Blutsgeschwister von Wachtel ================================================================================ Kapitel 116: Die bessere Wirklichkeit ------------------------------------- Ende August, 1978 Hannah fror bitterlich. Die ganze Nacht hatte sie nicht wirklich gut geschlafen. Der Boden war zu hart, die Umhänge zu kalt und das Licht, das aus allen Nischen und Fenstern hereinkam, hatte sie bereits am frühen Morgen geweckt. Dung schlief problemlos an ihrer Schulter und Hannah zuckte bei jedem Geräusch und dem Quietschen der Äste von draußen zusammen. Das Feuer erstickte in seiner letzten Glut und Hannah preßte die Lippen fest aufeinander, um nicht mit den Zähnen zu klappern. Ihre Lippen waren blau vor Kälte. Draußen zwitscherten die Vögel unnachgiebig und jeder Versuch wieder einzuschlafen wäre daneben gegangen. „Dung.“, versuchte sie es leise. „Ey, wach auf!“, sie zog an seinem Umhang. „RAZZIA! Flechter du bist verhaftet.“ „Was...ich hab nichts damit zu tun. Womit auch immer!“ Dung sprang auf. Hannah brach beim Anblick seines verschreckten Gesichtes in lautes Kichern aus. „Du schaust so dämlich.“ „Mensch, Mädel! Woha...“, er faste sich an die Brust „mach das nie wieder! Mein Herz...bei Merlin darauf brauch ich einen Schnaps.“ Hannah zog seinen Flachmann aus dem Umhang und schüttelte störrisch den Kopf. „Vergiß es! Nicht am frühen Morgen.“ „Man bin ich froh, wenn du wieder in der Schule bist, Mädel.“ „Mundungus!“ „War nur´n Scherz.“, gähnte er herzhaft und griff nach seinem Umhang. „Die Flasche...“ „kriegst du, wenn ich mein Schulzeug hab. Setzt du mich vor...ähm Sirius Wohnung ab?“ Dung zögerte. „Soll ich nicht lieber mitkommen?“ „Nein, nein...das schaffe ich alleine. Außerdem mußt du nach Camden in deine Bude.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob das so gut ist.“ „Dung“, Hannah klang ernst. „Mein Koffer ist in deiner Wohnung. Soll ich den auch noch alleine holen? Ich dachte, ich muss zurück nach Hogwarts.“ „Bei Merlin, das sollst du auch. Aber wenn die Willy geschnappt haben...“ „Dann gehe ich halt, Moody läßt mich bestimmt laufen, außerdem können die mir nichts nachweisen. Willy weiß ja nichts über mich.“ „Nein, ich geh nach Camden, du nach Kensington zu...Black, okay?“ „Okay.“, sie griff nach seinem Arm. Mit einem lauten Knall verschwanden sie. Dichter Nebel herrschte in London und Hannah blickte sich zögernd in der vertrauten Umgebung um. „Bist du sicher?“, fragte Dung hinter ihr und zog sich den Schlapphut tief in die Augen. Hannah streifte den Umhang ab und klemmte ihn unter den Arm. Egal was Sirius und die Anderen über Muggel sagten, so dumm, dass ihnen eine vermummte Gestalt auf der Straße nicht auffiel, waren sie nicht. „Ja, bring was Warmes für die Mühle mit und...“, sie gähnte langgezogen, um sich nicht einzugestehen, wie angespannt sie war „einen Kaffee, ja?“ Dung stöhnte genervt. „Sonst noch Wünsche? Einen Pelzmantel vielleicht? Oder ein Vier - Gänge - Menü?“ Hannah grinste breit. „Gegen was zu essen hätte ich nichts einzuwenden und jetzt hau endlich ab.“ Hannah griff nach seinem Arm und stieß ihn ins Dickicht. „Vorsichtig, Liebes. Ich gehe ja schon...“ Ein lauter Knall ertönte und Dung verschwand augenblicklich ins Nichts. Hannah sah sich unruhig um, ob jemand etwas bemerkt hatte. Ein Dackel bellte laut in einem der Vorgärten, die Muggel mußten ihn rausgelassen haben, um weiterschlafen zu können. Zögernd schob sie ihren Ärmel hoch und warf einen prüfenden Blick auf die Uhr. Es war fast sieben Uhr, doch sie hatte den Überblick über die Wochentage verloren. Wenn es Samstag war, würden die Muggel bis in den späten Mittag hinein schlafen und Sirius hätte vermutlich frei. Zaudernd trat sie hinter dem Strauch hervor und schlenderte auf das Reihenhaus zu. Wenn sie darüber nachdachte, hoffte sie,mit ihm konfrontiert zu werden, selbst wenn es irrsinnig war. In der Ferne sprang ein Motor an und ein Autor tuckerte davon. Wahrscheinlich war es doch ein Wochentag und Sirius war schon längst ins Ministerium appariert. Eine laute Krähe spähte aus einem der Bäume hervor. Ihr Schrei halte laut in der Straße. wieder. Hannah blieb stehen und blickte sich unablässig um. Hier war es so friedlich die Muggel würden nie auf den Gedanken kommen, dass etwas in der Welt nicht stimmte. Entschieden holte sie Luft und steuerte auf die Tür zu. Der Schlüssel passte noch. Immerhin hatte er nicht daran gedacht, das Schloss auszuwechseln. Vielleicht vertraute er ihr einfach noch irgendwo, dass sie nicht ohne Ankündigung hier auftauchen würde. Hannah versuchte mit aller Mühe die Schulgefühle herunter zu schlucken, doch es gelang ihr nicht. Sie drehte den Schlüssel im Schloss um. Er klemmte noch. Genau wie früher. Es klickte und die Tür sprang auf. Das Licht war aus und Hannah beließ es dabei. Sie wollte so wenig wie möglich auf sich aufmerksam machen. Sie hatte keine Lust, den Vermietern zu begegnen. Sie wollte einfach so schnell wie möglich wieder weg. Zu Dung. Etwas schnürte ihr den Brustkorb zu und sie war sicher, es würde abfallen, wenn sie ihre restlichen Sachen hatte und kein Risiko bestand Sirius alleine zu begegnen. Rasch stieg sie die Treppe hinauf und betrat die Wohnung. Es war völlig ruhig. Keine weinende Ebony. Kein Sirius. Sie trat ins Schlafzimmer und öffnete den Schrank. Ihre Klamotten waren in einen Karton gestopft und auf den Schrankboden gestellt. Hannah atmete auf. Umso besser. Je schneller sie hier weg war, umso besser. Sie packte den Karton unter den Arm und blickte sich traurig um. Alles hier roch nach Sirius. Alles hier erinnerte an ihn. Ihr Blick streifte die Fotos an den Wänden und sie schluckte krampfhaft. Sie wollte nicht weinen. Sie durfte nicht weinen. Nicht jetzt. Nicht hier. Schließlich hatte sie ihr altes Leben selbst weggeworfen. Ihr Freunde. Ihr Blick fiel auf ein Bild, das Remus, James und Peter in der Winkelgasse zeigte. Und ihren Bruder auch. Remus-Foto-Ich blickte sie vorwurfsvoll an, als wolle es sagen: „Was machst du bloß für einen Unsinn, kleine Schwester.“ Hannah riss den Kopf zur Seite. Sie wollte nicht darüber nachdenken müssen. Wenn sie ihren Fehler verdrängte, musste sie nicht darüber nachdenken, wie sie sehr sie ihre Freunde vermisste. Sie holte tief Luft und schleppte den Karton zurück ins Wohnzimmer. Die Bücher und ihre Privatensachen waren in Camden. Nichts hielt sie mehr hier. Ein lautes Miauen erklang und Hannah entdeckte ihre Katze. Tipsy lag auf dem Holzboden unter einer der Topfpflanzen und blickte sie ebenso vorwurfsvoll an wie Remus´s Fotografie. „Tips.“, murmelte Hannah und die Katze erhob sich elegant und schlenderte auf sie zu. Miauend schlängelte sie sich durch Hannahs Beine. Hannah biss sich auf die Unterlippe und ging in die Knie um die Katze zu streicheln. Die drückte sanft ihren Kopf gegen Hannahs Hand und ließ sich kraulen. „Sie war ein Geschenk.“, Hannah riss den Kopf hoch. Sirius. Er blickte mürrisch auf sie herab. „Ich weiß.“, antwortete Hannah. „Für eine Freundin.“, erklärte Sirius mit rauher Stimme. „Nicht für eine Kriminelle.“ Hannahs Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Sie ließ Tipsy los und richtete sich auf. „Ich wollte nur...“, sie deutete auf den Karton unter ihrem Arm und blickte ihn an. Kühl erwiderte er den Blick. „Es...“, stotterte Hannah. Konnte sie sich wirklich entschuldigen? Sie verbiss sich in ihrer Unterlippe. „Ist okay.“, behauptete Sirius distanziert und blickte den Karton an. „Wenn du fertig bist...du weißt ja wo die Tür ist.“ Hannah merkte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Verletzt wandte sie den Blick ab. Er sollte nicht sehen, dass er ihr noch etwas bedeutete. Schließlich war sie ihm wohl gleichgültig. Wacker nickte sie und umklammerte den Karton fester. Er sollte nicht sehen, dass sie zitterte. „Machs gut.“, krächzte sie und verließ die Wohnung. „Du hast aber lange gebraucht.“, empfing Dung sie an der Ecke. Eine Zigarette zwischen den Zähnen und ihren Koffer und drei große Plastiktüten zu seinen Füßen. „Bei Merlin, Mädel! Du weinst doch nich etwa.“ Hannah schüttelte den Kopf und rieb sich über die Augen. „Nein, ich...“, sie brauchte Nichts sagen. Dung schnippte die Zigarette weg und zog sie zu sich. Beschützend legte er einen Arm um sie. „Der ist keine Träne von dir wert, Liebes.“, murmelte er in ihr Haar. „Du hast gesagt ich soll mit ihm reden.“, flüsterte sie stockend in seinen Umhang. „Ich wollt´s ja versuchen, aber...“, sie brach ab und schluchzte leise gegen seine Brust. „Tut mir leid, Kleine. Warn idiotischer Rat.“ Dung strich beklemmt über ihren Rücken. „Nicht weinen, Mädel. Dazu bist du zu schade.“ „Ich weine nicht.“ „Natürlich nich.“ Er tätschelte ihre Schulter. „Soll ich Mal mit Black reden? Von Zauberstab zu Zauberstab?“ „Nein!“ „Nen Versuch wär´s wert. Danach würde er sicher nimmer die Klappe aufreißen.“ „Nein“, Hannah löste sich aus seiner Umarmung und warf die Locken vor die geröteten Augen „es ist meine Schuld, Dung. Ganz allein meine Schuld.“ „Unsinn. Dieser Bursche spielt sich auf wie ein pubatäres Riesen Arsch. Das is das Problem.“ „Das ist echt lieb, Dung. Aber...“, sie schüttelte den Kopf „es ist Blödsinn. Ich hab den Fehler gemacht und Sirius ist älter als ich...“ „Das eine Jahr.“ „Zählt wohl mehr, als ich dachte. Ich meine, dir bin ich ja auch zu jung.“ Er stöhnte auf. „Mädel! Das hat absolut nix mit dir zu tun. Dumbledore...“ „Immer Dumbledore.“ „Hannah.“ „Lass uns zurück zur Mühle gehen...bitte, Dung.“ „Mädel, wir müssen da drüber reden? Das weiß du.“ Hannah antwortete nicht und griff nach ihrem Hogwartskoffer. Ihr Blick fiel auf die Plastiktüten. „Hast du alles?“ Dung seufzte und griff nach ihrem Arm, um in die Mühle zurück zu apparieren. Schweigend ließ er das Mädchen los, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Er setzte die Tüten ab und zog seinen Zauberstab. „Was wird das?“, fragte Hannah skeptisch und stellte Karton und Koffer an der Feuerstelle ab. „Schrumpfzauber.“, erklärte er und deutete auf eine der Tüten. „Hab die Matratzen mitgenommen. Hatte übrigens Recht...irgendwer hat die Wohnung durchsucht, aber es lag kein Razziazauber auf der Tür.“ Hannah nickte nachdenklich und wandte sich ihrem Koffer zu. Alle Bücher waren noch da und auch ihre Fotoalben, die Karte des Rumtreibers und Godrics Löwe. Sie nahm ihn vorsichtig in die Hand. Godric würde ihr sagen, dass sie das Falsche tat. Aber es war nichts mehr so wie früher. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Dung, der die Matratzen gegen die Wand schob und ein paar lumpige Decken auf ihnen ausbreitete. „Was ist da drin?“, Hannah reckte das Kinn entgegen der anderen Tüte. „Tabak und...Fast Food. So nennen das die Muggel doch, oder?“ Hannah nickte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Genau. Du lernst dazu.“ Mit ernstem Blick ließ er sich auf der Matratze nieder und betrachtete die junge Hexe. „Hunger?“ Sie nickte. „Okay.“ Er griff nach der Tüte und Hannah setzte sich neben ihm. Hamburger zum Frühstück war zwar nicht unbedingt das Wahre, aber Hannah verkniff es sich, Dung darauf hinzuweisen und wickelte ihren aus dem Papier aus. „Noch drei Tage.“, murmelte sie niedergeschlagen. „Mädel, Ferien enden nun Mal.“, brummte Dung zwischen zwei Bissen. Hannah seufzte traurig und griff nach dem Pappbecher mit Kaffee. „Du besuchst mich doch, oder?“ „In der Schule?“ „Nein, aber an den Wochenenden. Im Dorf.“ „Hogsmead? Natürlich, da hab ich eh einige Geschäfte zu erledigen. Aber du schleichst dich nich aus der Schule, um mich alten Gauner zusehen, klar?“ Hannah stöhnte missmutig auf. Sirius und die Anderen hatten sich schließlich auch nie an Regeln gehalten. „Du bist voll der Spießer, Dung.“ „Liebes, dass hat mir wirklich noch niemand an den Kopf geworfen.“, er legte das Hamburgerpapier zur Seite. „Aber es sind gefährliche Seiten. Wenn du magst, schau ich, dass ich was für Dumbledore zu tun bekomme. Damit ich oben in der Schule auftauchen kann, ja?“ „Echt.“, begeistert stellte Hannah den Kaffee zu Seite. Dung nickte und entzündete seine Zigarette. „Ach, hab ich ganz vergessen.“, paffte er zwischen zwei Zügen hervor. „Ich hab deinen Brief.“ Unruhig kramte er in die innen Tasche seines zerfledderten Umhangs, während die Glut seine Zigarette immer weiter wanderte. Geistesabwesend reichte er Hannah einen zerknitterten gelben Umschlag. Hannah nahm ihn in die Hand. Ihr Blick fiel auf das Hogwartswappen und zögernd wandte sie sich Mundungus zu. „Muss ich wirklich zurück?“, fragte sie nörgelnd. „Türlich.“ Er schnippte die Asche weg. „Ich besuche dich, Liebes und jetzt ist das Thema gegessen.“ Hannah beobachtete wie er sich über die Feuerstelle beugte und die Papierreste anzündete. Die Papierränder wurden schwarz und das Feuer verschlang die glimmenden Überreste. Der schmorende Geruch stieg Hannah in die Nase und unzufrieden wandte sie sich ihrem Brief zu. Grob riss sie ihn auf und überflog die Bücherliste. „Wir müssen in die Winkelgasse.“, bemerkte sie abwesend. „Beim Bart des Merlin, warum hab ich nie bemerkt, dass das so teuer ist?“ Mundungus gluckste hinter dem dichten Rauch, der von seiner Zigarette ausging. „Weil du verwöhnt warst. Wie viel Geld hast du denn noch?“ Hannah griff nach ihrem Geldbeutel und zählte die kleinen Münzen ab. „Acht Sickel und elf Knuts.“ Ihr Blick fiel auf die Liste. „Ich brauche drei neue Bücher, Zutaten für Zaubertränke, ein neues Paar Drachenhandschuhe für Kräuterkunde und Schreibzeug. Selbst wenn ich das gebraucht kaufe, schaffe ich nicht Mal die Bücher und wir müssen auch noch essen.“ Dung drückte beilläufig die Zigarette auf dem Betonboden aus. „Tja, da werden wir wohl arbeiten müssen.“, sagte er und rieb sich über die rostroten Bartstoppeln. „Stehlen?“, Hannah erblasste. Eigentlich genügte ihr ihre Erfahrung im Ministerium. Noch einmal von Sirius und James erwischt werden musste nicht sein. Außerdem wenn sie nach der Schule wirklich im Ministerium arbeiten wollte, war es ziemlich idiotisch sich jetzt von ihrem zukünftigen Vorgesetzten beim Diebstahl erwischen zu lassen. „Muss das sein, Dung?“, stotterte sie. „Ich meine, ich könnte doch Remus fragen, ob er...“, sie brach ab und blickte zu Boden. „Tatsächlich. Das könntest du?`“ Hannah schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich.“ „Siehst du.“ Er griff nach dem Tabak, den er aus der Wohnung geholt hatte und verstaute ihn sicher in der Innentasche seines Mantels. „Also, wie wär´s mit einem kleinen Ausflug in die Nokturngasse?“ Das Wetter war herbstlich und kündigte einen herben Winter an. Hannah mochte die Nokturngasse nicht. Es war düster und trostlos. Die Wolken verhingen den Himmel. Am Nachmittag würde es mit Sicherheit regnen. Dung hatte seine braune Kapuze übergezogen und auch Hannah hatte den Kragen ihres Umhangs aufgestellt. „Es gibt zwei Arten von Diebstahl.“, erklärte ihr Dung. „Die einen stehlen Geld, die Anderen handeln. Das ist was anderes.“ „Und du handelst?“ „Aye.“ „Ja, betrügen ist besser als stehlen. Schon klar.“ „Sei doch nicht immer so pingelig, Mädel.“ Hannah schürzte die Lippen und blickte sich um. Zwielichte Gestalten hielten sich hier auf. Ein alter verbuckelter Mann stand im Schatten der schwarzen Backsteinhäuser und geiferte, als hätte ihn ein böser Fluch getroffen. Hannah schauderte und vergrub sich tief in ihrem Umhang. „Irgendwo muss hier eine Apotheke sein.“, sagte Dung, der schon wieder seine alte Pfeife zwischen den Zähnen hatte. „Hier paßt niemand drauf auf, was du tust oder ob du vermummt bist. In der Winkelgasse ist das anders, da sind sie so was nicht gewöhnt.“ Hannah nickte. „Und die Bücher?“ „Für die müssen wir in die Winkelgasse. Ein Risiko ist immer dabei. Oh, sieh Mal.“ Im Schatten der Häuser verkaufte eine Hexe mit schmuddeligem verflitztem Haar Pfeifentabak. „Ein echtes Schnäppchen. Schätzchen, du borgst mir doch nen Sickel?“ „In Ordnung.“, antwortete sie und kramte nach ihrer Geldbörse, doch während sie Dung hinüber zu dem Stand folgte, stieß sie mit einem schwarzgekleideten Zauberer zusammen, dem seine Einkäufe auf den Boden fielen. „Entschuldigung.“, sagte sie hastig. „Verflucht, Tyler. Kannst du nicht aufpassen?“ Es war Snape. „Du...“, stammelte sie und beobachtete versteift wie Snape seine Päcken aufsammelte. „Ja, ich. Wen hast du erwartet, Nott?“, scharrte Snape eisig. „Nein.“, sagte Hannah. „Eigentlich...ich..“, sie brach ab. „Was treibst du dich eigentlich hier rum? Haben Black und Potter dich ausgesetzt.“, höhnte Severus. Ein spöttisches Grinsen legte sich auf seine Lippen. Hannah entging der verhasste Ton nicht. „Das könnte ich dich genauso gut fragen. Hast du deine Todesserfreunde in der Menge verloren? Kein Wunder unter dem Gesindel fallt ihr ja sowieso nicht auf.“ „Duu...“, zischte Snape und trat mit verengten Augen auf sie zu. „Wie kannst du es wagen, so die Klappe aufzureißen. Blutsverräterin.“ Sein fettiges Haar viel ihm vor die Augen und erst jetzt bemerkte Hannah, wie lange sie nicht mehr mit ihm gesprochen hatte. Es musste über ein Jahr her sein. Sein Gesicht war ausgemergelt und fahl und er war blasser denn je. Sie stolperte zurück. „Vollidiot.“, beschimpfte sie ihn. Ungeachtet, dass sie ihm unterlegen war und es ziemlich dämlich war, ihn zu beleidigen. Er zog seinen Zauberstab. „Probleme, Liebes?“, mischte sich Mundungus ein, der jetzt erst auf den Konflikt hinter seinem Rücken aufmerksam geworden war. „Fletcher!“ Snape presste die Zähne zusammen. Dung zog Hannah den Geldbeutel aus der Hand und bezahlte seinen Tabak. „Ja, Snape. Fletcher stimmt.“ Snape musterte den Ganoven böse. „Und du solltest den Zauberstab besser wegstecken. Sonst kriegen wir Ärger miteinander. Dem Mädchen tut keiner was solange ich zaubern kann.“ „Du hast mir nichts zu sagen, Fletcher.“ „Das nicht...aber mit nem Siebzehnjährigen werde ich schon noch fertig, Snape.“ Snape lies langsam den Zauberstab sinken. Von der Drohung schien er nicht all zu beeindruckt, doch sein hasserfüllter Blick traf Hannah. „Warts ab, Tyler. Es ist nicht immer jemand da, der deinen Beschützer spielt.“ Mit im Wind bauschenden Umhang verschwand er die Gasse entlang und lies eine verdatterte Hannah stehen. „Heute ist einfach nicht mein Tag.“, fluchte sie. Erst Sirius, dann Snape. „Bei meinem Glück werden wir auch noch beim Stehlen erwischt.“ „Unsinn. Mach dir nicht immer so viel Sorgen. Ich erledige das in der Apotheke und zwei von deinen Büchern kaufen wir einfach. Wenn man was zahlt, denkt niemand das man auch was klaut. Ganz einfach.“ Er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie die Gasse entlang. Hannah folgte ihm widerwillig. Die Apotheke war ein Eckhaus und wirkte vom Äußeren noch heruntergekommener als „der Brocken“. Hannah wartete mit schlechtem Gewissen vor der Tür, während Mundungus die Zaubertrankzutaten und die Handschuhe besorgte. Sie hatte das Gefühl, es würde ewig dauern und ihr schlechtes Gewissen nagte tierisch an ihrem Zeitgefühl. Die finsteren Gestalten schienen immer griesgrämiger dreinzublicken. Hannah war noch nie so erleichtert Dung heil wieder zu sehen und als sie die Winkelgasse erreichte, hatte sie sich bereits geschworen niemals alleine an diesen Ort zurück zukehren. Nicht einmal Dung zu liebe. Sirius fuhr schlechtgelaunt mit dem Messer über einen der Drahtpfeile, um ihn anzuspitzen. Bellatrix auf dem Fahndungsplakat meckerte und schrie jämmerlich, doch nicht einmal das konnte Sirius aufheitern. Er kippelte mit dem Stuhl und hatte die Beine lässig auf dem Tisch übereinander geschlagen. Die Tür flog auf und Gideon, der die Nachtschicht übernommen hatte, kam herein. „Guten Abend.“, begrüßte er seinen Kollegen und hievte einen Stapel Akten auf den Ablagetisch. „Nichts von wegen gut.“, antwortete Sirius genervt und warf einen der Pfeile auf Bellatrix Auge. „Wieso, ist doch alles ruhig? Keine Angreife, kein brüllender Moody, kein Streß...“ „Daran liegt es nicht.“, bemerkte James, der den Kopf zur offenen Tür herein streckte. „Tatze ist schon den ganzen Tag beschissen drauf.“ „Ah.“ Gideon verstand. „Ein Mädchen? Hast du einen Korb bekommen, Alter?“ „Geht dich das was an, Prewett.“, knurrte Sirius und schob seine Akten zur Seite. „Ich verbitte mir diesen umgangssprachlichen Ton, während der Arbeit.“ Gideon sprang auf und Sirius nahm hastig die Füße vom Tisch. „Mr. Moody, Sir.“, sagte James und hielt seinem Chef die Tür auf. „Ist was passiert?“ Moody humpelte verärgert hinein und nickte. Seine Rekruten blickten ihn erwartungsvoll an, doch ihr Chef humpelte nur erzürnt auf und ab. James schloß die Tür hinter sich. „Wieder der Aquares? Gibt es Tote. Muggel? Muggelstämmige?“ „Nein, nein keine Menschen.“ James atmete auf. Moody jedoch schlug eine Faust auf Sirius Schreibtisch. „Kein Grund erleichtert zu sein, Potter. Gar kein Grund.“ James blickte ihn verwundert an. „Nein?“ „Kobolde. Eine ganze Familie draußen bei Nottingham.“ „Nottingham?“ Sirius stutzte und blickte Moody überrascht an. „Aber das liegt doch gar nicht auf seiner Rute, Sir...“ „Schhh, Black. Das ist der falsche Ort darüber zu sprechen.“ „Ja, Sir.“ „Wo ist Miss Evans?“ „Lily hat die nächste Schicht.“, antwortete Sirius. „Wir haben getauscht, wegen Ebony. Ich muss die Kleine wenigstens nachts bei mir haben, Sir.“ „Ach ja, getauscht...“, Moody seufzte. „Das läßt sich wohl nicht ändern, Black.“ „Prewett gehen Sie und benachrichtigten Sie Miss Evans. Ich brauche sie im Labor.“ Gideon nickte gehorsam und verschwand. „Potter, Sie gehen hinauf ins Koboldverbindungsbüro und melden denen den Vorfall. Wir müssen kooperieren und die Kobolde auf unsere Seite ziehen.“ „Sind sie das denn nicht?“, fragte Sirius, während sich James sein Klemmbrett unter den Arm drückte und hastig hinunter in den vierten Stock eilte. „Wie bei Merlins Großmutter haben sie diese hervorragenden UTZ geschafft?“ „Wie meinen Sie das, Sir?“ Moody schüttelte den Kopf und schnaubte entrüstet auf. „Kobolde und Zauberer sind länger verfeindet als man ihre Blutlinie verflogen kann. Schauen Sie mich nicht so an, Black. Sie wissen genau, dass ich von Ihrer Loyalität überzeugt bin. Wir müssen einen Krieg oder eine Invasion der Kobolde unter allen Umständen verhindern.“ Er blieb hinter dem Schreibtisch stehen. Sein Blick viel auf Bellatrix zerlöchertes Auge. „Gehen Sie nach vorne und suchen sie Barty Crouch. Ich brauche jemanden, der fließend Koboldogack spricht. Mit diesen Spinnern aus der Verwaltung kann ich nichts anfangen.“ „Crouch?“ Moody knirschte mit den Zähnen. „Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung. Ah, Evans da sind Sie ja endlich.“ Der Auror schob den verdatterten Sirius hinaus und Lily blickte ihm verwirrt nach. „Was ist los, Sir?“, fragte sie verwirrt und holte einen Schutzumhang und eine Haube aus der Kommode neben ihrem Schreibtisch. „Ich soll ins Labor?“ „Mr. Cartwright, der Amerikaner aus der Toxologie glaubt, ein Abwehrtrank gegen den Aquares gefunden zu haben. Sie sind meine beste Kraft im Labor, Evans. Ich möchte, dass Sie ihm assistieren. Die Lage wird zu einer Katastrophe. Wir brauchen so schnell wie möglich eine Lösung, auch wenn das heißt, dass wir alle mehrere Schichten arbeiten müssen.“ Lily nickte. Sirius traf James in Begleitung eines streng gescheitelten Zauberers vor dem Büro für Tarnung und Maskierung. Er nickte seinem Freund knapp zu und warf ein schadenfrohes Grinsen auf den Kollegen vom Koboldverbindungsbüro. Tatsächlich war er heilfroh, nicht mit dem Mann arbeiten zu müssen. Moody mied die Leute aus der Verwaltung soweit es ging. Sagte, sie hätten keine praktischen Erfahrungen und würden nur Probleme machen, wenn man sie mit hinaus nahm. Sirius gab ihm in Stillen Recht. Die Abteilung für magische Strafverfolgen lag direkt neben den Aufzügen. Sirius studierte lustlos die Pazellen und überflog die Namensschilder. Der Tag konnte gar nicht besser werden. Er sah es schon kommen, dass Ebby die Nacht über bei den Potters blieb. Er mochte es nicht, das Mädchen so abzuschieben. Immerhin hatte ER die Verantwortung für sie übernommen und sie war so etwas wie seine Tochter. James würde sich vor Lachen nicht mehr einkriegen, wenn er ihm diesen Gedanken erklärte, aber Sirius war es egal. Crouch Büro lag im hinterstem Gang der Abteilung und war bei weitem das Größte. Sein Namensschild war in winziger Goldschrift angebracht und Sirius musterte es kritisch ehe er an die Tür klopfte. „Herein.“, bat eine kalte Stimme. Ein spießig wirkender Mann saß hinter seinem ordentlichen Schreibtisch und studierte eine Akte, während ein Junge Papiere in eines der Regale einräumte. Eine offensichtliche Familienähnlichkeit bestand zwischen den Beiden. Sirius kannte den Jungen. Er hatte Qudditch gegen Crouch gespielt. „Ja?“, fragte der Mann hinter dem Schreibtisch und blickte von seinen Unterlagen auf. „Tag, ich komme aus der Aurorenzentrale.“ „Und?“ Der Kerl war ihm definitiv unsympathisch, aber er war schließlich im Dienst und konnte es sich nicht leisten, unhöflich zu einem Vorgesetzten zu sein. „Mr. Moody bittet um ihre Hilfe. Wir haben einen Koboldangriff in Nottingham und wir brauchen jemanden vor Ort, der Koboldogack spricht.“ Crouchs Augenbraue hob sich kritisch. Er beäugte Sirius von oben bis unten und machte keinerlei Anstalten, ihm zu folgen. „Und ihr Name?“, fragte er eisig. „Sirius Black, Sir.“ „Ja, dass dachte ich mir bereits“, seine Augen wurden zu Schlitzen und Sirius war klar, dass er ihn nach seinem Nachnamen beurteilte. „Aber bitte, Sir. Das tut nichts zur Sache. Mr. Moody....“ „Mr. Black, ich entscheide, wann etwas zur Sache tut und wann nicht. Ich lasse mir nichts von einem dahergelaufenen Rekruten sagen. Haben Sie das verstanden, Black?“ Die Zornesröte stieg Sirius ins Gesicht. Er kochte wortwörtlich. Mühsam zwang er sich zu einem Nicken. Barty Crouch erhob sich und wandte sich an den Praktikanten. „Wenn ich zurückkomme, bist du fertig, Sohn. Verstanden?“ Crouch junior nickte gehorsam und so schenkte Sirius ihm keine weitere Beachtung. Moody erwartete sie bereits. Zufrieden stellte er fest, dass sein Chef sich Crouch gegenüber sehr distanziert verhielt. „Longbottem und Potter begleiten mich. Black, Prewett machen Sie eine Pause und essen Sie etwas. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie die Nachtschicht übernehmen...“, Crouch beobachtete die Situation abschätzend. Sirius öffnete den Mund, um Moody an Ebony zu erinnern, doch der griff seine ungestellte Frage bereits auf. „Fabia ist bereits verständigt, Black und jetzt gehen Sie endlich etwas essen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)