Borderline von Selma ================================================================================ Kapitel 28: ------------ Conny schnappte nach Luft, als ein heißer Schmerz durch ihren Körper fuhr. Dabei musste sie Laut genug gewesen sein, dass die Person auf der anderen Seite des Zaunes sie gehört hatte. Das Licht schwenkte herum, und plötzlich sah sich Conny entdeckt. „Conny?!“ Die Stimme klang überrascht. ‚Was?’ Die Stimme kannte sie? Allerdings verhinderte das Licht, dass sie ihr Gegenüber erkennen konnte. „Wer ist da?“ Sie versuchte die Augen mit dem Arm abzuschirmen, mit mäßigem Erfolg. Wenigstens war der Schmerz wieder so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Conny zweifelte keinen Moment daran, dass an Diesem wohl Helgos seine Finger im Spiel hatte. „Oh, Entschuldige.“ Das Licht wurde gesenkt und die Person leuchtete sich nun selbst kurz an. „Ich bin es. Sam.“ – „Seit neustem beim Militär?“ versuchte Conny ihre Überraschung zu überspielen, allerdings auch mit einem trockenen Unterton, war ihr doch die Kleidung, welche er nun trug, nicht entgangen. „Nein.“ Sam schüttelte den Kopf. „Aber die hatten scheinbar nichts anderes zur Hand.“ Sam lies die Taschenlampe wieder auf das Codeschloss gleiten. „Eine Ahnung, wie wir das aufbekommen sollen?“ Conny erhob sich nun und schüttelte den Kopf, während sie langsam zum Zaun schritt. „Hm, sieht so aus, als ob Du wohl klettern musst. Von alleine geht die nicht auf.“ Kurzzeitig wunderte Conny sich, warum sich seit geraumer Zeit Helgos nicht mehr in ihr Handeln einmischte. Immerhin hatte er doch darauf gedrängt, das sie sich so schnell wie möglich trafen. Nun sollte sie an so einem läppischen Tor scheitern? Sam stöhnte, als ihm klar wurde, dass ihm wohl keine andere Wahl blieb. Er leuchtete noch einmal bis zur Oberkante des Zauns, schaltete die Taschenlampe aus und verstaute sie irgendwie provisorisch in seinen Klamotten. Eine Tasche in passender Größe wäre sicherlich hilfreich gewesen. Dann begann Sam den schwierigen Aufstieg im Maschendrahtzaun. Grade, als er sich über die Spitze schwang, fiel die Taschenlampe aus der Jacke und fiel neben Conny auf den Boden. Ein feines Klirren zeugte vom Brechen des Glases. Conny stöhnte, bückte sich und hob die Lampe auf. Sie versuchte die Taschenlampe einzuschalten, doch diese blieb dunkel. Anscheinend war auch die Birne hinüber. Die Lampe war also nutzlos. „Sorry,“ meinte Sam von oben, während er nach genügend Halt suchte um der Lampe nicht zu folgen. „Achtung!“ Der Abstieg erfolgte deutlich schneller als der Aufstieg. Sam verlor, trotz Nachgreifen im oberen Drittel des Zaunes den Halt. Nur seine alten Kampfkunstkenntnisse verhinderten das er sich schlimmer verletzte, als er auf dem Boden ankam und sich abrollte. Die Rolle endete leider im vorderen Teil einer ziemlich großen Brennnessel. Nachdem sich Conny davon überzeugt hatte, das Sam nicht weiter verletzt war, außer seinem Stolz, half sie ihm auf. Sie warf noch mal einen Blick auf die andere Seite des Zaunes und dann dahin, woher sie gekommen war. „Wenn dir sonst nichts weiter fehlst, sollten wir hier verschwinden, bevor Sie uns doch noch bemerken.“ Sam nickte, und gemeinsam machten sie sich auf die Suche nach dem Waldparkplatz. Allerdings stellte sich dieses Unterfangen als schwerer heraus, als zuerst gedacht. Helgos bequemte sich immer noch nicht dazu ihnen zu sagen, wohin sie sich wenden mussten. Das war zwar hinderlich, aber Conny musste doch insgeheim zugeben, dass sie den Kerl überhaupt nicht vermisste. So versuchten sie sich als verhinderte Fährtenleser. ## Schon recht schnell hatte Ekwin genug von dieser merkwürdigen Windmühle gehabt. Allerdings nutzte er den großen Charakterauflauf um sich nach einem Priester umzusehen der ihn hier wegwarpen konnte. Schließlich fand er eine Priesterin, die sich bereit erklärte ihn nach Prontera zu warpen. Ekwin bedankte sich bei ihr mit seinen letzten Zeny und sprang dann in den Warp hinein, in der Hoffnung das sich Chino auch schon in der Stadt befand. Der Wechsel dauerte länger als normal und war alles andere als angenehm. Ekwin strauchelte, als er in der Stadt ankam. Für einen Moment war er zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als das er bemerkte, dass hier etwas nicht stimmte. Es verging etwa eine Minute, bevor er hörte, dass er nichts hörte. Die Stadt war still und verlassen. Ein kalter Schauer lief über Ekwins Rücken. Wo waren die ganzen Anderen geblieben? Ekwin irrte durch die Straßen, langsam wurde der Umstand, dass er allein war, scheinbar zur Normalität. Schließlich führte ihn seine Suche wieder vor die Tür des PTO. Hier war der einzigste Türeingang aktiv, doch Ekwin zögerte hinein zu gehen. Da kam Chino vor ihm heraus. Ekwin brauchte nur einen Bruchteil um zu bemerken, das er es war. Schon glücklich seinen Freund wieder zu sehen, wollte er zu ihm stürzen, doch dann verschwand dieser ohne Vorwarnung und Ekwin stolperte in den Türeingang vom PTO. Im Haus erlebte Ekwin eine böse Überraschung. Er sah sich Helgos in doppelter Ausführung gegenüber. Die Beiden waren grade mitten in einem Fight verstrickt, wobei der eine in voller Bewaffnung, und der andere ganz ohne Waffen dastand. Der Waffenlose hatte schon einiges an Kleidung und einen seiner Teufelsohren eingebüßt und lag auf dem Boden, während der Andere noch topfit zu sein schien. „Och nein, auch noch 2 von dem…“ stöhnte Ekwin leise, doch scheinbar laut genug, das sie ihren Kampf unterbrachen und zu ihm herübersahen. ‚Oh, oh,’ Ekwin schluckte. „Bist du der 2te, von dem der Knight gesprochen hatte?“ stöhnte der Helgos am Boden fragend. „Ja, das ist er. In der Tat. Doch ich brauch ihn jetzt nicht mehr,“ übernahm der andere Helgos die Antwort. Er schulterte seine Waffe und kam dann langsam auf Ekwin zu, ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. „Nein, du bleibst bei mir.“ Obwohl der ramponierte Helgos eigentlich nicht mehr danach aussah, dass er überhaupt aufstehen, geschweige denn laufen konnte, schaffte er es irgendwie auf die Füße. Er stolperte ein paar Schritte hinterher und ergriff seinen Gegner am Arm. Wütend, über diese Geste, wirbelte der bewaffnete Helgos herum. „Na warte, ich…“ – „Vivi, jetzt!“ Der bewaffnete Helgos blickte für einen Moment überrascht, dann wütend und dann zog irgendjemand oder etwas Ekwin ohne jede Warnung fort von diesem Ort in tiefste Dunkelheit. ## „Du hast was?“ Fassungslos blickte Parker auf Harris, der zusammengesunken auf einem Stuhl saß und alles andere als glücklich drein schaute. Man sah ihm an, das er sich grade irgendwo anders hin wünschte. Parker stemmte eine Hand in die Hüfte, während er mit der anderen ans Kinn fuhr, wie er es immer tat, wenn er nachdenken musste. „Wie oft habe ich schon gesagt, dass private Sachen nicht auf die Dienstgeräte installiert werden dürfen. Das erklärt natürlich, warum sich unser Vögelchen ausgerechnet in dieses Spiel eingeklinkt hat. Harris, das wird allerdings Konsequenzen haben. Ihr Handeln war grob fahrlässig. Nächstes mal möchte ich über so etwas früher informiert werden. Wir haben 1 Tag unnötigerweise verloren. Welche Programmpunkte waren schon installiert?“ Parker war zum förmlichen Sie gewechselt, ein Warnzeichen, dass man jetzt extrem auf der Hut sein musste. Harris wirkte mit einem mal noch unglücklicher. „Die Wichtigsten. Eigentlich fehlte nur noch die Routine um ihn aus der Ferne zerstören zu können.“ Parker raufte sich die Haare. „Ausgerechnet der Satz, wo ich extra angewiesen habe, dass man in als einen der ersten einbindet.“ – „Aber,“ versuchte sich Harris erneut zu rechtfertigen: „dieser war noch nicht ganz fertig, als ich damit begonnen habe, die einzelnen Teile zu einer Einheit zusammen zu fügen.“ – „Aber die Zeit, um ihr Spiel mit rein zu packen hatten Sie wohl?“ Wenn Blicke töten könnten, wäre Harris jetzt wohl unter denen von Parker gestorben. „Nein. Ich könnte mir das nur noch erklären, dass die KI im Lernprozess etwas davon mitbekommen haben muss, schließlich nutzte sie in dieser Zeit all meine Rechnersourcen.“ Harris Stimme klang dünn und sein Blick irrte in der Gegend herum, auf der Suche nach einer Ausfluchtmöglichkeit. Doch grade als er dachte, dass es nun um ihn geschehen war, kam Beckett ihm ungewollt zur Hilfe. „Sir?“ – „Ja?“ fauchte Parker. „Er ist hin.“ – „Wer ist hin?“ – „Unser Vögelchen. Es ist tot.“ Sofort war Harris vergessen und Parker stürzte zu Beckett an den PC. „Was macht dich so sicher?“ Er wechselte wieder ins Du, scheinbar war das Schlimmste nun überstanden. „Hier.“ Beckett zeigte auf mehrere Datensätze, Diagramme und einer Linie, die in einem kleinen Fenster ohne Ausschlag, genau mittig ihre, Bahn zog. Sie gab einen Befehl über die Tastatur ein, und die Diagramme liefen rückwärts, bis sie den Vorgang mit einem weiteren Tastendruck stoppte. „Nachdem wir wussten, wo wir suchen mussten, war es einfach ihn zu finden.“ Sie zeigte auf die Linie, die nun deutlich aktiver war, und nach oben und unten ausschlug, während auf den Diagrammen und Datensätzen ebenfalls deutlich mehr Bewegung sichtbar wurde. „Da,“ sie deutete auf eine Zahlenkolonne, bevor sie diese in ein Sonderfenster schob, „hat er den Server gewechselt. Er ist nach München.“ Ein weiterer Tastendruck und das Ganze geriet in schnelle Vorwärtsbewegung, bevor es plötzlich abbrach und wieder in den Zustand zurückkehrte, den Parker schon vorher gesehen hatte. „Ich habe nachgeforscht. Der Server wurde abgeschaltet ohne, dass man ihn richtig heruntergefahren hat. Sie haben einfach den Stecker gezogen, als sie merkten, dass sie die Kontrolle verloren.“ Parker fing plötzlich an zu lachen. „Den Stecker gezogen. Oh Mann. Unsere ach so tolle Entwicklung gekillt durch einen simplen Stromausfall.“ Er hielt kurz inne. „Ich denke wir können jetzt auf den Jungen verzichten. Beseitigt alle Spuren unseres Hier seins und benachrichtigt den General. Wir reisen ab. Die Mission wurde erfolgreich beendet. Ab nach Hause. Hier können wir nichts mehr tun Schick diesem Sam noch eine Mail mit Haltbarkeitsdatum. Ich denke der Inhalt dürfte klar sein.“ ## Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)