Blutsgeschwister von Wachtel ================================================================================ Kapitel 150: Untergang der Zivilisation --------------------------------------- Juni 1979 Sirius hatte vorgehabt aufzuräumen. Eigentlich hatte er es sich fest vorgenommen. In seinem Wohnzimmer stapelten sich Pizzakartons. Dreckiges Geschirr war überall in der Wohnung verteilt. Und selbst er musste zu geben, dass es schwierig war einen Fuß auf den Boden zu setzen ohne auf eines von Ebonys Spielsachen zu treten. Besonders die Bauklötze hatten es ihr in der letzten Woche an getan. Vermutlich war es ihre Lieblingsbeschäftigung sie durch die Gegend zu werfen. Auch wenn er das noch nie beobachtet hatte. Doch es sah einfach schwer danach aus. Seinen Aufräumplänen war eine Grippe in die Quere gekommen. Fabia hatte ihm bereits am Vormittag mitgeteilt, dass es sie erwischt hatte und natürlich, um sein Glück perfekt zu machen, hatte Ebony kurz darauf angefangen zu fiebern. Sie schrie unaufhörlich, weigert sich kontinuierlich in ihrem Bett zu schlafen und trank definitiv nicht genug. Weswegen er sie den ganzen Tag auf dem Arm mit sich herumschleppte. Jedes Mal wenn sie gerade eingenickt war, versuchte er mit einer Hand ein wenig Ordnung zu schaffen und jedes Mal aufs Neue entschied sich Ebony dazu, dass sie das nicht angebracht fand und wachte auf. Schließlich war er dazu übergegangen Bausteine und Kleidung, die auf dem Boden verteilt waren, mit den Füßen unter irgendwelche Möbelstücke zu schieben. Tatsächlich machte es das Chaos in seinen Augen deutlich besser. Innerlich hatte er sich bereits dabei erwischt, dass er sich nach einem Hauselfen sehnte. Den Gedanken hatte er aber sofort wieder verworfen. Hannah ließ sich ziemlich Zeit. Er hatte schon fast gedacht, sie würde ihn versetzen, als es an der Tür schellte. Ebony ließ sich von dem Klingeln nicht aufwecken. Merlin, sei Dank! Er öffnete die Tür. Sie stand ziemlich unschlüssig auf der Schwelle. Ihre Wangen waren stark gerötet und er war ziemlich sicher, dass es nicht seinetwegen war. Denn er wusste wie bescheuert er aussehen musste. Mit dem schlafenden Kleinkind auf dem Arm und einem Sabbertuch über der Schulter. Das Ebony bereits ordentlich bespuckt hatte. Es war auch nicht diese Art von Röte. Sie war wütend. Er konnte es an dem Ausdruck in ihren Augen erkennen. Auf wen war sie wütend? Hatte sie sich gestritten? Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer. Hoffentlich hatte sie sich mit Fletcher gestritten. Zu gerne hätte er sie gefragt. „Hey.“, begrüßte sie ihn atemlos. „Tut mir leid.“, fügte sie rasch hinzu. „Also die Verspätung.“ Er gab die Tür frei. „Schon okay.“, räumte er ein. Noch immer war es unwirklich, dass sie sich wie ein Fremdkörper durch die Wohnung bewegte. Er tätschelte Ebony gedankenverloren den Rücken. „Alles in Ordnung mit ihr?“, erkundigte Hannah sich und betrachtete ihre Nichte besorgt. Sirius seufzte. „Grippe!“, erklärte er frustriert. „Und wie Frauen nun Mal so sind, kann sie sich einfach nicht entscheiden, ob sie schlafen, schreien oder essen möchte.“ Hannah schnaubte laut. „Die Beschreibung könnte auch auf dich zu treffen.“, entgegnete sie belustigt. „Feder...“, tadelte er sie amüsiert. „Ich habe eine ausgesprochen friedfertiges Gemüt. Schreien liegt mir nicht.“ „Verzeih, in Moodys Gegenwart ist es mehr ein ängstliches Winseln. Korrekt?“ Ihre Augen funkelten ziemlich angriffslustig. „Ein Mann muss halt wissen, wann es notwendig ist zu winseln.“, Sein Grinsen wurde breiter. Beiläufig warf er ein paar Zeitungen von der Couch auf den Boden. „Setz dich.“, forderte er sie auf. Sie machte keinerlei Anstalten dem nach zu kommen. „Setz du dich besser. Sie ist sicher nicht gerade leicht.“, bemerkte sie und deutete auf Ebony. Sirius deutete an dem schlafenden Kleinkind die Ohren zu zuhalten. „Pssst! Du verletzt ihre Gefühle!“, Hannah stöhnte und steuerte zielstrebig auf den Kühlschrank zu. Er konnte sich ein Lächeln hinter ihrem Rücken nicht verkneifen. Darüber, dass es sich einen kurzen Moment, so anfühlte als wäre es normal, dass sie hier war. „Hast du was trinkbares hier?“, erkundigte sie sich überflüssigerweise, während sie die Kühlschranktür öffnete. Sirius ließ sich auf der Couch nieder und betete Ebony behutsam auf seine Schulter. „Einkaufen würde sich lohnen.“, merkte Hannah indessen an. Sie kam mit den letzten beiden Butterbierflaschen zurück und reichte ihm eine. „Keine Zeit.“, er deutete auf Ebony in seinem Arm. „Wie du siehst, bin ich absolut ausgebucht.“ Sie nickte lächelnd und ließ sich neben ihm in die Sofakissen fallen. Er hörte wie sie tief ein und aus atmete. Offenbar deutlich erschöpft. Die Versuchung sie nach der Ursache für ihre Stimmung zu fragen war ziemlich präsent in seinem Kopf. Er hatte Mühe sie zu unterdrücken, denn immer wenn sie sich auf zu vertrautes Terrain wagten ging es schief. Doch was immer mit ihr los war, diese Rastlosigkeit gefiel ihm nicht. Er hatte einfach kein gutes Gefühl dabei. „Hast du schon was geplant?“, fragte sie nach einem Moment der Stille, den sie offenkundig genoss. „Nö, dazu bist du doch jetzt da.“, Es war deutlich, dass er keine Notwendigkeit darin gesehen hatte, sich vorher Gedanken zu machen. Hannah sagte zunächst nichts und genehmigte sich einen großen Schluck aus ihrer Flasche. „Was erlaubt Moody überhaupt?“, fragte sie schließlich. Er wusste, dass es im Grunde eine berechtigte Frage war, denn Lilys und James Hochzeit würde von Seiten den Ministeriums überwacht. Ein reinblütiger Zauberer der eine muggelstämmige Hexe heiratete. Das Ganze ging in der heutigen Zeit nicht ohne gewisse Sicherheitsvorkehrung. Trotzdem schüttelte er rasch den Kopf. „Was Moody nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“ Seinen Vorsatz nach der Quidditcheuropameisterschaft auf Moodys Instinkt zu hören hatte er bereits völlig verdrängt. Hannah maß ihn mit einem kritischen Blick. „Ich bin nicht sicher, ob das....“ Er unterbrach sie. „Komm schon, Hannah. Ein bisschen Spaß muss erlaubt sein.“ Sie machte eine abwehrende Handbewegung. „Schon gut, Tatze.“, Müde rieb sie sich über die Schläfe. „Ich kenne da eine Kneipe...ziemlich neu...unten in Ottery St. Catchpole. Würde James sicher gefallen.“, begann sie. Sirius betrachtete sie unverhohlen abwertend. „Und woher kennst du die?“, entfuhr es ihm, obwohl er die Antwort bereits kannte. „Tatze.“, sie seufzte. Anscheinend tatsächlich dermaßen erschöpft, dass sie nicht einmal das Bedürfnis hatte zu kontern. „Es ist eine Quidditch Kneipe.“, erklärte sie weiter als hätte er sie nie unterbrochen. Sirius zuckte gleichgültig mit den Schultern. Vergaß dabei kurz, dass Ebonys Köpfchen auf seine Schulter lag. Doch das kleine Mädchen schlief ungehindert weiter. Sie wusste genau, dass er eigentlich interessiert nachgefragt hätte. Wenn er ihren Vorschlag nicht mit Dung in Verbindung gebracht hätte. Denn Sirius war in den meisten Fällen mindestens genauso Quidditch vernarrt wie James. „Wir könnten auch nach Muggellondon.“, schlug er stattdessen vor. „Remus hat erzählt, die Muggel verkleiden sich und verkaufen Sachen.“ Hannah nickte. „Schon.“, gab sie ihm Recht. Noch immer schmerzte ihre Hand. Doch Sirius Anwesenheit hatte es bereits deutlich erträglicher gemacht. Hannah verkniff sich ein Gähnen und griff unbewusst an ihr nacktes Handgelenk. Sie hatte gerade noch so daran gedacht die Armbanduhr im Treppenhaus abzunehmen. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, in was für einem Desaster der Abend geendet wäre, wenn sie es vergessen hätte. Sirius sah sie kopfschüttelnd an. Er wusste, dass sie normalerweise jede Idee begeistert hätte, die James blamierte. Doch ihre Reaktion war weniger als nichts. Widersprach sie, weil er ihren Vorschlag ignoriert hatte? Aber sie widersprach ja noch nicht mal. „Nimm mal die Füße hoch.“, forderte er sie schließlich auf. Hannah sah ihn perplex an, kam seiner Forderung aber nach. Langsam hob er seine Beine auf die Couch und streckte sie unter ihre, sodass sie keine andere Möglichkeit hatte als halb auf ihm zu liegen. „Was wird das?“, fragte sie skeptisch. Sirius deutete auf Ebony in seinem Arm, die er nun vorsichtig versuchte auf eines der Sofakissen zu legen. Nicht ohne weiterhin einen schützenden Arm, um sie zu haben. „Ich will sie ablegen, aber wenn ich es zu schnell mache, dann macht sie Theater.“, erklärte er kurz. Hannah zögerte und nickte schließlich. Es war offensichtlich, dass ihr der Körperkontakt unangenehm war. Fahrig fummelte sie an ihrer Butterbierflasche herum und mied es bewusst ihn anzusehen. Sirius kannte sie zu gut als es das es ihm entging. Er wusste mittlerweile inwieweit er sie provozieren konnte ohne ihren Fluchtreflex auszulösen, auch wenn es ihm nicht immer gelang. „Was würdest du tun, wenn es keinen Krieg gäbe?“, wechselte er abrupt das Thema. Sie blinzelte rasch. „Was bitte?“, fragte sie verwirrt. Sirius strich sich lässig das rabenschwarze Haar aus dem Gesicht. „Na, würdest du auch Auror werden?“ Sie überlegte kurz. „Es ist aber Krieg, Tatze.“ Er überging ihre Antwort gänzlich. „Ich glaube, ich würde Zonkos kaufen. Mit Krone versteht sich.“ Beiläufig strich er über Ebonys braunen Haarschopf. „Es wäre sicher lustig eine neue Generation von Unruhestiftern mit lebenswichtigen Utensilien zu versorgen.“ Ein kurzes Lächeln huschte über Hannahs Lippen. „McGonagall würde euch schneller Hausverbot in Hogwarts geben als du Quidditch sagen kannst.“ Sirius zwinkerte belustigt. „Der alte Drache würde sich freuen uns wieder zu haben.“ „Lass das Lily nicht hören!“ Sirius sah sich gestellt im Wohnzimmer um. „Siehst du Evans hier irgendwo?“ Hannah lachte leise. „Eine schöne Vorstellung.“, gab sie zu. „Also?“, wollte er wissen. „Was würdest du tun?“ Hannah legte den Kopf schief. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht. Ihre Identität war so eng mit diesem Krieg verbunden. Noch nie hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, was wäre wenn Frieden herrschte. Frieden! Das Wort echote unablässig durch ihren Kopf. Frieden würde bedeuten alle Todesser wären in Askaban. Auch Regulus. Unwirsch biss sie sich auf die Unterlippe. „Keine Ahnung.“, gab sie frustriert zu. Sirius, dem es inzwischen gelungen war, seinen Arm dem schlafenden Kleinkind zu entziehen ohne das es aufwachte, setzte sich auf. „Es ist nicht so wichtig, Feder.“, sagte er vorsichtig. Eigentlich hatte er versucht das Eis zwischen ihnen zu brechen. „Doch ist es.“, erwiderte sie störrisch. „Wir können nicht nur für den Krieg leben. Keine Träume zu haben ist irrsinnig.“ Er maß sie mit einem langen nachdenklichen Blick. „Du könntest mit einsteigen.“, schlug er ratlos vor. „Oder Quidditchkommentator in der britischen Liga werden.“ Sie hob den Blick und erleichtert stellte er fest dass sie grinste. „Immerhin habe ich Optionen.“, bemerkte sie. Sirius grinste zufrieden zurück. Seit dem Abend in der Konzerthalle hatte er keinen Annäherungsversuch mehr gestartet. Jetzt saßen sie alleine auf seiner Couch. Es hatte etwas normales, zur gleich war es völlig fremd. Diese ungewohnte Kommunikation mit ihr, in der sie beide einander nicht völlig sagten, was Sache war, sondern sich langsam antasten, strengte ihn an. Sein Herz machte jedes Mal einen Hüpfer, wenn sie ihn angrinste. Allein die Tatsache, dass sie sich noch nicht gestritten hatten oder Hannah aus irgendeinem für ihn unerfindlichen Grund gegangen war, konnte man als Erfolg verbuchen. Die Versuchung einen erneuten Annäherungsversuch zu starten war tatsächlich groß. Hannah räusperte sich und riss ihn aus seinen Gedanken. „Wir können nicht alles klein reden, was der Andere vorschlägt. So kommen wir nicht weiter.“, stellte sie überraschend ehrlich fest. „Außerdem geht es nicht um uns. Es geht um James und der hat eine fantastische Party verdient. Nichts langweiliges oder einfallsloses nur weil wir uns nicht einigen können.“ Sirius stutzte. Das Einzige was er ihrer Aussage entnommen hatte war das sie „uns“ gesagt hatte. Ebony ließ ein leises Röcheln verlauten. Hannah starrte ihn erwartungsvoll an. Okay, sie wollte definitiv eine Antwort. Vermutlich war die Sache mit dem „uns“ nicht das Ausschlaggebende gewesen. Was hatte sie noch mal gesagt? „Ähm...“, druckste er und rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Tatze!“ Hannah verdrehte die Augen. „Was machen wir mit James?“ Er sah sie an. Völlig unentschlossen. Natürlich hatte sie recht. Sie brauchten etwas episches. Etwas das zu ihnen passte. Etwas das James etwas bedeutete. Doch dann – ganz plötzlich – fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es war so einfach. „Ich weiß was.“, sagte er breit grinsend. Hannah hob skeptisch eine Augenbraue. „Und was?“ Sirius konnte es nicht lassen einen arroganten Tonfall anzuschlagen. Auch wenn er wusste wie sehr sie diese Art hasste. Er war einfach ein Genie. „Feder....“, tadelte er sie. „Es geht nicht um das Was.“ Sie sah ihn perplex an. Er konnte förmlich hören wie ihr Gehirn ratterte. Dann schien sie zu begreifen. „Oh.“, entfuhr es ihr begeistert. Sie schlug die Hand vor den Mund. „Oh.“, wiederholte sie und ein abenteuerlustiges Funkeln trat in ihre Augen. „Tatze, das ist genial!“ Er hatte mit Kreacher gerechnet als die schwere Eichentür zum Grimauldplatz Nr. 12 geöffnete wurde. Narzissa war nicht oft hier. In letzter Zeit jedoch, nach ihrer Hochzeit, war es ausfallend oft vorgekommen, dass sie dem Haus der Blacks einen Besuch abstattete. Es war definitiv ungewöhnlich, dass sie sich dazu herabließ Dienstbotenaufgaben nachzugehen. Das öffnen einer Tür gehörte in ihren Augen mit Sicherheit dazu. Seine Cousine schenkte ihm ein gestelltes Lächeln. „Wo warst du?“, fragte sie und ließ die Höflichkeitsfloskeln zur Begrüßung aus. Regulus hob müde den Blick. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie sehr ihn diese Frage störte, denn Narzissa ging absolut nichts an was er tat. „Was tust du hier?“, überging er ihre Frage harsch. Sie gab die Tür frei, nicht ohne sich zu vor prüfend auf dem Gelände vor dem Haus umzusehen. Es nervte ihn wirklich, dass sie offenbar den Eindruck hatte, er könne einen potentiellen Verfolger nicht eigenständig abschütteln. „Es ist Bella.“, sagte sie ernst. Jetzt im Licht der Eingangshalle konnte er deutlich erkennen wie blass sie war. Narzissa war immer blass, bei Tageslicht war es schwierig, die Nuance ihrer natürlichen Blässe von allem anderen zu unterscheiden. „Ist sie Tod?“, erkundigte er sich steif. Er war selbst überrascht von sich wie leicht diese Frage seine Lippen verlassen hatte. Narzissa schüttelte entsetzt den Kopf. „Nein, komm mit.“ Sie zog an seinem Hemd und er folgte ihr. „Wo ist meine Mutter?“, fragte er als sie den leeren Salon passierten. „Bei meiner Mutter.“, antwortete Narzissa. Sie schien keine Ambitionen zu verspüren ihn über mehr in Kenntnis zu setzen. So blieb ihm nichts anderes übrig als ihr durch das Treppenhaus hinauf ins Gästezimmer zu folgen. Es war stickig in dem engen Raum im zweiten Stock. Regulus war ziemlich sicher, dass Kreacher den Raum vernachlässigt hatte, seit dem sein Vater verstorben war. Seine Mutter beherbergte nur ungern Gäste über Nacht. Sie war der Meinung, dass es unnötig war. Eine Hexe oder ein Zauberer sollte stets in der Lage sein Nachhause zu apparieren. Besagter Hauself stand über seine Cousine Bellatrix gebeugt, die schlafend oder bewusstlos in dem Gästebett lag. Bewusstlosigkeit wollte Regulus eigentlich nicht in Betracht ziehen. Er war nicht sicher, ob Bellatrix überhaupt im Stande war bewusstlos zu werden. Schwäche stand ihr nicht. Kreacher versorgte mit zittriger Hand eine Wunde an ihrem Hals. Regulus konnte sein Zittern gut nach empfinden, er rechnete auch damit, dass Bella jeden Moment hochschrecken könnte und den Elfen attackieren würde. Ohne das Geschehen aus den Augen zu lassen wandte er sich an Narzissa. „Was ist passiert?“, fragte er kühl. „Warum bei Grindelwald hast du sie hier gebracht?“ Narzissa maß ihn mit einem strengen Blick. „Ich konnte sie nicht Nachhause bringen. Rodolphus darf das nicht wissen.“ Bellas Ehe mit dem ältesten Sohn der Lestrange war nicht immer harmonisch, doch war Rodolphus reich und sein Blut war mindestens so rein wie das ihre. „Wieso?“ Regulus hatte sichtlich mit seiner Beherrschung zu kämpfen. „Erkläre!“, forderte er gefährlich ruhig. Narzissa strich sich sorgsam das lange weißblonde Haar aus dem Gesicht. Sie warf einen prüfenden Blick hinüber zu ihrer Schwester und senkte bewusst ihre Stimme. „Der dunkle Lord benötigte eine Freiwillige.“, erklärte sie gedämpft. „Selbstverständlich fühlte sich Bellatrix dazu verpflichtet diesem Gesuchen nachzukommen.“ Regulus prüfte über Kreachers Kopf hinweg, ob sie weiterhin die Augen geschlossen hatte. „Freiwilligen? Wofür?“ Narzissa atmete hörbar aus. „Sein neuster Diener benötigte einen Anreiz.“ Sie schauderte und er kam nicht um hin zu bemerken, dass ihm ebenfalls ein eisiger Schauer den Rücken herunter lief. Denn Regulus wusste mit was für einem Geschöpf sich der dunkle Lord eingelassen hatte. Er trat einen Schritt auf den Hauselfen zu. „Kreacher, ich würde mir das gerne ansehen.“ Der Hauself entfernte sich, sichtlich erleichtert von seiner Aufgabe entbunden zu sein. „Natürlich, Meister Regulus.“ Er verbeugte sich so tief, dass seine Schlappohren den Boden berührten. „Kann Kreacher sonst noch etwas für Miss Zissy und den Meister tun?“ Regulus schenkte dem Elfen ein freundliches Lächeln. „Ich denke, ein Schnaps wäre hilfreich, Kreacher.“ „Sehr wohl, Meister.“ Mit einem lauten Plop verschwand der Elf. Regulus hielt den Atem an und entfernte vorsichtig die Kompresse von Bellatrix Hals, wobei er penibel darauf achtete sie nicht zu berühren. Zwei tiefe dunkle Einkerbungen prangten an ihrem Hals. Es war deutlich, dass ein Vampir seine Fänge in sie gestoßen hatte. Die umliegenden Hautpartien hatten sich in einem merkwürdigen violett Ton verfärbt. „Ich konnte sie nicht Nachhause bringen.“, beteuerte Narzissa abermals. Und nun verstand er. Es war etwas sehr intimes, wenn eine Hexe ihr Blut einem Vampir gab. Egal wie viele Differenzen Bellatrix mit ihrem Ehemann haben mochte, dies würde kein reinblütiger Zauberer tolerieren. Niemals! Er war nicht sicher, ob so ein Verhalten mit Ehebruch gleichzusetzen war. Vermutlich war es schlimmer. Es war wesentlich dies zu verbergen. Narzissa hatte getan, was sie tun hatte müssen, um die Familie zu schützen. Den Ruf zu schützen. Regulus konnte nicht anders als sie im Stillen für ihre Geistesgegenwertigkeit zu bewundern. Vorsichtig drückte er die Kompresse wieder auf die Bissstellen. „Ich ging davon aus, dass dieses Wesen...“, er rümpfte die Nase „...unsere Feinde schwächen soll.“ Narzissa nickte eilig. „Sicherlich.“, antwortete sie. „Doch ich werde mir nicht anmaßen die Beweggründe des dunklen Lords zu verstehen.“ Regulus fing ihren Blick auf. Er war nicht sicher, ob Zissy an ihre eigenen Worte glaubte. Ob da Zweifel in ihrem Blick lag. Es gab keine Möglichkeit es herauszufinden. „Er hat übertrieben.“, bemerkte er mit einem herablassenden Blick auf Bellatrix. „Freilich.“ Narzissa strich sorgsam ihren Rock zurecht. „Ich bin sicher, er hatte lange nicht so reines Blut.“ Regulus seufzte. Blut! Er hatte definitiv genug von dem Thema. Und definitiv zu viele Frauen in seinem Leben, die damit spielten. Tyler! Sein Kopf hämmerte und er massierte sich abwesend die Schläfe. „Es steht Bella nicht der Snack zu sein.“, kommentierte er schließlich. „Lass uns nachsehen, wo Kreacher bleibt.“ Narzissa bewegte sich unruhig auf der Stelle. „Zissy, ihr passiert hier nichts. Deine geschwisterlichen Gefühle in allen Ehren, aber keiner von uns möchte hier sein, wenn sie aufwacht.“ Widerstrebend stimmte Narzissa zu. Regulus war sicher, dass er recht hatte. So ungut jeder von ihnen mit einer geschwächten Bellatrix umgehen konnte, er war sicher Bellatrix selbst war darin noch um einiges schlechter. Kreacher hatte auf dem Küchentisch bereits zwei Gläser und eine Flasche Schnaps hergerichtet. Er wuselte hibbelig durch die Küche und gab immer wieder verschiedene Zutaten in einen Kupferkessel, der über dem Feuer hing. Es duftete fantastisch. Regulus hörte seinen Magen knurren, als hätte der Geruch ihm einen Grund gegeben sich zu melden. „Es dauert noch eine Weile.“, informierte ihn der Elf ungefragt. Regulus nickte dankbar und ließ sich gegenüber seiner Cousine nieder. Noch immer sah sie nicht aus als würde sie ihre übliche Fassung wieder gewinnen. Es war seltsam sie so zu sehen, denn Narzissa war normalerweise ein Vorbild in Disziplin und Perfektion. Er schenkte ihnen beiden ein Glas ein und warf einen flüchtigen Blick auf die große Uhr über der Tür. Ob Tyler immer noch bei seinem Bruder war? Bei dem Gedanken verzog er wütend das Gesicht. Narzissa, die seine Geste bemerkt hat, umklammerte zittrig ihr Glas. „Ich wollte dich wirklich nicht stören.“, versicherte sie. „Aber ich wusste nicht wohin.“ „Sie ist zu dir gekommen?“, erkundigte er sich beiläufig. Narzissa nickte langsam. „Ich vermute ihr war bewusst, dass sie eine Grenze überschritten hat.“, mutmaßte sie laut. Regulus zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. Er erinnerte sich noch zu gut, an Bellatrix Spielchen auf der Dinnerparty. Vermutlich kannte Bellatrix keine Grenzen. Sie war dem dunklen Lord hörig. Narzissa seufzte und nippte an ihrem Drink. Regulus stöhnte innerlich, Bellatrix war ihm eigentlich ziemlich egal, doch ihrer Schwester offenkundig nicht. Resignierend stellte er fest, dass es keine Möglichkeit gab, diese Situation zu ignorieren. Denn ob er wollte oder nicht Narzissa war ihm wichtig. Er leerte sein Glas in einem Zug und stellte es auf dem Tisch ab. „Gut.“, sagte er schlicht. „Wann kommt meine Mutter zurück?“ Zissys Augen weiteten sich entsetzt. Regulus griff nach ihrer Hand und drückte sie fest. „Deine Mutter wird sie nicht decken....“, stammelte Narzissa. „Meine Mutter setzt die Ehre der Familie über alles.“, belehrte Regulus sie kühl. Narzissa verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Selbst über die Ehe?“, fragte sie. Regulus wusste nicht ob, sie die Tragweite ihrer Frage verstand. Er zuckte mit den Schultern. „Meine Mutter ist nicht das Familienoberhaupt.“ Narzissas Blick verdüsterte sich. Er ging stark davon aus, dass es damit zu tun hatte, dass eine Frau egal wie alt sie war und welche Leistungen sie erbracht hatte, in einer reinblütigen Familie niemals über einem Mann stand. „Nein.“, entgegnete sie ziemlich leise. „Das ist sie nicht. Du aber auch nicht. Sirius wäre es, wenn mein Vater nicht noch unter den lebenden Weilen würde.“ Die Erwähnung seines Bruders schmerzte wie ein Stich in seinen Kopf. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum es ihn plötzlich der Art wütend machte seinen Namen zu hören. Tyler hatte ihn mit einer solchen Selbstverständlichkeit stehen lassen, um zu seinem Bruder zu verschwinden. Dabei hatte sie ihm Momente zu vor noch erklärt, dass es schwierig war mit ihm befreundet zu sein. Wie dumm musste sie gewesen sein ihm einen Eid zu leisten. Sirius selbstgefälliges Grinsen tauchte vor seinem inneren Auge auf und er ballte die Hände zu Fäusten. Narzissa, deren Hand noch immer unter der seinen gelegen hatte, sah verwirrt auf. „Regulus, ich wollte nicht....“ Er reagierte nicht auf sie. Ob sie wusste, wo Andromeda lebte? Andromeda würde wissen wo Sirius Wohnung sich befand. Und dann? Augenblicklich rügte er sich für den Gedanken vor der gutgesicherten Bleibe seines verräterischen Bruders auf zu tauchen. Um was? Zu sehen, was er und Tyler taten? Es war ein irrsinniger Gedanke und er verwarf ihn sofort. „Wir waren einen Trinken.“, unterbrach er Narzissas Versuche ihn zu beschwichtigen. „In der Nokturngasse und wir waren nicht ganz sicher, ob uns Auroren verfolgten. Deshalb übernachtet ihr hier.“ Er erhob sich. „Zumindest kannst du, dass meiner Mutter sagen, wenn sie heim kommt.“ „Ich?“ Narzissa schob das halbleere Glas von sich weg. „Deine Schwester, deine Lüge.“, informierte er sie desinteressiert. Es gelang ihm deutlich ihr den Eindruck zu vermitteln die Angelegenheit wäre damit abgeschlossen. Doch Narzissa, die die Beweggründe für seinen Sinneswandel nicht nachvollziehen konnte, hatte offenkundig keine Lust sich damit zufrieden zu geben. „Wo gehst du hin?“, wollte sie wissen. Überforderung stand ihr nicht. „In die Bibliothek.“, gab er widerwillig Preis. „Wozu?“ Für einen winzigen Moment spielte er mit dem Gedanken ihr die Wahrheit zu sagen. Ein verschmitztes Lächeln huschte über seine Lippen. Die Versuchung ihr zu sagen, dass er nach einer Auflösungen für magische Blutsschwüre suchte, um dieses verrückte Halbblut von seinem Bruder zu befreien, amüsierte ihn definitiv. Aber es war keine Option. Denn Narzissa ließ sich ebenso wenig in die Karten gucken wie er es tat. „Kennst du dich mit den Auswirkungen eines Vampirübergriffs aus?“, Narzissa schüttelte den Kopf und presste ihre schmalen Lippen eng aufeinander. Höhnisch hob er eine Augenbraue. „Na, also.“ Mit einem letzten Blick auf seine Cousine verließ er den Raum. Bereits im Treppenhaus roch es stark nach Farbe. Das Mehrfamilienhaus in dem Peter seine erste Wohnung bezog lag in direkter Nähe zur Winkelgasse. Es war eine hübsche kleine zwei Zimmer Wohnung, mit hohen Decken und einem Balkon, von dem aus man den Eingang zum Tropfenden Kessel beobachten konnte. Trotzdem war es ein Muggelhaus und sehr zu Hannahs Missfallen ohne Aufzug. Remus und sie waren den ganzen Vormittag damit beschäftigt Kisten und klein gezauberte Möbelstücke die Treppen hinauf in den vierten Stock zu schleppen. Denn Peters Wohnung war noch nicht ans Flohnetzwerk angeschlossen, aber Alastor Moody hatte bereits am Vorabend sämtliche Sicherheitszauber eingerichtet. Diese Prozedur veranstaltete er neuerdings bei dem Haus jedes Ordensmitglieds. Dummerweise schloss er einen Apparierschutz mit ein, weswegen ihnen nichts übrig blieb als in eine nahegelegene Gasse zu apparieren und alles hinaufzutragen. Keuchend kam Hannah in der Wohnung an und stellte den Karton auf einen riesigen Stapel in der Mitte des Wohnraumes. Remus, mindestens genauso erschöpft, lehnte sich hinter ihr an den Türrahmen. Er schnaufte laut. „Magie ist eine wundervolle Sache.“, bemerkte er ernst und rieb sich das verschwitzte Haar aus dem narbigem Gesicht. Hannah stimmte ihm wortlos zu. Peter kam abgehetzt aus dem Schlafzimmer. Er sah aus als wäre er völlig am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte er zugestimmt das James und Sirius die Wandgestaltung übernahmen. Natürlich war das Ganze in purem Chaos geendet. Weder James noch Sirius beherrschten die entsprechenden Zauber gut genug. Immer wieder machten sich Farbrollen und Pinsel selbständig. Als Hannah zum Dritten mal das Treppenhaus erklommen hatte, war sie sicher das ein Pinsel sich einen Fechtkampf mit einem Teppichmesser lieferte. Sie war sich ziemlich sicher das dies kein Versehen gewesen war. Der Pinsel hatte die Schlacht verloren und seine Borsten lagen noch immer in der halben Wohnung verstreut. Auch war sie ziemlich sicher, dass das lebensgroße Hippogreif Portrait an Peters Schlafzimmerwand nicht dessen Plan gewesen war. Peter hatte einen Schreikrampf veranstaltet den sie noch im untersten Stockwerk mitbekommen hatte. Doch James und Sirius waren offenkundig so stolz auf ihr Werk gewesen, dass Peter nachgegeben hatte. Obwohl der Hippogreif mehr einer Karikatur aus einem Kinder Comicbuch ähnelte. „War das alles?“, fragte Peter an Remus gewandt, während er die letzten Kisten in Augenschein nahm. „Sah so aus.“, antwortete Remus. „Zumindest solange deiner verrückten Mutter nichts Neues einfällt was du unbedingt noch brauchst.“ Hannah mochte die kleine rundliche Mrs. Pettigrew wirklich sehr gern. Doch sie hatte es etwas zu gut gemeint. Selbst Peters Kinderspielzeug hatte sie aufgehoben und gründlich verpackt. „Mal ehrlich, Würmchen, du hättest zumindest versuchen können etwas auszusortieren.“ Peter bekam knallrote Ohren und versank mit dem Kopf in einer der Kisten. „Ich sammle eben gerne, Feder.“, nuschelte er. „Oh, bei Krone sah das nicht anders aus.“ Sirius hatte den Kampf mit der Farbe offenbar aufgeben. „Ich musste wochenlang irgendwelchen Blödsinn von seiner Mutter zu ihm bringen. Sie hat damit gedroht mir nichts mehr zu essen zu geben.“ Er war übersät mit roten Farbspritzern. Trotzdem gelang es ihm dabei immer noch unwiderstehlich gut auszusehen. Hannah schluckte schwer. Sirius verstand ihre Gestik zum Glück falsch. „Da hast du wirklich nichts verpasst.“ Er hatte ein Talent dafür sie ständig daran zu erinnern was in ihrer Abwesenheit geschehen war. Zwischendurch war sie sich ziemlich sicher gewesen, dass er das mit Absicht machte. Auch wenn es ihm sehr präzise Gelang, so etwas beiläufig in eine Unterhaltung einfließen zu lassen. Hannah überging ihn. „Wann kommt Lily endlich?“, wollte sie stattdessen von James wissen. Auch er hatte sich inzwischen zu ihnen in den Wohnraum gesellt. Er sah nicht halb so eingesaut aus wie Sirius. „Ich weiß auch nicht so genau.“, gestand er mit einem prüfenden Blick auf seine Armbanduhr. „Ihre Schicht ist jedenfalls schon seit zwei Stunden um.“, merkte Sirius an. Hannah warf einen hastigen Blick zu den hohen Fenstern hinaus. „Was schon so spät?“ Sirius sah sie tadelnd an. „Du solltest dir echt eine Uhr anlegen, Feder.“ Hannah verzog das Gesicht zu einer Grimasse und unterdrückte den Impuls nach der Uhr in ihrer Hosentasche zu greifen. Sirius hatte definitiv ein Talent dafür sie an Situationen zu erinnern an die sie nicht denken wollte. Indessen warf Remus James einen wissenden Blick zu. „Was?“, fuhr Sirius dazwischen. Hannah grinste verschmitzt. Es war ein gutes Gefühl, dass er einmal genauso unwissend über die aktuellen Geschehnisse war wie sie. „Ich fürchte, sie geht zur Cartwrights Verhandlung.“, erklärte Remus ernst. Peter tauchte wieder hinter den Bergen von Kartons auf. „Das ist der Typ der den Minister umgebracht hat.“, klärte er Hannah sichtlich stolz auf. „Ja, ich weiß. Ich war im Orden. Danke, Würmchen.“ Sie klang ungewollt ziemlich giftig. „Wie soll er wissen wie konzentriert du zuhörst, während du mit Fletcher die Köpfe zusammen steckst.“, kommentierte Sirius kühl. Hannah warf ihm einen finsteren Blick zu. „Oder was auch immer du tust.“ James stöhnte frustriert auf und strich sich durch das rabenschwarze Haar. „Leute!“ Hannah biss sich auf die Lippe und verkniff sich den Konter zu Sirius Kommentar. Alleine mit ihm war es deutlich einfacher. Jetzt wo es einmal halbwegs normal sein konnte, schaffte er es offenbar nicht sie nicht gezielt zu provozieren. „Haltet mal den Klatscher flach.“ Sirius verschränkte bockig die Arme vor der Brust, hörte aber auf James. „Lily sollte sich das wirklich nicht an tun.“ Remus Stimme klang unruhig. Peter der sich inzwischen aus den Kisten befreit hatte öffnete eines der Fenster und sah hinüber zum Tropfenden Kessel. „Tom sagt, er hat zwei Kollegen von der Strafverfolgung davon reden hören, dass Cartwright den Kuss bekommt.“ Es musste Vorteile haben in der Nähe des Tropfenden Kessels zu wohnen. Tom, der zahnlose Wirt, war gut darin den neuesten Klatsch zu verbreiten. Der Kuss der Dementoren war eine abscheuliche Strafe. Hannah hatte ihm Orden bereits mitbekommen wie Dumbledore mit Mr. Potter über den Einsatz der Dementoren gesprochen hatte. Remus wurde blass. „Das führen sie nicht direkt durch, oder?“ James blinzelte rasch. „Keine Ahnung, Moony.“ Er sah sich nach Sirius um. „Crouch macht seine eigenen Regeln.“, bestätigte Sirius kühl. Es war deutlich das er diesen Crouch nicht leiden konnte. „Besonders macht er schnell kurzen Prozess.“ „Aber er stand doch unter dem Imperius Fluch.“, warf Hannah ein. „Das ist doch nicht fair. Er hatte keine Kontrolle.“ Sirius Blick verfinsterte sich. „Man kann sich dagegen wehren.“, belehrte er sie ernst. „Hannah dieser Kerl hat den Zaubereiminister umgebracht.“ „Aber...“, stotterte sie. Die Vorstellung das ein Unschuldiger für eine Tat bestraft wurde, die ein anderer durch seinen Körper verübt hatte, war unvorstellbar. Das war nicht fair. Nicht jeder Zauberer konnte die Kraft aufbringen sich gegen einen Imperius Fluch zu wehren. Selbst Auroren mussten diese Fertigkeit lange trainieren. Ein fürchterlicher Gedanke kam in ihr hoch. Regulus würde wissen wer es wirklich getan hatte. Er würde wissen unter wessen Imperius Fluch Mr. Cartwright gestanden hatte. So schnell der Gedanke gekommen war, so schnell verdrängte sie ihn auch wieder. „Das ist was das Ministerium tut.“, sagte Remus nachdenklich. Er betrachtete Hannahs entsetzten Gesichtsausdruck. „Sie brauchen einen Schuldigen, Schwesterchen.“ „Irgendetwas müssen wir tun.“, quiekte Peter. Sie wusste nicht, ob er mit wir das Ministerium meinte. Auch sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Hannah wusste, dass er derjenige Gewesen war, der bemerkt hatte, dass mit Lilys Kollegen etwas nicht stimmte. Sirius klopfte James kameradschaftlich auf die Schulter. „Evans schafft das schon.“ Remus schüttelte den Kopf noch bevor James Gelegenheit hatte zu antworten. Ein lauer Wind wehte von Draußen hinein. „Wir sollten sie dort rausholen.“ James sah Remus kurz an, dann wandte er sich um. „Nein, Tatze hat Recht.“, widersprach er ruhig. „Lily braucht das. Sie braucht einen Abschluss. Egal wie schrecklich es ist.“ Er blickte nachdenklich zu Boden. „Manchmal müssen wir sehen was geschieht, sonst begreifen wir es nicht.“ Alastor Moody hatte seine junge Rekrutin den ganzen Tag nicht aus den Augen gelassen. Lily Evans war durch aus ein talentiertes Mädchen. Im Gegensatz zu Potter und Black war sie pünktlich, zuverlässig und fleißig. Zähneknirschend musste er sich eingestehen, dass er auch die beiden Burschen ins Herz geschlossen hatte. Er konnte nicht behaupten sie wären faul oder dumm. Nein, beide waren talentiert und hatten das Herz am rechten Fleck. Evans jedoch packte noch einmal eine ordentliche Schippe drauf. Etwas über das er sich normalerweise nie beklagen würde. Aber heute wusste er, dass ihr genau diese Eigenschaft zum Verhängnis werden würde. Ihr Pflichtbewusstsein hatte sie auch nach Dienstschluss hinunter in den zehnten Stock getrieben. Moody hatte gehofft das ein Notfall Evans diesen Gang ersparen würde. Doch es gab keinen Notfall. Den ganzen Tag über war es ausgesprochen ruhig gewesen. Da Voldemort also nicht den Anstand besaß seine Spießgesellen im rechten Moment auf einen Angriff zu schicken hatte Moody beschlossen das Einzige zu tun was ihm blieb. Statt wie geplant in den Feierabend zu gehen war er mit Evans in den Aufzug gestiegen. Denn er konnte sie nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Es würde ihr nicht helfen. Alastor hatte viele Kollegen kommen und gehen sehen. Jeder von ihnen war einmal in dieser Situation gewesen. Er selbst konnte sich an jeden einzelnen Fall erinnern den er in seiner langen Laufbahn als Auror mit Nachhause genommen hatte. Er konnte nicht behaupten das es wenige gewesen waren. Am Schlimmsten war es stets gewesen, wenn man den Täter kannte. Wenn man ein Band zu ihm hatte. Meistens war es Schuld die einen beschäftigte. Die Schuld war ein übler Zeitgenosse. Es war nicht leicht sie abzuschütteln. Den sie konnte in den unterschiedlichsten Formen auftreten. Schuld darüber, dass man ein Vergehen nicht hatte verhindern können. Schuld daran, dass man die missliche Lage des Betroffenen nicht früh genug erkannt hatte. Schuld daran, dass man selbst nicht genug getan hatte. Das man mehr hatte tun müssen. Jedes Mal aufs Neue nahm er sich vor sich besser zu distanzieren. Professioneller vorzugehen. Aber es gab keinen passenden Mittelweg. Und wenn es einen gab, dann hatte er ihn noch nicht gefunden. Wie sollte dann ein junges Mädchen ihn finden können? Evans war nicht hysterisch. Sie zeigte ihre Emotionen nicht. Doch er wusste, dass auch sie mit der Schuld kämpfte. Auch hatte sie nicht einen Moment in Frage gestellt, warum er sie begleitete. Selbstdizipliniert wie sie war, hatte sie alle relevanten Akten und ihre Schreibunterlagen unter die Arme geklemmt. Selbst als sie gemeinsam den Aufzug verließen und die Kälte der Dementoren den langen Korridor bereits erfüllte, blieb sie ruhig. Mit dem lauten Klong, den seine Prothese verursachte, folgte er ihr den Gang entlang. Im Gerichtssaal hatten sich viele Menschen versammelt. Der Mord an einem Zaubereiminister war kein Kavaliersdelikt. Moody erkannte einige Vertreter der ausländischen Ministerien. Lily fand ein paar freie Plätze auf den oberen Rängen. Moody folgte ihr und ließ sich geräuschvoll auf dem Sitz neben ihr nieder. Den Vorsitz über die Verhandlung hatte Barty Crouch. Er wartete bereits ungeduldig darauf das Ruhe einkehrte. Die letzten Hexen und Zauberer nahmen ihre Plätze ein. Langsam verstummten die Gespräche, bis auch das letzte Stimmengewirr einer ernsten Stille gewichen war. „Bringt ihn rein.“, forderte Crouch herrisch. Die Dementoren scharten gierig auf ihren Plätzen. Sie nahmen die unruhigen Gefühle im Raum wahr. Ein Zauberer in einer pflaumenfarbenen Robe, wie sie die Mitglieder des Zaubergamots trugen, brachte Mr. Cartwright in den Gerichtssaal. Der Angeklagte nahm an teilnahmslos auf dem Stuhl im Zentrum des Raumes platz. Die massiven silbernen Ketten mit denen der Stuhl verbunden war rasselten und schlossen sich geräuschvoll um die Glieder des Mannes. Mr. Cartwright sah anders aus als Moody ihn von dessen Verhaftung in Erinnerung hatte. Der Zauberer war ausgemergelt und hatte stark an Gewicht verloren. Es war nur noch wenig lebendiges in seinem Gesicht. Moody kannte dieses Phänomen. Askaban veränderte die Menschen oft binnen weniger Tage. Auch die Möglichkeit das eine dauernde Kontrolle unter dem Imperius Fluch seinem Gehirn dauerhaft geschadet hatte, wollte er nicht ausschließen. Es kam vor. Es war selten. Aber es kam durch aus vor. Noch immer wurde kein Beweis dafür gefunden das Cartwright wirklich unter dem Imperius gestanden hatte. Es gab keinen Täter. Und Moody wusste zu gut, was dies für das Schicksal des Mannes bedeutete. „Sie sind Mr. Alexander Brian Cartwright?“, fragte Crouch harsch. „Rheinblut und Mitarbeiter der Toxologie des Zaubereiministeriums?“ Crouch saß kerzengerade auf dem Pult und blickte herablassenden auf den Mann herab. „Ja, Sir.“, krächzte Cartwright matt. Es gelang ihm nicht den Kopf zu heben und Crouch anzusehen. Der nahm davon offenbar keinerlei Kenntnis. „Sie sind angeklagt den Zaubereiminster am 17. April mit Hilfe von Wolfswurz ermordet zu haben.“ Ein unruhiges Raunen ging durch die Menge. Crouch nahm den Zauberer unbarmherzig ins Visier. „Haben sie während ihrer Tätigkeit im Ministerium dem Minister Wolfswurz verabreicht?“ Cartwright scharrte mit den Ketten an seinen Gelenken. „Ja, Sir....aber....“, In seiner Stimme lag die pure Verzweiflung. „Sie geben also zu diese Tat verübt zu haben?“ Crouch betrachtete den Angeklagten voller Abscheu. „Ja, Sir...aber...“ „Mehr müssen wir nicht wissen, Mr. Cartwright. Es ist nur zulässig auf die von dem Gericht gestellten Fragen mit ja oder nein zu antworten.“ Crouch wandte sich dem Zauberergarmot zu seiner Linken und Rechten zu. „Ich fordere für dieses widerwärtige Vergehen die Höchststrafe. Den Kuss eines Dementoren.“ Cartwright schrie. Einige Hexen und Zauberer auf den Zuschauerrängen begannen zu applaudieren. Lily Evans krallte sich krampfhaft an ihren Unterlagen fest, während Crouch den Garmot zur Abstimmung aufforderte. Fast ausschließlich alle Hände schossen in die Luft als Crouch um Zustimmung bat. Evans rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. Der Angeklagte schrie vor Verzweiflung. Er hatte begonnen sich gegen die Ketten zu wehren. Doch es war ein sinnloser Kampf. Moody hatte indessen die Familie des Ministers in den Zuschauerränge entdeckt. Die Witwe wirkte fürchterlich erschüttert. Ihr ältester Sohn musste sie stützen. Er mied es länger in ihre Richtung zu sehen, denn er wollte Evans keinen Anlass geben dieses Szenario zu bemerken. Es war ohnehin genug Schuld im Spiel. Sie musste sich nicht auch noch mit den Hinterbliebenen auseinandersetzen. Die Fackeln warfen große Schatten an das steinerne Mauerwerk. Die Dementoren hatten sich in Bewegung gesetzt. Moody dachte schlagartig daran, dass Albus ihren Einsatz durch das Ministerium verabscheute. Er hatte nie über ihre Aufgabe nachgedacht. Sie waren ein zwingendes Übel und das Ministerium nutzte ihre Fähigkeiten schon solange er sich erinnern konnte. Die Kälte der Dementoren überkam ihn. Moody selbst hatte bereits einige Male beim Kuss des Dementors zu gesehen. An jedes einzelne Mal konnte er sich erinnern. Normalerweise fand die Ausführung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Doch Barty Crouch hatte bereits einige Regeln im Kampf gegen Voldemort geändert. Es war ein kalkulierter Schachzug die Öffentlichkeit bei dieser Verhandlung zu sehen zu lassen. Politisch betrachtet war es sicher keine schlechte Idee. Denn sie hatten einfach zu wenig in der Hand. Bei jenen wenigen Todessern, die sie schnappten, brannte die Öffentlichkeit auf ihr Recht. Sie waren wie eine ungezähmte Meute, die jemanden bestraft sehen wollten. Für all das Übel das ihnen durch Ihn-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte zugefügt wurde. Zum Anderen diente eine Öffentliche Verhandlung der Abschreckung. Voldemort brachte Leute durch Angst dazu ihm zu folgen. Crouch demonstrierte, dass man sich auch vor dem Ministerium fürchten musste. Er bekämpfte Angst mit Angst. Einer der Dementoren hatte Cartwright inzwischen erreicht. Seine dunkle Gestalt schwebte wenige Meter über dem Opfer. Cartwright erschauderte. Sein Körper zitterte unkontrolliert, während der Dementor alle Glücksgefühle aus ihm heraussaugte. Die Fackeln flackerten und einige erloschen durch die Kälte der Dementoren. Der Zauberer hatte bereits jeden hoffnungslosen Kampf um seine Seele aufgegeben. Schwach war er in dem Stuhl zu einem Häufchen Elend zusammen gesagt. Es dauerte einen schrecklichen Moment bis etwas winzig silbernes aus seinem Mund heraus schwebte. Geradewegs auf den Schlund des Dementoren zu. Evans, neben ihm, wandte den Blick nicht von den Geschehnissen ab. Sie blieb stark. Einen Moment lang wünschte Moody sich, sie hätte zumindest die Augen geschlossen. Sich zumindest dieser letzten grausamen Erfahrung entzogen. Doch so war sie nicht. Er hatte bereits am Morgen gewusst, dass sie es durchziehen würde. Jedoch keimte der Wunsch in ihm auf seinen jungen Rekruten zumindest das letzte bisschen kindliche Unschuld zu bewahren. Er wusste selbst wie irrsinnig dieser Wunsch in jener Zeit war. Der Dementor nahm das silberne Abbild der Seele in sich auf. Cartwright blieb auf dem Stuhl zurück. Die Pupillen waren aus seinen Augen verschwunden. Es blieb nur eine weiße Leere zurück. Eine Schlafe seelenlose Hülle seiner selbst. Menschen, die nur wenige Minuten, noch zu vor applaudiert hatten waren nun verstummt. Die Hoffnungslosigkeit und das Schrecken dieser Tat stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Einige weinten, andere hatten die Hände vor die Augen geschlagen. Die Dementoren nahm ihr Opfer mit sich und verließen den Gerichtssaal. „Evans.“, sagte Moody zaghaft. Die junge Rekrutin hatte sich nicht gerührt. Krampfhaft hielt sie sich an den Unterlagen fest. Moody suchte ihren Blick, doch sie sah ihn nicht an. Unbeholfen tätschelte er ihre Schulter. „Es wird wieder, Evans.“, sagte er leise. „Glauben Sie mir.“ Als sie endlich sprach, wünschte er sie hätte es nicht getan. Ihre Stimme war brüchig. „Das ist nicht richtig, Boss.“ Er blickte in ihre ernsten grünen Augen und er wusste, sie hatte recht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)