Hinter verschlossenen Fenstern liegt Wahrheit verborgen von Mondlicht (Warum hörte mich niemand schreien?) ================================================================================ Kapitel 3: Ein Blick in den Spiegel ----------------------------------- Mit schweren Gliedern stand er auf, ging langsam, so langsam das er den Schmerz nicht mehr spüren würde, welcher ihm bei jedem seiner Schritte wie ein giftiger Pfeil durch seinen Körper jagte und ihn erzittern lies. Noch immer ging sein Atem schnell und er hatte das Gefühl seine Knochen würden unter dem Gewicht seines Körpers zerbersten. Wenn man ihn so sah, so würde man ihn wohl eher für einen alten Mann halten als für jemanden deren Lebensgeister eigentlich noch nicht erschöpft sein sollten. Doch das war er, erschöpft und müde von einer Reise die ihn all seine Kraft gekostet hatte. Er war es leid zu fliehen und wollte ein für alle mal beenden, was schon vor langer Zeit hätte ein Ende finden müssen. Als wäre er nur ein Abbild, ein Schatten seiner selbst, betrachtete er sich im Spiegel, fuhr mit seinen zitternden Fingerkuppen an den prachtvollen Verzierungen des Rahmens entlang und lächelte seinem Spiegelbild entgegen. Es erwiderte sein Lächeln wie es alles erwidern würde. Einer Statue gleich, aus Stein gemeißelt stand er vor ihm, vor dem riesigen Spiegel den Yuko einst neben der Tür angebracht hatte um das Tageslicht in ihm besser einfangen zu können und fragte sich ob wirklich er es war den er ansah, dem er in die Augen sah. Um vollkommen sicher zu sein hob er seine Hände zu seinem Gesicht, betastete es, fuhr durch sein weiches, goldenes Haar um welches ihn so viele beneideten, blickte in vollkommen leere und kalte Augen die einst blau gewesen sein mussten. Doch von dem Blau war nicht mehr viel übrig, nichts von all ihrer prachtvollen Schönheit mit denen er einst jedem Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte. Selbst IHN hatte er zum Lachen gebracht, selbst ihn. Verbittert ließ er die Hände sinken und Tränen liefen ihm übers Gesicht. Doch er spürte es nicht, spürte nicht ihre Wärme, schmeckte nicht den salzigen Geschmack als sich eine von ihnen einen Weg seinen Mundwinkel hinab suchte und sie in seinen rauen Lippen versiegte. Er fühlte nichts, weder Schmerz noch Freude. Nichts. „ Erlischt! Erstickt! Möget ihr nie wieder brennen!“ Um ihn herum wurde es dunkel. Mit einer raschen Handbewegung hatte er das Licht der Kerzen dazu aufgefordert zu erlischen, den Zauber Yukos ganz einfach gebrochen. Eisige Kälte haschte nach ihm und er ergab sich ihrer Macht. Er konnte ihr ohnehin nicht entfliehen, niemals. Also warum nicht jetzt alle dem ein Ende bereiten? Er dachte an Kurogane, was er wohl dazu sagen würde, an Sakura, die ihn jedes Mal besorgt angesehen hatte wenn es eine Entscheidung zu treffen galt. Und auch Shaolan hätte seinem Entschluss wohl abgeraten. Doch er wollte es so und er würde sich von niemandem aufhalten lassen. Es war besser so, besser für sie alle, besser für… Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und das Tosen des Windes war nur noch ein sanftes Flüstern, welches sacht, einem Lied gleich über den nassen Rasen glitt. Fye drehte sich auf dem Absatz um und er setzte einen Fuß vor den anderen, begann langsam ein Gefühl dafür zu entwickeln wie er den Gegenständen im Zimmer ausweichen konnte ohne auch nur den kleinsten Laut von sich zu geben. Dann schob er die Vorhänge bei Seite, öffnete die Schiebetür und trat hinaus in den Hof. Wenn er schon vor hatte zu gehen, dann sollte ihn wenigstens niemand bemerken. Früher oder später würde er zurückkehren, dass stand fest. Hier draußen war es kalt und er zitterte stärker, schlang schützend die Arme um seinen bebenden Körper. Er zitterte? Fassungslos starrte er an sich hinab und erst jetzt verstand er warum. Er hatte weder seinen Mantel an noch seine Schuhe. Aber wieso ihm das erst jetzt auf viel wollte er nicht so recht begreifen. Der Blonde schüttelte nur sacht den Kopf und ließ selbigen für einen kurzen Moment in den Nacken fallen, wagte einen Blick in die mittlerweile sternklare Nacht und ging dann unbeirrt weiter den schmalen Pfad ums Haus herum. „Folgst du ihm?“ Fye erschrak und er wandte sich um, hatte er doch gerade das Eiserne Tor zur Straße aufgestoßen um hinaus zu gehen, hinaus aus dem Anwesen der Hexe. Er musste sich nicht umdrehen um zu sehen wer es war der zu ihm sprach, er wusste es und er ohrfeigte sich innerlich für seine Torheit, dafür, dass er gedacht hatte er könne so einfach unbemerkt verschwinden. Yuko trat aus dem Schatten des Kirschblütenbaumes und ging ein paar Schritte auf den Magier zu, dann wiederholte sie ihre Frage. „Wirst du im folgen oder wirst du wieder davon laufen?“ // Was meinte sie damit?! Wem folgen…? // Die Herrin des Hauses hielt es wohl für unnötig ihren Gegenüber darum zu bitten sich zu ihr umzudrehen um ihr in die Augen zu sehen wenn sie mit ihm sprach, denn sie wusste bereits was er antworten würde. Wind lies das Kleid der Hexe für einen kurzen Moment aufwehen und auch das goldene Haar des jungen Mannes viel ihm nun wirr und zerzaust ins Gesicht, ließ nur vermuten was sich in jenem Moment in seinem Kopf abspielte. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er ballte die Hände zu Fäusten, die stumpfen Fingernägel tief ins Fleisch gedrückt. „Er ist gegangen? Er ist wirklich gegangen?“ Yuko nickte und obwohl er dies nicht sehen konnte wurde ihm plötzlich übel. Das Gesicht eines Mannes erschien vor seinem inneren Auge. Dieser Mann lächelte. Ein Lächeln voller Hass und Verachtung für ihn, für seine Schwäche. Er erinnerte sich an jene Worte Kuroganes und das auch er ihm einst sagte das er Schwache Menschen verachtenswert fand. Er lies den Kopf hängen und öffnete die Augen, den Blick starr gen Boden gerichtet. // Vielleicht bin ich schwach, aber…// „…Ich werde nicht mehr fliehen.“ Noch einmal erklang die Stimme einer Frau, doch sie schien schon meilenweit entfernt. „Vergiss nicht,…der Schmerz der uns zugefügt wird ist nicht die schwerste Last des Lebens. Viel schwerere legt sich eines Tages auf unsere Schultern der Schmerz, den wir anderen zugefügt haben.“ Dann verklang die Stimme und es wurde kalt, Schnee tobte und er öffnete die Augen. Er war zurück, zurück in Ceres. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)