The New Shinobi von abgemeldet (Season One) ================================================================================ Kapitel 21: Feuerteufel ----------------------- In der folgenden Nacht erwachte Senshu schreiend aus einem Albtraum, soviel zur Coolness. Nemaru rollte sich murmelnd herum und schlief weiter, während Senshu mit hämmerndem Herzen und schweißüberströmt dasaß und in die Dunkelheit starrte. Mija ließ sich besorgt neben ihr nieder. Sie war gerade mit der Wache an der Reihe und war bei Senshus Schrei ziemlich erschrocken. „Alles okay?“ Senshu fuhr sich durchs Haar und sah ihre Freundin verwirrt an. Mija hatte tatsächlich kurz Zweifel daran, ob ihre Freundin sie erkannte, und in diesem Moment hätte sie fast Angst bekommen. Senshu Angiri war durchaus in der Lage, jemanden, der Nachts überraschend an ihr Lager trat, zu töten. Doch dann wurde ihr Blick erleichtert, sie atmete tief durch und lachte dann verlegen. „Ein Traum wegen heute?“, vermutete Mija, aber Senshu berührte nur kurz ihre Schulter und schüttelte dann den gesenkten Kopf. An der Neigung ihres Scheitels erkannte Mija, dass Senshu kurz Nemaru ansah, bevor sie ihr den Blick entgegenhob. Ihre Augen waren trüb, aber sie lächelte – ihr grausamstes Lächeln, das, das versuchte, sich mit Dingen abzufinden, es aber nicht konnte. „Nein. Wegen solchen Dingen träume ich nicht. Darum kümmere ich mich schon, wenn ich wach bin.“ Was danach kam, war ein einziger, irrsinniger Tanz, so schnell, dass man dabei keinen klaren Gedanken fassen konnte, und dabei aufregend und faszinierend zugleich, wie Mija im Nachhinein fand. Sie hatte sich selbst niemals auch nur entfernt eine derartige Reaktionsfähigkeit zugetraut. Ein so eingespieltes Handeln, vollkommen reibungslos und sicher in der Art, wie Entscheidungen getroffen wurden. Natürlich griff der Fremde sie in diesem wiederum denkbar ungünstigen Moment an. Er sprang aus einem der Bäume, die die Lichtung umstanden, auf der sie lagerten, und er ließ sich mitten zwischen sie fallen. Das Lagerfeuer zerstob, weil er mit dem rechten Fuß darin landete, ohne sichtlich Schaden davonzutragen. Senshu duckte sich, als er mit beiden Händen nach ihrem Kopf griff, während Mija mit einem Schreckensschrei Nemaru weckte. Dieser kam schnell auf die Beine, und noch bevor er klar sehen konnte, schrie er dem Fremden eine unflätige Beschimpfung zu, um gleich darauf einen kleinen Feuerball in sein Gesicht zu schleudern. Diesen Moment nutzten Senshu und Mija, um aus der direkten Reichweite des Angreifers zu gelangen und Platz für Nemarus Attacken zu machen. Mija griff mit tauben Fingern nach dem Tornister, warf sich den Tragriemen über die Schulter und sah dann gebannt und beinahe angewidert dabei zu, wie der Fremde – gerade von einem der Feuerkugel folgenden Flammennebel umgeben – die Kugel verschlang. Mit wohligem Grinsen ließ er die Hitze auf sich wirken, als Nemaru vor Erstaunen die Kunst löste, mit der er lediglich die Oberbekleidung des Mannes angesengt hatte. Die schwarze Kopfbedeckung war zu brennenden Fetzen zerfallen und ein Schwall langen blonden Haares fiel unbeschadet auf die kräftigen Schultern herab, die bloß lagen, als auch der obere Teil seines Hemdes verbrannt war. Der junge (und überraschend gutaussehende) Mann lachte, während er die Reste des Hemdes mit einem Ruck von seinem Oberkörper riss und von sich warf. „Mehr Feuer.“, flüsterte die raue Stimme, und wieder ertönte sein hartes, kaltes Lachen. Seine blasse Haut war so makellos wie zuvor. Ein glich eher einer Skulptur als einem menschlichen Wesen. Hätten sich seine drahtigen Muskeln nicht bewegt und sie so zum Handeln gezwungen, wäre Mija an jener Stelle verharrt, um ihn noch länger zu betrachten. Aber dieser fesselnde, wahnsinnige Blick kam jetzt auf sie zu und der Mann streckte eine Hand nach ihrem Haar aus, als wolle er es zärtlich berühren. Mija wich zurück, und sein Grinsen verzog sich zu einer hässlichen Fratze. „Ich will es...“, flüsterte er bedrohlich. Mija erschauderte beim Klang seiner Stimme, wich weiter zurück, solange er sich nicht bewegte, und brachte mit Mühe hervor: „Zo-kami-no-jutsu!“ Aus den hölzernen Fugen des Tornisters drangen plötzlich Haare von derselben purpur-violetten Farbe wie Mijas. Im stillen nächtlichen Wald hörte man beinahe das sanfte Geräusch, das das Haar erzeugte, als es sich eng um das Holz, den ledernen Tragriemen und schließlich Mijas Schulter, Arm und Oberkörper schmiegte. „Nur über meine Leiche.“, meinte Mija schlicht. Der Fremde sah sie einen kurzen Augenblick beinahe entgeistert an, dann kicherte er kurz und abgehackt. Unbeherrscht. Nemaru unterbrach das unheimliche Kichern, indem er sich auf den blonden Mann stürzte und versuchte, seine gefürchtete Kubishibari-no-jutsu anzuwenden. Er bekam ihn aber nicht zu fassen. Nemaru war schnell, aber der andere war auf beängstigende Art schneller. Mit einem Satz war er außer Reichweite, und während der rothaarige Junge ihm dicht auf den Fersen folgte – was für jede seiner Freundinnen praktisch unmöglich gewesen wäre – warf Senshu Mija einen auffordernden Blick zu. Sie drehte die rechte Hand kurz in der Luft und streckte sie dann in einer langsamen Stoßbewegung nach vorne, die Finger wie Klauen geformt. Mija nickte nur, konzentrierte sich kurz und ließ ihr purpurnes Haar dann aus dem Genick des Fremden wachsen. Immer noch vor Nemaru herspringend, griff dieser mit überraschter – fast erheiterter – Miene nach hinten. Das Haar, das aus einem wichtigen Nervenknotenpunkt wucherte, erfasste sofort seine Hand und fesselte sie an sein Genick. Er wich wieder und wieder vor Nemarus Schlägen zurück, während das Haar sich immer mehr über seine Haut ausbreitete und auch den zweiten Arm fesselte. Mija konzentrierte sich noch mehr, um das Haarwachstum zu verstärken. Schweiß trat ihr auf die Stirn, aber es war nicht nur Anstrengung. Es war Aufregung. Sie spürte den Körper und die unbändige Kraft ihres Gegners durch die Haare. Nicht, wie sie ihn gespürt hätte, wenn sie ihn mit ihren Händen angefasst hätte, aber die Haare waren dennoch Teil genug von ihr, um einiges an Berührungsreizen zu übertragen. Die kräftigen Strähnen griffen im Vorüberfliegen nach Ästen und Baumstämmen, versuchten, Halt zu finden, und verlangsamten den Fremden schließlich. Nemaru landete einen Treffer, musste aber als Preis dafür, so nahe an seinen Gegner herangekommen zu sein, ebenfalls einen mächtigen Schlag einstecken. Dieser blonde junge Mann war ein begnadeter Taijutsu-Kämpfer, stark wie ein Ochse, und dabei nur wenig stämmiger als der schlaksige Nemaru. Plötzlich, als er gerade zu einem weiteren Sprung ansetzen wollte, wurde er herumgerissen und knallte rücklings an einen Baumstamm. Mija stieß einen atemlosen Triumphlaut aus, ließ die Strähnen ihres Haars den Baum vollständig umfassen und sie den Körper des Fremden daran fesseln. Senshu landete vor dem inzwischen fast vollständig von purpurnem Haar bedeckten Mann, der, so irrsinnig es in seiner Lage auch sein mochte, immer noch grinste. Nemaru wich zur Seite, um sie nicht zu behindern, als sie vor den zu Unbeweglichkeit verdammten Angreifer trat. Sie warf Mija einen kurzen Blick zu, und ihre Freundin nickte entschlossen. Senshu hielt sich nicht mit Fingerzeichen oder ähnlichem auf, sie stemmte beide Hände neben dem Gesicht ihres Gegners gegen den Baumstamm. Es sah für einen grotesken Moment so aus, als wollte sie ihn küssen, ihr Körper berührte fast den seinen, der immer noch mit stetig weiterwucherndem Haar bedeckt war. Er hatte sichtlich Probleme, zu atmen, dennoch grinste er beinahe lüstern, als Senshu vor ihm stand. Er legte den Kopf erwartungsvoll schief. „Was willst du?“, fragte Senshu grob. Einzige Antwort war ein raues Lachen. Der Fremde versuchte, sich zu befreien, konnte sich aber nicht regen. Also warf er den Kopf ein wenig nach vorne, als wolle er nach ihr schnappen. Senshu hatte diese Restbeweglichkeit einkalkuliert und wich nicht zurück, auch, als das blonde Haar des Mannes ihr Gesicht streifte. Der Mond und die Reste ihres Lagerfeuers erhellten die Lichtung gerade genug, um sich die Züge des Mannes halbwegs einzuprägen. „Rede, oder du wirst es bereuen!“, forderte Nemaru ihn hitzig auf. Die Antwort war bloßes Lachen. „Ich warne dich nur ein einziges Mal, du Freak! Spiel hier nicht rum, oder ich mach dich zur Schnecke!“ Senshu sprach ein wenig holprig, aber entschlossen, und ihr Blick wich dem ihres Gegenübers nicht ein einziges Mal aus. Immer noch keine Antwort, bis auf das Grinsen, und der Blick, der zwischen Mijas angestrengtem Gesicht und Senshus Augen hin- und herwanderte. Manchmal senkte er die Lieder, als starre er auf Senshus Lippen, aber der Eindruck konnte täuschen. Senshu hatte schnell genug davon, dass ihre Fragen nicht beantwortet wurden, außerdem würde Mija die Zo-kami-Kunst nicht ewig in diesem Ausmaß aufrecht erhalten können. Das ältere Mädchen stemmte die Arme noch einmal fester gegen den Baum und ließ dann mit einem zornigen „Eisho“ eine bedrohlich im Mondlicht schimmernde Schattenhand aus ihrer Brust in seine eindringen. Als die Hand durch die purpurnen Haare glitt, zischte Mija vernehmlich, verstummte aber sofort wieder. Das Wuchern der Haare wurde merklich schwächer, schien sogar ganz aufzuhören. Für wenige Sekunden verharrte Senshu mit konzentriertem Blick, dann ließ sie von dem Fremden ab, um nicht auch Mija umsonst zu quälen. Sie löste die Kunst, als sie die Seelenumkehrung nicht bewerkstelligen konnte. „Immun.“, flüsterte sie und starrte den grinsenden Fremdling frustriert an. Das war wohl nicht ganz richtig, denn das Grinsen hatte eindeutig abgenommen und war einem konzentrierteren Blick gewichen. Schweiß stand ihm auf der Stirn und als Senshu zurücktrat, sackte er erleichtert zusammen, aber irgend etwas hatte die Wirkung der Schattenhand beträchtlich geschmälert. Strähnen der Haarfessel glitten langsam zu Boden. „Was ist?“, fragte Nemaru fassungslos. Er hatte sie schon als Sieger gesehen (und sich gerade darauf eingestellt, den durch die Schattenhand gefolterten Fremden gestehen zu hören). Senshu wusste, dass sie nicht viel Zeit hatten, die Zo-kami-no-jutsu begann, sich aufzulösen, und der Blonde wusste es ebenso. „Er ist kein normaler Mensch.“ Der Mann lachte und begann, sich unter den Haaren zu bewegen: „Ja, Mäuschen, verausgabe dich nicht. Selbst wenn du deine stärkste Eisho anwendest, ich würde ihr standhalten, bis du einfach daran stirbst.“ „Egal! Es gibt andere Mittel und Wege!“, zischte Mija. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)