Zerplatzte Augen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich gehe, ich gehe durch den Park, ich sehe wie zwei Kinder sich schlagen. Ich denke mir nichts dabei. Das heißt, doch, ich denke mir etwas dabei, aber das was ich mir dabei denke ist nichts. Ich denke mir das ist ganz normal in dem Alter. Ich gehe weiter auf die Straße, ich sehe wie ein Junge einer alten Frau über die Straße hilft. Nett denke ich. Ich bleibe stehen, denn die Ampel ist ja grün. Sie macht das richtig gut die Ampel. Sie existiert nur um automatisch 2 Minuten rot und dann wieder 30 Sekunden grün zu bleiben, aber das macht sie gut. Die Ampel ist rot, ich könnte gehen. Aber, ich will eigentlich gar nicht mehr über die Straße. Habe ich eigentlich auch einen Sinn? Wie die Ampel? Die Ampel hat es gut, sie weiß wozu sie lebt, sie hat einen klaren Sinn, einen rot-grünen sogar. Ich nicht. Ich könnte auch einfach nach Hause gehen. Hab ich eigentlich ein Zuhause? Wo bin ich hier? Ich habe schon wieder etwas verpasst. Meine Füße haben mich wohin getragen, aber wohin? Das heißt nein. Die Füße haben nicht mich getragen sondern ich habe meinem Hirn den Befehl gegeben meinen Füßen den Befehl zu geben mich zu tragen. Aber mir dürfte dabei entgangen sein welches Ziel mein Befehl hatte. Aber jetzt bin ich schon hier, ich sitze, wo sitze ich eigentlich? In der U-bahn-Station, was hat mich hier her gezogen? Jedenfalls sitze ich hier und schaue die Halle entlang. Ich sehe ein paar Skinheads, ich sehe sie auf mich zu kommen. Nein, sie kommen nicht auf mich zu, sie gehen wie alle anderen zur U-Bahn. Sie tragen alle schwarze Schuhe. Vorne sind sie hart und haben weiße Schnürsenkel. Ein Mann steigt mir auf die Schuhe aber ich spüre es nicht. Ich stehe auf und gehe weiter, glaube ich, nein, weiß ich. Ich sehe noch die Skinheads, sie steigen dem Zeitungsverkäufer der da am Boden sitzt auf seine Zeitungen. Der Arme, denke ich, da muss doch jemand was machen. Jemand, nicht ich. Das geht mich nichts an. Jetzt sitze ich hier schon in der Straßenbahn. Sie fährt, ich sitze, sie fährt, ich sitze. Voll langweilig die Welt. Nichts zu tun. Die meisten leben nur noch so vor sich hin. Aber ich denke die die wissen was sie tun, tun auch nur so als wüssten sie was sie tun. Die Lautsprecher dröhnen. Man versteht kein Wort, wie immer. Aber ich weiß was die Worte bedeuten. „Endstation, bitte alle aussteigen.“, das bedeuten sie. Also steige ich aus. Frische Abgase, früher hätte man Luft gesagt aber heute heißt es nur noch Abgase. Ich sehe die Skinheads wieder. Jetzt sind sie Fünf. Alle haben kahle Köpfe. Ich setze mir eine Kapuze auf weil mir am Kopf kalt ist. Also gut, ich habe nichts Besseres zu tun, also folge ich ihnen, den Skinheads. Sie schreien Kinder im Park an. Da sollte jemand was tun, jemand nicht ich, das geht mich nichts an. Die Skinheads gehen weiter, also tue ich das auch. Punks. Drei, sie kommen her, das sieht aus als könnte es ungemütlich werden Sie stehen sich schon gegenüber, sie sagen nichts, es ist vollkommen still, alles was man hören kann sind ihre Schreie. Wie sie sich gegenseitig anschreien, aber sagen, nein sagen tun sie noch immer nichts. Schon fliegen die ersten Steine. Sie sehen hart aus. Die Skinheads sind stärker, das sind sie oft. Sie haben mehr mit Schlägereien zu tun als Punks, Punks sind im Grunde harmlos. Jetzt ist nur noch ein Punk da, er tut mir leid. Er schreit, das höre ich, das sehe ich, das fühle ich und ich rieche auch sein Blut. Ich will auch schreien, sie anschreien weil sie auf einen wehrlosen losgehen, aber meine Stimmbänder sind gerissen. Ich schaue weiter zu. Ich höre zu, ich fühle es und ich rieche sein Blut nur sagen kann ich jetzt nichts mehr. Ich höre jetzt genauer hin, will alles hören, aber mein Trommelfell reißt, es ist einfach kaputt aber ich sehe, fühle und rieche es noch. Das reicht ich will helfen, schon spüre ich die Bank nicht mehr unter mir. Das ist weil ich stehe, aber wieso fühle ich auch meine Hände nicht mehr? Meine Hände sind weg. Sind runtergefallen, einfach weg. Aber der Geruch des Blutes steigt mir noch immer in die Nase, ein stechender Geruch. Ich rieche fast die rote Farbe. Nur, jetzt nicht mehr. Meine Nase ist aufgerissen, ich kann nichts mehr riechen. Aber sehen kann ich noch ich will alles sehen, alles sehen. Ich sehe genau hin und sehe alles es wird nur verschwommen. Ich spüre etwas meine Wange hinunter rinnen. Ich weiß was es ist, meine Augen sind geplatzt. Geplatzt, und der Schleim in ihrem Inneren rinnt jetzt über meine Wangen. Der Schleim schmeckt salzig. Meiner Sinne beraubt gehe ich vorwärts. Glaube ich zumindest. Jetzt schlage ich auch zu. Auf den Punk, ich weiß es weil ich jetzt sehen kann, und ich spüre es, auch sein Blut kann ich jetzt riechen. Ich höre auch ganz genau seine Schmerzensschreie. Auch ich schreie jetzt, denn ich kann wieder schreien. Mit einer Hand fahre ich mir über den kahl rasierten Kopf und schaue auch meine weißen Schnürsenkel an. Ich lebe wieder, mein Leben hat jetzt wieder einen Sinn, wie die Ampel. Ich spüre, dass ich lebe. Ich habe alle meine Sinne wieder. Nur denken kann ich jetzt nicht mehr, das tun jetzt die anderen für mich. Ich sehe nur von Weitem in den Park aber ich sehe gut genug. Fünf Skinheads schlagen einen Punk, jetzt kommt ein sechster dazu. Zu sechst auf einen, feige, denke ich mir da sollte wohl jemand was tun, jemand nicht ich. Das geht mich nichts an. Nein, mich nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)