Borderline von Selma ================================================================================ Kapitel 10: ------------ "Mikrowellenfutter" so nannte der Zivi dass, was er Sam über die Theke reichte. Es war das Essen vom Mittag, allerdings war bei weitem nicht alles davon Mikrowellentauglich gewesen, was den Zivi aber nicht wirklich davon abgehalten hatte, es trotzdem hinein zu packen. So waren die Pommes mehr labbrig als cross, das Schnitzel gummiartig und mit einer Zitronenscheibe garniert, die noch im Kühlschrank gelegen hatte. Obwohl Sam ein wenig Bedenken über das Alter der Zitrone verspürte, verteilte er den Inhalt großflächig über das Fleisch und seine Hand. Das Gemüse schmeckte wie aus der Dose, so das Sam es fast vollständig verschmähte. Etwa eine halbe Stunde später verließ er die Kantine wieder. Nun ging es ihm bedeutend besser. Da Sam nicht wieder vor der Glotze enden wollte, beschloss er sich diesmal für einen ausgedehnten Spaziergang über das Institutsgelände. Es war nicht nur dazu da, die Zeit tot zu schlagen, sondern auch um einmal nachdenken zu können. Nachdenken über diesen merkwürdigen Traum. Schon der zweite dieser Art, aber er war auch irgendwie anders gewesen. Dieser schwarze Raum und die Person, die seinem Charakter glich, welchen er auch in dem Game spielte. Sein Spaziergang führte Sam am Zaun entlang, der das Gelände von allen Seiten umschloss. Außer viel Wiese und einem Wald, der eine künstliche Barriere bildete, war kaum etwas anderes zu sehen. Das Institut lag abgeschieden. So war Sam auch überrascht, als er Stimmen hörte. Da kam ein altes Ehepaar mit aus dem Wald herausgestöckelt. Sie sahen Sam, und hoben ihre Stöcke zum Gruß, bevor sie wieder im Wald verschwanden. ## "Sir, wir hatten 3 Signale." - "Bericht." - "Spanien, Luxmebourg und Deutschland." - "Eine abhörsicher Verbindung nach Patch Barracks, Stuttgart." - "Ja, Sir." Die Person salutierte und verließ den Raum. "Endlich. Du willst also mit mir spielen? Na warte Bürschchen, ich kriege Dich." ## "Hier ist wieder MBN. Diesmal mit einem Sonderbericht aus Luxembourg-Stadt, wo vor etwa einer Stunde 20 Leute Zeugen eines bisher unerklärlichen Phänomens wurden. Im Moment laufen die Befragungen." Die Kamera zeigte eine junge, braunhaarige Frau, die immer noch blass um die Nase herum war. "und ... und.. dann lief sie genau vor den Laster," stammelte sie. "Ich konnte nicht weiter hinsehen, als ich wieder aufblickte, war sie verschwunden." Ein alter Mann mit Halbglatze und Spitzbart wurde eingeblendet: "Puff hat's gemacht." Er riss seine Hände in die Höhe, um seinen Worte mehr Geltung zu verschaffen, wobei der Stock in der Rechten einen großen Bogen machte und andere Schaulustige hastig ihre Köpfe einzogen um nicht Bekanntschaft mit dem Holz zu schließen. "Puff, als der Laster sie berührte un dann warse wech." "Sie ist einfach verschwunden, wie ein Geist," eine ältere Frau, die nach dem äußeren Erscheinungsbild Angestellte einer Bank oder einer Boutique war, war die Nächste, die ihren Kommentar abgab, bevor sie ihre Lippen fest zusammenpresste, so als wäre es ihr erst jetzt bewusst geworden, das es vielleicht nicht sonderlich förderlich für ihre Karriere wäre, wenn sie so etwas in den Medien verbreitete. Wieder gab es einen Personenwechsel, diesmal wurde jedoch ein Name eingeblendet. 'Klaus Kowachik, LKW-Fahrer'. Der Mann, so ende 40, schob seine Kappe zurecht. "Plötzlich rannte die auf die Straße, ich natürlich voll in die Eisen und Hupe bis zum Anschlag, doch was macht die, die bleibt einfach stehen und schaut mich ganz fassungslos an. Jedenfalls rutschte ich immer weiter auf sie zu, wegen dem Verkehr konnt ich gar nicht ausweichen, und ich denke noch 'Mensch Karl, 30 Jahre Unfallfrei und jetzt so was. Wie erkläre ich das der Versicherung?' da verschwindet die einfach. In dem Moment wo mein Laster sie auf die Hörner nimmt, aber da war kein Aufprall, gar nix. Die Gendarmen wollten mir zuerst nicht glauben, musste sogar nen Alki-test machen, aber ich schwöre beim Grab meiner Großmutter, während der Fahrt keinen Tropfen Alkohol." ## Zusammen mit Chino hatte sich Ekwin an einen ruhigen Ort verzogen. Es war eine kleine Insel, nahe der Stadtmauern der Hauptstadt, von der man einen weiten Ausblick auf die Buchten des Westlichen Meeres hatte. In einiger Entfernung linsten sogar noch Teile von Izlude durch den Dunst, der sich hier gerne bildete und dann die Sichtweite einschränkte. Doch sie waren im Moment nicht in der Stimmung, um die Aussicht zu genießen. Stattdessen saßen sie am äußersten Rand des Riffs und Chino erklärte Ekwin auf was er achten musste, wenn sie mit Leuten in Kontakt kamen, die von den Lenkern gesteuert wurden. Zudem erzählte er ihm, was passiert war, nachdem er das Portal durchschritten hatte. Chino war überrascht gewesen, als er nicht in seinem Warteraum raus gekommen war, sondern sich plötzlich zwischen einer Horde Meerjungfrauen wieder fand, die scheinbar schon lange keine männliche Person zu Gesicht bekommen hatten. Erst nach seiner, ziemlich unorganisierten, Flucht war ihm aufgefallen, das sein Lenker überhaupt nicht präsent zu sein schien, was wiederum die Frage aufwarf, warum er sich hier befand. Jetzt, wo er auch noch festgestellt hatte, dass nicht nur er allein von diesem Phänomen betroffen war, gab es ihm noch mehr zu denken. Aber er hatte recht schnell bemerkt, das die Gelenkten aufmerksam auf ihn wurden, wenn er sich normal verhielt, und nicht wie einer von ihnen. Aber nun zahlte sich aus, das er aufgepasst hatte, wenn er von seinem Lenker geführt wurde. "Also wunder dich nicht, wenn die dich etwas merkwürdig anreden," fasste Chino grade zusammen: "Die Lenker haben einen ganz eigenen Sprach- und Wortschatz. Es ist wichtig, dass du dich mit ihrer Sprache vertraut machst, damit wir nicht in irgendwelche unnötigen Schwierigkeiten geraten. Es ist für sie völlig normal Abkürzungen wie zum Beispiel: akf, g, oder ger benutzen, um nur drei von ewig vielen Beispielen zu nennen. Wobei mir so Sätze wie 'heal plz', 'hi, ger?' nicht sonderlich gefallen, aber leider weit verbreitet sind." ## „Hast du schon unseren Kontaktmann in Korea angeschrieben?“ – „Jep, aber der ist grade in einem Meeting und wir sollen abwarten und alles unverändert lassen, bis er damit fertig ist, und sich bei uns meldet.“ – „Na toll, und wie erklären wir das jetzt bitte den Usern? Die fressen uns doch zum Frühstück. Jetzt schon fordern Sie Double-Exp und Gutschriften für die ‚Ihnen entgangenen Spielfreuden’ … Was soll ich denn da grade sagen.“ – „Mach dir darüber doch keinen Kopf. Das sind Entscheidungen die der Chef treffen muss, schließlich ist er ja auch der Chef. Wir kümmern uns um den technischen Aspekt, und wenn Korea sagt, wir sollen die Finger von den Programmen lassen, dann lassen wir auch die Finger davon.“ – „Jetzt weiß ich wieder, warum ich Rechenzentren so hasse.“ – „In wiefern?“ – „Daheim würde ich jetzt einfach den Stecker ziehen …“ – „Untersteh dich, auch nur daran zu denken. Jetzt hat Korea Entscheidungsgewalt. Wir tun dass, was die uns sagen.“ – „Und wer sagt das jetzt dem Chef?“ – „Schnick, schnack, schnuck?“ ## Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)