The New Shinobi von abgemeldet (Season One) ================================================================================ Kapitel 2: Entwurzelt --------------------- „Dienen wir nicht mehr unserem Herrn, dienen wir der Gerechtigkeit.“ - Senshu Angiri Gai und Iruka eilten den kurzen Gang entlang und stolperten in den Raum, in dem man den ohnmächtigen Neuankömmling untergebracht hatte. Es war ein schlaksiger Junge mit zerzaustem, grellrotem Haar. Zerschunden, mit schmutzigen Kleidern. Noch bevor die Krankenschwester den beiden Shinobi in den Raum folgen konnte, entdeckten sie ein Mädchen, das gerade an das Bett des Fremden trat. Ihr langes, glattes Haar, das eine eigentümlich purpur-violette Farbe hatte, stand wirr in alle Richtungen, als wäre sie die letzen paar Stunden oder gar Tage hektisch umhergeirrt. Die Augen, die sie jetzt an Gai heftete, waren von einem seltsamen Amethystton, die Pupillen waren schmale Schlitze, wie die einer Katze. Nicht weiter ungewöhnlich, man ist seltsame Augen ja gewohnt. Die Krankenschwester flüsterte vom Türrahmen herüber: „Sie ist durch das Fenster gekommen...“ Sofort fiel Gai auf, dass auch das Mädchen den Ohrstecker mit dem Schädelzeichen trug. „Habt ihr ihn hierher gebracht?“, fragte sie mit ruhiger, freundlicher Stimme. Iruka deutete auf Gai: „Er war’s. Ganz allein.“ „Ich danke Euch vielmals.“ „Kein Problem!“ Gai schmiss sich in Pose und wackelte fröhlich mit den Hüften. „Das schöne Biest von Konoha war zur rechten Zeit zur Stelle!“ „O.o...wer?“ „Maito Gai! ...das ist Iruka.“ „Ach. Ja.“ Das Mädchen lächelte liebenswürdig – so als wäre sie nicht hungrig, durstig, todmüde, womöglich verletzt und eventuell angewidert von Gais seltsamen Possen. „Mein Name ist Mija Maneko.“ Das erklärte so einiges. Maneko. Die Dämonenkatze. Sie sah sich noch einmal nach dem anderen um. „Sein Name ist Nemaru Endan.“ Bevor Iruka oder Gai weitere Fragen stellen konnten, tauchte noch eine dritte Person auf, die sie noch niemals in Kohohagakure gesehen hatten. Ein weiteres Mädchen trat kaum hörbar in den Fensterrahmen und kletterte mit einem prüfenden Blick zu dem rothaarigen Jungen in den Raum. Auch sie trug den Ohrring. „Sie erinnert mich an jemanden...“, flüsterte Iruka bestürzt. Unbarmherzig kribbelnde Gänsehaut überzog seine Arme, der Anblick des Mädchens war ihm nicht geheuer, obwohl er noch nicht sagen konnte, woran das lag. Gai wusste es sofort, doch bevor er etwas sagen konnte, wandte sie sich ihnen zu, und nun musste auch Iruka erkennen, wem sie so sehr ähnelte. Die Augen. Diese fürchterlichen Augen, die er im ersten Moment sah, waren die von Orochimaru. Aus den Augenwinkeln sah Gai, wie Iruka einen Schritt zurücktrat. Er hörte, wie er selbst vor Entsetzen die Luft durch die Zähne einsog. Dann sah das Mädchen Mija an, und ihr Blick wurde weicher, normaler. Iruka und Gai stellten fest, dass die im ersten Moment so erschütternde Gleichheit mit Orochimaru durch die dunklen Ringe um ihre Augen, das schwarze Haar und die ähnliche Gesichtsform entstanden war. Wich die starre Kälte, war dieses ernste Antlitz gar nicht mehr so sehr wie das seine. Ihre Augen waren überdies nicht von Orochimarus stechendem gelb, sondern grün. Ansonsten völlig normal, auch die Pupillen. Sie ließ den Blick zur Seite gleiten und flüsterte atemlos, als wäre sie hierher gelaufen: „Schläft schon wieder?“ Mija lachte: „Ja.“ „Auch gut.“ Das müde Flüstern wurde etwas lauter: „Es tut mir leid wegen der Umstände. Er musste wahrscheinlich Tanukineiri einsetzen.“ [tanukineiri = sich schlafend stellen] Gai stellte sich und Iruka noch einmal vor und sagte dann verwundert: „Seltsam, normalerweise erkenne ich den Unterschied zwischen Schlaf und Ohnmacht gleich...“ Mija lächelte: „Er hat eine Kunst verwendet, die er immer wieder unterschätzt, denke ich. Danach muss er sich selbst schnell in einen besonderen Tiefschlaf versetzen, ansonsten wären seine Nerven gefährdet.“ „Was für eine Kunst ist das?“, wollte Gai wissen, aber Mija zuckte nur mit den Schultern. Das andere Mädchen trat an das Bett und betrachtete Nemaru noch einmal kurz, bevor sie sich den Männern zuwandte: „Dafür ist jetzt keine Zeit.“ Iruka kratzte sich am Hinterkopf: „Erklärt doch mal, was überhaupt geschehen ist und wer ihr seid, bitte!“ Das schwarzhaarige Mädchen nickte: „Mein Name ist Senshu Angiri. Wir kommen aus Mokugan.“ [moku = Baum, gan = Kugel] Gai’s Augen weiteten sich erstaunt. Iruka hingegen runzelte die Stirn: „Du weißt, wo das ist?“ „Aber ja, es ist ein Dorf, weit von hier. Es liegt in einem Land nordöstlich des Nebelreiches, das nicht zu den Ninjamächten gehört, vielleicht kennst du es trotzdem. Es heißt Kijukai.“ „Oh! Das! Der Inselstaat in dem riesigen Wald? [ki = Teufel, jukai = Urwald] Das ist echt verdammt weit weg! Warum kennst du dieses Dorf?“ „Ganz einfach: obwohl es in ganz Kijukai kein Ninjadorf wie dieses gibt, werden dort Shinobi ausgebildet. Aber nicht in einer Schule, sondern von Meistern, die immer einen oder mehrere Lehrlinge annehmen. Einer von ihren Fürsten – ein berühmter Mann – ist hierher gekommen, um im Namen seines Landes bei der Ju-Nin-Prüfung zuzusehen und darüber zu entscheiden, welchem Land ihre offiziellen Aufträge erteilt werden. Ninja in Kijukai dürfen immer nur innerhalb eines kleinen Bereiches arbeiten. Brauchen sie zum Beispiel Begleitschutz für längere Reisen wichtiger Persönlichkeiten, müssen sie zugelassene Ninja aus einem unserer Reiche anfordern. Um nicht durch Konkurrenzkampf Unruhen hervorzurufen.“ Mija nickte: „Ja, die Politik macht alles reichlich kompliziert...“ Iruka meinte trocken: „Das beantwortet immer noch nicht, warum IHR in dieser Gegend seid? Urlaubsreise? Sightseeing in Konohagakure? Schlechter Zeitpunkt...“ Senshu schüttelte den Kopf: „Wir sind die Begleiter des Fürsten, der hierher kam. Aber er starb vor Aufregung, als hier alles drunter und drüber ging... er war alt, exzentrisch und reich. Er konnte es sich leisten, seinen eigenen Koch, seine Kräuterkundige und eine Studentin mitzunehmen.“ Sie warf Mija einen seltsam eindringlichen Blick zu, bevor sie weitersprach. „Wir flohen aus dem Dorf, als wir bemerkten, was geschehen war. Immer noch geschwächt von der mühsamen Anreise waren wir keine große Hilfe...“ Mija senkte den Blick und starrte zu Boden. Gai musterte Senshu eingehend. Iruka machte sich währenddessen seine eigenen Gedanken. Interessant, dass der alte Shinobi nur seine jungen Gehilfen und keinerlei Begleitninja eingestellt hatte. Die Mädchen mochten so um die zwanzig sein, der Koch noch jünger. Gai unterbrach sein Spekulieren: „Das war wohl nicht ganz so...“ Senshu erwiderte seinen stechenden Blick und sagte nach einer ganzen Weile seufzend: „Gut, es war klar, dass ich Meister Gai nicht belügen kann.“ Er nickte nur. „Was-?“, setzte Iruka an. Senshu lächelte jetzt: „Es gibt so viele Anzeichen, woran habt Ihr es erkannt?“ Gai strahlte von sich eingenommen: „Zunächst habe ich die Überreste eurer Ausrüstung gesehen, als ich den jungen Endan aufgesammelt habe. Es waren Energieperlen dabei, die er höchstwahrscheinlich selbst hergestellt hat. Das kann ein normaler Koch nicht. Aber das war noch nicht eindeutig. Nur... ich erkenne Shinobi, wenn ich sie sehe. An ihrer Muskulatur, an vom Gebrauch bestimmter Waffen verdickten Hautstellen an den Händen. An zahllosen Dingen. Aber – eure Stärke einschätzen kann ich nicht...“ An dieser Stelle wurde sein Blick durchdringend. Mija meldete sich zu Wort: „Wir kamen nicht in unserer Funktion als Ninja mit ihm hierher! Wirklich! Wir sind, was sie gesagt hat. Wir haben nicht damit gerechnet, dass das passieren würde. Wir wissen, dass wir keine Begleitninja sein dürfen, und das waren wir nicht. Als es hier losging und unser Herr starb, folgten wir Orochimaru und sahen den Kampf zwischen ihm und dem Hokage. Nemaru folgte einem der Oto-Spione, der das Dorf vorübergehend verlassen hatte. Aber der entdeckte unseren Freund wohl. Offenbar war er in Eile, immerhin ist Nemaru noch am Leben.“ Mija seufzte und schüttelte den Kopf. Ihre Kameradin schluckte hart bei dem Gedanken daran, was wohl geschehen wäre, hätte der Spion sich eingehender mit Nemaru beschäftigt. Gai betrachtete die drei Fremden genau und versuchte, dadurch mehr über sie herauszufinden. Es war schwierig. „Eine Frage, wenn ihr erlaubt...“ Senshu fuhr sich mit beiden Händen durch das wirre Haar und setzte sich dann mit dem Rücken zur Wand auf den Fußboden. Schwere Müdigkeit hatte sie erfasst. Eine Müdigkeit, die sie erst jetzt, da sie ihren Kameraden gefunden hatten, zulassen durfte. Dennoch wusste sie, dass sie diesen Leuten gegenüber jetzt so aufrichtig wie möglich sein musste – sie würden zukünftig von ihnen abhängig sein. „Orochimarus Großvater war mein Urgroßvater, er ist der Sohn des Cousins meines Vaters, was uns wiederum zu Cousin und Cousine mehreren Grades macht – kompliziert. Wir haben im Endeffekt nur beide die Züge eines Mannes, der längst tot ist.“ „Ach so. Nur ein Zufall, dass ihr hier aufeinandergetroffen seid?“, hakte Gai nach. „Ja... obwohl ich nicht glaube, dass er von meiner Existenz weiß. Wirklich aufeinandergetroffen sind wir ja nicht... Wie dem auch sei, der Tod unseres Gönners bedeutet, dass wir nicht zurückkehren können.“ „Warum nicht?“ Mija berührte mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand das winzige Schmuckstück an ihrem Ohr. Es hatte einen Verschluss, der bei seinem Anlegen mittels eines Werkzeuges so versiegelt worden war, dass es nicht mehr so einfach abgelegt werden konnte. „Der Mann hat uns zu seinem Gefolge gemacht, nicht nur für diese Reise. Wir haben schon länger für ihn gearbeitet. Er war wie gesagt exzentrisch, viele wollten für ihn arbeiten, aber er hatte eine seltsame Art, seine Sympathien zu verteilen...“ Senshu nickte: „Er hat uns viel gelehrt, aber uns nie in unserer Funktion als Ninja eingesetzt oder zugelassen, dass wir von anderen eingesetzt werden. Wir waren, was wir waren. Mija studiert allerhand alte Geheimkünste und die Kultur unserer Reiche, Nemaru ist Koch und Zuckerbäcker, und ich war die Floristin und Kräuterkundige unseres Fürsten. Wir waren seine einzigen Untergebenen, davon zeugt sein Familiensiegel, das wir nicht ablegen dürfen, bis sein Tod gerächt ist.“ Sie blickte Gai eindringlich an: „Wir wissen nicht, wie stark wir sind. Und was wir gelernt haben, haben wir gelernt, um ihn zu rächen. Ohne Gelegenheit, uns zu messen. Er war stets davon überzeugt, dass sein Tod nur der Begleitumstand eines noch weit größeren Übels sein würde.“ Mija nickte nachdenklich: „Damit hatten wir nicht gerechnet. Aber wir haben es geschworen.“ Iruka versuchte, alles noch einmal durchzudenken. Dann sagte er: „Was habt ihr also vor? Gegen Orochimaru könnt ihr wahrscheinlich nicht...“ „Ob wir können oder nicht, ist nicht entscheidend.“, beharrte Mija mit sturem Unterton. „Unsere erste Pflicht besteht darin, herauszufinden, was geschehen ist. Wir entsenden regelmäßig Boten nach Kijukai, aber die Leute dort wissen, dass sie mit unserer Rückkehr nicht zu rechnen haben. Vorläufig bleiben wir hier und werden beim Wiederaufbau der zerstörten Gebäude helfen, während wir Informationen sammeln. Die Hilfe bei der Beseitigung der Schäden, die bei seinem Tod entstanden sind, gehört ebenso zu der Aufgabe, die sich uns durch unseren Schwur stellt. Wir werden herausfinden, was hier gespielt wird, und werden versuchen, es zu unterbinden. Und wenn der Drahtzieher Orochimaru ist, dann ist er am Ende unser Gegner. Aber erst dann, wenn alles geklärt ist und hier getan ist, was getan werden muss, um die Lage zu stabilisieren.“ Gai verschränkte die Arme und nickte anerkennend, auch wenn es offensichtlich war, dass er die drei nicht als ernsthafte Gegner Orochimarus ansehen konnte. Wahrscheinlich würden sie ohnehin während ihrer Ermittlungen ins Stocken geraten und ihre Rache aufgeben müssen. Um genau zu sein machten sie keinen sonderlich wehrhaften Eindruck... nein, eigentlich wirkten sie wie drei absolut hirnrissige Spacken, die der Wahnsinn ihres Arbeitgebers angesteckt hatte. Herrlich, noch ein paar Idioten. Aber dankenswerterweise waren ihm Idioten grundsätzlich sympathisch. „Er mag exzentrisch gewesen sein, aber euer Herr hat sich zumindest sinnvolle Gedanken darüber gemacht, was aus seinen Untergebenen wird. Ihr habt jetzt eine Aufgabe...“ Mija schüttelte den Kopf, obwohl sie selbst stets von dem Gedanken begeistert gewesen war, den ihr Herr ihnen vermitteln wollte – sobald sie ihm nicht mehr dienten, sollten sie der Gerechtigkeit dienen und das Böse, das ihn vernichtet hatte, beseitigen. „Er hat nicht bedacht, dass das unser Tod sein wird. Ich glaube nicht, dass das, was er uns beigebracht hat, gegen ein solches Monster ausreicht .“ Ihre Worte fielen ohne Bitterkeit, Wut oder Angst in den Raum. Senshu erhob sich von ihrem Platz und legte Mija kurz die Hand auf die Schulter. Letztere fuhr lächelnd fort: „Noch ist es aber nicht so weit. Alles fängt hier an, und es ist viel zu tun. Wir werden helfen, wo wir können, um dieses Dorf wieder aufzubauen und zu schützen.“ Senshu fuhr fort: „Wir gehören jetzt Konohagakure, und dienen nicht nur unserem Fürsten, sondern allen Gefallenen als Rächer, um die Ursache dieser Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen. Wir wissen, wie aussichtslos das vielleicht ist. Aber bestimmt sind eure Leute ebenso hinter ihm her – und wir wollen helfen, nicht im Weg sein. Aber das beginnt mit einer Bitte. Dürfen wir auf euer Vertrauen hoffen und erwarten, dass ihr euer Wissen mit uns teilt? Und habt ihr vielleicht eine Unterkunft für uns? Bevor wir irgend jemandem helfen, müssen wir selbst erst zu Kräften kommen.“ Gai und Iruka sahen einander kurz an und nickten dann. Beide hatten eine gewisse Schwäche für pathetische Loser. Hosted by Animexx e.V. 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