Blutsgeschwister von Wachtel ================================================================================ Kapitel 113: Du lebst nur einmal -------------------------------- Hannah bereute bereits am frühen Abend, James Angebot abgelehnt zu haben. Denn sie und Dung kamen erst gegen in Mitternacht in Camden an. Dung schnarchte unüberhörbar laut und Hannah fand auf dem mickrigen Sofa einfach keine Position in der ihr Körper einschlafen wollte. Der strenge Tabakgeruch kitzelte in ihrer Nase und zwang sie in kurzen Abständen zu einem lauten Niesen. Wie konnte Dung bloß dabei schlafen? Wie zur Antwort auf ihre Gedanken räkelte er sich und ließ einen genüsslichen Schnarcher verlauten. Hannah winkelte die Beine an und knäulte ihr Kissen zusammen. James nachgeben wäre sicherlich einfacher gewesen, doch es zeigte deutlich, dass sie ihr nicht zutrauten sich alleine durchzuschlagen. Bockig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Die Sorge um Yuko war in der letzten Woche völlig aus ihren Gedanken gerissen worden, sie hatte keine Zeit gehabt darüber nachzudenken. Ein Paukenschlag ertönte und Hannah erzitterte. Dichter Regen schlug geben die provisorisch abgehangene Fensterscheibe. Hannah zog sich die Decke bis zum Hals. Sie hasste Gewitter. Der Regen schien lauter zu werden und einem Hagelschauer zu weichen. Das Krachen wurde lauter, sie schauderte, jeder Donnerschlag fuhr ihr durch alle Eingeweide. Wimmernd zog sie die Beine an den Bauch und kauerte sie gegen die Rückwand des Sofas. Sie kniff die Augen zusammen. James und Sirius würden schon sehen, dass sie nicht auf ihre Anwesenheit angewiesen war. Sie war weder abhängig von ihnen noch von ihrer Freundschaft. Ein stechender Schmerz fuhr durch die Narbe in ihrer Handfläche. Oh, sie hätte auf Lily hören sollen. Der Blutsschwur schien sie für ihren Gedanken bestrafen zu wollen. Grob rieb sie sich über die pulsierende Narbe. Sie war von Niemandem abhängig von gar Niemandem. Sirius sollte sehen wie er ohne sie zu Recht kam. Ein wiederhallender Knall ließ Hannah zusammen zucken. Zitternd schob sie die Hände um die Knie. Das Gewitter schien näher zu kommen. „Reiß dich zusammen.“, zischte sie sich selbst zu. Wie sollte sie den Anderen je beweisen, dass sie alleine klar kam, wenn sie schon vor einem einfachen Gewitter Angst hatte. Knall- Der Donnergroll ließ sie erneut in sich zusammenfahren. Ängstlich wimmerte sie in die dünne Stoffdecke. „Fürch´tes du dich, Kleine?“, Dung hatte sich aufgesetzt, Hannah erkannte seine Konturen durch das Licht des Blitzes, der den Raum geisterhaft in sein Licht hüllte. Sie nickte. „Schon.“, murmelte sie halblaut und drückte den Rücken fest gegen die Sofalehne als hätte sie Angst jemand könne sie von Hinten verfluchen. Knall- schaudernd presste sie die Augen zusammen und zählte stumm bis der Blitz den Raum er hellte. Mundungus hob einladend seine Decke an. „Komm her! Der Regen hält sicher die ganze Nacht an. Morgen ist ein langer Tag, geht ja nich an das du gar net schläfst.“ Hannah zögerte. Sirius würde ausrasten wenn er etwas davon erfuhr. Knall- dankbar kroch sie unter Dungs Decke und drückte sich an ihn. Es war deutlich bequemer als auf dem Sofa und es tat gut menschlich Wärme zu spüren, doch die Gänsehaut auf ihrem Arm verschwand nicht. Sie machte Dungs Gesicht in der Dunkelheit aus. Er hatte das eine Auge geschlossen und das andere beobachtete sie neugierig. Im Dunklen sah er längst nicht so schäbig aus wie bei Tageslicht. Knall- Hannah erzitterte merklich. Dungs Arm schlang sich schützend um ihre Taille. Sie bebte spürbar. Eigentlich hätte sie sich unwohl fühlen müssen, doch das beißende Gefühl in ihrem Magen sträubte sich merkwürdigerweise vehement dagegen. Erschöpft schloss sie die Augen und schlief ein. Als Hannah erwachte war Dung verschwunden. Die Matraße neben ihr war noch warm und gähnend schloss sie, dass der Kleinganove seine Schlafquartiere gerade erst verlassen. Sie seufzte schwer, räkelte sich und taumelte Schlaftrunken zum Sofa wo ihr Koffer stand. Mechanisch griff sie nach ihrer Zahnbürste und ihrem Zauberstab bevor sie ins Bad verschwand. Sie trug eines von Sirius alten Qudditch Shirts, es war ihr viel zu groß und reichte ihr bis zu Mitte des Oberschenkels, doch sie nutzte es seit Jahren provisorisch als Nachthemd. Seinen Geruch hatte es längst verlassen und auch die Aufschrift mit seinem Namen war längst verblast. Hannah war froh darüber den gewohnten wohligen Geruch seines seidigen Haares nicht riechen zu müssen. Sie war erleichter nicht über ihn zu sprechen und Dung mied jedes Gespräch das sich dem gefährlichem Thema näherte. Hannah wandte den Blick in den zersplitterten Spiegel. Ihr Gesicht stach ihr in tausend Einzelteilen entgegen. Eine vergilbte Kalkspur klebte an den Schnittstellen, doch Hannah hatte sich bereits am ersten Tag damit abgefunden. Ordnungszauber waren genauso wenig ihre Stärke wie Verwandlung und so hatte sie nicht einmal versucht das Bad zu reinigen. „Frühstück ist da.“, pfiff Mundungus und ließ die hölzerne Tür laut krachend in Schloss fallen. „Komme gleich.“ Hastig putzte sie sich die Zähne und versuchte ihre Haare mit einem einfachen Spruch in einen Knoten zu hexen, doch die Zauberformel wollte ihr nicht so Recht gelingen und so griff sie zu einem Zopfband und klemmte die übergebliebenen Ponyfranzen hinter ihr Ohr. Mundungus Frühstück bestand aus zwei Pappbechern mit Kaffee und jeweils einem gummiartigen Brötchen. Hannah nahm dankend an und machte es sich auf dem Sofa bequem. „Du magst mirn nicht zufällig heute ein bisschen zu Hand gehn?“ Hannah blickte, ein wenig zu schnell für ihren Geschmack, hoch. „Wie?“ „Weiß´t du nem unschuldig Mädel traut man mehr übern Weg als nem alten Gauner wie mir. Wir könntn nen riesen Geschäft machn wenn du mit spielst.“ „In Ordnung.“, er grinste und zwinkerte ihr zu. „Bist eben nicht nur hübsch, Kleine sondern weißt auch was man tun muss zum überleben, aber sach bloß Dumbledore nix.“ Hannah verdrehte stöhnend die Augen. „Dung.“, ermahnte sie ihn. „Ich bin volljährig seit letzter Woche, Dumbledore hat mir außerhalb der Schule nichts zu sagen. Das ist mein Leben.“ „Vergess, ich immer wieder. War´s so klein als ich dich zum erstmal beschattet hab.“ Hannah maß ihn mit einem strafenden Blick, unwirsch stellte sie den Kaffee auf dem Glastisch ab und zog die Beine an den Körper. „Ich bin, aber nicht mehr so klein.“, fauchte sie wütend. Mundungus grinste sie makaber an. „Ne, dass ist eh nich zu übersehen.“, sein Blick blieb an ihren nackten Bein häng. Hannah lief scharlachrot an. „Ähm ja.“, stotterte sie, doch Mundungus kramte bereits nach seiner Pfeife, der stechende Geruch von Salbei, Patschulie und Zitronen schwirrte durch den Raum und Hannah sog die verräucherte Luft ein. „Also du hilf´s mir? Wird sichern Bombengeschäft. Willy war noch nie der Klügste, hatte nur immer verdammtes Glück. Weißte?“ Hannah nickte. „Mhm.“, aufmerksam schlürfte sie an ihrem Kaffee. Der Geschmack der Pappe vermischte sich mit dem Geruch in der Luft. Mundungus schien kein heiles Geschirr zu besitzen. Denn sie aßen immer von Papp- oder Plastiktellern, sodass Hannah zu der Überzeugung kam, dass der Aschenbesser das einzige heile Stück war das Dung besaß. Aber dieser war dafür immer in Gebrauch. „Also hilfst du mir? Echt anständig von dir.“, paffte Dung. „Klar, macht ohnehin viel mehr Spaß als die Schule.“, behauptete sie und biss in das trockene Brötchen. „Am liebsten würde ich nie wieder zurück gehen.“ „Mach kein Scheiß, Kleine.“ Der Tabak schien im die Stimmbänder zerschnitten zu haben, denn er krächzte kaum noch hörbar und sein Gesicht hatte ein merkwürdiges grün angenommen. „Wieso? Meine ZAGs hab ich sowieso. Hast du ein UTZ?“ Mundungus schüttelte den Kopf. „Ne, bin nach der 5ten Klasse gegangen...na ja, Professor Dippet hat mich höflich darum gebeten die Schule zu verlassen.“, er zuckte mit den Schultern. „Ernsthaft?“ „Ja, war wahrscheinlich besser so. War kaum im Unterricht. Glaub nicht, dass ich auch nur ein UTZ bekommen hätte oder gibt’s einen in Schwänzen und Scherzen?“ Hannah schüttelte den Kopf. „Nein und für den Nachsitzkönig gibt es auch keine Belohnung.“, Dung gluckste. „War keine Schule für mich, aber Dumbledore ist in Ordnung. Ihm würd´s nicht gefallen wenn du gehst...von der Schule mein ich. Würd sich Vorwürfe machen...war für jeden seiner Schüler da.“, Dung grinste Hannah schief an. „Mach kein Mist ja, meine Hübsche? Es würde dein Leben kaputt machen, außerdem bist du sicher in der Schule.“ „Es kümmert niemanden ob ich sicher bin oder nicht, Dung.“ „Das würd ich nich sagn.“, er zog an seiner Pfeife. „Gibt immer jemand da Draußn der Angst um dich hat, Kleine.“, dicke Rauchringe flogen durch die Luft und verdeckte Mundungus Gesicht, sodass Hannah seine kratzige Stimme zwischen den Nebelschwaden vernahm ohne ihn zu sehen. „Außerdem was willstn du machen ohne UTZ?“, fragte er Hannah, die sich eine Hand vor den Mund hielt um den penetranten Rauch nicht einatmen zu müssen. „Keine Ahnung. Was machst du, denn ohne UTZ?“ Dung ließ ein Husten verlauten und Hannah hätte schwören können, dass er rot angelaufen war. „Du kannst nich wie ich einfach irgendwas machen. Bis´t zu schade dafür...als Kleinkiminelle dein Leben zu verbring.“ „Aber helfen darf ich dir, ja?“, Die Antwort klang viel patziger als Hannah es beabsichtigt hatte, doch Mundungus schien es nicht zu stören. „Klar.“, sie sah im Nebel wie er die Pfeife ausmachte. „Sollt ma langsam los gehn, Kleine.“ Das Wirtshaus zum Brocken lag in der Nokturngasse. Hannah dachte, an Marys Ermahnung sich nie dort rumzutreiben, doch als Dung nach ihrem Handgelenk griff und sie in den schäbigen Pub zog, verschob sie den Gedanken in die hinterste Ecke ihres Kopfes. Die Hoffnung, dass der Brocken von Innen nicht ganz so schäbig war wie sein Äußeres vermuten ließ, tat sie rasch ab. Magische Feuer in den verschiedenen Farben bildeten die Barhocker, die an einer dunklen, hölzernen Bar standen. Der Schrankraum roch unangenehm nach nassem Holz und längst verdorrtem Tabak. Dung schien das keinesfalls zu stören. Er nickte dem grimmigen Wirt zu und bugsierte Hannah, an der Statur von Walburga der Heiligen vorbei. Sirius Mutter Walburga stand ihrer Namenspatronin in nichts nach, denn die Heilige war ebenso fett und hässlich. Die Statur knurrte unheilverkündend und der Sabber rann ihr aus dem Mund, Hannah machte einen Satz zurück und ließ sich von Dung an einen Tisch in der dunkelsten Nische ziehen. Dung drückte sie mit sanftergewalt auf einen Holzhocker und eilte zu Bar um seine Bestellung aufzugeben. Binnen von Sekunden kehrte er mit einem übel riechendem Getränk für sich und einer vergilbten Flasche Butterbier für Hannah zurück. „Danke.“, murmelte Hannah und steckte ihm drei Knuts zu. Dung schüttelte den Kopf. „Ich lad dich ein.“, verwundert zog Hannah die Hand zurück. „Oh okay, danke.“, stammelte sie und nippte an der Flasche. Das Bier schmeckte merkwürdig fahl, doch Hannah sagte nichts. Es schien nicht Dungs Art zu sein, Geld nicht an zu nehmen, egal wie wenig es war. Es war ein Gauner und folglich ein Geschäftsmann, der nur sich selbst vollkommen über den Weg traute. Demnach musste etwas an der Geschichte faul sein. Hannah maß Dung misstrauisch, der jedoch nahm die Tür in Augenschein und nippte abwesend an seinem Getränk. „Kein Alkohol vor 16 Uhr.“ Dung schreckte auf. „Wie bitte?“, Hannah konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Kein Alkohol vor 16 Uhr.“, wiederholte Hannah lachend. „Das ist gesünder.“ „Klar, Kleine. Trinken hängt von der Tageszeit ab?“ Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Immer.“ „Wie du willst, Liebes.“, brummte er und griff nach ihrer Flasche. „Was?“ „Kein Alkohol mehr für dich vor 16 Uhr.“ „Dung, dass ist nicht fair.“ Lachend zog er an seiner Zigarette. „Ich weiß.“, er kniff ihr grinsend in die Wange. Hannah streckte ihm feixend die Zunge raus, doch der Ausdruck in seinem Gesicht wurde aufmerksamer als ein hagerer Mann zu Tür rein humpelte. Willy Widdershins war eine fahlhäutige, markante Erscheinung, die Hannah stark an einen alten Penner erinnerte. Er roch nach Feuerwhiskey und seine fahlhäutigen Gesichtszüge waren oberhalb seiner hohen Wangenknochen so tief eingefallen wie es bloß bei jemandem Möglich war den das Leben stark geprägt hatte. All das bestätigte Hannahs Bild von Willy Widdershins ohne, dass dieser auch nur ein Wort sagte. Willy humpelte an ihren Tisch und grüßte Dung mit einem knappen Kopfnicken, er maß Hannah mit einem irritierten Blick. Seine grünbraunen Augen loderten verwirrt auf und die Pupillen in seinen Augen schienen kaum sichtbar zu sein. Tatsächlich fiel Hannah auf waren sie auf die Größe von Stecknadelköpfen zusammen geschrumpft. „Ich dachte wir hätten geschäftlich zu tun, Fletcher? Kannst du deinen Anhang nicht so lange unbeaufsichtigt lassen.“, beschwerte er sich mürrisch. Willy sprach mit starkem nordschottischem Akzent und allein das verlieh ihm eine herbe Aussprache, die nichts mit Dungs gemütlichem Tonfall gemein hatte. „Das Mädel ist in Ordnung, du kannst frei vor ihr sprechen, Widdershins.“, brummte Dung und bot ihm einen knarrenden Holzstuhl an. Willy setzte sich widerwillig. „Ich mach nicht gern mit Kindern Geschäfte, da ist immer was faul.“, schimpfte er. Mundungus schienen Willys Einwände nicht ein bisschen zu stören. „Für dich ist was faul dran, Willy? Gut denn nieman vermutet das ein junges Mädel mit Leuten wie uns Geschäfte macht, also schöpft niemand Verdacht.“, Dung kramte konzentriert in einer Blechdose herum, doch Hannah fiel auf das er Willy aus den Augenwinkeln beobachtete. „Siehst du. Niemand wird uns mit der Kleinen in Verbindung bring.“ Hannah faltete unsicher die Hände zusammen. Vollends damit beschäftigt das ungute Gefühl in ihrem Bauch zu verdrängen, dass ihr sagte das sie zu weit ging. Remus würde es nicht gutheißen, wenn sie zum Verbrecher wurde und Remus war das was von ihrer Familie noch übrig war. Unruhig überkreuzte sie die Beine, aber sie hatte Dung versprochen ihm zu helfen und sie war ihm etwas schuldig. Ihr Blick streifte die Tür, und wenn sie gehen würde? Weglaufen war keine Lösung. Es würde nie eine werden, aber vor Sirius war sie auch weggelaufen. Vor der Konfrontation mit seinen Vorwürfen. Innerlich seufzte sie auf. Alles hatte sie falsch gemacht. Ihre Finger glitten wie von selbst über die feine Narbe in ihrer Hand. Zögernd strich sie die feinen Risse nach. Die Haut wirkte gereizt und eine unsanfte Rötung schürte ihre Vermutung, dass der Schwur sich gegen ihre Sturheit wehrte. Hannah schrak auf als Dung besitzergreifend einen Arm um ihre Schulter legte. „Außerdem“, paffte er „wirkt sie echt unschuldig.“ Es war als wäre sie ein Besen den Dung auf dem Schwarzmarkt verscherbelte. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Also? Was soll ich tun?“, unterbrach sie die beiden Männer. Sie grinste brav und Dung feixte amüsiert. „Schließlich haben wir nicht den ganzen Tag Zeit.“ Willy maß Hannah scharfsinnig bis er sich letz endlich geschlagen gab. „Gut, auf deine Verantwortung, Fletcher.“ Bei dem Deal, wie Mundungus es nannte, ging es um Diebstahl. Das Ziel ihrer Begierde war ein Laden am Rande der Nokturngasse. In finsterer Aufschrift stand auf einem Messingschild über der Eingangstür „Freitag der 13te“. Der Laden verkaufte allerlei magische Objekte die bei den Muggeln unter die Kategorie „Aberglaube“ gefallen wären. Dungs Kunde zahlte gut für einen Haufen verzauberter vierblättriger Kleeblätter und eine rußbeschmierte Haube eines Schornsteinfegers. Der Hacken an der Sache war das der Laden nicht das war, was man legal nennen konnte und Willy selbst hatte Hausverbot. So kam es, dass Hannah mit dem Diebstahl beauftragt wurde, während Dung den Verkäufer in eine hitzige Verhandlung verwickelte. Sie betraten das Geschäft getrennt um keinerlei Aussehen zu erregen, der Verkäufer, ein buckliger Mann mit verfaulten Zähnen, grüßte Hannah grinsend. Ihr Magen überschlug sich beim Anblick seiner Zähne und sie wandte den Blick rasch ab. Die vierblättrigen Kleeblätter standen in einem Krug nahe der Theke. Allein der Preis von einer Gallone und fünf Sickel schien bereits völlig überteuert. Hannah stöhnte entrüstet auf. Der Verkäufer warf ihr einen hochmütigen Blick zu und wollte etwas an merken, doch in diesem Moment betrat Mundungus den Raum. Die Augen des Verkäufers verengten sich schlagartig und er nahm Mundungus griesgrämig in Empfang. Hannah griff tief in den Krug und ließ die Kleeblätter in ihre Tasche gleiten. Nervös verbarg sie die zitternden Hände in ihrer Robe, und trat den langen Gang entlang. In hölzernen Regalen wurden die einzelnen Waren zur schau gestellt. Sie wagte es nicht Dung und den Verkäufer zu beobachten, denn jeder Blick schien ihr schlechtes Gewissen zu schüren. Dungs Stimme wurde lauter, hitziger, doch die Worte wollten nicht in Hannahs Kopf dringen. Langsam und möglichst unauffällig trat sie die Reihe mit den Waren entlang. Fest davon überzeugt, dass der Verkäufer ihr Herz das wie wild gegen ihren Brustkorp schlug nicht überhören konnte, griff sie nach der rußverschmierten Haube und schob sie unter ihre eigene Robe. Der Ruß schien verhext, denn ihr fester Griff hinterließ keine Fingerabdrücke auf dem Stoff. Dung und der Verkäufer schrien einander mittlerweile schroff an und Hannah eilte hastig hinaus, doch Dung folgte ihr nicht. Willy Widdershins tauchte neben ihr auf und warf einen prüfenden Blick auf seine schäbige, eingerostete Armbanduhr. „Dung, müsste jeden Moment...“, begann er, doch sein Satz wurde durch ein lauten Knall unterbrochen. Die Fensterscheibe zerbarst in tausend funkelnde Scherben und eine dichte Schar von Eingreifzaubern umsiedelte das Gelände. „RAZZIA!“, polterte Alastor Moody unverkennbare Stimme. Hannah schluckte krampfhaft als sie Sirius neben ihm erkannte und auch Lily roter Haarschopf tänzelte durch die Luft. „Das Haus ist umstellt. Kommen sie mit erhobenen heraus. Sie werden beschuldigt Todessern unterschlupf zu bieten.“, donnerte Moody. Hannah biss sich unsanft auf die Unterlippe. „Wir müssen ihn daraus reißen.“, bemerkte sie verzweifelt, während Dung und der bucklige Verkäufer aus dem Laden heraus traten. Willy schüttelte hastig den Kopf. „Du, ich habe keine Zeit, Mädchen. Sag Dung ich warte bis Freitag auf mein Geld. Mit einem lauten Knall verschwand er ins Nichts. „Wie soll ich Dung sagen, dass du bis Freitag dein verdammtes Geld haben willst wenn sie ihn ins Gefängnis stecken.“, schrie ihm Hannah zornig nach. Erbost wandte sie sich dem Geschehen auf der Straße zu, doch Dung und die Auroren waren bereits verschwunden. „Verflucht!“ „Mr. Moody, Fletcher und dieser Mann warten in den Verhörzellen.“, erklärte Lily höflich. „Danke, Evans. Sie Potter und Black können anwesend sein.“ Lilys Augen flackerten auf. „Sir, ich glaube nicht...das Sirius...wegen Fletcher.“, stammelte sie zusammenhanglos. „Sie können im Nebenraum zu sehen. Ich werde Mr. Sulivan zuerst verhören.“ Die Verhörräume lagen gegenüber von Edgar Bones Büro und erinnerten Lily sehr an das was die Muggel in Krimis beschrieben. Jedoch war die Wand im Nebenraum verzaubert so das Lily, James und Sirius in die Verhörzellen hinein blickten konnten ohne von Dung oder Mr. Sulivan entdeckt zu werden. Gideon der beide bewacht hatte, räumte höflich das Feld um sich vor der Tür zu postieren. „Hoffentlich stecken sie ihn nach Askaban.“, knurrte Sirius, nachdem Moody sich Dung zu wandte. „Sirius“, Lily klang streng „Fletcher hat nichts unrechtsmäßiges getan.“ „Ach ja?“, Sirius Knurren klang bedrohlicher, seine Augen flackerten wütend auf. James sah die Katastrophe kommen und gestikulierte hinter Sirius Rücken händeringend mit seiner Freundin, doch Lily machte keinerlei Anstalten von ihrer Erklärung abzulassen. „Fletcher ist im Orden, er würde nie einem Todesser helfen. Moody wird Schwierigkeiten haben ihn daraus zu holen, denn er muss sich neutral verhalten. Man könnte Verdacht schöpfen wenn man Moodys Loyalität zu jemandem beobachtet, den er auf Grund seines Berufen nicht sympatisch finden sollte.“ „Der verdammte Orden ist mir völlig egal.“, donnerte Sirius wütend. Lilys rechte Augenbraue hob sie missbilligend an. „Dass sollte er nicht, Tatze, um so weniger Mitglieder wir haben um so schwieriger ist es etwas zu bewirken.“ „Fletcher ist ein Verbrecher.“ „Fletcher ist ein Gauner, aber in erster Linie ist er ein Mitglied des Ordens.“ „Na und? Sich an ein siebzehnjähriges Mädchen rann zu machen ist etwas richtig.“ „Fletcher hat sich nicht an Hannah rann gemacht, Tatze.“, warf James ein. Er hatte das Bedürfnis sich auf Sirius Seite zu Stellen, egal wie falsch sein Freund lag, doch er konnte sich nicht gegen Lily wenden. Er stand zwischen den Fronten. Zwar war ihm bewusst das Lily, hitzig und aufbrausend wie sie sich manchmal gab, oft mit dem eigensinnigen Temperaments Sirius aneinander geriet, doch er wollte die Kluft die zwischen ihrer Freundschaft entstanden war nicht ausweiten. Es war schlimm genug wie sich Hannah verhielt. „Es ist nicht gesetzeswidrig.“, bemerkte Lily ohne James Einwand Beachtung zu schenken. „Nein?“, Sirius Blick fiel auf Moody und Fletcher die hitzig miteinander sprachen. Das Stimmengewirr aus der Verhörzelle schien seine angespannt Stimmung beachtlich zu stärken. Lily schüttelte den Kopf. „Er verstößt gegen kein Gesetz, selbst wenn sie und er...“, sie brach ab, denn mitten im Satz schien sie es sich anders überlegt zu haben „Feder ist volljährig.“ Eine bekannte Stimme draußen auf dem Gang ließ sie zusammen fahren. James vergrub mitleidig die Hand in seinen wilden Haaren. „Wenn man vom Teufel spricht.“, nuschelte er halblaut. Sirius hörte ihm nicht mehr zu. Die Tür flog auf und Gideon trat herein. Hinter ihm stand Hannah. Ihr gelocktes Haar zerzaust zusammen geflochten, eine schwere Tasche an der Seite und rote geschwollene Tränensäcke unter den einst saphirblauen Augen. Sie verstummte binnen von Sekunden als sie Sirius erblickte. Ihre Finger strichen über die innen Seite ihrer Hand und Lily wusste das sie, sie gegen die Narbe des Blutsschwures drückte. „Ich kann sie nicht beruhigen.“, erklärte Gideon hastig. „Sie will unbedingt mit Moody sprechen, aber der Chef reißt mir alle Knochen aus dem Leib, wenn ich das Mädchen mitten in ein Verhör platzen lasse. Ihr seid, doch befreundet....könntet ihr nicht mit ihr reden.“ „Waren.“, korrigierte Hannah unwirsch hinter ihm. „Jetzt lass den Mist, Prewett. Ich muss darein! Jetzt! Dung hat damit nichts zu tun, ich bin ein Zeuge. Verdammt, du musst mich darein lassen, wenn sie ihn verurteilen reiße ich dir alle Knochen aus.“ „Was ist das für ein Lärm.“, Moodys unverkennbare Stimme ertönte auf dem Gang. „Prewett, sorgen sie für Ruhe.“ „Sir.“, mischte sich Hannah ein. Sie klang kleinlaut und Lily wusste das sie es in Gegenwart des Auroren nicht wagen würde loszuschreien. „Ich muss eine Aussage machen, bitte Mr. Moody. Es geht um Mundungus Fletcher, ich...“, Moody unterbrach sie. „Kommen sie rein, Tyler. Aber bei Merlin schreien sie nicht so rum.“ Hannah nickte wortlos und folgte Moody. Sirius Blick folgte ihr bis in die Zelle. Seine Hände ballten sich zu Fäusten als er sah wie Mundungus erleichtert aufatmete. „Wie kann sie so naiv sein?“, fluchte er. „Der benutzt sie für seine hinterhältigen Geschäfte und sie rennt ihm nach und hilft ihm aus der sche**e.“ James stand unruhig auf, zwangsläufig löste er den Blick von der Zelle und legte eine Hand auf Sirius Schulter. Er zuckte unruhig zusammen. „Feder weiß es.“, murmelte er. „Sie ist nicht dumm...sie weiß wie Fletcher denkt, aber...“ „sie bleibt trotzdem bei ihm?“ „Ich glaube nicht, dass die beiden...“, James zögerte. Er wählte seine Worte mit Sorgfalt „irgendetwas miteinander haben. Sie ist eine Frau und Frauen denken kompliziert.“, Lily räusperte sich. James schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. „Entschuldige, Liebes.“ „Schon gut.“, Lily stützte sich auf den Sims des Fensters der ihnen den Blick in die Zelle gewährte. „Wenn ich leise seid, können wir zu hören.“ „Bitte, Mr. Moody, Sir. Ich kann alles bezeugen, Dung war kaum fünf Minuten in dem Laden. Ich hab draußen gewartet, er hätte nie und nimmer die Zeit gehabt ein Verbrechen zu begehen.“, bestätigte Hannah verzweifelt. Die Lage schien aussichtslos. Moodys ruhige Augen maßen sie wachsam. Hannah zuckte zusammen, mit aller Kraft besann sie sich dazu die Hand nicht auf ihre Tasche mit den gestohlenen Sachen zu legen. Stattdessen sprach sie hastig weiter „Ich sage, dass überall aus, wenn nötig auch vor Gericht. Bitte, Sir. Dung hat nichts mit den Todessern zu tun, er ist kein Verräter“ „Tyler.“ „Wirklich, Sir. Sie müssen mir glauben.“ „Tyler, halten Sie für einen Moment die Luft an.“, Hannah verstummte schlagartig. „Ich glaube ihnen. Fletcher kann gehen.“ Dung atmete erleichtert auf. Hannah fing Moodys Blick auf. Aus irgendeinem unersichtlichen Grund wurde sie das Gefühl nicht los, dass er noch etwas sagen wollte, doch der Auror schwieg. Mundungus erhob sich und stieß den Stuhl zur Seite. Rasch griff er nach seinem mottenzerissenen Umhang und eilte zu Tür. „Kommst du, Kleine?“, Hannah nickte und ries den Blick von Moody los. „Klar.“ „Du, ich brauch unbedingt einen Drink, dass ist mir ganz schön auf die Leber geschlagen.“ „Kein Alkohol vor 16 Uhr.“ „Mädel.“ „Ja?“ „Wir ham gleich vier, okay?“ „Das heißt die Regel gilt?“ Dung legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie an sich. Hannah feixte. „Meinetwegen.“ Sie erreichten den Aufzug und stiegen ein. Ein ohrenzerfetzender Schrei erklang als sie ins Atrium traten. „Feder.“ Ungläubig wandte Hannah sich um. „Yuk, oh bei Merlin.“, stammelte sie, doch Yuko hatte sich bereits auf ihre Freundin gestürzt. „Oh Merlin sei Dank, du bist in Ordnung. Wo warst du?“ „Spontan Urlaub, mein Dad ist befördert worden.“, Sirius Worte hallten wie ein schmerzlicher Schrei in Hannahs Ohren wieder. „Du hättest schreiben müssen. Ich hab mir Sorgen gemacht.“, sprach sie ihre Gedanken aus. „Ich wollte, aber wir hatten Streit mein Dad und ich...wegen der Prüfungen. Er meinte ich konzentriere mich nicht genug, ihr würdet mich Ablenken. Du und Peter, er war sauer weil Changs Dad jetzt sein direkter Vorgesetzter ist.“, stammelte Yuko und drückte ihre Freundin fester an sich. „Ich glaube, er hat meine Briefe abgefangen.“ „Oh, verflixt.“, Hannahs Worte klang merkwürdig oberflächlich, die Taubheit wollte ihre Glieder nicht verlassen. „Und was machst du jetzt hier?“ „Sommerpraktikum in der Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit.“ „Hannah.“, Dung der die beiden Mädchen unruhig beobachtet hatte schien unruhig zu werden. „Wir müssten?“ Yuko warf Dung einen misstrauischen Blick zu. „Hannah, wer ist das?“, sie begutachtete ihre Freundin von Oben bis unten. „Was ist los?“ „Nichts, ich kann dir das jetzt nicht erklären. Schaffst du es Morgenmittag in den Tropfenden Kessel? Wenn nicht sehen wir uns im Hogwarts Express.“ „Mädel?“, drängte Dung. „Ich...was ist den los?“, Yuko schien völlig überrumpelt. „Ich erklär es später. Versprochen.“, Dungs Hand legte sich um ihre Handgelenkt und sie ließ sich eilig von Yuko wegziehen. „Was ist den?“, fragte sie. Dung nickte auf einen der Kamine. Willy Widdershins wurde von zwei bullig aussehenden Eingreifzaubern Richtung Aufzug bucksierte. Die Handschellen an seinen dürren Armen glänzten unübersehbar im Dämmerlicht. „Wir sollten machn, dass wir verschwinden.“, ergänzte Dung. „Ham das Glück, für heute, genug strapaziert.“, Hannah nickte wohlwissend das er Recht hatte. Doch ihre Gedanken waren längst nicht mehr bei Mundungus Fletcher. Sirius hatte Recht gehabt, Yuko war nichts geschehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)