Alte Bekannte von abgemeldet (Wenn Verbanntes wiederkehrt) ================================================================================ Kapitel 6: Clockworks Werkstätte -------------------------------- Kapitel 6: Clockworks Werkstätte Die Geisterwelt strahlte in ihrem depressiven Grün. Die Wirbel die sie in sich selbst warf bargen alle möglichen Gefahren, sie rissen ihre eigene Dimension auseinander und zerrten sie wieder zusammen. Was Sam wohl gerade tat? Sie würde sich hier wohl fühlen. Auch ihm gefiel die Geisterwelt, obwohl sie das vorher nie getan hatte. Seltsamerweise wusste er auch relativ genau, wo er hin musste. Ihn verwirrten auch seine eigenen Gedanken. Er hatte Sam zwar schon immer begehrt, doch in der Form wie es ihm sein Unterbewusstsein glaubhaft machen wollte, war es doch abartig. Er entwickelte eine leichte Abscheu gegenüber sich selbst, was seinen Hass gegen ein ihm unbekanntes Ziel zu richten nur schürte. Momentan war ihm jeder Geist recht um seine aufgestaute Wut abzulassen, wobei er selbst nicht einmal genau wusste, warum er blind zerstören wollte. Und dieses Lachen- diabolisch, unmenschlich, besessen… Vladimir flog mit einigen Metern Abstand hinter ihm her. Er hatte den Teil der Geisterwelt in den er ihn führte noch nie zuvor gesehen, und er wusste nicht ob es gut war, ihn gegenüber Vlad preiszugeben. Jedoch war es gut ihn dabei zu haben. Sollte das Ganze hier nur eine Falle von Clockwork sein um ihn auszuschalten würde er sich gewaltig ins eigene Fleisch schneiden, jawohl! Wahrscheinlich hatte er Dan raus gelassen um Danny anzulocken. Clockwork war stark, er würde es bestimmt mit Leichtigkeit schaffen für ihn die Zeit so langsam ablaufen zu lassen dass Dan ihm keinen Schaden zufügen konnte! Dieser Bastard! ‚Wenn du wüsstest was für einen süßen Arsch du hast, Kleiner…’ dachte Vlad grinsend. Seine Gedanken waren eine Ansammlung aus Spekulationen und Theorien, die immer wieder abgelenkt wurden… Er wusste nicht so recht ob er dem Jungen glauben sollte, denn die Haut konnte man sich abziehen. ‚…die wächst ja nach…’ Vlad sprach aus eigener Erfahrung. Sie war ja anfangs eine zarte Mauerblume, doch bei ihrem letzten Mal hatte sie mit der Peitsche etwas zu fest zugeschlagen. Er strich sich mit der Zunge über die Spitzen seiner Eckzähne. Seine Neue war gestern etwas zu stürmisch gewesen, fand er. Mit beiden auf einmal würde er es wahrscheinlich nicht heile überstehen… Vor ihnen erhob sich eine grünlich schimmernde Festung. Die Zahnräder die sie schwebend umgaben standen still. Danny stoppte abrupt. Doch Vladimir, der wegen etwas ausschweifender Gedanken nicht hinsah, stieß unsanft mit Danny zusammen. „Entschuldige, war keine Absicht, Daniel.“ „Von wegen-“ Vlad riss sich zusammen und zog seine Hände zurück. Danny starrte ihn misstrauisch an und kniff ein Auge zusammen. ‚Wenn er Maddie doch nicht so ähneln würde…’ „Siehst du das Gebäude da vorne? Das ist der ‚Zeitlose Raum’. Man nennt ihn so, weil der Zeitgeist Clockwork dort sein Dasein fristet. Wenn es hart auf hart kommt musst du mir helfen zu kämpfen, verstanden?“ „Natürlich. Wenn es hart auf hart kommt…“ Danny schauderte. Insgeheim war er froh, dass Jack sein Vater war und nicht das da… Die Zahnräder standen still? Als Danny das letzte Mal hier war, sie doch gelaufen, oder? Im Grunde war das ein Widerspruch in sich, denn wenn sie sich drehten würde das bedeuten, dass Zeit verginge, doch warum hieß er dann ‚zeitloser’ Raum? Irritiert schüttelte den Kopf. „Was ist los?“ „Nichts, Vlad. Nichts.“ Er deutete auf den gewaltigen balkonartigen Vorsprung. Die schweren Vorhänge die Danny dort in Erinnerung hatte waren weg, der glatte Steinboden war stellenweise geschwärzt. Plötzlich hatte er es sehr eilig in die Werkstätte zu fliegen. Vladimir folgte ihm wieder mit einigem Abstand, aber diesmal hatte er einen anderen Grund. ‚Daniel hat die Geister alle als sehr mächtig beschrieben, da soll er ruhig voraus fliegen.’ Doch als er selbst den ersten Blick in die Werkstatt erhaschte stand ihm vor Verblüffung der Mund offen. Eine so hochtechnische Anlage hätte er nie in der Geisterwelt vermutet. Dieser Clockwork musste wahrhaft mächtig sein, wenn das alles selbstgebaut war. Das Problem war nur, dass der Besagte nicht da war. Danny hatte bereits nach ihm gerufen, doch er bekam keine Antwort. Vlad betrachtete die kleinen kunstvoll gearbeiteten Medaillons, die vor ihm verstreut am Boden lagen. Die meisten hatten haarfeine Risse im Glas, zwei von ihnen waren zertreten worden. Er trat einige Schritte zurück um nach oben sehen zu können. Eine gewaltige kristallene Kugel musste es wohl einst gewesen sein. Die großen Splitter und bogenartigen Bruchstücke lagen hinter dem Podium verstreut, als habe jemand mit voller Wucht in die Kugel hineingeschlagen. Danny flog hinter ihm etwas hysterisch herum und wühlte überall herum, suchte zwischen den Zahnrädern. In gewisser Weise tat ihm Danny Leid, er hatte sich hier Antworten erhofft. Er warf seinen Blick herum und entdeckte nur weitere der zerstörten Kugeln, und diesmal auch ein in der Mitte gesprengtes Zahnrad. Der Boden um das Ding war von Feuer geschwärzt, kleine Metallfetzen lagen großflächig verteilt herum. Vlad bückte sich, um eines der Reste aufzuheben. Mit seinem Umhang wischte er den Ruß von dem Plättchen. „Daniel, das solltest du dir ansehen.“ „Du hast ihn schon einmal besiegt, und das schaffst du wieder.“ Der Versuch ihn zu ermutigen schlug fehl. Er fuchtelte wie ein Kind mit seiner Schmusedecke mit dem Stück violettem Stoff herum, dem er den besagten Geist Clockwork zuschrieb. Und so wie es hier aussah, hatte Clockwork den Kampf bestimmt nicht gewonnen… Danny kauerte neben einem der Kasten, den Fetzen von Clockworks Umhang umklammert. Er war nicht sicher, ob er Dan noch einmal schlagen können würde. Nein, das war er ganz und gar nicht. Denn jetzt hatte er keine Wahl, keines der Medaillons funktionierte mehr, und wenn jetzt etwas Schlimmes geschah, dann würde es für immer in der Zeitlinie so bleiben. Vladimir zeigte immer noch reges Interesse an der Bauart der Medaillons und der Konstruktion derer Innereien, obwohl er nicht versuchen brauchte sie nachzubauen, ohne Clockwork selbst waren die Dinger nutzlos. Als Danny aufstand stieß er an den blauen Metallkasten neben dem er gesessen hatte. Die Tür schwang auf. Ein plumpes Geräusch ließ Danny und Vlad erschrocken herumfahren. Eingehüllt von grünlichem Licht traf Clockworks unsterblicher Körper auf dem Stein der Werkstätte auf. Er zeigte keine Regung, nicht einmal Zucken seiner Finger. Danny riss die Augen auf und eilte zu ihm. Vlad half ihm den Geist auf den Rücken zu drehen. Offenbar war mit einem seiner eigenen Medaillons die Zeit für ihn selbst angehalten worden. Einige hässliche Wunden entdeckte Danny auf dessen Brust. Zwei Bissspuren auf seinem Hals, eine verkohlte Stelle in seinem Gesicht, eine zerfetzte Bauchdecke, wie von einem wütenden wilden Tier. Vlad schluckte. „Und die Zeit geht für ihn weiter wenn du ihm das Medaillon abnimmst?“ Danny nickte und sog zischend Luft zwischen seinen Zähnen ein. „Können Geister eigentlich sterben?“ Vlad wich Dannys hilflosen Blick aus. Was sollte er denn sagen, er wusste es ja selbst nicht. Nie zuvor war ihm das in den Sinn gekommen, und jetzt lag die Antwort einer nie gestellten Frage buchstäblich vor ihnen. „Entweder erfährst du all deine Antworten und dein Feind unterliegt der Macht der Zeit, oder du erfährst nichts und dein Zeitgeist stirbt.“ Vlad ergriff das Medaillon. Danny packte seine Hand am Gelenk. „Du kannst nichts Unausweichliches verhindern, Daniel. Das Schicksal weiß was es tut!“ „Das tut es eben nicht!“ „Das Leben hat zwei Kehrseiten! Entweder akzeptierst du dein Schicksal oder versuchst es zu ändern und stirbst dabei! Du hast schon einmal versucht es zu ändern und hier hast du das Ergebnis!“ Mit offenem Mund starrte er Vladimir an. Und er konnte ihm nicht widersprechen, denn er hatte Recht. Einmal wollte er verhindern, dass Vladimir zum Habgiergeist wird. Hätte Clockwork nicht wieder eingegriffen, hätte er sich selbst ausgelöscht. Und Dan … Er war ein Produkt von unehrenhaften Verhalten das seine Zukunft verändert hatte. Und das Schicksal hatte ihm Vlad zugedacht um diese Bürde zu tragen. Und Sam. Und Tucker. Doch warum es ihm seinen Vater genommen hatte, wusste er nicht. Nach einigen Momenten nickte er Vlad zu, und ergriff das Medaillon. Liebe oder Hass, Licht oder Schatten, Leben oder Sterben... Hosted by Animexx e.V. 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