Goldschimmer von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14 - Voodoo und andere Zaubereien ----------------------------------------- Jack rannte die Stufen hinauf und flog schon beinahe durch die Türe auf’s Deck. Erschrocken sprang Gibbs ein Stück zur Seite. „Sachte Captain, sonst rennst du mich noch um!“ Kurz orientierungslos schaute Jack nach links und recht und schlug dann mit den Händen in der Luft die Richtung zum anderen Ende des Schiffes ein. Sein Blick fiel auf Tortuga. Gibbs, der ihn mal wieder mit fragenden Blicken hinterher schaute, stellte verwundert fest, dass auch Jenn mit Elan die Treppen hinauf rannte und Jack auf das Deck folgte. „Was zum Geier ...?“ Der Anblick der beiden war auch zu merkwürdig. Jenn war halb bekleidet, die Haare standen in alle Richtungen, das Hemd hing aus der Hose und Jack sah auch nicht gerade wie aus dem Ei gepellt aus. Was die beiden wohl wieder unter Deck angestellt hatten ...? „Jack, was willst du mir zeigen?“ Außer Atem kam sie bei ihm an und stütze sich erschöpft mit den Händen auf den Knien ab. Er war gerade dabei, zwei seiner Leute herzuwinken und mit ihnen ein Beiboot zu Wasser zu lassen. „Wir segeln zum Ufer!“ „Zum Ufer? Was sollen wir denn schon wieder am Ufer?“ Sie packte ebenfalls ein Seil und half den Männern mit den Booten. „Der Hexe einen Besuch abstatten, die im Buch erwähnt wird. Hast du es dabei?“ Jenn nickte und legte ihre Hand auf ihre Tasche, die um ihren Körper geschlungen war. Ohne das Buch ging sie nirgends wo mehr hin. „DU kennst eine Hexe?“ „Ja, erstaunt dich das etwa?“ Jenn überlegte kurz. Nein, eigentlich erstaunte sie bei Jack nichts mehr so wirklich ... „Nein, eigentlich nicht.“ Er zwinkerte ihr zu, stieg in das Boot und streckte ihr hilfbsbereit seine Hand entgegen. „Danke, ich schaff das auch alleine!“ Gerade wollte Jack erwidern, dass der Boden doch ziemlich rutschig sei, als Jenn auch bereits mit dem Fuß ausrutschte und rücklings in das Boot hineinstürzte. „Ouuhh ...“ Schmerzvoll rieb sie sich den Rücken. ‚Oh man, warum muss das immer mir passieren?‘ Unter dem Lachen der restlichen Crewmitgliedern setzte sich Jenn vorsichtig auf ihren Platz. Ihr Wangen bekamen dadurch wieder diese störende, leicht rötliche, Farbe. „Ich habe dich gewarnt ...“ Auch Jack konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und erntete dafür gleich einen bösen Blick von Jenn. „Du musst lernen dich richtig zu bewegen. Auf dem Meer ist es nicht wie auf dem Land. Das ist mir auch nicht ganz geheur ...“ „Was?“ „Na das Land!“ Jenn wollte gerade ansetzen und ihn fragen ob er sich deshalb so merkwürdig bewegte, fand es aber für das Beste, doch den Mund zu halten. Immerhin hatte sich seine Art zu gehen mal wieder bewiesen. „Woher kennst du die Hexe Jack?“ Während Gibbs und die anderen drei Männer ruderten, hielt Jack seinen Blick auf den Kompass gerichtet. „Hmm?“ Gedankenversunken starrte er den Zeiger an, der mal wieder in die falsche Richtung zeigte. Zumindest seiner Meinung nach ... „Ich hab dich gefragt woher du sie kennst!“ „Wen Liebes?“ Sein Blick war immer noch auf dem Kompass gerichtet. Jenn stöhnte auf. „DIE HEXE!“ Erst jetzt richtete er seinen Blick wieder auf Jenn. „Ach so!“ Er klappte den Kompass zu und lies ihn wieder in seine Hosentasche gleiten. „Durch unverhoffte Zufälle und einer Verkettung unglücklicher Taten, die nicht durch mich ausgelöst wurden!“ „Ähm ... ja?“ Jack seufzte auf. „Ist doch egal woher ich sie kenne, tatsache ist, DASS ich sie kenne und wir nun auf dem Weg zu ihr sind, um hinter das Geheimniss zu kommen, dass wir nicht wüssten, wenn ich die Hexe nicht kennen würde, klar soweit?“ Nein, für Jenn war nichts klar. Aber sie hatte auch keine Lust mehr weiter zu fragen. Durch Jacks Erklärung war alles nur noch verwirrender geworden. Sie ruderten eine gute Stunde an der Küste entlang und Jenn befürchtete bereits, dass sie nichts mehr sehen würde, außer den weißen Strand. „Jack, wie lange soll das noch so gehen? Wann sind wir endlich da?“ „Ach, bald! Keine Sorge Liebes.“ Sie machte sich aber Sorgen. Sie wusste nur noch nicht, ob sie sich mehr Sorgen um sich, oder um Jacks zeitweis, merkwürdiges Verhalten machen sollte. Immerhin hatte er ja auch helle Momente. Aber seit er wieder auf diesen Kompass gestarrt hatte, war er wieder wie ausgewechselt und geistesabwesend. „Sag mal Jack, was ist das eigentlich für ein Kompass den du die ganze Zeit anstarrst und verfluchst?“ Irritiert schüttelte er mit dem Kopf. „Kompass? Was für ein Kompass?“ „Jaaaack!“ „Ach DIESEN Kompass ... nun ja, eigentlich geht es dich ja nichts an, aber ...“ Er zog den Kompass aus seiner Tasche und warf einen Blick darauf. „Dieser Kompass ist kein gewöhnlicher Kompass!“ „Nicht?“ Bevor Jack etwas sagen konnte, hatte Jenn ihn auch schon in ihrer Hand. Verzweifelt verfolgte er ihn noch mit seinen Händen, doch Jenn wich ihm aus und öffnete ihn. Sie machte ein enttäuschtes Gesicht. „Hm ... stimmt, der ist nicht gewöhnlich. Der ist kaputt denn er zeigt nicht nach Norden!“ Jack protestierte. „Der ist nicht kaputt! Das ist Absicht. Dieser Kompass zeigt nicht nach Norden, weil er auf das zeigt, was man am Meisten begehrt!“ Jenn schaute Jack an und lachte auf. „Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?“ „Warum nicht?“ Sie klappte ihn nochmals zu, schüttelte ihn – dass Jack wieder besorgt die Hände nach ihm ausstreckte – und öffnete ihn ein zweites Mal. „Der muss kaputt sein!“ Sie runzelte die Stirn. Ihr Blick wanderte zwischen Jack und dem Nadel hin und her. Was sollte das? ‚Wieso zeigt er auf Jack?‘ „Zeig mal her!“ Er beugte sich vor und warf von oben einen schiefen Blick auf die Nadel. Er drehte sich kurz um und grinste zufrieden. „Der ist kaputt Jack! Garantiert!“ Schmollend klappte sie ihn wieder zu. „Nein ... ist er nicht.“ Irritiert schaute sie ihn an. „Schau mal!“ Er drehte sich um und zeigte auf eine große Hütte die in einer dunklen Ecke des Flusses stand. Jenn schaute sich erschrocken um. Sie hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie sie das Meer verlassen hatten, und auf den kleinen Fluss abgedriftete sind. Zwischen den Palmen, die am Flussufer standen, schien etwas Mondlicht hindurch. Das meiste Licht jedoch, kam von den Fackeln, die vor der Hütte im Boden steckten. „Wie sind wir hier verflixt nochmal hergekommen? War ich so abwesend, dass ich das nicht mitbekommen habe???“ Verwirrt schaute sie sich um. „Tja Liebes, das nennt man ‚Zauberei ...‘. Bei dem Wort Zauberei musste Jenn schlucken. Eigentlich hatte sie nie an so einen Hokuspokus geglaubt. Doch seit sie Jack kannte, war irgendwie alles möglich ... Langsam legten sie am Steg an und banden das Boot daran fest. Jenn bekam ein flaues Gefühl im Magen. Irgendetwas war an diesem Ort seltsam. Die anderen Crewmitglieder schienen das ganze bereits zu kennen und machten ein sorgloses Gesicht. ‚Ich wäre auch gern so entspannt.‘ Sie seufzte. Ihr Blick fiel auf Jack. Er dagegen schien schon etwas angespannter zu sein. Er hatte wieder diesen wachsamen Blick, den sie schon öfters bei ihm beobachtete, wenn er das Gefühl hatte, dass die Sitation nicht mehr allein in seinen Händen lag. „Dann lasst uns mal rein in die gute Stube!“ Jack drückte mit Kraft gegen die Türe und ein unangenehmes quitschen durchdrang den Raum. Alle hoben sich schützend die Ohren zu. Bis auf Jack. Dieser stand etwas nervös im Raum und hielt nach irgend jemandem aussschau. Jenn dagegen stand mit offenem Mund im Zimmer und bestaunte die Einrichtung. Überall hingen Ketten und Spiegel, Kerzen brannten im ganzen Zimmer und ein stechender Geruch lag in der Luft. Es lag etwas geheimnisvolles im Raum und Jenn überkam der Verdacht, dass Jack mit seiner Zauberei gar nicht mal so unrecht hatte. „TIA DALMA?“ Jack hielt sich die Hände vor den Mund und rief nach einer Person, die anscheinend diesen seltsamen Namen trug. Jenn konnte sich nicht erinnern, dass Jack diesen Namen bisher in ihrer Gegenwart erwähnt hatte. „Wer ist Tia Dalma?“ Sie flüsterte zu Gibbs rüber der sich nebenher im Raum umsah. „Tia Dalma ist eine Freundin von Jack. Wenn man das so nennen kann. Sie hat ihm schon oft aus der Patsche geholfen.“ Sie wollte gerade nach den ‚Patschen‘ fragen als eine Frauenstimme die Stille durchbrach. „Jaack Spaarooow ...“ Jack fuhr herum und starrte in das schwarze, grinsende Gesicht von Tia Dalma. „Tia Dalma! Wie schön dich mal wieder zu sehen!“ Er deutete eine Verbeugung an und küsste ihr die Hand. Jenn zog dabei eine Augenbraue nach oben und ein kleiner Anflug von Eifersucht kam in ihr hoch. Doch bevor sie dieses Gefühl richtig deuten konnte, rief sie sich selber wieder zur Besinnung. ‚Was soll das Jenn! Führ dich nicht so auf wenn er einer anderen Frau die Hand küsst!‘ Und doch ... störte es sie irgendwie. „Was führt dich denn hier her Jack? Glaubst du, ich gebe dir auf deine Frage eine Antwort?“ Sie ging an ihm vorbei und grinste seine Crew an. „Ähm ... Welche Frage meinst du denn Tia Dalma? He hehe ..he ...“ Was war auf einmal mit Jack los? Jenn beobachtet, wie er sichtlich nervöser wurde. „Ohhh Jack ... die Frage die du dir seit einiger Zeit stellst. Seit einer bestimmten Nacht.“ Jack schluckte. „Tia, Liebes, ... wir sind hier weil wir von dir wissen wollen was du über Higgins weißt.“ Tia grinste Jack geheimnisvoll an und schritt an Jenn vorbei. Sie musterte sie von oben bis unten. Nun war es an Jenn zu schlucken und trat eingeschüchtert einen Schritt zurück. „Gute Wahl Jack, gute Wahl!“ „Wahl? Was für eine Wahl?“ Irritiert schaute sie erst Tia, die vor sich hingrinste, dann Jack an, der nur mit den Schultern zuckte und ein Zeichen mit den Händen machte, das wohl heißen sollte, dass Tia verrückt war. „Was willst du genau wissen Jack?“ Ruckartig drehte sie sich zu ihm um und er lies seine Hände hinter dem Rücken verschwinden. „Was weißt du über Higgins. Was wollte er hier?“ Er setzte sich auf einen Stuhl und schaute sie abwartend an. „Nein, nein, nein Jack. Misch dich da nicht ein! Das ganze geht nicht gut aus!“ „Ach Tia Dalma, du siehst alles viel zu schwarz!“ Er wedelte abwertend mit der Hand. Jenn dagegen hatte das Gefühl, dass man ihre Warnung ernst nehmen sollte. „Jack! Du hast ja keine Ahnung worauf du dich da einlässt! Und vorallem, wen du alles damit in Gefahr bringst!“ Sie stürmte auf Jack zu und kam mit ihrem Gesicht gefährlich nahe an seins heran. So, dass Jack ein Stück nach hinten wich. „Ich habe schon schlimmes mitgemacht, das weißt du.“ „Ja, ja! Ich kenn deine Abenteuer!“ Sie lies wieder von ihm ab und ging zu einem großen Schwarzen Kessel, der dampfend auf einem Feuer stand. Nun konnte Jenn auch sagen, woher dieser beißende Geruch kam. „Vielleicht hast du schon schlimmeres mitgemacht Jack, aber hat auch sie das?“ Sein Blick fiel auf Jenn, die ihn nur mit fragenden Augen anschaute. Tia hatte Recht. War Jenn überhaupt in der Lage so ein Abenteuer durchzustehen? Hätte er vielleicht doch anders handeln sollen und ihr das Buch einfach abnehmen und verschwinden sollen? „Aaah, du hast zweifel Jaaack.“ Tia Dalma grinste über das ganze Gesicht und schaute ihn durchdringend an. „Tia, mach dir keine Sorgen, sag uns einfach nur was du weißt, ja?“ Tia verzog das Gesicht. Ihr war es überhaupt nicht Recht, dass Jack einfach so das Mädchen überging. „Na gut, wie du willst, Jack ...“ Zufrieden nickte er ihr zu. „Vor vielen Jahren kam ein Captain zu mir. Ein großer Seefahrer und Herr der Meere. Er hatte von einem Ort gesprochen, der für normalsterbliche nicht so einfach zu erreichen sein sollte ... Ich hatte ihn gefragt, wofür er solch einen Ort benötigte.“ „Und? Was hatte er gesagt?“ Sie drehte sich zu Gibbs um, der diese Frage gestellt hatte und trat auf ihn zu. „Das wollte er mir nicht sagen. Aber ich habe es eh schon gewusst. Tia Dalma weiß alles.“ Sie grinste Gibbs an und ging zu Jenn hinüber. „Doch ich konnte ihm nur sagen, was er für dieses Versteck benötigt, nicht aber wo es sich befindet. Selbst ich weiß das nicht.“ Entäuscht maulte Jack aus der Ecke hervor. „Wenn du es nicht weißt, wer dann?“ „Das Buch Jack!“ Bei dem Wort Buch riss sie ihre Augen auf und fuchtelte mit den Händen durch die Luft. Jack schmunzelte in sich hinein. Mal wieder legte sie mehr Dramatik in die Sache, als es eigentlich nötig war. „Das Buch hat uns aber nicht geholfen Tia!“ Nun war es an Jenn die sich einmischte und Tia Dalma musterte das Mädchen erneut. „Gib es mir!“ Sie streckte ihre Hand nach Jenn aus und unentschlossen blickte sie zu Jack. Dieser nickte ihr einstimmend zu. Tia konnte man vertrauen. Etwas widerwillig griff sie in die Tasche und gab Tia das Buch in die Hand. Ihr fiel auf, dass sie das selbe Gesicht machte wie Jack, als er es zum ersten mal in den Händen gehalten hatte. Irgendwie ... so fasziniert? Bewundernd drehte Tia Dalma es im Kerzenlicht, so, dass wieder ein goldener Schimmer durch den Raum drang. Tia verfolgte diesen Schimmer und war nicht einmal sonderlich überrascht, als er auf Jenn zeigte. „Öffne es!“ Sie streckte es ihr wieder entgegen. ‚Geben, nehmen, wieder geben ... kann die sich mal entscheiden?‘ Mit hochgezogenen Augenbrauen nahm sie ihr das Buch ab. Tia sah ihr die Verwirrung an. „Nur du kannst es öffnen Schätzchen.“ Jenn bekam große Augen. „Nur ich? Wie das denn?“ Verwirrt wanderte ihr Blick zwischen Jack und Tia. „Du bist die Auserwählte. Zu dir ist das Buch gekommen. Das Gold lügt nie ...“ Ihr Blick blieb an Jack hängen der nur entschuldigend die Hände hob. Jenn war sauer. Wieso hatte Jack ihr das nicht gesagt? Er hatte es die ganze Zeit gewusst. Sie warf Jack noch einen kurzen bösen Blick zu und öffnete dabei das Buch. Alle starrten gespannt auf Tia Dalma, ob sie vielleicht was anderes herausfinden würde als Jack und Jenn das bereits getan hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)