Das Weihnachtswunder von April_Eagle_Wilcox (- Merry Christmas eyeryone -) ================================================================================ Kapitel 3: Eine Schlittenfahrt und "überwältigender" Schnee ----------------------------------------------------------- Der nächste Morgen verlief eher ruhig. Alle wollten den ersten Urlaubstag in vollen Zügen genießen und somit war erstmal ausschlafen angesagt. Später stärkten sie sich gegen halb 12 alle mit einem ordentlichen Frühstück. Da alle gern etwas draußen unternehmen wollten, machten sich die Jungs daran die Pferde einzuspannen. So konnte auch April auf eine längere Strecke mit und falls den anderen einmal die Puste ausging konnten sie gemütlich im Schlitten die Füße ausruhen. Der Verpflegungskorb war auch gepackt und alle in dicke Jacken, Mützen und Schals gehüllt – Decken lagen im Gespann. Die Frauen nahmen neben April im Schlitten Platz, die die Zügel in der Hand hielt, während sich die Herren der Schöpfung in die Sättel schwangen. Steed und Nova hatten sie ebenfalls aus Yuma mitgenommen und so nahm Saber auf seinem Ross Platz und Fireball auf der guten Nova. „Hey, Pink steht Dir, Kleiner!“, grinste Colt ihn hämisch an und gab seinem Pferd die Sporen, um außer Reichweite des Rennfahrers zu kommen, der ihm wutschnaubend hinterher galoppierte. Die Anderen schüttelten nur lachend den Kopf und setzten sich ebenfalls in Bewegung. Die Gegend war einfach herrlich, überall herrliche Pisten und die verschneiten Wälder dazu, gaben ein märchenhaftes Bild ab. Auch Sabers Hund Scotty und Aprils junger Husky Silver tollten im Schnee. Es so sah wirklich aus, wie man sich das Winter-Wonderland vorstellen würde. An einer geeigneten Stelle hielt die Karawane an, damit die Rasselbande rodeln konnte. April blieb mit Mrs Rider zurück im Schlitten. Beide hatten sich in dicke Decken gehüllt und wärmten sich innerlich mit einer Tasse Tee aus den mitgebrachten Thermoskannen. Die beiden Frauen unterhielten sich über dies und das, aber vor allem über Schwangerschaft und Geburt. Da April keine Mutter mehr hatte und keine ihrer Freundinnen bereits ein Kind hatte, brannten ihr einige Fragen auf den Lippen, die sie doch lieber von einer Mutter, als von einem Arzt hören wollte. Sabers Mutter war ihr schon immer sehr sympathisch gewesen und das beruhte auch auf Gegenseitigkeit. Anfangs hatte sich Mary Rider sogar gewünscht, ihr Sohn und April wären zusammen gekommen. Aber dies lag in der Hand des Schicksals und schließlich stellte ihnen Saber Sincia vor, von der sie ebenfalls begeistert war. Mrs Rider schmunzelte. Sie konnte die junge Frau sehr gut verstehen und beantwortete geduldig ihre Fragen. Nebenbei versuchte sie, ihr gut zuzureden und die Angst zu nehmen, die von Tag zu Tag in April wuchs. Sie hatte fast das Gefühl, dass mit dem Bauch auch die Ängste an Größe und Umfang zunahmen. Sie war glücklich, endlich jemanden zum Reden zu haben. Plötzlich kam aus dem Nichts ein Laserschlag, der über den Schlitten hinweg sauste und vor den eingespannten Pferden einschlug. Sie Pferde scheuten sofort und galoppierten mit einem Ruck panisch davon. April und Mrs. Rider verloren im Gespann das Gleichgewicht und wurden nach hinten geschleudert. „Deckung! Outrider!“, schrie Fireball und drückte Sincia mit sich in den Schnee. Blitzschnell griff Commander Eagle nach Robin, um sie in Sicherheit zu bringen, genauso wie der Mr. Rider nach Josh, der sich gerade neben ihm befand. Auch die anderen Pferde scheuten, wobei die Jungs sie ziemlich schnell wieder unter Kontrolle hatte. Colt und Saber schwangen sich auf die beiden mechanischen Pferde, in der Hoffnung so die durchgehenden Pferde schneller einholen zu können. Der treue Scotty folgte kläffend seinem Herrn, auch wenn dieser viel zu schnell für ihn war. Währendessen zogen die übrigen Männer ihre Blaster und schossen den 6 Schiffen entgegen, die mittlerweile unentwegt auf die Flüchtlinge schossen. „Haben die ihre Waffen denn immer dabei?“, schoss es Robin durch den Kopf, wobei sie zugeben musste, dass sie in der Situation gerade, ganz froh darüber war. Zusammen mit Josh und Sincia hatte sie sich in Deckung begeben, während Commander Eagle und Mr Rider den Himmel säuberten. Nach einigen Minuten war der Spuck vorbei. „Und da sag mal noch einer, wir würden zum alten Eisen gehören!“, lachte der Commander und schob den Blaster wieder ein. Und auch die anderen Männer stimmten lachend mit ein. Silver, die die ganze Zeit versucht hatte, die Bösewichte in die Flucht zu bellen, kam schwanzwedelnd zum Vater ihres Frauchens. Nur Fireball war alles andere zumute als zu lachen. „April – was ist wenn ihr etwas geschieht. Was ist mit dem Kind?“ Ohne weiter auf die Anderen zu achten, rannte er zu einem der Pferde, schwang sich in den Sattel und hetzte das Tier der Spur des Schlittens nach. Als Mr. Rider Fireball sah wurde auch ihm wieder schlagartig klar, dass dort ja auch seine Frau in Gefahr war. „Los Kinder – hinterher!“, trieb er die anderen an. Sincia beugte sich zu Robin: “Gut das Mary das nicht mitbekommen hat.“ April und Mrs. Rider versuchten sich auf dem Wagen wieder hoch zu rappeln. Als sie dies geschafft hatten versuchte April an die Zügel zu kommen. Aber durch den Bauch war das gar nicht einfach. Colt und Saber waren ihnen dicht auf den Fersen. Als das Galoppieren nicht mehr ausreichte, nahmen beide den Weg durch die Luft. „Haltet durch, gleich haben wir Euch!“, rief Colt den Frauen zu. Der Schotte und der Cowboy platzierten die Mecha-Pferde jeweils links und rechts neben den beiden Schimmeln und griffen in die Zügel. „Hooooooooooooooooooooooowwwwwwwwwww“, gaben sie gleichzeitig den Huftieren mit tiefer Stimme zu verstehen, dass sie anhalten sollen. Nach und nach wurde der Schlitten langsamer, bis er schließlich zum Stehen kam. Beruhigend tätschelten die beiden Retter die edlen Tiere und stiegen von Nova und Steed. „Mutter! April! Seid ihr beide okay?“, wollte Saber wissen und reichte den Beiden die Hand, um erst einmal aus dem Schlitten zu klettern. „Ja, mein Sohn, bis auf den Schrecken und ein paar blaue Flecke ist alles in Ordnung“, beruhigte sie ihren Sohn. „Aber April, meine Liebe, was ist mit Dir?“, blickte sie besorgt die junge Frau an, die blass und mit zitternden Knien den Schlitten verließ und sich die Hand an den Bauch hielt. Colt ging sofort zu ihr und griff ihr unter die Arme: „Prinzessin? Hey, alles noch an seinem Platz?“, fragte er in seiner typischen, unbedachten Art. „Keine Sorge – alles okay!“, meinte April und war froh über die Stütze des Cowboys. „Mir sitzt nur der Schreck noch in den Knochen und die Angst um das Kind.“, erklärte sie weiter. Die beiden Männer geleiteten die Frauen zu einem umgestürzten Baumstamm am Wegesrand, wo sich beide erst einmal hinsetzen konnten. In diesem Moment kam ein panischer Fireball angerast, hielt das Pferd an, sprang vom Rücken und raste auf die kleine Gruppe zu. „APRIL; APRIL! Ist Dir was passiert? Was mit dem Kind?“, ließ er sich vor ihr in den Schnee sinken. Aufgeregt und mit der Angst ins Gesicht geschrieben, legte er die kalten Hände auf den gewölbten Mantel. „Nein Shinji, alles okay. Alles ist gut.“, erklärte sie dem werdenden Vater und wurde im nächsten Moment stürmisch und erleichtert gedrückt. Noch nie hatte Fireball solch eine Angst verspürt. Bei den Gefechten mit den Outrider bekam man es nicht selten mit der Angst zu tun, aber heute – das hier, das waren sein Kind und seine Frau. Und das änderte die Sache gewaltig. Sein Pferd keuchte und schwitzte extrem. „Sag mal, wolltest Du das Pferd umbringen?“, fragte Colt den aufgebrachten Neuankömmling. „Lass gut sein Colt – Du hättest es für Robin vermutlich auch so getan!“, mischte sich nun Saber ein und Colt musste zugeben, dass er mal wieder Recht behielt. „Am Besten, wir gehen zurück, die anderen machen sich sicher schon Sorgen. Mir gefällt das ganz und gar nicht. Wir sind hier nicht geschützt. Ich bin dafür, den Urlaub leider abzubrechen und nach Hause zu fahren.“, meldete der Schotte seine Bedenken an. „Jawohl ja und dann machen wir den Phantomfrostbeulen die Hölle heiß!“, juckte es Colt förmlich in den Fingern. „Und ich hatte mich schon so gefreut.“, meinte April traurig und blickte zu Boden. „Ich weiß mein Schatz, wir holen es nach – versprochen. Aber jetzt ist es einfach zu gefährlich“, versuchte Fireball, seine Frau aufzumuntern. Saber drängte die anderen zur Eile. Man konnte nie wissen, wann die Aasgeier wieder zuschlagen würden. Die Männer halfen den beiden Damen wieder in den Schlitten und Fireball setzte sich nach vorne und fuhr den Wagen. Colt führte Fireballs Pferd am langen Zügel hinter sich her. Auf halbem Weg kam ihnen der Rest der Karawane entgegen und erkundigten sich sofort nach dem Zustand der beiden Ladies. Nachdem dies geklärt war, gab es eine kurze Lagebesprechung und auch die älteren Herren fanden es besser, die Zelte abzubrechen und nach Hause zu fahren. „Heute werden sie nicht mehr angreifen, die Chance müssen wir nutzen und hier weg!“, entschied der Commander. In der Zwischenzeit ging es in der Outriderbasis laut her. „Bin ich denn nur von Idioten umgehen! Wer hat diesen Befehl gegeben!“, schrie Jesse die Basis zusammen, dass die Wände wackelten. „Warum gehen wir nicht gleich zu ihnen, klopfen an und fragen ob wir mit um den Weihnachtsbaum tanzen dürfen und….?“ „Um einen Weihnachtsbaum tanzen? Was ist das?“, unterbrach ihn einer der Wrangler, was Jesse fast zum Platzen brachte. Sein Kopf lief vor Zorn tief rot an. „Ihr hohlköpfigen Blecheimer!“, knirschte der Kommandant mit den Zähnen über diese Respektlosigkeit als Krönung der jüngsten Vorkommnisse. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich und er zog seine Augen zu Schlitzen zusammen, was den Outridern schon mulmig werden ließ. Langsam ging der Überläufer Schritt für Schritt auf den besagten Wrangler zu, blickte ihm tief und bedrohlich in die Augen. Im nächsten Moment packte er ihn am Kragen und hob ihn daran hoch. „Sir bitte! Verzeihen Sie Commander Blue! Es kommt …es kommt nie wieder vor!“, stammelte der Outrider in Jesses Gewalt und strampelte. „Elendiger Wurm!“, entgegnete Jesse trocken und schoss ihm, immer noch mit dem Blick genau auf ihn gerichtet, in den Bauch. Der Outrider zuckte kurz, stöhnte, verdrehte die Augen, bevor Jesse ihn achtlos fallen ließ. Sichtlich genervt und wütend, wegen der erneuten Patzerei seiner Leute, verließ er mit großen Schritten den Ort des Geschehens, nicht aber ohne einen Outrider der halb in seinem Weg stand, unsanft wegzustoßen. „Aus dem Weg!“ In der Hütte war Eile angesagt. Niemand wusste wann die Outrider zurückschlagen würden. Vorsichtshalber hatte Commander Eagle das KOK informiert, damit im Fall des Falles schnell eingegriffen werden konnte und die Flotten bereit standen, sobald sie alle Urlauber und sich selbst in dem Skigebiet evakuiert hatten und der Commander den Befehl zum Angriff gab. „So hab ich mir Weihnachten in den Bergen eigentlich nicht vorgestellt“, meinte Joshua traurig, beim Einräumen seiner Spielsachen. „Ich weiß Joshua, nicht mal an Weihnachten – am Fest der Liebe, kann im neuen Grenzland Frieden herrschen. Einfach schrecklich!“, fügte Robin hinzu, die zusammen mit Sincia gerade dabei war, die Klamotten einzupacken. Die Männer schirrten die Pferde ab und brachten zuerst das Zubehör in den luxuriösen Pferdetransporter. Die Tiere stellten sie für die Zeit in den Paddock. Niemand ahnte, dass sie gerade in diesem Moment schon wieder im Fadenkreuz einer Outridergruppe waren. Ein Schütze visierte die Hütte der Eagle an und war schon ganz aufgeregt. Er würde in die Geschichte eingehen, als Held der Outrider. Er habe mit einem Schlag alle Star Sheriffs und den Commander zur Strecke gebracht. Gewinnsicher lachend, stellte er die Schärfe und entsicherte eine Waffe, die man bei den Menschen einer Bazooka gleichgesetzt hätte. Jesse kam gerade aus seinem Quartier, als er das Schauspiel und das komische Gehüpfe des Schützen bemerkte. Mittlerweile hatten sich ein paar weiter dazugesellt, die ganz euphorisch auf den Schuss warteten. Finster zog er die Augen zu Schlitzen zusammen. Da schoss es ihm durch den Kopf: 'Die Hütte – April! Seine April war dort drin! Nein – sie durfte nicht sterben! „AUFHÖREN!!!!!!!!!!!!!!!!“ So schnell er konnte, rannte der Kommandant auf den Selbstüberschätzer zu und gerade in dem Moment, als der Laser den Schaft verließ, schlug Jesse hart gegen die Waffe. Der Schuss verfehlte sein Ziel und schlug mit einem lauten Knall in die Spitze des Berges gegenüber. „Dafür werden Köpfe rollen!“ Große Wut stieg in dem kühnen Überläufer auf und seine Augen blitzen gefährlich. Die anderen Wrangler waren vor Schreck zu Seite gesprungen und starrten die Beiden an. Jeder wusste wie kalt und unberechenbar ihr Anführer werden konnte. Ohne einen weiteren Kommentar, zog er seinen Blaster und zielte auf den Übeltäter. „Commander Blue – ich…. Ich wollte das ganze doch nur für Sie erledigen. Zeigen, dass wir keine Phantombirnen sind!“, ängstlich ging der Outrider Schritt für Schritt rückwärts auf dem Plateau. „Ihr seid und bleibt hohle Blechdosen!“, zischte Jesse finster. Sein Gesicht war ohne Mimik, kein Zucken, kein Zwinkern. Weiter ging er auf den stammelnden Schützen zu. Noch einen Schritt wich dieser zurück und plötzlich sackte das hintere Bein weg. Panisch veränderte sich das Gesicht des Outriders und er verlor den Halt. Mit einem lauten und lang anhaltenden Schrei stütze er in die Tiefen des Tals. Eine gewisse, wenn auch nur kurze Genugtuung war in Jesses Augen zu erkennen, bevor er sich umdrehte. „Ich sagte doch: Hohle Blechdosen!“ Mit diesen Worten ging er wieder zurück. Der laute Einschlag der Salve erschütterte den ganzen Berg. Alle hielten inne und sahen einander fragend an. „Für einen Schallmauerdurchbruch eines Fliegers ist das aber ein wenig extrem?“, grübelte Fireball und ging vor die Hütte, um zu sehen, woher das kam. Der Commander und Mr Rider beruhigten die Pferde, die erstmal einen gewaltigen Satz gemacht hatten. Auch die Damen erschraken und ließen alles liegen und stehen. Aber im nächsten Moment war schon wieder alles vorbei. Colt blickte zu Fireball durch die offene Türe, der ihm zunickte: „Alles wieder vorbei. Kein Grund zu Sorge“, beruhigte er die Frauen. „Boah, war das ein richtiges Erdbeben?!“, hüpfte Josh begeistert um Colt herum. „Das ist ja voll coool, das glauben die mir in der Schule nie!“ Robin schlug sich die Hand ins Gesicht: Das durfte nicht wahr sein. Ihren kleinen Bruder konnte auch nichts erschrecken. Colt hingegen wuschelte dem Dreikäsehoch durchs Haar: „Mach doch ein paar Fotos dazu und hüpf dann ins Auto – wir fahren gleich!“ Danach ging er zu Robin und zog sie zu sich: „Der Junge ist schon ganz okay! So steckt er es leichter weg, mein Goldstück!“ Zärtlich küsste er ihren Schopf und strich ihr beruhigend über den Rücken. Mrs Rider trug gerade eine Tasche zum Wagen, während Robin und Sincia die letzten Dinge aus dem Bad holten. Commander Eagle und Fireball hatten gerade die Raufen mit Heu gefüllt und wollten die Pferde holen. Der Japaner zog der kleinen Araberstute ein Halfter auf, wobei er schon merkte, dass sich das Tier komisch verhielt. Auch die anderen waren unruhig. Die Ohren der Pferde zuckten schnell vor und zurück, die Augen standen nicht still – waren weit aufgerissen. Ihre Körper standen unter Anspannung und die Beine tänzelten. „Denen sitzt wohl auch noch der Schreck in den Knochen!“, meinte Fireball zu seinem Schwiegervater, der zustimmend nickte: „Machen wir, dass wir so schnell wie möglich hier weg kommen – mir gefällt das nicht!“ April stand gerade in der Küche. Ihre Kehle war so trocken - Sie brauchte einen Schluck Wasser. Gerade, als sie das Gefäß ansetzen wollte, bildeten sich in der klaren Flüssigkeit kleine Wellen. Das Glas in der Hand fing an zu zittern. Als April bemerkte, dass nicht das Glas zitterte, sondern sie, war es fast schon zu spät. Der ganze Boden bebte, ein Dröhnen erfüllte die Luft, als würden tausend Presslufthammer gleichzeitig ihren Dienst aufnehmen. Der Boden der Küche, das ganze Haus erbebte und April dachte im ersten Moment an einen neuen Angriff der Outrider. Zur gleichen Zeit strich der Rennfahrer der Stute über die samtigen Nüstern, als sich das Tier auf einmal steil auf die Hinterläufe richtete und panisch wieherte. In diesem Moment spürte auch der Japaner das Beben der Erde. Er blickte auf in die Richtung, aus der das Geräusch kam und starrte auf die riesige weiße Masse, die ihnen entgegen rollte. „WEG HIER! EINE LAWINE!“ schrie Fireball aus Leibeskräften. Die Pferde scheuten, stiegen erneut auf die Hinterläufe und sprangen in Panik über den Paddockzaun. Sie rannten um ihr Leben. Geistesgegenwärtig packte der Commander Joshua unter dem Arm. „INS HAUS! MACHT DAS IHR REINKOMMT!“ Mr. Rider packte seine Frau an der Hand und zog sie so schnell sie nur konnten in den nächsten Eingang. Commander Eagle mit dem strampelnden Jungen hinterher. Die Hunde liefen panisch bellend umher. Mit einem Pfiff folgten sie ihm prompt. Fireball versuchte krampfhaft, auf dem sich bewegenden Boden Halt zu finden, doch vergeblich. Die Macht des Bebens trieb ihn in die Knie. „Fireball!“, rief Aprils Vater, der gerade Joshua an die Riders übergeben hatte, die ihn mittig zwischen sich setzten und sich aneinander festhielten, und kam ihm mit ausgestreckter Hand entgegen. Panisch suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit, als er schließlich die rettende Hand erblickte. Er rappelte sich hoch und sprang dem künftigen Großvater entgegen. Gerade im letzten Augenblick konnte dieser in hineinziehen und mit Schwung schlossen alle die Scheunentür und verriegelten sie. Schnell rannte sie auf die andere Seite, um den eventuell durchbrechenden Schneemassen zu entkommen. Durch die Panik draußen und dass ohrenbetäubende Grollen und dem Beben der Erde, wurde auch Saber und Colt sofort bewusst, was los war. „SINCIA! ROBIN! GANZ NACH OBEN!“, schrie der Schotte, während der Cowboy in die Küche rannte, um April zu helfen. Voller Angst sah Saber, wie die ersten Küchenfenster zu splittern anfingen und der kalte Schnee sich unaufhörlich durch die Öffnung schob. Gewaltige Kräfte waren hier am Werk. Colt hatte nur eine Möglichkeit. Er umgriff April und mit einem Satz sprang er und zog sie mit sich, um den Massen und den mitgeschleiften Geröll und Ästen zu entkommen. Unsanft landeten beide vor dem Treppenabsatz im Wohnzimmer. Schnell legte sich Colt über April, um sie noch weiter zu schützen. Im letzten Moment musste auch Saber das Weite suchen, denn die Bäume, welche ums Haus standen, knickten ein, durchbohrten das Dach mühelos und so wurde der ganze Aufgang zum oberen Stockwerk verwüstet und unpassierbar. Mit tosendem Lärm und einer unsagbaren Wucht krachte Schnee und Eis gegen die Hütte und verschluckte sie fast. Nur das Dach und etwas von der Außenfassade war zu erkennen. Der Schnee reichte bis zu Hälfte der Fenster im oberen Stockwerk. Das Grollen ließ nach, die Erde beruhigte sich und langsam verzogen sich auch die Wolken aus Schnee. Nach einigen Minuten sah die Landschaft in Richtung Tal fast wieder aus, wie auf einer Postkarte. Der Blick jedoch in die Andere erschlug einen fast mit einem Bild des Grauens. Eine riesige Schneise war durch die Baumgruppe geschlagen, überall Schnee- und Geröllmassen. An unzähligen Stellen ragten ganze Bäume und riesige Äste aus dem Boden. Der Pferdetranporter lag auf der Seite und war halb vom Schnee bedeckt. Vom Paddock war nichts mehr zu sehen und der Stall, in dem sich Commander Eagle, mit Josh und Fireball, sowie Sabers Eltern in Sicherheit gebracht hatten, war teilweise ebenfalls verschüttet worden, jedoch nicht so extrem wie das Haus an sich. „Mary, Liebes!? Bist Du okay?“, fragte Edward besorgt nach seiner Frau. Glücklich, dass sie unversehrt war schloss er sie in die Arme. „Wo ist Robin?“, stand ein kleiner Junge vor dem eingedrückten Scheunentor und wollte zu seiner Schwester. Zitternd blickte er um sich. „Ich bin sicher sie ist im Haus und ihr geht es gut Joshua – mach Dir keine Sorge.“, rappelte sich der Commander hoch und versuchte dem Jungen Mut zu machen. Mut, den er auch selbst brauchte – er machte sich große Sorgen und auch einige Vorwürfe. Er hatte seine hochschwangere Tochter hier hin überredet und nun das. Hoffentlich ging alles gut. „Wir müssen einen Ausweg finden!“ Fireball dachte keine Sekunde lang nach, er wollte zu April und zu seinem Kind. Er durfte keine Zeit verlieren. „Ruhig, mein Junge, wir müssen hier überlegt und besonnen handeln. Sonst stürzt noch etwas auf uns oder wir verschütten einen Fluchtweg!“, trat Eagle hinter den Rennfahrer und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Es fiel dem jungen Mann nicht leicht, aber sein Schwiegervater hatte Recht. Aprils Husky Silver schnüffelte in der Scheune umher und stieß plötzlich auf eine kleinere Laterne. Diesen Fund musste er natürlich sofort mitteilen und bellte solange, bis endlich einer der Männer zu ihm kam und ihn dafür lobte. „Mal , ob sie noch funktioniert!“ Wenige Augenblicke später flammte der Docht auf und die Ausmaße der Katastrophe wurden sichtbar. „Sincia? Sincia?!“, rief Robin besorgt. Die junge Erzieherin hatte eine kleine Platzwunde an der Schläfe. Ein Ast hatte sie getroffen. Leicht tätschelte sie ihr die Wangen und wartete auf eine Reaktion. Langsam bewegten sich Sincias Augenlider und sie öffnete sie zaghaft. Robin half ihr beim Aufsitzen, während sich die junge Brünette den Kopf hielt. „Was, um Himmels Willen ist hier passiert?“, fragend blickte sie sich um. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld. Überall gesplittertes Holz und Glas, Äste und Baumteile, Steine und Schnee, Schnee und nochmals Schnee. Plötzlich warf etwas einen Schatten durch den kleinen Spalt am Fenster, der noch zu sehen war. Der Schatten bewegte sich und im nächsten Moment war ein unaufhörliches Bellen und Scharren zu hören. Sabers Hund Scotty war den Schneemassen entkommen und an ihnen vorbei hinauf gelaufen zum Fenster. Als er die Frauen roch und schließlich hörte, hielt in nichts mehr ab zu buddeln und zu buddeln. Schon bald war das Loch tief genug, dass er sich dorthin durch zwingen konnte. „Gut gemacht, Scotty!“, wurde er von den beiden Frauen gelobt und sprang und tobte vor ihnen umher und bellte vor Freude. Schwanzwedelnd genoss er das Lob und die extra Portion Streicheleinheiten, die ihm die beiden schenkten. „Komm Scotty – wir müssen hier raus.“, forderte ihn Sincia auf. Zu Dritt fingen sie an, das Loch zu vergrößern, was durch die Kälte und die Massen eine sehr schwierige Arbeit war. Nach kurzer Zeit schmerzten die Finger vor Kälte. Sie wussten nicht woher sie die Kraft nahmen, aber unaufhörlich kämpften sie sich weiter ins Freie. Jesse war durch den extremen Lärmpegel aus seinem Quartier gestürmt. Durch das Echo hallte das Getöse um ein vielfaches nach. Er riss einem Wrangler den Feldstecher aus der Hand. Mit Schrecken verfolgte er, wie die Lawine das Ferienhäuschen unter sich begrub. „Mein Gott APRIL!“, die anderen waren Jesse schlicht weg egal. Sollten sie alle tot sein – was für ein positiver Nebeneffekt. Aber April – nein sie durfte nicht sterben. Vielleicht war dies seine Chance. Seine Chance sie zu retten, sie für sich zu gewinnen. Und sollten die anderen verschüttet sein, wäre niemand mehr da, der sie von ihm trennen konnte. Schnell befahl er einige Outrider zu sich und bereitete alles vor, um seiner großen Liebe zu Hilfe zu eilen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)