Die erste Liebe oder wie es hätte sein können... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Der Überfall ----------------------- Warum fällt mir das Atmen so schwer und diese Schmerzen in meiner linken Schulter. Was ist mit mir geschehen? Wo bin ich? Es ist alles so verschwommen, aber diese Wärme, das seidige Laken, der zarte Geruch von Rosenwasser.....Ich bin daheim.’ Oscar öffnete langsam ihre Augen und sie sah einen Jungen Mann vor sich stehen. Es war André, ihr treuer Begleiter schon seit Kindertagen. Wie sie ihn so noch halb schlaftrunken ansah, betrachtete sie zum ersten Mal seine Augen mit solcher Innigkeit, dass sie Rosalies Ermahnungen, sich noch nicht aufzusetzen und nicht zu bewegen weil sonst ihre Schulter nicht richtig verheilen könnte, gar nicht wahrnahm. Oh Andrés Augen,...Warum ist mir das nicht schon früher aufgefallen? Sie sind wie das satte Grün des Waldes, dass die Sonne im Sommer mit all ihrer Liebe küsst. ‚Warum habe ich das nie zuvor bemerkt, wie seine Augen strahlen und die Vielfalt des Lebens ausdrücken. Wie sein Blick mich durchdringt und in Liebe einhüllt. Was ist nur mit mir passiert ich kann mich kaum erinnern. Aber hier hat sich nichts verändert es sind noch immer die gleichen Verzierungen auf der matten Kalkwand. Ich könnte schwören, dass ich von jeder Blume die Blütenblätter auswendig aufzählen kann und die bauschigen weißen Vorhänge, die die Fenster säumen sind auch noch unverändert in ihrer Form. Ich kann mich noch erinnern, als ich mich einmal, im Sommer 1763 müsste das gewesen sein, vor André hinter den langen Gardinen versteckt und ihn dann so erschreckt habe, als er zufällig das Fenster öffnen wollte, dass er zwei Tage nicht mehr mit mir geredet hat.’ Sie musste schmunzeln. Plötzlich wurde Oscar aus ihren Tagträumereien gerissen und vernahm die Stimme ihres Vaters, General de Jarjayes „Oscar meine Tochter, ich sehe du bist endlich aufgewacht, welch ein Glück! Oscar du musst dich bei eurem Retter bedanken, Graf Hans Axel von Fersen, wenn er nicht gewesen wäre........ es ist nicht aus zudenken was passiert wäre. Mein Kind er hat dir dein Leben gerettet.“ ‚Graf von Fersen, dann war es doch kein Traum, wie ich zuerst angenommen hatte. Er war es wirklich. Wie lange mag dass wohl her sei.....vier Jahre. Wie die Zeit vergeht! Er sieht noch immer aus wie damals’, musste sie aus dem Augenwinkel bemerken. Im nächstem Moment wandte sich Oscar völlig dem Grafen zu „Verzeiht, Graf von Fersen ich hatte Euch vorhin gar nicht bemerkt, wie unhöflich von mir. Seit wann seid Ihr wieder in Frankreich? Wenn ich mich recht entsinne, ist es schon vier Jahre her als wir einander das letzte mal gesehen haben.“ „Ja es sind die Jahre ins Land gerückt“, bemerkte Fersen mit etwas bedauern. „Es freut mich jedenfalls, dass Ihr jetzt hier seid und wie ich hörte, noch dazu als mein Retter“, Oscar musste lächeln, um dann wieder ernst anzusetzen „Graf von Fersen, ich möchte mich bei Euch bedanken, dass Ihr zur Stelle wart und mich und meine Freunde gerettet habt, auch wenn es mir nicht vergönnt ist eine Erinnerung an das Geschehene zu haben.“ „Es war mir eine Ehre, liebe Lady Oscar, dem Hause de Jarjayes gedient haben zu dürfen. Ich hoffe Ihr erholt euch bald! Wir haben die letzten Jahre nachzuholen, ich hoffe Ihr seid noch immer ein so erbitterter Gegner im Fechten!“ „Keine Sorge ich werde Euch nicht enttäuschen!“, erwiderte Oscar. Beide lächelten. Nachdem alle Oscars Zimmer verlassen hatten und sich geeinigt hatten, dass Oscar Ruhe bedurfte, war sie schließlich ganz mit sich und ihren Gedanken alleine. ‚Wir waren also gestern auf den Weg nach Versailles, Rosalie, André und ich. Unsere Kutsche wurde überfallen. Ich kann mir schon denken, wer diese Männer geschickt hat. Keine Sorge wenn ich wieder gesund bin, wird die doch so edle Madame de Polignac es nicht mehr leicht haben. Über ihre Schritte werde ich wachen, wie ein Jäger, der seine unwissende Beute langsam einkreist.’ Die nächsten Empfindungen richteten sich aber wieder an den Grafen. ‚Es war wirklich ein glücklicher Zufall, dass sich unsere Wege kreuzten, sonst wäre ich vielleicht jetzt nicht hier.’ Doch zunehmend drängte sich André ihr wieder auf. Was war nur mit ihm? Er wirkte auf sie so anders, als sie aufwachte, so lebendig. Wie, wenn sie ihn zum ersten Mal richtig wahrgenommen hätte? Es hätte aber auch etwas verborgenes sein können, als würde sie plötzlich die Antwort auf ein ewig andauerndes Geheimnis bekommen. Es war greifbar nahe, aber blieb ihr trotzdem unantastbar. Es könnte aber auch sein, dass ihr die Benommenheit einen Streich gespielt hatte, das musste sie sich selbst zugestehen. ‚Jedenfalls bin ich zutiefst glücklich, dass er unverletzt ist. Ich hätte mir wohl mein ganzes Leben dafür die Schuld gegeben, wenn ihm etwas zugestoßen wäre.’ „Ach André.“ seufzte sie leise lächelnd und bei dem Gedanken, dass es André gut ging und es ihr auch bald wieder gut gehen würde, schlief Oscar seelenruhig ein... Nur würde sich Oscar Francois de Jarjayes an diesen Augenblick, an dem sie André Grandier das erste Mal anders, mit den Augen einer Liebenden wahrgenommen hatte, für lange, lange Zeit nicht mehr erinnern können, da der Schock des Erlebten noch sehr ihr Erinnerungsvermögen beeinträchtigte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)