatte sich gebückt, während Daniel sich an die Wand gedrückt hatte. Nun standen beide wieder gerade und zielten mit ihren Waffen auf die Person, die den Raum betrat. „Wenn es nicht so scheiße dunkel wäre…“, dachte sich Cameron fluchend. „Sam? - Teal’c!“, rief Daniel, bekam aber keine Antwort. „Verdammt.“ „Ihr habt lange auf euch warten lassen…“, begann der Angreifer, der sich als eine Frau herausstellte, die sie nur zu gut kannten. Es war Adria... Plötzlich brach das Bild ab und Cameron hielt sich mit seiner linken Hand den Kopf. „Ok, das reicht!“, rief Sam. Selinere schaltete das Gerät ab und Dr. Lam ging zu Cameron, um sich nach seinem Zustand zu erkunden, während Selinere das Gerät an seiner Schläfe entfernte. Irgendwie hatte Vala es geahnt. Sie hatte es nicht gewusst, aber in ihrer Magengegend war die ganze Zeit ein flaues Bauchgefühl. Daniel war in den Händen von Adria. „General-“, fing Vala an, wurde aber sogleich von ihm unterbrochen. „Ich bin damit einverstanden.“, erklärte er und zog damit einen fragenden Blick von Jack auf sich. „Könnten Sie mir das bitte erklären, Carter?“ „Vala war eigentlich hier her gekommen, weil sie ihre von den Ori gesandte Tochter retten wollte. Der General hat nun genehmigt, auf den Planeten zu gehen, auf dem Adria erwartet wird.“ „Jedoch dient dies keinefalls dazu, Ihre Tochter zu retten, Vala. Es handelt sich hier nur um eine Rettungsaktion für Dr. Jackson!“ Vala nickte. „Ich befehle Ihnen hiermit, konkrete Informationen darüber zu erwerben, wann die Ori auf dem Planeten erwartet werden. Sollten Sie dafür mit dem Stargate reisen müssen, so bereiten Sie sich bitte darauf vor.“, befahl der General und verließ die Krankenstation. Nun wussten sie also endlich, wo Daniel war. „Ich werde heute nach Lelreg aufbrechen. Auf diesem Planeten hab ich meinen besten Informanten für diese Sache.“, teilte Vala noch Sam und Jack mit und war dann auch schon aus der Krankenstation verschwunden. Sam tauschte einen kurzen Blick mit Jack. Die beiden waren sich sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie Daniel gefunden hätten. Sie konnten nur hoffen, dass er so lange aushielt. Fortsetzung folgt... (*** Für alle die nich wissen, wer Adria eigentlich is: Vala's Ori-Tocher, erfährt man im ersten Teil der 10. Staffel, die am 1. August 2007 von RTL2 ausgestrahlt wird) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)