Borderline von Selma ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Mit einem Aufstöhnen ließ sich Chino zurücksinken. Langsam rieb er sich über den Kopf, wobei Metallhandschuhe nicht wirklich die besten Schmerzvermeider waren. Langsam sah er sich um. Er saß in einem kastenähnlichen Gebilde, welches zwei Sitzreihen aufwies. Die hintere, wo er sich befand, war durchgehend und vorne die beiden Sitze waren getrennt. Chino rätselte. Wie war er nur hierher gekommen, und was war mit den anderen geschehen? Der Platz zwischen den Sitzen war ziemlich eng, und seine Rüstung schränkte die Beweglichkeit noch weiter ein. Irgendwie schaffte er es seine Beine ebenfalls auf die hintere Sitzreihe zu bekommen, wobei der Stoff, mit dem diese Sitze überzogen waren, an einer Stelle einriss und Füllmaterial heraus quoll. Nun lag er jedoch mehr quer auf dem Sitz, als das er saß. Chino war froh, das ihn im Moment niemand in dieser Situation sehen konnte. Zwei Metalldinger erregten seine Aufmerksamkeit. Als er an dem einen drehte, ging langsam eine der durchsichtigen Flächen herunter und als er an dem zweiten zog ging ein Ruck durch das Stück und ein Spalt wurde sichtbar, fast so als ob er eine Tür geöffnet hätte. Mit seinen Schultern drückte Chino diese Tür soweit auf, das er diesen komischen Kasten entkommen konnte. Vornüber fiel er auf den Untergrund, und spuckte Sand. Chino sah sich um. Er war in der Wüste. Ohne jegliche Verpflegung und Orientierung. Der Tag schien immer besser werden zu wollen. Missgelaunt versuchte er den Sand aus den Ritzen seiner Rüstung zu pulen, das gründlich misslang. Chino musterte das Ding, in dem er aufgewacht war. Es schien sich um eine Art Gefährt zu handeln, jedenfalls wenn man nach diesen Reifen ging, die an dem Kasten angebracht waren. Er blickte wieder in das Innere des Gefährts, doch da war nichts drin, was ihm weiterhelfen konnte. Warum sich ein weiteres Rad im Inneren dieses Dingens befand, und wozu die ganzen anderen Knöpfe und Hebel dienten, blieb ihm verborgen. Der Knight seufzte, wandte sich dann in irgendeine Richtung und stiefelte los durch den feinen Sand. ## „Was tust Du denn hier?“ Bob war der erste, der die Sprache wieder fand. „Du solltest doch auf der Krankenstation bleiben und nicht hier durch die Gegend laufen.“ – „Ich, ich…äh…“ Sam fehlten die Worte. „Wie viel hast du gehört?“ Am Tisch, wo Bob saß, hatten noch 3 weitere Personen Platz genommen, jetzt stand der, der mittig von ihnen war, auf und taxierte Sam mit durchdringenden Blicken. Er hatte braune, kurz geschorene Haare und trug ebenfalls Soldatenkleidung, jedoch kannte sich Sam mit den amerikanischen Rangabzeichen nicht so gut aus, weshalb er nur ungefähr schätzen konnte, das dieser Herr da wohl eine Art Befehlshaber war. Zumindest machte niemand von den anderen beiden Anstalten ihn irgendwie zu unterbrechen. Von der Stimme her, war er wohl auch die Person gewesen, die von der Quarantäne gesprochen hatte. „Hörst du nicht Junge! Was hast du von unserem Gespräch mitbekommen?“ – „Er kann kein Englisch. Er ist nur ein einfacher Probant.“ Bob hatte sich ebenfalls erhoben und lieferte sich mit dem Soldaten ein Blickduell. „Es ist nicht nötig ihn zu verhören. Er hat überhaupt keinen Zugang zu unseren Geräten.“ Sam lauschte den, auf englisch geführten, Gesprächen und versuchte dabei einen möglichst verwirrten Gesichtsausdruck zu machen. Warum auch immer, Bob schaffte ihm grade ein Hintertürchen. Der Kommandeur sah erst Sam und dann Bob misstrauisch an. „Der machte Draußen aber einen etwas anderen Eindruck auf mich,“ meldete sich plötzlich der dunkelhäutige Soldat zu Wort. ‚Wah,’ den hatte Sam ja ganz vergessen. ‚Idee, Idee, ich brauch eine gute Idee und zwar fix.’ Sam biss sich auf die Lippen. „Wie wäre es, wenn Du einfach weiterhin stillhältst, dein laienhaftes Schauspiel abziehst und hoffst, das sie darauf reinfallen?“ Was war denn das nun? Diesmal war Sams Verwirrung keineswegs gestellt. Er blickte sich um. Wer hatte das nun gesagt? Auf jeden Fall war es niemand hier aus dem Zimmer gewesen. Er zog sich ein Stück Richtung Wand zurück, während sein Blick durchs Zimmer irrte. Das Gesicht des Kommandanten verzog sich fragend. Offensichtlich hatte er nicht mit solch einer Reaktion gerechnet. „Sehen Sie doch, der Junge ist total durch den Wind. Der gehört in ein Bett auf der Krankenstation.“ Widerwillig ließ der braunhaarige Soldat seinen Blick wieder zwischen Sam und Bob wandern, dann gab er dem Dunkelhäutigen einen Wink. „Bring ihn zurück auf die Krankenstation, und pass auf, dass er diesmal auch dort bleibt, solange, bis es neue Befehle gibt.“ – „Ja, Sir.“ Der Soldat salutierte und näherte sich Sam breitbeinig. Doch allein diese Haltung reichte, das Sam noch weiter zurückwich. Der Soldat sah sich das einen Moment lang an, dann ergriff er sein Hemd oben an der Schulter und zog Sam zum zweiten Mal nach oben. Eins musste man dem Stoff lassen, stabil war er, aber da hörten die Vorteile auch schon wieder auf. Der Soldat war ein ganzes Stück größer als Sam so das er jetzt beide Hände hinten brauchte um zu verhindern, das es dort luftig wurde, während er versuchte Schritt zu halten. Das ganze musste einen ziemlich absurden Anblick bieten und Sams Gesicht glühte schamerfüllt, als sie endlich die Krankenstation erreichten, wo der Soldat ihn in den Raum schubste und dann die Tür zuzog. Gefrustet, verwirrt und beschämt ließ sich Sam zurück auf das Bett sinken. Das war jetzt aber gar nichts gewesen, und diese Stimme. Diese Stimme ließ Sam einfach nicht los. Er kannte sie, aber woher? Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es war die von Helgos. Aber wie konnte das sein? ## „Du musst zum Flughafen. In einer Stunde geht dein Flug.“ Conny war grade im Zimmer des Stationsarztes, als sie Helgos Stimme vernahm. Fast wäre ihr der Stift aus der Hand gefallen, mit dem sie soeben den Zettel unterschrieben hatte, das sie das Krankenhaus auf eigenen Wunsch verließ und sie keinerlei Schadenersatzansprüche wahrnehmen würde, sollten bei ihr Spätfolgen auftreten. Sie musste sich anstrengen um nicht vor Überraschung aber auch Erschrecken das Gesicht zu verziehen. Das hatte ihr grade noch gefehlt. „War das jetzt alles?“ fuhr sie den Arzt barsch an, um die Unsicherheit zu überspielen. Der Stationsarzt war noch relativ jung, und ließ sich deshalb von Connys aufbrausendem Temperament unterbuttern und nickte nur stumm. „Gut.“ Conny ergriff ihre Sachen und verlies das Zimmer. Auf der Toilette lehnte sie sich erstmal gegen die Wand und versuchte den Kopf frei zu kriegen. Sie starrte in den Spiegel und ihr Spiegelbild starrte zurück. In was war sie da nur herein geraten. „Noch 50 Minuten. Langsam wird es eng.“ – „Ich werde nicht fliegen!“ Conny sah sich hastig um, doch sie war alleine. Diese Antwort war aus ihr heraus gebrochen wie ein Reflex. Sie ließ sich nun mal nicht gerne etwas vorschreiben. Sowohl auf der Arbeit als auch im privaten Bereich. „Doch, Du wirst fliegen. Schon vergessen, was bei unserem letzten Treffen passiert ist?“ Conny presste die Lippen zusammen. Natürlich hatte sie es nicht vergessen, man konnte es ja sogar noch sehen. „Unter Business-Class läuft nichts.“ Hoffentlich kam jetzt keiner hier herein, was für einen Eindruck musste der dann von ihr erhalten. Eine Frau, die auf der Toilette Selbstgespräche führte. „Economy und jetzt keine weiteren Diskussionen, oder ich buche Dich um auf Holzklasse und statte deinen Knight trotzdem einen kleinen Besuch ab.“ – „Erpresser!“ – „Nein, ich nenne das nur geschickter Verhandlungsführer mit dem längeren Überzeugungshebel.“ – „Ach f….“ ## Ekwin saß auf einem Baum und schaute auf die Monster herab, die da um den Stamm am Boden herumstrichen. Eine ganze Ansammlung von Mantissen, Argiopen und Großspinnen umkreisten den Baum. Wenigstens machte keiner von ihnen Anstalten ebenfalls eine Kletterpartie zu wagen, sondern schienen den Assassinen eher aushungern zu wollen. Hoffentlich blieben die auch unten. Aber auf Dauer war das kein Zustand. Ekwin konnte sich nicht ewig auf dem Baum aufhalten. Runtergehen und Kämpfen schied aber als Option aus, denn zum einen waren das verdammt viele Monster und zum anderen besaß er kaum Ausrüstung, von Pots mal ganz zu schweigen. Ekwin seufzte. Eine echt vertrackte Situation. Da ließen zuerst die Mantise und dann die Spinnen von dem Baum ab. Verwundert hob er den Kopf um zu sehen, was der Grund für das Verhalten war. In dem Moment zischten auch schon Feuerpfeile knapp an Ekwin vorbei auf eine der beiden Argiopen. Die zweite wurde von den Klauen eines Falken zu handlichem Sushi verarbeitet. Ein Hunter und eine Wizzard traten an den Baum heran. Ihre Blicke war leer und Ekwin seufzte. „Hallo. Danke für Eure Hilfe.“ – „Was machst Du denn da oben?“ fragte der Hunter, ohne auf Ekwins Dankesworte zu reagieren. „Es waren ein paar viele Monster. Da habe ich mich lieber in Sicherheit gebracht,“ antwortete er wahrheitsgemäß. „Warum hast Du dann keinen B-Wing oder Flywing benutzt?“ – „Vielleicht, weil ich keinen dabei habe?“ Was war denn das für einer? „Entschuldige die Grobheit meines Kumpanen, aber wir fragen uns nur, wie Du auf den Baum kamst.“ – „Na ich bin raufgeklettert“ – „Geklettert? Es gibt zwar seit Noghalt neue Skills, aber ich habe nicht gehört, das Klettern einer davon gewesen wäre.“ Da stieß die Wizzard den Hunter an. „Hey, lass uns hier verschwinden. Der ist mir nicht ganz geheuer. Nicht das mit dem etwas nicht stimmt und nachher kriegen wir noch Ärger mit den GMs, weil wir Kontakt mit dem hatten. Bei dem ganzen Wirrwarr, das hier grad abläuft, sollten wir lieber verschwinden.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren wingten sich die Wizzard und der Hunter weg. Verwirrt kletterte Ekwin vom Baum herunter. Sie hatten ihm überhaupt keine Zeit mehr gelassen um nachzufragen was die meinten. Klettern war doch das natürlichste der Welt. Zudem war ihm ja nichts anderes übrig geblieben, aufs Sterben verspürte Ekwin nur wenig Lust. Er setzte seinen Weg fort, und fluchte im Geiste, das er die Beiden nicht nach dem Weg zur nächsten Stadt gefragt hatte. Chance vertan. Hoffentlich kam bald noch jemand den er fragen konnte und der sich nicht sofort aus dem Staub machte. ## Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)