Das Erbe Artemesia`s von abgemeldet (Part 1) ================================================================================ Kapitel 1: Kriegerin -------------------- Die Schatten ziehen sich zusammen. Die kalte Nachtluft scheint leicht zu vibrieren, während sie nacheinander auf die Lichtung treten. Leise schleichen sie aufeinander zu, jeder von ihnen auf das äußerste Gespannt. Nun streicheln kleine Regentropfen über ihre mimiklosen Gesichter. Die Schatten sind jetzt nur noch je fünf Schritte voneinander entfernt. Jeder starrt seinem gegenüber entschlossen in die Augen. Auf einmal zerreist ein Schrei die Stille, einer der Schatten sackt in sich zusammen. Er hat ein kleines Loch in der Brust, aus der das Blut heraus quillt. Eine junge Frau steht mit einem Schwert, das an seiner Spitze voller Blut ist, hinter dem totem Schatten. Die anderen vier stoben auseinander und verschwanden in der Dunkelheit. Das, um was sie außen herum gestanden hatten, ließen sie achtlos liegen. Die Frau trat auf die Lichtung und nahm es an sich. Sie drehte sich um und lief mit schnellen, festen Schritten von der Lichtung. Nach wenigen hatte sie die regnerische Nacht verschlungen. Das Zimmer wurde nur schwach von einigen kleinen Kerzen beleuchtet. Doch das machte der Frau, die auf einem Stuhl am Tisch in der Mitte des Zimmers sitzt, nichts aus. Ihre Augen konnten selbst bei schwachem Licht so viel sehen wie am helllichten Tag, denn es waren die Augen einer Elbin. Um genau zu sein die Augen der Elbe Izuna, der Herrin des Aronwaldes. Sie trug ein silbriges Gewand, das mit buntem Stickereinen verziert war. Ihre langen, brauen Haare reichten ihr bis zur Taile und war leicht gelockt. Es war hinten mit einer silbernen Spange zusammengehalten, so dass es einen lockeren Zopf ergab. Izuna hatte ein schmales, längliches Gesicht und stechende grau-blaue Augen. Ihr Teint war sehr hell und vornehm und die spitzen Ohren waren ungewöhnlich lang, selbst für eine Elbe. Izuna sah von ihrem Buch auf, als jemand in ihr Zimmer tritt. Es war eine Frau, mit nassen, schwarzen Haaren. In ihrem Gürtel steckte ein blutverschmiertes Schwert. In ihren Händen hielt sie etwas umklammert. „Kiana. Schön das du es geschafft hast.“, sagte Izuna und lächelte. Kiana lächelte nicht zurück. Auch sie war eine Elbe, doch sie hatte im Gegensatz zu Izuna schulterlange, pechschwarze Haare und braune Augen. Kiana war in ein dunkelblaues Gewand gekleidet, das aus einem Hemd bestand, das etwas über die Hüfte reichte und einer engen Hose. Sie hatte schwarze Stiefel an, die ihr bis unters Knie reichten und einen silbernen Gürtel, an dem das Schwert hing. Ihre Ohren waren nicht so lang wie die Izunas, was bedeutete, dass sie von einem niedrigeren Stand war als die Herrin. „Ich habe es.“, sagte Kiana knapp und hielt Izuna den Beutel hin, den sie vorher so fest umklammert hatte. „Sehr gut“, lobte sie Izuna und nahm den Beutel an sich. Nur kurz warf sie einen Blick hinein und auf ihren Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab. „Kann ich jetzt gehen?“, frage Kiana kurz angebunden. „Nein“, antwortete Izuna. Kiana schaute jetzt erstaunt, „aber ich habe meinen Auftrag doch zu Ihrer Zufriedenheit ausgeführt, oder?“ „Ja, aber was soll ich mit ihm hier? Er muss zum Rat gebracht werden und ich kann mein Reich nicht verlassen“ Die Herrin blickte Kiana in die haselnussfarbenen Augen. Diese schaute zu Boden. „Kann ich von dir verlangen, nein darf ich von dir verlangen es zu dem Rat zu bringen?“, obwohl Izuna genau wusste, das Kiana es natürlich weiterbefördern wird. „Natürlich.“, lies Kiana nun verlauten. „Ich danke dir. Ich werde dir eine meine Dienerinnen als Begleiterin aussuchen.“, sagte die Herrin des Aronwaldes. „Ich würde lieber allein gehen, Herrin.“, meinte Kiana vorsichtig. Sie wusste das, so nett dir Herrin auch war, Kritik nicht gerne hörte und Abweißungen auch nicht. Für eine normale Elbe wäre es eine hohe Auszeichnung gewesen, wenn Izuna, die Herrin des Waldes, ihnen eine ihrer persönlichen Dienerinnen zur Verfügung stellen würde. Doch Kiana war keine normale Elbe. Sie mochte die Gemeinschaft nicht und das war sehr selten unter Elben, die normalerweise gerne in Gruppen lebten. Kiana konnte das nicht, sie braucht ihre Ruhe. So passte es ihr also auch nicht, dass sie eine Begleiterin bekommen sollte. „Ich werde eine geeignete Begleiterin finden, glaub mir“, sagte Izuna. „Nun, wie Ihr wünscht.“, war das einzige was Kiana dazu noch einfiel. Izuna stand auf und gab das Päckchen in eine Truhe und schloss sie ab. Die Kriegerin machte eine tiefe Verbeugung vor Izuna und verließ das Zimmer. Lautlos ging Kiana den Gang zu ihrem Zimmer entlang. „Ob es das wert war?“, fragte sie sich im Stillen, „war es wirklich Wert dafür meinen Job als Wächterin aufzugeben?“ Die Fackeln flackerten leicht, als sie mit sichern, schnellen Schritten den Gang entlang eilte. Vor der letzten Tür des Ganges blieb sie stehen und stieß sie auf. Langsam schritt sie in den dunklen Raum und machte die Tür hinter sich wieder zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)