Trinity Blood von Owl_of_the_Arcane (The four winged angel) ================================================================================ Kapitel 3: Das Treffen ---------------------- Das Treffen Ein frischer Ostwind wehte einige lose Buchenblätter durch die Luft und vor die Füße der drei Gestalten, die auf dem leeren Bahnhofssteig standen. Die beiden Männer in schwarzer Gewandung schauten mit großen Augen zu einer jungen Frau in ihrer Mitte hinab, die deren verwunderte Blicke mit einem verzeihenden Lächeln quittierte. „Aber, aber…“, stammelte der silbernhaarige Geistliche und rückte seine Brille zurecht, die auf seiner Nase herabgerutscht war. Sein Gesichtsausdruck reizte die junge Dame sehr zum Lachen, jedoch verkniff sie es sich mühsam. Sie wollte sich über ihren ahnungslosen Kollegen nicht lustig machen, da ihm die Situation sicherlich peinlich sein mochte. Das war aber auch nicht verwunderlich, wenn man ihre vorhergegangenen Worte bedachte. „Ich werde es euch gerne unterwegs erklären“, sagte sie versöhnlich und wandte sich dem Ausgang des Bahnhofs zu. Die beiden Patres schauten ihr immer noch ziemlich geschockt hinterher, fingen sich dann aber und eilten ihr nach, während sie selbst versuchten Sinn in die Aussage des „Adepten“ zu bringen. //Ob sie wohl eine Transe ist?// schoss es Leon durch den Kopf und er kratzte sich nachdenklich über seinen Dreitagebart. Überhaupt war seine „geistliche“ Erscheinung etwas nachlässig, denn neben dem Dreitagebart hatte er das schwarze Hemd soweit aufgeknöpft, dass ein Großteil seiner beharrten Brust zu sehen war. Ob dies seine Art war sich Frauen vom Leib zu halten? Fraglich, doch Samantha fand diesen „Gorillabewuchs“ mehr als nur abtörnend, jedoch äußerte sie sich nicht dazu. Ihr stand es nicht zu, über andere zu urteilen. „Nun, um das kleine Missverständnis zu klären, muss ich gestehen, dass ich den Titel Adept nur ehrenhalber trage. Kardinalin Catharina Sforza hatte ihn mir für eine besondere Leistung mit Zuwilligung des Papstes verliehen. Normalerweise tragen nur Männer solch einen Titel, so liegt es ja auch nahe, dass ihr einen männlichen Kollegen erwartet habt. Dass Catharina euch nichts darüber gesagt hat, mag daran liegen, dass sie sich köstlich über diesen kleinen „Scherz“ amüsieren wollte“, erklärte die junge Frau schließlich als sie sich auf die Piazza de Basilica hinzubewegten, die um diese Tageszeit von Menschen erfüllt war. Diese besuchten den nahen Basar am Rande der Piazza, um ihre Tageseinkäufe zu erledigen. „Das sieht ihr ähnlich…“, grummelte ihr haariger Begleiter und schien seine Vorgesetzte in Gedanken zu verwünschen. „Nun, da dies geklärt wäre, würde ich doch gerne wissen, mit wem ich es hier zu tun habe“, fuhr sie im Plauderton fort. „Ah, verzeiht uns bitte unsere schlechten Manieren, Mademoiselle. Mein Name ist Abel Nightroad und stehe im Dienste der Baronin von Mailand, Kardinalin Catharina Sforza…“, stellte sich der sanftmütig dreinschauende Pater vor und vollführte dann eine vage Geste zu seinem Begleiter. „…und dies ist Leon Garcia d´Asturias, mein Kollege.“ „Wenn es nach der Kardinalin geht, werden wir noch eine lange Zeit zusammenarbeiten…“, erklärte der schwarzhaarige Pater und musterte die junge Frau noch einmal abschätzend. „Obwohl ich gestehen muss, dass ein Fliegengewicht wie ihr wohl kaum eine nennenswerte Chance gegen einen Methusela hätte.“ Für diese Bemerkung erntete er ein glucksendes Kichern seitens des „Adepten“ und einen mahnenden Blick von Abel. „Bitte seht ihm diese Unverschämtheit nach. Meistens weiß er sich zu benehmen, dennoch lassen manchmal seine Manieren zu wünschen übrig“, entschuldigte sich Abel verlegen lächelnd, doch Samantha winkte nur ab. Sie mochte Menschen, die aussprachen, was sie dachten. Sie war sowieso jemand, der die Wahrheit bevorzugte, auch wenn sie schmerzhaft sein mochte. Dafür wusste sie dann immer woran sie bei einer Sache war. „Nun da wären wir. Dies ist der Hauptsitz von AX, der vatikanischen Abteilung für auswärtige, kirchliche Angelegenheiten. Euer neuer Arbeitsplatz…“, erklärte Abel und deutete mit einer einladenden Geste auf einen in etwa quadratischen Bau. Über seiner Mitte spannte sich ein riesiger, unterbrochener Stahlbogen, der als Träger für das riesige Kreuz fungierte. Dieses wurde zusätzlich noch mit Stahlseilen gesichert. //Nun verfehlen werde ich dieses Gebäude wohl nie. Man kann es von überall sehen…//dachte Samantha bei sich und war erstaunt von der architektonischen Leistung, die beim Bau der Tragekonstruktion des Kreuzes vollbracht worden war. Schließlich überquerten sie die kurze Brücke, die den Wassergraben überspannte und eine Verbindung zwischen dem Hauptsitz und der Piazza de Basilica herstellte. Am anderen Ende der Brücke standen zwei vatikanische Wachen bereit, ihr langen Hellebarden kreuzend und verlangten, dass sich die drei auswiesen. Leon zückte seinen Ausweis, sodass eine der Wachen diese begutachten konnte und winkte ihn durch. „Ich brauche mich nicht auszuweisen, schließlich arbeite ich hier und gehe Tag ein Tag über diese Brücke. Ihr werdet euch doch wohl an mich noch erinnern“, meinte er mit einem gutmütigen Lächeln. Eine Wache trat misstrauisch näher heran und unterstrich die Forderung den Ausweis zu sehen mit einem Wink der schweren Hellebarde. „Ist schon gut, ist schon gut. Einen Moment bitte“, sagte er mit abwehrender Geste und wühlte in den Taschen seiner Gewandung, allerdings ohne Erfolg. „Sag bloß du hast schon wieder deinen Ausweis vergessen, Abel? Man, das ist ja mal wieder typisch…“, murrte Leon, der bemerkt hatte, das die anderen nicht folgten. Mit einem kurzen Wink gab er den Wachen zu verstehen, dass die beiden zu ihm gehörten. Nun endlich gaben die Wachen nach und ein genickter Pater, sowie ein leicht amüsierter „Adept“ folgten dem genervten Kollegen. „Mit dir hat man auch nichts als Scherereien...“, murrte Leon, als die beiden zu ihm aufgeschlossen hatten. „Seid nicht so streng mit ihm, Pater. Ich denke er hatte einfach nur Pech…“, sagte Samantha versöhnlich und ergriff damit für den Gescholtenen Partei. Sie bekam nur ein unwilliges Schnauben von ihm zu hören, das einem Gorilla alle Ehre gemacht hätte. „Danke, aber manchmal bin ich wirklich etwas schusselig, was solche Dinge angeht. Ich verspreche ich werde mich bessern…“, gelobte Abel und folgte seinem Kollegen in die Eingangshalle. Von dort aus nahmen sie eine der großen Marmortreppen hinauf in die erste Etage. Von der viereckigen Galerie zweigten in drei Richtungen gleich aussehende Gänge ab. „Versuch dir den Weg zu merken. Hier sieht alles so ähnlich aus, dass man sich schnell verlaufen kann“, flüsterte ihr der silberhaarige Pater zu und schob erneut scheine Brille zurecht, die wieder hinabgerutscht war. Samantha versuchte sich den Rat zu Herzen zu nehmen, hatte aber nach kurzen hoffnungslos die Orientierung verloren. „Ähm, wo gehen wir eigentlich hin?“ erkundigte sie sich. Es war schon lange her, dass sie das letzte Mal im Hauptsitz der AX gewesen war. Vieles hatte sich verändert und so war ihr auch nicht klar, dass sie auf das Büro der Kardinalin zuhielten. „Die Kardinalin wollte euch unverzüglich sehen, sobald ihr angekommen wart“, erklärte Leon und wieder etwas freundlicher. Anscheinend hatte er seine Bärbeißerlaune wieder abgelegt. //Ein wirklich launischer Kerl, aber er scheint doch ganz nett zu sein…//überlegte die junge Frau und hielt mit den anderen vor der besagten Bürotür an. //Nach so langer Zeit sehen wir uns also wieder Catharina. Was ist es, dass du mich aus meinem Exil holen musstest? Ob du wohl immer noch wütend auf mich bist?// dachte sie und lächelte leicht wehmütig bei der vergangenen Erinnerung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)