Es kann nur einen geben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder und ein mörderisches Turnier) ================================================================================ Kapitel 10: Falsches Spiel -------------------------- Der Kessel hat einen Schmied. Und der Schmied hat gerade einen Fehler begangen. Oder? 10. Falsches Spiel We’re the princes of the universe. Here we belong, fighting to survive, In a world with the darkest powers. And here we are, we’re the princes of the universe. Here we belong, fighting for survival. We’ve come to be the rulers of your world. (Queen: “Princes of the Universe”) In dem Menschendorf saßen Inuyashas Freunde besorgt vor der Hütte der alten Priesterin Kaede. Kagome seufzte. Sie wäre gern bei ihm geblieben, auch, wenn sie einsah, dass sie das nicht durfte, weil es ein Youkaiturnier war, und auch der Hanyou das nicht gern gesehen hatte. Immer wollte er, dass sie in Sicherheit sei. Aber irgendetwas müsste sie doch tun können, oder? „Was meint ihr, ob er noch lebt?“ „Er lebt“, bestätigte eine kühle Stimme. Kagome sprang auf: „Kikyou?!“ Die miko näherte sich: „Wo ist Inuyasha? Was ist mit ihm passiert?“ „Du sagst, er lebt noch? Bist du sicher?“ „Ich würde spüren, wenn er stirbt. Also?“ Kagome schluckte ihren Ärger hinunter. Zu groß war die Erleichterung, dass er noch am Leben war: „Er bekam eine Einladung zu einem Youkaiturnier, die er nicht ausschlagen durfte. Das Turnier des Kessels. – Bitte, setz dich.“ Sie erzählte, was geschehen war, soweit sie es wusste: „Aber warum bist du hergekommen?“ schloss sie. „Ich spürte seit einigen Tagen, wie sich etwas zwischen mich und Inuyasha legte. Gewöhnlich kann ich, wenn ich mir Mühe gebe, seine Lebensenergie fühlen. Aber da war ein Schatten. Und dieses Gefühl hat sich in den letzten Stunden verstärkt. Es ist eine dunkle Macht um ihn, bei ihm.“ „Das wird der Kessel sein“, sagte Miroku: „Er ist ein äußerst mächtiger, magischer Gegenstand. Und da er mit Youkai zu tun hat, muss er die dunkle Macht der Youkai haben.“ „Ja, das könnte durchaus sein.“ Kikyou sah nachdenklich vor sich hin: „Aber dennoch, hoshi: kein Gegenstand allein ist magisch, wie du weißt. Etwas, jemand, muss ihn steuern, sozusagen am Leben erhalten, eine Seele geben.“ „Das ist wahr. Selbst das shiko no tama ist hell oder dunkel, je nach der Seele des Trägers, “ gab Kagome zu: „Aber was meint ihr?“ „Ich spüre die finstere Macht nahe bei Inuyasha. Wenn ich dorthin gehe, die Seele, die den Kessel lenkt, läutere, könnte er aus dem Bann des Kessels freikommen.“ „Oder auch nicht.“ Sango merkte, dass alle zu ihr blickten: „Ich kenne mich mit Seelenläuterung nicht gerade gut aus, aber der Kessel und Inuyasha oder die anderen Opfer haben einen magischen Pakt geschlossen. Gegen den Willen der Teilnehmer, aber doch. Könnte es nicht passieren, dass auch alle sterben müssen, die an den Kessel oder seine Seele gebunden sind?“ „Der Einwand ist berechtigt, Sango.“ Während Miroku nachdenklich die Hand ans Kinn legt, wanderte seine andere wie unabsichtlich Richtung der Dämonenjägerin. Diese schlug zu, ohne auch nur hinzugucken. So zog er sie hastig zurück: „Dieser magische Pakt, ja. Wir wissen nichts darüber, aber er muss sehr mächtig sein, wenn auch jemand wie Sesshoumaru dazu gezwungen werden kann.“ „Das ist wahr.“ Kikyou dachte erneut nach. Inuyasha wäre nicht geholfen, würde sie ihn über die magische Verbindung mit dem Kessel quasi mitläutern. „Aber wir würden doch dann da in jedem Fall Inuyasha finden, oder?“ Kagome sah weniger ein Problem: „Dann können wir ihm vielleicht helfen? Schön, ich weiß, dass es ein Youkai-Turnier ist und dass er es sicher nicht will...“ „Darum lassen wir es auch.“ Die miko musterte ihre Wiedergeburt: „Gerade du solltest doch wissen, dass er so vor den anderen Youkai das Gesicht verlieren würde. Überdies könnte der Kessel ihn für unsere Einmischung bestrafen wollen.“ „Aber hier nur herumzusitzen und zu warten, macht mich einfach verrückt!“ „Du hast nicht die Ausbildung einer miko.“ Und das klang nicht wie ein Lob. Miroku beschloss, lieber einzugreifen: „Dieser magische Pakt kann nicht gebrochen werden, soweit ich weiß, zumal, wenn er so stark und mächtig ist. Aber wodurch könnte er ausgelöst werden? Blutmagie?“ „Weniger“, sagte Sango, ebenfalls bemüht, die beiden auseinander zu halten: „Aber vielleicht….Youki? Wenn die Seele des Kessels auch ein Youkai war?“ „Aber warum sollte ein Youkai andere vernichten wollen?“ fragte Kagome prompt: „Youkai töten Menschen, in Ordnung, meinetwegen auch Kämpfe untereinander, aber wozu ein solch gemeines Turner, wo niemand außer einem überlebt?“ „Keine Ahnung“, gab der Wandermönch zu: „Aber das ist eigentlich auch egal. In einem hat Kikyou-sama sicher recht: sie wird es spüren, wenn Inuyasha etwas passiert. Und es waren nur noch wenige Teilnehmer dabei, als wir zurückgeschickt wurden. Anscheinend hat er die nächste Runde überstanden, vielleicht auch die übernächste.“ „Und das heißt, er wird früher oder später auf seinen Halbbruder treffen.“ Kagome seufzte: „Nun ja, er hat ihn schon geschlagen, das kann er noch einmal schaffen. Oh, ich mache mir solche Sorgen.“ „Nicht nur du.“ Die Halbbrüder waren in den Kessel gesprungen, Inuyasha etwas unbequem in das Fell des Hundeyoukai gewickelt, der in der Hand Tenseiga hielt. Der lebenserhaltende Bannkreis würde in diesem Fall sie beide schützen. Der Hanyou war etwas überrascht. Wenn dieser Kessel dem, der hineinsprang, das Youki entzog, wäre es natürlich für Sesshoumaru tödlich, da war Tenseiga gewiss das Schwert der Wahl. Aber wieso hielt er ihn so nahe an sich? Weshalb legte der arrogante Hund Wert darauf, dass auch sein Youki, das des ach so jämmerlichen Halbblutes, erhalten blieb? Wusste der Youkai etwa nicht, dass er auch ohne Youki überleben würde, wenn auch nur in Menschenform? Oder wollte er genau das verhindern? Verhindern, dass er mit einem Menschen irgendwo landen würde? Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit. Durch das Licht der Klinge erkannte er vor sich die Kesselwand. Nein. Das konnte nicht mehr die Wand sein, dafür flogen sie hier schon zu lange. Aber er konnte Energien spüren, Youki. Das musste das sein, von dem dieser Kessel oder eher der Schmied gesprochen hatte. Das Youki all jener, die im Verlauf dieser Turniere gestorben waren. Was für ein mieser Kerl. So viele Opfer. Sesshoumaru erkannte festen Boden und wickelte prompt den Hanyou aus. Es war nicht notwendig, ihn länger so nahe bei sich zu dulden. Aber wer wusste schon, wo sie landen würden. Und wenn Inuyasha Tessaiga benutzen könnte, unter Umständen Bannkreise zerstören könnte, wäre das nur nützlich. Nicht notwendig, aber doch nützlich. Der jüngere Bruder spürte, wie sich sein Halt lockerte und schaffte gerade noch eine einigermaßen weiche Landung. Er sparte sich allerdings jeden Protest, als er erkannte, wo sie sich nun befanden. Irgendwie hatte er angenommen, dass sie wieder in die reale Welt zurückkehren würden. Immerhin hatte der Kessel, hatten auch die Ritter erwähnt, dass der Orden durch den Kessel sprang, um so von Ort zu Ort zu reisen. Aber das hier sah völlig anders aus. Er drehte sich um. Das wirkte, als seien sie im Inneren einer umgedrehten Schüssel gelandet. Die Wände der Kuppel waren undurchsichtig, leuchteten aber im Rot eines Sonnenuntergangs. Direkt vor ihnen erhob sich ein riesiger Baum, der scheinbar bis zur Mitte der Kuppel reichte. Allein die Wurzeln, die zu sehen waren, besaßen den Umfang von mehreren Metern. Wo waren sie hier nur? Instinktiv legte er die Hände an Tessaiga, versuchte zu wittern. Sesshoumaru betrachtete ebenfalls die Umgebung, den Baum. Auch er hatte so etwas noch nie gesehen. Hatte dieser Kessel sie hereingelegt? In eine magische Welt geschickt, aus der sie nicht entkommen würden? „Der Baum, den ihr vor euch seht, Hundejungen, “ sagte die Stimme des Schmiedes: „Ist ein Gedankenbaum. Habt ihr davon schon einmal etwas gehört? Ein Baum der Erinnerungen. Ihr wolltet wissen, warum ich den Kessel schmiedete. Und ihr werdet es gleich sehen. Allerdings seid ihr hier nun in meiner Welt. Ihr werdet hier erst wieder weg kommen, wenn ihr den Kessel gefunden habt. Dann könnt ihr in ihn springen und werdet dorthin gelangen, wo ich nun bin. Viel Spaß beim Suchen!“ „Verdammt!“ schrie Inuyasha: „Was soll dieses Rumgerede! Komm her und zeig dich endlich.“ Waren sie tatsächlich hier gefangen? Da keine Antwort kam, drehte er sich um: „Hast du eine Ahnung, was ein Baum der Erinnerungen ist?“ Sesshoumaru blickte an dem riesigen Baum vor ihnen empor. Auf halber Höhe des Stammes löste sich die feste Oberfläche, verschwamm zu einer Landschaft, zu einem Bild. Der Hanyou guckte ebenfalls empor. Anscheinend sah man dort das, was der Schmied ihnen zeigen wollte. Eine Landschaft, ein Dorf, das unterhalb eines Berges lag, über dessen Hänge Lavaströme flossen. Die Art, wie die Häuser gebaut waren, war unterschiedlich von allen Dörfern, die Inuyasha je gesehen hatte. Auch die Kleidung der Menschen dort sah anders aus. Auf halbem Weg zwischen dem Dorf und dem Vulkan lagen zwei Gebäude. Eines war unverkennbar eine Schmiede, das andere ebenso augenfällig ein Schrein. Da menschliche Schmiede auch Priester sein mussten, um mit Magie umgehen zu können, war das nicht weiter verwunderlich. Das gesamte Bild wirklich friedlich, aber ganz sicher kam da jetzt etwas. Die Perspektive wechselte, zeigte nun, was wohl damals der Schmied gesehen hatte, gehört hatte. Lautes Poltern war zu hören, entfernter Krach. Die Menschen in dem Dorf hielten erschreckt mit ihrer Arbeit inne, sahen sich um, als das Getöse sich rasch näherte. Dann tauchten zwei riesige, ineinander verbissene Hunde auf. „Youkai?“ fragte Inuyasha, ohne eine Antwort zu erwarten. „Youkai“, bestätigte sein älterer Bruder, unberechenbar wie eh und je. Die beiden Youkai hatten offensichtlich ihre wahre Gestalt angenommen, kämpften erbittert. Immer wieder erreichte einer der beiden, den anderen zu Boden zu werfen, was die Geräusche erklärte, dem scheinbar Unterlegenen gelang es, wieder aufzuspringen. Sie schienen nicht sonderlich auf ihre Umgebung zu achten, und als die ersten Menschen begriffen, was sich da ihrem Dorf näherte, war es schon zu spät. Einer der beiden riesigen Hunde stürzte mitten in die aufschreiende Menge hinein, in das Dorf. Der andere setzte sofort nach. Sesshoumaru verstand das nur zu gut. Mitten in einem Kampf würde keiner der beiden auf irgendwelche schwächeren Geschöpfe aufpassen oder auch nur achten können. Inuyasha presste etwas die Lippen zusammen. Warum hatten diese beiden sich nicht irgendeine Gegend ausgesucht, wo niemand wohnte? Als die beißenden Hunde wieder verschwanden, war das Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Und niemand hatte überlebt. Niemand, außer dem Schmied. „Hast du darum den Kessel gebaut?“ fragte Inuyasha laut: „Weil dein Dorf bei einem Kampf von Youkai zerstört wurde?“ „Ja“, bestätigte die Stimme: „Diese Hundeyoukai kämpften, um zu sehen, wer der Stärkere war. Nur aus diesem Grund. Nur deswegen haben sie mein Dorf zerstört, alle Menschen getötet, die ich kannte und liebte. Ich …niemand sollte das mehr durchmachen müssen“ Er klang unwillkürlich traurig: „So ging ich. Ich war Priester und beschäftigte mich lange mit Magie, lernte viel über Youkai, in den Klöstern, die ich besuchte, bis es mir schließlich gelang, zu lernen, wie ich Youki in mir aufnehmen konnte.“ „Das ist unmöglich!“ entfuhr es Inuyasha, der genug Probleme mit seiner Mischung aus menschlichem Blut und Youki hatte. „Du bist der Gegenbeweis“, antwortete Sesshoumaru ruhig: „Aber dennoch, Schmied: das war nicht einfach.“ Hatte der Schmied daraufhin beschlossen, alle Youkai zu töten? Aber wozu dann dieses Turnier? Er musste wissen, was los war, um zu wissen, wie man den Kessel vernichten konnte. „Nein. Es waren viele Schritte nötig. Manche waren sehr unangenehm, kein einziger davon war einfach. Und ich war schon alt geworden. Aber das Youki gab mir neue Kraft, neue Macht. So schmiedete ich den Kessel. In ihm würde ich lesen können, wer die stärksten unter den Youkai waren. Und sie sollten ihren Streit in einem Turnier beilegen können, ohne dass ein Mensch zu Schaden käme.“ „Das klingt eigentlich nicht schlecht“, gab Inuyasha zu: „Aber wieso tötest du alle Youkai, auch die, die nicht kämpfen wollen?“ Das Lachen des Schmiedes klang jäh anders, hasserfüllt: „Oh, zunächst dachte ich, dass sich das von allein regelt. Und dann…ja, als die ersten beiden Turniere stattgefunden hatten…es waren Hunde dabei, Hundeyoukai. Und jedes Mal gewann eines dieser Monster, die mein Dorf zerstört hatten. Das durfte nicht wahr sein. Und so verschärfte ich die Regeln. Wieder gewann ein Hundeyoukai. Ich….ich tat wirklich alles, damit niemand überlebte. Schon gar kein Hund. Aber immer wieder, immer wieder! Da machte ich es absolut tödlich für alle, bis auf den Sieger. Und euer Vater gewann. Wieder ein Hund! Und zu allem Überfluss habt ihr beide nun die letzte Runde erreicht. Aber mit euch wird auch jeden Fall einer mit Hundeblut sterben, dachte ich. Und dann kamt ihr beide mit der Einsicht an, was ich plante. Ihr seid die Ersten, die fragten. Und ihr werdet die Letzten sein!“ Die Stimme klang immer schriller: „Ihr könnt versuchen, mich zu finden. Aber ihr kommt erst wieder in eure Welt, wenn ihr mich getötet habt. Und das wird euch nie gelingen, Hundebrüder!“ Das Lachen verhallte. „Der ist ja völlig durchgeknallt“, sagte der Hanyou sachlich: „Also schön, dann müssen wir ihn eben umlegen. Immerhin sollte dann das bescheuerte Turnier auch aufhören.“ „Der Kessel.“ „Ja, den müssen wir auch zerstören, schon klar, nicht, dass der sich selbstständig macht.“ „Der Schmied sagte, wir müssen in den Kessel springen, um zu ihm zu gelangen.“ „Ja, stimmt. Also müssen wir den Kessel suchen?“ Der Hanyou blickte sich um: „Aber außer dem Baum der Erinnerungen sieht es hier ziemlich öde aus. – He, wohin willst du?“ Der Hundeyoukai blieb weder stehen, noch wandte er den Kopf. Aber er sagte: „Die Wurzeln eines Baumes der Erinnerungen liegen im Gedächnis des Wesens, dass diese Welt schuf. Und dort wird auch der Kessel sein.“ „Meinst du.“ Aber Sesshoumaru war schlau, das wusste Inuyasha, und immerhin hatte der ja auch diese ganze dämliche Ausbildung durchlaufen. So folgte er ihm zu den riesigen Wurzeln, sprang hinter ihm her, offenbar auf der Suche nach einer Art Eingang. Zwischen zwei der gigantischen Wurzeln öffnete sich ein Loch in die Erde. Sesshoumaru blieb für einen Moment davor stehen. Das musste es sein. Wenn er sich richtig erinnerte, umfassten die tiefsten Wurzeln eines Baums der Erinnerungen die wichtigste davon. Und das würde in diesem Fall hoffentlich der Kessel sein. Was sie sonst da unter dem Baum, unter der Erde erwarten würde, war sicher nichts, mit dem man nicht fertig werden könnte. So gesehen, war es ganz praktisch, Tessaiga dabei zu haben, zumal mit der Fähigkeit Bannkreise zu durchbrechen. Er selbst käme zwar auch durch einiges durch, aber wozu überflüssige Handlungen begehen, wenn man das auch anders haben konnte. „Wir müssen da runter.“ Inuyasha starrte ein wenig missmutig auf den Eingang. Er mochte Dunkelheit nicht sonderlich und um ehrlich zu sein, verband er mit Höhlen nicht gerade seine besten Lebenslagen. Oft genug schon hatte er in so etwas in der Klemme gesessen. Statt einer Antwort machte der Hundeyoukai den Sprung hinunter. Auch er fand die Aussicht, wieder unter der Erde sein zu sollen, nicht gerade aufbauend. Aber das war eben notwendig, also nicht zu ändern. Zur gewissen Überraschung der Halbbrüder war der Gang unter den Wurzeln nicht vollständig dunkel. Fluoreszierende Moose und Algen hatten sich an den Wänden gebildet, boten ein mattes Licht. „Sesshoumaru?“ Und da keine Antwort kam: „Du hast gesagt, das hier ist ein Baum mit Erinnerungen. Dann dürften wir auf niemanden stoßen, oder?“ Aber Inuyasha hatte die Hand vorsorglich am Schwert. Der Hundeyoukai sparte sich eine Antwort. Das war auch seine Meinung. Dieser Baum, diese Welt war mit Magie geschaffen worden, um die Erinnerungen dieses Schmiedes am Leben zu erhalten. Und Erinnerungen konnten sich ja wohl kaum materialisieren und zum Angriff übergehen. Andererseits: was taten diese Moose hier? Gab es doch irgendwelche Lebensformen? Es wäre wohl besser, vorsichtig zu sein. Es war das reinste Labyrinth an Gängen unter dem Baum der Erinnerungen, nur matt erleuchtet von den Algen an den Wänden. Sesshoumaru ging voran, scheinbar unbeirrt immer weiter in die Tiefe strebend. Inuyasha folgte ihm einfach. Er wusste weder, was so ein Gedankenbaum war, noch, was er genau bewirkte oder wohin sie gehen mussten. Alles, was er wollte, war, diesen dämlichen Schmied zu fassen zu bekommen, den zu erledigen und somit das Turnier ein für alle Mal zu beenden. Und er war sicher, dass sein Halbbruder ausnahmsweise das gleiche Ziel hatte. Falls sie zu zweit bei ihm aufkreuzen würden, konnte sich dieser Schmied schon mal frisch machen. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, zu zweit zu sein. Natürlich würde er diesen Schmied sicher auch allein mit Tessaiga erledigen können, aber da war auch noch der Kessel. Und mit Magie hatte er es wirklich nicht sonderlich. Da würde Sesshoumaru bestimmt mehr Ahnung haben. Immerhin hatte der ja die komplette Ausbildung durchgestanden. Der Hanyou sah sich um. Irgendwie hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden, aber es war nichts zu sehen, nichts zu hören, nicht einmal etwas zu wittern. Und doch …. „Sesshoumaru.“ Es kam keine Reaktion, aber langsam gewöhnte sich der jüngere Halbbruder daran: „Da ist etwas, hinter uns.“ „Wenn es dich angreift, bringe es um.“ Der Hundeyoukai empfand das als eine befriedigende Lösung und ging weiter. Na toll, dachte Inuyasha. Als ob ich das nicht von allein gewusst hätte. Aber immerhin - der Mistkerl traute ihm zu, alles umbringen zu können, was auch immer da in diesem Wurzellabyrinth war. Was das wohl sein mochte? Baum der Erinnerungen. Hm. Ob sich hier Gedanken lebendig gemacht hatten? Dann konnte man sie auch töten. Alles, was lebendig war, konnte man töten. Sesshoumaru blieb stehen. Zum ersten Mal, seit sie unter den Gedankenbaum gegangen waren, wusste er nicht weiter. Er war immer dem steilsten abwärts führenden Pfad gefolgt. Nun waren sie bestimmt schon tief in den Erinnerungen des Schmiedes. Aber jetzt gabelte sich vor ihnen der Gang, schien in beide Richtungen eben weiterzuführen. Und aus beiden Gängen drang der gleiche Geruch nach Wurzeln und Erde. Nichts anderes war zu wittern. Aber er war sicher, dass sie seit geraumer Zeit nicht mehr allein waren. Inuyasha hatte es auch gespürt, was ihn überrascht hatte. Aber schon in der Arena hatte der Hanyou bewiesen, dass er zwar impulsiv und vorlaut war, aber durchaus erfahren im Kampf. Seit dem Abbruch der Ausbildung musste er sich selbst einiges beigebracht haben, vermutlich im Kampf gegen allerlei verschiedene Gegner. Notwendigkeit und Überlebenswille waren anscheinend bessere Lehrer für einen Hanyou, als die Mentoren, die einst er selbst gehabt hatte und die auch Inuyasha hatten ausbilden sollen. „Was ist?“ Inuyasha griff instinktiv an sein Schwert, versuchte, an seinem Halbbruder vorbei zu sehen. „Eine Weggabelung“, erklärte der Hundeyoukai, damit seinen Begleiter überraschend. „Und nun? Trennen wir uns?“ Ein wenig geschmeichelt bemerkte Sesshoumaru, dass sein jüngerer Bruder ihm die Führung überließ: „Jeder geht dreihundert Schritte, kehrt dann um. Wir gehen den Weg, der steiler hinabführt.“ Er erwähnte nicht, dass, was auch immer sie belauerte, sicher die Gelegenheit ergreifen würde, wenn sie getrennt wären, um zuzuschlagen. Das sollte selbst Inuyasha wissen. Aber sie mussten möglichst rasch den richtigen Weg, den Kessel finden, um zu dem Schmied zu gelangen, dieser Farce ein Ende zu bereiten. Und dann, ja, dann würde man sehen, wer von ihnen beiden der Bessere war. ****************************************************** Im Dunklen unter einem Baum der Gedanken: wer schleicht da herum? Hat Sesshoumaru Recht, dass bloße Gedanken nicht zum Angriff übergehen können? Hat Inuyahsa Recht, dass man alles, was lebt, auch töten kann? Hat der Schmied Recht, dass man Hundeyoukai ausrotten muss, damit Menschen in Frieden leben können? Und niemand von der Sorte ihn finden kann? Das nächste Kapitel heisst: Schatten in der Schwärze. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)