Trinity Blood von Owl_of_the_Arcane (The four winged angel) ================================================================================ Kapitel 1: Das Gebet -------------------- Das Gebet Es war bereits dunkel, als die einsame Gestalt durch das riesige Südportal der gotischen Kathedrale trat. Im Vergleich zu den inneren Ausmaßen des heiligen Gebäudes mutete der späte Besucher winzig an, gar unwichtig und unbedeutend. Mit gemäßigten Schritten trat die Gestalt gänzlich durch die Pforte und schloss hinter sich die schwere Holztür, um den kalten Wind auszusperren, der draußen piff und tobte. Das Innere der Kathedrale wurde nur von einem schwachen Lichtschein einiger Kerzen erhellt, die zum Teil schon niedergebrannt waren. Außer dem einsamen Besucher hielt sich zu dieser Zeit niemand in dem sakralen Gebäude auf. Das erleichterte ihn ungemein, vermochte er so doch ungestört zu beten. Ja, er war an diesen Ort gekommen um zu beten. Er, der doch eigentlich seinen Glauben in die himmlischen Mächte verloren hatte. Welch Ironie des Schicksals, dass er hierher kam, um zu beten. Andererseits tat er dies ja nicht für sich, sondern mit dem Anliegen für eine andere Person. Leise raschelte der Stoff seiner schwarzen Gewandung, von der sich die weißen Randstreifen stark abhoben. Es war die Kleidung eines Geistlichen, wie auch das offen getragene Goldkreuz bewies. Seine ledernen, schwarzen Stiefel machten kaum Geräusche auf den Steinplatten, doch er nahm in dieser Stille jedes kleine Geräusch sehr gut wahr. Das leichte Knarren des Leders erschien ihm an diesem Ort störend, gar unpassend. Langsam beugte er an der ersten hölzernen Kirchenbank seine Knie und senkte den Kopf, allerdings war dies mehr eine Formalität, denn eine wirkliche Respektbezeugung vor dem Bildnis des Herrn. Auf den Kreuzschlag verzichtete er, da er dieses Indiz des Glaubens für sich nicht in Anspruch zu nehmen wagte. Der Geistliche kniete sich in der Bank nieder, faltete die Hände und schloss die Augen. Wenn er die Welt um sich herum nicht sah, konnte er sie auch besser vergessen und sich auf das wesentliche, seine Bitte, konzentrieren. //Herr, ich trete vor dich mit schwerem Herzen. Ich, der ich mich von dir abgekehrt habe, richte eine besondere Bitte an dich. Nicht um meinetwillen, sondern um der Person willen, die mir viel bedeutet, bitte ich dich nun. Herr, schenke ihr Kraft in dieser dunklen Stunde, dass sie ihr Amt mit Würde trage und weise ihre Entscheidungen fälle. Halte schützend deine Hände über sie, dass ihr nichts geschehe. Darum bitte ich dich, Herr….// Als er sein Gebet beendet hatte, erhob er sich wieder und wandte sich um, um die Kathedrale zu verlassen und noch etwas Ruhe zu finden. Seine Bitte sollte sich bald erfüllen, jedoch anders, als er es vielleicht erwartet hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)