Broken Angel von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Indigo ----------------- Kapitel 1: INDIGO Als Alita wieder aufwachte war sie allein. Ganz allein. Ihr Kopf war ganz klar und sie spürte keine Wut mehr. Irgendwie fühlte sich ihr innerstes an wie der Raum in dem sie sich befand. Kalt, steril, leer. Sie schaute sich um. Eine Tür, ein großes Glasfenster durch das man ein Stück von einem Gang sah und ansonsten nur gekachelte Wände, gefliesten Boden und der grelle Schein einer Halogenlampe. Sie musste blinzeln als sie zu der Lampe an die Decke hoch sah. Sie stand von ihrem Bett auf und bewegte den Körper. Sherlain hatte ganze Arbeit geleistet. Er hatte dieselben Größen wie ihr alter Körper, war aber um einiges leichter. Auch ihre Knieschoner waren dabei. Ein Geräusch lenkte ihre Aufmerksam an eine der Wände: "kuff" - als würde man ein Gerät einschalten. Und so war es auch. Eine der Kacheln war ein getarnter Bildschirm, der sich gerade aktiviert hat. Die weiße Fläche wurde Schwarz, dann bekam sie Konturen und ein Mann schält sich daraus hervor. Es war ein Zalemer - derselbe Mann, der mit ihr im 'virtuellen Raum' geredet hat. Sie schaute zum Bildschirm. "Du schon wieder.", stellte sie fest. "Bin ich nun tot?" "Nein du bist nicht tot!", seine Stimme war verzerrt und er wirkte auch nicht mehr so ruhig wie bei ihrem ersten Treffen. "Nur um dir das alles halbwegs zu erklären. Unterlass solche Aktionen. Du folgst ab jetzt nur noch meinen Befehlen." "Warum sollte ich?", fragte Alita und schaute ihn an. Der Mann grinste. Dann zuckte sie zusammen. Sie rollte auf den Boden und keuchte. Ein Stromstoß! "Vergiss nicht, du hast eingewilligt uns zu helfen - dafür geben wir dir einen neuen Körper! Ich bin von nun an dein Vorgesetzter. Alles was du sehen wirst, kann auch ich sehen, was du hörst, höre auch ich. Falls ich merke, dass du gegen die Ziele Zalems handelst, werde ich dich mit einem harten Stromstoß zur Vernunft bringen - oder im Notfall umbringen." Konnte Alita anfangs nicht einschätzen, wie sie zu ihm gegenüber steht, war sie sich jetzt eines im klaren: sie konnte ihn überhaupt nicht leiden! Er war arrogant, unfreundlich und stur. Und das schlimmste war - er war auch noch ihr Vorgesetzter! Wütend ballte sie die Hände zu einer Faust, während ihr Körper sich langsam von dem Schock erholt. Ihre Augen funkelten böse, doch das bekam der Zalemer nicht mit, weil sie ihr Gesicht abgewandt hat. "Wo ist Nova?", fragte sie gefährlich ruhig. Dieser miese Kerl! "Das herauszufinden wird deine Aufgabe sein. Und um so besser du mitarbeitest, um so schneller haben wir ihn." "Wir...nicht wir. Ich habe ihn !", ging es Alita durch den Kopf. Sie stand auf, setzte sich wieder auf das Bett und schaute den Mann an. Sie würde so schnell nichts mehr sagen und daran war ihr Dickkopf schuld. Er holte sich mit einer Hand einen Zettel außerhalb der Sichtfeldes und sagte: "Nun, wenn das geklärt ist, sollte ich dir etwas über deinen neuen Körper verraten. Durch die Zalemer Technologie ist er um circa 50% leichter geworden, was dazu führt, dass du deinen Körper neu kennen lernen musst. Normale Bewegungen wie das Gehen können schnell angepasst werden, doch Kampftechniken wie deine Panzerkunst müssen noch einmal durchgespielt werden. Wenn du nicht zielgenau deinen Körper bewegen kannst, wirst du in einem Kampf unterliegen!" Sie tat so, als würde sie ihn nicht hören, sah sich aber ihren Arm genauer an. Sie spannte die Muskeln und entspannte sie, dann machte sie ein paar Schläge in die Luft. Er schien ihre Gesten zu verstehen und grinste: "Natürlich ist er genauso stark und robust wie vorher. Du solltest dich genauso geschmeidig und leise bewegen können wie früher." Sie beehrte ihn erst einmal weiter mit ihrer Ignoranz und lies ihn reden. "Wann darf ich kämpfen?", unvermittelt redete sie ihm einfach mitten ins Wort. "Wenn du dein Training abgeschlossen hast. Wir haben einen Profi für dich besorgt." "Wozu brauche ich einen Profi?", dachte sie bei sich und schaute ihn mit einem ausdruckslosen Gesicht an. "Wann?", fragte sie wieder. Ein Stromstoß brachte sie wieder auf den Boden. Für Alita war die Andeutung klar: Ich bin hier der Chef und du hast dich zu benehmen! "Außerdem haben wir in deinem Körper ein paar nützliche Insekten eingebaut - rein mechanische natürlich. Im Training wirst du ihre Fähigkeiten ausprobieren um sie kennen zu lernen. Sie werden im Einsatz sicher von nutzen sein. Hast du noch Fragen?" Er sah sie an, doch Alita tat so als wäre sie mit sich selbst beschäftigt. Seine Hand bewege sich und sie wusste, was auf sie zukommen würde, deswegen fragte sie schnell: "Das Training ... wann beginnt es?" "In genau 5 Minuten.", er lachte höhnisch. Alita schaute ihn nun doch an. Sein Verhalten war absolut unlogisch für sie. Doch dann begann der Bildschirm zu flackern und erlosch. Sie seufzte und setzte sich bequemer hin. So...nun war sie also ein Sklave. Etwas, was sie nie wollte. Und dann auch noch ein Sklave derer, die ihren Hugo umgebracht hatte. Sie fühlte sich schwer. In einem Buch hatte sie einmal gelesen: "Wenn du einen Sklaven brauchst, kauf dir einen oder rette jemandem das Leben." Nun. Letzteres war ja nun eingetreten. Es war für sie schon deprimierend. Alita...die Katze, die Unabhängige, die immer frei sein will und immer tut was sie will...eine Sklavin? Das passte einfach nicht. In diesem Moment wünschte sie sich, nicht alleine zu sein. Sie brauchte jemanden, der sie von ihren trüben Gedanken ablenkt. Und sie wurde erhört. Ein Summen entstand und die Tür glitt auf. In den Raum trat ein Rotschopf. Alita riss erstaunt die Augen auf: "Sherlain!" "Na da staunst du! Zalem holt sich zwar Spitzenleute, doch sie schaffen es nicht, einen Dienstboten aufzutreiben. Deswegen haben sie mich zu dir geschickt. Loss gehen wir!" "Ähm...ja...", überrascht von so viel Erklärungen ging Alita mit. Sie war noch etwas steif im Rücken und in den Gelenken, doch das besserte sich bei jedem Schritt, den sie tat. Die Gänge waren es nicht wirklich wert beschrieben zu werden. Sie waren weis und leer. So viel Sauberkeit auf der Erde war ja normalerweise nicht zu erwarten doch der Raum in den Alita gebracht wurde, entsprach dann doch schon mehr der gängigen Norm. Er war mit Matten ausgelegt und überall waren an den Wänden Waffen und Trainingsgeräte zu sehen. In der Mitte des Raumes stand ein Mann. Er ist ein Kopf größer als sie und hat ein kantiges Gesicht. Seine blonden Haare hat er nach hinten gegelt. Seine Haltung verriet, dass er auf sie gewartet hatte, denn er bewegte sich kein bisschen und hielt die Arme hinter dem Rücken. Mit starrem Blick sah er in ihre Richtung. Alita sah unschlüssig zu ihrer Begleiterin. Sherlain nickte nur und deute mit dem Daumen zu ihm: "Das ist Solaris, dein Trainer. Der wird dich ziemlich hart dran nehmen!" Sie winkte ihr zum Abschied und ging. "Bigott Eisenberg passt zwar nicht auf dich auf, trotzdem würde ich mich vor Solaris in acht nehmen!" "Bigott Eisenberg? Wer ist das?", dachte sich Alita, vermutete aber den Zalemer, der ... sie zur Sklavin machte. Bevor sie wieder trübselige Gedanken blies, beschloss sie zu ihrem Trainer zu gehen. Endlich kam Bewegung in den Mann und er sah sie direkt an. Seine Lippen bewegten sich: "Du bist also Alita? Ziemlich klein für eine außergewöhnliche Kriegerin!" Nicht mal ne richtige Begrüßung. Das ging Alita ja schon mal direkt gegen den Strich! "So ne große Klappe für so ein kleines Hirn.", gab sie ungeniert zurück. Sie blieb stehen und sah ihn abschätzend an und musterte ihn. Er sah nicht wirklich stark aus. Ihrer Meinung nach eher wie ein Affe. Er schmunzelte. "Du legst es wohl darauf an, wie?" Er ging in Kampfposition und sah sie herausfordernd an. Alita verstand und ging in den Angriff über. Ihre Wut und ihren Zorn setzte sie in den Schlag, doch sie konnte ihn nicht einmal ausführen. Wie vom Blitz getroffen verkrampfte sich ihr Körper. Sie stolperte über ihre eigenen Füße und landete vor Solaris. Ein Stromschlag hat sie getroffen. Solaris schmunzelte und hielt eine kleine Konsole in der Hand. Darauf waren mehrere Knöpfe, Regler und ein rotes sowie ein grünes Licht - letzteres leuchtete sogar - zu sehen. "Dein Schlag ist gut, aber du solltest aufpassen mit wem du dich anlegst.", sagte Solaris mit monotoner Stimme und sah sie von oben an. Sie könnte schreien vor Wut. Sie ballte die Faust. Wieso war es so weit gekommen? Warum tat man ihr das an? Um nicht laut ihre Wut hinaus zu schreien biss sich selbst auf die Finger. Eine solche Blöße wollte sie sich nicht vor ihm geben. Mühsam stand sie auf. "Kämpf mit fairen Mitteln du Feigling." "Lerne erst einmal deinen Körper richtig zu beherrschen, dann können wir einmal gegeneinander kämpfen." Er drückte einen Knopf und mehrere Roboter-Dummys tauchten auf. Sie kamen auf Rädern angerollt und blieben kreuz und quer stehen. Solaris verzog sich an die Wand und sprach: "Die Roboter-Dummys werden dich abwechselnd angreifen. Versuche ihre Schläge zu parieren und selbst anzugreifen." Ohne ein weiteres Wort zu sagen setzten sich die Dummys in Bewegung. Sie rollten wild durch die Gegend und versuchten Alita zu verwirren. Dann beginnt der erste Angriff. Sie war noch nicht einmal ganz aufgestanden, da wurde sie auch schon fast überfahren. Sie rollte schnell zur Seite und sprang auf die Füße. Rundherum fuhren die Dummys wild in der Gegend herum. In leicht geduckter Haltung wartete sie. Im letzten Moment konnte sie herumfahren. Sie hatte den Schlag nicht gefühlt. Wie konnte das sein? Sie schlug den Arm des Dummys bei Seite. Verwirrt stolperte sie einen Schritt zurück. Wo war ihr Sinn geblieben? Sie fühlte sich wie betäubt, jetzt, wo sie die Angriffe nicht mehr spüren konnte. Die nächsten 30 Minuten waren eine Qual für sie. Die Dummys deckten sie regelrecht mit Angriffen ein, während sie immer gerade noch davon kam. Ohne ihren Sinn war sie nicht in der Lage selber anzugreifen. Sie verwendete ihre ganze Konzentration für die Verteidigung und hatte keine Zeit zum nachdenken. Trotzdem lernte sie ihren neuen Körper immer besser kennen. Ihre Reaktionen waren schneller und sie kam mit jedem neuem Angriff besser zurecht. Das verlorene Gewicht hat ihre Kraft verstärkt und so war sie besser in der Lage einen weiten Sprung zu machen oder auf einem Arm zu balancieren. Sie war unendlich erleichtert als es vorbei war. Alita hatte sich zwar zum ende hin gebessert und einem Dummy den Kopf einschlagen können, aber ihr Sinn war nicht mehr zurückgekommen. Sie fühlte sich immer noch betäubt. Solaris kam auf sie zu und sah sie finster an. "Also von der großen Kriegerin sehe ich auch jetzt noch nichts. Ich glaube, Zalem hat sich getäuscht!" Solaris Satz stachelte Alitas Wut nur noch mehr an. Sie wollte sich mit einem lauten Schrei auf ihn stürzen, doch sie hielt sich zurück. Momentan sind ihr die Hände gebunden und das war manchmal schlimmer als die Beleidigungen, die sie über sich ergehen lassen muss. Solaris merkte ihre Wut, ging aber nicht darauf ein. "Deine Reaktionen sind langsam, du bist kaum zu einem Angriff gekommen und der neue Körper scheint dir mehr Probleme zu bereiten als angenommen. Eine harte Zeit wird uns bevorstehen, denn bis zu einem fixen Termin müssen wir fertig sein." "Der Termin ist dein Problem...aber ich bin...taub. Kein Wunder wenn da nichts geht.“, knurrte sie. Am liebsten würde sie ihn zerrupfen...aber das ging ja nicht. Nicht solange er den Schocker hatte. *** "Wir fangen mit dem Waffentraining an. Komm schon!", Solaris war gegangen. Halb kochen vor Wut über seine Ignoranz folgte ihm Alita in einen anderen Raum. Dieser war zwar nicht sehr hoch, aber dafür langgestreckt. Am anderen Ende standen Papp-Dummies und an der Wand hingen allerlei Schusswaffen. Auch welche, die Alita noch nicht mal aus Büchern kannte. Solaris ging zu den Waffen und suchte sich eine besonders große heraus. Er warf sie zu Alita hinüber, die nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand. "Hier fang. Soweit ich weiß, hattest du nur eine normale Pistole in der Hand. Diese Schusswaffe ist für Fernangriffe mit großer Wirkung." Sie fing die Waffe auf und hielt sie unschlüssig in den Händen. Solaris deutete auf einen Papp-Dummie, der am weitesten von den anderen entfernt stand. Sie zog sich das Fernrohr ans Auge, zielte und drückte ab. Die Wirkung war verheerend. Das Geschoss explodierte und ließ einen verkohlten Fleck von 3 Meter Größe übrig. Heiße Luft fauchte ihr entgegen und Rauch sammelte sich an der Decke, der sofort von der Klimaanlage abgesaugt wurde. Doch der Papp-Dummie stand noch immer. "Wie?" Alita reißt erstaunt die Augen auf. "Im Gegensatz zu Nahwaffen sind die äußerlichen Einflüsse von Fernwaffen viel gravierender. Anziehungskraft, Gegenwind, Abschusswinkel, Geschwindigkeit und andere Faktoren lassen die Kugel daneben gehen. Versuch es mit dieser Waffe!" Alita legte die Waffe beiseite und bekam die nächste in die Hand. Etwas kleiner, leichter, aber dafür mit einem übermäßig langen Lauf. "Deine spätere Dienstwaffe.", meinte Solaris so nebenbei und bedeutete ihr mit einer gelangweilten Handbewegung, dass sie schießen sollte. //Angeber….//, ging es ihr durch den Kopf. Diesmal wollte sie nicht wieder so einen Reinfall haben. „Also…Wind? Gibt es hier nicht…Geschwindigkeit?... “, so ging Alita nacheinander alle Punkte im Kopf durch. Und kaum hatte sie das Gewehr ans Auge gehoben, spürte sie etwas. Es war auf einmal etwas anders…sie schaute auf. Vor ihrem Auge spielte sich die Szene von damals ab…damals als sie zum ersten Mal ein Gewehr in die Hand gedrückt bekam. Dann, mit einem Schlag, war sie wieder „zurück“ in der realen Welt. Diesmal wusste sie, dass sie treffen würde. Sie feuerte und die Kugel traf den Dummie mitten in den Kopf. Erfreut über den Treffer wendet sie sich Solaris zu um sein erstauntes Gesicht zu sehen - doch er sah sie nur gelangweilt an. Alita's Wut wurde wieder entfacht, doch ihr blieb nichts anderes übrig als seine Ignoranz zu ertragen. Ihr Trainer drückte einen Knopf an der Wand und drei Dummies bewegten sich in verschiedene Richtungen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Sie zielte und feuerte drei Mal hintereinander. Drei Mal traf sie, doch er blieb unbeeindruckt. Sie wollte ihm etwas Schlimmes zurufen, doch da bekam sie plötzlich eine zweite Waffe in die Hand gedrückt. "Dasselbe Spiel noch mal, aber jetzt beidhändig!" So ging es die nächste Stunde weiter. Solaris gab ihr immer eine neue Waffe und sie brachte ein paar Papp-Dummies um; dann kam die nächste. //Zumindest hier habe ich meinen 'Sinn' nicht verloren.//, dachte sie. *** Am Ende dieses Tages kehrte sie zurück in den Raum, in dem sie erwacht war. Den ganzen restlichen Tag hatte sie schießen, laufen, kämpfen müssen. Ihr Geist war ermüdet, auch wenn sie keine körperliche Schwäche spürte. Das einzige was sie jetzt spürte war ...Hunger! Zumindest dachte sie, dass es Hunger war. Es bohrendes Gefühl in der Magengegend... Sie sah sich um, ob es irgendeine Möglichkeit gab etwas zum Essen zu bestellen, doch der Raum war wie beim verlassen. Enttäuscht setzte sie sich auf das Bett und überlegte. "Ich habe Hunger!", schmollte sie, in der Hoffnung, Eisenberg kann sie hören. Natürlich blieb er kalt und meldete sich nicht. Wut kam in ihr hoch, doch nach der langen Zeit ohne Auslassventil fühlte es sich komisch an. Nicht mehr so intensiv, sondern wie eine breiige Masse, die nach und nach verdickt. Sie entschied sich zu schlafen und legte sich auf das Bett. Sekunden später dämmerte sie in den Schlaf. Als sie Stunden später erwachte, stand eine Schüssel vor der Tür, die gefüllt war mit einer komischen braunen und klebrigen Masse. Es roch leicht nach Zimt und Dampf stieg daraus hervor. Sie dippte den Finger in die Schale und schnupperte an das Zeug, doch außer dem Zimtgeruch konnte sie nicht mehr feststellen. Sie kostete davon und musste feststellen, dass man es essen kann. Es schmeckt zwar etwas langweilig, trotzdem konnte es ihren Hunger stillen. Binnen Minuten war die Schüssel leer und Alita fühlte sich gestärkt. Kaum stellte sie die Schüssel weg, da meldete sich Eisenberg. Er starrte sie von dem Bildschirm aus an, und mit jeder Sekunde mochte sie ihn weniger. "Dein Training ist noch nicht abgeschlossen. Du wirst die Übungen so lange wiederholen bis dein Trainer zufrieden ist. Danach schicken wir dich auf deine erste Mission. Solltest du weglaufen, sprenge ich dich in die Luft, wenn du nicht kooperierst werde ich dir einen Stromstoß verpassen. Wir haben Söldner angeheuert. Verschaffe dir Respekt unter ihnen. Wenn du getötet wirst, werde ich nicht helfen. Alles weitere wird man dir sagen.", und schon erlosch der Bildschirm wieder. Zeit über das Gesagt nach zu denken blieb nicht. Ihre Tür öffnete sich und Solaris trat herein. "Komm mit, wir beginnen mit der nächsten Einheit!" Er drehte sich auf dem Absatz um 180 Grad und ging. Alita blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Er brachte sie zu einer Tür und blieb davor stehen. "Die nächste Trainingseinheit wird auf die neue Funktionen deines Körpers eingehen. Deswegen war Zalem so freundlich und hat einen ... Simulationsraum eingerichtet." Er öffnete die Tür und deutete Alita, das sie zuerst rein gehen soll. Sie tat, wie ihr befohlen, wusste sie doch, was ihr blüht wenn sie sich weigert. Im nächsten Moment riss sie die Augen weit auf. Vor ihr lag eine riesengroße ... Gerölllandschaft! Sie schaute sich um. Der Himmel war klar, die Sonne schien erbarmungslos und es wehte ein leichter Wind. "Wie...haben die das gemacht...", fragte sich Alita zugegebenermaßen erstaunt. "Das ist ein Simulationsraum. Du kannst nicht fliehen!" Alita dropte leicht und sah sich genauer um. Aber die Illusion war wirklich gut. Erst als sie ein Steinchen aufhob und es zerdrücken wollte, löste es sich auf. "Hör auf wie die Kinder im Sandkasten zu Spielen.", meinte Solaris. " Wir haben zu tun." Er brachte sie zu einem großen Steinhaufen. „Hier die Informationen für die Simulation: Du bist auf der Suche nach einem bestimmten Mann, der sich hier in der Gegend ein gut versteckten Bunker eingerichtet hat. Deine Aufgabe ist es, diesen Bunker zu suchen.“ „Aber wie? Er könnte hier überall sein?“ Er schmunzelte und deutete mit dem Finger auf sie. „Willst du nicht deinen Körper einsetzen?“ „Du verarscht mich.“ Alita funkelte ihn böse an. „Soll ich jetzt die ganze Gegend durchsuchen?“, fragte sie böse. „Nein, aber dein Körper wurde um ein paar Funktionen erweitert. Du hast ein paar Insekten eingebaut, die für dich den Boden und Luftraum analysieren können. Mit ein paar einfachen Befehlen, die du nur denken musst, kannst du sie aktivieren und steuern. Sag einmal: Analysekäfer Aktivierung!“ Alita tat wie befohlen und plötzlich spürte sie etwas an ihrem Körper. Es summte leicht und kitzelte ein wenig, war aber erträglich. „Mit dem ersten Wort stellst du eine Verbindung mit der Insekteneinheit in dem Körper her. In diesem Fall mit den Analysekäfer. Mit dem zweiten Wort gibst du ihnen den Befehl: hier Aktivierung. Es gibt noch ein paar weitere Befehle, die du verwenden kannst, unter anderem Bodenuntersuchung, Wärmeaufspürung oder Bodenanalyse. Die Anweisung wurde absichtlich so einfach wie möglich gehalten. Falls du in Kämpfe verwickelt wirst, solltest du in der Lage sein so schnell wie Möglich die Insekteneinheiten einsetzen zu können. Komplexere Aufgaben wie das suchen von Fallen wird dann Eisenberg übernehmen.“ "Na gut, "seufzte Alita widerwillig, "Aktivierung!" Plötzlich schienen aus allen Lücken ihres Körpers kleine, schabenartige Roboter zu krabbeln, die sich wie ein grauer Teppich über die Landschaft verteilten und dann im Erdreich und der näheren Umgebung verschwanden. "So, und was bringt das jetzt?" Solaris gähnte ein wenig ermüdet. "Hey Puppe, jetzt wart doch erst mal ab..." Gerade als Alita ihn wegen des Kommentars zusammenscheißen wollte flimmerte ihre visuelle Wahrnehmung wie ein defekter Fernseher. Im Bruchteil einer Sekunde blendeten sich geometrische Daten, Entfernungen, Höhen, Tiefen und Untergrundinformationen in ihr Sichtfenster ein. "Was ist das?" fragte sie etwas verwirrt. "Puppe..." Solaris war niedergeschmettert von ihrer bisweiligen Hohlheit. "Das sind Geländeinformationen. Sie schützen deinen stählernen Hintern vor Minen und Fallen und helfen dir Tunnel und Geheimverstecke zu finden..." "Aha." fasziniert von der Neuentdeckung sah Alita sich um. Ihr angeborener Kriegerinstinkt lies nicht lange auf Ergebnisse warten. "2,34 Meilen in Südöstlicher Richtung befindet sich ein Hohlraum im Boden, dessen Eingang durch ein Antipanzerminenfeld geschützt ist." "Und worauf wenn ich fragen darf," seufzte Solaris erneut, "Wartest du dann noch?" Sie rannte und war nach ein paar Minuten vor dem Minenfeld. Sofort schickte sie die Analysekäfer aus um das Minenfeld genauer zu untersuchen. In ihrer Wahrnehmung tauchten die Markierungen auf und halfen ihr, sicher bis zum Eingang zu kommen. Solaris war immer an ihrer Seite und ermunterte sie, hineinzugehen. Sie nutze ihre Erfahrungen und schlich sich so gut wie möglich verdeckt hinein. Der Eingang, ein enger Spalt in einem kleinen Steinhügel, breitete sich langsam aus. Ohne einen Übergang wurden die Wände zu Stahl und schon nach ein paar Schritten erreichte sie einen größeren Raum, der mehrere weitere Wege hatte. Sie lauschte, hörte aber keine Geräusche. Auf die Analysekäfer verzichtete sie gleich, da sie nicht durch den Stahl kamen. Sie wollte gerade irgendeinen Weg nehmen, da räuspert sich ihr Ausbilder. Fragend sah sie ihn an. „Natürlich hast du nicht nur die Käfer. Probier doch einmal die Fluginsekten!“ Herablassender kann er nicht mehr sein. Alita würde sich gerne aufregen, hielt sich aber zurück. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Fluginsekten, aktivierte sie und schickte sie los. Ein paar duzend Fliegen schwärmten aus und drangen in jeden Gang ein. Per Funk sendeten sie ihre Informationen an Alitas Körper, der sie auswertete und eine Grafik in ihrem rechten, unteren Blickfeld auftauchen lässt. Ein kleiner, roter Punkt markiert die Stelle wo ein Lebewesen gefunden wurde. "Ich glaub ich hab ihn!" flüsterte Alita und markierte seinen Standort mit einem roten Navpoint (Navigationspunkt). "Ich hol ihn mir jetzt!" Solaris nickte und rannte hinter ihr her. Er kannte den Parcours in und auswendig, und benötigte so keine Hilfe beim entdecken von Fallen, er umging sie schon aus Gewohnheit. Natürlich wusste das Alita nicht. Deshalb dachte sie sich nichts dabei, als er plötzlich langsamer wurde. Sie schob es mangelnder Kondition zu. Sie bog um eine Ecke. Nun war sie dem Mann schon ziemlich nahe. Ihres Sieges sicher wurde sie unvorsichtig. Ohne Vorwarnung klappten einige der stählernen Bodenplatten ortogonal zu Boden nach oben und fuhren Geschütze aus. Alitas Chi glühte als sie all ihre Konzentration aufbrachte um den Geschossen auszuweichen. Doch wieder hatten die Geschoße sie zu sehr abgelenkt. Darum sah sie sich keine zwei Sekunden später in einem plasmasicheren Bornitritnetz hängen. Solaris lachte sichtlich amüsiert als er die schmollende Alita im Netz hängen sah. Doch seine Reaktion überraschte Alita doch etwas: "Mach dir nichts draus Puppe, sogar so ein Elitesöldner wie ich ist zum ersten mal auf die Falle hereingefallen. Wir machen den Parcours einfach noch mal!" Er ließ sie herunter. Die Umgebung verschwamm kurzzeitig, und dann befanden sie sich wieder am Ausgangspunkt der Simulation. Alita frage sich allen ernstes ob Solaris nicht vielleicht krank war. Seit wann war er so scheiß freundlich? Seite wann baute er sie auf? Das war eigentlich das letzte was sie erwartet hätte. Eine Standpauke oder Straf-Liegestützen …. das währe das gewesen, was jetzt eigentlich hätte kommen müssen. Aber wie auch immer. Sie lockerte ihre Gelenke und machte sich an begann die Simulation von vorne. Die Sonne war in der Simulation gerade am untergehen, als sie endlich den Probedurchlauf erfolgreich beendet hatte. In ihren Augen leuchtete ein kleiner Funke Stolz. „Morgen geht’s weiter! Das ist noch nicht alles!“, feixend stand Solaris am Ausgang der Simulation. „Und jetzt komm endlich.“, er wandte sich zu gehen. Alita schnaubte kurz und atmete dann tief durch. „Ganz ruhig bleiben! Zähl bis 10!“, schoss es ihr durch den Kopf. Zähneknirschend und leicht resigniert folgte sie ihm. „In deinem Quartier,“ , wie höhnisch er das Wort aussprach… „gibt es was zu Essen. Morgen geht’s weiter …Baby!“ „Gottverdammtes Arschloch…“, murrte Alita und bevor sie eventuell doch noch die Geduld verlor, schob sie sich an ihm vorbei in ihre….nun ja… Zelle. Ein hohes Piepsen riss Alita aus ihren Träumen. An der Wand blinkte die Uhrzeit: 5.01. Uhr! Kaum hatte sie sich aufgesetzt und war einigermaßen wach, stellte das piepsen sich ein. „Was ist denn das?“, sie rieb sich die Schläfen. Das Geräusch hatte einen dauerhaften Nachhall in ihrem Ohr hinterlassen, der sie nun einige Minuten quälte. Ihr Frühstück war zugegeben langweilig…man hatte ihr wieder diese braune, zimtige Pampe hingestellt. Stoisch aß sie auf und wurde von Solaris zum Training abgeholt. Nach einem harten Tag kam sie von ihrem Training zurück und legte sich schlafen. Die folgenden Tage verliefen immer wieder nach gleichem Muster. Erst der 8. Abend brachte eine Veränderung. Sie merkte sofort, dass sich etwas verändert hatte, als sie ihre Zelle betrat. Es roch anders….jemand war darin gewesen! Und da war… „Meine Klinge!!!!“, sie stürzte ans Bett. Alita strich über die Schneide. Perfekt geschliffen und gepflegt. „Ja. Deine Klinge. Ein kleines Aufmunterungsgeschenk und Beweis meiner Gütigkeit.“ , Bigott Eisenbergs missgelaunte Visage starrte ihr von der Wand entgegen. „Dein Training ist abgeschlossen, morgen beginnt deine Mission. Alles Weitere wird dir dein Trainer erklären.“ Und dann war der Bildschirm auch schon wieder erloschen. Auch wenn sie es ungern zugab, aber sie war gespannt darauf zu erfahren, wie es morgen mit ihr weiter geht. Ihr Training ist zu Ende? Was passiert jetzt? Wird sie auf ihre erste Mission geschickt? Am nächsten Morgen stand Solaris in ihrem Zimmer. Zuerst fühlte Zorn, dann Wut. Wie konnte er es wagen, in ihr Zimmer zu gehen während sie noch schlief! Die Wut verging schnell, als sie darüber nachdachte, dass sie ein Cyborg war und sich für nichts schämen musste. Schließlich war sie manchmal sogar nackt unterwegs. Solaris brachte ihr das Essen und sagte kurz: "Iss schnell auf, heute beginnt deine Übungsmission." 10 Minuten später war die Schüssel leer und Alita bereit. Die Klinge band sie sich mit einer Schnur am Rücken fest und folgte ihrem Ausbilder, der ohne ein Wort zu sagen das Zimmer verließ und den Weg vorgab. Bevor sie die Tür erreichte, mussten sie eine lange Treppe nehmen, die mehr als 100 Stiegen hatte. Vor der einfachen Tür blieb Solaris stehen und sah Alita einen kurzen Moment an. "Ich hoffe, du hast noch alles im Kopf, was ich dir beigebracht habe. Selbst wenn es eine Übungsmission ist, wird sie sehr gefährlich sein." Die Tür öffnete sich und der Raum wurde geflutet von gleißendem Licht. Alita trat hinaus und blickte in einen strahlend blauen Himmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)