Wolfsgesang von Satnel ================================================================================ Kapitel 31 ---------- Titel: Wolfsgesang Teil: 31/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy Kommentar: Taktische Erwägungen „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. „Das kann ich nicht dulden!“ Marc zog den Kopf ein, als ein Becher knapp darüber gegen die Wand flog. So hatte er sich seinen Besuch nicht vorgestellt, als er von Zeno hierher zitiert worden war. Er warf einen Blick zu Tarys, der in seiner menschlichen Gestalt auf einem Sessel saß und gelassen seine Fingernägel musterte. Ruhig lies er seine Hand sinken. „Was erwartest du Vater? Es herrscht Krieg. Dabei ist es nur natürlich, dass Bauern fallen. In unserem Fall eben Gebissene.“ Eigentlich müsste er nun beleidigt sein, aufgrund dieser Äußerung, doch das war vergebene Liebesmüh. Außerdem war es nur Tarys und dessen Meinung über Gebissene kannte er. Es war nicht gerade das, was er gerade geäußert hatte. Marc seufzte. Irgendwie war ihm gerade der Grund für seine Anwesenheit entfallen. Eigentlich hatte er gehofft irgendetwas nützliches zu erfahren, doch scheinbar spielte er nur Sandsack für die Beiden. „Wieviele sind es?“ Er sah zu Zeno, der zwischen ihm und Tarys auf und ab tigerte. „Zu viele, um es unter den Tisch kehren zu können. Genug um einen Gegenschlag zu rechtfertigen, den wir uns aber nicht leisten können.“ Lächelnd sah Tarys zu seinem Vater. „Doch wie gesagt, du kannst es dir auch nicht leisten, nicht zurückzuschlagen. Wirklich eine Zwickmühle. Oder?“ Ungläubig sah Marc zu seinem Freund. Was war bloß in ihn gefahren? In so einem Zustand reizte man Zeno doch nicht auch noch. Er konnte sich das nicht leisten. Allerdings ging Zeno gar nicht auf Tarys herausfordernden Ton ein. „Also was soll ich dagegen machen?“ Diese Frage zeigte deutlich, dass Zeno mit seinem Latein am Ende war. Diese Frage stellte er nur in sehr seltenen Fällen. Doch es war auch eine besondere Situation. „So wie ich das sehe, hast du zwei Möglichkeiten.“ Tarys schien die ganze Angelegenheit ziemlich gelassen zu sehen. „Erstens, du ziehst den Schwanz ein. Wir geben dieses Land auf und verschwinden. Verstecken uns irgendwo, wo sie nur schwer hinkommen. Oder wir schlagen zurück und wehren uns, so wie früher.“ Zeno sah den Grauhaarigen durchdringend an. „Du weißt welche Möglichkeit ich wählen muss.“ Das war nicht nur Tarys klar. Auch Marc war es bewusst. Zeno konnte sich nicht zurückziehen. Nicht unter diesen Umständen, die derzeit in ihrem Rudel herrschten. Noch mehr Schwäche durfte er sich nicht leisten. Wenn er aus welchen Gründen auch immer untätig blieb, galt aber dasselbe. Werwölfe waren eben Instinkt gesteuert und Schwache wurden automatisch attackiert. Zeno konnte nur zurückschlagen und wenn er sie dabei alle offenen Auges in den Tod führte. Der Jüngere nickte. „Gut, dann ist das Erste was du machen musst, die Weibchen hier wegzuschaffen. Jeder von uns ist entbehrlich, doch sie nicht. Dann brauchen wir eine Taktik. Wir können die Guerillataktik der Menschen nutzen. Das zieht sich über Jahre, wenn nicht sogar Jahrhunderte und ist sehr mühsam. Es kann sogar soweit gehen, dass die älteren Jahrgänge, dass Ende nicht einmal mehr miterleben. Doch Erfolg ist dadurch noch lange nicht garantiert. Oder wir stellen uns ihnen in einem offenen Kampf. So greifen wir sie direkt an, werden bei dem Angriff alle sterben, doch niemand wird dich mehr für schwach halten.“ „Das ist wirklich sehr aufbauend Tarys, danke. Keine dieser Möglichkeiten sagt mir wirklich zu, wenn alle meine Niederlage bedeuten.“ Der Angesprochene legte den Kopf schief und lächelte. Seine Stimme klang bei den nächsten Worten beinnahe unschuldig. „Natürlich können wir auch versuchen wieder Frieden zu schließen. Doch selbst wenn die Vampire darauf eingehen, obwohl ich sie nicht als so blöd einschätze, werden sich die Werwölfe gegen dich wenden. Denn deine Untertanen verlangen nach Rache.“ Er zuckte mit den Schultern. „So gesehen kannst du es dir aussuchen. Entweder dein Volk geht unter, oder du.“ In einer fließenden und sehr schnellen Bewegung war Marc auf den Beinen und hinter Zeno. Gerade rechtzeitig, um ihn zurückzuhalten, bevor er sich auf Tarys stürzen konnte. „Zeno nicht, er ist jung und weiß nicht was er sagt.“ Von wegen, in Tarys Augen und dessen noch immer gelassenen Haltung, erkannte man deutlich, dass er sich der Tragweite seiner Worte bewusst war. Ja, es war die Wahrheit, doch das konnte er Zeno doch nicht so offen ins Gesicht sagen. Gerade von Tarys hatte er mehr diplomatisches Geschick erwartet. Nicht so eine lebensmüde Aussage. Seine taktischen und diplomatischen Kenntnisse, ebenso wie sein Geschick damit auch umgehen zu können, hatten ihn dorthin gebracht wo er jetzt war. Doch warum brachte er dann Zeno gegen sich auf? Mit einem selbstsicheren Lächeln stand Tarys auf. „Du weißt, dass ich Recht habe.“ „Weder ich, noch unsere Rasse wird untergehen.“ Mit einer zornigen Bewegung, befreite er sich aus Marcs Griff. „Wir werden sie angreifen, schon alleine, weil sie uns keine andere Wahl lassen.“ „Dir ist bewusst, dass sie genau das wollen.“ Tarys sah ihn durchdringend an. „Was soll ich denn sonst machen?“ Aufgebracht fuhr Zeno seinen Sohn an. „Abwarten?“ Als die beiden ihn ansahen, wusste Marc, dass dieser Vorschlag wohl nicht der Beste war. Leicht nachdenklich bewegte der jüngere Werwolf den Kopf. „Ja, dass ist durchaus eine Möglichkeit. Allerdings kommt sie hier nicht Infrage. Da die Position des Anführers schon angeschlagen ist, würde ein weiteres hinauszögern nur noch mehr Probleme bereiten. Nein, wir brauchen eine Entscheidung. Jetzt.“ Dabei sah er wieder Zeno an. Marc merkte wie es in Zenos Kopf arbeitete. „Wie gesagt uns bleibt keine andere Wahl. Es bleibt uns nur mehr eine Taktik zu entwickeln um es ihnen nicht so leicht zu machen. Allerdings fange ich diesen Krieg nicht mit der Erwartung an ihn zu verlieren.“ Dabei sah er sie fest an. Der Jüngste zuckte abermals gelangweilt mit den Schultern. „Uns musst du das nicht klarmachen. Doch deinen anderen Untergebenen, die deine Angriffe durchführen schon. Wir sind nur Fußsoldaten, die Glück haben, wenn sie den ersten Ansturm überleben.“ Heute konnte sich Marc nur über seinen Freund wundern. Mal reizte er Zeno, dann minderte er seinen eigenen Wert wieder so sehr, dass es sein Vater nur wohlwollend auffassen konnte. Wo war da der Sinn, der Verlauf, dem sein Verhalten folgte? Doch etwas neidisch musste Marc zugeben, dass er damit Erfolg hatte. Der Grauhaarige tat so als würde ihn das alles nicht interessieren und wurde nicht einmal für sein Desinteresse zurechtgewiesen. War das weil Tarys Zenos Sohn war, oder gab es da noch etwas anderes zwischen ihnen? Nun Marc würde auf jeden Fall nicht nachfragen, dass stand ihm nicht zu. Außerdem könnte es sein, dass die Antwort ihm nicht gefiel und das wollte er sich ersparen. „Dann lasse ich dich wohl besser bei deiner Planung alleine.“ Toll und was hatte sich dieser Besuch nun eigentlich gebracht? Brauchte sein Meister nun schon Beistand wenn er mit Tarys redete oder wie? Etwas anderes als anwesend zu sein, hatte er ja nicht gemacht. Irgendwie kam Marc sich verarscht vor und das von seinem eigenen Meister. Verärgert wand er sich um und verlies dessen Raum. Nur wenige Momente später fühlte er Tarys Anwesenheit hinter sich. „Und?“ „Was und?“ Marc drehte sich nicht zu dem Jüngeren um. „Und was nun? Wirst du kämpfen?“ „Wir haben doch keine andere Wahl. Wir sind doch nur die Fußsoldaten nicht?“ Mit Absicht nutzte er diese Worte, die Tarys zuvor benutzt hatte. Tarys lachte amüsiert. „Hast du das wirklich ernst genommen? Wir sind doch keine Fußsoldaten. Nein wir sind etwas besonderes.“ Er legte einen Arm von hinten um Marcs Hals. „Wir zwei sind zu höherem bestimmt, als dem Tod in einem Krieg, den wir nicht gewinnen können.“ Marc blieb stehen, als er von Tarys umarmt wurde. „Das hörte sich eben noch ganz anders an.“ Das Seufzen seines Freundes drang an sein Ohr. „Ich hab ihm doch nur gesagt, was er hören wollte.“ „Genauso wie mir gerade?“ Marc machte sich aus seiner Umarmung los. Er war kein Idiot. Hier stand jeder an erster Stelle auf seiner eigenen Seite, sie waren alle zu sehr Egoist um sich ernsthaft um jemand anderen zu sorgen. „Ja, teilweise. Doch ich bin mir auch bewusst, dass du das weißt. Zeno aber glaubt es mir. Im Endeffekt, reimt man sich alles so zusammen wie man will.“ Marc wand sich zu dem anderen Werwolf um. Fragend hob er eine Augenbraue. „Zeno braucht eine Bestätigung, dass seine Macht ungebrochen ist. Das gebe ich ihm mit meinen Worten. Ob er nun den Sarkasmus hört oder nicht ist ihm überlassen. Du allerdings glaubst, dass ich nie unterwürfig oder kriecherisch sein könnte. Aus diesem Grund redest du dir ein, meine Worte wären dazu da gewesen um Zeno zu verspotten. Doch wer von euch hat Recht?“ Tarys lächelte geheimnisvoll. „Das werde wohl immer nur ich wissen.“ Er ging an Marc vorbei, denn Gang entlang. Auch wenn sie sich Freunde nannten, er würde Tarys nie wirklich verstehen. Trotz seiner Jugend musste er oft genug zugeben, dass dieser ihm überlegen war. Etwas das nicht damit zusammenhing, dass er ein Reiner war. Nein, an seine Intelligenz würde er nie heranreichen. Die Frage war nur, ob diese ihm nicht irgendwann zum Verhängnis wurde. „Tarys auf welcher Seite stehst du eigentlich?“ Auf diese Frage erwartete Marc sich im Grunde keine Antwort. Doch Tarys drehte sich lächelnd um, blieb aber nicht stehen. „Ich? Ich stehe auf der Seite der Sieger, wo sonst.“ Mit einem leisen Lachen drehte er sich wieder um. „Wir hören voneinander.“ Damit bog er in einen Gang ein, den zu betreten Marc verboten war. Kopfschüttelnd folgte Marc dem Weg, der aus den Höhlen der Reinen führte. Nein, die Pläne und Ziele dieses Wolfes würden ihm wohl sein Leben lang ein Rätsel bleiben. Schon von weiten konnte er sie hören. Ihr Lachen war einfach zu melodisch um es zu überhören. Rave betrat die Bibliothek, wo seine Mutter sich laut Auskunft der Wache befinden sollte. Ihren genauen Aufenthaltspunkt herauszufinden, war ebenfalls nicht schwer. Man musste einfach nur den gedämpften Stimmen nachgehen. Umgeben von einer kleinen Ansammlung männlicher Vampire, stand seine Mutter an einem Regal und genoss sichtlich die Bemühungen der Vampire um sie zu unterhalten. „Mutter? Du wolltest mich sprechen?“ Rave legte den Kopf leicht schief. Sie sah zu ihm und lächelte. „Rave. Da bist du ja.“ Ohne ein Wort oder einen Blick lies sie ihre Begleiter stehen und kam an seine Seite. Liebevoll umarmte sie ihn. Rave erwiderte diese Umarmung kurz. Es war klar, dass sie nicht mehr sauer auf ihn war. Ihr Zorn verrauchte ebenso schnell, wie er entfacht wurde. Sie löste sich wieder von ihm. „Ich habe etwas für dich. Begleite mich doch.“ Lächelnd nahm sie seine Hand und zog ihn so zu ihrem Zimmer. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, seufzte Rave. „Ich hasse es, wenn du das machst.“ „Was denn?“ Laryssa drehte sich noch immer lächelnd zu ihm um, doch es hatte sich verändert. War es zuvor irgendwie scheu und ja sogar etwas einfältig gewesen, so merkte man nun welche Willenskraft und Intelligenz wirklich in ihr steckte. „Lass ihnen doch die Illusion, mich beschützen zu können. Der männliche Stolz ist etwas sehr sensibles. Gerade du solltest das doch wissen.“ Rave verdrehte die Augen. „Nun weshalb hast du mich rufen lassen?“ „Ich habe dich nicht gerufen, dass war Arnau. Doch ich habe wirklich etwas für dich.“ Laryssa wand sich um und ging zu einer Schatulle, die auf einem Tisch stand. Daraus holte sie etwas und kam wieder zu ihm. Als sie ihm deutete, ihr die Hand ausgestreckt hinzuhalten, machte Rave ihr den Gefallen. Laryssa gab ihm eine Kette, die kritisch musterte. „Was soll das?“ Er spürte die Macht, die von dieser Kette und vor allem dessen Anhänger ausging. Es war ein sehr mächtiger Talisman, doch warum gab sie ihm das? „Es soll dazu dienen dich zu beschützen.“ Sie legte ihre Hand über die seine und schloss seine Hand so zu einer Faust. „Ich will ihn nicht.“ Auch wenn er von seiner Mutter kam, wollte er ihn nicht. Er kämpfte ehrlich und ohne jegliche Hilfsmittel. Bis jetzt hatte das auch immer funktioniert. „Sei kein Kind Rave. Für diesen kindischen Trotz bist du schon etwas zu alt.“ Laryssa sah ihn einen Moment mit funkelnden Augen an, dann wurde ihr Blick wieder sanft. „Es ist keine Schande oder ein Zeichen von Schwäche, dass was einem gegeben wird auch einzusetzen. Du magst vielleicht deine Rasse verachten, vielleicht sogar mich. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass du die Gaben, die dir in die Wiege gelegt wurden nicht nutzt oder? So ist es auch hiermit. Sieh es einfach als eine neue Art von Kraft an. Bitte.“ „Ich verachte dich doch nicht.“ Raves Stimme war traurig, ja beinnahe etwas bedauernd. Es war schlimm, dass seine eigene Mutter so von ihm dachte. Ja, er mochte seine Rasse nicht, weswegen er es auch abgelehnt hatte sie zu führen. Die Vampire waren ihm so egal, da konnte er sich nicht anmaßen über ihr Wohlergehen zu bestimmen. Doch das hier war seine Mutter, die einzige Familie, die er noch hatte. Laryssa seufzte und zog ihn zu sich. Sein Gesicht an ihre Schulter lehnend, strich sie ihm übers Haar. „Ist schon gut mein Kleiner. Das habe ich auch nie ernsthaft angenommen. Doch du musst verstehen, dass ich mich um dich sorge. Ich habe schon einen Sohn in diesem Krieg verloren, da ist es doch nur verständlich, dass ich meinen Zweiten nicht auch verlieren will.“ Sie schwieg einen Moment. „Wenn man bedenkt, dass ich Vain und dich nur für diesen Krieg ausgebildet habe, ist es erstaunlich wie viel Angst ich nun um dich habe und wie sehr mich sein Tod schmerzt. Bitte lass mich das nicht noch einmal durchmachen.“ Rave löste sich sanft aus ihrer Umarmung. „Keine Sorge Mutter. Ich habe nicht vor in diesem Krieg zu sterben.“ Er öffnete seine Hand und sah auf den Talisman. Nickend schloss er die Faust wieder darum. „Ich danke dir.“ Laryssa lächelte und straffte sich wieder. „Schön. So mein Brüderchen wartet auf uns. Weiß Gott was der wieder von uns will, aber wenn der Anführer ruft, müssen seine Schäfchen dem Ruf folgen.“ Rave grinste bei diesem Kommentar, den Talisman steckte er in seine Hosentasche. „Warum folgst du dann diesem Ruf?“ Denn ein Schaf war sie beileibe nicht. Lächelnd ging sie an ihm vorbei zur Tür. „Weil mein lieber Sohn, ich der Wolf im Schafspelz bin.“ Laryssa drehte den Kopf zu ihm und legte den Zeigefinger auf die Lippen. „Aber psst, nichts verraten.“ Verschwörerisch zwinkerte sie ihm zu. Amüsiert schüttelte Rave den Kopf und folgte ihr in den inzwischen schon bekannten Audienzsaal. Dort warteten schon Shalyn, sein Onkel, sowie Astral und Carys. Auch einige Männer, die wie kampferprobte Soldaten aussahen waren anwesend, verabschiedeten sich aber gerade. Als sie an ihnen vorbeigingen, bemerkte Rave, dass es Menschen waren, keine Vampire. „Du hast gerufen?“ Während Laryssa zu ihrem Bruder ging und mit ihm redete, wand sich Rave einem Tisch zu, der in der Mitte des Raumes stand. Darauf war eine Karte ausgebreitet, die diese Stadt und ihre Umgebung zeigte. Astral kam zu ihm. „Was hältst du davon?“ „Ich hoffe das steckt noch in den Kinderschuhen, ansonsten sehe ich schwarz für das taktische Geschick meines Onkels.“ „Meiner Meinung nach ist eine Taktik sowieso wie Perlen vor die Säue. Diese Köter sind uns zahlenmäßig unterlegen. Vater findet es sogar unnötig seine Männer kommen zu lassen.“ Rave sah Astral an und dann seine Mutter, die noch immer mit ihrem Bruder redete. „Weiß sie schon davon?“ Astral folgte seinem Blick, bevor er ihn wieder ansah. „Laryssa? Nein, er sagt es ihr gerade warum?“ Ein schadenfrohes Lächeln legte sich auf Raves Gesicht. Er legte einen Finger unter Astrals Kinn und drehte es so, dass er auf die beiden älteren Vampire sah. „Sieh es dir an und genieße die Show.“ Das würde ein Schauspiel geben. Sogar Carys hatte sich bereits wieder etwas zurückgezogen. Nur Shalyn stand, unwissend wie sie war, noch immer auf dem selben Platz. Vielleicht hatte sie ja Glück. In diesem Moment lehnte seine Mutter ihren Oberkörper etwas zurück und musterte ihren Bruder kritisch. „Du bist, harmlos ausgedrückt, ein Idiot Arnau.“ „Was?“ Man merkte wie die Laune ihres Bruders innerhalb einer Sekunde umschlug. Von der entspannten Stimmung eben war nichts mehr zu bemerken. „Ja, du bist ein Idiot. Dir untersteht eine ganze Armee, ebenso wie mir und du lässt sie in Paris bleiben. Das ist schlicht und einfach bescheuert.“ „Sie sind hier absolut unnötig. Immerhin sind wir diesen Kötern jetzt schon überlegen.“ Laryssa unterbrach ihn, eine Frechheit, die kein anderer Vampir je gewagt hatte. „Und? Was sagt das schon aus? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich glauben du machst mit diesen Viechern gemeinsame Sache. Wir sind überlegen ja, doch das kann zu schnell ins Gegenteil umschlagen, wenn sie nur genug von uns verletzen. Wenn wir mehr Männer hier haben, dann besteht dieses Risiko nicht. Außerdem verringert sich so die Gefahr, dass überhaupt jemand von uns verletzt wird.“ Sie schüttelte den Kopf und legte sich theatralisch eine Hand an die Stirn. „Da hast du Jahrhunderte lang die besten Taktiker studiert, ja sie sogar erlebt und dann kommt so etwas dabei raus. Das ist wirklich tragisch.“ „Sag du mir nicht wie ich meinen Job zu machen habe!“ Sein Onkel war kurz davor sie zu erwürgen. Zumindest sah er danach aus. „Dass muss ich aber, wenn du ihn so stümperhaft erledigst!“ Nun war auch Laryssa in Kampflaune. Rave sah zu Astral. Eigentlich hatte er keine Lust dabei zu sein, wenn die Zwei handgreiflich wurden. Das war bei weitem nicht so belustigend, wie ihre Wortduelle. Doch er konnte seine Mutter verstehen, taktisch war sie ihrem Bruder wirklich um einiges überlegen. „Ich werde meine Männer sicher nicht abziehen und Paris diesen Viechern überlassen!“ „Hab ich je etwas davon gesagt, dass du alle deine Männer abziehen sollst? Brüderchen denk praktisch. Du kannst deine Arme auch aufteilen.“ Bei dem letzten Satz hob sie eine geöffnete Hand links und eine rechts. „Verstehst du teilen. Das ist das was du nie konntest, doch ich hatte gehofft, dass du es inzwischen schon gelernt hast.“ Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Wie kann ich nur mit dir verwandt sein?“ Rave spürte, wie etwas an seinem Ärmel zupfte und sah zu Astral. Dieser machte eine entsprechende Bewegung zur Tür. Eigentlich schade, wo es gerade interessant wurde. Doch er nickte und zog sich mit Astral zurück. Allerdings konnte er sich ein Kommentar nicht verkneifen. „Stimmt sie hat nie etwas davon gesagt, dass du alle deine Männer herholen sollst.“ Astral sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren und Carys Kopf drehte sich in seine Richtung, auch wenn man sein Gesicht aufgrund der Kapuze nicht sehen konnte. Rave hingegen lächelte gelassen, er hatte keine Angst, da er den zuverlässigsten Schutz hatte den man haben konnte. Der Kopf seines Onkel ruckte zu ihm herum und er funkelte ihn todbringend an. Jedoch nachdem er nur einen Schritt in seine Richtung gemacht hatte, erscholl ein schriller Pfiff. „Hey ich bin dein Gegner, nicht er. Nur weil du auf mich sauer bist und weißt, dass du keine Chance hast, musst du deine Wut nicht an Schwächeren auslassen.“ „Okay, taktischer Rückzug.“ Damit öffnete Rave die Tür und verließ den Raum. Da drinnen würde es jetzt sicherlich ungemütlich werden. Hinter ihm schloss Astral die Tür wieder. „Bist du verrückt?“ Rave schüttelte den Kopf. „Nein warum? Laryssa ist ja da.“ So musste er keinerlei Angst haben, dass ihm etwas passierte. Bei jeder anderen Frau wäre es ihm peinlich gewesen, so in Schutz genommen zu werden. Doch das war seine Mutter, dass bedeutete das sie zuerst einmal die Pflicht hatte ihn zu schützen und zweitens war sie nicht wie jede andere Frau. Astral seufzte. „Man das war ja heftig.“ Rave fand das zwar nicht, doch er hatte ja auch einige Zusammentreffen mehr erlebt als Astral. „Sie liebt ihn eben.“ Astral sah ihn zweifelnd an. „Das sah mir aber eher nach dem Gegenteil aus.“ Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Nein sie liebt ihn. Natürlich nur auf geschwisterlicher Ebene. Deswegen will sie nur sein Bestes. Aber dein Vater würde nie auf den Rat einer Frau hören, wenn er ihm normal vorgetragen werden würde. Mal davon abgesehen genießt sie diese kleinen Gefechte und Arnau sicher auch, sonst würde er nicht immer darauf eingehen.“ Er schlug Astral freundschaftlich auf die Schulter. „Am Ende dieses Gefechtes werden wir auf jeden Fall eine Taktik haben, von der jeder General nur träumen kann. Das kann ich dir versichern. Bis dahin gehen wir was trinken.“ Damit zog er den Jüngeren einfach mit sich. Das Ergebnis würden sie schon früh genug erfahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)