Borderline von Selma ================================================================================ Kapitel 6: ----------- „Sir, wir haben eine Peilung.“ – „Wo?“ – „Sie war zu kurz um einen genauen Standpunkt zu bestimmen, aber…“ – „Mann, reden Sie nicht so lange um den heißen Brei herum. Was wissen wir?“ – „Ja, Sir. Wir konnten das Gebiet auf Europa eingrenzen.“ – „Na großartig.“ Die Stimme klang gereizt. „Sind ja nur ein paar Staaten und ungefähr 10.5 Millionen Quadratkilometer Landfläche… Versucht das Gebiet weiter einzugrenzen.“ – „Ja. Sir.“ – „Bevor ich es vergesse. Informieren Sie die Kommandeure unserer Stützpunkte in Europa. Ich wünsche eine Konferenzschaltung um 0900 unserer Zeitrechnung auf einer abhörsicheren Leitung.“ – „Ja. Sir.“ ## „Ekwin? Hey Ekwin!“ Der Angesprochene schlug die Augen auf. Er lag auf dem Boden, schon wieder. Wie er dorthin gekommen war, konnte er sich nicht erklären. Einzig und allein an die Schmerzen konnte er sich erinnern, die ihn überrollt hatten, wie eine Lawine und seine Gedanken auslöschten. Über ihn beugte sich eine Gestalt. Um ihn herum herrschte Dunkelheit bis auf einen entfernten Punkt an dem es wohl Lichteinfall gab, denn ein paar Konturen ließen sich von der Person ausmachen, bis sie sich etwas näher beugte, und das Licht ein paar Teile seines Gesichtes anleuchteten. Es war Chino. Ekwin versuchte sich aufzurichten. „Oh Mann, was ist passiert?“ Ihm brummte der Schädel, weshalb er sehr langsam und vorsichtig zu Werke ging. „Ich habe keine Ahnung, aber als endlich das Tor in der Tür aufging, bist du schreiend zusammengebrochen und hast dir den Kopf gehalten.“ Jetzt erst merkte Ekwin, das sie allein waren. „Wie lange war ich bewusstlos, und wo sind die anderen?“ – „Wir sind die Letzten, und du warst etwa zehn Minuten bewusstlos. Sogar die Priester waren machtlos, obwohl einige von ihnen versuchten Dir zu helfen.“ Irgendwie schaffte es Ekwin endlich in eine sitzende Position. Sein Blick wanderte zur Schwarzen Tür, wo sich jetzt ein blauer Wirbel zeigte. „Ich weiß, es klingt jetzt etwas schonungslos, aber wir müssen los.“ – „Da durch?“ Chino nickte. „Vielleicht hast du Glück und kannst dich noch etwas in deinem Warteraum erholen, bevor dein Lenker dich holt. Wir können und dürfen aber jetzt nicht mehr länger an diesem Ort verweilen, auch wenn es mir lieber wäre, das wir erst herausfinden was mit dir los ist.“ Ekwin schüttelte den Kopf, was ihm eine Welle der Übelkeit bescherte und ihn krampfhaft schlucken ließ. „Ist schon gut.“ – „Meinst Du, Du schaffst das?“ Ekwin nickte, diesmal vorsichtiger. „Wird schon schief gehen“, versuchte er einen Scherz, doch der Blick in das Gesicht des Knights zeigte ihm, das dieser Versuch ein Schuss nach hinten gewesen war. „Bitte hilf mir auf.“ Nur zögerlich kam Chino der Aufforderung nach und schwankend kam Ekwin auf die Beine. Er fühlte sich immer noch hundsmiserabel, versuchte es aber nicht nach außen zu zeigen. „Lass uns gehen.“ Er machte einen zögerlichen Schritt, bevor er sich dessen gewahr wurde, das Chino ihn immer noch festhielt. Er drehte sich leicht um. „Was ist noch?“ – „Bitte versprich mir, das du auf dich aufpasst und keine Dummheiten anstellst.“ Es dauerte kurz, ehe Ekwin nickte. Er schlug dabei jedoch die Augen nieder, um seinen Freund nicht ansehen zu müssen. Durch seine Kleidung konnte er spüren, das der Knight kurz fester zugriff, bevor er die Hand wieder locker ließ und sie gemeinsam auf die Tür zuschritten. Je näher sie diesem Durchgang kamen, desto unwohler fühlte sich Ekwin mit einem Male. Irgendwie hatte er das Gefühl, das er da nicht durchgehen sollte, doch Chino zog ihn mit sich. Wie war es wohl ‚gelenkt’ zu werden? Wie fühlte es sich wohl an? Was würde er sonst noch empfinden? Sie schritten hindurch. ## Sam schwankte. Ihm war mit einem Mal schwindlig und er musste sich an der Wand abstützen um nicht hinzufallen. Mit einem dumpfen Knall landete die Colaflasche auf dem Boden, kippte um und verteilte ihren Inhalt auf dem Lenolium. Langsam ließ Sam sich an der Wand hinab gleiten, bis er auf dem Boden saß, die Wand als Rückenlehne. Dann zog er die Beine an und wartete, das der Anfall vorüber ging. Das war doch nicht normal. Noch nie hatte er unter so etwas gelitten. Aber vielleicht hatte er sich bei den letzten Aktionen unterkühlt. Immerhin waren die Tage bei weitem nicht mehr so warm wie im Sommer, und wenn man die ganze Zeit immer nur in klimatisierten Räumen saß, konnte man sich schnell etwas einfangen. Eine Erkältung oder so. Sam beschloss das es vielleicht besser war, wenn er vorsichtshalber die Krankenstation aufsuchte und sich dort mal durchchecken ließ. Tagelang im Bett zu liegen, entsprach nicht seinem Bestreben, und so stand er wieder langsam auf, nachdem der Anfall abgeklungen war, nahm die Flasche vom Boden und warf sie in einen nahen Mülleimer. Um die ausgelaufene Flüssigkeit kümmerte Sam sich nicht. Hier liefen doch sicher immer Putzleute durch die Gegend, denn er hatte noch nie auch nur ein Stäubchen oder einen Spinnweben hier gefunden. ## „Die Verbindung steht. Sir.“ – Gut. Lassen sie uns alleine.“ – „Ja, Sir.“ Schritte entfernten sich, und eine Tür wurde geschlossen. „Harry. Lange nicht mehr gesehen. Wie geht es Dir?“ – „Bitte nicht hier, und nicht jetzt Tom. Wir sind mitten in einer wichtigen Konferenz.“ Die Person auf dem Monitor räusperte sich. „Verzeihung.“ Ein paar Sekunden des Schweigens folgten, bevor sich die Person diesseits der 12 Monitore, welche an der gegenüberliegenden Wand hingen und ursprünglich aus einem großen Wandscreen bestanden, räusperte. „Meine Herren, wie sie bereits unterrichtet wurden, handelt es sich bei dieser Versammlung um ein Meeting der Stufe A1.“ Einige der Personen auf den Monitoren nickten. „Das, was ich ihnen gleich berichten werde unterliegt der höchsten Geheimhaltungsstufe. Ein jeder von Ihnen sollte eine Akte erhalten haben, die die vertraulichen Daten der Operation Birdy enthält. Es ist von äußerster Wichtigkeit das die nächsten Schritte unter vollkommenem Ausschluss nicht autorisierter Personen stattfinden. Der Präsident höchstpersönlich hat mich autorisiert alles zu unternehmen was nötig ist um Operation Birdy zu einem Erfolg zu führen. Wie Sie den Akten entnehmen können, wurde unser Operationsraum auf Europa festgelegt. Eine genauere Eingrenzung des Missionsgebietes ist im Moment noch nicht möglich. Es ist nötig, das wir eine flächendeckende Überwachung durchführen. Die Frequenz auf der gesucht werden soll, entnehmen Sie bitte aus ihren Akten. Sollte Ihnen irgendetwas auffallen, ist es mir sofort mitzuteilen. Noch Fragen? Keine? Gut, dann gilt ab jetzt Code D4.“ Nach und nach schalteten sich die Monitore ab, bis nur noch das Bild von einer Person zu sehen war. „Was gibt es noch Tom?“ – „Harry, hat das ganze etwa mit diesem Virus zu tun, welcher jetzt auf einmal genauso spurlos wieder verschwunden ist, wie er auftauchte?“ – „Tut mir leid Tom, aber darüber darf ich Dir keine Auskünfte erteilen, auch wenn Du mein Freund bist.“ Auch der letzte Monitor wurde dunkel. ## Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)